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6335982
Åre 25982
SITEITSBIBLIOTHEEK GENT
900000065228
1
:
BEYTRÄGE
ZUR
GESCHICHTE
DER PHILOSOPHIE .
HERAUSGEGEBEN
VON
1
I. B ABD.
IV. S T Ü C K.
I EN A ,
BLY F R I E DRICH FROM MAN N.
UNIV
GESCHICHTE
DER PHILOSOPHIE .
HERAUSGEGEBEN
VON
179 6.
D.
1
ich
1
&
ch
Inhalt
>
1
3. Ueber den Begrif der Geſchichte der Philo .
ſophie. Von Herrn Rath Reinhold . Seite 3
1
6. Anhang zur vorhergehenden Abhandlung :
Eine kurze Vergleichung der Kritik der
reinen Vernunft und der Theorie des
23 ZUR
GESCHIC
HTE
1
DER PHILOSOPHIE
.
ERSTES
S T ück.
A
!
1
1
ÜBER DEN BEGRIF
DER
i
A4 Die
Die Definition einiger Anhänger der Leib. M
nitziſch - Woliſchen Schule , welche die Philo
ſophie in der Wiſſenſchaft der zurei 4
11
1
1
daś Philoſophifche, was wir dem Rai.
ſonnement und folglich dem Gebrauche der
Vernnnft verdanken . , Wahrgenominen
wird das Daleyn des Dinges und ſeiner
Beſchaffenheiten ; gedacht wird die Art und
Weiſe, wie das Ding mit ſeinen Befchaffen
heiten und andern Dingen zuſam nie n .
hängt . Die Sinne liefern uns das Mannig
faltige , welches den Stoff unfrer Erkennt
niffe von den Gegenſtänden der Erfahrung
ausmacht , die Vernunft fchaft die Einheit
herbey , durch welche. alles Mannigfaltige
unfrer Erkenntniſſe überhaupt zuſammenhängt.
Gleichwie nun unter demjenigen
demjerrigen , was fich
durch den Gebrauch der Sinne in der Erfah
rung wahrnehmen läſst, das Object der
Geſchichte im eigentlichſten Sinne des Wor
tes verſtanden wird : lo mufs unter dem durch
keine Erfahrung beſtimmten und durch den
Gebrauch der Vernunft allein erkennbaren
Zufammenhang der Dinge überhaupt , oder
alles Vorſtellbaren das Object der Philo
ſophie gedacht werden , und Philofophie im
ſtrengſten Sinne des Wortes ift Wiſſenſchaft
des beftimmten von der Erfahrung un
abhängigen Zuſammenhanges der Din
ge. Da man bey dem gegenwärtigen Zuſtande
der
I2
>
16
war
durchgängigem nothwendigen Zuſammenhange
gedacht werden müſſen ; - alles dieſes läſst zeig
fich durch keine Wahrnehmung , und folglich gelt
auch durch keine Erfahrung, die der Inbegrif bau
von Wahrnehmungen iſt , und ihre Verknü . ten
1
23
1
}
35
ÜBER
37
I
1
DER
ÄLTESTEN GRIECHISCHEN
PHILOSOPHIE .
C 3 die
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C4 ge
40
1
1
42
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- ར
43
45
ficher. Bey den häufig vorkommenden
Widerſprüchen der Nachrichten hat man fich
genöthiget geſehen , feſtzuſetzen , welches
Schriftſteller's Anſehen in folchen Colliſions :
fällen für überwiegend zu halten ſey. Wer
würde nicht gern mit Bruker , Meiners , Tie
demann u. a. für Ariſtoteles ſtimmen , wenn
nur , wie erwähnt , das Geſchäft der Kritik
an ihm vollendet , und wenn nur ferner die
alte Streitigkeit über die Unpartheylichkeit
dieſes Schriftſtellers völlig entſchieden wä
re * ). Aber davon abgeſehen , ſo weiſs ich
nicht, ob ſich in einem denkenden Kopfe
nicht bisweilen einiges Mistrauen gegen die
Unbefangenheit eines Philoſophen regen ſoll
te, welcher aus einem Verſe Homers **) die
Lehrmeynung dieſes Barden über den Zufam .
menhang zwiſchen Denken und Empfinden
herleiten konnte. Ich ſage Unbefangen
beit ; denn wer die Geſchichte der Home
riſchen Geſänge in ſpätern Zeiten kennt, wird
es
Fülleborn .
XENO
59
1
cina
X E N O P H A N E S.
EIN VERSUCH .
60
1
66
$
70'
etwas anzunehmen , was von dieſer Bedin.
gung nicht weiter bedingt iſt. Alle Specula .
tionen von der Xenophaniſchen an bis auf
die letzte, die je geinacht werden wird, bür.
gen für dieſe Forderung der Vernunft als ei
ne Thatſache . Eben ſo beweiſen ſie aber
auch , daſs , wenn dieſes Annebmen von Et
was unbedingtern , dieſes Denken einer Voll
ſtändigkeit nicht für eine uns weſentliche
Vorſtellungsart , ſondern für eine den Gegen
ſtânden ſelbſt zukommende Beſchaffenheit an.
geſehen wird , der auffallendſte widerſpruch
entſtehe. So lange wir nehmlich nur ſagen :
wir müſſen uns vermöge unſerer Vernunft
eine gewiſſe Einheit in der Reihe der Wahr
nehmungen denken ; ſo lange kann uns dieſs
keine Sophiſtik ſtreitig machen , oder etwas
aufſtellen , was unſere Vorſtellungsart wider
legte. Ganz anders iſt es , wenn wir ſagen ,
dieſe Einheit iſt wirklich vorhanden : denn
alsdann können wir uns nicht mehr auf un
ſere nothwendige Vorſtellungsart berufen ,
um diejenigen abzuweiſen , welche dieſe vor.
handene Einheit läugnen : alsdann hat die
Vernunft ein gleiches Recht und gleiche
Gründe , zu behaupten , die Reihen der
Wahrnehmungen ſind endlich , (die Welt
hat
hat einen Anfang, fie iſt dem Raume nach
begränzt, die Elemente der Körper find ein,
fach , es giebt Wirkungen , die einen abſolu ,
ten Anfang haben , die Reiben der zufälligen
Dinge hängen von einem nothwendigen Wes
ſen aby) denn wenn Sie vollſtändig ſeyn ſol-,,
len , fo muſs jede Reihe ein erſtes Glied ha
ben ; und zu behaupten , die Reihen der
Wahrnehmungen ſind unendlich , (die Welt
iſt unbegränzt und ewig , die Elemente ſind
zuſammen geſetzt, es giebt keine frey wir.
kende Urſachen , die zufälligen Dinge hängen
von keinem nothwendigen ab ,) denn wenn
fie vollſtändig ſeyn ſollen , ſo muſs jedes
Glied bedingt ſeyn. Beyde Behauptungen find
richtig, denn fie beruhen beyde auf gleichen
Prämiſfen, sie ſind unwiderleglich , denn hie
flieſsen aus dem Weſen der (misverſtandenen )
Vernunft.
Alle Folgerungen, welche man immer
aus dieſer Behauptung ziehen mag , können ,
ſo wie die Sätze ſelbſt, denjenigen nicht be.
unruhigen , der jene Einheit für nichts weiter
erkennt , als für eine ſubjective Vorſtellungs
art , um ſich die Erfahrungen vollſtändig und
in einer gewiſſen Ordnung und Verbindung
denken zu können , der alſo niemals weiſs
E 4 und
72
*) Ariftoteles Metaph. 1. 5. -
1
75
ſte , mit einem Worte , als das Allgenung.
ſamſte.
1
Dieſes individualifirte Univerſum , dieſer
Gott iſt Einer , denn er iſt der Vollkommen
Ite. Wären ihrer zwey oder mehrere , ſo
wäre er nicht mehr der Vollkommenſte , die
andern wären dann eben fo vollkommen .
Ueberträfen Sie einer den andern in man .
chen Stücken , ſo wäre keiner Gott. Wären
ſie einander gleich, ſo wäre keiner beſſer
oder ſchlechter , als der andre , folglich kein
Vollkommenſter. Gott iſt Einer , alſo nicht
endlich , nicht begränzt , in der Art , worinn
es die Erſcheinungen ſind, aber auch nicht
unendlich , wie es das Nichtexifrirende, das
bloſse Gedankending nur ſeyn kann . Er iſt
nicht unbeweglich , (nicht in Ruhe) und auch
nicht beweglich , weil alle Oerter im Univer
fum , diefes alſo in keinem Orte ift. Er iſt kei
nem Dinge ähnlich , keinein unähnlich , weil es
aufer. ihm kein Ding giebt , womit er könnte
verglichen werden . Er iſt ewig , denn aus
Nichts kann er eben ſo wenig entſtanden
ſeyn , als aus gleichem Weſen , denn gleiche
Weſen haben gleiche Eigenſchaften, keines
kann alſo hervorbringen , diefs müften fie
alle können : noch weniger aus ungleichen,
denn
4
76
4
1
78
philoſophiſche Welt , ſagt er , ſuchte bisher
den Grund unſerer Vorſtellung von den Sub
ftańzen nicht da , wo er allein zu finden war, ' '
ſondern dort , wo er ohne Widerſpruch nicht
gedacht werden konnte , auſer dem Vorſtel
lungsvermögen , in dem nicht vorſtellbaren
Dinge an ſich , der Spinoziſt in der Nothie
wendigkeit eines Einzigen Dinges an fich,
welches allein der Gegenſtand der Vorſtellung
eines bleibenden und abſoluten Subjectes iſt.
Das bleibende, fubſtanzielle an den Körpern
iſt Ausdehnung, an den vorſtellenden Weſen
Denkkraft. Das Bleibende der Ausdehnung
und der Denkkraft iſt die in dem Dinge an
fich befindliche Nothwendigkeit , das Unver
änderliche, in welchem die Ausdehnung und
Denkkraft als Attribute im Weſen ihren
Grund haben . Alles , was an den Körpern
veränderlich iſt , iſt nicht ihre Subſtanz , fon :
dern ein bloſses Accidenz ; wenn alſo alles,
was an den Körpern veränderlich iſt, von
79
1
82
* ) Metaph . 1.5.
**) Beym Sextus S. 380 Fabric, Ausea
83
Fülle born .
VON
1
84
1
1
*
Got gewiſs fisichib idenn es giebt ja auch
fchändliche und ungerechte Handlungěn ; der
Nothwendigkeit nicht, denn Handlungen ge
hören nicht unter die Dinge, welche fichi
immer gleich bleiben dem Schickſale nicht,
denn diefs erſtreckt ſich nicht auf zufällige
fondern blós auf nothwendige Dinge; eben
fo wenig der Natur, denn dieſe wirkt nur
in Thieren und Planzen ; noch weniger dem
Zufalle , denn die menſchlichen Handlungen 1
find keine ſeltſame und unerwartete Dinge ;
endlich auch der blinden Willkühr nicht, .
H
Atta , insa ,
vinst.or! is
1
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mo
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VORSTELLUNGS . VERMÖGENS.
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94
100
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lange jeder blos von dem ausgieng, was für
ihn ausgemacht war : und je mehr man die
yo
Gründe des Subjectiv ausgemachten auf,
zuſuchen ſich genöthiget fand , deſto dringen .
der muſte fich das Bedürfnis ankündigen, eso
G 3 was
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Grund
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A N H ANG
ZUR
VORHERGEHENDEN ABHANDLUNG ,
118
wei.
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129
)
dern eine Unterſuchung deſſelben , keine
I
Theorie , ſondern eine Vorbereitung zur
Theorie biefern wollte. Reinhold fucht einen
Colchen Grundſatz aufzuſtellen , auf dem fich
nicht blos die Kantiſche Kritik , ſondern alle
mögliche ächte , theoretiſche und practiſche
Philoſophie begründen laſſe ,' einen Grund
Tatz, der durch ſeine Gewiſsheit, Evidenz
und Feſtigkeit, der Wiſſenſchaft, welche er
begründen ſoll, eben dieſe Eigenſchaften mit
theile, der nicht ſelbſt aus der Philoſophie
U
oder einem Theile derſelben hergenommen
n fey ,'' keines philoſophiſchen Raiſonnements
✓
bedürfe , um wahr befunden zu werden,
2
. 134
Und
139
F.
! BEYTRÄGE
ZUR
G E SC HIC Η Τ Ε
DER PHILOSOPHIE .
ZWEYTES STÜCA ,
f
1
' ' ,
143
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1
2.
ERSTES BUCH
1
DER 1
ARISTOTELISCHEN METAPHYSIK .
IT. Sites
." ، " :
.
stil
ERSTES
145 1
ERSTES BUCH .
Erſtes Kapitel.
Sinnliche 'Wahrnehmung - Erfahrung - theore
tiſche Einſicht Wiſſenſchaft Weisheit.
In Platons Gorgias,
147
dem Socrates 'und andern Individuen helfen
werde , iſt ein Erfahrungsurtheil: daſs aber
ein Mittel einer beſtimmten Claſſe von Kran
ken z. B. phlegmatiſchen , choleriſchen , hitzi.
gen Fieberkranken zuträglich ſey , das iſt
ſchon ein Kunſturtheil.
Wie verhalten ſich aber Theorie und Er
fahrung gegen einander ? " In Abſicht auf das
Practiſche ſcheint zwiſchen beyden kein Un
terſchied zu ſeyn : vielinehr ſehen wir , daſs
Empiriker eher ihren Zweck erreichen , als
Leute , die Theorie ohne Erfahrung haben.
Erfahrung nemlich iſt die Kenntnis des Belon
dern , Theorie die Kenntnis des Allgemeinen .
+
Alle Lebensgeſchäfte haben es aber mit dein 1
1
Beſondern zu thun ; der Arzt beilt nicht den
Menſchen im Allgemeinen , er heilt den So.
krates oder Callias oder andre Perſonen , die
Menſchen find , Wer alſo Theorie ohne Er
fahrung hat , und das Allgemeine zwar er:
kennt, das Beſondre aber nicht, der wird
ſehr in der Heilkunde fehlen , denn sie hat
es mit beſondern Individuen zu thun.
Der Hauptunterſchied beſteht , dünkt mich,
darinn , daſs mit der Theorie eigentliches
Wiffen und Erkennen verbunden iſt, und
die Theoretiker inithin weiler find , als die
K 2 Em
148
Empiriker , in ſo fern wir die Weisheit über
1
haupt nach dem wiffen ſchätzen. Und das
je
ſchaften zuerſt in Aegypten , wo das Prieſter
10
volk keine Geſchäfte hat.
1
Ueber den Unterſchied zwiſchen Kunſe
Zweytes Kapitel.
Nähere Beſtimmung des Begrifs - Weisheit.
Und eben dieſe Willenſchaft iſt es, die ich
fuche. Laſſet uns aber zuvörderſt erforſchen ,
welche Urſachen und Prinzipe das find, de
ren Wiſſenſchaft die Weisheit ausmacht. Die
Vergleichung deſſen , was inan fich unter
1
153
Sie
1
155 !
TUTTI
Soviel von der Beſchaffenheit dieſer Wif
ſenſchaft, die wir ſuchen , und von der Ab
1 Sicht dieſer Unterſuchung und der ganzen
Abhandlung
Drita
1 Drittes Kapitel.
Ueber den Begrif: Urſache. Meynungen der älte .
ften Philoſophen über die Urſachen der Dinge.
Es iſt alſo erwieſen , daſs wir eine wiffen
1
ſchaft der erſten Prinzipe annehmen müſſen ,
(dann erſt dürfen wir ſagen , daſs wir etwas
willen , wenn wir die erſten Urſachen davon
! kennen.) Der Begrif Urſach wird auf vie.
rerley Art beſtimmt. Einmal bezeichnet er
Subſtanz und urſprüngliche Qualität, (das ur
ſprünglich - Erſte iſt das Unbedingte ; Prinzip
und Urſache iſt die Beſtimmung des Urſprüngo"
licherſten ,) zweytens Materie und Subject,
drittens Prinzip der Bewegung , viertens et
was , was diefem grade entgegengeſetzt iſt, 1
1
- 157
gegenwärtigen Abhandlung zu , Statten kom
denn entweder finden wir eine ganz
andre Urſache , oder wir werden von der
Gewisheit der jezt genannten , mehr über
zeugt.
Unter den älteſten Philofophen haben die
meiſten nur ſolche Prinzipe angenommen, die
in der Form der Materie beſtehen . Dasjenige,
ſagen ſie , woraus alle Dinge ſind, woraus fie
zuerſt entſtehen , und worein fie fich zúlezt
auflöſen , ſo daſs die Subſtanz bleibt und fich
nur nach Zuſtänden verändert, iſt der Grund .
ſtof und das Princip aller Dinge. Darum
glauben fie, entſtehe und vergehe eigentlich
nichts , weil eine ſolche Subſtanz immer
bleibt. Und ſo wie man z . B. nicht ſagen
könne, daſs Socrates an ſich werde , wenn er
rechtichaffen ,' oder wenn er ein Mulikus
wird , oder aufhöre , wenn er dieſe Eigen.
ſchaften verliert, weil das Subject Sokrates
dabey immer bleibe, eben ſo ley es mit al.
lem übrigen . Es müſse alſo Ein Weſen oder
mehrere ſeyn , aus welchen , ohne daſs fie
leiden , alles übrige entſteht. Ueber die Zah !
und Beſchaffenheit dieſes Grundprinzips ſind
fie indeſſen nicht einſtimmig.
Thales, der Anführer in dieſer Philoſophie,
nahm
158 .
nahm das Waſſer als Grundurfache an .
7
161
ir
ſchöpfen , fo in der Natur ein verſtändiges
) Welen , als die Urſache der Welt und der
1
Ordnung darinn annahm , ſcheint mir gegen
į
jene taumelnden Philofophen gleichſam , wenn
ich ſo ſagen mag , nüchtern. Dies war , ſo
viel wir wiſſen , Anaxagoras : doch ſoll Here
motimus von Clazomene dieſe Meynung noch
früher geäuſert haben. Alle , die ihr bey. 1
L Viere
162
Viertes Kapitel.
Fortſetzung .
Man kann annehmen, daſs Hefiodus der
erſte gewefen iſt , der dieſe Unterſuchungen
anſtellte , und wer etwan noch auſer ihm
Liebe und Verlangen zum Prinzip der Dinge
in der Welt machte , wie z. B. Parmenides.
Dieſer ſagt , wo er von der Entſtehung des
Weltalls ſpricht :
Von allen Göttern formte fie zuerſt den
Eros .
Und Hefiodus :
Vor der Dinge Beginn war Chaos , dann
wurde die Erde,
Dann ward der Eros , ſchöner, als die
Unſterblichen alle. :1
weil nemlich in den exiſtirenden Dingen ſelbſt
eine Urſache feyn muſs , die hie bewegt und
!
vereinigt. Da fich aber in der Welt auch
das Gegentheil von Gut , nicht blos Ordnung
und Schönheit, ſondern auch Unordnung und
Uebelſtand , mehr Uebel als Güt , mehr Uebel
ſtand als Schönheit , findet; ſo nahm einer
Freundſchaft und Feindſchaft als die Grund
urſachen von beyden an. Wer dies genau
verfolgt, und dem Sinne des Empedokles nach.
geht,
163
1
und Prinzip der Bewegung , wiewohl ſehr
dankel und unbeſtimmt, ungeübten Streitern 1
L 3 Fiinf.
166
1
)
Fünftes Kapitel. I
Fortſetzung
Pythagoräer. Parmenides. Xenophanes. Meliſus.
Unter ihnen aber und noch vorher kommen
die ſogenannten Pythagoräer in Betrachtung.
In der Mathematik geübt, und ich möchte
ſagen , darinn erzogen , gaben fie derſelben
überall den Vorzug , und nahmen mithin ang
daſs die Prinzipien derſelben zugleich Prinzi.
pien der ganzen Natur wären . Da fie nun
in den Prinzipen der Mathematik , den Zah.
len , mehrere Aehnlichkeit mit den Dingen
in der Welt fanden , als ſie in Feuer , Erde
und Waſſer zu bemerken glaubten ( ſo daſs
Gerechtigkeit , Seele , Verſtand , Zeit u. f. f.
jedes eine Affektion der Zahlen ſey) da ſie
ferner die Verhältniſſe und Gründe der Ueber
einſtiinmungen in den Zahlen , und mithin,
alle übrige Dinge den Zahlen gleich fanden ,
Zahlen aber eher , als die ganze Natur , ſeyen ;
ſo kamen sie auf den Satz , daſs die Elemente
der Zahlen die Elemente aller Dinge find,
und hielten das Weltall für eine Harmonie
und Zahl ; und was fie , nun in den Zahlen
und Harmanieen für Uebereinſtiinmung mit
den
1
167
deri Zaſtänden des Weltalls und ſeinen Thei.
len , und der Einrichtung des Ganzen entde.
ken konnten , das ſammelten ſie und wand .
ten es an. Fehlte ihnen etwas , ſo füllten ſie
es ſorgfältig aus , damit ihr Syſtem genau
zuſammenhienge. So z. B. da die Zahl 10
etwas vollkommnes und der Inbegriff aller
Zahlen ſcheint, ſo ſagten Sie, daſs es 10
Himmelskörper gebe. Weil man doch aber
deren nur 9 ſehen kann , ſo nahmen fie
noch eine entgegengeſetzte Erde , als den
1
10ten , an * ). Anderswo habe ich ſchon aus.
lo
führlicher darüber geſprochen . Warum ich
n
hier noch einmahl davon handle , geſchieht,
e um auch von dieſen zu lernen , was fie für
Is Grundurſachen annehmen , und wie ſie auf
fo dieſelben gekommen find .
e
Die Pythagoräer halten ' offenbar die Zahl
für den Grundſtoff, teils als Materie , teils
1
als Zuſtände und Beſchaffenheiten der Dinge.
Der Grundſtoff der Zahlen iſt das Grade und
i Ungrade, wovon das eine endlich , das andere
unendlich , iſt, das Eins aber beſteht aus beyó,
> den , denn es iſt grade und ungrade, aus
! dem Eins aber beſteht die Zahl, und die
L4 ganze
endlich unendlich
ungrade grade
1
eins viel
link recht
männlich weiblich
ruhend bewegt
grade krumm t
licht finſter
gut böle
vierek
oblong
ein Lehrfaz , den ſchon Alcmaeon von Croton
gehabt haben ſoll ,' er mag ihn nun von den
Pythagoräern oder dieſe von ihm angenom .
men haben. ( Denn Alcmäon lebte , als Pythago .
ras ſchon im hohen Alter war .) Seine Meynung
iſt der ihrigen gleich. Er behauptete nemlich ,
alle Dinge ſeyen in zwey Theile getheilt und
nannte dies entgegengeſezte Beſchaffenheiten ,
doch nahm er nur ganz unbeſtimınte , z. Bo
weiſs, ſchwarz
ſüſs, bitter
gut, böſe
klein ,
gros
nicht,
. 169
Einige nicht, wie die Pythagoräer, beſtimmte an .
Leihen Alcmäon alſo ſprach unbeſtimmt darüber ,
enbei die Pythagoräer aber beſtimmten genau, wie &
* ) verg !. I. c . 3.
171
Sechſtes Kapitelo
Fortſetzung
Plato . Summariſche Ueberſicht des vorigen.
Nach den angeführten philoſophiſchen Syſte
men entſtand das Platoniſche , welches in
vielen Puncten dem Pythagoriſchen folgt, aber
auch verſchiedenes hat, was die Italiſchen
2
Philoſophen nicht haben * ). Platon gieng in
frühern Jahren zuerſt mit dem Cratylus um ,
und
ins
aus ihr , wie aus einem Urbilde , alle übrige
Zahlen , auſer den Einheiten , gebildet were
den. Allein in der That findet ſich das Ge
genrheil, und dieſe ganze Vorſtellung iſt der
Vernunft zuwider . Sie ſagen , aus einer Ma
terie werde viel, aus einer Idee aber nur
Eins. Allein aus Einer Materie wird doch
2. E. nur Ein Tiſch , aber nach einer Idee
kann jemand mehrere Tiſche bilden. Eben
ſo verhält ſiehs mit Mann und Weib. Das
Weib wird durch eine Vermiſchung fchwan .
ger , der Mann aber macht mehrere ſchwan
ger. Dies ſind Platons Lehrſätze.
Es ergiebt fich aus dem obigen , daſs er -
nur zwey Prinzipe annahm , eines , welches
das Weſen der Dinge , das andre, welches
das Materielle betrift. Die Ideen find Grund.
urſachen von dem Weſen aller andern Dinge,
das Eins aber und irgend eine ſubſtanzielle
Materie , wornach die Ideen gebildet ſind,
ift Urſache der Ideen. Iene werden in den
ſinnlichen Dingen , das Eins in den Ideen
prädizirt ; die Dyas iſt das Groſse und Kleine.
Die
- 176
Die Urſachen des Guten und Böſen legte er
beyde den beyden Prinzipien bey , worüber
ſchon einige jener ältern Philoſophen , z. B.
Empedokles und Anaxagoras, tiefere Unter .
ſuchungen angeſtellt haben.
Ich bin 'hier alſo in der Kürze dás Wed
ſentlichſte der Meynungen verſchiedener Phi
lofophen über die Prinzipien und über die
Wahrheit durchgegangen , und habe ſo viel
beinerkt, daſs keiner von ihnen allen etwas
anders geſagt hat , als was ich in den Bü .
chern über die Phyfik feſtgeſezt habe. Sie
ſind alle , wiewohl ziemlich dunkel, auf dieſe
Lehrſätze geſtoſſen ,' Einige nehmen die Ma
terie als Prinzip an , fie mögen ſie nun für
Eins oder für Mehr , für körperlich oder
unkörperlich erklären , wie Platon das Gros
und Klein , die Italiſehen Philoſophen ihr
Unendliches, Empedokles Feuer , Erde, Waf
ſer und Luft, Anaxagoras die Unendlichkeit
des Gleichartigen. Aber dieſe alle und auch
diejenigen , welche Feuer , oder Luft , oder
Waſſer , oder etwas Dichteres als Feuer , und
etwas Dünneres als Luft annehmen , (denn
auch ſo etwas haben einige für den Erſten
Grundſtoff erklärt) find nur bey dem einen
Prinzip ſtehen geblieben. Andre, die Freund
fchaft
177、
Siebentes Kapitel.
Prüfung und Widerlegung der Lehrlätze jener alten
Philoſophen .
Wie ſehr nun zuvörderſt alle diejenigen irren,
die das All für Eins , für Eine Natur ; für
körperliche und ausgedehnte Materie erklä .
ren , ergiebt ſich augenſcheinlich. Denn fie
geben nur Elemente der körperlichen Dinge
an , nicht aber der unkörperlichen , deren es
doch auch in der Welt giebt; und indem ſie
die Urſachen der Entſtehung und Vernich
tung zu entwickeln ſuchen , und überall phy
fifelie Unterſuchungen anſtellen , fo heben fie
die
Y
179
1
fände ſchon eine Abſonderung ſtatt. Alles,
fagte er , ſey vermiſcht, nur das verſtändige
Weſen nicht , dieſes ſey allein unvermiſcht
und rein. Folglich nahm er zwey Prinzipien
an , das Eins an fich (welches einfach und
unvermiſcht iſt) und noch ein andres Weſen,
das unbeſtimmte , ehe es beſtimmte Beſchaf
fenheiten und eine Form erhält .. Indes er.
klärt er ſich weder beſtimmt noch deutlich,
obſchon dieſe Lehrſätze den ueuern zieinlich
ähnlich ſind , die noch jetzt Beyfall haben.
Doch dies gehört mehr zu dem Kapitel über
das Entſtehen , Vergehen und die Bewegung.
Denn alle dieſe Philoſophen ſprechen faſt nur
von den Grundſtoffen und Urſachen der Sub
ſtanz', als ſolcher.
Diejenigen , die ſich mit der Betrachtung
der Natur aller Dinge beſchäftigen, und einige
für ſinnliche , andre für unſinnliche halten,
unterſuchen beyde Arten von Prinzipen. Bey
dieſen haben wir uns vorzüglich aufzultalten,
um für unſre gegenwärtige Materie zu prü
fen , was in ihren Behauptungen richtig oder
falſch iſt. Die ſogenannten Pythagoräer be
dienen fich der Grundſtoffe und Urſachen
ganz anders , als die Phyſiker , weil ſie ſie
nicht aus finnlichen Dingen entlehnen . Denn
mathe
183
beſtimmen . 8
Ferner , wie ſoll man das nehmen , daſs €
195
niſſen aller oder einiger Dinge, und entweder
aus Beweis oder Dehnition , Denn die Bew
griffe, woraus die Definition beſteht, muſs man
doch ſchon vorher kennen. Und eben ſo bey
der Induction .) Iſt uns dieſe Wiſſenſchaft
angebohren , ſo iſt es doch ſonderbar , daſs
wir uns des Beſitzes einer ſo vortrefflichen
Sache nicht bewuſst Gnd . Ferner wie kann
man die innern Beſtandtheile der Dinge mit
Gewisheit erkennen ? Hier iſt viele Schwie .
rigkeit. Man kann hier eben ſo verſchieden
denken , wie über manche Sylben. Einige
Lagen , daſs die Sylbe Sma aus S M und A
beſtehe, andre nehmen einen ganz andern un
bekannten Ton 'an. ' Noch mehr wie kann je
!
mandi finnliche Dinge erkennen , der keine
!
BROBE
1
197
1
1
PROBE EINER ÜBERSEZUNG
AUS DES
ERSTES BUCH .
1. Kapitel
Von dem Hauptunterſchiede der Philoſophen.
BeimSuchen einerSache ſind drey Fälle mög.
lich. Entweder man findet sie ;: oder inan bey
kennt, daſs man fie nicht gefunden habe und
daſs das Suchen fruchtloſs fey ; oder man hofft
he noch zu finden . Eben ſo geht es auch bei
N3 den
* ) Die Umſtände erlaubten es nicht, mit dem Hrn ,
Verfaſſer über dieſen Beytrag inen Unterhandlung
b
men r läge
heit genomenten, hin und wiede die Vorſch
des Recenſ merkienn der Allg , Lit. Z. 1792. No.
307. mit anzu .
I Der Herausg
198
den Philoſophen . Einige behaupten die Wahr
heit gefunden zu haben , andre verfichern ,
daſs es nicht möglich ſey fie zu finden ; und
andre hoffen noch von ihrem fortgeſezten Sus
chen . Die erſtern , die ich im Belize der
Wahrheit wähnen , führen den Namen der
Dogmatiker. Zu dieſen geboren die Ariftoteliker,
die Epikuräer , die Stoiker und einige andre .
Zu den zweyten , die fich für die Unmöge
lichkeit die Wahrheit zu erkennenlerklären
gehören die Schulen des Klitomachus und Kar.
neades und andre - Akademiker. Die dritten
endlich , die noch nach ihrem Beſize ſtreben ,
find die Skeptiker. Man kann alſo mit gutem
Grunde die Philoſophen überhaupt in drei
Hauptpartheien eintheilen , in Dogmatiker, Akas
demiker und Skeptiker.
Ich überlaſſe 'es andern von den beiden
erſtern Partheiên za ſprechen , und ſchränke
mich darauf ein , das Syſtem der Skeptiker,
meiner gegenwärtigen Einſicht gemals, in einem
kurzen Grundriſs darzuſtellen . Ich erinnere
aber hier voraus , daſs nichts von dem was in
der Folge geſagt wird ſo zu verſtehen ſey, als
hätte ich es für durchaus und nothwendig wabr
ausgeben wollen. Ich gebe von allem, nur ſo wie
ich es iezt einſehe, bloſs hiſtoriſchen Bericht.
ci
199
ng 2. Kapitel.
ad Von den Gefichtspunkten *) bei der Betrachtung
US des Skepticismus.
er Die Betrachtung der Skeptiſchen Philoſophie
er hat einen doppelten Geſichtspunkt, einen alla.
ery
gemeinen und einen beſonderen. In dem erſtern
3
re werden wir zeigen , i'worinn eigentlich die
Skepfis ſelbſt beſtehe. Wir werden den Be
griff von Skepſis beſtimmen ; ihre Principien
und ihre Gründe , ihr Kriterium und ihren
ten
Zwek angeben ; ihre Beweilsarten für das da.
реп,
hin geſtellt ſeyn laſſen , den Sinn' ihrer Skeptio.
em
ſchen Formeln , und endlich ihren Unterſchied
trei
von den verwandten Syſtemen aus einander
ſezen . In dem zweiten beſondern Gefichts .
ika
punkte werden wir hernach unfre Widerle.
den gungen der einzelnen philoſophiſchen Wiſſen
ike
Ich beginne meine Be
ſchaften aufſtellen .
seri trachtung mit dem erſtern Geſichtspunkte,
emi und zwar zuerſt mit Aufzählung der ver :
ere
ſchiedenen Benennungen , welche man der
Skeptiſchen Schule beigelegt hat.
als
ah1
vie N4 3.
* ) Theilen ,
Rec ,
200
3. Kapitel.
Von den verſchiedenen Namen der skeptiker,
Man nennt die Skeptiſche Schule auch – die
Zetetiſche , : Unterſuchende , weil ſie fich mit
Unterſuchen und Prüfen beſchäftiget; die
Ephektiſche, Zurükhaltende , weil der Skepti:
ker nach der Unterſuchung zur Zurükhaltung
feines Urtheils fich genöthiget fühlt; - . die
Aporetiſches Zweifelnde, entweder wie einige
ſagen , weil fie überall noch zweifelt und zu
unterſuchen førtfährt , oder wegen ihrer Un
entſchloſſenheit zum Annehmen oder Verwer .
fen einer Meinung ; die Pyrrhoniſche, leit
Pyrrho , ein Mann von mehr Feſtigkeit und hel.
lerem Blike als irgend einer ſeiner Vorgänger,
in der Skeptiſchen Schule aufgetreten iſt.
4. Kapitel.
Von dem Begriffe der Skepſis.
Die Skepſis iſt das Vermögen , finnliche und
intellektuelle Gegenſtände in jeder Rükficht
untereinander entgegen zu lezen , wodurch
man , wegen des Gleichgewichts der wider.
Iprechenden Sachen und Gründe , zuerſt zum
Unentſchiedenlaſſen , und dann zu der daraus
ent
201
er
um alle Arten des Entgegenſezenspe lowohl
elt der finnlichen oder der intellektuellen Gegen
el ſtände unter fich ſelbſt, als beider wechſelſeitig
er
gegen einänder zu bezeichnen. Oder es läſst
ſich auch auf finnliche und intellektuelle Gegen .
ſtände beziehen , und ſoll zu erkennen geben,
daſs wir beides überhaupt in dem gewöhnli
chen Sinn nehmen , bhne zu unterſuchen , wie
jene durch die Sinnlichkeit oder dieſe durch
die Vernunft vorgeſtellt werden . Unter wider .
fprechenden Gründen verſtehe ich, nach der ein
fachſten Bedeutung desWorts , Colche , die ſich
nicht vereinigen laſſen , nicht beſtimmte Ver
N 5 neis
5. Kapitel.
Von dem skeptiker.
Durch den Begriff des Skepticismus iſt zugleich
auch der Begriff eines Skeptikers beſtimmt,
Ein Skeptiker iſt nämlich derjenige , der das
Vermögen der Skeplis hat.
6. Kapitel.
Von den Principien der Skepſis.
