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Facharbeit in
Mathematik
Spiralen
vorgelegt von
Maximilian Löber
20xx
(Schule) (Wohnort)
Facharbeit im Leistungskurs Mathematik
Jahrgangsstufe 12. Schuljahr 20xx/20xx
Spiralen
Von Galaxien über Frischhaltefolie bis zu Schneckenhäusern. Spiralen existieren in Natur und
Technik. Beschreiben und vergleichen Sie insbesondere archimedische und logarithmische
Spirale.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITENDES ......................................................................................................................................... 1
1.1 ÜBERBLICK ........................................................................................................................................... 1
1.2 HISTORISCHES ...................................................................................................................................... 1
1.3 EINFÜHRUNG IN POLARKOORDINATEN ................................................................................................. 2
1.4 VERSCHIEDENE SPIRALTYPEN .............................................................................................................. 3
1 Einleitendes
1.1 Überblick
Das Phänomen der Spirale scheint in den Naturwissenschaften ein Schattendasein zu führen
und wird bestenfalls im Praxisbezug untersucht. Tatsächlich jedoch finden sich Spiralen ver-
schiedener Art in vielen Bereichen der Natur, in der Technik und in der Kunst. Beispiele sind
• auf biologischem Gebiet: Schneckenhäuser, die Anordnung von Pflanzenblättern oder
auch nur der Wirbel im Haar des Menschen,
• in der Technik: Spiralfedern, die Datenspur einer CD oder so genannte Spiralturbinen,
• in der Kunst: die Spirale als Symbol von mystischer Dimension in nahezu allen Kultu-
ren oder als beliebter Ausdruck von Verwirrung in Comics,
um nur einige zu nennen. Selbst in den Sprachgebrauch hat es der Begriff der Spirale ge-
schafft: Wir sprechen von der Spirale der Gewalt, Wirtschaftstheoretiker benutzen den Aus-
druck Lohn-Preisspirale.
Die mathematische Auseinandersetzung mit dem Phänomen ist also lohnenswert, um einer-
seits praktische Anwendungen bewältigen zu können, aber auch, weil es sich um ein recht
unkonventionelles Thema der Mathematik handelt, das den ein oder anderen verblüffenden
Zusammenhang offenbart. In der Tat lassen sich mit dem Wissen um die Eigenschaften ver-
schiedener Spiralarten Probleme angehen, die auf den ersten Blick mit jenen überhaupt nichts
zu tun haben.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen zwei besonders bedeutungsvolle Spiraltypen: die archi-
medische und die logarithmische Spirale, die nach eingehender Untersuchung miteinander
verglichen werden. Vorerst werden jedoch der geschichtliche Hintergrund geklärt und die
Voraussetzung für eine mathematische Diskussion von Spiralen geschaffen. Dabei liegt die
Beschränkung auf grundlegenden Elementen des polaren Koordinatensystems. Die Erschlie-
ßung der Eigenschaften beider Spiralarten soll weniger mit den bewiesenen Formeln aus der
Analysis erfolgen, sondern eher auf elementarer Ebene mit allgemeineren Methoden ablaufen.
1.2 Historisches
Im Folgenden soll der Blick auf die Beschäftigung mit Spiralen in der Mathematikgeschichte
gerichtet werden.
Diese lässt sich zurückverfolgen bis zu Archimedes, der im 3. Jh. v. Chr. die Abhandlung
„Über Spiralen“ veröffentlichte. Darin definierte er die Spirale, die heute nach ihm benannt
ist. Des Weiteren fasste er sie als eine arithmetische Reihe auf und machte Angaben zur Kon-
struierbarkeit. Obwohl es bis zu den ersten Begriffen zur Differentialrechnung noch lange hin
war, bestimmte Archimedes schon zu seiner Zeit die Tangentenlage seiner Spirale. Selbst die
eingeschlossene Fläche der ersten Spiralwindung bestimmte er mithilfe einzelner Sektoren.
