Documentos de Académico
Documentos de Profesional
Documentos de Cultura
70 B1
Software-Leasing birgt
großes Potenzial
Oft unterschätzter Vermögensgegenstand
Börsen-Zeitung, 9.4.2011 schlossen. Damit ergab sich ein
Nun kommt auch der Leasing-Markt Rückgang von etwa 4,5 % gegen-
nach einem starken Rückgang im über dem Vorjahr. Der Anteil des
Zuge der Finanzkrise langsam wie- Bereichs Büromaschinen- und EDV-
der in Fahrt. Bereits 2010 zog das Leasing, der das Software-Leasing
Neugeschäft laut Ifo-Investitions- beinhaltet, hatte 2010 damit nur
bericht wieder um 4 % an. Das Insti- noch einen Anteil von rund 8,9 %
am gesamten Leasing-
Neugeschäft.
Inzwischen ist hier
Von aber wieder ein Auf-
Martina Nix wärtstrend festzustel-
len. Bereits im Schluss-
quartal 2010 legte das
Geschäft laut BDL wie-
der um 6,8 % zu. Damit
erreicht der allmähliche
Aufschwung bei den
Vertriebsdirektorin Ausrüstungsinvestitio-
der Commerz Real nen nun mit Verzöge-
IT-Leasing rung auch den IT-Be-
reich. Dieser ist zwar
kein Wachstumstreiber
tut spricht von einem robusten Auf- mehr, allerdings bewegt er sich wei-
wärtstrend, der sich in diesem Jahr terhin mit einem hohen Entwick-
fortsetzen wird. lungstempo, was vor allem an den
Diese zeitlich verzögerte Beteili- erheblichen Volatilitäten im Markt
gung der Leasingbranche an einem und bei den Preisen deutlich wird.
beginnenden Aufschwung gilt als Betrachtet man das IT-Geschäft ins-
ungewöhnlich. Der Grund für diese gesamt, so ist dies nach Verbandsan-
Entwicklung lässt sich darin vermu- gaben von Bitkom im letzten Jahr so-
ten, dass viele Unternehmen bislang gar leicht gewachsen, und zwar um
einen großen Teil ihrer Investitio- 5,1 % bei Hardware und um 2,4 %
nen aus dem laufenden Cash-flow bei Software.
statt über Kredite oder Leasing Diese Entwicklung verspricht
finanzieren. Das gilt nach Angaben auch gute Aussichten für das Leasing-
des Bundesverbands Deutscher Lea- geschäft, denn gerade im Software-
sing-Unternehmen e.V. (BDL) in Leasing – einem oft unterschätzten
besonderem Maße für Firmeninves- Vermögensgegenstand – liegt ein
titionen im Softwarebereich. Nach großes Potenzial. Es zeigt sich zuneh-
Angaben des BDL bezahlen Unter- mend, dass Leasinglösungen bei
nehmen gerade IT-Investitionen oft immer aufwendigeren und komple-
aus dem Cash-flow. In absoluten xeren Softwareentwicklungen ge-
Zahlen wurden 2010 im IT-Bereich braucht werden. Das gilt angesichts
Leasing-Neugeschäfte im Wert von der stärkeren Fokussierung der gro-
nur noch rund 3,9 Mrd. Euro abge- Fortsetzung Seite B 2
Notwendige reduzieren
Risikomanagementsystem muss selbstlernend sein
Börsen-Zeitung, 9.4.2011 Des Weiteren sind viele Unterneh- In diesem Zuge kann man „Risk
Die zurückliegende Finanzkrise hat men von – teilweise direkt existenz- Governance“ auch als die „Klam-
eindrucksvoll unter Beweis gestellt, bedrohenden – Risiken überrascht mer“ für ein angemessenes Risiko-
wie wichtig eine eindeutige Risikopo- worden. Das bedeutet, dass rele- controlling interpretieren. Wenn bei
litik und die operationale Umsetzung vante Risiken in der Risikostrategie einer Leasinggesellschaft – wie oben
derselben in Prozesse und Methoden nicht erkannt bzw. falsch bewertet beschrieben – die relevanten Risiken
für den Erfolg (teilweise sogar das wurden. Deshalb ist die Umsetzung identifiziert sind, müssen diese klas-
Überleben) von Leasinggesellschaf- eines aktiven Risikomanagements sifiziert werden. Sinnvollerweise las-
genauso wichtig wie die sen sich folgende fünf Risikogrup-
aktive Formulierung pen unter dem Oberbegriff „Finan-
einer Risikostrategie. cial Risk“ zusammenfassen:
Von Drittens kommt der Operationale Risiken
Uwe Hack Verfügbarkeit von Steue- Unter operationalen Risiken ver-
rungsinformationen in steht man typischerweise Risiken,
der Krise eine überra- die sich daraus ergeben, dass Pro-
gende Bedeutung zu. zesse oder Systeme nicht den
Diese Frage bezieht sich gewünschten Anforderungen ent-
wiederum zum einen sprechen. Dazu zählt auch eine
auf das aktive Manage- bewusste oder unbewusste fehler-
ment, wo in der Krise hafte Anwendung. Zentral für Lea-
Vorstand selbst nach Bekanntwer- singgesellschaften ist in diesem
GrenkeLeasing den der Probleme im Kontext die EDV-Sicherheit und
US-Hypothekenmarkt Verfügbarkeit. Ohne vollständi-
die einzelnen Institute gen Zugriff auf die Daten der Lea-
ten und anderen Finanzdienstleis- unterschiedlich schnell in der Lage singverträge einer Leasinggesell-
tungsunternehmen ist. Dabei legt die waren, ihr Risiko zu erkennen und schaft kommt es sehr zeitnah zur
Geschäftsleitung über die Geschäfts- abzubauen, und zum anderen auf Zahlungsschwierigkeit.