Die Haupt - Veranlaſſung zur Skephis war wohl
das Verlangen nach einer ungeſtörten Ruhe
des
*) Ueberzeugung Reg.
+
203
.
+
204
8. Kapitel.
Ob die Skeptiker eine eigne Sekte ausmachen ,
Wir können dieſe Frage eben ſo wie die vorige
behandeln . Heiſst man eine Sekte das Anneh.
men mehrer Dogmen , die unter fich ſowohl
als mit den Erſcheinungen übereinſtimmen ;
verſteht aber unter Dogma eine Entſcheidung
1
über etwas Nichtanſchauliches : fo machen die
Skeptiker keine Sekte aus. Eine Sekte kann
aber
19
206
9. Kapitel.
Ob die Skeptiker Naturforſcher ſeyen ?
Auf eben die Art verfahre ich auch bei der
Frage : ob die Skeptiker Naturkunde treiben
müſſen ? Inwieferne man nämlich bey dieſer Be
ſchäftigung zur Abficht haben kann , über die
!
von den Naturforſchern aufgeſtellte Dogmen
eine befriedigende Entſcheidung geben zu kön.
nen ; inſoferne werden keine ſolche Unterſu .
4
10. Kapitel.
Ob die Skeptiker die Erſcheinungen läugnen .
Man muls offenbar die Skeptiker ganz miſs
verſtanden haben, wenn man ſie þeſchuldigt, daſs
he die Erſcheinungen verwerfen. Denn fürs erſte
läugnen wir nicht , wie ich auch vorhin ſchon
bemerkt habe, das Afficirtwerden unſrer Sinn
lichkeit; dies nöthigt uns aber ein Afficirendes
anzunehmen , welches eben die Erſcheinung iſt.
Fürs zweite aber indem wir zweifeln , ob der
äuſſere Gegenſtand ſo beſchaffen fey, wie er uns
erſcheint, fo geben wir ja eben dadurch ſelbſt
zu , dafs etwas ſey , was erſcheint. Wir zwei 1
11. Kapitel
Von dem Kriterium der Skeptiker,
Daſs wir uns nach den Erſcheinungen richten,
erhellt aus dem , was ich von dem Kriterium
der
209
5
er meynt , von phyfifchen Uebeln geplagt zu
werden. Rec.
213
13. Kapitel.
Von den Haupt- Beweiſsarten der Skeptiker.
14. Kapitel.
Von den zehen Beweilsarten.
222
7s
vi - Wie nämlich einerlei Speiſe , die wir ge.
in nieſſen , eine Blutader oder eine Schlagader,
en
ein Bein oder ein Nerve oder ein anderes
Glied werden kann, inwieferne fie eine ver
ad ſchiędne Wirkung hervorbringt, je nachdem
11
fie von einem verſchiednen Theile des Kör ,
d pers aufgenommen wird ; wie ein und eben 1
1
durch welche der Stoff zu denſelben gelie .
fert wird.
- Noch einleuchtender beſtätiget dies die ,
Verfchiedenheit delfen , was die Thiere be
gehren oder verabſcheuen. Z. B. Balſam iſt
den Menſchen ſehr angenehm , den Skarabäen
und : Bienen hingegen unerträglich . Oel iſt
für einige Menſchen heillam , tödtet aber Wese ,
pen und Bienen , wenn fie damịt beſprüzt
wer
i
224
werden . Meerwaſſer iſt den Menſchen 'wi
derlich und ſchädlich , den Fiſchen hingegen
das ' angenehmſte Getränk. Die Schweine
wälzen fich lieber im ſtinkendſten Kothe , als
in klarem und reinein Waſſer, Ferner , eie
nige - Thiere nähren'fich von Kräutern , andre
von Stauden , andre von Holz , andre von
Saamen , andre von Fleiſch , andre ' von Milch ,
Einigen iſt in Fäulniſs übergegangne, andern
friſche Nahrung , einigen rohe , andern künfts
lich zubereitete Speiſe lieber, Ueberhaupt iſt
nicht ſelten das , was einigen Thieren ange
nehm iſt, andern unangenehm , unerträglich
und ſelbſt tödtlich .2, B, vom Schierling
werden die Wachteln fett, und von Schweins,
bohnen die Schweine. Den leztern find
auch Salamander , ſo wie vergiftete Thiere
dem Hirſche und Skarabấen der Schwalbe;
eine angenehme Speiſe. --- Ameiſen und Elfig
fliegen verurſachen uns Schmerzen und Bauch .
grimmen , wenn wir ſie eſſen ; der Bär hin
gegen gebraucht ſie als Heilmittel gegen eine
gswiſſe Krankheit. Ferner , die Schlange fällt;
in Betäubung bei der Berührung eines Buchen
zweiges; die Fledermaus beim Berühren eines
Platanusblattes. Der Elephant flieht vor ei
nem Witter , der Löwe vor einein Hahn , der
1 Wall
225 .
主
entre 226
7
Ob die ſogenannten unvernünftigen Thiere
Vernunft beſitzen ?
.
hen auch die übrigen Tugenden , welche,
ܙܐ nach dem eignen Ausſpruch der Philoſopher,
! nicht viele Menſchen haben. Er zeigt auch
į Entſchloſſenheit im Rächen erlittener Belei
P 3 digun
1
Ano 1
to 235
A n hange
WORTE
1
239
oder Puncte ,
worauf fie ihre Enthaltung
von allem Urtheil gründeten , und Worte,
womit ſie dieſe Eroxy äuſerten . Vielleicht
es iſt möglich - ich kann nichts beſtimmen
eins wie das andere
1 ich begreife es nicht
jeder Grund hat einen andern gegen fich
find einige dieſer Worte,
Erſtes Wort.
So erkennet der Menſch .
Q Worinn
242 1
1
ſehe die Gegenſtände. Nicht anders verhält
es ſich beym Vorſtellen : ich empfange einen
Eindruk und nuche ihn zur Vorſtellung.
Allo Möglichkeit zu empfangen (Receptivität)
und Möglichkeit das Empfangne zu ordnen , zu
bilden , ( Spontaneität) find die Grundbeſtand.
theile meines Vorſtellungsvermögens. Mich
dünkt , ' nichts iſt natürlicher , nichts deut
licher .
Was von
der Gattung gilt , gilt auch
von der Art. Erkennen iſt eine Art des -
Vorſtellens.
Wenn Etwas da jſt, was einen Eindruk
auf mich macbt , wenn ich dieſen Eindruk
aufnehme, feſthalte , ihn von andern unter
Scheide, mit andern vergleiche: lo erkenne
ich dieſs Etwas..
Il
243
Iſt denn aber ein Etwas da , macht es
Eindruk auf mich , kann ich dieſen bear.
beiten , wie kann ichs, und woher weiſs
ich , daſs das iſt und daſs ich dies karin ?
So zweite ich noch . ' . Ich will meinen Zwei
fel aus Erfahrungen "löſen .
Wenn ich dieſen Baum ſehe , diefen Ton
höre, dieſen Duft rieche , ſo iſts doch et
was ganz anders , als wenn ich Tugend, Geiſt,
Freiheit denke. Hier iſt nichts , was ich
Gegenſtand nennen könnte , kein Eindruk
auf mich , kein Empfangen des Eindruks :
ich getraue mich nicht zu ſagen , daſs ich
Tugend , Geiſt, Freyheit erkenne. Noch
ſah ich nie etwas , noch erfuhr ich nie
etwas , was Tugend , Geiſt , Freyheit war :
Wenn ich nachdenke , wie mir alles er
ſchien , wie es auf mich wirkte , was ich
fah , hörte , mit einem Worte , was ich
anſchaute , wie alle äuſere Gegenſtände auf
mich Beziehung gewannen : ſo muſs ich fa
gen , fie waren alle aufer , neben , hinter,
vor einander , alle hoch , breit , lang , und
ſo ferner , und wenn ich auch dieſe Eigen
ſchaften zuſammt der Farbe , Geſtalt, Schwe.
re hinwegdenke , fie waren
ausgedehnt,
waren im Raume , d. h. irgendwo , ich nenne
Q2 diels
244
7
245
d. h. in Beziehung auf vorſtellende Weſen
zukommt ?
Es wären alſo ſchon zwey Formen meines
Vorſtellungsvermögens gefunden.
Wenn ich nun aber die Vorſtellung, 2. B.
dieſes Buches, zergliedere , ſo iſt offenbar
noch mehr darinn , als bloſs - . Gegenſtand
im Raum und Zeit vorgeſtellt. Ich kenne
-기
247
Dieſer
1
249
250
-1
gends in der Erfahrung Schein , Täuſchung ;
was
1
251
auch nur er .
is . Zweytes Wort.
Auferhalb der möglichen und wirklichen Erfahrung
ift blos Schein .
;.
}
R Drita
258
. Drittes Wort.
>
259
Du lebſt in der Zeit , du wirft , änderſt
dich und hörſt auf in der Zeit. Nimm an,
Zeit ſey Bedingung deines Seyns und Erkena
nens und Thuns, und frage nicht, wie fie
u willen ſonſt ſey. Sie iſt ein Geheimnis der Natur :
nur der Weiſe hat den Schlüſſel dazu .
1
)
260
Viertes Wore.
Der Menſch erkennt nichts ; 'wie es an ſich ifte
/ :)
.
261
1
LIS ( chreken laſſen ,
418
Der Menſch erkennt nichts anders als
es für ihn erkennbar iſt , als es ihm er
ſcheint, als es ſeinen Vorſtellungsformen ge
ler
mäls iſt. Das Weſen der Dinge , wie es,
auferhalb der Beziehung auf ihn , beſchaffen
eit:
ift , vermag er nicht zu erkerínen : Erkenn..
barkeit iſt die lezte Beziehung der Dinge
und
auf ihn. Laſset ihn die Gegenſtände, die er
zu
erkannt hat , vergleichen , aus dieſen Ver.
icht
gleichungen Begriffe bilden , dieſe Begriffe
ldig verbinden , trennen , vervielfältigen , wie er
ens
will : er zợcifs deswegen doch von den Ge.
en
genſtänden nichts mehr , er denkt ſich nur
ull
mehr dabey,
Es iſt eitel, wenn sich die Metaphyſik
rühmt, fie kenne Dinge un fich. Bloſse Be
griffe, Ideen , Schlüſſe find keine Gegenflän.
de , 'am wenigſten Gegenſtände an fich .
:
ill
Der Aſtronoin ſieht durch ſeine Inſtru .
All mente den Mond. Diefs iſt die Erſcheinung
ennt
des Mondes . Er berechnet aber aus theorea
für
tiſchen Annahmen ſeine Gröſſe und Entfer
nung ,
und macht Schlüſſe über ſeine Geltalt
R 3 aus
262
Fünftesi Iort.
Denken iſt noch nicht Erkennen .
1
263
er
dieſe Begriffe auf keine Anſchauung gegrüne
det , laſſen fie ſich auf keine Erfahrung an .
wenden : ſo find fie leer , 'ohne Inhalt , ohne
Zwek , ohne Gewisheit.
21
Erkennen kann man nur in der An .
ſchauung vorkommende Gegenſtände Din
Ho.
men ?
einen
Sechſtes Jort
fage Die Philofophie iſt im Menſchen gegeben,
ley
Ellung
Unzähliche Philoſophen find aufgeſtanden,
nir. haben gelehrt, geſchrieben , Secten gebildet,
rliela und find gefallen und zum Theil vergeſſen
worden .
La 11. ,
生Š
; ܢ. ; ܀ ܐ ܙ:i :
BEYTRÄGE
zige
ZUR
chen
agen.
GESCHICHTE
und -DER PHILOSOPHIE .
ände
Ellen,
eben
HERAUSGEGEBEN
daſs
lenne, VON
und
GEORG GUSTAV FÜLLEBORN
S uns
PROFESSOR AM ELISABETHANUM IN BRESLAV,
eitel
Beſitz
DRITTES STÜCK .
17.9 3 .
i
KUR ZE
i
Bey dem Fortſchritte der Geſellſchaft war
das Bedürfnis der Geſetze und Verträge im
11, mer dringender geworden. Es fanden fich
el daher einzelne Männer, die von gröſserer
r Erfahrung und geübterm Nachdenken unter:
u. ſtüzt , ihren Mitbürgern Eidrichtung und
ce
Geſetze gaben , ihnen Thätigkeit , Ordnung
ad und Sitten empfahlen , und ſie auf die Folgen
der Laſter und Unordnungen aufmerkfain
cha machten. Es find Lebensregeln und gutge
eng meynte Vorſchriften , die uns das Glük in .
LaS, den Gromen einiger alten Weiſen erhalten hat :
uch nicht tief durchdachte Moral, nicht a}]gemeine
en : Grundſätze des Handelns, ſondern Maximen ,
in der eingeſchränkten Erfahrung entſtanden ,
all und für einen kleinen Kreils von Erfahrungen
ete
brauchbar: geſungen von den ' grauen Vätern
Die der Nation , und in dem Munde der Kinder
on und Kindeskinder erhalten,' als die älteſten
ind Orakel der erſten Geſetzgebung und Lebenss
.on weisheit.
nd
hr So lange die Einbildungskraft das herr
eit ſchende Seelenvermögen iſt und das iſt file
in der Kindheit des einzelnen Menſchen , und
ganzer Nationen immer ſo lange geht die
A4 Auf
8
.
den Anfang ihres Philoſophirens mit der Be.
' trachtung über die Welt um fie her, und
deren Entſtehung und Veränderung , machten .
Vorbereitet zu dieſer Art von Unterſuchun
gen durch die Traditionen aus der Vorwelt,
und aufmerkſam gemacht durch die bemerkte
Veränderlichkeit der äuſern Formen und
Beſchaffenheiten der Dinge , richteten Sie
ihr ganzes Nachdenken auf das Problem :
woher iſt dieſe ſichtbare Malle von Dingen ?
wann fieng ſie an ? worąus beſteht fie ? Sie
nahmen den Faden auf, den die alte Tradi
tion fallen liefs , und anſtatt fich mit den
perſönlichen Endurſachen zu begnügen , löſten
fie alles in Folge und Wirkung und Fortdauer
auf, und forſchten nach Urſach , Grund
und
}
was
und Anfang. Um die erſteren zu entdeken,
Allen, zerlegten fie in Gedanken die zuſammenge.
äftigt fezten Weſen in ihre einfachſten Beſtandtheile ,
Auge and fanden dann in den vier Elementen oder
s mit deren phyhſchen Eigenſchaften den Keim des
arung Uriverſums. Einige lieſsen aus dieſen Grunds
Frage: ftoffen das All ſich ſelbſt entwikeln , andere
r lebt nahmen noch eine belebende Kraft an , ' wel
Erlicha che daſselbe gebildet habe. Aber da doch
opheng dieſe Urſtoffe einmahl da geweſen ſeyn müſsen ,
wenn
er be aus ihnen etwas entſtanden ſeyn ſoll,
und und da ſie doch nicht aus einem Nichts gewor
chten. den ſeyn können ; ſo fanden fie den Anfang
chun der Welt - in der Ewigkeit, d. h. Sie nah
-welt, men an , diefst. All fey in ſeinen Grundprin
erkte cipien von je und je da geweſen. Iſt das,
und ſo muſs auch alles , was iſt und wird , in
in fie Einem genauen Zuſammenhange unterlich
blem : ſtehen , als Wirkung Einer Urlaehe, als
ngen ? Theil Eines Ganzen ; ſo kann es fich auch
Sie im Weſentlichen nicht verändern , kann nie
aufhören. An dieſe Vorſtellungen ſchloſſen
den fich natürlich in einzelnen Köpfen Bilder und
öſten Formen an , die den abſtracten Ideen durch
Jauer körperliche Analogie zu Hülfe kamen .
rund
und A 5 Mit
11 Mit der Kosmologie begann alſo das erſte
zuſammenhängendere Nachdenken der grauen
.
Weifen . An dem Schwerſten verſuchte der
junge Geiſt der Philoſophie ſeine erſten Kräfte :
es war ein Ringen mit der Unergründlichkeit
der Natur : kein Wunder, ' wenn er unter
lag ; kein Wunder , wenn die Vorſtellungen
und Philofopheme aus jenen Zeiten manchem
neuern Weiſen unſinnig, elend und lächer
lich vorkommen. Wir ſtehen der Vorwelt
auf den Schultern , und wiſsen in dieſer Rük
ficht zwar nicht inehr, als ſie , aber doch
.
Mit der Kosmologie begann alſo das erſte webt init dem Zuſaminenhange ihres Denkens,
zulanmenhängendere Nachdenken der grauen als daſs ihnen nicht das Zeugniſs der Sinne
We fen. An dem Schwerſten verſuchte der und die durch Sie erworbenen Vorſtellungen
junge Geiſt der Philoſophie feine erſten Kräfte: hätten verdächtig 7werden ſollen : zumahl,
es war ein Ringen mit der Unergründlichkeit da der optiſchen Täuſchungen zu einer Zeit,
der Natur : kein Wunder, wenn er unter wo dieſer Theil von Kenntniſsen noch ganz
unbearbeitet war , viel mehrere und dieſe
lag ; kein Wunder , wenn die Vorſtellungen
und Philoſopheme ans jenen Zeiten manchem viel unauflöſslicher vorkommen muſten . Was
6
nenern Weiſen unſinnig, elend und lächere ihnen die Sinne vorhielten , konnten fie ent
lich vorkommen. Wir ſtehen der Vorwelt weder gar nicht, oder. doch nicht bis auf
die ' einfachſten Beſtandtheile erkennen lernen :
anf den Schultern , und wiſsen in dieſer Rík
kche zwar nicht mehr, als fie, aberdoch Ideen der Vernunft hingegen lieſsen ſich von
ſo viel , daſs wir nichts willen können allen Seiten ' anſehen , eine in die andere zer
legen , eine aus der andern folgern , eine
1
da es dein ungebildetern Denker ſo ſchwer dung, die groſse Macht der Phantahe wäli
wird , Tauſchung und Trug‘zu enthüllen : rend der Minderjährigkeit der Vernunft, die
ſo geſchah es, daſs einige Denker durch auf: Unvollkommenheit und das Sinnliche der Spra
gefundne Antinomieen und ſcheinbare Conſe che in Anſchlag bringt , die auch dem ab
quenz in überraſcht, auch an einem groſsen {tractdenkendſten KopfeFeſſeln'anlegen muſste.
Theile der Vernunfterkenntniſſe irre wurden :
ein Umſtand , der , wie aller Zweifel, das
Nachdenken übte und den Verſtand für die So wie ſich die geſelligen und bürgerlichen
Verhältniſſe und Pflichten nach und nach ſo
l'interſuchung der Wahrheit ſchärfte. Es gefällt
der jugendlichen Philoſophie, fich mit die. vervielfältigten und verwickelten , daſs die
poſitive Religion , die ohnehin auf Herz und
len Spielen des philoſophiſchen Witzes zu
unterhalten : fie frent fich der künſtlichen Leben nur wenig Einfluſs hatte , zur Leitung
1
Schlulle, womit fie blenden und verwirren der Menſchen nicht mehr zulangte : trat ein
kanu : die Dialectik kommt alſo empor, und Mann von ächtem Wahrheitsfinne und inniger
Theilnahme an der Menſchheit auf, und
theilt unter ihre Verehrer den Titel und Rang
rufte die Denker von jenen überhnnlichen
der Philoſophen aus. und bloſs theoretiſchen Speculationen ab , in
Einige phynhiſch -cosmologiſche Idaefefnenhüebietr dem er fie auf dasjenige aufmerkſam machte,
das Entſtehe und die Grundbeſch was der Menſchheit näher , faſslicher und
des All ; Zweifel an der Gewiſsheit eines ſeeliger ſey. Socrates wiels der Philoſophie
hen
großen Theiles der menſchlic Erkenntnils; ihre Arbeit unter den Menſchen an , auf den
e
und einige fyllogiſtiſch Vorübungen, find Marktplatze menſchlicher Handlungen , Leis
n
allo der Ertrag von den Bemühunge der denſchaften und Wünſche , in dem Getümmel
älteſten Donker ,' Wahrheit zu finden. Und bürgerlicher und geſellſchaftlicher Verbindun
gen und Verhältniſſe. Glaube an einen Gott
or iſt in der That anſehnlich genung, wenn
it
man die Langlainke einer jeden Selbſtbil. aus der Betrachtung der weiſen und gütigen
Ein
dung
6
14
nije ihrer Nachfolger dieſe Freyheit von trieb , ein Mittel, zu der allein wünſchens.
Bedürfniſſen in thieriſcher Blüſse , dieſe Un würdigen Ei9upice auch in dieſem Stüke zu
'shangigkeit von aller Convention in wilder gelangen , als eine Auflöſung des Problems,
L'nanſtändigkeit, dieſe Selbſtheit in Grobheit ſelbſt in den Augen ihrer Erfinder , geweſen
und Verachtung aller andern Menſchen fau zu ſeyn : und wirklich iſt fie durch alle die
chen würden ,
Schwierigkeiten der Aufgabe der leichteſte
Ausweg Für unumſtöſslich gewils konnte
Unterdeſſen hatte die ſpeculative Philolo. fie wenigſtens der beſcheidne Forſcher nicht
phie nicht unbearbeitet gelegen. Jene cosmo ausgeben , der fich überzeugt hatte, daſs
logiſchen Räthſel Jokten 'immer wieder von nirgends feſte Gewiſsheit ſey und daſs die
Deuem den Vorwitz der Denker an : aber Wahrheit in einer tiefen unzugänglichen Höle
nach dem Verhältniſſe der gröſsern Kultur verborgen liege , der ſelbſt in den morali
waren die verluchten Auflöſungen ſchon mehr fchen Scepticismus fiel, und alle Begriffe
zulumuenſtimmend und metaphyſiſch . Są von Recht und Unrecht für bloſse Producte
wie in frühern Zeiten einige Forſcher den der bürgerlichen Verabredung hielt: auch
U.ſprung des All in den phyfſchen Elemen der furchtſame Denker nicht, der es offen
ten oder deren Eigenſchaften gefunden zu herzig geſtand , er könne nicht ſagen , ob
haben glaubten , fo luchten ihn jezt die foges es Götter gebe oder nicht , weil ſowohl die
nannten Atomilten noch weiter hinaus, in Nichterkennbarkeit dieſer, Şache , als die
dem , was felbft früher, als alle Elemente Kürze des menſchlichen Lebens jeden Sterb
gedacht werden mülle , in kleinen einfachen lichen abhalten müſſe , hierüber beſtimmt zu
Stollen , die im unendlichen Raume vorhan fprechen.
den gewelin hind und durch Bewegung und
Zuſammenstoſs gebildet haben , was gewor. Bey einer allgemeinen Ueberſicht, wie
den iſt. Diele Hypothele ſcheint mehr eine dieſe , kann man nicht bey jedem einzelnen
Berulnigung für den unbefriedigten Forſchunlygs Manne und deſſen Vorſtellungsarten verweilen ,
trie B Aber
28
Aber ein Socrates und Plato laffen hch nicht ſtellung, welche überall in ſeinen Werken
fizlich ins Ganze verrechnen : fie ſtehen in herrſcht, und die Aehnlichkeit ſeiner Manier
ihrer Art iſolirt da , und wirken auffallender. mit der Socratiſchen , hat auf ſeine Zeitge
Piato hat, weit entſernt, ein philoſophie noſſen und Nachfolger einen ſehr vortheilhaf.
ſches Syſtem anfzuſtellen, in ſeinen Dialogen ten Einfluſs gehabt, indem fie von ihm gleich
eine Menge pbiloſophiſcher Ideen ausgeſtreut, fam freyer und dreuſter mit philoſophiſchen
die theils ungeſchmükt da liegen, theils unter Ideen uingehen , und ſie auf mehrere Gegen
der Hülle der Allegorie oder Mythe verbor. ſtände anwenden lernten. Sein Werk über
gen find , und zu allen Zeiten viel Aufmerke Staatsverfaſſung und Geſetzgebung öfnete der
ſamkeit erregt haben . Die Hauptideen , von Philoſophie eine neue Bahn , und verſchafte
denen er ausgelit, und auf die er zurük. ihr einen Antheil an den Thronen der Erde;
kommit , hind : der Unterſchied zwiſchen eine Stimme bey den Conſtitutionen der Staaten .
Vernunft. Weſen und Sinnen -Weſen, wovon
er fch jene als allgeinein vollkomne Ideale Jezt waren alſo die moraliſchen Begriffe
dieſe als einzelne , unvollkomne, veränder mehr aufgeregt und in Umlauf gebracht, die
liche Kopicen von mjmeenneſntedsachte : der Glaube cosmologiſchen Probleme von einer andern
lko
an cin allervol Weſen, welches Seite bearbeitet, und das Philoſophiren ſelbſt
t e n in fich vereinigt, welches Es lagen
alle Realitä freyer und mächtiger geworden.
t
die Welt ausgebilde hat und im Groſsen wie reichlich Materialien ausgeſtreut, die nur auf
t
in Kleinen efnür fie ſorgt: die Gewiſshei der die geſchikte Hand eines Künſtlers warteten ,
li ch ille
überhnn Erkenntn oder Vernunft der fe zu behandeln und in ein Ganzes zu.
en
wahrheit , und die lezten Gründe der all ſammenzuſtellen verſtände.
hen
gemeinen menſchlic nPfglichten, in der mo.
omnu . Die Leichtigkeit
raliſchen Vervollk
eit Dieſer Künſtler war Ariſtoteles , ein fpe
und Gewandth , womit er dieſe Ideen
te
verarbeite , die lebhafte und blühende Dar € ulativer und ſtrengſyſtematiſcher Kopf, der
B 2 die
Stel
20.
die verſchiedenen Gegenſtände der Philoſophie eigenen Begriffe an dem Bande ſchulgerechter
abtheilte und in Grenzen einſchloſs, alle die Deduction . In der Phyſik der körperlichen
Meynungen ſeiner Vorgänger fleiſsig ſammelte, Natur, die bey ihm auch nichts anders , als
ordnete, prüſte und derichtigte oder vorwarf, Kosmologic iſt, baute er nur aus den Trüm .
mern älterer Hypotheſen ein neues Syſtem ,
ſeine eignen Meynungen gründlich und ana
worinn er eine bloſs denkbare , allgemeines
kitſch entwikelte und bewieſs, und , in
noch nicht mit beſtiinmten Eigenſchaften ver
wahren Sinne , das erſte Compendium der ſehene Materie als den Urſtoff annahm , der
gelamınten Philoſophie entwarf. Er ſcheidet
ſich zu beſtimmten Beſchaffenheiten , dadurch
zuerſt die Philoſophie überhaupt in theoreti. zu Elementen , und durch dieſe zuin All
ſche und practiſche , und theilt ſodann jene entwikelt habe. Die allgemeine Natur der
in Mathematik , Phyhk (der Körper und
Seelen) und Theologie, dieſe in Ethik, Por Dinge beſteht in Ausdehnung und Kraft, dem
Princip aller Bewegung. Mehr als hier,
litik , Oekonomik und Kritik der Kual
Wahrheit und Wahrſcheinlichkeit find ihm leiſtet er in der Pſychologie; wo er durch
die genaue Unterſcheidung zwiſchen Empfin
die Zweke, tornach die einzelnen Theile
den und Denken , die ſinnliche Erkenntnis
der Willenſchaft ſtreben müſſen : Erfahrung
von den Verſtandesvorſtellungen , die Recep
und vernünftige Prüfung und Vergleichung tivität von der Spontaneität , ſchärfer, als
der Erfahrungen nach den allgemeinen Ge einer feiner Vorgänger abſchnitt. Ueber ſeine
ſetzen des Denkens, die Mittel zu jenen
2 weken Die Regeln , welche er für die
Theologie hat er uns ain ungewiſſeſten gelaſ
ng fen , aber in ſeinen practiſchen Werken hat
Beurtheilu und Aufölung aller Schlülle und
l l e er bewundernswürdig viel geleiſtet: fie find
Trugſchlü aus der Natur des Verſtandes
reich an den treflichſten pſychologiſchen Be.
entwikele , dienten ihm ſelbſt, die Fehle
en merkungen , ein Schatz gereinigter morali
urtheile und täuſchenden Conſequenz ale ſcher Begriffe und Maximen , ein Handbuch
n
rer Denker zu beleuchte und umzuſtollen; populärer Lebensweiſsheit. - Er und ſeine
and fiihrten ilin bey der Entwikelung ſeiner B 3 Nach
1
22
Nachfolger waren übrigens nichts weniger, nicht entgangen , welclien das Finnliche Vors
als ſtrenge Dogmatiker: Kritik iſt der Geift. - teħlungsvermögen an der menſchlichen Era
der ganzen Peripatetiſchen Secte, Prüfung kenntniſs und Begehrung hat: aber er fehlte
a'ler Meynungen für und wider , Aufſuchung darinn , daſs er dieſen Antheil zu' hoch an
der erſten Principien, und Rechtfertigung ſchlug, und die Grundſätze und Geſetze der
einer jeden Behauptung der unterſcheidende reinen Vernunft ebenfalls nur für Producte
Character der Ariſtoteliſchen Philoſophie. der Sinnlichkeit nahm .
Ariftoteles brach durch ſeine Unterſuchun Man kann die Bemerkung in der Geſchichte
gen einer Menge von Denkern neue Bahnen. der Philofophie oft machen ;' daſs fich den
Aber auch die Vorſtellungsarten früherer Vertheidigern des einen Extrems immer zuż
Weilen ſanden jezt wieder Freunde, welche rechter Zeit Verfechter des andern gegenüber
fich das Geſchäft machten , he wieder zu { tellten , um den Mittelweg den Nachkom
beleben , zu ergänzen und zu "erweitern. men deſto leichter zu machen. Hatte Epidur
Dahin gehöret das Syſtem des Epikur über vornehmlich die ſinnliche Seite des Menſchen
die Gewiſsheit der menſchlichen Erkenntnili, hervorgehoben : ſo fahen die Stoicer nichts,
für deren Kriterien er innere und äulere als feinen geiſtigen Theil. Die finnlichen
1
24
leztere Idee wird , unter gewiſſen Modifica: Zeitpuncte, wo ſie den Zweifeln ganz anter
tionen , zu ewigen Zeiten der Stolz der Phi ļiegen zu müſſen ſchien . Pyrrhon , ein Mann,
loſophie und der Triumph einer wahren Ler der, wie ich mir es denke , aus reinem
bensweiſsheit bleiben. Gegen die erſtere Triebe nach Wahrheit und endlicher Beruhi
Behauptung ſtanden ſchon damals ſtarke W gung, alle Syſteme und Meynungen früherer
derſacher auf. Wenn ihnen Carneades gründ. Weiſen durchſucht und geprüft, aber allent
lich darthat , daſs es für uns keinen Satz halben nur halbe Wahrheit, überall Wider
gebe , deſſen Gewiſsheit von aller, auch ſpruch und Uneinigkeit angetroffen hatte,
der geringſten Furcht , auch der Möglichkeit ſagte fich zulezt von aller beſtimmten Mey,
nung gänzlich loſs , und entrifs fich der
des Irrthums frey ſey; ſo war die vermeynte
Sicherheit ihrer Verſtandeserkenntniſs ba ſchwankenden Ungewiſsheit, in die er gera
trächtlich erſchüttert, und ſie hätten gelte then war , durch allgemeinen Zweifel. Alle
hen müſſen , dals hie die Natur der inenſch Gegenſtände, die uns umgehen , find weder
lichen Erkenntniſs noch nicht tief genung durch Erfahrung, noch durch Vernunft er
noch nicht ron allen Seiten unterſucht hatten, kennbar : jeder Satz läſst fich mit gleich
Treffender widerlegten fie einen Arcefilaus ſtarken Gründen vertheydigen und widerle
gen : Sinnlichkeit und Vernunft widerſtrei
der ihnen die Behanptung in den Weg ſtelle:
ten sich in allen Fällen ; es läſst ſich kein
daſs es bey jedem Satze gleich viel und gleich
Starke Gründe dafür und dagegen gebe. 4 ficheres lallgemeingültiges Kriterium der Wahr
heit auffinden ; was bleibt alſo dein Geiſte ,
der nach Ruhe ſchmachtet , übrig , als fich
Ich habe hier einen Satz angeführt, det
mehr als ein zufälliger Einwand, der das Motto in Sachen der Speculation überall ſeines Ur
eines allgemeinen Scepticismus zu ſeyn ſcheint. theils zu enthalten , nichts zu bejahen und
nichts zu verneinen , in Sachen des practi
Schon oft hatte die Philoſophie mit einzelnen
( chen Lebens aber der Leitung der Natur ,
aufſteigenden Zweifeln gerungen , aber jezt
näherte fe fich immer mehr und mehr einen der Leidenſchaften , der Gewohnheiten und
Zasta
B 5 der
26
der Convention zu folgen ? - Die Sceptiker Zeitraum der ſcholaſtiſchen Philoſophie, läſst
hnd in jeder Rükſicht merkwürdige Denker, sich hier ſehr föglich übergehen. Der Gang
und der Scepticisinus ſelbſt ein wichtiger dieſer Wiſſenſchaft hat , in Rükſicht auf uns,
Punct in der Geſchichte des menſchlichen dieſe Periode überſprungen : das Entſtehen
Grikes : nicht als etwas Unnatürliches und des Supernaturalismus ausgenommen , welcher
Verdainmliches, ſondern als eine natürliche ſich auch in neuere Zeiten fortgepflanzt hat.
Fo'ge der zu lioch getriebenen Wiſsbegierde, Anſtatt bey derſelben zu verweilen , will
und als ein nothwendiges Mittel, den philo jch einen Verſuch machen , ein Inventarium 1
ſophiſchen Geiſt rege zu erhalten. Sey er des Nachlaſſes zu entwerfen , welchen die
ein Wahnwitz , wie ihn einige genannt haben, /
alte Philoſophie, der neueren übergeben hat.
fo iſt er doch für den Wahnwitzigen felbut Er, beſteht vielleicht in Folgendem :
ein ghiklicher Zuſtand, und für alle, die
noch ihre Vernunft haben , eine Warnung 1) In einer allgemeinen Idee von Philofo
ihre Kräfte zu ſchonen, und ihre Fibera phie , als einer beſondern Wiſſenſchaft, und
in der Zerlegung derſelben in einzelne Theile,
nicht zu überſpannen. vornemlich : Dialectik , Phyſik und Ethik.
Einen beſtimmtern Begrif, als etwa den von
So weit die älteren Griechen. Ihre Zögu einer vernünftigen Forſchung nach den Grün
linge , die Rüiner , haben wenig mehr gethan, den des Erkennbaren und Denkbaren , haben
a's rerſchiedene Ideen ron jenen überarbei. fie uns nicht gegeben.
kt
tet und ausgeſchmü : wodurch he uns in
2. In der Unterſcheidung zwiſchen Er
hiſtoriſcher Rüksicht wichtig geworden hindi
fahrungs- und Vernunft- Erkenntniſs, einigen 1
g
Die allmählige Vermiſchun alter Lehre Gründen für die gröſsere Gewiſsheit der einen
iffen
ineynungen mit falſchen Religionsbegr und
vor der andern , und mehreren Zweifeln ge
chem gen beyde.
ſchwärmeriſ Aberglauben , und der ganze
.
3
Zeit
28
3. Verdanken wir ihnen eine vollſtändige für die Frage über die Begränzung der Welt
Sammlung der analytiſchen Grundſätze, der in Rauin und Zeit , über Beweglichkeit,
Regeln des Denkens , und der Formen der Dauer, und Endlichkeit oder Unendlichkeit
Vernunftſchlüſſe , jedoch ohne ein allgemei. faſt alle Hypotheſen durchverſucht.
nes Princip derſelben.
