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Die Förderung von Nachfrage nach Hoffnungsträger: Versorgung

Solaranlagen wird Biomassekesseln Windenergie durch alternative
neu überdacht wird wachsen Energiequellen
fehlt

März 2011 n www.estandort.com

preprava ropy ropovodom
TRANSPETROL,
TRANSPETROL, a. s.
a. s.
transport of crude oil by pipeline
Šumavská38,38,821
Šumavská 821
0808 Bratislava
Bratislava 2 2
Rohöltransport
Certifikát ISO 14001per Pipeline č. 16740-01)
(registračné
tel.: +421/2/5064
Slowakei 1701
Rohöllagerung tel.:
fax:+421/2/5064
+421/2/55571701
7105
skladovanie ropy fax:www.transpetrol.sk
+421/2/5557 7105
ISO-Zertifikat
storage of crude14001
oil (Registriernr.: 16740-01) www.transpetrol.sk
transpetrol@transpetrol.sk
transpetrol@transpetrol.sk
Certifikát ISO 14001 (registračné č. 16740-01)
 0 1 / 2 0 11

Aus dem Inhalt

Mitteleuropa: Osteuropa:
Seite 4 A nalyse von E.ON: Erneuerbare Chancen Seite 26 Ukraine: Mittelfristig
in den V4-Staaten ist die Liberalisierung
des Energiemarktes nicht absehbar
Seite 6 Slowakei: Biomethan hat Priorität
Erfolgsgeschichten:
Seite 14 Tschechien gehört zu den größten
Seite 28 Lanxess Central Eastern Europe
Energieverschwendern Europas
Seite 31 Wüstenrot Bausparkasse in der Slowakei
Seite 20 In Ungarn sind erneuerbare Energien nur
beschränkt wettbewerbsfähig

Seite 22 Polen: Windenergie als größte Hoffnung

VERLAG: Editor: Redaktionsrat:

