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Die neue Lebensmittelhygiene-Mantelverordnung:

Eine Herausforderung für Lebensmittelunternehmen

Gerade vor dem Hintergrund der viel diskutierten „Gammelfleisch-Fälle“ steht die
Einhaltung lebensmittelhygienerechtlicher Vorschriften immer mehr im Fokus der
Behörden. Das Hygienerecht befindet sich allerdings unverändert stark im Fluss, dessen
vorläufigen Schlusspunkt aktuell die so genannte Lebensmittelhygiene-„Mantel-
Verordnung“ markiert.

Zwar hat die Europäische Union mit einem bereits seit dem Jahr 2006 geltenden so genannten
„Hygienepaket“ den Versuch unternommen, die Hygienebestimmungen gemeinschaftsweit zu
harmonisieren und zu vereinfachen. Auch dieser neue Regulierungsrahmen ist jedoch durchaus
komplex und enthält drei Hygiene-Verordnungen, die durch mehrere
Durchführungsverordnungen sowie durch Leitlinien der Europäischen Kommission flankiert
werden. Damit jedoch nicht genug: Für den deutschen Gesetzgeber hat das Hygienepaket einen
erheblichen Änderungsbedarf in Bezug auf das bisher geltende nationale Hygienerecht
ausgelöst. Die bisherigen nationalen Hygienebestimmungen, wie z. B. die Lebensmittelhygiene-
Verordnung oder die Vorschriften des Fleisch- und Geflügelfleischhygienerechts mussten
weitgehend aufgehoben werden. Umgekehrt mussten ergänzende nationale Hygienevorschriften
erlassen werden, soweit dies von den neuen EG-Verordnungen vorgeschrieben wird.

Mit der im August 2007 in Kraft getretenen „Verordnung zur Durchführung von Vorschriften des
gemeinschaftlichen Lebensmittelhygienerechtes“ („Mantel-Verordnung“) erfolgte nunmehr – mit
einiger Verspätung – diese Anpassung und Bereinigung des deutschen
Lebensmittelhygienerechts an die neue EU-weite Rechtslage. Durch diese „Mantelverordnung“
werden zahlreiche nationale Verordnungen mit hygienerechtlichem Bezug aufgehoben, darunter
insbesondere die „alte“ Lebensmittelhygiene-Verordnung. Anstelle dieser bisherigen
Verordnungen treten in Ergänzung bzw. in Durchführung des unmittelbar geltenden EU-
Hygienepakets mehrere neue oder neu gefasste Verordnungen, insbesondere eine „neue“
Lebensmittelhygiene-Verordnung und eine sog. „Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung“.
Eine Vielzahl von Verordnungen – von der Butterverordnung bis zur Zusatzstoff-
Zulassungsverordnung – wurden durch die Mantel-Verordnung in bestimmten Details geändert.
Die neue Lebensmittelhygiene-Verordnung (LMHV) hat mit der alten Lebensmittelhygiene-
Verordnung praktisch nur noch den Namen gemeinsam und beschränkt sich auf nationale
Ergänzungen des mit dem EU-Hygienepaket gemeinschaftsrechtlich bereits im Wesentlichen
abgesteckten Rechtsrahmen. Vor allem regelt die neue LMHV Anforderungen an die Abgabe
kleiner Mengen bestimmter Primärerzeugnisse. Außerdem regelt die LMHV auch hygienische
Anforderungen an die Herstellung bestimmter traditioneller Lebensmittel wie z. B. Latwerge und
Süßwaren oder Brot und Backwaren.

Die Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung (Tier-LMHV) sieht weitere spezielle Regelungen


für Lebensmittel tierischen Ursprungs vor. Darüber hinaus finden sich spezifische
Hygieneanforderungen für die Abgabe von Lebensmitteln tierischen Ursprungs durch
Einzelhandelsbetriebe, die aus dem Anwendungsbereich des EU-Hygienepakets ausgenommen
sind. Auch schreibt die Tier-LMHV Warnhinweise bei Hackfleisch und Fleischzubereitungen vor,
die aus oder unter Verwendung von Separatorenfleisch hergestellt worden sind. Ferner finden
sich u. a. Regelungen zur Abgabe von Rohmilch oder Rohrahm an Verbraucher, Anforderungen
an das Gewinnen, Behandeln und Inverkehrbringen von Vorzugsmilch oder Vorschriften für die
Herstellung von Käse mit einer Reifezeit von mindestens 60 Tagen etc.

Schon diese lediglich überblicksartige Aufzählung zeigt: Auch das neue


Lebensmittelhygienerecht bleibt nur schwer überschaubar. Nach wie vor werden
Lebensmittelunternehmen mit einer Vielzahl von Hygienebestimmungen konfrontiert, die sich
teils aus deutschen Normen, teils unmittelbar aus EU-Rechtsakten ergeben. Hier den Überblick
zu behalten, ist selbst für Kenner der Materie schwierig. Gleichzeitig ergeben sich z. B. aus dem
neuen Verbraucherinformationsgesetz verschärfte Sanktionsmöglichkeiten bei etwaigen
Verstößen, insbesondere drohen Lebensmittelunternehmen erheblich schneller als bislang durch
behördliche Produktwarnungen „an den Pranger“ gestellt zu werden. Die hygienerechtliche
„Compliance“ bleibt daher eine zentrale Herausforderung für Lebensmittelunternehmen.

[Infos unter: www.forum-verlag.com/haccp ]

Rechtsanwalt Thomas Bruggmann, LL.M.


GRAEFE Rechtsanwälte
Nymphenburger Str. 70
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www.graefe-rechtsanwaelte.de

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