Damit griff er auch wesentliche Elemente aus der Integralrechnung voraus. Allein zur Rekti-
fikation, d.h. zur Bestimmung der Bogenlänge des Spiralastes, schrieb er nichts. Natürlich
waren Spiralen nur ein Gebiet unter vielen, mit denen sich Archimedes befasste, man nenne
nur die von ihm erfundenen Hebelgesetze und die Überlegungen zur Kreiszahl π – dennoch
prägte er entscheidend die Untersuchungen späteren Mathematiker zu diesem Thema. Vom
16. bis zum 18. Jahrhundert kamen schließlich neue Erkenntnisse und Methoden in Zusam-
menhang mit Kurven, Koordinaten und Variablen auf. So gelang Isaac Barrow 1670 die Rek-
1
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 1 – Einleitendes
tifikation der archimedischen Spirale dank eines schon zuvor vorgenommenen Vergleichs mit
einer Parabel.1
Die logarithmische Spirale wurde zuerst in einer Zeichnung Albrecht Dürers (1471-1528)
gesichtet. Obgleich er ihre Eigenschaft kannte, sich dem Ursprung asymptotisch zu nähern,
wusste er diese nicht zu definieren. Dies geschah erst durch René Descartes (1596-1650) und
zwar über Proportionalität von Radius und Bogenlänge. Er war es auch, der die Konstanz des
Tangentenwinkels feststellte. Fast zeitgleich gelang es Torricelli, die logarithmische Spirale
über eine Gleichung in Polarkoordinaten zu definieren. Zudem bestimmte er sowohl ihre Bo-
genlänge als auch die von ihr umschlossene Fläche.2
Anhand der allgemeinen Definition von Spiralen, die Proportionalität von Winkel und Radius,
wird deutlich, dass sich für ihre mathematische Beschreibung die kartesischen Koordinaten,
wie sie aus dem Schulunterricht bekannt sind, wenig eignen. Zudem kann man nicht von einer
Funktion sprechen, da keine eindeutige Zuordnung gegeben ist. Es würden in einem kartesi-
schen System bei einer Spirale sogar jedem x-Wert unendlich viele y-Werte zugeordnet, da
sich die Spirale bis ins unendliche fortsetzt. Folglich scheiden nahezu alle in der Oberstufe
bekannten Mittel zur Kurvendiskussion aus.
Durch die Einführung eines neuen Koordinatensystems jedoch lässt sich die Spiralkurve mit
einer Gleichung beschreiben und es ergeben sich neue Mittel, um die Kurve auf verschiedene
Kriterien wie Bogenlänge oder Flächeninhalt zu untersuchen.
In diesem System mit so genannten Polar-
koordinaten kann jeder Punkt mit dem
Winkel zur Polarachse und mit einem Ra-
dius, also der Entfernung zum Ursprung,
beschrieben werden.
In Abb. 1.3.1 besitzt der Punkt P den Ab-
stand r zum Ursprung O, wobei die Strecke
OP den Winkel φ mit der senkrechten Po-
larachse einschließt.
Der Winkel wird für gewöhnlich im Bo-
genmaß angegeben und nimmt in mathe-
matischer Richtung, also gegen den Urzei- Abb. 1.3.1: Polarkoordinaten
gersinn, zu.
Da sowohl φ als auch r gerichtete Größen sind, können sie negative Werte annehmen. Doch
weil Streckenlängen immer positiv sein müssen, legt man für fest:
r ∈ IR ; P1 (− r ; ϕ ) = P2 ( r ; ϕ + π ) 3
oder anders formuliert: P ′(−r ; ϕ ) ist die Punktspiegelung von P(r ; ϕ ) an O.
1
vgl. HEITZER, Spiralen. 1998, S. 36-50
2
ebd. S.52-59
3
STEINBERG, Polarkoordinaten. 1993, S. 20
2
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 1 – Einleitendes
Durch die Periodizität des Polarwinkels4 lassen sich gleiche Punkte mit demselben Radius mit
unendlich vielen verschiedenen Winkeln beschreiben, deren Differenz jedoch ein Vielfaches
von 2π sein muss. Dennoch oder gerade aus diesem Grund können im polaren Koordinaten-
system selbst Kurven durch Funktionen beschrieben werden, die die Polarachse (und auch
Gerade, die durch den Pol geht) mehrmals schneiden. 5
„Eine Spirale ist eine ebene Kurve, die aus unendlich vielen Windungen um einen festen
Punkt besteht und aus höchstens zwei Ästen zusammengesetzt ist, bei denen der Abstand vom
Mittelpunkt streng monoton vom Drehwinkel abhängt“.6
Dies ist eine von mehreren in der Mathematikgeschichte aufgekommenen Definitionen. Es sei
auf Spiralgleichungen hingewiesen, die trigonometrische Funktionen enthalten, also keine
strenge Monotonie aufweisen und somit nicht unter diese Definition fallen würden.