Standort, s.r.o. Alexandra Mostýn
mostynka@yahoo.com Miroslav Pavel,
Záhradnicka 64 Herausgeber
821 08 Bratislava GRAFISCHE GESTALTUNG Michael Kern,
Herausgeber: Artwell Creative, s.r.o. Hauptgeschäftsführer der AHK Polen
Miroslav Pavel www.artwell.sk
Patrick Sagmeister,
pavel.brandys@seznam.cz österreichischer Wirtschaftsdelegierter
HERSTELLER Druckerei
Komárňanské tlačiarne, a.s. in Bratislava
Geschäftsführer:
Slavomír Maličkay www.komtlac.sk Peter Kollárik,
smalickay@gmail.com ehemaliger Geschäftsführer
der Firma Siemens Slowakei
REDAKTION Erscheinungstermin: 10. März 2011
Tomáš Kurtanský Gábor Zászlós,
tomas.kurtansky@gmail.com Vorstandsvorsitzender
der internationalen Firma Trigranit Slowakei
Analyse
Erneuerbare Chancen
in den Visegrad-Staaten
Die Goldgräber-Stimmung ist zwar verpufft, doch der Raum
für Investitionen ist weiterhin groß
Was die Nutzung erneuerbarer
Energien betrifft, so ist die
EU schon recht grün. Die
vier Visegrad-Staaten (V4:
Ungarn, Polen, Tschechien,
Slowakei), die am 15.2.
2011 den 20. Geburtstag
dieser mitteleuropäischen
Staatengruppe feierten, hinken
dem alten Europa in Sachen
alternativer Energien noch
hinterher.
Eines haben alle vier Visegrad-Länder ge-
meinsam: die Plattenbauten. Erbaut in den 70er
Jahren des vergangenen Jahrhunderts mussten
sie vor allem ein Kriterium erfüllen, nämlich
möglichst schnell hochgezogen zu werden. An
die Energieeffizienz der Bauten dachte damals
keiner. Kein Wunder also, dass bei den meisten
Plattenbauten heute die Wärmedämmung neu
gemacht werden muss. Ähnlich sieht es aus bei
Gebäuden der öffentlichen Verwaltung oder
Schulen und Krankenhäusern, die ihre beste
Zeit schon längst hinter sich haben und in den
vergangenen 30 Jahren kaum renoviert wurden.
Inzwischen sind bzw. werden Audits der En-
ergieeffizienz von Gebäuden zwar Pflicht. Was
fehlt sind aber qualifizierte Prüfer und entspre-
chende Technologien und Know-How.
Und noch etwas haben die Visegrad-Staaten
gemeinsam: ihre Bewohner, gewohnt an sub-
ventionierte Energiepreise und Amigo-Verträ-
ge über die Lieferungen von Uran, Gas und Öl,
mussten sich Ende vergangenen Jahrhunderts
plötzlich an die Realitäten der Marktwirtschaft
gewöhnen, zu denen auch ein höherer Ener-
giepreis zählt. Doch nur langsam setzt sich im
Denken vieler die Idee einer effektiveren Nut-
zung der Energie durch, die sich dann auch im
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Familienhaushalt sichtbar macht. sehr bemüht, ihren Verpflichtun-
Deshalb, der ökologische Aspekt Dr. Stefan Seipl gen gegenüber Brüssel, was die
kommt erst an zweiter Stelle, ha- Vorstandsmitglied der E.ON Nutzung erneuerbarer Energien
ben sich hier neue Gelegenheiten Slowakei und der ZSE. betrifft, nachzukommen
in der Energiewirtschaft eröffnet:
Kam im September 2010
Tschechien, die Slowakei, Un-
in die Slowakei. Davor
Dienstleistungen im Bereich der war er Vizepräsident für garn und zu einem gewissen Grad
Energieeffizienz sind zu einer neu- Unternehmensentwic- auch Polen, sind abhängig von En-
en Wirtschaftssparte geworden. klung und Energiewirt-
schaft bei E.on Energie
ergieimporten – 80 bis 100 Prozent
Im Vergleich zum EU-Durch- des Energiebedarfs dieser Länder
München. Den Großteil
schnitt beträgt das Bruttoinlands- wird aus Importen gedeckt. Des-
produkt wie auch der Durch-
seines Berufslebens hat
er der Energie verschrie- halb bemüht man durch sich die
schnittslohn in den V4 etwa 50 ben, der er sich Alternative eigener erneuerbarer
Prozent. Und während die Wirt- auch innerhalb der Energiequellen unabhängiger zu
E.ON-Gruppe, bei der
schaft einen höheren Energiever-
er seit 2000 tätig ist,
werden, vor allem von Russland.
brauch ausweist, als der EU-Durch- gewidmet hat.  Umweltfreundliche alternative En-
n
schnitt, scheinen die Haushalte ergien haben daher in diesen Län-
sparsamer mit ihrer Energie um- dern weiterhin Zukunft.
zugehen, als das „alte Europa“. Noch haben die V4 gut 10 Jahre
Zeit, um ihr Versprechen bei der
In den V4-Staaten verlässt man EU einzulösen, etwa ein Fünftel
sich bei der Durchführung von um- ihrer gesamten Energieproduktion
weltfreundlichen Energieprojekten aus erneuerbaren Quellen zu ge-
in einem recht großen Maß auf winnen (realistisch sind 13 bis 15
eine Mitfinanzierung durch EU- Prozent im Jahre 2020). Im Unter-
Fonds. Es ist daher wahrscheinlich, schied zum vergangenen Jahrzehnt
dass diejenigen, die es wissen diese wird sich zwar das Goldfieber der
Fonds zu nutzen es beim Markteintritt einfacher schnellen Amortisierung nicht wiederholen.
haben werden. Aber die Chancen bleiben weitläufig.
Einige der lukrativsten Investitionschancen, Der Boom der erneuerbaren Energien be-
wie Photovoltaik in Tschechien, sind inzwischen gann in den V4 um das Jahr 2000 herum. Recht-
aber schon vorbei oder werden beschränkt, wie liche Normen und Förderprogramme kamen
in der Slowakei. Das will aber nicht heißen, dass erst etwa 5 Jahre später auf.
der Markt der erneuerbaren Energien gesättigt Vor allem die Einspeisung der neuen En-
ist. Im Gegenteil – alle V4-Staaten sind gerade ergiequellen in das Stromnetz sorgt bei den
>> Es ist eine Priorität der slowakischen Energiepolitik,
den Anteil an erneuerbarer Energien
an der Energieversorgung zu erhöhen.
Die Západoslovenská energetika AG (ZSE)
ist der größte Energieverkäufer und Distributor in der Slowakei. Seit 2002
gehört sie zu 40 Prozent der deutschen E.on. Dem slowakischen Staat
gehören 51 Prozent, die restlichen 9 Prozent hält die EBRD. Mit einem
Jahresumsatz von ca. 1,1 Milliarden Euro gehört die ZSE zu den zehn
größten Firmen in der Slowakei. Die E.on-Gruppe hat in der Slowakei
weiter expandiert – über ihre Tochter E.on Slowakei betreibt sie in
der Westslowakei 4 Biogas-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt
1 MW. Über die E.on Kraftwerke A.G. betreibt sie in Malženice seit Januar
2011 ein CCGT-Kraftwerk mit einer Leistung von 430 MW. An SPP, dem
größten slowakischen Gasunternehmen hält E.ON 25%.
 teilergesellschaften Solarenergie
Grafik: Solarkraftwerke in der Tschechischen Republik (Stand am 1.12.2010) Quelle: Český regulační úřad aufkaufen müssen, hat dazu geführt,
dass Investoren sich auf den Bau
großer Solarfarmen konzentrierten,
die eine Reihe technischer Probleme
mit sich brachten und dafür sorg-
ten, dass das Vertrauen in alterna-
tive Energien generell sank. Nicht

Installierte Leistung (in MW)