5. Der phyficotheologiſche Beweiſs und
Lehren he uns die Antinomie der Ver einige Züge zu dem cosmologiſchen für das
nunft über die Idee eines Univerſums, ſobald Daſeyn und die Vorſehung Gottes.
man dieſe Idee für etwas wirkliches, auſer.
halb der Vorſtellung Vorhandenes annimmt. 6. Einige Verſuche, das Uebel in der
Daher die Behauptung des Einen Theils, von Welt zu erklären , aus den materiellen Bee
dem Nichitanfange , des andern , von dem ſtandtheilen des All , und der nothwendigen
Anfange des An. Sie haben uns hier alle Einſchränkung und Unvollkommenheit der
Weſen .
der Vernunft denkbare Wege gezeigt, die
bey dieſer ganzen Unterſuchung often ſtehen.
Die Welt iſt, ſo sie fie jezt iſt, der Mate “ 7. Bemerkungen über grobe Körperlich
rie und Form nach von Ewigkeit her gewes keit und Unkörperlichkeit der Seele. ( Die
len : he iſt der Form nach nicht ewig, for neueren Begriffe von Einfach und Materiell
dern entſtanden , aus einfachen Urloffer find hier noch nicht.) Verſchiedene Träume
aus ähnlichen Theilchen , aus den Elementen über ihren Urſprung, Wohnhtz , und ihre
Geſtalt.
durch Entwikelung, natürliches Wachsthan
Zulaminenſtols, Verwandlung, Bildung von
einem unterſchiednen höhern Weſen. Dieſe * 8. Beweiſe für die Freyheit des Willens,
einzelnen Vorſtellungen erſchöpfen das, was und deſſen Unabhängigkeit von äuſern und
vorhergehenden Urſachen . Behauptung der
hich, aus jenem Gefichtspuncte über diels
Problem erdenken läſst. Eben ſo haben fie ? Dependenz des Willens vom Schikſal und
für einer
30
Und
30 31
einer allgemeinen Nothwendigkeit. Mittelweg Und wie hat nun die neuere Philoſophie
zwiſchen beydem durch die Annahme bey mit dieſen ererbten Ideen gewuchert ? ina
tretender, aber nicht wirkender hervorbriz wiefern bat he dieſelben ergänzt,, verbeſſert,
gender Urſachen der Handlungen. geändert , vermehrt ? Iſt hie der lang geſuch
Gründe für die Fortdauer der menſch ten Wahrheit näher gekommen ? Diefe
9. Fragen gründlich und allgenügend zu beant
lichen Seele , aus dem Begriffe der Seele,
worten , iſt über meine Kräfte : ich kann
als eines in fich ſelbſt lebendigen und bewegi
Ichen Weſens , aus ihrer Verwandſchaft mit nur einige Ideen zu einer vollſtändigern Be
antwortung beytragen.
einem allgemeinen göttlichen Weltgeiſte, aus
den vielen Anlagen und Kräften derſelben,
und ihrem Vorſtreben in die Zukunft. Die Anfänglich ſchien die neuere Philoſophie
die Bahn der alten gänzlich verlaſſen zu wol
Lebereinſtiminung der meiſten Menſchen über len. Die Naturlehre und ihre Theile waren
dieſe Lehre, ſo wie über die Exiſtenz Gottes
durch Beobachtungen ſehr anſehnlich berei
10. Vier Principien der Moral, körperlis chert worden : diefs veranlaſste zu der Probe :
shes Vergnügen, geiſtiges Wohlbefinden, beya ob nicht auch in dem Reiche der Philoſophie
des zuſainmen Glükſeeligkeit, und innere durch bloſse Erfahrung und Beobachtung
it ohne Rükſicht auf Glükleelig
Valikommenhe wichtige Entdekungen zu machen wären.
keit. Trefliche Ideen über die menſch. Der þekannte Baco war es , der einen allge
lichen Triebe und Leidenſchaften , ihre Au meinen Plan dieſes Verfahrens entwarf. Aber .
artung , ihre Mäſsigung und Leitung, über dieſer Plan , fo mangelhaft er auch immer
das Sittlichgute überhaupt, über die beſondere aſt, war doch für den ſchwachen Menſchen
Tugenden , und andere moraliſche Begriffe. zu groſs, und würde in jeder Rükſicht für
mehrere Menſchenalter kaum auszuführen
11. Zweifel gegen alle and jede dogmazó
ſeyn : überall aber würde man mitten auf
n
(che Behauptunge . dem Wege der Beobachtungen und Verſuche
Und ſehr
32
ſehr oft von dem Mangel feſter und leitender keit der Seele , als den , daſs ſie im Stande
Principien aufgehalten werden . Gott; die : find , an dieſer Unſterblichkeit zu zweifeln .
Natur und der Menſch , find die Gegenſtände Da hebt fich gleichſam das Groſse und Gött
der Philoſophie. Die Philoſophie der Natur liche und Ewige ihres Geiſtes hervor , und
ilt theoretiſch , Phyhk und Metaphyfik, und findet in ſeinem Vermögen zu zweifeln, das
Recht zu hoffen . So Cartes , wenn er
practiſch , Mechanik und Magie. Die Philo.
Sophie des Menſchen betrachtet ihn als blolsen in dem Bewuſstſeyn , daſs er zweifeln könne,
Menſchen und als Mitglied der Geſellſchaft die volle Ueberzeugung fand , daſs er ſey.
Aber durch einen leicht zu erklärenden Irr.
Die Ontologie iſt das Inventarium der allge
thum nahm er das , was eigentlich nur Eine
meinen Grundſätze der geſunden Vernualu Vorſtellung iſt , für zwey , für Grund und
L'ebrigens findet, Arzneykunde, Athletik,
Folge , und anſtatt nur zu ſagen : Ich bin
Malerey, Taſchenſpielkunſt ſo gut, wie Mas
denkend , ſchloſs er : ich denke , alſo bin
thematik , einen Platz in der Philoſophie
Wie viel auch Baco durch einzelne ſcharfe ich. Indem er aber in eben dieſem Zweifeln
6
auch zugleich ſeine Unvollkommenheit fühlte,
haben mag: ſchloſs er auf ein vollkommenſtes Weſen :
finnige Ideen ſonſt genuzt
viel iſt gewiſs, daſs er der Philoſophie ſelbſt ein Schluſs , der ihn ſelbſt ſo ſehr über
durch ſeinen Entwurf keinen weſentlichen
raſchte , daſs er fich anzunehmen genöthigt
Nutzen verſchaft hat. fand , er ſey ihm von eben dieſem vollkoin
menſten Welen mitgetheilt. Wenn dieſes
Ein alter Weiſer ſagte einſt: Im Zweifel Weſen alle Vollkommenheit in fich vereinige,
liegt etwas Göttliches. Niemand hat wohl
So müſſe es nothwendig Exiſtenz, als die
die Wahrheit dieſes Satzes inniger und leben erſte Realität , haben : müſſe folglich auch
diger gefühlt, als des Cartes, der in Zwei
ng die Quelle aller Wahrheit , das Princip
feln die Veberzeugu fand , daſs er denke aller Philoſophie ſeyn . Dieſs iſt die Grund
und ler. Für manche Menſchen giebt es lage des Carteſaniſchen Syſtems: ein Satz
keinen härkern Beweils von der Unſterblich als
keit
34
als Princip aller Evidenz , der ſelbſt noch
groſser Beweiſe bedarf. Es braucht nicht
erinnert zu werden , wie wenig die Philo.
ſophie bey dieſem Syſteme gewonnen hat.
Wenn wir die Gelegenheit zu Entwikelung
mancher Begriffe in der folgenden Zeit , die
Aufregung und Beſchäftigung denkender Män
ner , wozu die damaligen Streitigkeiten ver
anlaſten , hinwegrechnen, fo bleibt weiter
nichts in Anſchlag zu bringen übrig. Cartes
,
der Text aller Philoſophie iſt , die Frage :
wo und was iſt Wahrheit ? wenig befriedi
gend : Wahrheit iſt in Gott , und alle Erkennta,
niffe , die ſich aus den Begriffe von Gott aba
leiten laſſen , find Wahrheit.
nilje, die fich aus dem Begriffe von Gott ala auf fie beruhe, im Ernſte vorgelegt: und ſo
viel auch z. B. Cartes von Gewiſsheit und
leiten lajen, find Wahrheit.
Evidenz ' redet , ſo iſt es ihm doch nicht ein ,
Spinoza glaubte die Beantwortung diele gefallen , dieſe Begriffe zu beſtimmen . Tie .
Trage in dein Weſen der Vernunft gefunden fer griffen einige Moraliſten in dieſe Unterſu .
Es war die in der Vernunft chung ein , wie Hobbes , deſſen Syſtem auf,
gzeugrhüanbdeent.e Idee des Unbedingten und Höchs einer Deduction der Quellen aller menſchli.
n
vollendete , worin er den Zulainmenhang chen Erkenntnis beruht ; und wenn er gleich
n re n
alles Erkennba und Denkbare antral durch die Annahme bloſs finnlicher Erkennt
und lo trie jene Ideen eine einzige Alheit nis zu einſeitig verfuhr, fo machte er doch
e
eit
aller Mannigfaltigk iſt; elno ſah er auch, einige Denker auf dieſen Punct aufmerkſam ,
den Inb egrif er ennbar
all erk ów
und denk Jezt wurde der Grund zu einer pbiloſophie
ren fchen
1
36
1
!
38
digkeit und Allgemeinheit aufſtellte, war der Gott fchon von Ewigkeit her gemachten Ein
bekannte Satz des Widerſpruchs. Mit dies richtung ſeine Zuflucht nahm , fo hat er
ſem verband er das Princip des zureichenden uns durch dieſe Hypotheſe ſtillfehweigend
Grundes, womit er der natürlichen Theo daran erinnert , daſs fich über Gegenſtände
logie einen ſyſtematiſchern Zuſammenhang - dieſer Art von Menſchen nichts ausmachen
gab. Indem fch ihm dabey das groſse Pro und beſtimmen laſfe. Unleugbar iſt es , daſs
ver Leibniz und fein groſser Nachfolger Wolf
blem der Welt von neuem aufdrängte,
ſuchte er auch hier eine Deutung, die feis mehr , als alle die vorhergehenden Philofo
nen übrigen Vorausſetzungen angemeſſen war. phen , einer eigentlich wiſſenſchaftlichen Phi.
lofophie vorgearbeitet haben . Durch den
In allem Zuſammengeſezten erblikte er fer
wille einfache Elemente, welche als Theile leztern bekamen alle Theile der Philoſophie
Eines groſsen Ganzen , ein jedes für Fraky eine Planmäſsige Verbindung , welche auf
das Ganze ſelbſt enthalten. Da in dem Al zwey Grundſätze zurükgeführt, unerſchüt
terlich beſtehen müfte , wenn dieſe Principien
durchaus Zuſammenhang gedacht werden
!
muſs, ſo muſs jedes einfache Element des ſelbſt vollkommen zulänglich wären , d. h .
All, jede Monade, dieſen Zuſammenhang wenn der Satz des Widerſprạchs wirklich +
darſtellen : das vollkommenſte Weſen erbliku unſer Erkennen , und nicht bloſs unſer Den
alſo in jeder einzelnen Monade die gange ken , begründete , und wenn der Satz der
Wie nun aber aus dieſen Elementen Cauſſalität ſich eben ſo gut auf alle denkba .
en
dWeieltE.rſcheinung der Körperwelt entlehem ren Gegenſtände ausdehnen lieſse , wie er
darüber wagte Leibnitz keine Vermuthun von den Objecten der Erfahrungserkenntnis gilt.
ang 1.
Zuſammenh war die groſse Idee, welche Die allgemeine practiſche Philofophie fand
4
er überall ſuchte , wie in den Absichten und nicht weniger ſcharfſinnige Bearbeiter , als
s Auf verſchiednen Wegen
Zweken des Univerſum , ſo in den Theiler die theoretiſche,
hen elens und wenn es ſuchten dieſelben ein feftes und ficheres Prin
des menſchlic W ,
C4 cip
40
cip zu finden , worauf fich die ganze Wit Wolf unternahm die Aufſtellung einer
finſchaft von den Pflichten und Rechten des Metaphyfik , in welcher nicht nur die all
Venſchen gründen lieſse. Hutcheſon glaubte gemeinen Prädicate denkbarer Gegenſtände
daſe be in einem angebohrnen Gefühle für in Zufammenhange entwikelt , ſondern auch
das Sindliche , Search in einem natürlichen aus denſelben die Prädicate befondrer Ge.
Egoismus, und Wolf in dem Streben nach dankendinge , der Begriffe von Seele, Welt
Vollkommenheit zu entdeken. Der Grund und Gott hergeleitet und in willenſchaftli
cher Form abgehandelt find . Indem dieſer
aber Moralität, die Freyheit , wurde bey
dieſen Unterſuchungen nicht übergangen; hie Philoſoph aber nach dem vorausgeſchikten
wurde vertheidigt und beſtritten. Gänzliche Principe Denken mit Erkennen verwechſelte,
L'nalhángigkeit des Menſchen von allen glaubte er eine Wiſſenſchaft des Ueberhinn.
lichen zu liefern , welche von dieſen Ge.
oder doch von den äuſern Beſtimmung
genſtänden etwas zu erkennen gäbe ,
ſtatt
gründen ſeiner Handlungen , und Dependenz
delieben von einem allgemeinen Zuſammen, daſs er eigentlich nur eine Entwiklung ab
ſtracter Begriffe , eine Zergliederung der
hange der Dinge, oder von der Einrichtung
Vorſtellungen von blos denkbaren Objecten
derjenigen , der dieſen Zulanmenhang ran
geliefert hat. Uebrigens haben wir die.
je und je geordnet und beſtimmt hatte
ſem Manne das erſte allgemeine Syſtem der
had die Hauptpuncte der verſchiednen Meso
nungen. Eben lo getheilt waren die Philo Philoſophie zu verdanken , worinnen alle
ſophen über das Weſen der Seele. Seitdem Probleme der Vernunft aufgeſtellt , und , nach
t ſeiner Anſicht, unterſucht sind. Durch ihn
” der Einfachhei belumn
kt wurden in der Folge mehrere Denker veran
tCear teasusdgendrüBegrifhaftte , waren die Syltem
des Immaterialismus und Materialismus ben , laſst , die Philoſophie auf Gegenſtände anzu
rt wenden , welche bis dahin noch wenig phi
ſtimmter abgeſonde worden : der leztera
er e loſophiſch behandelt waren , wie die Theo ...
ward insbeſond ron einigen Phyhologer rie der ſchönen Künſte , die Theorie der
C5 Em .
aufs cifriglie unterſtüzt.
Empfindungen , und die natürliche Religion.
Mit Wolfens ſtreng ſyſtematiſcher Methode
wuſten einige die leichtere Beobachtungsme
thode zu verbinden , und verbreiteten dadurch
ſeine Grundſätze allgemeiner : wiewohl Man
che zu weit hierinn giengen und über der
Bemühung leicht und verſtändlich zu philoſo
phieren die Gründlichkeit und Beſtimmtheit
vernachlaffigten. Andere gab es , welche
von Wolfens Grundſätzen völlig abwichen,
und in einer willkührlichen Erläuterung der
Spinoziſchen Ideen die Veranlaſſung zu einem
ſupernaturaliſtiſchen Syſteme fanden , in wel
chem alles Erkennen auf bloſsen Glauben,
und deſſen Erkenntnisquelle auf höhere Offen
barung zurükgeführt wurde.
Die neuere Philoſophie kann ein Sylen menſchlichen Erkenntnis gänzlich , indem
er die Grundſätze , worauf fie ruht , für
muffiellen , welches in dieſer Allgemeinbeit
en
bis dahin noch nicht vorgekomm war. Der bloſs zufällige Bemerkungen erklärte , wel
h e s
Berklerſc Idealismu leugnete die Wirklich che auf die bloſs zufällige Erfahrung. aber
gen weiter nicht , anwendbar wären . Keines
keit aller Erſcheinun und erklärte he fi
en n der vorhandenen Syſteme konnte ihn wi
blolle Vorſtellung des anſchauende Subject
was an ihm Et derlegen , weil fie alle von eben den Grund
s ls
ſwcehlecihneungebileni,fal untienr ddeime ,blollen Vorſtellur fätzen ausgiengen , welche er als unzuläng
lich dargethan hatte.
Diels
Do
gen gehört.
44
Diefs veranlaſte eine der wichtigſten Un
terſuchungen , welche je von einem Philo .
Sophen geſchehen iſt. Kant zergliederte das
geſammte menſchliche Erkenntnisvermögen ;
forſchte nach , wieviel von unſern Erkennte
niſſen dieſem Vermögen , und wieviel den
Gegenſtänden zugehört ; entdekte die allge
meinen in der Natur unſers Weſens gegrün.
deten Geſetze und Wirkungsarten von jenen,
und die allgemeinen auf unſre Natur zu be.
ziehenden Verhältniſſe 'von dieſen ; und fand
in dem Weſen des Gemüths ſelbſt die Grena
zen unſers Wiſſens : die Grundſätze unſers
Denkens und Erkennens : die Principien
unſers Handelns und Hoffens. Die allgemei.
nern Prämiſfen dieſer kritiſchen Unterſuchun.
gen verſuchte Reinhold in einem ſyſtematiſchen
Zuſammenhange aufzuſtellen und es iſt zu
hoffen , daſs die Philoſophie in allen ihren
Theilen endlich einmahl eine feſte Wiſſen .
ſchaft werden müſſe , die nicht jedem Anlaufe
eines flüchtigen Einfalls oder Zweifels Preifs
gegeben iſt.
Uinfang derſelben.
Die Erfahrungserkenntnis verbreitet ſich durch
Fortſchlüſſe auf nicht empiriſche Gegen
ſtände. Locke.
Die Vernunfterkenntniſs umfaſt blofs über
finnliche Gegenſtände. Berkley .
Die Vernunft macht die Sinnenerkenntnis
deutlicher , und hat Objecte der Erkennt
niis , welche über das Sinnliche hinaus
gehn . Wolf.
Die Erkenntnis , welche von angebohrnen
Begriffen ausgeht, erhebt lich über die
Erfahrung Cartes . Leibniz .
Keine Erkenn tnis erſtrek t ſich über das Er
fahrungsgebieth. Hume,
Erkenntnisgrund .
Das lezte Einfache der Wahrnehmungeri.
Locke.
Die Ordnung und der Zuſammenhang im
Denken. Berkley
Der Satz des Widerſpruchs, und des zurei
chenden Grundes. Leibniz , Wolf.
Alle
· 46 47
Begritien ausgeht , erhebt ſich über die Leibniz. · Wolf. Reimarus . Mendelsſohn .
Erfahrung. Cartes. Leibniz. Sie iſt materiell. Search . Helvetius. Co
Keine Erkenntnis erſtrekt ſich über das in
ward. Bonnet .
fahrungsgebieth. Hume. Beweiſe aus der Einfachheit für die Unſterb .
lichkeit der Seele. Die genannten Denker,
Erkenntnisgrund. Aus den Trieben und Anlagen der Seele.
Das lezte Einfache der Wahrnehmunget Mendelsſohn .
Aus dem Begriffe der Tugend . Garve.
Locke. Aus dem allgemeinen Fortſchritte in der Na
Die Ordnung und der Zuſammenhang w
tur . Herder.
Denken. Berkley.
Der Satz des Widerſpruchs, und des zuzer Die Seelen find immer geweſen , in den Saa.
chenden Grundes Leibniz. Wolf. menthierchen . Leibniz .
Die Nothwendigkeit eines allervollkomme Sie werden fortgepflanzt. J. Tliomalius.
Sennert.
ſten Weſens. Cartes.
Sie
48
Cosmologie.
Ewigkeit der Welt. · Spinoza. Nothwendig .
keit.
Anfang. Wolf. Ewige Schöpfung. Zufäl
ligkeit.
Beſte Welt . Urſprung des Vebels aus der
nothwendigen Einſchränkung der Dinge.
Metaphyfiſches Uebel . Leibniz . Meier.
Bonnet.
Einfache Elemente der Dinge. Zuſammen
gelezte.
Begränztheit der Welt im Raume. Unbe .
gränztheit.
Endlichkeit der Welt. Unendlichkeit.
Theo
C
- 48 49
Sie werden jedesmahl erſchaffen . Theologie. :?
Die Seele ſieht mit dem Körper in Verbin. Beweiſs der Exiſtenz Gottes aus dein Begriffe
dung, durch wechſelſeitigen Einflus; eines allervollkommenften Wefens.' Car
ܕ
Hartley
Strenge Nothwendigkeit. Schulz .
Freyheit nicht durch Vernunft , ſondern durch
göttliches Licht.
Mittelweg zwiſchen Freyheit und Nothwen
digkeit. Baſedow . Eh
Ehl rs.. Ulrich .
leers
C'nabhängigkeit von äuſeren. Leibniz, Wolf. Sie laſſen fich aber ihrem Weſen nach nicht
Nichtfreyheit. Locke. " Dependenz von den weiter , als auf Gegenſtände möglicher und
wirklicher Erfahrung anwenden : angewen .
Geſetzen der Bewegung.
Hobbes. det auf dieſe, geben fie Gewiſsheit. Weiter
Von der ewigen Beſtimmung.
ausgedehnt, find sie leer . Die angeführten
ngetleNoythwendigkeit. Schulz.
StreHar pſychologiſchen, cosmologiſchen und theolo
Freyheit nicht durch Vernunft, ſondern durch giſchen Darſtellungen geben alſo keine Er.
kenntnis von Gegenſtänden. Sie beziehen
göttliches Licht.
Mittelweg zwiſchen Freyheit und Nothwen fich nur auf allgemeine Vernunftbegriffe, und
. Baſedow . Ehlers. Ulrich. find leer, inſofern ſie von dieſen etwas Ob
digkei t jectiviſches ausſagen. Unſterblichkeit und
Grundſatz der Moral und des Naturalesa Exiſtenz Gottes . laſſen sich nicht beweiſen ,
ſondern find Gegenſtände eines vernünftigen
Beſtimmung der Geſellſchaft - Erziehung Glaubens : die Freyheit iſt eine nothwendige
t
Gewohnhei . Montaigne. Marderile
Vorausſetzung, aber ſie läſt fich nicht erklä
es
ren , und das Princip der Moral iſt in dem
MoraHluimſceh. Gefühl. Hutcheſon. Weſen der Vernunft gegründet , und begreift
Eigennuz. Helvetius. allo , nach der unbedingten Allgemeinheit
Cruhus. dieſes Vérinögens, die Möglichkeit einer all
Wille Gortoems.mung
Vervollk . Wolf. gemeinen Geſetzgebung.
Nach Kant fångt alle Erkenntnis mit der A
52
1
ü BTB
ÄUSERER VERHÄLTNISSE
AUF DIE PHILOSOPHIE
Einige Bemerkungen .
my 52 53
VND
nun die Geſchichte einer jeden Wiſſenſchaft
in einer doppelten Hinficht behandeln , ein
ÄUSERER VERHÄLTNISSI mahl, wenn man die Wiſſenſchaft als
IE
AUF DIE P HILOSOPH iſolirt und für fich beſtehend, in ihre ver.
ſchiedenen Perioden begleitet , und nur dar
UND DIESER AUF JENE, auf fieht, was fie an Inhalt und Form , gleich
viel wie und wodurch , gewonnen hat , und
dann , wenn man fie in Verbindung mit
allen den Umſtänden betrachtet , welche auf
Einige Bemerkungen fie eingewirkt, und welche von ihr Einfluſs
Wenn auch dasjenige, was man in der erfahren haben.
neuern Zeiten unter dem Namen Geſchichte Ich will hier den Verſuch machen , einen
der Menſchheit verarbeitet hat , noch lo maz. Beytrag zu einer Geſchichte der Philoſophie
gelhaft und unbeträchtlich wäre : fo würde in der leztern Hinſicht zu geben.
wir doch den Unterſuchungen dieſer Art
Schon dafür Dank willen , daſs fie uns zuerí
In der Zeit ,
und nachdrüklich auf den genauen Zufar
in welcher noch keine
Sinne des Warts, vorhanden war, kommen unterſuchen , um ſogleich zu bemerken , daſs
naturiich nur diejenigen Umſtände in Ben Sie entweder Fortſetzungen oder Commentare ,
trachtung, welche Philoſophie veranlaſſen, de oder wenigſtens Abkömmlinge mythiſcher
h . den Verſtand aufmerkſam machten und · Vorſtellùugen find. Die Philoſophen der
zum Nachdenken ſchärften . Das erſte und älteſten Zeit dachten fich von den Elementen,
Helentüchſie darunter iſt das Entſtehen einer die doch im Grunde der erſte Stoff aller
G -jellychaft , deren Mitglieder in eine Wechs Mythologie waren , das Perſönliche hinweg,
ſelwirkung treten , welche ihrem Thun und welches ihnen die Einbildungskraft des finn
Lallen mehr Allgemeinheit und ein grüljeres lichen Menſchen geliehen hatte, und ſtatt
. Dadurch wird der Geift rer den Erzählungen von dem Perſönlichen dieſer
anlaſsreſſ
Inte e überbt allgemeine Regeln nachzuders
t , gie Stoffe nachzugehn , verſuchten fie eine Er-.
ken , wodurch die Handlungen der einze klärung des Urſprungs und Zuſammenhangs
nen Gieder immer mehr auf das Ganze him und Wirkens derſelben aus ihrer phyfſchen
.
geleitet und einer gröſsern Beziehung unies Beſchaffenheit . Die bisherige Mythologie hatte
dia vorneinlich das Entſtehen der Dinge zu deu
worfen werdehſnte . n Man fängt dabey an,
augenſch ei nl ic Folgen der Handlungen ten geſucht: die Traditionen von groſsen
zu be m e r k e n , ih n Einfluſs auf Andere z
r e Evolutionen und Umkehrungen in der Natur
beobachten , und so die erſten Materialien gehörten mit in dieſen Geſichtspunct. Was
g
zur Geſetzgebun und Lebensweisheit zu la war natürlicher , als daſs nun auch die erſte
ineln . Practiſches Bedürfnis iſt allo die erle Philoſophie ſich mit der Unterſuchung vom
Veranlaſſung der Philoſophie . Die nächée Entſtehen der Dinge, alſo mit" Cosmologie,
iſt ganz theoretiſch, und entſpringt aus der anheng ? Die Beobachtung der phyſiſchen Er
ſcheinungen , welche den ſtärkſten Eindruk
auf die Sinnlichkeit der Menſchen machen ,
Mythologie.
Man darf nur die Fragmente der älele beſchäftigte die Denker faſt allgemein : bey
e
Philoſophein der Griechen mit einiger Kri einigen trug fie bloſs dazu hey , den Verſtand
D4 zu
56
2.4 üben und zu ſtärken , bey andern gieng ren , Sie kainen nicht durch Schriften , die
he hchtbar in itire philoſophiſchen Ideen über, ohnedem nicht wären allgemein geleſen won
und der Verfaller des erſten Buchs der for den , unter das groſse Publicum , und erhiel
pypannten Ariſtoteliſchen Metaphyſik hat offen ten hch , wie eine Art von Myſterien , unter
bar Recht, wenn er den Geiſt der Philolom der kleinen Zahl der Geweihten, Die Mey!
phie des P.thagoras aus den mathematiſchen nung des einen wurde von ſeinem Freunde
Vorkenntniſſen dieles Mannes herleitet. Phi oder Schüler noch reiflicher überdacht, geänz
"
bufophie und Mathematik bingen in den dert , erweitert, und ſo der vermehrten
atelieu Zeiten noch genau zuſammen, berde Einficht eines dritten übergeben , der fe ent
waren nur einzelne Kenntniſſe, noch nicht weder ; : , wie die war , oder ebenfalls i von
Willenſchaft, beyde arbeiteten einander wech neuem , ausgebelfert weiter überlieferte . Es
Jäſt fich vermutben , daſs diejenigen Männer,
[eiſeitig zu . deren Geiſt fich bis zu abſtracten und zu
Da einmahl ein Grund zu philoſophiſchen ſammenhängenden - Speculationen über das
Speculationen gelegt war : ſo wurden he von Univerſum ausgebildet hatte , auch in den
Zeit zu Zeit immer allgemeiner, und be übrigen Verhältniſſen des Leben'san Scharflinn
Ichäftigten mehrere Köpfe. Die Männer, und Klugheit ilire Mitbürger übertrafen , und
gen
welche ſolche Unterſuchun anſtellten und
daſs, alſo dieſe Eminenz verbunden mit einer,
den Griechen natürlichen , Wiſsbegierde einen
mittheilten , genollen neben einer ausgezeich
ten
neten Achtung, der ungeſtöhrteſ Gewife iminer gröſsern Wetteifer erregte , fich im
Philoſophiren hervorzuthun. Hierzu kam
frerheit, ſobaldn ſie nicht öffentlich die Re
nge
ligionsmeynu , worauf die Geletze bid der Umſtand , daſs bey der damaligen Lage
n
Enrichtunge des Staats gegründete wareinn der Sachen Philoſophie auch wirklich das ein .
zige eigentliche Studium war. Die Geſchichte
Ihr Idee
verſpotteten oder verwarfen . und Geographie waren noch von zu geringein
bliehren immer nur in einem engern Kreiße Umfange, die Landesſprache war bis zu einem
von Menſchen , welche derſelben fähig w D5
Tel
gram
58
+
58 59 1
grammatiſchen Studium noch nicht herang.e Staatsbeamte , Feldherrn , freye Bürger und
reift, die Religion beſtand ineiſtens nur in Logar Fürſten ,
Ceremonien, wozu nur Uebung gehörte, die Ob und wieviel das Klima überhaupt und
Geſetzkunde blieb durch alle Zeiten ganz ein bey den Griechen insbeſondere auf Philofo
fach , Poëſie und Beredſamkeit waren mehr phie wirkte , iſt für mich zu ſchwer zu be
Naturproducte, als Gegenſtände des fpecu ſtimmen . Der Einfluſs der Sprache iſt ficht
lativen Nachdenkens, und das Studium der licher * ). Eine ſinnliche und ganz poëtiſche
Phyſik bat bey den Alten niemals einige Vol Sprache giebt den Speculationen der Denker,
kommenheit erlangt. Selbſt, als die Bereda wären fie auch noch fo abſtract , iramer
ſamkeit wichtiger und künſtlicher zu werden einen Anſtrich von Dichtung : ' oder vielmehr,
1
anfieng , war keine andere und beltere Voru da unſere Gedanken immer nur durch Worte
bereitung dazu , als das Studium der Philom da find , ſo macht eine ſolche Sprache alle
fophie , und wäre es auch nur Studium die Teine Abſtraction unmöglich . Daher die 1
ten .
1
60
bhe Sprache mehr philoſophiſch, immer daſs die Stände weniger getrennt, gute Kennt.
aber behielt he eine gewille Armuth an Aus niſle, geläuterter Geſchmak und edle Grund
elruhen für die mancherley Abſtufungen und ſätze mehr und leichter in Umlauf zu brin
Nuancen der allgemeinen Begriffe. Das wird gen , und die Philoſophen alſo nicht bloſs
man nirgends mehr gewahr, als bey Platon auf Catheder und Compendien, eingeſchränkt
waren , Selbft den wildeſten Eroberern und
und Ariſtoteles Tyrannen der Griechen fieht man es an , daſs
Wenn die Reiſen der alten Philoſophen he einmahl den Unterricht der Philofophen
ur die Bekanntſchaften der Griechen mit
d genoſſen hatten. - Die demokratiſche Regie
sudern Nationen auch vielleicht die eigenelia rungsform erzeugt und begünſtigt manche
che Philoſophie nicht vermehrt oder beſör Lafter, und Unordnungen, welche andere
dert haben : So muſten he doch durch andre Verfaſſungen weniger kennen : diefe' gaben
Kennuille, ron Menſchen, Staatsverfáltur der Philoſophie reichlichen Stoff, über mora
liſche Kuren und Präſervative nachzudenken ;
gen , Sitten u. 6. f. den Beobachtungsgeiſt auſ.
reyen , den Blik denkender Männer gleiche eine Beſchäftigung, welche ihr um, ſo wohl.
thätiger war , je mehr fie fich immer an das
lam erweitern und ihnen eine gewille Gewando
wirkliche Leben : anſchlieſſen und mit ſteter
heit mittheilen , die noch heute ein Entry
Rükſicht auf die ſchwebenden Verhältniſſe
erweiterter Bekanntſchaften ilt. die Menſchen nehmen muſte , wie ſie waren .
he rm
Die demokratiſc Regierungsfo halle
Hieraus entſtanden mehrere Verfuche über
auf die Philoſophie nicht minder weſentlichen die beſte Art, einen Staat zu verwalten , Prü.
it
Einfluſs . Durch fie war Beredſamke über fungen der vorbandnen Geſetze und Einrich ,
alls wichtig geworden , und durch dieſe gem tungen und Vorſchläge zu Verbeſſerungen.
wann , wie ſchon erwähnt, die Philoſophie
Als sich nach und nach die Philoſophen
en Anſchen uand Ausbreitung. Eben diele
ori in einen beſondern Stand abſonderten , half
Regierungsf hatte auch die natürliche Folge
Aemu .
dals
62
!
63
62
Aemulation und Eiferſucht dazu, die Köpfe Mit dem Fortſchritte der Kultur waren
3
eine beträchtliche Anzahl von ſchönen Kunſt.
aufzuregen und in ſteter Thätigkeit zu erhal.
Man bemühte hch , zahlreichere Schu rerken , ſowohl aus der bildenden , als aus
lenn.
te zu haben , und critifrte die Syſteme der Dichtkunſt , zuin Vorſchein gekommen .
Dieſe wurden mehr und mehr Gegenſtände
anderer Secten . Freylich wurde die Philo.
fophie nun auch bey einigen Gegenſtand der der philoſophiſchen Reflexionen : beſonders
Gewinnſucht und Prahlerey, aber dieler gaben die Dichter , und unter ihnen Homer,
reichlichen Stoff dazu . Auch die Sprache
M.Qbrauch ward nicht allgemein, und dauerte
fieng an in das Gebieth der Philoſophie gezo
gen zu werden .
nicht lang.
Griechenland hatte eine Hanptſtadt, w
hich allmählich die beſien Köpfe zuſammer Einer der wichtigſten Puncte, welche hier
bey in Betracht kommen , iſt das Verhältnis
fanden , hch näher mittheilten, und an eis
wo sie leicht Auto der Religion zur Philoſophie. Bey Griechen
derſamk
anrk
me iben
reei enn,, und in ihren äulen
t erkorenngtte und Römern waren fie beyde verſchiedne
Verhältniſſen leben durſten , wie he wolterg Dinge. Die Religion beſtand in ihrem theo.
retiſchen Theile aus dem Glauben an eine
weun he die öffentliche Ruhe nicht ſtöhrten.
Menge“ übermenſchlicher Weſen und an alle
Hier wurden denn auch die Philoſopher die Erzählungen , welche von ihnen gäng und
Erzieher der Jugend. Man übergab ihat gebe i waren ; in ihrem practiſchen , aus
einer unermeſslichen Anzahl von Ceremonien
Junglinge zum Unterrichte und zur Bildan
en nten und Gebräuchen , wie Opfer, Auſpicien u.
die vornehmſt Staatsbedie waren Schie
ler der Philofophen. geweſen : die Gröſen in d . g ., deren Verläumung oder Verletzung
pofitive Strafen nach fich ziehe. Da mit die
Staate mnachten llich eine Ehre daraus,
e
mant en ſen Ceremonien ſo Manches in der Staats.