Von der oben genannten Definition ausgehend lassen sich diverse Abhängigkeiten des Radius
vom Drehwinkel erzeugen, die Spiralgraphen unterschiedlichster Formen zur Folge haben.
Folgende Spiralen wurden allesamt mit der Ortslinienfunktion der Euklid Dynageo-Software
erzeugt. Auf die Vorgehensweise wird im Kapitel Archimedische Spirale und im Anhang
noch konkret eingegangen.
Der blass gezeichnete Spiralast umfasst den Bereich -. Mit dessen Einbeziehung geht auch
die Monotonie auf dem gesamten Definitionsbereich verloren und folglich fallen derartige
Spiralen streng genommen nicht mehr in die obige Definition. Dennoch soll der zweite Ast
Erwähnung finden, da er Charakteristika einiger Spiralen gut herausstellt. Aus demselben
Grund besitzt der konstante Vorfaktor a der abgebildeten Kurven unterschiedliche Werte. Er
ermöglicht eine „Skalierung“ der Spiralen, sodass man einen aussagekräftigen Bildausschnitt
erhält. Des Weiteren wird der Intervall [-6π; 6π] für φ verwendet, falls dies der entsprechende
Definitionsbereich zulässt.
4
infolge der Periodizität der trigonometrischen Funktionen, in denen φ enthalten ist
5
vgl. HEITZER, Spiralen. 1998, S.161
6
HEITZER, Spiralen. 1998, S.12
3
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 1 – Einleitendes
Exponent von a und r ungerade – Symmetrie Exponent von a und r gerade – Punktsym-
zur Orthogonalen der Polarachse; D = metrie zum Ursprung; D = +
Archimedische Spi- Fermatsche Spirale
rale
r = aϕ r 2 = a 2ϕ
a = 0,5 a = 1,7
r 3 = a 3ϕ r 4 = a 4ϕ
a = 2,3 a = 2,6
Exponent von φ gerade – Symmetrie zur Po- Exponent von φ ungerade – Symmetrie zur
larachse; D = Orthogonalen der Polarachse; D =
Galileische Spirale
r = aϕ 2 r = aϕ 3
a = 0,038 a = 0,003
r=
a a2
r2 =
ϕ ϕ
a=5 a = 8,44
Logarithmische Spirale
r = r0 e aϕ
a = 0,5
4
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 2 – Die archimedische Spirale
2.1 Definition
Das Programm Euklid Dynageo stellt eine gute Möglichkeit dar, sich auf anschauliche Art
und Weise dem Thema zu nähern. Dazu ist die Spirale als die Bahn jenes Punktes zu verste-
hen, der sich mit konstanter Geschwindigkeit auf einem Halbstrahl von dessen Endpunkt aus-
gehend bewegt, der zugleich mit konstanter Geschwindigkeit um ein festes Zentrum rotiert.
Es gilt:
r (t ) = v ⋅ t und ϕ (t ) = ω ⋅ t 7
Nun lässt sich t aus beiden Gleichungen per
Gleichsetzung eliminieren, so dass gilt:
r ϕ v
= ⇒r= ϕ
v ω ω
Abb. 2.1.1: kinematische Erzeugung einer archimedi- Damit ergibt sich eine direkte Abhängigkeit
schen Spirale
des Radius vom Drehwinkel und zwar eine
Proportionalität, dessen Proportionalitätsfak-
v
tor ist und in der Literatur auch als a be-
ω
zeichnet wird.
Charakteristisch für diese Spiralform ist der konstante Windungsabstand, der sich mit
d = r (2π ) = 2π a bestimmen lässt. Für wachsende a wird die Spirale also gestreckt, für klei-
ner werdende a gestaucht. Für a = 0 sind alle Radien 0, somit besteht die Spirale nur aus ei-
nem Punkt. Für negative a wird die Spirale am Ursprung punktgespiegelt, da der Radius für
positive φ negativ wird und sich somit auf der „anderen Seite“ des Ursprungs befindet.