Haushalte, sondern starke Finanz-
gruppen investierten vornehmlich
in die Solarindustrie. Und die Be-
Anzahl

völkerung wurde das Gefühl nicht

Jahr der Inbetriebnahme
Anzahl
Betreibern der Distributionsnetze für erhebli-
chen Aufwand und Unsicherheiten. In vielen
Fällen wird die Erteilung einer Einspeiselizenz
kompliziert: benötigt werden entsprechende
Erlaubnisse des Wirtschaftsministeriums, des
Umweltministeriums, des Netzverwalters, des
Installierte Leistung (in MW)
Energieregulators und anderer Behörden (Bau-
amt, Katasteramt usw.). Gerade deshalb ist ein
verlässlicher Partner vor Ort, der helfen kann,
das ganze Prozedere zu beschleunigen, umso
wichtiger geworden.
Die hohen Vergütungssätze, mit denen Ver-
los, dass grüne Energie nur dazu
führt, goldene Nasen noch goldener
zu machen.
Während Wind- und Sonnen-
energie ihr dadurch angekratztes
Image aufpolieren müssen, sind
zwei neue Player auf den Markt
gekommen: Biogas und Biomasse.
Vor allem die weitere Nutzung der
Biomasse wird in den V4-Staaten als
der Weg in die Zukunft gesehen.
Biomasse hat neben Beratungen
zur Energieeffizienz und, im Falle
von Ungarn, Geothermie, die besten
Zukunftsaussichten in den V4-Staaten.
In allen vier Ländern ist die WKO vertreten,
genauso wie verschiedene Unternehmer- oder
Verbraucherverbände, die Interessenten gerne
durch den Behördendschungel helfen.
 Stefan Seipl

Nützliche Adressen (siehe auch www.estandort.com)

MOE: http://www.centrope.com/de

Österreich – österreichische Wirtschaftskammer

http://portal.wko.at/wk/startseite.wk?ftyp=2

Tschechien: Energieaufsicht: www.eru.cz

Tschechische Agentur für erneuerbare Energien: www.czrea.org/cs/o-nas

In der Slowakei – Österreichisch-slowakische Handelskammer: www.sohk.sk/index.php?lang=de

Energieaufsicht: www.urso.gov.sk/en/about-us/contacts
Slowakische Agentur für Innovation und Energie:
www.siea.sk/kontakty_odbor_medzinarodnych_projektov/
Photovoltaik-Assoziation: www.sapi.sk/
Vorsagen zum Energiemix:
https://picasaweb.google.com/mobilepilot/EuropeanRenewableElectricityData#5096714809868239906

Polen: Energieaufsicht: www.ure.gov.pl/portal/en/22/69/Contact_us.html

Polnische Assoziation für erneuerbare Energien:
http://www.seo.org.pl/kontakt_en.php?id_c=0&m=t

Ungarn:
Energieaufsicht:
www.eh.gov.hu/home/html/index.asp?msid=1&sid=0&hkl=162&lng=2
Investitionen: http://de.itdhungary.com/
Nationales Zentrum für Energie: http://www.energiakozpont.hu/index.php?p=181
Bericht zu erneuerbaren Energien im ungarischen Energiemix 2009:
www.erec.org/fileadmin/erec_docs/Projcet_Documents/RES2020/HUNGARY_RES_Policy_Review__09_Final.pdf
Vorhersagen zum Energiemix bis 2050:
https://picasaweb.google.com/mobilepilot/EuropeanRenewableElectricityData#5096714809868239874

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 Slowakei
MITTELEUROPA
 iomethan
B
hat Priorität
Mit Martin Chren, Staatssekretär am slowakischen
Wirtschaftsministerium, über Energiepolitik, Infrastruktur und die
Zukunft erneuerbarer Energien in der Slowakei
Schon vor über einem Jahr,
im Oktober 2009, unterzeichneten
Österreich und die Slowakei ein
Memorandum zur Zusammenarbeit
im Energiesektor. Darin ging es unter
anderem auch um die Verbindung der
Piplenine „Družba“ mit der Raffinerie
in Wien-Schwechat. In der Slowakei
hat sich gegen dieses Projekt allerdings
Widerstand geregt, denn die Pipeline
soll durch das Trinkwasserreservat
„Žitný ostrov“ laufen. Wie steht die
Regierung nun zu diesem Projekt? Wird
es überhaupt durchgesetzt werden? Oder
wird über einen alternativen Verlauf der
Pipeline diskutiert?
Ziel des Projektes ist eine Erhöhung der
Energiesicherheit beider Länder. Gleichzei-
tig müssen aber sehr strenge Sicherheits-
und Umweltschutz Kriterien erfüllt werden.
Denn dieses Projekt darf nicht auf Kosten
des Umweltschutzes oder der Trinkwasser-
versorgung durchgesetzt werden. Das heißt,
seine technische Durchführung muss im
Einklang mit der Regierungspolitk der Slo-
wakei sein und sämtliche Kriterien betreffs
Umweltschutz, Sicherheit, Wirtschaftlich-
keit und Technik erfüllen. Inwiefern diver-
sifiziert wird, hängt von kommerziellen und
bautechnischen Bedingungen genau so ab,
wie von ökologischen und finanziellen.
Und wie soll die Trasse der
Pipeline nun verlaufen?
Das ist im Augenblick vor allem Sa-
che der konkreten Investoren, der Firma
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Transpetrol A.G. auf der slowakischen
und der ÖMV auf der österreichischen
Seite. Natürlich gibt es noch weitere inter-
essierte Seiten, die noch zu dem Projekt
Stellung nehmen werden. Das slowakische
Wirtschaftsministerium wird für einen
Verlauf der Pipeline stimmen, der alle er-
forderlichen Kriterien erfüllt. Beschlossene
Sache ist, dass die Pipeline nicht durch das
Trinkwasserreservat „Žitný ostrov“ laufen
wird. Jetzt geht es darum, Alternativen zu
finden. Im Laufe dieses Jahres werden vier
alternative Vorschläge weiter geprüft wer-
den.
Das Memorandum erwähnt
auch einen Ausbau und eine Verknüpfung
der Gasnetze der Slowakei und
Österreichs. In welchem Stadium
ist dieses Projekt?
Dieses Projekt, eine Reaktion auf die Gas-
krise vom Januar 2009, läuft ganz wunder-
bar. Die Verknüpfung der Gasnetze beider
Länder, die der Slowakei die Gasversorgung
durch Österreich gewährleiten soll, wurde
im Oktober vergangenen Jahres fertiggestellt.
Die Gesamtkosten dieses Ausbaus liegen bei
etwa 4 Millionen Euro, von denen die EU-
Kommission die Hälfte übernommen hat.
Das Projekt ist ein wichtiger Schritt zur Ge-
währleistung der energetischen Sicherheit
der Slowakei, denn das Gas aus Österreich
kann mit einer Tageskapazität von 16 Millio-
nen m3,genutzt werden, sollte es wieder zu
einer Unterbrechung der Gasversorgung aus
Russland kommen.
 Slowakei
Magazin für Investitionsberatung