Philoſophen einherzugeh , und Philo und Gerichtsverfaſſung genau verbunden war,
Typhen an ihren Höfen und Tafeln zu haben,
und
64
Dialecticer auf die Ausflucht, eine doppelte ſenſchaften , iſt unverkennhar. Eine aus
Wahrheit anzunehmen , wovon die eine der führliche Geſchichte der Philoſophie würde
andern ſehr wohl widerſprechen könne. -- dieſen Punct nicht zu übergehen haben .
Heun in unſern Zeiten die Philoſophen mehr Ich erinnere blocs daran , wie viel der
dein Beyfpiele der griechiſchen Weiſen gelolg 1
Uinſtand gewirkt hat , daſs auf den errich
waren ; ſo würden fie, ohne ſo auf einmahl teten Academieen die Philoſophie zu einer
gegn fich einzunelmen , mehr Nutzen ga r Facultätswiſſenſchaft gemacht wurde. Die be
biltet haben. Es iſt waglich , mehr zu ſagen. ſtimmten Curſus verlangten Syſteme und Com
Das Schikſal der Nacht theilte die Philo pendia : dieſe ſchränkten die Wiſſenſchaft ein
ſophie in der mittlern Zeit mit allen Willer und gaben ihr eine gewiſſe Einſeitigkeit: un
Ichalten. Der erſte wohlthätige Einfuls auf ter den Lehrern entſtand Neid und Rivalität,
he kain von der Sprachkunde her, durch unter den Zuhörern Sectengeiſt. Häufig wurde
wel he die Schiridien alter Weiſen wieder be die Philoſophie nur als. Propädeutik zu den
kannt und genauer ſtudiert wurden. Auch eigentlichen Brodwiſſenſchaften empfohlen ,
Gefikichle , Mathematik und Phyſik wirkten oder man hörte Collegia drüber , ihres wich
auf ihre Verbeſlerung: jene, indem fie über tigen Namens wegen .
fi rupt den Beobachtungsgeiſt rege machte vad Zu einer gewiſſen Zeit wirkte in Deutſch
rder land die Philoſophie auf die Theorie des Schö
die Schatze der Vorwelt an den Tagfö
bull , dieſe beiden , indem hie durch it. nen , und dieſe wieder zurük auf Philoſophie.
Bundizkeit und wichtigen Reſultate die Bein Man fieng an , ſchön zu philofophieren , über
beiter der Philoſophie ron flachen und leeres alles , was vorkam , aber oft vergaſs man
n iten
Hypotheſe und Spitzfindigke abrufe dabey der Gründlichkeit, und überredete
e
und ihnen manche Vorurtheil benahmen fich , daſs ein wohlklingendes Geſpreche
g worinn die Ausdrüke Beobachtung , Men
Linrichtun öffentlicher Bibliotheken.
Der Einfluſs der Staats- und Welbegeht ſchenkenntnis , Geiſt, Geſchinak u. f. f. häu.
fig vorkamen , wirkliche Philoſophie ſey.
keiten , auf diele , wie auf ahe übrigen 17 E 2 Den
68
Es
69
- 68
Dennoch haben in derſelben Zeit, auch die
beſte Würdigung der Phi
Es würde die beſte
Staats . Erzichungs- und Sprach-Kunſt felır vid loſophie ſeyn , wenn man beſtimmen könnte,
les gewonnen , wofür hie der Philoſophie Dank aber es iſt ſehr ſchwer zu beſtimmen , wie
ſchuldig find : ſo wie ſich auch das gröſsere und wie ſehr die Philoſophie auf den Geiſt
Publium wegen der Popularität, womit he eines jeden Zeitalters gewirkt habe , auf den
anheng behandelt zu werden, ihrem Heiligen literariſchen ſowohl, als auf den moraliſchen .
Hierher gehört der Bey der alten inachen uns die vielerley Sec
thume mehr näherte. ten * ) und Staatsveränderungen , bey der
Artikel vom Schreiben in der deutſchen Mute
terſprache, von Zeitſchriften , Journaler u. d. neuern das Anſehen und der Einfluſs der
Theologie ein ſicheres Reſultat fchwer. Ueber
Jezt wurde die Philoſophie auf alles anga
wandt , and ihre auswärtige Macht wuchs
haupt greifen in den neuern Zeiten die Wir
tährend ihr eigenthümliches Gebieth ver
fenſchaften alle ſo in einander , und haben
nachläſsigt warde und immer mehr almaks einen ſo gleichen Grad von Bildung und Ge
haft er eutſchen t r ineinnützigkeit erreicht, oder wechſeln auch
Die Bekanntſc d D mi de
en to oft init der Oberherrſchaft ab , daſs man
ausländiſch Literatur, und ihre Ueberfetzung»
fich nicht getrauen kann , mit Sicherheit zu
fucht iſt ein wichtiges Moment für die deuts
beſtimmen , welche uns auf diefe oder jene
ieten Stufe der Cultur vornehmlich erhoben ' habe.
ſcheIn Phdielnoſonpehuel. Zeite iſt die Aufinerí
n a
NEUPLATONISCHE PHILOSOPHIE.
gendwo die Bemerkung daſs jeder Menich in Mein Geiſt erhebt sich zuerſt zu dem
ſeinem Herzen einen gewiſſen ſchwarzen Panet, Weſen , das über alle Weſen iſt, zum Ur
habe , der bey einigen mehr oder weniger heber alles Seyns. Zwar will inein Denken
fichtbar werde - die Begierde zu herrr ſchen yor dieſem Unendlichen zu Grunde gehen,
zwa nicht
Salole ,könabnetre dmocahn diſeagmeeni,ſtednaſMse,nſchen einen aber ich wag : es doch in ſeine Tiefen zu
ſchauen. Da feh ich dann , wie mit ver
Colchen ſchwarzen Punct in ihrem Kopfe moi klärtem Auge , den Inbegriff alles Wirklichen
- die Neigung zu Icheri und Möglichen , aus welchem das göttliche
ter en ſtänden , siehendie waren
ſich heruUmntrag Um, iniſc
E 5 Ver
die fich in dem Alexandr Zeitaler
en
vereinigt , muſs dieſer ſchwarze Punct wa
mcn.
*) Vergl. den treflichen Beytrag von Meiners,
en
Sich greifen und die geſündelt Theile » zur Geſchichte der Denkart in den erſten Jahr
kunderten nach Chriſto 1782.
frellen .
74
und wurde der Führer des Al , mit den diele fichtbare Maſse von Weſen ſchuf, d. h.
ausgehen liels durch sich aus Gott. Sie has
i che
das unaufhörl Leben begann. ben nichts Irdiſches an fich , ewige ſeelige
Tadelt mich nicht, ihr Unverſtändigen! Götter sind fie , nur unſere Gebethe , neh
men fie an,
was ich ſehe , ilt Wahrheit, oder es giedi
keine. Denkt ihr euch nicht auch die Got
heit als enig, als allgenugſam ? Was heil
un .
Dann folgten die Götter der Welt ,
zählig , wie die Geſtirne am Himmel, und
ewig anders , nals Seyn vor allem Seyn, w
iſt allgenuglai anders, als alles aus hch od die Kräfte und Wirkungen der Natur. Sie
in fich lern ? alles aus ſich und durch fick beherrſchen dieſe Welt nach allen ihren Thei
wer len ;
76 !
3
76 ;;
77
len ; Kraft und Leben , Empfinden und Den der unermeſsliche Abſtand von dem Urweſen
ken leiten und erhalten he, der Erde ver bis zu uns ſollte leer und unausgefüllt ſeyn ?
wandier durch Körperlichkeit , von der Gott im Je näher der Sonne , je mehr Licht und
bait entfernter durch ihre Schwachheit. Wärme : je näher dem Ewigen , je mehr
Güte und Heiligkeit. Darum werden die
Aber noch iſt der Raum von dieſen Gör Weſen iminer unvollkomner, je weiter fie
tern bis hierab zuin Menſchen zu groſs. Ihm entfernt find von der Quelle aller Vollkom
Ruilen alſo die Geiſter aus, als Mittelwelen mnenheit. Sollen aber alle dieſe Götter und
Je weiter heral Geiſter unthätig ſeyn ? oder weleh edleres
zwiſochen lih menr und uns,
imne Geſchäft können fie haben , als Regierung
delt Ich , und weh dein , welcher
der Welt und Auflicht über den Menſchen ?
en buler Dánon zürnt , er giebt ihm bõle
Gedanken und Begierden ein , und ſtraft iho Erklärt uns doch ' des Menſchen Hang zum
mit Krankheit. Aber der Gottes verehrer Böſen , alle die Gedanken , die in ihm ent
vermag ihn zu hannen durch heilige Miku ſtehen , er weiſs nicht woher, Träume und
er iſt gegen alle Anfälle geſichert Ahnungen , groſse Empfindungen und nie
deon er ſieht unter dem Schutze der Gott
drige Begierden. Wahrlich , das iſt der
rien :
heit . Aus dieſen Geiſtern geſellte das Finger eines Genius !
Urwelen einein jeglichen Menſchen ſeinen
Unreiner als alle die Götter und Dämo .
der ihn regiert und beſchüzy
oder sverleitet und zum Böſen treibt; dena · nen iſt der Menſch , denn er iſt der weite
Genia zu , fte vom Urquell, Aber auch er hat groſse
es giebt gute und böſe Genien . Kräfte empfangen : denn ſeine Seele iſt Aus
s r
Ihr lacht dieles Glauben , Schwache fluſs aus der göttlichen Materie , und lange
nige ? - Findet ihr nicht auch in der er vorher , ehe sie in dieſen Körper gehüllt
on g wurde, lebte fie in reinern geiſtigern Zonen,
zen Natur Succeſsi und Abltufun , mai
s von denen fie herabſtieg von Stufe zu Stufe
gends einen Sprung, nirgend Leere ? UH
bis
78
bis in den Körper . In der ganzen Natur
herrſcht Anziehungs- und Zurükſtoſsungskraft,
Sympathie und Antipathie : alle einzelne
Theile. ſtimmen zuſaminen zu einer ewigen
Harinonie , das Irdiſche iſt verbunden init
dem Himmliſchen , das Himmliſche mit dem
Ueberhimmliſchen , das Sichtbare mit dem
Unifichtbaren . Welcher Menſchen die Göt
ter das Auge verklärten , den Sinn verfei
nerten , dieſe ewigen Sympathien und Anti
pathien zu ſehen und zu empfinden , der iſt
Herr der Natur. Er ſpricht ein geheimnis.
volles Wort, ' ; und die Eleinente gehorchen
ihm , Götter und Geiſter erſcheinen und ver
ſchwinden , die Zukunft wird ihm Tag, und
die Ordnung der Naturſteht ſtill und än
dert fich .
Aber warum ſtiegen die Seelen hernieder
in die Körper , und verlieſsen die reinern
Zonen des göttlichen Aethers ? Entfernter
von Gott , neigten ſie fich zum Sinnlichen
herab , und ſündigten in ihrer Schwachheit:
daruin wurden ſie geſtraft durch Einkörpe
Tiing , wo ſie jedoch , wenn fie edel und
rechtſchaffen find , die göttlichen Naturen
offenbaren und preiſen .
Denn
79
78
In der ganzen Natur Denn die reine Seele behält als ein ſtetes
his in den Körper.
herrſcht Anziehungs- und Zurükſtoſsungskraft, Eigenthuin Neigung zum Guten : ihre Sünden,
Sunpathie und Antipathie: alle einzelne wofür he geſtraft wurden , waren nur Sün
Theile ſtimmen zuſammen zu einer ewigen den im Vergleich gegen die allervollkom
Harinonie , das Irdiſche iſt verbunden mit menſte Heiligkeit des Urwefens, und mit
dom Himmliſchen , das Himmliſche mit dem ihrem Eintritte in den Körper ſtrebte der
L'berhimmliſchen , das Sichtbare mit den reine Wille wieder empor zum Lichtquell,
l'nnchtharen . Welchem Menſchen die Grum durch die Antipathie des Irdiſchen erhob fich
ter das Auge verklärten , den Sinn verfer die Sympathie zuin Himinlifchen.
Wieder zurük zum Ewigen , wieder nahe
nerten , dieſe ewigen Sympathien und Aus
dein Urwefen ſtrebt die Seele im Körper.
pathien zu ſehen und zu empfinden, deri Sie verehret die Gottheit iin reinen Verſtande,
Herr der Vatur. Er ſpricht ein geheimnis
und ſtrebt ihr ähnlich zu werden : Gebethe
volles Wort, und die Eleinente gehorches
find für die überweltlichen Götter , Opfer
ihm , Götter und Geiſter erſcheinen und er
Thuinden , die Zukunft wird ihm Tag, and für die Götter der Welt: die groſse Gottheit
kann nur in Geiſte angebethet werden. Da
die Ordnung der Natur ſteht ſtill und är
klimint dann die Seele mehr und mehr hinauf;
er rum ſtiegen die Seelen hernier in der Anſchauung ewiger Wahrheiten nähert
dertAbfich. wa
in die Körper, und verlieſsen die reiners
fie ſich dem Unendlichen , und ſteigt heraus.
aus den Banden der Materie. Sie fängt ihre
Zonen des göttlichen Aethers ? - Entfernt
von Gott, neigten lie fich zum Sinnlieber Reinigung an mit den fittlichen Tugenden,
und fo gereinigt verweilt hie in der Betrach,
berab, und fündigten in ihrer Schwachheim
tung der Wahrheit und in der Uebung theur .
darum wurden he geſtraft durch Einkörpe
wenn hie edel giſcher Werke. Jede Weilſagung, jede Ban
ten nung der Götter und Geiſter entrükt fie mehr
rTeicnhgtſ, chawf o ſiefinjde,dochd,ie göttlichen Nature
und mehr dem Staube der Wrde. Weg alle
Freu
offenbaren und preiler Devi
80
Die Nachwelt durchgehe die Annalen Einen von ihnen die Kunſt verſtanden ,
unſers Zeitalters, des vergangren Jahrzehend,s Zahlen , Buchſtaben und Worten Geheimniſſe
und hnde darin : hier eine Zauberin, wegen der Natur und Staaten zu entdeken ; daſs
angezauberter Krankheiten enthauptet und die Andern die Kunſt verſtanden , einen
verbrannt, dort ein Geinälde eines neuern Heinrich den Vierten , einen Voltaire , und
Kurklers in einer der erſten Städte Deutſch einen Montesquieu aus der andern Welt her
lards , welches ſeine Augen ſo deutlich über an die Tafel einer franzöffchen Dame
bewegt, daſs Tauſende von herbereiland zu nöthigen ; daſs die Dritten das Geheimnis
den Menſchen es ſehen : dort ganze Heere belaſsen , in ihrer Hand dem Magnete die
von Geiſtern , welche die erſchroknen ize Kraft zu ertheilen , durch die er init dem
fiehenden Landleute verfolgeſſne: oder die einen Pole Geſundheit in die fiechen Körper
ſchlage unſre Meſsverzeichni auf,, und zurükſtiefs , und mit dem andern Pole Gold
finde lie reichlich verſehen mit magiſchen anzog ; ja fogar , daſs ſie mit einer erhöh
B.ichern , die nichts geringeres, als die tern Kraft des Magneten die Seele ſelbſt aus
Kunſt verſprechen, aus Bley Gold und des dem Körper nur nicht ganz entführten , da
menſchlichen Körper unſtherenblich zu machen mit dieſe ihren , in Zerrüttung gebrachten,
angefillt mit philoſophiſc Büchern in der Leib in ſeinen innerſten Theilen nach Bequem
chen durtheils
Tune eines aſtrognoſtiſ En oder lichkeit durchſpähen , und die Hilfsinittel
des Buchs über Irrthum und Wahrheit. - gegen ſeinie Zerrüttungen ſelbſt angeben könnte.
er
Van hört die Namen : erGaſnerian , Marzo Erſtaunen würde die Nachwelt, zu hören ,
orgian nſouciants r
niſten , Schwedenb , nI , de daſs unter einem von jenen Namen , wie
mbuliſte
1
tet u . [ w .
Es ilt wahr , diels alles wird die Nasi
welt hören , aber he wird auch zugleich be
merken , daſs während dieſer Dunkelber
auf der einen Seite delto helleres Lichts
der andern leuchtete, und dals jene te ,
irrungen nur vorübergehend und nicht is
mindeſten im Stande waren , eine reine le
ſchende Philoſophie zu verdrängen oder azo
Sie ird ahey e
e k u n g nodnerneuem eſwtätigetd findendi, du
r
mnu zu hiv . n b
cht ach ahrheit em er
die heilse Sehnſu n W d H
1 F 3 ARI.
86
li
1
.
ARISTOTELES
NATÜRLICHE THEOLOGIE.
einem üblen Argwohn zu entgehen geach gehören hierher einige Stellen aus Cicero über
habe : die Meiſten geben die ganze Uisten die Natur der Götter (z. B. 2. 37. I. 13.).
ſuchung auf. Ariſtoteles iſt ein zu wichure Ich will Cicero ſeinen hiſtoriſchen Glauben
und zu ſyſtematiſcher Philofoph, als de nicht abſprechen , aber was insbeſondre die
dieſer Punct in ſeinem Sylteine nicht es erſte Stelle anlangt, ſo iſt im ganzen Ariſto
ng reles keine Spur von dem zu finden , was
genauere Erörteru verdiente. F4 ihm
88
!!
ihin Cicero ' beylegt : auch die zweyte iſt aus
einem verlohrnen Werke des Stagiriten entu
lehnt. Eben darauf ſcheint die Stelle beyin
Sextus Empiricus (adv. Math. 9. 2. 20.) fich
zu beziehen ,
91
nin Cicero beylegt : auch die zweyte ilt aus über die menſchliche Seele und aus dem An
cinein verlohrnen Werke des Stagiriten ents ſchauen des Himmels. " Das Vorherſehungs
Tehnt. Eben darauf ſcheint die Stelle beya vermögen der Seele , Selbſt in Träumen
Sextus Empiricus (adv. Math . g. 2. 20.) hich habe auf den Schluſs geführt, és müſſe ein
Welen exiſtiren , welches mit der Seele Aehna
zu beziehen . lichkeit und die allgemeinſte vollkommenſte
Drittens kann man wohl ſo viel voraus Erkenntnis habe. Die Beobachtung des or
friletzen : daſs Ariſtoteles Syſtem , fo wie dentlichen und geſetzmäſsigen Laufs der Sonne
de Syſteme anderer , auch neuerer Philolo und der Geſtirne habe die Menſchen auf einen
plien , nicht auf einmahl entſtanden ſey, cui Urheber und Regierer dieſer Ordnung und
er banche ſeiner frühern Ideen in der Fuse Geſetzmäſsigkeit fortſchlieſsen laſſen
geändert und berichtiget habe, und daſs viele +
is
Meynungen , welche für ſich beſtehen konn * 2. Es exiſtire ein Gott. Denn : erſtlich
ten , in das Ganze des Syſtems,nicht palts könne die Bewegung in Univerſum nicht
ihn
und dalier etwa nur gelegentlich rob unendlich ſeyn , fie müſſe ein gewiſſes Prin
er Srtert worden find. Freylich können wi cipium haben , von welchem he ausgegangen
heute nicht mehr mit Gewilsbeit aucmachar Tey, und welches felbft weiter keinen Grund
welche von ſeinen Schriften älter oder jünk feiner Bewegung auſer fich habė. : Zweytens 4
ger find , aber jene Vorausſetzung ilt darun ſey der Schluſs von der weiſen Einrichtung
des Univerſums wahr und richtig
doch nicht leer und unſiatthaft.
e
welch in
achlesilen en tellen un 3. Die Gottheit ſey Eine , ewige , unverän .
AriſNtote a ſelbſdt odeSr in ſnpäte,rn Scbriline!
derliche, fúnkörpärliche Subſtanz, welche ,
en
lern vorkomm , hätte er bebauptet: das feeligfre Leben in der Beſchauung ihrer
eigenen Vollkommenheiten führe , und die
1. DeernBegrif vonenGott ſey aus zwey be Maſse des Univerſums in ſteter fortgehender
merkung entſtand , aus der Betrachte
F 5 Be
go
Bewegung erhalte. Eine ley he, weil die -find abſichtliche * ) Misverſtändniſſe " und Ver.
Bewegung der Welt nur Eine ſey, und weil drehungen , oder Ariſtoteles müſte der ver.
de Regierung der Welt von mehreren Beberro wirrteſte Kopf geweſen ſeyn , der je philo
kvern nicht ſo gut ausfallen würde. Die -fophirt hat.
Ewigkeit derſelben bewieſs er daraus, das
die Bewegung keinen Anfang und kein Ende: Angenommen alſo , Ariſtoteles hat die ge
haben könne. Eben dieſs zeuge auch für nannten vier Puncte wirklich behauptet: wie
die l'nveränderlichkeit der Gottheit. Der ſtilnmen fie mit ſeinen übrigen Meynungen ,
Anfang aller Bewegung könne nicht aus eo und warum hat er ſie nicht ausführlicher,
lieben Theilen beſtehen , allo ſey die Suba ( warum nicht in Verbindung mit dem ganzen
ch
Itanz unkörperli . Sie wohnt in der hách Syſtemer vorgetragen ? 1
gen Anfang für eine contri " ctio in adjecm find entweder Modificationen dieſer lebendi
ahar gen
is
94
F.;
PHI
99
- و-
1
I
inoraliſchen Bedürfniſſe der Menſchheit ab.
Grüſtenteils iſt die Gottheit in den Philofon
phemen der Alten nur ein Begrif für die sha LODEO
Speculation , weniger für das Leben.
singles moins tre. I totes
B. és Soros 90 :21.17
PHILOSOPHISCHE VORLESUNGEN );
« shisia sib
وزوال2! اب 1911 ) Isu
ع ، ا1.
ل:
Erfte Vorleſung
Ein groſser Theilvon ihnen, meinegeliebe
teſten Freunde, iſt noch unbekannt init der
Zwietracht und den Streitigkeiten , welche
von jeher in der philoſophiſchen Welt ge
herrſcht haben noch unbekannt mit den
mancherleyHypotheſen, Träumen und Dich'
tungen, worüber ınan geſtritten hat. Viel
leicht hat noch keiner von Ihnen an den
Wahrheiten gezweifelt, welche für die Phi.
G 2 lolos
uſuphen noch iinmer nicht ansgemacht ſind: alles das vereinigt fich- alsdann , den jungen
Vielleicht halten Sie fogar allen Zweifel dar Denker entweder zu dem hartnäckigſten Saep
ticismus , oder zu einem ſpizhndigen Dago
an für unmöglich. Ein gewiſſes lautredendej
Gefahl, entwikelt und geſtärkt durch den matismus zu führen , welche beyde , wie
Unterricht Ihrer Lehrer, verbunden mit den alle Extreme , den einzigen Fehler i haben ,
L'eberzeugungen aus der Religion -- die ich daſs das Wahre und Gute zwifchen ihnen
Ihnen nicht rauben werde hat bisher bey liegt.
Ihnen die Stelle philoſophiſcher Beweiſe vero
treten , oder dieſen Beweiſen weniglenseinen 1
Ihnen eine kurze Ueberſicht der bisheri.
der Kritik : jch verweiſe Sie an diele, wenn Schlieſſen : ich zweifle , alſo bin ich . Wenn
ich durch meinen Vortrag dieſen Lobſpruch er aber aus dieſen Zweifeln und der zum
Grunde liegenden menſchlichen Unvollkom 1
nicht rechtfertige
menheit den Beweis für das Daſeyn eines
Wir wollen nicht in die Geſchichte der vollkommenften Weſens, und aus dieſem
alten Philoſophie zurük gehen : wir woler Beweiſe alle übrige Wahrheit ableiten wollte :
uns nåler an unſre Zeit halten. Des Cartes ſo lieſs er fich offenbar eine petitio principii
inachu den Anfang der neuern Philofophie: zu Schulden kommen , welche alle die fei.
Er war es, der ſich nen Uebergänge und ſcharflichtigen Specula
end dies mit Recht.
was vor ihm tionen ſeines Syſtems nicht verſtecken kön .
von Allein dem losmachte ,
gedacht und fyftematifirt worden war, and nen . Ich bin , alſo iſt ein Gott ; welcher
der , mit Wegwerfung des Alten , ein neues Sprung iſt in dieſem Schluffe, oder vielmehr,
Syftem auſbaute, welches aus Zweifela nad wie viel Mittelſchlüſse müſfen noch hinzii
t
Dichtungen zuſammengeſez , aber doch miest kommen , um die Kluft zwiſchen den bey.
arm an Wahrheiten und nicht ohne darbha den Exiſtenzen auszufüllen : Schlülfe , die
dringenden Scharfinn geordnet und verbes unter allen Denkern Cartes ſelbſt, als Zweif
Was doch ſonſt das allgemeit der ; grade am wenigſten wagen und unbe }
dFeelndgweaſrcihrey der Ungewiſsheit ilt, das we dingt hinſtellen durfte. Auf dem Wege die
ſer Speculation ſtiels Cartes' auf den Begrif
ihm das Motto ſeiner Veberzeugungen
In der That, nichts ſprichtb' des Einfachen , und er iſt es , der dieſe
h
nzaicrheidfreü.klic von unſern eigenthümlicher Idee am ſchärfſten gefaſst und entwickelt hat :
von unſern Anlagen , mit eins ob er ihr gleich ſelbſt, wenigſtens da nicht
erer anitüt treu blieb , WO ' er voin . Sitze der einfachen
Vorzügenn,von unſ Hum , als die Seele in einem materiellen Theile des Gehirns
VWeorrmtöeg, e , zweifeln ,' aus Gründen Teugues
Theo redet , oder wo er den Einfluſs der Seele
aus Grunenden woiderlegen tzesu können : auf den Körper durch die Communication
wir lall alſ Des Car geru to learn
6
G4 des
104 ,
des Nervenſafts erklärt, Wäre die Mühe
belohnend genung , das heiſst, wäre hie für
uns zwekmäſsig: ſo könnten wir noch ſein
ganzes Syſtem durchgehen , und wir würden
die Beſtätigung deſſen finden , was Voltaire
von ihin und Malebranchen ſagte : es waren
groſse Männer , von denen man wenig lernt.
Aber lernen wir auch aus Cartelens Philoſo.
phie nur wenig, ſo kann uns doch die Ge.
ſchichte ſeines Kopfes lehrreich werden. Ge
nie und Wiſsbegierde ebneten ihm Anfangs
den Zugang zu allen Wiſſenſchaften : er ſtu
dirte Alles , aber ohne Plan , ohne fich Zeit
zum Prüfen zu nehmen : er faſste ſchnell,
aber er verwarf noch ſchneller : eine rege
Einbildungskraft trieb ihn von Idee auf Idee:
er war fertig mit allen Theorien und Hypo.
tbeſen , als er ſich ſelbſt frug, was er nun
wille , und ich von Zweifeln und Bedenk
lichkeiten ſo umringt fand , daſs er den Ent
ſchluſs faſste, alle Wiſſenſchaft aufzugeben,
und fernerhin nur fich , die Menſchen und
die Natur zu ſtudiren . Aber auch hier fand
er der Abweichungen und Irrthümer fo viel,
auch hier ſah er ſo wenig Gewiſsheit vor
fich , daſs er dieſe Lehrer bald wieder ver
Kers.
105
104 .
des Nervenlafts erklärt. Wäre die Mile liefs. Ich will vergellen , alles was ich ge.
ng
genu , das heiſst, wäre he für lernt habe , fagte er zu fich , um zuſehn ,
end
be s hn
unlo zwekmäſsig: ſo könnten wir noch ſein wohin'ich , für mich allein , durch mein
ganzes S; ſtern durchgehen, und wir würden eignes Denken gelangen kann – und wohin
die Beſtätigung dellen finden, was Voltaire gelangte er ? wahrlich zu keiner unerſchüt.
von ihm und Malebranchen ſagte: es waren terlichen Gewiſsheit, Sehen Sie hier an einem
grulse Männer, von denen man wenig lernt. Beyſpiele, wie nöthig imd heilſam es iſt,
Aber lernen wir auch aus Cartelens Philolo. hich zeitig nach einem Plane und weiſen Füh
phie nur wenig, fo kann uns doch die Gem rer des Studiums umzuſehn , fich zeitig ge.
ſchichte ſeines Kopfes lehrreich werden. Geo! wille Principien der Beurtheilung zu ſammeln,
und die Grenzen kennen zu lernen , die
nie und Wilsbegierde ebneten ihm Anfang
den Zugang zu allen Wiſſenſchaften: er he Wirklichkeit und Möglichkeit, Wiſſen und
dirte Alles, aber ohne Plan , ohne fch'le Meynen von einander trennen .
zum Prufen zu nehmen : er faſste ſchoek
aber er verwarf noch ſchneller: eine reine Wie , Sich Cartes in den ſpizhindigſten Er.
kraft
Einbildungs trieb ihn von Idee auf Ide" klärungen der Vernunftprobleme verlohr :
er war fertig mit allen Theorien und Hype ſo verlohr fich Spinoza in der Unerklärlich
keit dieſer Aufgaben. Er unterlag der grof
tbelen , als er ſich ſelbſt frug, was er op
ſen Frage nach der Beſchaffenheit und dem
wille, und ſich von Zweifeln und Bedenk.
Zuſammenhange des phyfſchen und morali
lichkeiten ſo umringt fand, 'dals er den Es ſchen Univerſums. Woher iſt alles ,
aft was
ſchluſs falste, alle Willenſch aufzugeber was iſt die Kraft , die im All wirkt,
iſt ?
und fernerbin nur hich, die Menſchen be
und woher iſt fie ? wirkt ſie durch fich ,
die Natur zu ſtudiren. Aber auch hier for
gen oder durch eine andre Kraft, und woher
er der Abweichun und Irrthümer iftor
auch hier ſah er lo wenig Gewiſshe vi
iſt dieſe ?war fie einmal nicht, wenn fieng
fie an zu ſeyn ? was heiſst, anfangen zu
fich , daſs er dieſe Lehrer bald wieder te
G 5 ſeyn ?
106
Sisn ? wie kann etwas werden, was noch überfinnliche Gegenſtände zu erkennen , daſs
nicht war ? ſo forſchte Spinoza und Niemand fie das Recht hat , über dieſe Dinge ſo weit
konnte ihm Antwort geben. Er ſelbſt ant fort zu Ipeculiren , als ſie will, und daſs dieſe
wortete hich : Alles was iſt, war immer lon ? Speculationen nicht blofs Ideen , fondern Era
if immer ſo und wird ſo bleiben, es ilt kenntniffe find. Aber dieſs iſt nicht ausges
Ens: es iſt in ſich ſelbſt Kraſt und Wirkung, macht , und wir werden in der Folge ſehen ,
lauter Seyn , kein Anfangen, kein Enden. wie weit die Grenzen der Vernunft gehen . 1
Das groſse All und Eins hat zwey eigenthúna Nennen wir übrigens jeden Denker , der
Prie Attribute, Ausdehnung und Denkkral, eine von der Welt verfchiedene , he beherr
die durch alles verbreitet, wovon alle Dige fohende , nächtige und weife Urfache nicht
Willſt du dies Al annimmt , einen Atleiſten : ſo können Sie
en
sur Modihcation neſinnd . 1
Spinozan dieſen Namen geben , aber verdam
und Ein Got nen : ſo kannſt du;
s t
men dürfen Sie ihn nicht. Sein Leben ver
deuke dir nicht das Eins und den Gott be.
rieth keine Spur von Atheismus: ſein Irthum
Tonders : es giebt nur eine Subſtanz, und ei
war nicht Werk der Bosheit, und iſt für
hann nur eine geben , denn Sulltanz il, w die Welt 'warnend und lehrreich geworden .
in und durch ſich ſelbſt beſtimmt iſt, nico
Die Gottheit , ſagt Montaigne, iſt eiferſüch
bedarf, ron nichts abhängt.– Was lager
Sie zu dieſen Gedanken ? Laſſen Sie kell tiger auf unſere Handlungen, als auf unfer
das Antike derſelben nicht täuſchen, lader Meynen,
n
Sie fich von dem Poetiſche derſelben niek
Schüchtern gemacht durch die Verirrun
blenden : aber hüten Sie ſich auch, Spa
gen dieſer und anderer Denker in dem Las
nozan ſofort als einen ruchloſen Atheiltes
t
Es iſt Wahrhei in ſeine
byrinthe der Speculation , ' und ſchon durch
n g e i t
Meynu da, mmvieenl Wahrht , wenn es nebelt Nation , Beruf und eigene Bildung mehr fürs
zuhrver d sg.emach Practiſche geſtimmt, verliefs Locke den Boden
wa un au iſt, dals die menlik
t der wirklichen Welt nicht. Sein treflicher
liche Vernunf an ſich ſelblt im Stande si Ver .
r
lite
108
Leibniz
108 109
Verjue's über den menſchlichen Verſtand fübut • 1 . Leibniz ftellte fich von dieſer Seite dem
ales von der Erfahrung aus, und auf be Empirismus entgegen : er bemühte fich , die
zurück. Nach ihm giebt eskeine reine, var Philoſophie wieder auf Grundſätze zurükzus
führen . Er fah , daſs alle Grundſätze deri
der Erfahrung vorausgehende, angebohrne
E kenntniſs : . alle abſtracten Vorſtellungen ſelben von eitiem erſten Princip ausgehn mül
lolen fich in einzelne empiriſche auf. Alle fen , welches in fich ſelbſt beſtimmt, eins
uberfinnlichen Kenntniſſe find nur Schlüfte leuchtend, allgemein walir und- annehinlich
aus den finnlichen , aber eben darum auch Teyn, keiner Erklärung, keines Beweiſes
bedürfen müſse. Zwar hat er ſelbſt kein
Rawils und hoher. . Dieſe Darſtellung hatohne
Streitig viel Annehmliches : fe verwahrt for vollſtändiges Syſtem erbaut, zwar beſchwerte
er die Philoſophie mit manchen unnützen
[cholaſtiſchen Grübeleyen , ilt für jeden rer
ſtändlich und läſst ſich beſſer, als die metr Hypotheſen',; líunter welchen heut zu Tage
phoshile hen Syſteine, ins Schöne arbeiten wohl jeder Denker ſeine vorherbeſtimmte
Harmonie oben anfellt: aber dennoch batte
Die Philoſophie ſoll nur beobachten, and Ev
er groſſe Verdienſte um die Wilfenichaft und
fahrungen zergliedern : fe foll hch nichtmehr
in Syſteme und Schulen einſchränken, ha hinterliels ſeinem grollen Nachfolger Woif
Diele Antich manchen brauchbareu Stoff zu dem Syſteme,
deerrſnchainſtedieerWelotkitrſcetheenn . iloſophie e 'welches dieſer aufgeſtellt hat. Es iſt der
v d l Ph s viel ſtrengſten Wahrheit gemäſs,'und läſst fich
vergal ,dai
und groſsen Anhang: aber man ohne Mühe beweiſen , daſs die Leibniziſch
Erkenntnille, die blols aus Erfahrung fu
, was ihr Wolfiſche Philoſophie das erſte eigentliche
men , doch immer nur das find , Syſtem" war, auf einein Principe erbaut,
Quelle ſelblt ilt - gufällig, nicht ſo apodio alle Theile der Wiſſenſchaft unfaſsend , in
g
tiſch gewiſs und nothwendi , wie he di fich beſtimmt und vollendet . Der Grund.