7
Formeln zitiert nach HEITZER, Spiralen. 1998, S. 74
5
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 2 – Die archimedische Spirale
2.2 Tangentenwinkel
Aus dem vorangegangenen Kapitel geht hervor, dass die archimedische Spirale die Bahn ei-
nes Punktes ist, der eine Radial- und eine lineare Geschwindigkeit besitzt. Folglich ist seine
Geschwindigkeit die Resultierende beider Vektoren. So lässt sich die schon erwähnte Abbil-
dung (hier Abb. 2.2.1) unter einem neuen
Aspekt sehen: Die parallel zum Radius ge-
richtete Komponente ist v0, senkrecht dazu
die vom Radius abhängige Drehgeschwin-
digkeit ω0r(t).
Es gilt:
ω r (t )
tan γ = 0 = ω 0 t = ϕ ⇒ γ = arctan ϕ 8
v0
Abb. 2.2.1: Das Geschwindigkeitsparallelogramm eines
Punktes auf der archimedischen Spirale
2.3 Fläche
Ähnlich wie bei der Herleitung des Integrationsbegriffes zur Flächenberechnung unter Funk-
tionsgraphen kann auch die von der ersten Spiralumdrehung eingeschlossene Fläche mit Hilfe
von Ober- und Untersummen berechnet werden.
Im polaren Koordinatensystem dienen allerdings Kreisstücke und nicht Rechtecke zur Nähe-
rung des gesuchten Flächeninhalts.
1
AKreisstück = α ⋅ r 2
2
ϕb
Das Intervall [0; φb] sei in n gleich große Kreissegmente unterteilt. Dann ist α = und
n
r = f (ϕ ) = aϕ .
1 ϕb 2 ⎛ ϕb ⎞ 1 ϕb 2 ⎛ ϕb ⎞ 1 ϕ ⎛ ϕ ⎞
Un = ⋅ ⋅ f ⎜ 0 ⋅ ⎟ + ⋅ ⋅ f ⎜1 ⋅ ⎟ + ... + ⋅ b ⋅ f 2 ⎜ (n − 1) ⋅ b ⎟
2 n ⎝ n ⎠ 2 n ⎝ n ⎠ 2 n ⎝ n ⎠
2 2 2
1 ϕb ⎛ ϕ ⎞ 1 ϕ ⎛ ϕ ⎞ 1 ϕ ⎛ ϕ ⎞
= ⋅ ⋅ ⎜0 ⋅ a ⋅ b ⎟ + ⋅ b ⋅ ⎜1 ⋅ a ⋅ b ⎟ + ... + ⋅ b ⋅ ⎜ (n − 1) ⋅ a ⋅ b ⎟
2 n ⎝ n ⎠ 2 n ⎝ n ⎠ 2 n ⎝ n ⎠
a 2ϕ b
( )
3
0 + 1 + ... + (n − 1)
2
= 3
2n
a 2ϕ b n (n − 1)(2n − 1)
3
= ⋅
2n 3 6
Analog dazu die kann die Obersumme bestimmt werden, welche sich von der Untersumme
nur durch den Zusatz des größten Kreissegments unterscheidet.
8
in Anlehnung an HEITZER, Spiralen. 1998, S.75
6
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 2 – Die archimedische Spirale
a 2ϕ b
3
On =
2n 3
(
1 + 4 + ... + n 2 )
a 2ϕ b n(n + 1)(2n + 1)
3
= ⋅
2n 3 6
Für wachsende n, das heißt für eine zunehmende Zahl von Kreissegmenten, nähert sich die
Untersumme von unten, die Obersumme von oben der gesuchten Spiralfläche an.
a 2ϕ b ⎛ (n − 1)(2n − 1) ⎞
3
lim U n = lim⎜ ⎟
n →∞ 12 n → ∞
⎝ n2 ⎠
a 2ϕ b
3
⎛ 3⎞
= lim⎜ 2 − ⎟
12 n→∞⎝ n⎠
a 2ϕ b
3
= = lim On
6 n →∞
a ϕb a 2ϕ a
2 3 3
= −
6 6
( )
2
a
= ϕb 3 − ϕ a 3
6
Da ab der zweiten Windung der Flächeninhalt unter der ersten Windung nochmals, und damit
doppelt, einbezogen wird, muss für Flächen mit Intervallsgrenzen größer 2π eine entspre-
chende Subtraktion von Teilflächen durchgeführt werden.