Martin Chren
Der liberale Ökonom arbei-
tete von 1999 bis 2010
in der F.A. Hayek Stiftung
in Bratislava, zwischen
2004 und 2009 leitete er
sie. Seit 2010 ist er für die
Regierungspartei „Freiheit
und Solidarität“ (SaS)
Abgeordneter des slowa-
kischen Parlaments, war
Staatssekretär am Wirt-
schaftsministerium und
fungiert nun als Berater
des Wirtschaftsministers.
 n

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 Slowakei
MITTELEUROPA

Die Regierung von Robert Fico,

bis vergangenen Sommer im Amt,
legte großen Wert auf die Autarkie der
slowakischen Energieversorgung,
die von der Abschaltung zweier
Kernreaktoren des AKW Jaslovské
Bohunice betroffen wurde. Neue
Reaktoren sollen nun helfen, diese
Autarkie wieder herzustellen. Die
slowakische Regierung hat daher in
Zusammenarbeit mit der tschechischen
ČEZ den Bau eines neuen AKW in
Jaslovské Bohunice begonnen.
Auch die neue Regierung baut auf die
Kernenergie. Allerdings unter Beteiligung von
privaten Firmen und ohne weitere staatlichen
Mittel. Gegenwärtig sondiert die neu gegrün-
dete Firma JESS, ein Zusammenschluss der
slowakischen JAVYS und der tschechischen
ČEZ, Möglichkeiten betreffs des Neubaus von
Jaslovské Bohunice. Wenn die Ergebnisse be-
kannt sind, wird es möglich sein, technische
und wirtschaftliche Bedingungen des Baus zu
bestimmen und weiter Schritte einzuleiten,.
Eine entsprechende Studie soll bis 2012 aus-
gearbeitet sein.

Wie sieht es mit dem Ausbau des

AKW Mochovce aus, das mehrheitlich der
italienischen Enel gehört? Hier sind die
slowakischen Elektrizitätswerke wiederum
sind mit 33 Prozent beteiligt.
Der Bau eines 3. Und 4. Reaktorblocks in
Mochovce ist entscheidend für die weitere
energetische Sicherheit und Unabhängigkeit
der Slowakei, eine Investition von ca. 2,8 Mil-
liarden Euro. Auch die momentane Regierung
betrachtet dieses als überaus bedeutend. Das
nicht nur, wegen der Stromversorgung, son-
dern auch wegen des Wirtschaftswachstums
und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Wir
sind davon überzeugt, dass die Inbetriebnah-
me eines 3. und 4. Reaktorblocks im AKW
Mochovce der Schlüssel zur slowakischen
Energierversorgung sein wird. Deshalb sind
wir sehr darauf bedacht, dass die Arbeiten
plangemäß verlaufen und dass der 3. Block
im Jahre 2012, der 4.im Jahre 2013 fertig sein
wird.

Das Thema Atomenergie wird in

letzter Zeit wieder häufiger diskutiert, vor
allem in Zusammenhang mit der Frage der
Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Zunehmend wird deshalb die Atomkraft
als effektive und umweltfreundliche
Energiequelle betrachtet. Sehen sie das
auch so?
>> Auch die neue Regierung baut auf die Kernenergie. Aller-
dings unter Beteiligung von privaten Firmen und ohne weitere
staatlichen Mittel.
Die friedliche Nutzung der Atomkraft hat
sicher ihre wirtschaftliche und technische
Rechtfertigung und kann mehrere Probleme
lösen. Sie ermöglicht Energieproduzenten,
langfristig unabhängig von Treibstoff-Quel-
len zu agieren und trägt zur Senkung von
CO2-Emissionien bei, die für die Klimaer-
wärmung verantwortlich sind.
Die Slowakei ist ein Land mit einen hohen
Anteil an Atomenergie und sieht in ihrer weite-
ren Nutzung große Perspektiven für die Zukunft.
Atomkraftwerke bilden die Grundlage der slo-
wakischen Energiewirtschaft und tragen zu ihrer
Unabhängigkeit und ihrer Entwicklung bei.
Die Nutzung der Atomkraft ist eine der
bedeutendsten Alternativen, um CO2 Emis-
sionen im Rahmen der EU zu beschränken.
Die Slowakei rechnet auch weiterhin mit der
Entwicklung der Kernkraft, wie wir auch in
unserer „Strategie zur Energiesicherheit der
SR bis 2030“ darlegen.
Wird die Debatte um diese Form der
Energiegewinnung auf europäischer Ebene
heftiger werden?