Vernunft wünſcht, und wie he leyn mülki
haft ausmachen ſollen. fatz des Widerſpruchs, von welchem in der
wenn he eine Wiſſenſc
Folge noch die Rede feyn wird , iſt das Fan
da
1-10
damnent delselben : der Grundſatz der Kaufe So ſchien denn beynahe die Arbeit ge
lität giebe ibi Erweiterung und Anwendunge ſchloſſen , und eine feſte allgemein befriedi
Metaphyfik , Moral , Naturrecht und ihre gende Philoſophie gefunden zu: ſeyn : als
angewandten Theile find genau und vollfär plötzlich ein Denker auftrat, und mit eben
alig abgehandeh : Sprache und Einkleidung der Zuver fichtund Ruhe, womit jene auf
haben das Geprige der ſtrengſten Willenſchaft: gebaut hatten , das Gebäude wieder einriſs.
den Forſchungen iſt durch keine abſprechende Der Engländer Humne, ein gebohrner Zweif,
ler, bewiels mit ſehr einleuchtenden Grün .
Hypotheſe , wie die des Spinoza, ein enger
Rajin eingezäumt: das ganze grolle Reich den , daſs alle die ſogenannten Vernunftprin:
der Juglichkeiten liegt offen da; jene Grande cipien nichts mehr als einzelne Erfahrungen
Saize fullen når die Wegweiſer in dieler wären , nicht angebohren , ſondern erwor
Reiche ſeyn : die Speculation hat groſse Rechte ben , nicht nothwendig und gewiſs, ſondern
bekommen , ohne daſs die Beobachtung die zufällig und unſicher, nicht allgemein ,gältigi
ihrigen, verlohren hat: die Metaphykk erhält ſondern nur auf einzelne Fälle anwendbar,
als geſchikt,
und folglich nichts weniger, " als,
einen luhen feſten Rang, , ohne dals die bo
ophie eine Wiſſenſchaft zu begründen. Er bewieſs,
fahrungsphiloſ unterdrükt wird
etwa der Wolhſche Vortrag Troknes und Des daſs es gar keine, Philoſophie im ſtrengen
trinales hatte , das ilt unter der eleganta Verſtande , geſchweige denn eine Metaphyfik
geben und alles , was man ihm yon gelun .
Bearbeitung leiner Nachfolger verſchwunder dem Menſchenverſtand vorſagte , : vermogte
fie haben die Lüken in der Speculation dir ſeine Gründe nicht zu widerlegen. Cartes
, und die Scherertio
Rliegfkleeixtieon nednerauisgneeftaülphltyliſchen Betweile dansk -- und Spinoza , Locke und Leibniz hatten ge
d die Vernunft ward mit ihren An
Berufung auf den gemeinen Menſchenyerlan
träumt:
{prüchen an Erkenntniſs und Gewiſsheit ab
durch Beläge aus der hEernfahrung, durch eist gewieſen : und nichts hinderte den Humifchen
lic on nd dre
gewiſsen zuverhcht T u an B Scepticismus, die vorhandenen Syſteine zu
Yer:
tel zu umgelin gewulst
1
7
112
verdtangen, als die Gleichgültigkeit und ſtimmen : die menſchliche Vernunft kann
ſtolze Ruhe , womit man ihn anhörte: en nur ſagen , wie es ihr vorkommt.
war einer ron den wenigen Zrveiflern, die
nicht zweifeln , bloſs um Auſſehn zu macher Vielleicht haben Sie bey dieſer Erzählung
und andere Menſchen zu ſtöhren, fondéra ſchon verſchiedentlich gedacht : daſs die ge
nannten Philoſophen , und insbeſondre Leib
denen es mit ihren Meynungen Ernftif
die Ales von allen ihnen bemerklichen Ser niz , wohl allzuviel Werth auf diejenigen
ten errogen haben , die wie ſich Hume Sätze gelegt haben , die wir Grundſätze,
Principien , nennen. Vielleicht ſcheint es
re' f ausdrükte nun einmal nicht anders
Ihnen wunderlich , wie man alle die groſsen
konen , die Seelenſtärke genung haben, de
Ihren Zweifeln auszuhalten und ruhig zu lern und wichtigen Ueberzeugungen, alle die viel
de, iſt anders Denken und Forſchen ei umfaſſenden Kenntniſſe , welche die Philolo .
phie zu gewähren unternimmt , von einem
Theil der inenſchlichen Beſtimmung, in das
Augen einer höbern Weisheit eben lo za
.. ſo einfachen und beſchränkten Satze , wie
fehn feyn müſsen , als fe den Augen die z. B. der Satz des Widerſpruchs iſt, ablei
ten , oder fie darauf gründen könne. Sie
meiſten Sterblichen verächtlich und verdamm
berufen ſich auf die Unleugbarkeit gewiſſer
lich vorkommen. Ich empfehle damit sit Wahrheiten , ihre Nothwendigkeit, ihre All
den Scepticismus, denn er iſt jezt aufgets gemeinheit. Sie verlangen keine Principien
ben, ich empfehle nur die Schonung allerArts für Erkenntniſſe , die beynahe angebohren
son philoſophiſchen Meynungen, denn í Icheinen . Aber laſſen Sie uns nicht zu ſchnell
. gehören alle zu demegirtollen Berufe derMens
heit , nach Wahrh zu ſtreben, fie bil abſprechen. Die Frage: giebt es Principien
e der Philoſophie ? bedeutet nichts weniger
alle verſchiedn Wege zu einem Ziele, als : Woher weiſs ich denn gewiſs, daſs
mah oder fern , ob grade oder verzogne, ich dieſe oder jene Gegenſtände erkenne , daſs
das kann die res
meine Beobachtungen walır , meine Schlüſſe
kriocmhtmiegne ſotdeerInftealllſcigheenz-allein untrüglichder H rich
114
Zweyte Vorleſung.
115
richtig , mein Wiſſen kein bloſses Muthmaſser, Gründe anders beruhen , als auf eben ſo
meine Hoffnungen kein leeres Hirngeſpials feften und unumſtöſslichen Grundſätzen ? Fra .
find ? Giebt es keine ſolche Principien, die gen Sie die Geſchichte der Philoſophie , wo
fur jeden denkenden Menſchen einleuchtend dieſe Gründe und Grundſätze anzutreffen find.
an hch ſelbſt gewils und nothwendig had,
haat Hume in ſeinen Behauptungen recht: Gefühle können eine Erkenntnis nicht be.
sun lo giebt es , ſo kann es auch keine pha gründen. Abgerechnet , daſs alle Gefühle
luluphiſche Erkenntniſs, keine Gewilsheit – doch immer von Vorſtellungen ausgehen und
erzeugt werden , ſo laſſen ſie ſich ja in kei
¢ kann keine Philojophie geben.
nem Falle beweiſen und mittheilen , hängen
von ſo vielen individuellen Umſtänden ab,
und find ſelbſt ſo individuel, daſs fie niemals
kann. Ob die leztere Hälfte dieles Urte ?. nicht befeſtigen : es wird leicht ſeyn , ihm
wahr les , werden wir in der Falge 28 29 daſſelbe als blofses Werk des Studiuins und
terſuchen haben : die erſtere ilt es gewils mit der Künſteley verdächtig zu inachen. Wer
Welches Find denn diejenigen Gegenſtände ſeine Ueberzeugungen auf bloſse Gefühle baut,
ik
der Metaphıyl , die jeder Menſch ohimedes iſt auf der einen Seite der zügelloſeſten Schwär
eljs ? Heilst nicihcthewnijen ſo viel, als, a merey nahe, und auf der andern in Gefahr,
sl
felten unumlöſ Gründen von els ſeine Ueberzeugungen mit ſeinen Gefühlen
überzeugt leyn ? und worauf können folie einzubüſsen.
Gründe H 2 Dies
5
116
117
116
Dies zeigt hch nirgends mehr, als in da und unſerer Hoffnungen find und können nur
Tbeile der Philoſophie, der mehr als ei durchs Denken da leyn : und alles Denken
undrer, mit dem Leben zuſammenhäng,t 1 iſt ſchwankend und ungewiſs, wenn es nicht
der Mural . Wird dieſelbe den bloſsen Gel von erſten und feſten Grundſätzen ausgeht.
Ich darf weiter nichts hinzuſetzen . Die ganze
len uberlaſſen : lo eignet fich die Sinnlichke
das erlie Recht über die Handlungen de Materie iſt eine von denen , die durch ' weit
Veuleben zu , und es kommt nur auf(s läuftige Erläuterungen gewöhnlich nur noch
verwickelter werden. Sie iſt an fich ſelbſt klar.
Cande an , ob die gelummte Moral ein lit
pendium der talnirten Sinnlichkeit, 1
verändert und ihr Wirkungskreis täglich aus Grundſätze darzuſtellen . Aber fie ſind unter
andrer wird ? daſs die Geſetze, nach we einander noch nicht einig , was es ſey und
chen fie denkt, einmal aufhören und ger wie es lauté.
neuen serſchiedenen Geſetzen weichen wer.
den ? daſs eine Zeit kommen könne, Bey Locken iſt es das aus der Erfahrung
der menſchliche Verſtand ſich das Ganze aber urſprünglich Geſchöpfte , eine Sammlung von
Theile, Urſache ohne Wirkung, Wirken einfachen Vorſtellungen , die, wie er ſagt,
ohne Urliche denken wird ? - Eine frei primitive Wahrnehmungen des durch äuſere
hurt auf zu ſeyn , was fe ift, Sobaldi und innere Senſation Gegebenen , und eben
andere Geſetze bekommt, nach dener darum gewiſs, unvermiſcht und von allen
wirken Coll. Wir würden nicht mehr Zuſätzen der Phantaſie unabhängig find. Sie
ſchen ſeyn, wenn unſerer Denkkraft ein met find die erſten , und laſſen ſich daher nicht
Geſetz gegeben würde. Sie kann heb ik fie find die lezten , und
weiter ableiten :. Sie
entwikeln , he kann fortſchreiten von Lit können daher nicht mehr zergliedert werden.
zu Licht: aber fie kann dies nur nach de Hat Loke mit dieſer Darſtellung Recht? Ich
erften und weſentlichen Geſetzen, durch& zweifle. Einmal, woran erkennt man denn
he ward, durch die fie iſt, was besi die Einfachheit dieſer Vorſtellungen ? Sie kön
Sind wir nicht ein bloſses Spiel des Zei nen , ſagt Loke, nicht zergliedert werden,
Niemals ? von keinem Menſchen ?
und der Täuſchung: ſo muſs es in dem e
unter
keinen Umſtänden ? Dieſs müſste erſt aus
biete der Erkenntnis etwas unveränderlid
geben, es muſs ſich hnden , muls fichi gemacht ſeyn , und wer kann es ausinachen ?
Dann aber , find die einfachen Vorſtellungen
Worte faſsen und an die Spitze alles Desks
wirklich reell, d. h . ſtellen sie wirkliche
und Forſchens ſtellen lallen . Eigenſchaften der Gegenſtände dar : ſo mül
Die Weifen allerckZeeiten haben ſichbezi ſen dieſe Eigenſchaften urſprüngliche ſeyn.
i
l
dies Un veränder au fzuluchen und Aber woran erkenne ich , daſs hie diefs find ?
H4 An
120
$
120 121
An der Einfachheit meiner Vorſtellung. Und nen und doch nicht exiſtiren : und dieſs
woran dieſe ? - Sie ſehen, dieſs führt in würde offenbar einen groſsen Unterſchied
1
einen Zirkel der nirgends übler angebracht abgeben ! nicht alles was wir als wirklichi
iſt, als wo es auf Principien ankomint. denken , iſt wirklich. Zweytens behaupten
Sie , daſs dieſer Satz nicht , wie bey Leib
Nach Leihai : beſteht diels Unveränderlich niz , reale , fondern blos' logiſche Wahrheit
der menſchlichen Erkenntnis in angebobren begründen , das heiſst nur von den Vorftel
Vorjtellungen , die fich auf gewiſse Gram lungen , nicht von den Gegenſtänden gelten
ſatze zurükführen laſsen , unter denen eisz könne , daſs er alſo nur fo viel bedeute :
Ich kann mir eine Sache , der ich das Prä
der erſte und ausgemachteſte iſt. Sie kenme
den Sacz des Widerſpruchs: Sie werden olue dicat rund beylege , nicht zugleich als vier.
ekigt denken , wind warum nicht? eben,
Weigern zugeben, was derſelbe avslag --
weil ich ſie mir fchon als rund denke. Wenn
die Unmöglichkeit, daſs etwas zugleich je
und nicht fer. Deſto aufiallender ilt es, di dem Subjecte ein Prädicat widerſprechen
1
ſchon ältere Denker dieſen Satz als Grund foll : fo muſs das Gegentheil dieſes Prädi
cats ſchon in dem Subjecte enthalten ſeyn:
[urz der Philoſophie beſtritten, und dale
beſonders jezt ſo viele Einwendungen erët aber woher , weiſs ich das ?: daſs dem Qua .,
Ich wili Ihnen kurz erzäble drate das Prädicat rund widerſpricht, iſt !
rweans dmiuelsk.ritiſchen Philoſophen rợn ihm laser nicht Folge jenes Satzes, ſondern des Um-,
ſtandes , dafs das Prädicat viereckigt fchon
Einmal bemerken lie, daſs dies ferm Per
exijtirer und graduate im Begriffe des Quadrats da ift. : Ich denke,
te ung
wdeoprpdeeln -Behdaebuetn könne , und das follo inir dies Pferd grün : was grün iſt, kann
nicht zugleich auch eine andre Farbe haben :
dieſer Satz vjeldeutig ſey. Eben ſo kiss Diels wäre ja
folglich iſt diefs Pferd grün.
auch das Wort urmöglich, ſo viel leyn, i
richtig geſchloſſen , aber giebt es ein grünes,
nicht allen könnend und als undenkbar. Pferd ? Mit andern Worten : der Satz des
giebt es aber Dinge, die gedacht werden bir
H 5 Win
1-22
Widerſpruchs lehrt mich niemals, ob das ſtrebten , zu deffen Auflöſung die Metaphyſik
Praticat irgend eines Subjects wahr ley , ſon den Grund legen ſollte. Es iſt einerley' mit
dern er bindert mich nur , den Subjecte der Frage : Giebt es Gewisheit in der
menſchlichen Erkenntnis und wo fift fie ge
ein Pradicat zu geben , was demjenigen
welches ihm einmal beygelegt iſt, wider gründet ?
ſpricht. Mich dünkt die kritiſchen Philad
Erkenntniſſe beſtehen aus Vorſtellungen
phen haben Recht, wenn he behaupten, das
von Gegenſtänden . Man hat daher vornehm
diels Princip nur das Unveränderliche in
menſchlichen Denken aber nicht in der men.ch lich zwey Wege verſucht, um das Gewiſſe
darin zu entdeken : man forſchte nach dem
lichen Erkenntniſs bezeichne. Weſen der Gegenſtände, oder man unterſuchte
en die Beſchaffenheit der Vorſtellungen . Sind die
Alle Streitigkeit der Philoſophen geben
Gegenſtände, die fich uns darſtellen , wirk
zulezt immer auf dieſen Punkt zurük. Ihre
en lich , oder nicht ? und was find hie ? Dieſe
Speculation wären nur darum lo unficher
ch Frage läſst ſich , wie fie " da ſteht, nicht
und ſo ananihörli neuen und verſchiedenen
beantworten : denn alle Gegenſtände find nur
Angriffen ausgelezt, weil fie fich noch niche
in ſo fern für uns da , als wir Vorſtellungen
dariber geeinigt hatten, was denn nun das von ihnen haben. Es iſt alſo nur eine Art
lezie , das Ewighchre und Ewigwahre in zu philoſophiren die richtige , die , daſs man
hen Erkenntniſs ley . Sie fahes
der menſchlic die Beſchaffenheit der Vorſtellungen ſelbſt zu
s n
Lokens und Leibnizen Antworte hind mich
ergründen verſucht. Die Philofophen fanden
befriedigend : die Geſchichte der Philofophie gleich bey dem Anfange dieſer Unterſuchung
beltarigt es wenigſtens, daſs fie nicht aligo einen weſentlichen Eintheilungsgrund : finnliche
und Verſtandesvorſtellungen , drangen fich
mein gseltendhfrihned.it els lo s ow ihnen als zwey verſchiedne Arten der allge.
Wa iſt Wa ? Di al ilt da gr
m s meinen Gattung auf. Aber bier entſprang
P r o b l e , w e l c h e die Denker aufzulöles auch
Itrebi
124
feiungen nur dunkel und ſchlechterdings nicht nungen über dieſen Gegenſtand angeführt.
im Sande wären , uns etwas von dem W'elet
der Dinge zu lehren , diels könne der Ver Ich übergehe alle die Uebergänge und
ſtand und die Vernunft allein. Man din Mittelſpeculationen , die zu der eigentlichen
i'lo n : r die Grunn dgeſetze dieſer beyden l'er. höhern Philoſophie , dem lezten Ziele aller
in sen anſluche und darnach weiter und Forſchungen, hinführen. Laſſen Sie uns
ten
weiter fortſchrei , ſo entdeke man eie bey dieſer verweilen .
cigne Welt, erhaben über die honliche , reu
llen
an Guthern für den intellectue Menſchen Gott, Welt und Seele ſind die drey groſsen
en Gegenſtände, auf welche alles Nachdenken
eine Welt der Weſenheit , das Reich w
n . Wirklich haben die der Philoſophie , ihre Axiome und Hypotheſen,
h e r s
tPahpihlyolſioſpc WuanshrhdeenitGrundriſ dieſer neuer ihr Behaupten und Zweifeln fortarbeitete.
n e t Philofophen wollten das Daleyn Gottes demon .
W'er gezeich , he haben uns eine Wille :
li hale geliefert, die aus einigen wenigen G* ſtriren : Philoſophen glaubten 'das Nichtſeyn
n
Tanzen und Begriffe Gott, die Welt und die eines ſolchen Wefens beweiſen zu können .
t
Svele genau beſchreib , ihr Welen und ihre Einige fanden die Beweiſe in der Vernunft,
212•
E
126
3
beydes hat gleichviel Vertheidiger gefunden:
und es iſt keine Behauptung denkbar , der.
nicht von Philoſophen gradehin widerſpro
chen , die nicht als falſch verworfen , oder
von einer andern Seite gefaſst , verneint,
halb verneint und bejaht , mit einem Worte,
durch alle Feuer geworfen worden wäre.
Iſt man über den erſten Grundſatz der Moral
und des Naturrechts einig ? Erziehung, Con.
vention , Vergnügen , Glückſeeligkeits, gött
licher Wille , Vollkommenheit alles das
find verſchiedene Principien , die von ver
ſchie .
127
126
ſchiedenen Denkern angenommen , Vertheia
andere anfer derſelben. Noch andere getran.
digt und verbreitet wurden. Iſt man auch
ten ſich nicht, über diels oder jenes das
Geringſte zu beſtimmen . Philoſophen lebro nur über die Bedeutung der wichtigſten phi
ten die Ewigkeit der Welt: Philoſophen be loſophiſchen Ausdrüke einig ? Nirgends
herrſchte mehr Willkührlichkeit, als hier :
haupteten ihre Zufälligkeit: einige erklärten
he für endlich : andere für unendlich. P : beynahe jeder philoſophiſche Schriftſteller
brauchte die Worte im anderen Sinne. Und
lolophen zeigten , die Seele ſey einfach, un
inwiefern hat man fich denn über den Geiſt
theilbar , unſterblich : Philoſophen bewieler
älterer Syſteme verglichen ? Spinoza iſt in
he ley körperiich, theilbar, vergänglich:
einige wollten ihren Sitz, ihre Entſtehung unſern Tagen wieder aufgenommen , mit der
entdekt haben : andre verſicherten, die Offenbahrung ausgeföhnt, und -- auf zweyer
ley Art misverſtanden worden,
Pancte lielsen fich nicht ausmachen. Frete
heit und Nothwendigkeit, Fatum und Natur
Aber was hat denn nun die Welt bey
zwang , Wahlſähigkeit und blinder Trieb
alle dem verlohren ? Was hat die Moralität,..
beydes hat gleichviel Vertheidiger gefunden. was die Glükſeligkeit der Menſchen bey den
und es iſt keine Behauptung denkbar, die Streitigkeiten einzelner Schriftſteller, bey den
nicht von Philoſophen gradehin widerſpro Abweichungen der Compendien -Weisheit ge
chen , die nicht als falſch verworfen, aber litten ? Sie hören es an dem hämiſchen die
von einer andern Seite gefaſst , verneing
ſer Frage , daſs Sie ein Einwurf iſt, der die
halb verneint und bejaht, mit einem Worte! Bemühungen der Philoſophen , wo möglich,
durch alle Feuer geworfen worden wäre herabwürdigen ſoll. Man ſagt es hin und
If man über den erſten Grundſatz der Mord
s her , daſs die philoſophiſchen Schriftſteller
und des Naturrecht einig ? Erziehung, Cia fich weit mehr Wichtigkeit beylegen , ihrer
keit
vention , Vergnügen , Glünchkeſeietlig , gultas Wiſſenſchaft weit mehr Einfluſs zutrauen , als
e
licher Wille, Vollkomm - alles dedals die Erfahrung rechtfertigen könne. Ich will
ne
find verſchiede Principien, die von nem nicht
128
129
Seite iſt , daſs das practiſche Leben mancher
nicht wiederholen , was in allen Zungen zun
Lobe der Philoſophie geſagt worden iſt: Tales Menſchen ſehr oft ihren theoretiſchen Grund
ſätzen , im guten und im ſchlimmen Sinne
Sie uns nur zuceben , daſs Männer. von bel
lein Geile und einnehmender Darſtellungegale widerſpricht: eben ſo wahr, eben ſo ausge
macht iſt es doch wohl auf der andern Seite,
die Beweile für das Daleyn eines Gurtesy
daſs das Wollen vom Erkennen , die Hand
und für die Hoffnung einer Unſterblichkea
lungen von den Einſichten , das Herz vom
umfoſsen , ohne neue zu geben, laſenS
Verſtande geleitet wird , oder , wie einige
fuiche Manner in deutlichen , a.lgemein kir Was kann ſchaden ,
licien Schriften das Thema von der Note wollen , ganz abbängt.
wendigkeit der menſchlichen Handlungen wenn es eine falſche Philoſophie nicht kann ?
Laſſen wir alle Axiome der Mathemathik ver
behandein , laſsen Sie alſo folche Sätze
drehen und misdeuten , mag Geſchichte , als
ilt kein Golt , es giebt keine Zukunft, de 1 folche , verfälſcht und geändert werden ,
menſchlichen Handlungen hängen nicht nur mag ſonſt eine Wiſſenſchalt , welche es will,
den Venſchen , ſondern von äuleren is
in die Hände boshafter Bearbeiter gelangen :
tanden ab , laſsen Sie ſolche Sätze allgemei die Moralität der Menſchen wird nicht Ge .
werden , und was wäre leichter, fahr laufen . Aber wir wollen der Welt
en
C'eberzeugung zu verbreiten, die der Sie nur ein halb Jahrzehend' vorphiloſophiren,
hchkeit der Menſchen ſo willkommen,
ft was uns Zweifler und Sinnlichkeitsphiloſophen
Schmeichelha find ? follte die Wel nom
gelehrt haben : bald , bald wird Religion und
ferieren ? Sollte die Moralität nichts leide
Moral, wie einſt Aſträa, ganz von der
L'ind wire diels wirklich auch bisher nied Erde fiehen .
Fill geweſen ? Nur wenig Seelen find lips
Renung, lich bey ſolchen Gedanker, So lange die Philoſophen über die wich
inochte lagen, noch oben auf zu erbak tigſten Probleme noch uneinig find , nimmt
die meiſten gehen unter , in dem Sury fich jeder das Recht heraus, fühlt fich jeder
anreiner Lehre. So wahr es aufder ei I
130
gedrungen , ſeinen eigenen Weg zu verſuchen jèzt noch nieht einmal feſt ſteht, was Philo
und hch eine Philoſophie nach ſeinem Gele fophie eigentlich ſey ? Ich will hier nicho
len und Behagen zu erfinden . Ob dieſs wohl alle die mannigfaltigen Erklärungen dieſes Be
lo heulam und erſprieſslich ſeyn mag, a griffes wiederholen *) : jede hat verſchiedene,
manche Schriftſteller uns überreden ' wolle? meiſt unbeſtimmte Merkmahle , keine erſchöpft
Der Speculationsgeiſt iſt ein raſcher, wila den Begriff vollkommen . Giebt es aber noch
Jángüing, der ſeinen ſtärkſten Trieben fok keine beſtimmte, und vollſtändige Dehnition
ob he ihn auch in einen Abgrund föhrs einer Willenſchaft: ſo kann es gewiſs auch
Er braucht fremde Erfahrung und l'oroza mit der Beſtimmtheit und Vollſtändigkeit der
werden his
Ichaft, wenn er weiſe und gut Wiſſenſchaft ſelbſt nicht ſehr weit ſeyn .
Die Fragen über die Rechte und Bez Wenn wir denn nun einen Blick auf die
niſſe der Menſchheit, über die Grenzen de Geſchichte der Philoſophie zurükwerfen :
Gewalt, die den Groſsen verliehen iſt, ik wenn wir all das Streben der Denker ſeit
die Grenzen des Gehorſains der Untergelina ſo vielen Jahrhunderten und unter ſo ver
uber Freybeit und Eigenthum — wo getico fchiedenen Himinelsſtrichen betrachten : nirer
he anders hin , als vor den Richterſtuhl.de
gends Uebereinſtimmung und Feſtigkeit fin
Philoſophie ? Sollte nichts darauf ankomes den : nirgends die wichtigſten Aufgaben ein.
ob dieſer Richter beſtochen ilt , ob er müthig und befriedigend gelöſt ſehen ; muſs
Launen und Einfällen, oder ob er nach lista uns dann nicht die Furcht anwandeln , daſs
n es wohl überall mit dem Erkenntniſsverinö .
Grundſatze entſcheidet ?
gen des Menſchen eine ſehr ungewille , mils
Daſs wir die Philoſophie in Schutz ** I 2 liche
In
235
134
Begebenheiten und Handlungen zu beleben In allen Erfahrungen und Erkenntniſlen
wie Spiellachen ? und würde er in dieſen find, wir durch uns ſelbſt berufen , nach Zu
Falle behalten , was er geſehen hat, oder fainmenhang zu fragen. Dieſer Satz iſt bey ,
das gering'te Intereſſe dafür gewinnen ? Wir nahe ein pſychologiſches Axiom : Sie werden
den Sie an einem Schauſpiel Gefallen finden ſehen , daſs er wenigſtens fruchtbar iſt.
dellen erſter Act in Aſsyrien, der zweite
in Berlin , der dritte in Petersburg, jezer Der Zuſammenhang unter den Dingen,
ror Chriſti Geburt, dieſer im achtzehtes die wir erkennen oder denken , iſt, der
der lezte im zwölften Jahrhunderte, jealer Hauptabtheilung nach , dreyfach . Bey ein
mit verſchiedenem Inhalt, ſpielte? Unzie zelnen Gegenſtänden oder Begebenheiten oder
lich . Das Erſte und Weſentliche, word: Handlungen , frage ich entweder nach dem
der denkende Menſch, in jeder Reihe nie allgemeinen Grunde , Woraus ich einſehn
Dingen nach Zeit oder Raum , nachloric , könnte , daſs fie ſo ſeyn und geſchehen
was ihn gleichſain feſtſetzt mit ſeinen Vin muften - Geſetz- oder Regelmäſsigkeit: oder
ſtellungen und Urtheilen, iſt Zuſammenbag nach der Abſicht, welche dadurch erreicht
werden ſoll oder erreicht iſt Zwekinäſsig
Iin Kleinen und Groſsen , in Phyhſchen e' keit. Bey dem Anblicke aller erkennbarer
Moraliſchen , allerthalben miſcht fich, ar
unbemerkt und dunkel, die Vorſtellung a und denkbarer Gegenſtände, Begebenheiten
g ụnd Handlungen , bey dem Gedanken des
Zuſammeehan ein. Man könnte ſagen, d
menſchliche Geiſt ilt zu dieſer Vorlei groſsen , phyſiſchien und moraliſchen Ganzen ,
. Ein Menſch, der einmal al frage ich nach der lezten inöglichen und zwar
ng de moraliſchen Ablicht, welche dadurch zu ere ,
oUregbaenrigfait von einem Gegenſtan auf ei reichen ſteht, nach Endzwek. Einfacher aus.
andern ganz heterogenen ſpring,t koms
h
uns ſchon wunderlic vor : wer es imet
gedrükt , lauten dieſe Fragen ſo : Wie kommt
das ? wozu ſoll es ? und wo wird das alles
thut, ilt der Verrückung nah . endlich hinaus ? Kann der menſchliche
I 4 Geiſt
136
Geiſt fich dieſe Fragen genügend beantwor Ins Innere der Natur dringt darum freylickr 1
tea ? Wir wollen ſelen. kein erſchaffner Geift : aber feine Urtheile
über dieſelbe können doch nicht ganz falſch ,
l'n der Geſetzmäſsigkeit der Dinge nacho ganz verwerflich feyn ; wozu hätte ihn ſonſt
Tuforſchen , find in dein Weſen des menſe die gütige Vorficht gerade dieſe und keine
chen l'eiftandes gewiſse feſte und allgemaz andere Geſetze des Denkens mitgetheilt? and
Geſetze gegründet , ohne welche er niet wie wärsi auch möglich , daſs viele ſeiner
Verliand ſeyn, d. h. nicht denken und er Kenntniſse wie die mathematiſchen und phy.
t eilen konnte. Dahin gehört z . B. das 6: Sicchen , durch Confequenz und Einſtimmung
[muz : dils er in der Reihe der Erſcheine der Natur ſelbft, fich fo auffallend bewähren ?
fon zu jeder Wirkung eine Urſache, zu " Ein allgemeines Verſtandesgeſetz war es, was
der Folge einen Grund auſſuchen mülse, da Newton bey ſeinen himmelhohen Forſchun
keins ohne das Andere gedacht werden kic gen leitete , und was fich bey ihm, durch
einen beſondern Fall beſtimmt, in eine beſon
Vt diclen allgemeinen und nothwendis 7
anche Geſetze und Regel ihres groſsen denkt, ſpricht, handelt ? Eben ſo will auch,
skeini, mit Abficht einen Schleyer gewor". wer Vernunft hat , bej Allem , was da iſt
Je , den eine Menſchenhand nicht bewer und geſchieht, einen Zweck willen : diefs
I ob So viel iſt gewiſs and genung, w iſt Aeuſerung der Wilsbegierde, und dieſe,
ſagt man , iſt ein Grundtrieb im Menſchen ,
(referzmassigkeit zu ergründen iſt, mit dem
Oft erkennt er nur relative Zwecke , Nutzen
nenckichen Verſtande, wo er he gefunden
za hauen gaubt, da kann er hcher darza und Zuträglichkeit, aber immer ſtrebt er
nach der Einficht höherer Abſichten , innerer
haren : es iſt ſeine Geſetzmäſsigkeit, ex
andere kann er nicht denken; die er al Zweckmäſsigkeit. Hier lag der Keim zu ſo
denkt, iſt für ihn die einzige, iſt für ür manchen Wiſſenſchaften , die jezt in herrli
wahr. Für den menſchlichen Aſtronome cher Blüthe ſtehen ; hier iſt das Thema zu
den intereſſanten Naturbetrachtungen , die
wäre die Erſcheinung der uSnodnene as hulle
Himmel ternachtsſt
zur Mit nicht gler überall Beziehung ſehen , und ihn zum Herrn
der Erde krönen ; hierdurch entſtand die
mabiz: er würde fie, nach ſeinen Gelezea
für ein Wunder erklären müllen, ok weile Haushaltung des Menſchen mit dem ,
gleich für den Aftronomen einer höhern Wa. was um ihn iſt, die Benutzung eines Mittels
vielleicht ſehr natürleich ſeyn könnte. Als zu vielen , eines kleinen Mittels zu groſsen
ſ etz Zwecken . Hiermit begann auch die glükliche
die lerſtandesge , die der Menſch bei
Stimmung zu Theodiceen , ſo give he einem
find nur allgemeine Principien : er mul de
Sterblichen geriethen. Die fromme Begierde,
ft hen und ſuchen, um das Beſondre zuf.
überall auch gute Abfichten , wohlthätige
dea, wis er darunter ſubſumiren kann.
Zwecke aufzuſpüren ; das nachfichtige ſcho
nende Urtheil über das Uebel auf Erden , ich
Zwreck und Ablicht deſſeen , wase in
wi d , das ilt eine zweyt Aufgab fürdie
r möchte das alles die Freude in Gott nennen
nden eilt ann ich in enlos
Gewiſs die Betrachtung der Zwecke , die
denke G . K l e M
t Theologie, iſt eine reiche Troftquelle : wie
Vernunf rühmen , der nie nach Zwrecka fie
dert
- 140
fe den Blick erhebt und ihn immer böhero ihin oder in ihn ? Kann er erreicht werden ,
ad luberen Zuſammenhang ſehen und abn und wann wird ers ? Hier ſteht die Ver
dia last ; fo macht ſie das Herz froh und nunft an dem jähen Ufer des unergründli
Lankt und gut: wie Sie die ganze Natar chen Zeitenſtromes , fie ſieht ihm ängſtlich
f.richilam lebendig macht und dem Menleben nach , wo er fich enden wird , aber hie
zhurt, daſs er ſich ihrer freue ; fo gewice erblikt nichts als Himinel und Meer. So
lie ſein Herz für das alles , was ihm umgies bleibt ihr denn nichts übrig , als ſich aus
ihren eignen Anlagen , aus der Beobachtung
urdur den , der das alles gab.
und Erfahrung einen Endzwek zu denken ,
Aber mehr als einzelne Zwecke bekür bey dem fie Zuſammenhang , und im Zu
mert don denkenden Geiſt der lezte große ſammenhang Beruhigung finden mag.
Edzuek , auf den nun das Ganze hindrex
l'aum iſt das alles, was ich ſehe unde Aus ihren eigenen Anlagen, ſage ich , und
160 ? warun bin ich ? wie wird fich die hier bin ich bey der allgemeinen Entſchei
ang
Zuſammenkl dieſer Millionen von Iales dung , die uns die Philoſophie giebt. Alle 1
menten endlich einmal auflöſen ? welches i unſere Urtheile und Ideen über den Zuſam .
der Endzwek der ſcghalnezcehntsSchöpfung, e menhang der Dinge ſind immer nur Producte
ganzen Menſchenge ? Diele Fias unſerer eigenthümlichen Vermögen und Anla
e
dringt in die entfernteli Zukunft vor ? gen , immer nur Anſichten nach unſerer Art
das Ende alles Mittels, alles relativen Zweis zu ſehen , Deutungen eines groſsen Räthfels
niach unſerin Scharffinne. Die Gottheit hat
Sie falst die phyſiſche und moraliſche Mis
t
zuliuummen, duire Vergangehnehieti und die uns auf dieſe Erde geſezt, wie Anſiedler in
gel art, Vat und Frey . Der Meali , ein beſtimmtes Land : fie hat uns Kräfte ge
das muſs und darf fie annehmen, der Man geben und Werkzeuge , diefs Land anzubauen
und darinnen froh zu werden :
ilt E..dewek wedekr Schöpfunhge,n aber wein
fie hat uns
iſt der Ende des Menſc ? Ilt er az von ihrem Geiſte initgetheilt, ſo viel wir für
dies
142
1
144
mehr, als ein bloſser Gedanke ? nichts reel
les ? Freylich nur ein Gedanke , aber
ein ſolcher , der ſich durch die Erfahrung
realifren kann und foll. Nummermehr kön
nen wir hier erfahren , was die Welt iſt ;
aher Handlungen , welche dem Sittengeſetze
gemäſs find , können in der Erfahrung vor.
kominen , und beſtätigen durch die Erfah
rung die Wahrheit ihres Princips. Das mo
raliſche Princip iſt als Idee aufgegeben durchs
Denken : aber es läſst ſich als reel bewähren
durchs Handeln .