9
zitiert nach Archimedes: Werke. 1983, S.45 erwähnt in HEITZER, Spiralen. 1998, S.40
7
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 2 – Die archimedische Spirale
2.4 Bogenlänge 10
i −1
s R
i i n 2π
R
n n Abb. 2.4.2 Dreiecke durch Sekanten
Für wachsende n nähert sich die Summe der Sekanten von unten der Bogenlänge. Da sich in
diesem Fall die „hochzählende“ Variable i nicht mehr ausklammern lässt, ist die Einführung
des Summenzeichens sinnvoll. Damit ergibt sich
1
n ⎡⎛ i − 1 ⎞ 2 ⎛ i ⎞ 2 ⎛ (i − 1) i ⎞ ⎛ ϕ ⎞⎤ 2
s = lim R ∑ ⎢⎜ ⎟ +⎜ ⎟ − 2⎜ 2 ⎟ cos ⎜ ⎟⎥ . (1)
n→∞
i =1 ⎢
⎣⎝ n ⎠ ⎝ n ⎠ ⎝ n ⎠ ⎝ n ⎠⎥⎦
Im Gegensatz zur Flächenberechnung lässt sich die Bogenlänge anhand von (1) nicht elemen-
tar bestimmen. Stattdessen kann mit Hilfe eines Computers die Summe für möglichst große n
berechnet werden. Für n = 6144 zum Beispiel ergibt sich für φ = 2π also für die erste Win-
10
Dieses Kapitel ist eng angelehnt an den gleichnamigen Abschnitt in HEITZER, Spiralen. 1998 (S.88)
11
zitiert nach HEITZER, Spiralen. 1998, S. 88
12
Abb. entnommen der Url: http://www.muehe.muc.kobis.de/awgruch/Werke.htm (04.3.2006
8
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 2 – Die archimedische Spirale
dung eine Länge von 3,38314 R. Um diese Länge ins Verhältnis zum Kreisumfang mit dem-
selben Radius zu setzen rechnet man
3,383041 ⋅ R
≈ 0,5384 .
2πR
Das heißt, „die erste Windung einer archimedischen Spirale hat etwa die 0,53843-fache Boge-
länge des Kreises mit dem größten Radius.“13
Dies ist allerdings eine Näherungslösung für einen Spezialfall (Intervall [0; 2π]). Mit einer
algebraischen Lösung ließen sich auch ohne Hilfe von leistungsfähigen Rechnern Spiralbögen
ausrechnen, zudem über beliebigen Intervallen. An dieser Stelle soll ausnahmsweise direkt
auf die Formel aus der Analysis zur Bestimmung der Bogenlänge für Kurven in polaren Ko-
ordinaten zurückgegriffen werden. Deren Herleitung gestaltet sich eher allgemein und steht
nicht in direktem Zusammenhang mit der archimedischen Spirale, weswegen hier darauf nicht
explizit eingegangen werden kann.
ϕ1 2
⎛ dr ⎞
Es gilt: s[ϕ ;ϕ ] = ∫ r + ⎜⎜ ⎟⎟ dϕ (2) 14
2
1 2
ϕ0
⎝ dϕ ⎠
1 ϕ 1 ϕ
′
= r ′ = (aϕ ) = a erhält man aus (2): s[ϕ ;ϕ ] = ∫ a 2ϕ 2 + a 2 dϕ = a ∫ ϕ 2 + 1 dϕ
dr
Mit
dϕ 1 2
ϕ ϕ
0 0
Die Lösung dieses komplizierten Integrals lässt sich z.B. mit Derive bestimmen:
( )
ϕ
⎡ϕ 1 ⎤1
s[ϕ ;ϕ ] = a ⎢ 1 + ϕ 2 + ln ϕ + 1 + ϕ 2 ⎥
1 2
⎣2 2 ⎦ ϕ0
Die archimedische Spirale besitzt weitere besonders für den Bereich der Geometrie interes-
sante Aspekte. Mit ihr können zwei der drei klassischen Probleme der Antike gelöst werden:
Die Dreiteilung eines beliebigen gegebenen Winkels und die Quadratur des Kreises (d.h. die
Konstruktion eines flächengleichen Quadrats zu einem gegebenen Kreis). In der modernen
Mathematik spielen solche Konstruktionsprobleme eine kleinere Rolle, weswegen hier auch
nicht weiter darauf eingegangen wird.