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Diskussionen um die Renaissance der
Atomkraft sind schon lange nicht mehr tabu
und werden auf gesamteuropäischer Ebene
geführt. Die EU, wie aus ihren Kernkraftstra-
tegien hervorgeht, erkennt die Unabhängig-
keit ihrer Mitgliedsstaaten, was deren Ener-
giewirtschaft betrifft, an. Mit Hinblick auf die
Notwendigkeit primäre Energiequellen zu
diversifizieren, hat die Kernkraft eine beson-
dere Bedeutung.
Eine Diskussionsplattform für Vertreter
von EU-Mitgliedsstaaten, Abgeordnete des
Europaparlaments und wichtige Key-Player
aus der Industrie, dem Finanzsektor und der
öffentlichen Sphäre, bietet das Europäische
Kernenergie Forum (ENEF), das von der
EU-Kommission ins Leben gerufen wurde.
Tschechien und die Slowakei haben sich be-
reit erklärt abwechselnd als Gastländer dieses
Forums zu agieren, dessen Verhandlungen
von sehr großer Bedeutung für die europä-
ische Energiewirtschaft sind.
Im Bereich der Elektroenergie haben
Tschechien und die Slowakei sich einen
gemeinsamen Markt geschaffen. Wie ist
dieses Projekt angekommen und was ist
sein Ziel?
Die Tatsache, dass auf dem Profil Tsche-
chiens und der Slowakei seit Septmeber 2009
täglich mit Elektrizität gehandelt wird, trägt
zur Sicherheit des Übertragungsnetzes und
der Transparenz des Strommarktes beider
Länder bei. Die grenzüberschreitende Über-
tragungskapazität beider Märkte wird auf
täglichen Auktionen bestimmt, auf denen die
Kapazität zusammen mit der Elektrizität ge-
handelt wird.
Jeder Teilnehmer kann sich auf dem kurz-
fristiger Strommarkt nach Angebot und
Nachfrage richten. Zu den Vorteilen der täg-
lichen Auktionen gehören ein eine höhere
Transparenz bei der Bestimmung der Preise
und ein niedrigeres Risiko beim grenzüber-
schreitenden Handel. Denn dadurch, dass
>> Es ist eine Priorität der slowakischen Energiepolitik,
den Anteil an erneuerbarer Energien
an der Energieversorgung zu erhöhen.
Elektrizität inklusive der Übertragungska-
pazität verkauft bzw. gekauft wird, muss der
Händler nicht noch extra grenzüberschrei-
tende Kapazitäten kaufen und reservieren.
Welche Rolle spielen in der Slowakei
erneuerbare Energiequellen? Wie hoch soll
ihr Anteil an der Energieversorgung im
Jahre 2020 sein?
Es ist eine Priorität der slowakischen
Energiepolitik, den Anteil an erneuerbaren
Energien an der Energieversorgung zu er-
höhen. Gegenwärtig ist ihr Anteil zwar noch
gering. Wir sind uns aber dessen bewusst,
dass erneuerbare Energien für die Energie-
versorgung der Zukunft unerlässlich sind.
Deshalb wollen wir ihren Anteil innerhalb
der kommenden 10 Jahre nach und nach
Magazin für Investitionsberatung
erhöhen. Denn je höher der Anteil an er-
neuerbaren Energien, desto geringer die Ab-
hängigkeit der Wirtschaft vom Preis fossiler
Brennstoffe.
Schon in den vergangenen Jahren hat sich
der Anteil erneuerbarer Energien am slowa-
kischen Energiemix wie auch Endverbrauch
erhöht. Stammten 2005 noch 6,7 Prozent der
verbrauchten Energie aus alternativen Quel-
len, so waren es 2010 schon 9,5 Prozent. Im
Jahre 2020, so unser Ziel, soll der Anteil bei
mindestens 14 Prozent liegen.
In diesem Jahr ist die Gesetzesnovelle
zur Förderung erneuerbarer Energien in
Kraft getreten. Welche Änderungen hat sei
gebracht?
Eigentlich handelt es sich hier um zwei
Gesetzesnovellen. Die erste betrifft die Pflicht,
auch Kraftstoffe, die mit Bio-Treibstoffen ver-
sehen sind, auf den Markt zu bringen. Die
zweite betrifft die Regulierung der Photovol-
>> Die Produktion von Solarenergie unterliegt großen Schwan-
kungen. Daher kann man sie kaum als stabil betrachten.
Wir können nicht zulassen, dass weiterhin wild solche
instabilen Energiequellen erschlossen werden.
taik. Die ist in den letzten Jahren so anstiegen,
dass es nun notwendig wurde, die Förderung
von Solaranlagen neu zu überdenken. An-
spruch auf Förderung haben sowohl Solaran-
lagen, die sich auf Dächern oder an festste-
henden Gebäude befinden, oder Solaranlagen
mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt.
Was war der Grund für diese
Änderungen?
Die Produktion von Solarenergie unter-
liegt großen Schwankungen. Daher kann man
sie kaum als stabil betrachten. Wir können
nicht zulassen, dass weiterhin wild solche in-
stabilen Energiequellen erschlossen werden.
Sonst würden wir die Sicherheit und Stabilität
des gesamten Stromnetzes der Slowakei ge-
fährden. Zudem kommt, dass sich Solarstrom
wegen seiner hohen Einkaufspreise negativ
auf den Strompreis auswirken kann.
Planen sie, die Produktion
von erneuerbaren Energien weiter zu
regulieren?
Im Parlament wird gerade über eine weite-
re Gesetzesnovelle zur Förderung von erneu-
erbaren Energien diskutiert. Die Novelle be-
stimmt die Bedingungen der Förderung von
erneuerbaren Energien. Als einer der ersten
in der EU wird die Slowakei so die Bedingun-
gen für die Herstellung von Biomethan fest-
legen und die Zertifizierung von Bio-Treib-
Slowakei
stoffen verlangen. Diese Zertifizierung wird
von einer Senkung der Emission von Treib-
hausgasen abhängig gemacht werden, was im
Einklang mit der europäischen Gesetzgebung
steht.
Welche Formen von erneuerbaren
Energien wird der Staat aktiv fördern?
Wird diese Förderung auch ausländischen
Investoren offen sein?
Wir ziehen Quellen vor, die eine stabile
Energieproduktion garantieren. Wir setzen
voraus, dass Biomasse im Jahre 2020 den
größten Anteil der erneuerbaren Energien an
der Wärme- und Stromerzeugung einneh-
men wird.
Aber natürlich wird die Slowakei sämtliche
erneuerbaren Energien fördern. Diese Förde-
rung wird vor allem darin bestehen, dass der
Staat den Kaufpreis und die Einspeisung ins
Stromnetz unterstützen wird.
Was die Biomasse betrifft, so wird der
Staat nur Elektrizität subventionieren, die
durch eine kombinierte Verbrennung von
Biomasse und anderen erneuerbaren Ener-
gien hergestellt wird. Weiter werden wir uns
auf Biomethan konzentrieren. Kombinierte
Biomethananlagen mit einer Leistung bis
zu 125 Megawatt können mit den gleichen
Subventionen rechnen, wie die Betreiber von
Biogasanlagen. Für ausländische Investoren
gelten die gleichen Bedingungen, wie für slo-
wakische.
Welche erneuerbaren Energien bieten
heute in der Slowakei die interessantesten
Investitionsmöglichkeiten? Wie würden