1
145
mohr , als ein bloßer Gedanke ? nichts reel misverſtanden werden : wenn Cartes von
les ? - Freylich nur ein Gedanke, aber dem Möglichen als einem Grunde, auf das
ein folcher , der hch durch die Erfahrung Daſeyn Gottes als eine Folge ſchloſs , wenn
rea.ihren kann und foll. Nimmermehr ki er allo zuerſt einen Begriff von einem mög.
1
nen wir bier erfahren , was die Welt it lichen Wefen , in welchem alle Vollkommen .
aiver Hand'ungen, welche dem Sittengelette heiten vorgeſtellt werden , erdachte , und
greras hnd , können in der Erfahrung For nun das Daleyn als eine Vollkommenheit hin
hun nen , und beſtätigen durch die Erfah zuſetzte , ſo war das ein Sprung , den ſchon
rung die Wahrheit ihres Princips. Das m» ältere Philoſophen bemerkt und als unphilo
Taülche Princip iſt als Idee anſgegeben dari Sophiſch dargethan haben. Die Vereinbarung
Draken : aber es läſst ſich als reel bewähre aller Vollkommenheiten in dieſem gedachten
Weſen war ja auch nur gedacht, nur will
dardis Hardeln . kührlich ; durch mein Denken aber kann
Vergeblich iſts, nach alle dem 21 ich einem Weſen niemals Exiſtenz geben. Der
n , was uns die Metaphykk bisher se,
Se fut Schluſs lautete ſo : Es iſt ein Weſen nöglich,
ko t
hrat: fe hat ſich geirr , he hat del welches alle Vollkommenheiten in fich ver
fur Gegenſtände gehalten, was 'nur Bari einigt: Daſeyn iſt auch eine Vollkominenheit,
von Begriffen ilt, das für erkennbar / alſo exiſtirt ein vollkommenſtes Weſen.
erkannt angeſehen , was nur denkbara In dieſer und andern metaphyfiſchen Deduce
tionen wurde mit dem Begriffe des Möglichen
gedacht heiſsen kann. piel geſpielét und lo lange daran gekünſtelt
Ich würde zu einer nErläuterung und zugeſezt, bis fich unvermerkt die Vore
he
Satzes die metaphyflc Deweile für ſtellung der Wirklichkeit einſchlich.
L
n
Punct zu vielen Misdeutungde untermice
Laſſen Sie mich über die Leerheit und
wäre. So viel iſt einleuchten und kanntak Nichtigkeit der bisherigen Metaphyſik auch
in
146
im Puncte der Seelenlehre das Urtheil eines
Mannes anführen , der in der Folge noch
mehr erörtert hat , was er damals im allge
meinen angah * ) : Ich weiſs wohl , ſagt er,
daſs das Denken und Wollen meinen Körper
bewege, aber ich kann dieſe Erſcheinung,
als eine einfache Erfahrung, niemals durch
Zergliederung auf eine andre bringen , und
fie daher wohl erkennen , aber nicht einſe
hen . Daſs mein Wille meinen Arm bewegt,
iſt mir nicht verſtändlicher , als wenn jemand
ſagte , das derſelbe auch den Mond in ſei
nem Kreiſe zurükhalten könnte ; der Unter
ſchied iſt nur dieſer : daſs ich jenes erfahre,
diefes aber nie in meine Sinne gekommen iſt.
Iclı erkenne in mir Veränderungen , als in
einem Subject was lebt, nehmlich Gedanken,
Willkühr u. f. f. und , weil dieſe Beltim
mungen von andrer Art find , als alles, was
zuſammengenommen meineri Begrif vom Kör
per macht , ſo denke ich inir billigermaſsen,
ein unkörperliches und beharrliches Weſen.
Ob dieſes auch ohne Verbindung mit dem
Kör
147
im Puncte der Seelenlehre das Urtheil eines Körper denken werde , kann vermittelſt die
Mannes anluhren , der in der Folge noch ſer aus Erfahrung erkannten Natur niemals
mehr eröriert bat, was er damals im alge geſchloſſen werden. Ich bin mit meiner Art
tu.ciren anah : Ich weils wohl, ſagt es Weſen durch Vermittelung körperlicher Ge
daſs das Denken und Wollen meinen Körper ſetze in Verknüpfung, ob ich aber auch
bewee, aber ich kann dieſe Erſcheinung fonſt noch andern Geſetzen , welche ich pneu
a's eine einfache Erfahrung , niemals dont matiſch nennen will , ohne die Vermittelung
Zergrederung auf eine andre bringen, und der Materie in Verbindung ſtehe oder jemals
de daber wohl erkennen , aber nicht einde ſtehen werde , kann ich auf keinerley Weiſe
hea . Dals mein Wille meinen Arm bewet aus demjenigen ſchlüſſen , was mir gegeben
ilt mir nicht verſtändlicher, als wenn jemu iſt. Alle ſolche Urtheile können niemals mehr
fire , daſs derfelbe auch den Mond indie als Erdichtungen ſeyn. Die Begreiflichkeit
nem Kreiſe zurükhalten könnte; der Line verſchiedener wahren oder angeblichen Er
ſebied iſt nur dieſer : daſs ich jenes erfia ſcheinungen aus angenommenen Grundideen
dieles aber nie in meine Sinne gekommer i dienet dieſen zu gar keinem Vortheile. Denn
Ich erkenne in mir Veränderungen, 251 man kann leicht von allem Grund angeben,
einenu Subject was lebt, nehmlich Gedantes wenn man berechtigt iſt , Thätigkeiten und
W kuhr u. l. l. und , weil dieſe Belia Wirkungsgeſetze zu erhnnen , wie man will,
mungen von andrer Art hnd, als alle,s 13 Faſſen wir nun alles bisher geſagte zu
n
enomme ineri grif ka
zuſammeng me Be vom ſammen , ſo werden ſich folgende Sätze auf
per macht, ſo denke ich mir billigermaßis ſtellen laſſen , die zugleich als eine Anleitung
es
eio unkörperlich und beharrliches Weis für die richtige Beurtheilung der Kantiſchen
Os dieſes auch ohne V'erbindung mit die Philoſophie dienen können.
1 ) Die Grundvorſtellung des menſchlichen
Geiftes, de
der Stoff alles Nachdenkens , die
ers
U Kane Träume eines Geilierfol . S. 121,6 K 2 Trieb
148
Triebfeder aller Speculation iſt die Vorſtel
lung des Zuſaminenhangs.
2) Unter ' den Erſcheinungen der Sinnen .
welt kann der Menſch einen Zuſammenhang
wenn auch nicht die innere Art und Weiſe
delfelben , vermöge gewiſſer ihm eigenthüm .
licher Verſtandesgeſetze erkennen .
3) Da dieſer Zuſammenhang aber nur ein
zeln und zufällig iſt , ſo leitet die Beſchaffen
heit der menſchlichen Vernunft darauf, einen
allgemeinen und nothwendigen Zuſammenhang
zu denken
4 ) Die Philoſophen bis Kant hielten den
lezten ebenfalls mehr oder weniger für wirk
liche Erkenntnils , und gaben daher eine
Philoſophie des Veberſinnlichen , in welcher
fie gedachte Inbegriffe für eściſtirende Subſtan.
zen , gedachte Prädicate für reelle Eigen
ſchaften nahmen.
5 ) Kant hat dieſe Subſtanzen und Acci
denzen aufgelöſt und gezeigt , daſs ſie nichts
als Begriffe von Begriffen , nichts als Rahmen
find , womit wir in Gedanken die Bilder
unfrer finnlichen Erkenntnifs zuſammen halten.
6 ) Nur derjenige Zuſainmenhang, welchen
fich die Vernunft unter den menſchlichen
Hand
148 - 149
Triebſeder aller Speculation iſt die Vorlieb, Handlungen denkt,' iſt mehr , als ein bloſser
lung des Zuſammenhangs. Begriff, weil er in der Wirklichkeit vorkom
2) L'nter den Erſcheinungen der Sinners men, weil der Menſch fo bandeln kann ;
weit kann der Menſch einen Zuſammenhang wie es dieſem gedachten Zuſammenhange ge.
mean aush nicht die innere Art und Well mäſs iſt.
deleben , vernüge gewiſſer ihm eigenthir Und hierher gehörte denn auch der merk
licher Verfiandes eletze erkennen. würdige Satz :
Da dieſer Zuſammenliang aber nur ei 7) Daſs alle diejenigen Ideen , ohne wel:
re'n und zulällig iſt, fo leitet die Beſchaia che dieſer ſogenannte practiſche Zuſammen
bei der menſchlichen Vernunft daran ,ez hang nicht denkbar wäre , eben dadurch
allgemeinen und notwendigen Zuſammenhar Realität erlangen ; und als Poftulate angenom
men werden müſsten . Ohne die Ideen von
zu *denDkieen . Philoſophen bis Kant kielten er Gott, Unſterblichkeit und Freyheit iſt fchlech
lezten ebevfalls mehr oder weniger für mi"l terdings kein ſolcher Zuſammenhang unter
den menſchlichen Handlungen denkbar , wie
liche Erkenntniſs, und gaben daher é
Philoſophie des Veberſinnlichen , in welco ihn die Vernunft vermöge ihrer Natur dena
ken muſs : folglich ſind dieſe Ideen reell,
lie gedachte Inbegriffe für exiſtirende Soké
zen , gedachte Prädicate für reelle Fire ich muſs das Daſeyn Gottes , Unſterbliehkeit
und Freyheit annehmen .
ſcha5)ftenKana
nthmhaent . dieſe Subſtanzen mellom Bey der fe allgemein verfchrieenen Dune
kelheit der Kantifchen Philoſophie , kann es
denzen auſgelöſt und gezeigt, dalije bila
nicht ſchaden , ihre weſentlichen Momente
als Begrille ron Begriffen, nichts alBoy auf verfchiedenen Seiten anzuſehen , in ver
find , womit wir in Gedanken die ſchiedenen Formen darzuſtellen . Auch fol
s
unſrer finnlichen Erkenntniſ zulanunen bis
g gende Darſtellung wird wenigſtens das Ver
6) Nur derjenfitge Zuſammenhan , well dienſt der Deutlichkeit habert.
lich die Vernun unter den menſchloss
K 3 In
150
In allen Lebensverhältniſen muſs der von jenen auf dieſe, und wären Sie in beſter
Menſch bey ſeinen Unternehmungen auf die Form abgefaſst, ſind nichts mehr als Schlüſſe.
Kralte Rikhicht nehmen , von deren wil Ich muſs, dabey iminer vom Sinnlichen aus
Ibum Belize er durch Proben überzeugt i gehen , ſinnliche Begriffe leiten mich , finn
l'ater den Kralien des Gemüths giebt es zu liche Ausdrüke müſſen fie fixiren ; aber wer
Darhú keine , von deren Realität wir fores ſagt mir denn , daſs die unſinnliche Welt
A best waren , als die, welche wir die mit der Sinnlichen die geringſte Aehnlichkeit
Erfahrung bewahren können. Das ist de habe ? Durch Ideen kann ich meine Erfah .
frs B.ich als Buch erkenne , davon überzia rungs - Erkenntniſſe ordnen und vereinigen
inich nen Bewuſstſeyn, welches dielen 6 aber ich kann fie nicht vermehren.
t
land unterſcheide , und ihn, durchex Sätze , die ſo augenſcheinlich find , wie
Venge Erfahrungen belehrt, unter die ho dieſe , konnten nur darum überſehen wer
brik Buch einſtellt. Daſs ich das Verme den , weil die menſchliche Vernunft den ihr
wirklich behtze, Dinge, die meinen Size eigenthümlichen Hang zur Speculation aus
den
eben find , zu unterſchei und in eine Mangel an Unterſuchung nicht dahin richtete,
gonillen Ordnung mit einem gewilea Ps wohin er eigentlich abziehlt , `auf das Practi
dicate zu denken , das kann mir keines ſche ;, weil fie , unabhängig von der Moral,
Ideen fixiren wollte , die nur durch die leza
philik abſtreiten. Aber wer giebt mir
Here , Inhalt und Beſtätigung erhalten ,
das Recht, von Dingen , die mir nich
gesen hind , die blols als Abſtracta vores F.
Venze concreter Vorſtellungen, bloki
Wörter in meinem Kopfe exiſtiren ,7
baupten, daſs ich ſie erkenne ? Meine Fit
lich erprobten Kräfte reichen nur auf dizi
fahrung: ich kann allo mit ihnen nicht
ternehmen , was dieſe überſteigte Serra .K 4 AE
152
AENESID EM U S.
i
156 157
an der menſchlichen Vernunft in ihren Der übrigen Einwendungen gegen die Kri
Speculationen über die Kenntnis des Mogi tik nicht zu gedenken , iſt ſeine Hauptab .
chen und Wirklichen mehrere Sicherheit rar ficht gegen die Reinholdſche Elementar- Phi
Iirur en und täuſchenden Vernünfteleyen u loſophie gerichtet. Alles , was er dagegenz
firben, wenn man nur dasjenige erwägt, we aufſtellt, zeugt von einem genauen Studium
der tranſcendentale Idealismus dazu beytraza und von ausgezeichnetern Scharfſinn . Den
muls, daſs die dialectiſchen Anmaalsungen Grundſatz des Bewuſstſeins erklärt er für
der ihre eigne Macht verkennenden Verasal keinen abſolut erſten , für, keinen durch ſich
dereink zerftohrt und beſchränkt werden, und ſelbſt durchgängig beſtimmten , für keinen
allgemeingeltenden Satz , und für keine von
darey auf dasjenige gar nicht Rükſicht ninc,
u as noch zu leiſten übrig iſt, um die Philum allein Raiſonnement unabhängige Thatſache.
1
plie zur Könizin aller Wiſſenſchaften zu er Hieraus läſst fich von ſelbſt abnehmen ,
heben, welche allgemeingiltige Princjus was für ein Urtheil die Elementar- Philofo
Über das, was wir wiſsen und hoffen kár phie erhält. Niemand kann es mit dieſem
nen , puſſiellt; ſo kann man wohl überzez wichtigen Feinde beſser aufnehmen , als der
zu werden anſangen, daſs die Vernunfikri Urheber dieſer Philoſophie ſelbſt. Ich ſchäme
tik bereits alles geliefert haibeſc,henwas mich nicht , zu bekennen , daſs ich dieſes
iſt, um die in der philoſoph Welt di Philoſophen Antwort erſt abwarten muſs , bea
ſ c h e n d e i g k e i t e n
e
h hr e r r U n e i n z n beendig
u vor ich die im leztern Stüke angefangne Ue.
und die Probleme der theoretiſche und pa berhicht der Entdekungen fortſetze. Wie dieſe
eit
tilchen Weltweish auf eine unbeltreitur Antwort auch ausfalle , ſo wird Aenefide
und für jeden denkenden Kopf befriedigen . s
mus gewils eine nüzliche und beilſame Be .
Uebrigen behayeri richtigung mancher Ideen veranlaſst haben .
en
oAr t, dzauſs bdeuarncthwodriteſel. be weder der Humilele
s Ein Werk , wie dieſes, inacht der deut
Scepticismu , noch der Idealismus widerleş
ſchen Philoſophie Ehre ; es gehört mit zu den
Ver
De
worden lev. /
158
F.
ÜBER
159
158 1
Verdienſten der Kritik , folche Unterlacho
gen veranlaſst zu haben.
nicht entſchieden. Ein berühmter Philoſoph find deutlich , fo lange Sie widerlegen : wo
hat die Prămiſlen dazu aufgeſtellt, um diele fie die Sätze der Kritik aufſtellen , werden
Eo : ſcheidung zu befördern : und hat wenig. fie auf einmal wieder dunkel und ſchwer.
mehr, als neue Streitigkeiten bewirkt. Das Diefs alles muſs Veranlaſſung geben , hich
Paicum muſs ermüden , an einer Philolom von dieſer räthſelhaften ſchwerfälligen Wiſſen
pie Theil zu nehmen , über welche die ſchaft wegzuwenden , und die leichtverſtänd
Pinolophen felbft fich nicht einigen können. liche Erfahrungsphiloſophie aufzuſuchen , die
aus Geſchichte und Beobachtung Nahrung
Auch ſcheint es bedenklich, das eine für Geiſt und Herz bereitet und uns die
Philoſophie, die von ihren Freunden för h Kunſt zu leben lehrt.
Ha..fern der Menſchen wirken werden : fi Prieſter in ſeiner Vaterſtadt. Sie alle leugne
kagen, daſs die Periode der höchlien Ver ten die Wahrheit der Religion , aber sie
nilijkeit noch nicht anbrechen will. Dit machten ihre Gebräuche mit :: fie gaben der
Gulchichte vermehrt unſern Kummer. B Vernunft die Ehre , aber fie hatten Achtung
war eine Zeit in Griechenland, wo der Gil für. Herkominen und politiſche Anſtalten;
der Vation der Philoſophie in die Hard 2 Ihre Schriften blieben nur in einem engen
berzete : aber die Philoſophie vergaſs, dula Zirkel von Denkern : ihr Leben , welches
bur zu ſeyn, oder ſie war zu ſcores Jederinann ſah , war untadelhaft. In dem
jenen guten Geiſt zu erhalten. Die Sin mittlern Zeitalter half inan sich mit einer
Ashens verdarben, trotz den unzählige Dinſtinction zwiſchen theologiſcher und phi
Philoſophen, die in ibren Mauern lebris Joſophiſcher Wahrheit : eine konnte der an
Ene ungiinliige Perſpective für die neueta dern widerſpreclien. Jezt ſcheint die Sa
che ernſter zu werden : die Philoſophie redet
etnw!an ron den kritiſchen Unters
s ge
'aun
ForſTch von den Gründen aller Erkenntnis ; die Re-.
erungen ins gröſsere Publicum gakompa ligion macht auch auf Erkenntnis Anſpruch :
foll ſie diefelbe der Kritik unterwerfen ? Dann
ili, ſcheint mit der pofitiren Religion za
Lidiren : und diels wird nicht überall wait würde die Philoſophie in öconomiſcher Rük
d
Erleben . Wenn in Griechenlan murder licht gefährlich.
fentliche Religion nicht beſchimpft und dedes Sollte nicht auch bey vielen die Gefahr in
Parthey gegen den Staat ſelbſt gemacht mit Anſchlag kommen , die dem guten Geſchmake
zu drohen ſcheint ? Ein treflicher Denker
lo durfte die Phislofophie behaupten, hat neulich darauf aufmerkſam gemacht *) ; er
wollte. chSkoecirtaetne ward mehr ein Oplers
Perſonli . Epikur lehrte ungehits L 2 hat
in Allien Sitze , die ihn ſpäterhin inst
t
Pangnils gebrach haben würden. Der your * ) Neue Bibl. der ſch . Wiſs. (Rec.'von Thüm.
ine mels Reiſen in das ſüdliche Frankreich.)
und allgeme Zweifler Pyrrho war bus
2 >
164
1.9 dara'ts lernen kannſt : nach dieler A erklärt : diefs iſt eine Freude für ihre Halser.
lwit kannſt du allen Unruhen der metaphra Aber fe haben den Grund zu einer neuen Me.
falen Wert gleichgültig zuſehen, ohne dich taphyſik gelegt , und dieſe will man ſich nicht
diram za bekümmern , auf welche Seit gefallen laſſen ,
. Man ſchlug ihren Nutzen
feb der Siez neizt Die gewöhnliche Metaphyſik rühmte fich
8. st bo an , als auf die Fertigkeit, ali
'e r
gemeine Begriffe zu anatomiren, w vieler Erkenntniſse , die der Menſchheit wich
wetere Anſprüche machen , will he Kica tig ſeyn müſsen. Sie erwieſs die Einfachheit
der Wenſchaften leva, „, dann, fagte ist der Seele , und aus der Einfachheit ihre Un.
if fie entweder die Tochter oder die lis ſterblichkeit und aus beyden ihre Freyheit.
Sie bewieſs das Daleyn Gottes und ſeine Ei
is verin der finfierften Barbarey, des e
genſchaften . Sie inachte den Menſchen das,
kielenditen Panther - Eilers, des unverlisilo
Willen nicht ſohwer ; fie lehrte ihn mehr ,
selien Bekehrungsgeiſtes: dann kann kew
als - er begreifen konnte. Wäre fie nie
Licht anders , als auf den Ruinen desire
s und dem gänzlichen Verfal is. angetaſtet worden , ſo würde ihr jetziger
Grimakke nntnis
Jenſchen gründen ; dann verwüter" Umſturz noch allgemeinere Aufmerkſamkeit
erregen : aber der Materialiſm hat ihr viel
he den Genius ganzer Zeitalter, und lite von ihrem Anſehen geraubt : eine populäre
16 den ſtaunenden Enkeln ein Geria
Philoſophie hat ihre ſpeculativen Beweiſe ent
von Aberwitz , das eben ſo wenig, we behrlich gemacht. Man hatte ſchon die De
e
abgeſchmaktelt Geſchichte der Heiligen Gas
mnonſtrationen für die Immaterialität der Seele
ben finden würde , wenn fe nicht moet
und wieder redende Berſpiele anträts wenigſtens unbefriedigend gefunden : die onto
logiſchen und cosmologiſchen Beweiſe für das
Van in verſucht zu tragen ; wie kann )
Daſeyn Gottes waren ſchon den Beweiſen die
taphufik fiche gnroſso Dingheuntgheunn ? die Natur und das menſchliche Herz darreicht,
De kritiſche Unterſuc haker a längſt gewichen , als die Kritik fie aus Grün
diskerige Metaphysik für leer und verein L4 den
168
3
Und auſer jenen Beweiſen für dieſe drey
wichtigen Probleine, ſagte man , hat die
Metaphyſik ja keine Jdeen übrig , die auf
das handelnde Leben und unſer practiſches
Wohlverhalten einen unmittelbaren oder nur
fichtbaren Einfluſs haben : ; Ideen , welche
bey Entwürfen unſerer künftigen Lebensart,
bey plötzlichen Entſchlieſsungen in wichtigen
und zweifelhaften Zufällen oder bey den Ge
wohnheitshandlungen ſich der Seele darſtellen,
ihr auf die eine oder die andere Seite eine
Neigung geben und verſtekt mitwirken .
#ache he anfftellte , hatten an fich den Go ſchüttern ſucht , das hält auf der andern das
Bedürfnis wieder, Man kann ſagen : die
halt und L'infang nicht , der ihnen beygeleg
wurde das Princip des Widerſpruchs, web Welt iſt jezt unruhiger geworden , mit den
ches nur von unſere Vorſtellungen gilt, wat wachſenden Kenntniſsen in andern Fächern
nimmt die Unlicherheit in dein Puncte zu,
auf die Gegenſtände, und der Grundlaz
der Caubalildt , der nur von der Welt derEr über welchen das bange Sehnen des Endli.
l'citungen gilt, auf die Welt auferhalb es chen gern Sonnenhelle Gewisheit haben möchte.
Ich nyeine alſo den Zweifel, den die Specida
ſerer Erfahrung übergetragen und ausgedet
wurden. Ein Zweifler ſprach dem lezera lation aufdringt , und das Gefühl zyrükweiſt,
den das Nichtdenkenkännen erzeugt und das
Grundlaze ſeine Nothwendigkeit ab,<
mehr Grunde, als die Metaphyfker fe le Şehnen und Wiinſchen wieder unterdrükt, das
Schwanken zwiſchen Nicht einfehen und Doch
haiptet hatten . So war das ohnedem unbedie
hoffen .Nicht alle Menſchen haben es erfah .
Gel aude der Philoſophie vollends untergrais ren , aber es iſt einem doch bisweilen , als
ſtünde man ifolirt in dem . Ganzen ; binter
Man darf nur einmahl in ſeinem Lexi
uns nichts , wo unſer Denken anfangen könnte,
ein Spiel des Zweifels geweſen ſeyn, ? )
vor ims kein Ziel, wohin es reichen , wa
den groſseu Werth er /ter ficherer Grucis. es enden kann, Der Menfch ſteht zwiſchen
Nicht des Zweifels, etc
n e n zwey Unbegreiflichkeiten, der Vergangenheit
adnezmuePrykrernhon .zu Theil ward , und ihop det !
he und Zukunft, in der Mitte : feine Gegenwart
nige Gemüthsruirensgewährte, die der Zoo iſt eng und klein , und doch ſcheint ſie mit
ales Philoſoph iſt : zu dieſem erba's
zwey Ewigkeiten zufammenzuhängen , denn
mus
nen Grade hdeens Scepticis uwinkgöennnen nur F er ſtrebt, jene zu erklären und diefe zu
nize Menſc hch aufſch , und dă
ahnden . Aber wenn er ſich in diefen Ge.
trenigen fordern unſere Achtung. Die
n danken und Ahnungen gleichſain verliehrt,
Iche der Menſchen haben zugenomme , s wenn die Unbegreiflichkeit gröſser wird , als
was der Zweilel auf der einen Seite zu e. die
172
der wohlhätigen Arbeit unterzogen kan durch dieſelbe die groſsen Probleme der Den
Liche Grundſätze aufzuſuchen , die das E ker nicht ihrer Auflöſung nahe gebracht : lo
kennen , Thun und Hoffen des Menletes or würde doch ſchon die bloſse Art und Weiſe,
fer geprieſenen Kritik werden ? Wir berulan menſchlichen Vorſtellungsvermögen habe, und
uns nur auf die Beurtheilungen philoſophiſcher wiefern fie mit dieſem Vermögen zuſammen .
ſtimmt, d. h. ob ſie mehr oder etwas anders
Schriften in den gröſten und beliebtelen Ze» 1
tunya und Journalen : läſst man da midt enthält , als fie nach Verhältnis der menſch
jeden Weihe , deſſen V'arfaller es mit der Hichen Fähigkeit enthalten kann. Was nun
aber dieſen Vermögen gemäſs und in ihrer
chea Piniloſophie ganz oder halb ke
ae Gerec.iheit wiederſahren, während Natur gegründet iſt, das' annehmen müſſen ,
heiſst nicht, despotiſirt werden oder hal.
Jeder, der gegen dieſe Kritik ſchreibe; ten Philoſophen das für wahre Gewiſlens .
kuielen und verachtet wird ? Sind
um aus der Wilienſchaft ſelbſt ein Berlin freyheit, ſelbſt die Wahrheit nicht glauben
zu dürfen ? Die Schikſale philoſophiſcher
anzufahren , die Kategorien wahre Kites Schriften hängen freylich zum Theil von der
fur den Denker, die allen Unterſuchen
Philoſophie ſelbſt, groſsentheils aber auch
enen gewillen Raum umziehen, tiiber e von Menſchen ab : und es iſt in der That
che er nicht wagen darf überzufigera faſt unmöglich , bey einiger Ueberzeugung
k ! have mir dieſe Einwendungen nicht eira von der Wahrheit und Gültigkeit der neueſten
blos erdacht,licum egen
h he widerltlich zu kieze Philofopheme , ſo manche Schriften , welche
be find münd und ſchrif von Desta
gegen dieſelben gerichtet ſind , ohne Verdruſs
gei'vlert worden, aber ich nenne nicht und Unwillen zu leſen oder zu beurtheilen.
Pro, 30 * , um der Sache nicht zu ſchalen
Laſſet die Gegner vorſichtiger und beſcheidner
Ich glaube nicht, daſs die kritiſche Metben fprechen : die Urtheile über fie werden es
ſche ewillensfreyheit
die phniloſophi G auch werden. Darüber aber klagen , daſs
drüke wird . Sie lehrt, immer und inde
en die einzigen und allgemeinen Formen alles
Filen der Quelle aller menſchlich Erkes Denkens ficher und vollſtändig aufgezählt
nille nachgehen , ihren Urſprung und die find ,und man nun im Stande iſt, alles
n
Luterkeit erforſche : prüfen, ob de Denken mit dieſen Formen zu' vergleichen
n g
oder jene Meynu einen Grund in und
1
176
und darnach zu ordnen , diefs iſt faſt eben
ſo viel, als darüber klagen , daſs es Land
charten giebt, die uns das Reiſen erleichtern,
indem sie die Wege vorzeichnen .
Es iſt ſchon von Andern bewieſen wore
den , und ich darf es alſo blos anführen,
daſs die Kritik alles das Wahre in den ver
fchiedenen Syſteinen der Philoſophen vor ihr,
gewiſsenhaft aushebt und unter Einen , aus
dem Weſen des menſchlichen Erkenntnisver
mögen aufgefaſten , Geſichtspunćt zuſammen
ſtellt. Diels, iſt ein Beweiſs , daſs fie ihren
Nainen mit Recht führt : Sie hat die Vernunfc
ſelbſt kritiſch unterſucht, fe hat dieſelbe in
allen Syſtemen der vorherigen Philoſophen
wieder gefunden. Man hat in ihr das Walırſte
und Belte , was in den verſchiedenen Secten
1
und darnach zu ordnen , diels iſt falt ehen lichkeit durch Hülfe der Speculation bejaht
lo viel , als darüber klagen, daſs es Lande und verneint,' unterſtüzt und aufgehoben
charten giebt , die uns das Reiſen erleichtern worden sind . Dieſelben Principien taugen
inden he die Wege vorzeichnen. für den Dogmatiker und für den Sceptiker :
Es iſt ſchon von Andern bewielen won dieſelbe Form der Vernunftſchlüſſe giebt dem
den , und ich darf es alſo blos anführen einen Beweiſe für, dem andern gegen die
daſs die Kritik alles das Wahre in den ver Sache. Die Kritik hat jene Probleme an die
huoc dozen Srſtemen der Philoſophen vor ih, Moral geknüpft, und die Moral ſelbſt auf
ein in der menſchlichen Vernunft vorhandnes
grw.benhaft aushebt und unter Einz, iš
dem Welen des menſchlichen Erkenntziter Geſetz gegründet , welches keiner Speculation
bedarf, um verſtanden und anerkannt zu
men anfgelaſten , Geſchtspunct zolano
Ielit . Dies iſt ein Beweils, das heis werden. Ich kann über dieſen Punct nichts
Namen mit Reclit führt: Sie hat die Ver Beſſeres ſagen , als was Hr. R. Reinhold in ſei-,
nen Briefen vorgetragen hat.
forma kriuilch unterſucht, he hat diebus
Um nun aber ein ächtes Intereſſe an die
een Siſtemen der vorherigen Piilupa
ſer Philoſophie zu veranlaſſen und zu beleben,
wieder gefunden. Man hat in ihr das Wer
und Belte, was in den verſchiedenen Seus
müſſen vorher noch folgende Bearbeitungen
vorausgehen. Erſtlich müſſen alle ſcharflin
ze ſtreut lag, und man wird überzeugt,a
nige Einwürfe denkender Schriftſteller kurz
as das Wcahhrſie und Belie ſey. und bündig zuſammengeſtellt und, ohne Bit
Endli aber kann ich auch den Ums
g terkeit und Groll, kurz widerlegt und ge
zur Enplehlun dieſer Philogſſotpehnie nicht is hoben werden . Die Gegner würden fiches
gehen , daſs Sie die wichti Problemati
it zur Pflicht machen , die Wahrheit um der
Me nſchhe von der Spe culation unable
hte Wahrheit willen , anzuerkennen , und ihre
mache. Wer die Geſchic der Philady
t Einwendungen nicht aus Eigenfinn länger zu
vergleich , wird finden, das die interes
behaupten. Zweytens wäre ein Werk zu
ten Fragen über Gott, Freyheit und Ums M wün .
178
GE
158 - 179
1
wünſchen , welches die Hauptinomente der
Kritik in möglichſter Deutlichkeit darlegre
die Beweiſe dazu direct und indirect, aber
ohne Sprunze und Digreſsionen, in einer
leicht reiſtandiichen Sprache entwikelte, und
allería's zu ciner beſſern Vergleichung die
Kantiſc'sen Ideen mit den Meynringen andere GESCHICHTE
Pauiluphen vor ihm, ohne weitere Eples
MEINES
lug confrontirte. Dadurch würden där
Ideen einen allgemeinern Eingang findes, red PHILOSOPHISCHEN STUDIUMS .
darf ich einen Blik in die Zukunft thun, der
Geift des Zeitalters würde offenbar gerie
Streitigkeiten über Gegenſtände, welche di
menſchliche Willen überſteigen , werden som Ich will hier ein methodiſches Selbſtbekennt
hich hinwegfallen , die reinen moralis nis niederſchreiben , welches vielleicht eini
Grundlaze und Lebensregeln werden zu gen jungen Freunden der Philoſophie nüzlich
und nach in die Handlungen übergeben, ſeyn kann , ohne die geringſten Anſprüche
für meinen unbedeutenden Namen. Wenn
Religion wird weder ſceptiſche Feinde,
Schwarmeriſche Anhänger mehr erzego moraliſche Confeſsionen eigentlich nur Sache
und es kann nicht mehr Gefahr lero, der ſtillen Einſamkeit und geheimer Privat
auch nur der entfernteſte Grad von Ver abrechnung mit unſerm Genius find , und
ind durch ihre Bekanntmachung gemeiniglich
tonismus, theoretiſch oder practiſch, mehr ſchaden als nützen ; ſo find hingegen
Ripien der Venſchen Wurzel falle. literariſche oder methodiſche man erlaube
mir den Ausdruk - eher für das Publikum ,
find weniger gefährlich , und können beleh
M 2 rend
180
Ierid lern , von wem ſie auch kommen. les keit, über einem Buche angetroffen zu wer .
wil edwas von meinem philoſophiſchen Sta den , welches für ſo ſchwer gehalten und
d'on erzahlen : man hört ja wohl auch in von ſo wenigen geleſen wurde , dieſer Lec
Gerhaiten einein Manne ohne Unweiten türe von neuem zu. Ich verſuchte ein neues
20 , der ein Viertelſtündchen von fich felbs Mittel mir das Verſtändnis zu erleichtern :
ich fuchte mir aus der Kritik einen kleinen
ſich nur nicht lobt.
rede!, wenn er Abſchnitt aus , ſchrieb ihn ab , und blätterte
e nun im ganzen Buche herum nach Stellen ,
In meinein erſten Univerfitätsjahr leite welche mit dieſem Abſchnitte Aehnlichkeit
ich durch zuſäilige Erwähnung Kants ka hatten , ein Wort in derſelben erklärten
der reinen Vernunſt kennen : man sedan oder umfchrieben ,
1
cher Sel. Die größte Dunkelheit, beſtir in Leipzig , (der, ſo viel ich mich erinnere,
diger Gebranch der Kantiſchen Terminologia die Kantiſchen Schriften auf feinem Tiſche
und eine ſorgfältige Vermeidung erläuterum angenagelt hatte ) weiter giebt es kein
der Beyfpiele galt wir für Gründlichker: Buch in der Welt: fo dachte ich jezt auch ,
ich konnte mich nicht überreden, dabei und hielt eins wie das andere für erhaben
walter Plilofoph fich herablaſsen könne , des über allen Zweifel.
hiche und halslich zu ſeyn. Es war mir bu
ber Sc. zenpls, ſo zu ſchreiben, dasa Etwas nur halb oder Stäkweiſe zu ver
mich lebt nicht verſtand , lo oft ich die {tehen , iſt ein unruhiger Zuſtand für die
Pinctum ſchloſs , wenn mir es auch im Au Seele , wie das halbe Licht fürs Auge pein .
fan kedammert halle , als wült ich, lich iſt. Ich rang unermüdet mit allen den
ich wollte. Kein Wort kam übrigens Dunkelheiten und Schwierigkeiten , die fich
meiner Feder, das nicht in eben fire gegen mich auflehnten , aber ich ſiegte nicht.