Ein weiterer Punkt ist die Transzendenz15 der archimedischen Spirale. Diese Eigenschaft be-
sitzt sie aufgrund der transzendenten Kreiszahl π in der Funktionsgleichung und damit in der
Länge des Radius. Die Zugehörigkeit zu den transzendenten Kurven hat die archimedische
Spirale mit der logarithmischen Spirale gemein, die im folgenden Kapitel behandelt wird.
13
HEITZER, Spiralen. 1998, S. 90
14
STEINBERG, Polarkoordinaten. 1993, S.35
15
„Eine reelle Zahl (oder allgemeiner: eine komplexe Zahl) x heißt transzendent, wenn sie nicht als Lösung einer
algebraischen Gleichung beliebigen (endlichen) Grades für n ≥ 1 mit ganzzahligen oder allgemein algebraischen
Koeffizienten ak auftreten kann, wobei an ≠ 0 gelten soll. Andernfalls handelt es sich um eine algebraische Zahl.
Jede transzendente Zahl ist überdies irrational.“ (nach Wikipedia „Transzendente Zahl“ 20.3.2006)
9
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 3 – Die logarithmische Spirale
3.1 Definition
In Dürers Aufzeichnungen16 findet man eine Kurve, dessen Windungsabstand sich mit jeder
halben Drehung in mathematisch negativer Richtung verdoppelt, in mathematisch positiver
Richtung halbiert. Zu dieser Erkenntnis gelangt man durch ausmessen einzelner Punkte –
Als Bezug dient der Startpunkt r0 (in Dürers Abbildung als a bezeichnet):
( ) ( )
P 0(0; r 0 ), P1 π ; 12 r 0 , P 2 2π ; 14 r 0 , … für positive Winkel
und P−1 (− π ; 2r 0 ), P− 2 (− 2π ;4r 0 ) , … für negative Winkel.
(4) 19
erhält.
Es muss k ≠ 0 ∧ k ≠ 1 und r 0 ≠ 0 sein, damit r nicht konstant ist; andernfalls entstünde nicht
charakteristische Spiralform, sondern ein Kreis bzw. ein Punkt.
Mit einem Basiswechsel von k zu e erhält man aus (4)
( )r
ϕ
r (ϕ ) = e ln k π
0
ln k ϕ
= e π r0
ln k
π
ist konstant und sei a als konstanter Faktor. Er darf nicht aus den genannten Gründen nicht
0 sein.
Die Funktionsgleichung für die logarithmische Spirale lautet also:
r (ϕ ) = r 0 e aϕ a ≠ 0
Da die Exponentialfunktion keine Nullstellen hat, wird der Ursprung nie erreicht, er ist asym-
ptotischer Punkt für ϕ → −∞ .
16
Dürer A. Albrecht Dürer’s Unterweisung der Messung. 1909
17
HEITZER, Spiralen. 1998, S.111
18
ebd. S.113
19
vgl. HEITZER, Spiralen. 1998, S.113. – Es ist unerheblich, ob π im Argument der Funktion oder als Nenner
unter φ steht. In beiden Fällen sorgt es dafür, dass das eingesetzte π des Winkels nicht mit in die Gleichung ein-
bezogen wird.
10
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 3 – Die logarithmische Spirale
In Analogie zur ersten Konstruktion der archimedischen Spirale kann man sich der logarith-
mischen Spirale auch kinematisch nähern. Wieder rotiert ein Punkt auf einem Halbstrahl um
ein Zentrum. Diesmal bewegt er sich jedoch gleichzeitig mit exponentiell zunehmender Ge-
schwindigkeit auf dem Strahl nach außen.
v ⊥ (t ) ω 0 r (t )
Es gilt γ (t ) = = . (5) 23
v|| (t ) r&(t )
Per Definition ist r (t ) = r0 e aω 0t und r&(t ) = r0 aω0 e aω 0t (Ableitung nach der Kettenregel).
v (t ) ω 0 r0 e aω 0t 1
Aus (5) ergibt sich tan γ (t ) = ⊥ = = = konstant .
v|| (t ) aω r e aω 0t a
0 0
20
Die Punkte auf der log. Spirale mit gleicher Winkeldifferenz haben die gleichen Radiusverhältnisse.