sie hier die Investitionsbedingungen mit
denen anderer Länder Mittel-Osteuropas
vergleichen?
Das größte Potential hat Biomasse. Wie
ich schon erwähnte, ist es notwendig, sich
bei erneuerbaren Energien auf die Wärmeer-
zeugung zu konzentrieren. Die Nutzung von
Biomasse kann hier eine Preissenkung für
den Endverbraucher bedeuten. Schon jetzt
besteht die Hälfte unserer genutzten erneu-
erbaren Energien aus Biomasse. Die Heraus-
forderung der kommenden Jahre wird in der
Nutzung von Photovoltaik und Biomethan
bestehen. Weiterentwickeln wollen wir auch
Hydro- und Geothermalenergie. Wobei wir
nicht glauben, dass diese sich so schnell ent-
wickeln werden, wie Biomasse.
Ministerstvo hospodárstva
Slovenskej republiky
Mierová 19
827 15 Bratislava 212
Fax: 02 / 4333 7827
0 1 / 2 0 11 
 Slowakei
MITTELEUROPA
Die Slowakei steht auf Biomasse
Marktchancen bei Photovoltaik stark eingeschränkt
Am 1.September 2009 ist in
der Slowakei ein Gesetz zur
Förderung von erneuerbarer
Energie verabschiedet worden,
welches überwiegend am
1.Januar 2010 in Kraft getreten
ist. Das langersehnte Gesetz
hat attraktive Einspeisetarife
festgelegt und hat vor allem die
rechtlichen und betrieblichen
Rahmenbedingungen, die
für Investitionen in dem
Bereich notwendig sind, klarer
abgesteckt.
Diese Regelung hat voriges Jahr dazu geführt,
dass österreichische Firmen im großen Stil Inve-
stitionen in erneuerbare Energie in der Slowakei
geplant haben. In dem Gesetz sind neben den
Einspeisetarifen auch die Dauer der garantierten
Tarife, die Möglichkeiten zu Tarifänderungen
und die Übernahme von Verantwortung für
Ausgleichenergie geregelt.
Seit Sommer 2010 gibt es in der Slowakei
eine neue Mitte-Rechts-Regierung. Die strategi-
sche Ausrichtung in der Energiepolitik hat sich
dadurch aber nicht geändert. Wie auch die alte
Regierung legt die neue Regierung den Schwer-
punkt im Bereich erneuerbare Energie auf Bio-
masse, Biogas und zu einem Teil auf Kleinwas-
Grafik: Energiemix Slowakei 2010 
23%
28%
20%
23%
6%
10 0 1 / 2 0 11
serkraftwerke. Im Bereich Windenergie gibt es
über 50 Projekte, die in der Schublade liegen, AußenwirtschaftsCenter Pressburg
aber denen bisher keine Genehmigungen erteilt
worden sind. Auch im Bereich Fotovoltaik hat es P.O.Box 138
für Anlagen über 1 MW im Dezember 2009 bis- 814 99 Bratislava, Slowakei
her nur eine Ausschreibung gegeben. Bei dieser T +421 2 59 100 600
F +421 2 59 100 699
Ausschreibung wurden Projekte im Ausmaß von
pressburg@wko.at
120 MB ausgeschrieben, diese waren innerhalb
wko.at/awo/sk
von wenigen Stunden vergeben. Den Zuschlag
erhielten in vielen Fällen branchenfremde Fir-
men. Einige dieser Projekte wurden nicht um- Leistung von mehr als 100 kW, die nicht auf oder
gesetzt. Ähnlich wie bei der Windenergie liegen an einem Gebäude angebracht sind und die nach
die Realisierungsraten im Bereich Fotovoltaik dem 30.6.2011 in Betrieb gehen, keine namhaf-
sehr niedrig. Bis zum Jahresende 2010 waren in ten Förderungen mehr erhalten. Dies ist für die
der Slowakei ca. 100 bis 120 MW an Fotovoltaik- Branche eine sehr schlechte Nachricht, jedoch
Anlagen in Betrieb. Als Grund für die restriktive standen noch frühere Cut off Termine zur Dis-
Handhabung für die Lizenzen im Bereich Wind- kussion, sodass diese schlechte Nachricht von
energie und Fotovoltaik führt die Regierung vielen Marktteilnehmern im Sinne einer endlich
immer wieder die unzureichenden Möglichkei- gefundenen Rechtssicherheit sogar positiv auf-
ten des kleinen slowakischen Stromnetzes an, genommen wurde.
große Energieschwankungen wie es die beiden Die slowakische Regierung hat sich durch
Energiearten mit sich bringen, absorbieren zu den EU-Beitritt dazu verpflichtet, den Anteil der
können. erneuerbaren Energien bis 2020 auf 14% zu stei-
Im Frühjahr 2010 gab es einen Vorschlag zur gern. Kenner des Marktes stellen sich die Frage,
Reduzierung der Einspeisetarife im Bereich Fo- wie dies bei der restriktiven Vergabe von Lizen-
tovoltaik, der weit über die gesetzlich möglichen zen für die genannten erneuerbaren Energiefor-
10% hinausging. Diese Gesetzesänderung wurde men erreicht werden soll. Die slowakische Regie-
nicht realisiert, hat aber sehr zur Verunsiche- rung betont immer wieder, und das zeigt auch
rung unter Investoren in erneuerbare Energie in die Realität, dass man große Hoffnungen auf Bio-
der Slowakei geführt. Denn wie kann man sich masse und Biogas setzt. Auch in diesem Bereich
auf ein Gesetz verlassen, das schon nach weni- sind österreichische Firmen in der Slowakei sehr
gen Monaten des Bestehens in Kernelementen aktiv und im Frühjahr 2010 wurde das 1. Bio-
zum Nachteil der Investoren verän- massekraftwerk mit einer Kapazi-
dert wird? tät von ca. 30 MW in Bardejov von
Im Dezember 2010 hat das Mag. Patrick Sagmeister österreichischen Investoren gebaut
slowakische Parlament eine No- Nach dem Studium der und in Betrieb genommen.
velle zum Alternativenergie-För- Handelswissenschaften Es ist zu erwarten, dass die
derungsgesetz beschlossen, mit an der Wirtschafts­ rechtlichen Rahmenbedingungen
universität Wien und
der Fotovoltaikanlagen mit einer Berufstätigkeit als Finanz­ in der Branche in den kommenden
analyst bei Shell Austria Jahren nicht geändert werden. Es
begann er seine Karriere gibt für österreichische Unterneh-
Quelle: Wirtschaftsministerium der Slowakei bei der Außenwirtschaft men in den besagten Bereichen
Österreich zunächst sowie im Bereich Geothermie und
als Trainee und wurde Pumpspeicherkraftwerke gute
schließlich stellvertreten-
der Handelsdelegierter in Möglichkeiten in der Slowakei zu
Singapur. In der gleichen investieren. Im Bereich Fotovoltaik
Erdgas
Funktion war er dann in bis 100 kW auf und an bestehenden
Stockholm für Schweden, Gebäuden sind die Möglichkeiten
Kohle Lettland und Litauen in der Slowakei ebenfalls sehr gut.
zuständig. Seit September
2009 ist er österreichi­ Es bleibt abzuwarten, ob die slo-
Eneuerbare scher Wirtschaftsdelegier- wakische Regierung im Bereich
Energiequellen ter in der Slowakei.  n Fotovoltaik und Windenergie in
den nächsten Jahren eine positive-
Erdöl
re Haltung einnehmen wird bzw.
einnehmen muss, um die mit der
Atomenergie EU vereinbarten Ziele zum Anteil
der erneuerbaren Energien an der
Gesamtenergieproduktion errei-
chen zu können.
Patrick Sagmeister

