Spezial: Kopftuch
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Die Fehler des Nachbarn
Quelle: IStockPhoto
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Spezial: Kopftuch
Neue Geister-Debatten doch wieder die Nation. Diesmal also eine 19jährigie
Basketballspielerin aus Luzern, die es als Kapitän
LICHTBLICK 29
Ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen
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Spezial: Kopftuch
-Studie-
Muslimisches Leben
in Deutschland
Anlässlich der vierten und vorläufig letzten Sitzung der Deutschen Islamkonferenz
wurde die Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“ veröffentlicht, die von eben
dieser angeregt und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erstellt wurde.
E rklärtes Ziel der Studie war es, den Alltag der mus-
limischen Bevölkerung in Deutschland zu untersu-
chen und zu einer Versachlichung der Diskussion
über Muslime in Deutschland beizutragen. Die Studie legt
die erste bundesweit repräsentative Datenbasis zu Musli-
Ahmadis stellen unter den Muslimen zwar eine Minder-
heit dar, unter den Muslimen aus Süd-/Südostasien errei-
chen die Ahmadis jedoch einen „beachtenswerten Anteil
von 28 Prozent“ , wie es in der Studie heißt
men in Deutschland vor und gibt nicht nur zum ersten Mal
eine ausführliche Übersicht über die Anzahl und Verteilung Ahmadis und Sunniten bezeichnen sich im Vergleich zu
der Muslime in Deutschland, sondern berücksichtigt auch Schiiten oder Aleviten häufiger als „sehr stark gläubige“
die verschiedenen Glaubensrichtungen und untersucht, wel-
cher Zusammenhang zwischen religiöser Praxis, Integration
Unter den Ahmadis gibt es zwei polarisierende Gruppen,
und den unterschiedlichen muslimischen Gruppen besteht.
was das Bildungsniveau angeht: Es gibt eine relativ starke
Einige interessante Ergebnisse der Studie sowie vor allem Gruppe, die ohne Schulabschluss ist und gleichzeitig eine
Resultate, die die Kopftuchfrage und die Ahmadiyya Mus- große Gruppe mit relativ hoher Bildung (siehe Tabelle)
lim Gemeinde betreffen, werden im Folgenden kurz zusam-
mengefasst:
Der Anteil an interkonfessionellen Ehen liegt bei Ahma-
dis unter 1 Prozent, abgesehen von den Sufis/Mystikern
Es gibt ca. 3,8 bis 4,3 Millionen Muslime in der Bundesre-
gibt es in fast allen anderen Glaubensrichtungen häufiger
publik, das sind etwa 5 Prozent der Gesamtbevölkerung
interkonfessionelle Ehen (siehe Abbildung 1)
LICHTBLICK 31
Ergebnisse der Studie zum Thema: Kopftuch Der Anteil kopftuchtragender Frauen ist unter den Ahma-
dis mit Abstand am höchsten: Über 50 Prozent der
72 Prozent und damit die deutliche Mehrheit der Muslimin- Ahmadi Frauen tragen ein Kopftuch (Abbildung 3), durch-
nen trägt kein Kopftuch. schnittlich tragen 28 Prozent der Musliminnen ein Kopf-
tuch
Junge Frauen tragen nur selten ein Kopftuch, in
Deutschland geborene Musliminnen tragen das Kopftuch Als Grund für das Tragen des Kopftuches wird fast immer,
seltener als zugewanderte Frauen d.h. zu 90%, gesagt, es handele sich dabei um eine religiöse
Pflicht – auch die anderen Gründe lassen eine Eigenmoti-
Es gibt einen starken positiven Zusammenhang zwischen vation erkennen, Zwang oder äußerer Druck scheinen keine
Gläubigkeit und dem Tragen des Kopftuches – dennoch Rolle zu spielen (Abbildung 4)
trägt jede zweite Muslimin, die sich als stark gläubig be-
zeichnet, kein Kopftuch (Abbildung 2) Kopftuchtragende Musliminnen sind im Durchschnitt öfter
schlechter integriert als Musliminnen ohne Kopftuch, z.B.
Sunnitinnen und Ahmadis tragen häufiger das Kopftuch haben sie seltener einen hohen Schulabschluss und seltener
als Schiitinnen oder Frauen anderer muslimischer Glau- Freundschaftskontakte zu Deutschen
bensrichtungen
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Haug, Sonja, Müssig, Stephanie und Stichs, Anja: Muslimisches Leben in Deutschland. Forschungsbericht im Auftrag der Deutschen Islamkonferenz. Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge. Nürnberg, 2009. S. 98.
SpezIal: Kopftuch
Statistiken
Die Grafiken stammen aus der Studie:
Haug, Sonja, Müssig, Stephaie und Stichs, Anja: Muslimisches Leben in Deutschland.
Forschungsbericht im Auftrag der Deutschen Islamkonferenz.
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Nürnberg, 2009.
Abbildung 4: Gründe für das Tragen des Kopftuches der befragten Musliminnen,
Mehrfachnnenungen möglich
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