strategie fest, welche Risiken auf- die Verfügbarkeit von belastbaren Kreditrisiken
grund des gewählten Geschäfts- Informationen, die Kreditgebern zur Unter Kreditrisiken sollte grund-
modells relevante oder zu mana- Beurteilung der aktuellen Situation sätzlich die Abweichung der tat-
gende Risiken sind. Diese relevanten der Leasinggesellschaft zur Verfü- sächlichen Ausfälle von den kalku-
Risiken sind dann im Rahmen der gung gestellt werden müssen. Daher lierten Ausfällen und nicht der
Risikostrategie zu bewerten und zu setzt jedes leistungsfähige Risikoma- Ausfall als solcher verstanden wer-
beurteilen und schließlich durch nagementsystem eine IT-Landschaft den. In Bezug auf die Kredit-
Methoden und Prozesse des Risiko- und eine Datenqualität auf höchs- risiken steht im Vordergrund die
managements aktiv zu gestalten. tem Niveau voraus. Frage, wie die Kreditentschei-
Wenn allerdings diese drei Grund- dung gefällt wird. In diesem
Lehren aus der Finanzkrise voraussetzungen beachtet werden, Zusammenhang geht es auch um
steht einem effektiven Risikomana- den Rahmen, in dem Kreditver-
Da sich zum einen die Umfeldbe- gement im Rahmen einer dokumen- gaben möglich sind. Bekannte Kri-
dingungen des Unternehmens als tierten Risk Governance nichts mehr terien für Einschränkungen sind
auch die Geschäftsstrategie im Zeit- im Wege. Unter der Risk Gover- Grundsätze für Höchstgrenzen
ablauf ändern, ist dies keine einmali- nance werden alle grundsätzlichen bzw. Branchen- und regionale
ger und linearer Prozess. Es gilt, ein Regelungen erfasst, die das Risiko- Ausschlüsse.
selbstlernendes System z. B. als Re- management der Leasinggesell- Genauso wichtig ist es die Wirk-
gelkreis im Unternehmen zu imple- schaft bestimmen. Folgende drei samkeit dieser Verfahren zur Kre-
mentieren. Die Finanzkrise hat aber Regelkreise müssen im Rahmen der ditentscheidung zu dokumentie-
noch drei weitere Punkte sehr deut- Unternehmenssteuerung und des ren und nachzuweisen. Die Wirk-
lich gemacht, die sich sowohl in der Risikomanagements zur Anwen- samkeit der Kreditentscheidun-
Geschäfts- als auch Risikopolitik nie- dung kommen: gen kann, z.B. durch eine Gegen-
derschlagen müssen. 1. Risikogrundsätze (beispiels- überstellung der bei Abschluss
Zum einen ist offensichtlich ge- weise Obergrenzen für Zins- und des Leasingvertrages kalkulierten
worden, dass sich Klumpenrisiken Währungsrisiken) Ausfälle (expected loss) mit den
(inkl. systematischer Risiken) auf 2. Dokumentierte Prozesse (bei- nach Ablauf eines Teilportfolios
Ebene des Einzelinstituts in einer spielsweise wann und wie werden tatsächlich entstandenen Ausfäl-
Krise kaum noch managen lassen. Zins- und Währungsrisiken gemes- len, erprobt werden. Die Stabilität
Die Existenz von Klumpenrisiken bei sen?) von geplanten und tatsächlichen
Banken und Leasinggesellschaften 3. Organisations- und Kontrollver- Ausfallkurven im Zeitablauf kann
beinhaltet nicht nur die unmittel- fahren (Wer misst z.B. die Zins- und ebenso ein Maßstab für die Quali-
bare Bedrohung, die von den Klum- Währungsrisiken mit welchen Ver- tät des Kreditentscheidungspro-
penrisiken selbst ausgeht. Diese Risi- fahren? Im Anschluss ist zu prüfen, zesses sein wie die Trennschärfe
kokonzentration erzeugt auch Unsi- wer die Ergebnisse und die regelmä- eines Scoringsystems in die ver-
cherheit bei (Finanzierungs-)Part- ßigen Messungsverfahren entlang schiedenen Scorenoten. Gerade in
nern, die zu einer Liquiditätskrise der aufgestellten Risikogrundsätze Krisenzeiten ist der Nach-
führen kann. kontrolliert.) Fortsetzung Seite B 4
B 4 Börsen-Zeitung Nr. 70 Sonderbeilage Sonnabend, 9. April 2011