Erfolgreiche Mutter – starke Tochter
Der Mineralölkonzern MOL investiert in Energietechnik
Die Raffinerie SLOVNAFT in Bratislava
gehört zur europäischen Spitze. Die Raffi-
nerieprodukte, die den strengsten europä-
ischen Qualitätsnormen entsprechen, zeugen
von regelmäßigen Investitionen und Mo-
dernisierungsmaßnahmen: Aus einer Ton-
ne Rohöl gewinnt SLOVNAFT mehr als 85
Prozent Diesel, Benzin und Plastik, wäh-
rend andere Raffinerien gerade einmal 60 bis
70 Prozent Rohöl in verwertbare Stoffe verwan-
deln können. Dank einer nachhaltigen Diver-
sifizierungspolitik, Produktion als auch Märkte
betreffend, hat es die Raffinerie der Donaume-
tropole Bratislava geschafft, sich ihren Markt-
wert auch in Zeiten der Rezession zu erhalten
– daheim und auch im Ausland.
Die MOL Gruppe ist ein internationa-
ler Mineralöl- und Gaskonzern mit Sitz
in Budapest und Arbeitgeber für über 34
000 Menschen auf der ganzen Welt. Laut
einer Bewertung der unabhängigen Agen-
» Erfolgreich innerhalb der MOL Gruppe
Hinter einer erfolgreichen Firma steht
oft ein starker Mutterkonzern: SLOVNAFT
gehört zur internationalen MOL Gruppe.
Dank ihr, und natürlich auch der Qualität der
SLOVNAFT-Produkte und ihrer erfolgrei-
chen Vermarktung, ist die Geschichte von
SLOVNAFT in Europa zu einer Erfolgsstory
geworden. In insgesamt fünf Raffinerien in der
Slowakei, Ungarn, Kroatien und Italien ver-
arbeitet der Konzern 23,5 Millionen Tonnen
Rohöl pro Jahr. Die Unternehmensberater von
Wood Mackenzie bewerteten die MOL-Raf-
finerien in Ungarn und der Slowakei in einer
internationalen Studie vor kurzem als eine der
effektivsten Europas.
tur Sustainable Asset Management (SAM),
die auf Firmenanalysen spezialisiert ist,
ist die MOL Gruppe das erste und einzige
mittelosteuropäische Unternehmen, das
im Dow Jones Sustainability World Index
» Neuer Pfeiler Elektroenergie
Doch wer rastet, der rostet. Außer der Ver-
wertung von Rohöl, der Förderung und dem
Verkauf von Öl und Gas sowie dem Betrieb
von Tankstellen erschließt die MOL Gruppe
nun auch das Feld der Energietechnik. Mit der
tschechischen ČEZ hat man einen strategi-
schen Partner gewonnen, mit dem man den
Bau zweier DKW-Blöcke in der Slowakei plant.
Ein weiterer Teil der Zusammenarbeit ist die
Modernisierung des Heizkraftwerks im Areal
der SLOVNAFT, dessen Leistung sich so von
114 MW auf 169 MW erhöhen wird. Eine In-
vestition auch in den Umweltschutz: Durch die
Modernisierung des Heizkraftwerks wird sich der
Schwefeldioxid-Ausstoß erheblich verringern.
gelistet ist. Schon zum fünften Mal schaffte
es MOL an die Spitze der internationalen
John S. Herold Inc./Harrison Lovegrove &
Company Vergleichsstudie zur Effektivität
von Öl- und Gasgesellschaften.
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 Tschechien
MITTELEUROPA

