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POLITIK

Tödlicher Fehler
im System
Zwei Warnzeichen und Möglichkeiten
gab es, um Samuel davon zurück-
zuhalten sich umzubringen. Mit Hilfe
einer aufenhaltsrechtlichen Regelung.
Von KERSTIN KELLERMANN

Ich bIn gd:ommm


dass sie das ubtn haben
und es in Füll~ habt"
Joh 10.10

A
UCh wenn der 19jähnge Krankenhaus. als er zwei Wochen im el im zweiten Stock des Spitals alleine
Samuel nicht abgeschoben Koma lag, kein Betreuer-Besuch, was in ein Zimmer gesperrt. Er springt aus
~erden konnte, da der Staat Herr Tsehay unverzeihlich findet. Er dem offenen Fenster und liegt zwei
Athiopien keine "Heimrei- wirft den Flüchtlings-NGOs vor, sie Wochen im Koma.
sezertifikate" für Flüchtlinge ausstellt, wären hilflos und agierten unprofessi-
lebte Samuel unter konstantem Druck onell. "Man konnte ihn nicht abschieben Bei Dennis Makieie, einem anderer
- er konnte jederzeit aufgegriffen und und trotzdem war er nicht legal. Er bean- Junge in Steyr, gab es nach seinem
verhaftet werden. Seine Papiere. Aus- tragte im März 2009 humanitäres Visum spektakulären Selbstmordversuch zu
weise und Unterlagen wurden dem beim Magistrat in Graz und erhielt über seinem 19. Geburtstag mehrere Per-
jungen, der bereits mit 14 jahren nach ein Jahr lang keinerlei Antwort. Denen ist sonen, die sich engagierten, er lebt bis
Österreich kam, zu seinem 19. Ge- das eh wurscht!" heute in Steyr. johnson Okpara hinge-
burtstag abgenommen. Samuel erhielt 2500 Euro Haftent- gen starb, als er nach der dritten unbe-
schädigung, die zweiten 2500 Euro, die rechtigten Verhaftung beim Richter aus
Am Schwedenplatz geriet er in eine ihm für zwei Monate Haft gebührten, dem Fenster des jugendgerichtshofes
Polizei-Razzia des "Ethnic Profiling" und tauchten erst nach seinem Tode auf. in der Rüdengasse sprang. Herr Tsehay
sass zwei Monate in der Schubhaft im N un wurde sein Begräbnis aus seinen wollte den Jungen im Integrationshaus
Polizeianhaltezentrum am Hernalser Ersparnissen aus der Haftentschädi- unterbringen, doch das Krankenhaus
Gürtel. Nach einem Prozeß erhielt Sa- gung gezahlt - der junge zahlte sein machte mit dem Flücht lingsheim aus,
muel später Haftentschädigung dafür. eigenes Begräbnis. "Als er beim zweiten dass Samuel "ebenerdig mit funf ande-
"Er konnte nicht abgeschoben werden, Mal ohne Ausweis in der Republik Öster- ren in einem Zimmer" leben solle. Kurz
aber er hatte keine Ausweise (ur Österrei- reich aufgegriffen wurde, erhielt er eine danach verschwand er. ,, 1926 wollten
ch, er wurde zum Illegalen gemacht ohne Strafe von 500 Euro und eine Betreuerin Arbeitslose aus Wien, München und den
Ausweistitel. Das ist eine Diskrepanz in riet ihm das sofort einzuzahlen. Was er Kronländern nach Äthiopien auswandern
der österre;ch;schen Gesetzgebung, im auch tat." Die Demütigungen, Erniedri- und sammelten sich an den Donauau-
Fremdenrecht!" Der Dolmetscher Sinta- gungen und Ausweglosigkeiten steiger- en, durften aber nicht ausreisen. Samuel
yehu T sehay lernte den jungen bereits ten sich, es passierten weitere unpro- wurde tot aus der Donau geholt. Seide
im Asylverfahren kennen und besuchte fessionelle Fehler in der Behandlung haben ihr Ziel auf ein besseres Leben
Samuel im Gefangnis - im Gegensatz des gekränkten jungen. Nach seinem nicht erreicht", resümiert Sintayehu
zu seiner Betreuerin. Auch später im ersten Selbstmordversuch wird Samu - Tsehay. •

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·GLOBAL~ PLAVER

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