21
Siehe Herleitung des Differentialbegriffes
22
vgl. HEITZER, Spiralen. 1998, S.121
23
Siehe auch Abb. 2.2.1 auf S. 6 bei der Tangentenbestimmung der archimedischen Spirale
11
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 3 – Die logarithmische Spirale
3.3 Bogenlänge24
Es sei K = e −2π |a| der Verkleinerungsfaktor pro Windung und k = K 2 der Verkleinerungs-
faktor pro Teilwinkel. Dann existiert für jeweils für Radius, Höhe und Gegenkathete eine
geometrische Folge:
R i = R0 k i
pi = p 0 k i
hi = h0 k i
Die Bogenlänge lässt sich somit ausdrücken
als Summe aller Gegenkatheten, die im Üb-
rigen immer kleiner werden, von denen es 2π
jedoch unendlich viele gibt. Es handelt sich n
um die Konvergenz einer arithmetischen
Folge gegen 0. Gleichzeitig läuft der Winkel
am Pol gegen 0. Dieser Aspekt wird weiter
unten berücksichtigt.
Abb. 3.3.1: ähnliche Dreiecke unter dem Spiralbogen
j j
s n (R0 ) = lim ∑ pi = lim ∑ p 0 k i
j →∞ j →∞
i =0 i =0
j +1
per Definition (Summe der Elemente einer k −1
= p 0 lim
geometrischen Folge): j →∞ k −1
1
Grenzwertberechnung: = p0
1− k
1 + k 2 − 2k cos 2nπ
Anwendung des Kosinussatzes: = R0
1− k
2 1
24
Dieses Kapitel ist eng an den Abschnitt 5.5.1 Polygonzüge aus HEITZER, Spiralen. 1998 angelehnt; die For-
meln sind im Original übernommen
f f′
25
Satz 4: Aus lim f ( x ) = lim g ( x) = 0 folgt: lim ( x) = lim ( x) (dtv-Atlas zur Mathematik, S.326)
x →∞ x →∞ x →∞ g x →∞ g ′
12
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 3 – Die logarithmische Spirale
1
−2π |a| = R0 1 +
Substitution von K = e : a2
(Bogenlänge einer logarithmischen Spirale)
Aus dem Ergebnis wird eine neue Eigenschaft der logarithmischen Spirale klar: die Proporti-
onalität von Bogenlänge und Radius.
3.4 Fläche 26
Die Näherung durch einen Polygonzug ist ebenfalls zur Berechnung der Fläche unter dem
Spiralbogen geeignet. Dazu wird der Winkel für eine Umdrehung 2π in n Dreiecke gleicher
Größe aufgeteilt, deren außen liegende Katheten der Polygonzug ist. Grundseite sei R, die
Höhe h von R. Dank der Ähnlichkeit dieser Größen kann man abermals die Summe der im-
mer kleiner werdenden Dreiecke bilden.
j
1 Rh j
An ( R0 ) = lim ∑ Ri hi = 0 0 lim ∑ k 2i
i =0 2 2 j →∞ i = 0
j →∞
So gilt für die Fläche unter dem Bogen einer logarithmischen Spirale zwischen den begren-
zenden Radien Ri und Ra:
(
A(Ra ) − A(Ri ) = Ra − Ri
2 2
) 41a
26
Dieses Kapitel ist eng an den Abschnitt 5.5.1 Polygonzüge aus HEITZER, Spiralen. 1998 angelehnt; die For-
meln sind im Original übernommen
13
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 4 – Vergleich beider Spiralen
14
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 4 – Vergleich beider Spiralen
Der Übersichtlichkeit halber sind die Ergebnisse des Vergleichs nochmals in einer Tabelle
untergebracht:
5 Nachwort
„Merkwürdig ist es immer, daß alle diejenigen, die diese Wissenschaft ernstlich
studieren, eine Art Leidenschaft dafür fassen.“
Gauß27 an Bólyai28
Ist es wirklich verwunderlich, dass einem Dinge Freude umso mehr Freude bereiten, je einge-
hender man sich mit ihnen beschäftigt? Nein, und nicht anders verhält es sich mit der Mathe-
matik, zu deren umfassender Auseinandersetzung wir im Rahmen der Facharbeit „gezwun-
gen“ wurden. Denn während ich vor knapp sechs Wochen auf mich allein gestellt vor einem
unverständlichen Buch saß und meine Themenwahl fast bereut hätte, kann ich heute von einer
gewissen Freude an der Arbeit mit Spiralen sprechen zu einem Zeitpunkt, an dem ich das Ge-
fühl habe, dass die schwierige Materie klar und übersichtlich vor mir ausgebreitet liegt. Diese
Tatsache lässt mich ein letzten Endes doch positives Fazit aus der Aufgabe Facharbeit ziehen.