Verbindung in der Kritik ſtand. Ein besi Einige ungünſtige Aeuferungen gegen die Krie
iger Verleger -- und es wären ein fa tik von Meiners, Eberhard und Feder mach
Annloſe Bucher mehr in der Welt. ten mir noch bänger : ich hatte beynah ein
1 geiſtiges Fieber , Hitze und Froſt ſchüttelten
mich abwechſelnd.
Damals gab Hr. Prof. Jacob feine Prika
heraus. Sie verſprach, mehr Deutlicke
Nun erſchienen Hrn. Raths Reinhold Briefe
wer die Kritik zu verbreiten : aber, 1
im deutſchen Merkur , und ich hofte Gene
ich aufrichtig ſeyn , he brachte mich se fung Die aus der Geſchichte der Zeit auf
viel uciter , fie flöſte mir nur noch mit
he t gefaſten Thatfachen , die deutlichen und ſchö
kechiſc Ehrfurch vor der Kridik
l nen ' Parallelen zwiſchen ältern und neuern
Sunit hatte ich doch noch manchmah gert
Philoſophen , der reine Enthuſiasınus, WO
le!: jezt wagte ichs nicht mehr. DieB mit fich der Verfaſſer für Kant erklärte , alles
lagte mir der Dir. Has M 4 das
und die Kritik
184
I
fuhrte mich dem Puncte nahe , aber men freyer wurde: " ſo ſank'ich bey den folgens
ichs ergreifen wollte, war von etwas Andere den Büchern deſto tiefer in die alte Beklem
die Rede Reinhold ſtellte nur Relnitate al inung ein . So haarſeinen Speculationen konnte
und ich wünſchte Licht über die Prinze ich ohne Verſinnlichung nicht folgen, und
Licorigens inachten mich ſeine unterminos jede Verſinnlichung 'machte 'mich nur noch
mehr irre. Ich wendete die Lehrlätze auf
lese Sprache, ſeine Berufung auf zuen
Painophen , und ſeine Anfchten des gegebene Fälle an ,: und fie paſten nicht , ich
ſuchte in mir ſelbſt nach Beweiſen , und
Riu mud Moral, auf das Armſelige Reinhold hat , wie alle origi
fand keine .
vorigen Studiums aufinerkſam , ob he built
e
nal Den ker , ſeine eignę Manier : man ver
gleich auf der andern Seite verwöhntes, e,
ſteht ihn nur fo lange , als man in ſeine
wa durch dieſe Briefe in die groep
rien zugelallen , ohne vorher durch alt Manier mit hinübergeht ; will man ihn her
ausheben , ſo wird és faſt unmöglich , ihn
ben in die kiriner geweiht zu ſeyn. Nu
zu faſſen . Man kann jeden ſeiner Sätze nur
konen Leibniz , Loke , Platner undis
auf Eine auf feine - Art denken und
an die Reihe: he wurden eiligheten
he waren alle ſo deutlich: fie ſchienos ausſagen ; man muſs die Theorie auswendig
lernen , wenn man fie ficher haben will :
a'le Recht zu haben , und ſolltenes man kann mit den Ideen derſelben nicht nach
ron Riechtswegen nicht. Das war eine
ſeinem individuellen Bedürfniſſe (chalten. Da
Norb. Die Kritik mochte ich nicht metra
bey iſt natürlich auch Gefahr, um das Selbſt
denken zu kommen : denn man denkt doch
Die ganze Philoſophie wurde berdie
s wahrlich nicht ſelbſt, wenn man eines An
peieg ', un Reinhold Theorie des Paris
lun. rerinögens abzuwarten , welche
dern Darſtellung gut gefaſst hat und richtig
wieder mittheilt . - Und wie ſteht es auch unit
Sch ' ( o zur Kritik zu geben verhiels die Mittheilung ? Wenn man ſchreibt , und
er ſchier , und lo wie mir bey der V M5 folg.
186
folk ich nicht für jeden Satz auf der Stelle ch : daſs dic Philofophen , über kein einziges
Rechenſchaft geben, nicht allenthalben erlän Problem unter fich einig find , weder über den
tern und deutlich machen darf: to its Inhalt der Aufgabe, noch über die Möglich.
Aber verſucht keit und Art des Beweiſes. Es muſte fich
nur, de
fre; üch leicht
n
. indeffen , das ſah ich bald , aus allen ihren
Rencod ic he Ideen mündlich vorzures
einen Z'horer dafür zu gewinnen, kiu Behauptungen zuſammengenommen etwas Gan
Fragen über diels und das genigend za zu zes machen laſſen , , wenn man ein bewähr:
tes Princip finden könnte , nach welchem
wonien , und ihn beſtändig an Fade sa
erhalen : hier wird es ſtocken. man die philoſophiſchen Entdekungen wür
diger und ordnen könnte. Die bisherigen
Syſteine hatten entweder kein oder ein will
Nach anen dieſen Erfahrungen entwal'a
mir den Pian zu einem neuen Curlus, a ' kührliches oder ein ſolches Princip , welches
ish fugten Bekannt mit den Philoſophez? erſt nach der Vollendung des Syſtems gefun
der Alen , nahm ich die Theories den und den aufgeſtellten Ideen ange.
Neuern vor , ron Cartes an bis auf die hele paſst war.
ten der neuelien deutſchen Philofophen: Jezt wurde mir die Kritik etwas ganz
Siſteme verſuchte ich , in einen Ausze
anders , als sie mir vorher geweſen war.
bringen , der mir folgendes ganz gemene
Ich' ſalı fie an , als Kritik der Syſteme , und
Relulut lieferte: daſs die bisherigen Pause
legte den allgemeinen Ausdrüken : Dialectik
zu viel auf gezile allgemeine Ideen goede des Verſtandes, Antinomie der Vernunft. 11.
asd meiſt bloſse Zergliederungen einer laders' f. f. Namen von Philoſophen unter , deren
behu rerwandte, für zurkliche Erkecute,
Meynungen unter eine ſolche -Rubrik gehör.
Beseſ eines Begriffes für Beweile eikel
s ten . So gewann das Ganze Leben und Zu
genſtande gehalten hattetnen . Ich fand siebe] Iſt es
kei
mane und Möglich ,wenig Wirklichis ſammenhang mit den Lebendigen .
wahr , was man ſofort aus der Lectüre der
g
Eine andere Bemerkun war eben lo se Phi
/
188
Pilphen erheht, daſs jeder von ihnen die leicht nicht ſelbſt in dem , was da iſt; diefs
Walsheit wenigſtens von Einer Seite gelesen zu behaupten , müſten wir aus uns heraus
hat , ſo iſt eine Ciche Kritik der Sefere gehen und die Dinge ſehen können , wie ſie
iunier zugreich auch eine Kritik aller Erker auch dann ſind , wenn wir Sie nicht ſehen ; 1
n's verhaupt : und eine ſolche Anfeltde fondern ſie liegt wohl in der Wahrnehmung
Verganſkritik rerrükt dein Leler alle din deſsen , der da fieht, was iſt: nicht in den
Cróchtspunet nicht. Je mehr ich dieler like Gegenſtänden , fondern in dem Auge des
litr , delio deutlicher wurde mir alles Beobachters . Wiſsen wir alſo nur , wie
Eshte mich nun in den Stand gelez, ile diefs Auge beſchaffen iſt , und ob es richtig
de Ansicht und Gränzen der Kantiche 2 und gut ſieht, ſo wilfen wir auch , wie die
muhungen urtheilen zu können. Se mere Gegenſtände beſchaffen ſind , in ſofern fie
dieſem Auge vorkommen , willen , ob fie 1
feeze des Denkens , die ihnen blos for aus natürlichen Gründen dem Auge des Beob.
en son Raum der Erfahrung gegeben er achters als Eigenſchaft bey : was nun aber
n
auf Dine anwende , die über alle fil dieſer Eigenſchaft nicht entſpricht, das liegt
Diels zeigt ihnen si offenbar aufer unſerein Gehichtskreiſse. Unſer
Sinnliches Senſorium iſt nur für Gegenſtände
rung entrükt find. t
indem er zuerſt das unterluch , ! der finnlichen Wahrnehmung gemacht , unſer
g
halen - Erfahrun . g Alle Erfahrung,
nun geiſtiges für die Zuſammenfaſſung und An.
er , iſt Iahrnehi en von dem wagseil,
ig ulammenhan ordnung dieſer Wahrnehmungen . Meines Be
einem nothwend Z , dünkens hat noch kein Philofoph einleuchten .
en g
einer feſtehn anbegſtimmt Verbindun der pbiloſophirt. Laſſet uns mit uns ſelbſt
n g
Zuſamme , dieſe Verbindun kemer auf.
190
1
191
190
aufrichtigen Rikſprache halten, ob das, was ihm in keiner Erfahrung vorkommt: fo hat
er dabey noch nicht unterſucht: wie denn
uns die Metaphyſik lehrt, etwas anders les
als Begriff von Begriffen , Schlüſſe ron der der Menſch überhaupt etwas erkennen könne ?
Erfahrung auf das , was nie Erfahrung ver wovon alle ſeine Erkenntnis ausgehe und wor
den kann . Seele iſt ein bloſser Begri, si auf lie fich gründe ? Dieſe Frage iſt es , wel
che fich Reinhold in ſeiner Theorie vorge
welchen wir das, was in uns denkt, ??
ward worfen hat. Ich will nicht wiederholen,
denn ob ſo etwas , was ſchon ſo oft geſagt iſt, nur ſo viel iſt
faenben le
Lamplolenoph
Pni See nennen, wirklich ents
genung : Reinhold beruft ſich auf das allen
wer kann das ausmachen ? - Die Ergeulis
len einfach , ſabftanziell u . 1. E. find me
Menſchen gemeine Bewuſstſeyn , vermöge
deſſen jeder Menſch bey jeder Vorſtellung
rum nur Begriffe, zum Theil aus einer la
eines Gegenſtandes, fich ſelbſt von dieſem
gaz.on entſtanden, zum Theil von derE Y
weicher ihre Forſchungen nicht leich ſtreiten , deſto mehr muſs auf der einen Seite
Gauze der menſchlichen Erkenntnis et das Anſehen der Speculation finken , wäh.
Die beſtändige Rökfrat rend fie auf der andern übermäſsig erhoben
fdeedn hGoenlneernz.en unſeres Erkenntnisse wird . Das ſehen doch alle Philoſophen ein,
nach den Privilegien des Deenkens, daſs ihre Wiſſenſchaft gleichſam eine Beylage
lo faren darf, auf welch he überal de erſter ficherer Grundſätze haben muſs, auf
n
hii din das Grundloſe Argumentire welche fie , wenn ihre weitern Speculatio
ren Begriffen : und indem fie gleichlis nen den Faden verliehren , zurükkommen,
n
Pruzelsacie der Metaphyfk abſchlies ,
1
Zweyte
194 195
jeni, on ihre Rechte laſſen, welche die Spen Zweyte iſt während den Stöhrungen äuſerer
Sudiusen für das Leben verarbeitet, we
Verhältniſſe mehr zuſammengeworfen , als 1
che über den Menſchen , wie er ili, liber. zuſammengetragen worden : die Veberſe
meridiche Verhältniſse im Groſsen und hier
tzung des Ariſtoteliſchen Buchs hat auſer denen
nen , mit einem Worte , über das curbia
in der Allg. Lit. Zeit. No. 307. v. d. J. gea
Leon ploplirt, aus welcher man Rai rügten , noch den Fehler , daſs ich ihr
Truft und Maximen holen kann, under:
durch eine gewiſse Holprigkeit in der Sprache
the ihren Verehrern und Freunden den einen Anſtrich von Antiquität zu geben wähnte.
te! Pilephen in dem ehrwürdigen S3 Die Ueberſicht, welche eben daſelbſt angefan
entheit , worinnen ihn die Alten s . 1
gen iſt, iſt offenbar zu weitläuftig angelegt.
wain he einen Mann bezeichnen und Und die Worte der Kritik kommen mir jezt,
der uber den kleinen Geiſt der Mas einige Stellen ahgerechnet, wie eine Art von
ben in hch ſelblt groſs und glüklich i Epopee vor , die in einem philoſophiſchen
Paroxismus gedichtet iſt. Die wenigen Stel
Der Geiſt der Zeit wird täglich gewis len , welche ich darinn noch dulden kann ,
denn es iſt kein guter Geilt. Er hat de ! müſsen mich wegen des Uebrigen tröſten .
bere Macht, die er fürchten müle, 19
ilin die Philoſophie nicht bannen ker' Doch indem ich eben über die frühern
Wir wollen über der Speculation mich? Stüke ein tadelndes Urtheil fälle, ſtehe ich
geben , daſs der Menſch handela fall! im Begriffe, dieſe leztern Aufſätze wegzu. i
Chemnitz ,
gedruckt bey. Johann Carl W
1
196
em junger Lefer gelegentlich an die Ware
e
de barkeit menſchlicher Einfichten und Mes
mun ,pl, und an diejenige langſame beha:
Imkeit im Schreiben erinnert, ohne welke
kein Geiſtes product einen Grad von Volkes .
mecbeit erreichen kann.
I n hals.
Seite 5
Kurze Geſchichte der Philoſophie.
$. Neuplatoniſche Philoſophie. 70
5. Philoſophiſche Vorleſungen. 99
252
itz 6. Aenefidemus.
Chemn ,
t
gedruck dus Johann Carl Heinlit N 3 .
1
Philoſophie 159
4
*
ul .
19
Neue Verlagsbücher der Frommanniſchen
Buchhandlung in Züllichau im Jahre
1792 .
1.
1
geſezt, die Syſteme der einzelnen Gelehrten ent
wikkelt , und die Fortſchreitung des öffentlichen
prüe Lehrbegriffs klar gemacht iſt, iſt nicht nur äuſserft
ſcharfſinnig , ſondern die ganze Idee ſelblt ſcheint.
cale ſehr wahr zu ſeyn. Wenigſtens - wenn man ſich
a mene auch noch ſo zweifelhaft ausdrüken wollte müſste
man lie doch als die einzige haltbare Hypotheſe an
erkennen , die Entſtehung einer lo ſonderbaren Lehre
zu erklären . In der Unterſuchung, ob dieſe Lehre
ſchon in der Bibel enthalten ift ? iſt vor allem die
Einfachheit und Freymüthigkeit der Darftellung und
in dem Ganzen die Art des Vortrags zu bewundern,
die ſo wenig Gelehrſamkeit unmittelbar zeigt und
doch überall eine ſo ſehr groſse fühlen läſst. Diefs
wird dieſer Schrift vorzüglich auch einen weitern
Kreis von Leſern verſchaffen , den sie denn auclı
mit gröſstem Rechte verdient,
19
und die vier Tafeln über die Conjugationen ſind ſehr
zwekmäſsig und leztere ein Hauptvorzug dieles
Buclis. 4 ) Die Leſeſtike. ſelbſt , aus den beſten
franz. Schriftſtellern f. d. Jugend gewählt, z. B. aus'
Monget, Berquin, de la Fite, Trembley , Bonnet etc.
Sie find nicht allein der Fallungskraft der Anfänge
rinnen angemeſſen , ſondern auch gleich nüzlich und
zwekmäſsig zur Bildung des jungen weiblichen Her
zens und Verſtandes. Die Mannigfaltigkeit des bald
moraliſchen bald phyſicaliſchen Inhalts , der mit
leichten Verſen und Räthſeln abwechſelt, wird den
jungen Leſer nicht ermüden laſſen . Die kurzen
deutſchen Worterklärungen dienen eben ſo ſehr zur
Ermunterung des Fleiſles der Jugend , als zur Un
terſtützung ihrer Lehrerinnen , und werden beyden
gleich willkommen ſeyn. Der Druk des Buchs
befördert auch den Reichthum des Inhalts' , ein
Hauptvorzug , wie ſchon das Inhalts Verzeichnis
angiebt. Man wird zwar dies Handbuch auch
-
2 UR
-2
GESCHICHTE
DER PHILOSOPHIE .
ve
HERAUSGEGEBEN
VON
VIERTES STÜK .
relation
1794
W
1
I ν ι α e 1
( : .. -
تی ۔
UEBER
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18 .
ber.
O BER
**) Ebend. S. 5 .
5
. ) S. 6. f.
**) S. 11. f.
ten zugleich über Bord , und ſuchen überall,
wenn nicht den entgegengeſezten , doch einen
andern Weg zu gehen . Sie bekommen all
mählig , auch wenn ſie die beſten Menſchen
find , einen gewiſſen Reforinator: Stolz , der
ihnen nicht erlaubt, auch nur im Mindeſten
ſich dem bekriegten Syſteme wieder zu nä.
hern , und der fie zulezt auch gegen alle
andere Syſteme auſbringt. Heftigkeit, Spot
terey und entſcheidender Ton finden ſich un.
vermerkt ein , und machen einen ſolchen
Reformator zulezt für alle billigen Urtheile
unzugänglich. Dieſs war ohnſtreitig auch bey
Thomafius der Fall . Da er die Ariſtoteliſche
oder Scholaſtiſche Philoſophie theils wegen
ihrer ſyſtematiſchen Sclaverey , theils wegen
ihrer { pizfindigen , ſchweren und nichtge.
meinnützigen Speculationen haſste und zu zero
ſtöhren ſuchte : ſo bemühte er fich dagegen,
eine gewiſſe Freyheit im Philoſophiren gemein
zu machen , und , mit Uebergehung aller
Speculation , über allgemeine Gegenſtände fo.
leicht, verſtändlich und angenehm , als mög.
lich , zu ſchwatzen . Aber alles practiſche
Philofophiren wird ſchal und leicht, wenn
es ſich nicht auf vorhergegangne gründliche
Spe
7
1
11
bras
Thomaſius war he ohnſtreitig das erſtre. Er
brachte zu wenig Zutrauen auf die menfch
liche Vernunft und Willenskraft zu der Un.
SO terſuchung dieſer Seelenvermögen mit , und
G24 hielt es daher für umütz oder vergeblich ,
tiefer in ihre Natur einzudringen . Dem Kir.
ESS chenhiſtoriker prägt er in einer ſeiner Schrif
TEV ten fehr nachdrüklich die Regel ein : ſeine
Religion ganz zu vergeſſen , ſo lang er un
terſuche und ſchreibe ; er hätte fie auch bey
ſeinem philoſophiſchen Studium befolgen ſol.
len. Es iſt uns heut faſt unbegreiflich , wie
Thomafius bey ſeinen vollkommen Regelgläu
bigen Aeuſerungen dennoch verketzért wer
den konnte . Bey den Bemerkungen über
Seine Sittenlehre wird dieſer Punct näher
erläutert werden .
Fünftens darf ich auch ſeine Streifereyer
durch alle Wiſſenſchaften und Künſte nicht
unberührt laſſen , von denen er beſtändig
einige Beute für die Philoſophie nach Hauſe
نور brachte : von welcher Art , davon zeugen
ھ می
inehrere Beyfpiele. Eine chymiſche oder
phyſiologiſche Eintheilung veranlaſte ihn fo
gleich , in der Philoſophie auf etwas ähnli
ches
12
f
15
کن
Was die Metaphyſik angeht, ſo nahm er
ſie in ſeinen philoſophiſchen Curſus gar nicht
185 auf.
19
daber
verfehlte er auch in dieſem Werke die rich ;
tige Mittelſtraſse , , and ſo intereſsant auch
ein Auszug daraus zur Kenntnis des damali,
gen Tons unter den Gelehrtea ·und der Be
handlung der Wiſſenſchaften ſeyn würde , lo
wenig ſchien er mir für den gegenwärtigen 1
Soll '
23
* ) S. 531.
1
** ) S. 543.
29
}
30
1
G
34
می زن
Ueber das Naturrecht waren ſeine Ideen
Sich nicht gleich. In frühern Zeiten legte er
nad das Puffendorfiſche Princip der Geſelligkeit
dhe
zum Grunde , aus welchem fich , wie es
ſcheint, ſein Grundſatz der vernünftigen Liebe
entſpann. In der Folge verwarf er jene
Meynung, und ſtellte dagegen den Grundſatz
auf: Man muſs dasjenige thun , was das
C 2 Le.
36
3
38
AUS .
43
1
Ile
A US Z UG
247 AUS 1
Theoretiſche Logik,
I. Von der menſchlichen Vernunft.
S. .
Um die Vernunft gehörig brauchen zu
lernen , muſs man erſt wiſſen , was eigent
lich Vernunft ſey. Um diefs zu wiſſen,
muſs man vorher unterſuchen , was der
ganze Menſch ſey.
S. 2.
Der Menſch gehört unter das Geſchlecht
der Thiere. Aber er iſt von allen Thieren
unterſchieden , nicht ſowohl durch ſein Aeu.
ſeres und der Bau ſeines Körpers : als viel
mehr durch innre Eigenſchaften .
$. 3.
1 Der auffallendſte Unterſchied beſteht in
der Rede. Rede iſt die Bezeichnung menſch
Jicher
45
licher Gedanken ( Vorſtellungen ). Gedanken
fand innerliche Reden . Wenn ich denke,
fo rede ich mit mir ſelbſt über die Formen ,
Vorſtellungen ( Bildungen ), welche durch die
Bewegung äuſerer Körper vermittelſt der Or
gave meinem Gehirne eingedrükt werden.
Unter äuſern Körpera iſt alles das zu
verſtehen , was auferhalb meines Gebir
nes iſt.
$. 4.
Die Sinnlichkeit iſt doppelt , äufere , wenn
das Gehirn unmittelbar durch äufere Körper
vermöge der Organe afficirt wird , und innre,
oder Bewuſstſeym
Im gemeinen Leben verſteht man un .
ter äuſerer Sinnlichkeit die Sinnorgane,
Allein dieſe haben keine wirkliche Sinnlich
keit , weil dieſe nie ohne Erkenntnis , und
Vorſtellung feyn kann.
i de
Zum innern Sinne gehören Einbildungs
kraft und Gedächtnis .
5. 5.
s Die Gedanken ( Vorſtellungen ) find ent
weder leidend oder thätig. Jenes ſind die
Vor
1
46
Vorſtellungen der äuſern Sinnlichkeit. Dieſe
beſtehen darinn , daſs der Menſch die em .
pfangenen Eindrükê zuſammenſezt, ordnet,
unterſcheidet. ( Receptivität und Spontanei
tät. )
1. Wahrſcheinlich geht das Denkgeſchäft
im ganzen Gehirn vor. Man würde viel.
leicht durch Microscope die Eindrüke
der Forinen im Gehirn entdeken , ſelbolt,
ohne den Menſchen zu töd.
wenn man ,
ten , ihm die Hirnſchale abſägen könnte,
die Bewegungen beym Denken im Ge.
hirne entdeken können .
2. Unterſchied der Vorſtellungen und Hand
lungen der Thiere. Nächſt dem , was
Inſtinct und Gewohnheit thut, baben fie
wohl eine Art von innerem Bewuſstſeyn,
aber wir kennen dieſs ſo wenig, wie
das innre Weſen andrer Dinge.
§. 6 .
Der Menſch iſt ein körperliches Weſen,
wel s fich bewegen und denken kann. Er
che
Die Seele iſt der
beſteht aus Leib und Seele .
Weiter " kann ich vor
Theil , welcher denkt.
der Seele nichts ſagen ,
47
§. 7.
Die Gedanken des Menſchen beſtehen in
zwey verſchiednen Arten , Verſtand und
Willen .
Verſtand heiſst auch fonſt Vernunft,
wir brauchen dieſe Ausdrüke einen für
den andern. Defters umfaſst das Wort,
Vernunft, Verſtand und Willen zuſammen ,
1
S. 8.
Der Verſtand iſt die leidende oder thätige
Vorſtellung vom Weſen und der Beſchaffen
heit der Dinge.
goede
Die Wirkungen des Verſtandes, in Rük.
ficht der äuſern Dinge , find entweder zwei
felhaft oder von allem Zweifel frey . Bey jenen
· fragt der Menſch immer nach etwas : die
leztern bejahen oder verneinen etwas be
ſtimmt.
1
Sie gehen auf ein äuſeres Ding entweder
an und für ſich , oder in Verhältnis mit an.
dern Dingen. In jenem Falle wird das Seyn,
Wefen und die Beſchaffenheit eines Dinges
überhaupt oder der Theile dellelben , auf
die Fragen : Ob , Wenn , Wo , Wie , In
wiefern ? unterſucht. Im leztern wird eine
Gleich
48
Gleichheit oder ein Unterſchied , auf die Fra
gen : Wie viel, Wie groſs ,, Wie gleich ?
betrachtet . Außerdem kommt der Dinge
Bewegung , Dauer , Urſprung und Wirkung auf
die Fragen : Woher , Wohin , Woraus , zu
was Ende ? in Unterſuchung,
$. 9.
Bey allen dieſen Vorſtellungen werden
dem Gehirne Formen (Bildungen ) eingedrükt,
welche durch die Bearbeitung des Verſtandes
Abſtractionen werden . Die Auffaſsung dieſer
Abſtractionen , wie ſie von vorhandnen Din.
gen an und für fich veranlaſst wurden, ilt
Gedächtnis. Die Zuſammenſetzung oder Un
terſcheidung derſelben nach eigner Willkühr
Aus erka . nn
iſt Werk der Einbildungskraft.
ten Abſtract ione n unerkannte hervorſuchen,
iſt das Vermögen zu ſchlieſsen ,
$. 10.
Dieſe Wirkungen des Verſtandes , oder Er
kenntniſſe , find klar 1. f. w. Eine klare Er
kenntnis iſt die , welche dem Verſtande, von
vorhandnen ſinnlichen Gegenſtänden , durch
die aufern Sinne und durch eine ſtarke Bes
we
1
49
1.19
II. Von logiſchen Kunſtwörtern
S. 11 .
8. 12.
Ein Ding, Etwas iſt das , wodurch ich
alles, was in und auſer dem Menſchen war,
iſt und ſeyn wird , verſtehe. Das Gegentheil
ift Nichts. Was leyn kann , iſt ein möglich
Ding , was bloſs in der Vorſtellung iſt, heiſst
ein Gedankending, was auſer der Vorſtellung
wirklich iſt , heiſst ein reelles Ding. Jedes
reelle Ding ift. Das Seyn eines Dinges iſt
das , wodurch des Menſchen Sinnlichkeit ,affi.
cirt wird, Das Seyn iſt überall Einerley,
das Weſen iſt ſo vielfältig , wie die Dinge
felbft .
Alles
50.
$ . 13.
ng
Wahrheit iſt die Uebereinſtimmu der
menſehlichen Gedanken ( Vorſtellungen ) mit
der Beſchaffenheit der Dinge auferhall) der
Gedanken .
Muſs der Verſtand mit den Dingen,
}
oder dieſe init dem Verſtände überein
ſtimmen ? Dieſe Uebereinſtimmung wird
von beyden zugleich vorausgeſezt, die äu
fern Dinge machen nur gleichſair den An
fang dazu . Denn die äuſern Dinge find
'ſo beſchaffen , daſs ſie von den Menſchen
erkannt werden können , und der Ver
ſtand iſt ſo beſchaffen , daſs er die äuſern
* Dinge erkennen kann . Die äuſern Dinge
afficiren die Receptivität (Empfindlichkeit)
; des Verſtandes : dieſer nimmt die Eindrüke
auf , vergleicht und unterſcheidet fie.
e : Die Nichtübereinſtimmung zwiſchen Ge
danken und Gegenſtänden erzeugest das Falſche.
enes
Ein für wahr gehalt Falſch iſt Irrthum .
Die
D 2
$
51
$. 14 .
Das Wahre iſt entweder unſtreitig zeahr,
oder nur wahrſcheinlich.
Unſtreitig wahr iſt das , von deffen Ueber
einſtimmung jeder vernünftige Menſch , dem
wir es mit deutlichen Worten erklärt haben,
mit uns vergewiſſert iſt. Wahrſcheinlich , wenn
der innere Beyfall mit dem Gedanken verge
fellſchaftet iſt , daſs die Sache fich anders
verhalten könne.
re Dieſe Unterſchiede des Wahren rübren
3
von der verſchiedenen Beſchaffenheit der Ver
nunft in einzelren Subjecten her.
Alle unſere Vorſtellungen ſind nur wahr
oder falſch , in Beziehung auf etwas aufer
ihnen .
6. 16 .
Ein Princip iſt ein unerweiſslicher , allge
meiner , einziger Grundſatz , welcher den
Grundbegrif aller wahren Erkenntnis enthält.
Es heiſst : Alles was init der Vernunft des
Menſchen übereinſtimint, iſt wahr . " Alles, was
ihr zuwider iſt , iſt falſch .
$. 17.
Aber worinn beſtehet diefe Uebereinſtim
mung ? - Wir haben geſagt , daſs alle Gedan
ken ( Vorſtellungen ) entweder leidend oder
thätig find . Jenes die Anſchauungen ( Sinnen ),
dieſes die Jdeen des Verſtandes ; Begriffe.
Mithin zerfällt jenes Princip in zwey be
fondre :
Was der menſchliche Verſtand durch die Sinne
Was den Sinnen zile
erkennt , iſt wahr.
wider iſt, iſt falfchos Es
1
53
CUP $. 19 .
Beweiſen heiſst darthun , daſs und wie
eine Wahrheit mit dem erſten Princip ver,
knüpft ſey.
S. 20 .
V. Vom Nichterkennbaren .
S. 21 .
$. 22 .
Wahrſcheinlich iſt , wobey der Verſtand
einfieht, daſs es eine bloſse Meynung ley,
die er zu keiner Gewiſsheit bringen kann.
( Ueber eigne und fremde Erfahrung; von
der hiſtoriſchen Glaubwürdigkeit .) 1
$. 23.
Der Menſch will erkennen , entweder die
Dinge auſer ihm , oder fich ſelbſt.
. 24.
Der Menſch hat keine gewiſſe Erkenntnis
von ſeiner Subſtanz , ſondern nur von den
Accidenzen .
Die Accidenzen können unter zwey Klaf.
ſen gebracht werden , Körperlichkeit und
Bewegung . Von beyden haben wir klare
und deutliche Erkenntnis . 1
$. 25.
Die Eintheilung in geiſtige und körperli
che Subſtanzen fällt weg , ſo lange man nach
der bloſsen Vernunft verfährt. Der Verſtand
kann fich von Geiſt keinen Begrif machen .
S. 26.
Eben ſo wenig darf man die körperlichen
Subſtanzen in einfache und zuſammengeſezte
theilen . Das Einfache kann der Menſch nicht
erkennen . Alle Gegenſtände unſrer Erkennt
nis find zulaininengeſezt.
Ueber die Eingeſchränktheit unſrer
phyſiſchen Kenntniſſe .
$. 27 .
II. Der Menſch ſelbſt.
Der Grund aller Wahrheiten liegt im Menu
en
ſch ſelbſt und der Menſch hat von fich
die gewiſſeſte und meiſte Erkenntnis .
Nur inſofern nicht, als er ein Weſen
hat, welches mit den Dingen auſer ihm
;
Die Erfindung neuer Wahrheiten iſt die
Ableitung neuer Schlüſſe aus bekannten Mit
tel -Sätzen .- Experire , Defini, Divide .
Definition iſt eine Beziehung der Gedan
ken von allgemeinen Begriffen. Sie iſt ent
weder nòminal , d. h . ſie ſtellt das Allge
meine der , als ein mit andern verbund .
nes ' oder in Theile theilbares Ganze über
haupt : oder " real, d. h . fie ſtellt es vor,
als ein mit andern nähern Ganzen verbund.
nes
60
IX . Vom Irrthum .
$. 29.
Irrthümer haben ihren Grund a) in der
natürlichen Unvollkommenheit des Menſchen
von Kindheit an. Alles muſs dem Kinde
durch andre Menſchen beygebracht , oder in
ihm entwikelt werden , und dieſe Menſchen
find ſelbſt voll Irrthümer . b) in der Neu
gierde, welche felten Aufmerkſamkeit und
ruhige Betrachtung zuläſst , und ſtets mit Uns
geduld verbunden iſt, daher wir Schein mit
Wahrheit , Vorſtellungen mit Objecten verº
wech.
61
Practiſche Logik.
T. Von der Erforſchung der Wahrheit.
$ . 30 .
zi
1) Hebe die Hinderniſſe weg, und bew
ſtreite die Vorurtheile.
Zweifle. Zweifeln heiſst entweder fragen ,
ob etwas in der Welt wahr oder falſch , oder
ob nicht vielmehr, alles bloſs wahrſcheinlich
fey ? oder fragen , was denn wahr oder
falſch oder wahrſcheinlich fey ? Jenes ile
der
62
5. 31...
Man ſagt oft, die allgemeine Ruhe würde
verlezt werden , wenn die Unterweiſung der
Menſchen , wie ſie die Finſternis ihres Ver
ſtandes vertreiben ſollen , ( Aufklärung ), Je
dem frey ſtünde. Allein Menſchen , die
dieſs behaupten , wollen mit Fleiſs das Reich
der Finſternis vertheidigen , weil ſonſt ihr
Intereſſe und Anſehen litte. Die allgemeine
Ruhe kann durch die Lehre der Weisheit
fie hat vielmehr
nicht verletzet werden ,
keine feſtere Stütze , als dieſe , und keinen
gefährlicheren Feind , als den Irrthum .
Der
1
God Der Verſtand läſst sich nicht zwingen :
wer ihn von Irrthümern reinigen will , muſs
tatzen
es wie ein Arot machen. Der Arzt erzürnt
fich nicht, wenn ſein Kränker nicht geſund
wird. Wir dürfen Andere, die wir beleh .
ren wollen , nicht verfolgen , und Niernan
den unſre Meynungen mit Gewalt aufdringen .
Wer andre wegen ihrer Irrthümer nicht-dul
den will , gleicht einem Arzte, der in eine
Stadt voll Kranker käme, und verlangte,
Sie ſollten alle fort gehn oder gefund werden.
Aber man inacht hier einen Unterſchied zwi:
Schen gemeinen und anſtekenden Krankhei
ten . je gefährlicher eine
Ich antworte :
Krankheit, deſto treuer ſey der Arzt. Der
reen
Irrthum kann der Wahrheit nicht ſchaden ,
wenn ſie einmahl Raum gewonnen hat.
AUS.
69
ie wahr !
AUSZUG i
ܐ AUS
1. Einleitung
8.1 .