Abschließen möchte ich nun mit der Feststellung, dass eine solche Arbeit den Blick für be-
stimmte Phänomene, in meinem Fall Spiralen, im Alltag schärft. Seit der Themenvergabe
fühle ich mich von solchen nahezu umringt.
27
Gauß, Carl Friedrich (1777-1855), deutscher Mathematiker, Astronom und Physiker
28
Bólyai, Farkas (1775-1856)
15
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 6 – Anhang
6 Anhang
Archimedische Spirale
1. Man erstellt zuerst einen Regler, der den Winkel φ angeben soll und zwar im Grad-
maß, da die Software kein Bogenmaß kennt. (-720 bis 720, Schrittweite 10, Name:
„phi“)
2. Ein zweiter Regler soll die Konstante a angeben. (-3 bis 3, Schrittweite 0,1 Name „a“)
3. Nun erstellt man einen Kreis mit festgelegtem Radius, der da wäre: a*(phi*3,14/180).
In der Klammer steht die Umrechnung in das Bogenmaß mithilfe von π
ϕ Bogen = ϕ Grad ⋅ 180π °
4. Der Kreis soll nun eine Polarachse bekommen, dazu erstellt man eine Halbgerade, de-
ren Anfang im Kreismittelpunkt liegt und deren Punkt an die Kreislinie gebunden ist
(Funktion: mit Linie verbinden). Dann muss sie noch waagerecht ausgerichtet werden.
5. Nun wird der eigentliche Halbstrahl mit dem Punkt konstruiert, dessen Spur die Spira-
le darstellen wird. Dieser soll mit der Polarachse den Winkel φ einschließen. Da die
Software nur die Konstruktion einer Geraden mit festem Winkel anbietet, muss man
sich eines Tricks bedienen: Man konstruiert eine Gerade, die mit der Polarachse den
Wert des Reglers (phi) einschließt. Nun bildet man die Schnittpunkte dieser Geraden
mit der Kreislinie. Die Gerade selber wird nun unsichtbar gemacht und ein Halbstrahl
konstruiert mit den Punkten Ursprung und Schnittpunkt der unsichtbaren Geraden mit
der Kreislinie, der also auf der Geraden liegt; der zweite entstehende Schnittpunkt
wird nicht mehr benötigt und kann gelöscht werden.
6. Zum Schluss bleibt noch die Ortslinienaufzeichnung des mit dem Regler (phi) zu be-
wegenden Schnittpunkts. Dazu muss man lediglich das Ortslinien-Tool auf den Punkt
anwenden und den Regler (phi) ein wenig bewegen.
7. Für phi<0 zeigt Dynageo nur einen Punkt an, was daran liegt, dass es nur positive Ra-
dien kennt. Lösbar ist das Problem mit einem zweiten Kreis, der auf die gleiche Art
und Weise konstruiert wird, aber als Radius -a*(phi*3,14/180) erhält. Dieser Kreis
komplettiert die Spiralkurve für den negativen Bereich.
Logarithmische Spirale
- Die Vorgehensweise ist identisch. Allerdings besteht eine andere Abhängigkeit von
Winkel und Radius. Der Radius des konstruierten Kreises muss nun
2,718^(a*phi*2*3,14/180) lauten, d.i. a⋅ϕ ⋅ π
e Grad 180°
- Das Problem des negativen Radius besteht diesmal nicht, sodass ein Kreis zur Kon-
struktion ausreicht.
i
Facharbeit Mathematik
Maximilian Löber Kapitel 7 – Quellennachweis
7 Quellennachweis
7.1 Literaturverzeichnis
1. HEITZER, J.: Spiralen – ein Kapitel phänomenaler Mathematik. Klett, Leipzig 1998
2. STEINBERG, G.: Polarkoordinaten. Metzler, Hannover 1993
3. REINHARDT, F.: dtv-Atlas zur Mathematik – Tafeln und Texte, Band 2. dtv, München 1990
7.2 Bildnachweis
ii
„Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst, bei ihrer Anfertigung keine anderen
als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Stellen der Arbeit, die ich im Wortlaut oder
im wesentlichen Inhalt anderen Werken entnommen habe, mit genauer Angabe der Quelle
kenntlich gemacht habe.“