Wahr und Falſch, Gut und Böſe beziehen
fich nur auf die Verhältniſſe der Dinge gegen
/
einander. Wahrheit beſteht in der Ueberein
ſtimmung der äuſern Dinge mit dem menſch
lichen Verſtande. Gut überhaupt heiſst,
wenn zwey Dinge übereinſtimmen , böſe,
re
wenn ein Ding dem andern zuwider iſt.
: .. Uebereinſtimmen heiſst hier , wenn ein
Ding das andre in ſeiner Subfiſtenz erhält,
und deſſen Weſen vermehrt.
E 3 Das
✓
yo
Das Gute bedeutet alſo die Uebereinſtim
mung der Dinge mit einander überhaupt,
Die Dinge , von denen man fragen kann,
ob ſie in Rükficht des Menſchen 'gut oder
böfe find , find entweder in und an , oder
auſer ihm .
5
5.
Die Dinge in und am Menſchen ſind gut,
weil fie zu ſeinem Weſen gehören , ( den
Die auſer ihm find
Willen ausgenommen ).
1 an fich für ihn weder gut noch böſe, he
werden es erſt durch Beziehung auf ihn.
Das allgemeine Gut des Menſchen iſt die
Subfiſtenz , und dieſe iſt gut. tenz
was die Subfif des Gan.
Alle s o,
zen alſ
oder eines Theils , als den Grund
. ,
des Guten , ſtöhrt oder vernichtet, iſ
böle .
a) Alle Dinge ſind alſo gut oder böle,
je nachdem die Subfiſtenz des Men
Schen dadurch erhalten oder geſtöbrt
wird .
b) Ein kurzes Gute , welches mit ei
nem langen Vebel verbunden iſt, iſt
böſe . c)
71
E4 II.
1
star
72
8. 5.
Glükſeelig ſeyn, heiſst, das wahre Gut
befitzen . Die höchſte Glükſeeligkeit iſt ent
weder der Beſitz des edelſten Gutes, oder
der Befitz aller Güter insgeſammt .
Das Leben , oder die Vereinigung des Lei
bès und der Seele , iſt der Grund alles Gutes
des Menſchen .
Unter den Gütern des Leibes und der
Seele find die leztern die vorzüglichern.
Die wahre und größte Glükfeetigkeit des
Menſchen beſteht in einem ruhigen Verlangen
Sie iſt ein
gem
undlbe igten Vorſ
äſsden tellungen.
Woh fin , welches darinn beſteht, daſs
der Menſch weder Schmerz noch Freude
über etwas empfindet, und in dieſem Zu
de ſtan
73
S. 6.
Der Grund aller Moralität iſt vernünftige
Liebe zu andern Menſchen , nicht Selbſtliebe.
Aber ſollte nicht z. B. ein Geitziger,
Wollüſtling hich ſelbſt mehr als andre
lieben ? Nein , er lieber nicht fich , ſon
dern die Gegenſtände feiner Laſter.
no 8. .
In der zweyten Bedeutung iſt die Glük
دور feeligkeit Inbegrif der Geinüthsruhe mit den
weſentlichen Gütern , welche dazu nöthig ſind,
Weisheit und Tugend. Andre Güter , Ge
pal ſundheit, Reichthum , Ehre , Freundſchaft
ụ. a. ſind nicht weſentliche Beſtandtheile die
ſer Glükſeeligkeit.
دردوم E 5 III .
74
III. Von Got't.
S. 8 .
Ohne die Erkenntnis von Gott iſt keine
vollkommne Gemüthsruhe möglich,
S. gw 8
$. - 10 .
So findet ſie, daſs der Menſch ſchuldig
ley , ſeine Handlungen nach dem Willen
Gottes , als des höchften Gutes und des Ge
bers alles Guten , einzurichten : diels unbe
greifliche Wefen zu lieben : und ihm zu ver
trauen. Dieſes aus Liebe und Vertrauen her.
rührende Beſtreben , nach Gottes Willen zu han.
deln,
- 75
deln , erkennt ſie als den einzigen wahren Got
tesdienſt : von äuſern Ceremonien weiſs fie
nichts,
6. 11 .
76
$. 13.
Liebe iſt ein Verlangen des Willens, 'lich
mit dem , was der Verſtand für gut erkennt,
zu vereinigen , oder in dieſer Vereinigung zu
bleiben :
Man kann fich alſo nicht ſelbſt lieben.
Selbſtliebe iſt entweder Einbildung, oder
Mangel eigentlicher Liebe.
Vereinigung mit Menſchen beſteht da.
rinn , daſs wir unſre Seele , beſonders
den Willen , mit andern ſo vereinigen,
daſs Ein Wille daraus werde, und kei
ner ſich eine Herrſchaft über den an.
dern anmaſse.
§ 14 .
Dieſe Liebe iſt entweder vernünftig, oder
unvernünftig . Die unvernünftige iſt a) ein
unruhiges und hitziges Verlangen , welches
· unfre Vernunft übermeiſtert. b) fie geht auf
Dinge , die mehr ſchädlich , als gut find.
c) fie ſucht eine unmögliche Vereinigung, Z.
B. eine Vereinigung mit Gott , wie etwa mit
Menſchen . Sie verlangt, daſs Gott ſeinen
Willen nach dem unſrigen richte. Sie will
über den Willen andrer Menſchen herrſchen;
oder
77
$. 15.
Die vernünftige Liebe iſt das einzige Mit
tel zur Glükleeligkeit, d. h. zur wahren
e TELO
Gemüthsruhe.
Aber wo Liebe iſt , da befindet ſich
auch Eiferſucht und Unruhe. Ich ant
S. ' 17
Die allgemeine Menſchenliebe begreift fünf
Tugenden in fich
1) Leutſeeligkeit, oder die Bereitwilligkeit,
állen Menſchen , die es bedürfen , mit Din
gen beyzuſtehen , deren Mittheilung uns nicht
ſchwer ankommt. Dieſe Tugend iſt leicht,
und darf keine Dankbarkeit fordern; man
kann uns aber auch nicht dazu zwingen, duſer,
arent
wenn jemandes Bedürfnis fo grofs iſt, daſs
er ohne ſolche Leutſeeligkeit verderben müſte,
und wenn er fich an Niemand ſonſt, als an
uns wenden kann .
2 ) Wahrhaftigkeit, oder die Verbindlichkeit, 1
allen Menſehen wyler Verſprechen treu zu
W
B
hal.
80
VI.
82
S. 19.
Die verſchiednen Geſchlechter machen kei
nen Unterſchied. Denn es kommt hier auf
die Vereinigung der Seelen an. ' Der Unter
ſchied , den einige zwiſchen Freundſchaft und
Liebe machen , iſt unnütz und leer.
Ueber den Umgang beyder Geſchlech
ter . Entfernung reizt zur anordentlichen
Liebe , und hilft bey liftigen Perſonen
doch nichts. Ihr ſagt: Gelegenheit macht
Diebe. Ich antworte : durch Gelegenheit
probieret man einen ehrlichen Mann.
S. 20.
Man halte ſich nicht an die Zahl Zwey.
Je mehr tugendhafte Seelen vereiniget hnd
deſto gröſser iſt ihre Glükſeeligkeit.
Bes
83
S. 21 .
i
87
fchaft der Güter wird keine ſchlimmen
Folgen haben .
8. 24 .
Es sind vier Geſellſchaften ' 1) zwiſchen
Eheleuten 2) Eltern und Kindern 3) Herr
und
89
Practiſche Moral.
$. 2
Die Urſache davon liegt in dem Men
fchen ſelbſt , theils in ſeinen Vornrtheilen
und Irrthümern , theils in ſeinem verderb
ten Willen , welcher auch gewöhnlich Schuld
F 5 ar
90
an jenen 'iſt, Ueberhaupt , der Grund , alles
Uebels iſt die unvernünftige Liebe. Denn aus
dieſer entſpringt die Gemüthsunruhe .
. 3.
Die unvernünftige Liebe iſt das Verlangen
des Willens , fich mit dem , was der Ver.
ſtand , wenn er nicht von dieſem Verlangen
verleitet wäre , für höfe erkennen würde,
- !
6. 4.
Der Wille hat eben ſo , wie der Ver
ſtand, ſeine Vorurtheile , nemlich das Vor
urtheil der Ungeduld und der Nachahmung.
§. 5.
Das Vorurtheil der Ungeduld verleitet
den Willen , allem dem nachzuſtreben , was
ſeine Sinnlichkeit augenbliklich und lebhaft
afficirt. Diels Vorurtheil iſt allgemein, alle
Menſchen ſtreben nach Veränderung und
Contraſt.
Das Vorurtheil der Nachahmung verleitet
den Menſchen , nach dem zu ſtreben , was
er
91
s der's . 6.
>
Tete
EN III. Eigne Meynung von den Affecten.
am
8. 7.
leres
Die Gemüthsneigungen find Bewegungen
des menſchlichen Willens nach angenehmen
oder unangenehinen Dingen , welche abwe
ſend
92
IV . Eintheilung derſelben,
$. 8.
Es giebt einen Hauptaffect , der alle ur .
ter fich begreift , das Verlangen , oder die
Begierde. Das Verlangen geht entweder auf
das Gute oder Böſe, jenes heiſst Liebe die
ſes Hafs ( ein Verlangen , das Böſe los zu
werden , und davon entfernt zu bleiben . )
Freude und Schmerz find an fich
keine Affecten , ſondern Empfindungen,
fie werden aber dazu.
Unbeſtimmtheit der bisherigen Defini
tionen von den Affecten.
Man kann nun die einzelnen Affecten un
terſcheiden
1 ) Nach der Nähe oder Ferne des Guten
oder Böſen .
Miſstrauen und Furcht find Begierden , das
entfernte Gute zu erlangen , und das nahe
Böle
í
-93
Böſe los zu werden . Hofnung , das Gute
und Böſe , welches nicht allzufern und nicht
allzunah iſt , zu erlangen und zu vermei
den , u. fo w.
1
2 2 ) Nach der Schwierigkeit oder Leich
tigkeit , das eine zu erlangen , das andre
zu vermeiden. Hofnung entſteht, wenn ich
mir einbilde , das Gute bald und ohne
Schwierigkeit zu erlangen. Das Gegentheil
Furcht u, f. w.
$. 9.
94
$. ;
9:
Alle' Affecten find nur verſchiedne Grade
oder Aeuferungen der Liebe und des Halles.
Man kann Liebe und Hafs entweder nach
ihrem Zweke, oder den Mitteln betrachten.
Der Zwek iſt Streben nach Gemüthsruhe :
die meiſten Menſchen aber ſuchen ihn in der
Gemüthsunruhe.
$. 10.
Nach den angeführten Aeuſerungen der
Liebe , nemlich Gefälligkeit, Gutthätigkeit
und Gemeinſchaft der Güter , giebt es nun
alſo Abwege , auf denen der Menſch ſeine
Ruhe ſucht , aber Unruhe findet, und mit
hin vier Hauptaffecte , d . h. vier verſchiedne
Arten der Liebe und des Halles :
1. Die vernünftige Menſchenliebe und Hals
der Irrthümer und des Laſters.
2. Liebe der ſtolzen Ebre , Hals der Be
fcheidenheit.
3. Liebe der finnlichen Luſt, Haſs der
Enthaltſamkeit.
4. Liebe des Geldes , Haſs der Armutb
and Gemeinſchaft der Güter.
Nach
95
Nach den Mitteln betrachtet man die Affec.
ten , inſofern fie entweder antreibend find,
zunehmend und abnehmend ( Hofnung, Ver .
trauen , Kühnheit) oder inſofern fie darnach
ſtreben , die erlangten Mittel zu behalten,
und allen Hinderniſſen Widerſtand zu thun .
Einige Affecten haben es mit den Mitteln
zu beſondern Endzweken jener vier Arten
yon Liebe zu thun : man kann fie Neben
Affecten nennen . So find Faulheit , Ver
ſchwiegenheit , Unbarmherzigkeit Neben - Al.
fecten der Wolluſt , der Ehrgier , und des
Geitzes .
Einige Affecten find aus Liebe und Hafs
zuſammengeſezt, z. B. Eiferſucht.
. 121
96
$. 12.
Alle Menſchen finden von Kindheit an
bey ſtärkern Reizungen ihrer Sinnlichkeit
mehr Vergnügen , und gewöhnen fich nach
und nach viel unordentliche Begierden an,
die ihnen die Gemüthsruhe rauben , und
folglich dieſelben in einen böfen Zuſtand ver
ſetzen . Des Menſchen Sache iſt es, aus un
ruhigen Affecten allmählig in ruhige über«
zugehn.
Ueberhaupt find alſo die Affecten indiffer
rent;' in Anſehung ihrer Arten aber ſind fie
entweder gut , die uns zur Ruhe, oder
böſe , die uns zur Unruhe führen.
Woran ſollen wir Sie erkennen ?
$. 14.
Man kann dieſe drey Arten der unver
::: ; nünftigen Liebe auch noch anders , als ge
ſchehen iſt, deduciren. a ) Nach der Politik.
Alles Uebel der Staaten iſt entſtanden , aus
ed dein Unterſchiede der Geburt und der Auf
relat
hebung der Güter -Gemeinſchaft. Alſo Ehr
geiz und Geldgeiz, und daraus Wolluſt.
b) Nach der Phyfik . Unſer Körper beſteht
aus Schwefel, Salz und Quekfilber , als
feinen Elementen. Schwefel erwekt Ehrgeiz,
Quekſilber führt zur Wolluſt , das ſchwere
Salz zieht zum Geldgeiz. Eben ſo entſpre
G chen
$
98
chen die vier Elemente , das Feuer dem
Ehrgeitze, das Waſſer der Wolluſt, die kalte
Erde dem Geitze , und die reine Luft der
reinen Liebe. Nicht weniger gehören auch
die Temperamente hierher. Man ſchreibt
auch dem Menſchen drey Bäuche zu ; im
Kopie herrſcht der Ehrgeiz, im Herzen der
Geldgeiz , im Unterleibe die Wollaſt. c) Nach
den Ständen. Der Nährſtand leidet am meie
ſten von der Wolluſt , der Wehrſtand vom
Ehrgeiz und der Lehrſtand vom Geldgeiz.
( Die Aerzte haben ſich vor der Wolluſt, die
Rechtsgelehrten vor dem Ehrgeiz , und die
Theologen vor dem Geldgeiz zu hüten.)
flieſsenden Untugenden .
els
8. 16.
Die Wolluft iſt eine Leidenſchaft, die ihre ,
che
Ruhe in ſtets veränderlicher Beluſtigung des
Verſtandes und der Sinnlichkeit , hauptſäch
hiemand
lich des Geſchmaks und Luftgefühls vergebens
1
ſucht, und nach Vereinigung mit gleichgear
teten Menſchen ſtrebt.
IX . Vom Ehrgeitze.
$. 17 .
Tabelle.
1. Hartnäkige Stökiſchheit.
2. Eitle Verſchwendung:
3. Verächtlicher Hochmuth ,
4. Grimmige Tollkühnheit.
5. Stoiſche Faſte und Unempfindlichkeit.
6. Genauigkeit.
7. Wachſame Arbeitſamkeit.
8. Zornige Rachgier. :
9. Banditen · Dienſtfertigkeit.
10. Judiciöſe Entſcheidung.
X.
101
X. Vom Geldgeitze.
8. 18 .
Tabelle.
G 3 XI .
香$
V
102
5. 20.
Ehr . 'und Geldgeiz : zuſammengemiſcht
macht Menſchen , die man fürchtet und re .
fpectirt. Die Stökiſchheit des erſtern ' und
tükiſche Simulirung des leztern giebt etwas,
was die Welt kluge Zurükhaltung nennt u. f. f.
Auch hier kommt es darauf an , welcher
ton beyden mehr zu der Miſchung giebt,
Iſt z . B. der Ehrgeiz ſtärker, ſo wird ein
Menfch die Kunſt , fich zu infinuiren , mit
mehr Scharfſinn und Verſtellung treiben. Iſt
$. 21
Wolluſt und Geldgeiz geben eine elende
Miſchung Ein ſolcher Menſch wollte gern
lügen , aber aus Unbedachtſamkeit verſchnappt
6 4 er
104 .
$. 22 :
Man muſs aber auch bey diefen Miſchun.
gen auf Alter , Stand , Glük , Gelegenheit
urid andre Puncte Rükſicht nehmen . Ein
junger Wollüftling iſt bey weitein fo verächt
lich nicht, als ein alter. Ein alter Geizhals,
der verliebt iſt , welch eine elende Perſon !
Nicht die Miſchung der Leidenſchaften ändert
fich mit dem Alter , ſondern das Alter än.
dert nur ihr Auffallendes. So iſt ein junger
Geizhals yiel verächtlicher , als ein alter. Ein
ähnliches Verhältnis iſt es mit den Ständen.
Ein Privatmann , der wollüſtig und geizig
iſt , ſpielt eine elende und unſchädliche Rolle :
er ſchadet nur ſich ſelbſt. Ein Fürſt aber,
von dieſem Temperamente , wird ein Caligula
und Domitian u . f. w .
9. 23.
105 online
6. 23.
2 ). Wir dürfen dalier nie aus den åuſern
Schein auf jemandes Character ſchlieſsen . Es
kann nur eine fcheinbare Miſchung ſeyn , oder
1
es fehlt ihm an Gelegenheit , ſeine Laſter zu
zeigen u. f. w.
2) Wir müſſen auf die verſchiedoen Stån.
de Rüklicht nehmen , die dein Character ein
anderes Anſehen geben.
3 ) Wir müſſen uns vor dem Schluſſe hü
ten , als ob eines Menſchen Character fich
ändre .
8. 24.
Die vernünftige und unyernünſtige Liebe
laffen fich nicht mifchen , ſo wenig wie Tag
und Nacht, wie Feuer und Waſſer. ( Tu
· gend und Laſter ſind einander entgegengeſezt,
aber die Lalter unter fich find alle verwandt. ) 1
S. 26.
Zum Beyfpiele follen die Kennzeichen des
Müſſiggangs dienen. Der Müſliggang beſteht
in einem ſolchen Thun und Lallen eines Men .
Ichen , wobey er überall und allein fein Ver
gnügen oder einen Zeitvertreib zur Abhicht
hat. Er iſt entweder grob oder fein. Selbſt
manche Art zu ( tudieren iſt ein feiner Mül
ſiggang, wenn man blos zu ſeinem Vergnü
gen lieſt a. f. w.
§ 27
Der Zorn , oder die Begierde , fich zu rä
chen ( wovon das Zeitwort nicht zürnen , ſon .
dern zornig feyn iſt ), iſt nicht indifferent,
ſondern immer bäſe, ( Veber die Ausdrüke :
Gottes Zorn , Gott iſt zornig , wofür man
lie .
108
S. 28.
Der Neid oder die Betrübnis über Andrer
Glük , iſt eben ſo wenig indifferent. Aus
ihm flieſst Eiferſucht, oder die Pein darüber,
daſs unſre geliebte Perſon einen andern liebt
und von ihm gelieht wird . (Aus welchen
Laſtern fie am gewöhnlichſten gemiſcht ſey,
und wie ſie ſich in dieſer Miſchung äußert.)
. 3o.
Hat man dieſen Hauptaffect gefunden , lo
nehme man fich ernſtlich vor , allen Vorur
theilen , die ibn bisher genähret haben , ent
gegen zu arbeiten , Die Vorſtellungen , daſs
bey derſelben unmöglich wahre Gemüths
in
ruhe zu finden ſeyn könne , aus eigner und
fremder Erfahrung beſtätigt und fich recht
oft
1
1 1
110
S. 31 .
Hiernächſt greife man dieſe Leidenſchaft
ſelbft unmittelbar an , nach der Regel : Sus.
tine et abstine , enthalte ſich aller Gelegen .
heit , vermeide ſchlimme Beyſpiele und Ge
ſellſchaften , und ſuche dagegen gute auf.
Zu Zeiten prüfe man fich , wie weit man
zugenommen habe, wie ein Kranker, der
einmal den Verſuch macht , ob er auſer dem
Bette bleiben könne : aber mit Vorſicht, da.
mit man nicht durch zu frühes Aufſtehen
oder zu langes Auſsenbleiben die Krankheit
(chlimmer mache , als fie je war. Nach
$. 32. 7
9
111
$. 33.
Haben die Menſchen hinlängliche Kraft
des freyen Willens , zu einem tugendhaften
Leben zu gelangen ? Es iſt falſch und ge.
on fährlicia
pers 1
:
112
S. 34.
a
Folglich findet auch bey Tugend oder
Laſter eine Zurechnung Statt. Aber, wenn 1
S. 35.
Die Sittenlehre zeigt , wie die menſchli
chen Affecten gedämpft werden ſollten : lie
zeigt aber auch zugleich , daſs he durch un.
ſer natürliches Vermögen nicht gedämpft wer
den können . Alle wahre Philoſophie ſoll
nichts anders ſeyn , als eine Leitung zur
wahren Theologie , und wo die Sittenlehre
aufhört , da tritt die göttliche Weisheit in
die Stelle. Die Sittenlehre geht nicht weiter,
als daſs fie dein Menſchen den Zuſtand der
Thierheit zeigt , und ihn zum Stande der
Menſchheit leitet. Wie er von dieſer zum
Chriſtenthum geleitet werden ſolle , das zeigt
die heilige Schrift.
RA
114
/
Befchluſs .
Von der Uebereinſtimmung dieſer Sitten
lehre mit der heiligen Schrift. Dieſe Moral
iſt für Verführte und Verführer geſchrieben,
gebeſſerte Chriſten brauchen fie nicht. Com
mentar über die Bergpredigt Chriſti . Trüg.
lichkeit einer ſpäten Bekehrung . Glaubens
bekenntnis des Verfaffers . Ueber die ver
ſchiednen Wege Gottes bey Bekehrung der
Menſchen , welche Betrachtung zur Toleranz
führt. Vortheil dieſer Sittenlehre in der
Phyhk und in der Politik . Alle heidniſche
Ethiken und Politiken find , mit Luther zu reo
weil ſie der
den , ſchlimmer als gar keine ,
Gnade Gottes und der chriſtlichen Tugend gra.
dezu entgegen find.
Berichtigung
einiger Lehrſätze der Sittenlehre , aus
feinen Cautelen etc. Kap. 14.
(Cautelen bey dem Studium der Sittenlebre.)
Auch die vernünftige Liebe kann nicht
Die guten Affecten düro
ohne Affect ſeyn.
fen nicht ausgerottet werden . Die
115
Hz UE
>
116
UEBER GESCHICHTE
DER
*) S, ebend . S. 14 F.
121
!
er auch für Ausländer ſchreiben , und andrer
Seits hätte ihn die Sprache ſelbſt bey ſeinen
Unterſuchungen zu ſehr aufgehalten. Er fand
fie , nach ſeiner ausdrüklichen Erklärung *),
für abſtracte Begriffe nach zu arm , aber daſs
er , wenn es die Umſtände gewollt bätten,
fie ſelbſt hätte bereichern können , zeigen
mehrere von ihm verdeutſchte Kunſtwörter,
Z.
*) Ebend. S. 21.
**) Ebend. S. 12 .
A
126
1
--
A
137
}
738
Ben
Il
>
- 139
>
141
unbegreiflich ſeyn , was Gemüth und was
Afficiren des Gemüths bedeutet : er würde
la fich höchſtens leidenſchaftliche Bewegungen
darunter denken. Die dritte Verfahrungsart
iſt noch waglicher. Beyſpiele zur Erläute
rung ganz abſtracter Begriffe zu finden , iſt
kein leichtes Geſchäft: und wenn ſie auch
noch ſo gut gewählt wären , ſo müſſen Sie
Le doch immer empiriſch ſeyn. Dadurcb wird
aber der Leſer allmählich von der abſtracten
Idee abgeführt, und indem er das Beyfpiel
fich möglichſt verdeutlichet und verfinnli-.
WEISS chet , hört, er auf, den abſtracten Satz zu
denken , oder verwirrt ihn ganz und gar.
Welches Beyfpiel würde im Stande ſeyn , ei
کهمی
nem Layen deutlich zu machen , was Kant
unter reiner Sinnlichkeit verſteht ?
Kunſtſprache bleibt immer ein weſentli
ches Stük einer Wiſſenſchaft oder Kunſt , und
og haner es iſt eine unverſtändige Forderung , zu ver
ہیکیاہ
langen , daſs der Matheinatiker , der Philo
foph , der Bildhauer, oder irgend ein andrer,
uns ſeine Wiſſenſchaft oder Kunſt ohne Kunſt
ſprache lehren und deutlich machen ſolle.
1
Freylich iſt die, welche der Künſtler ange.
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kur wohl,
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1
145
* , ho
EINIGE
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? ALLGEMEINE " RESULTATE
AUS
ini bos
153
1
154
ben die Forſchungen der Denker geliefert.
Allerdings ſind die Beweiſe für jene Aufga.
ben , welche die Philoſophen aufſtellen, nur
Entwiklung der Gefühle, welche jeden den
kenden Menſchen zum Glauben an Gott und
Unſterblichkeit faſt unwillkührlich drängen:
und der , welcher aus der Verpflichtung zuma
Guten , oder aus dem Misterhältnis zwi.
ſchen Tugend und Glükſeeligkeit, auf die
Nothwendigkeit eines Gottes und einer Fort
dauer ſchlieſst, fagt ſo wenig etwas Neues,
als ein andrer , der an den Himmeln die
Ebre Gottes erkennen lehrt, und aus den
Geſetzen der Natur die Unvergänglichkeit
des Geiſtes folgert. Aber es iſt auch nicht
die Beſtimmung der Philoſophie, den menſch
lichen Geiſt Dinge zu lehren , die ihm neu
und fremd find , ſondern , aus den in ihm
vorhandnen Fähigkeiten und allgemeinen An
lagen zum Denken die beſondern Gedanken
und Wahrheiten herauszubuchſtabiren.
Endlich aber , hat denn nicht die Kritik alle
die bisherigen Gründe für jene tröſtlichen
Artikel ſo gut, als aufgehoben , hat ſie nicht
ihre Unzulänglichkeit dargethan , und folge
lich die ſchönſten Früchte einer ſo vieljähri
gen
155
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156
م
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3
KUR
160
K U R 2 E
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170
Ge.
1
176
وع
178 strain
groſsem Scharffinn das Weſen eines Schluſſes,
bildet aus der Stellung des Mittelbegrifs die
drey fyllogiſtiſchen Figuren , ſtellt einfache
Regeln über Gegeneinanderſetzung , Umkeho
rung und Zergliederung der Schlüſſe auf,
und wendet dieſe Lehren auf das Kapitel
vom Beweiſen , als dem wichtigſten, in den
Analyticis Poſterioribus an . Aufer dieſen
Schulgerechten Arten zu beweiſen giebt es
aber noch mancherley , die fich auf Erfah
rưng , Aehnlichkeit , zufällige Bemerkungen
3. d. gl. gründen , und , wenn auch nicht
evidente Gewiſsheit , doch wenigſtens Wahr
fcheinlichkeit bervorbringen . Davon wird
in den Topicis ausführlich gehandelt. Der
Widerlegung falſcher Schlüſſe und Beweile,
die theils im Ausdruke, theils in der Vers
wirrung der Begriffe ihren Grund haben, iſt
die Abhandlung Elenchus Sophiſtarum gen
widmet.
Ohne ſich in metaphyſiſche Unterſuchun
gen über die Natur der Seele, über die
Quellen und Arten der Erkenntnis, über
Einfluſs des Körpers auf das Denken und
ähnliche Materien einzulaſſen , betrachtet Ari
eles bloſs, das Denken ſelbſt, als vorhan
denes
179
denes und unleugbares Factum. Diefer ifo .
2. lirten Anfcht haben wir zwar einer Seits
die Vollſtändigkeit ſeiner Logik, andrer Seits
aber auch den Mangel eines erſten Princips
zuzuſchreiben , welches in der That ſeiner
Darſtellung mehr Zuſammenhang und Be
ſtimmtheit gegeben hätte .
Von Ariſtoteles an kann alſo die Logik
erſt als Wiſſenſchaft gelten , und ſeit Ariſto
22
teles hat fie , nach dem Urtheile Kants * ),
ber
im Weſentlichen keine Fortſchritte gemacht.
Sextus hat der Widerlegung oder Beſtrei
tung der Logik einen beträchtlichen Theil
ſeiner Schrift gegen die dogmatiſchen Philo
fophen gewidmet , und da er das ganze Feld
der griechiſchen Logik vor fich ſah , ſo ift
für den , welcher die Logik der Alten ganz
genau kennen lernen will , das 7. und 8.
Buch deſſelben adverſus Mathematicos , wel.
ches gegen die Logiker gerichtet iſt, der
beſte Leitfaden .
beradi
M 2 PLAN
180
PLAN
ZU EINER GESCHICHTE
DER PHILOSOPHIE
Plar
läne und Entwürfe zu Bearbeitung literari
ſcher Gegenſtände find gewiſs nicht ganz
Verdienſtlos. Sie dienen dazu , manchen
allzudreuſten Kopf abzuſchreken und an ſeine
Unfähigkeit zu erinnern : Sie machen auf die
Mängel und Unvollkommenheiten in ſchon
vorhandenen Werken aufmerkſam , und kön
nen für denjenigen , der fich an die Bear.
beitung wagt , einen Leitfaden abgeben. Ich
wünſchte , daſs die folgenden Bemerkungen
wenigſtens einen von dieſen Vortheilen geo
währen möchten .
Alle
181
M 3 I.
182
! 1. Neuere Literatur .
a ) Werke, die eine allgemeine Geſchichte
der Philoſophie enthalten . Stanley,
Brucker
Compendia , Büſching , Gurlitt, Eber.
hard 1
1
183
1
集1
185
lofophie.
Die Geſchichte ſelbſt nach Völkern ,
1
und Syſtemen , chronologiſch , die lez
;
tern am Ende in einer Ueberſicht nach
ihrer Verwandtſchaft za fainmengeſtellt.
Bey jedem wichtigern Abſchnitte ein
Rükblik auf den Fortgang und die Schik
ſale der Wiſſenſchaft. Soll man hey
den Alten die eignen Worte der Philo
ſophen anführen ? Bey den mehr poe
tiſchen iſt es beſſer, den Sinn heraus
zuheben , aber durch Beläge zu recht
fertigen . Ariſtoteles, Plato und ähn
liche müſſen ſelbſt reden , wenigſtens
müſſen Hauptſtellen wörtlich beygefügt
werden. Geſchieht dieſs nicht , ſo iſt
der Leſer nie gewiſs, ob er die Behaup
M 5 tung
i
1
186
feyn.
VON
.
perne
DE R
܀x
ALTEN UND NEUEN PHILOSOPHIE .
}
192
€.
Namen , ich weiſs nicht , ob auszuzeichnen
oder zu verlachen. Auch das leztere wäre
ſo eigentlich keine Eigenheit der neuern Zei
ten . Denn es war ſchon im Alterthum nichts!
feltenes, daſs es unter den ſogenannten Phi
loſophen eitle , ruhmſüchtige, ſtolze und ab
geſchmakte Thoren gab , die ihrem Titel
Schande machten und ihrer Lehrerin man.
cherley Verdacht zuzogen , und das Wort
Sophiſt z . B. bedeutete zu verſchiedenen Zei
ten einen Weiſen und einen Wiſsling. Ve
berhaupt iſt die Aehnlichkeit unter alten und
neuen Philofophen 'ſehr auffallend. Hier,
wie dort , herrſchte Sectirerey , Eitelkeit,
Widerſpruchs- und Verfolgungsgeiſt : bier,
wie dort , ward oft der reine Eifer für das
Wahre und Gute durch menſchliche Leiden
ſchaften und Schwachheiten verfälſcht und
erfezt. Und wenn Plato ausdrüklich,
allen unmoraliſchen und unwiſſenden Men
(chen das Philoſophieren unterſagt * ), so
7
ausſehen wolle * ).
Auch in Anſehung der Hauptgegenſtände
der Philoſophie (timmen wir mit dem Alter
Der Menſch , die Welt
thum zuſammen . die wich
und Gott waren einſt , wie jezt ,
tig
* ) Sympos. 2. 1
195
1. 145.
**) S. das zweyte Stük d. B. S. 70.71,
197
der Kantiſchen Theorie : daſs die Sinnlicb .
keit nicht in der bloſsen Organiſation beſtehe,
ſondern ein Theil des Vorſtellungsvermögens
fey , auffallender zuſammenſtimmen , als die
Aeuferung des Ariſtoteles ( de Mor. 6, 2. ):
das Gemüth enthält drey Grundvermögen
aller Thätigkeit und Erkenntnis , Sinnlich
ob
keit , Vernunft und Begehrungsvermögen
(aiSuois , voūs, peças ) und Platons Satz (Plu- -
tarch . de pl. 43.8.) die Sinnlichkeit iſt
ein Vermögen des Gemüths, die Organe ge
hören zum Körper, ( ý ajueig dúyægtis tuxñca
od da opravoy ocu & toc). Ganz ähnlich der Kan
1. ܕܐ tiſchen Lehre : daſs alle Erkenntnis von der
Erfahrung anfange , find die Worte Ariſtote
les :ουδέποτε νοέι άνευ φαντάσματος και ψυχή * ).
Der Kantiſchen Receptivität und Spontaneität
der Sinnlichkeit, könnte die Ariſtoteliſche
Meynung gegen übergeſtellt werden : daſs das
Gemüth bey finnlichen Eindrüken nicht bloſs
ولی در Jeide , ſondern auch thậtig fey ( de An, 2,
ÁLTA 4. 5.) , und den Unterſchied zwiſchen Em
pfindung oder finnlicher Anſchauung und
-N 3 Er
1 ) De An , 5 ,
198
Erkenntnis giebt ſchon Platon an ( Theät. S.
και επισημη ταυτόν. Ariſto
144. ουκ αισθησίς τε κι
teles de An. 3 , 3. où Tåutbv si td al féventos
sou to vouv).
1 Sextus bemerkt die Verſchie
denheit zwiſchen Gedachtwerden und Wirk
lichſeyn ausdrüklich ( adv. Phys. 1 , 49. OM
πάν το υπονοούμενος και υπάρξεως μετέφεν, αλλά
δύναται τι επονοεί θαη μεν , μη υπάρχειν δε ). Und
wie leicht läſst fich der Satz des Ariſtoteles:
Ohne Seele giebt es keine Zeit, (Phys.4o 14)
mit der Kantiſchen Idee , daſs die Zeit eine
urſprüngliche und reine Form des Vorſtel
lungsvermögens ſey , zuſammenpaſſen?
Sind nicht auch die kosmologiſchen Grande
fütze der neuern Philoſophie bey den Alten
anzutreffen ? Die Natur thut nichts verge
bens. ( Ariſtot. de rep. 1 , 2 jenden sí queu
ποιά μάτην ). In der Natur geſchieht nichts
anim.
durch einen Sprung. ( Ariſt. de part
4 , 5. και φύσις μεταβαίνει συνεχώς κ. Ε. π .) Bey
aller Erzeugung giebt es ein Erſtes ( Arillo
Met . 2 , 2. συκ απείρος και γένεσις επί των άνω).
ſc heidenden
Den Satz de's Nichtzuunter liell
Cicero auf ( Lucull. 17. 18. ), die Begrite
der Möglichkeit , Zufälligkeit und Nothwen
digkeit find ſchon bey den Alten beſtimmt,
199
F.
!
in Soup
:
| cit
pers
op
Chemnitz ,
gedruckt bey Johann Carl Welfellöft.
I