Photovoltaik in Tschechien
– Investoren ziehen neuerdings
den Kürzeren

Im November 2009 ging die moderne Photovoltaikanlage Hrušovany

nad Jevišovkou ans Netz. Sie hat eine Leistung von 3,73 MW und wurde
in Zusammenarbeit der ČEZ Erneuerbare Energien und dem Institut zur
Entwicklung erneuerbarer Energien gebaut.

Regierung stoppt Photovoltaik-Boom durch neue

Investitionsbedingungen
Ende vergangenen Jahres
erreichte die Gesamtleistung
aller Solaranlagen in
Tschechien 1650 Megawatt.
Eine Leistung, die den 2000
MW des AKW Temelín nahe
kommt. Ein paar Kapazitäten
sind noch offen: der staatliche
Energieregulator ERU hat
insgesamt Lizenzen für 1780
MW ausgegeben. Investoren,
die bislang noch nicht am
Netz angeschlossen sind,
müssen ab 2011 allerdings mit
verschlechterten Bedingungen
rechnen.
Da Photovoltaikprojekte stark aus dem Staats-
haushalt subventioniert wurden, wäre es 2011 zu
einem enormen Anstieg der Strompreise gekom-
men – für Firmen, so der ERU, bis zu 17 Prozent,
für Haushalte 12 Prozent. Um diese Verteue-
rung zu verhindern, hat die Regierung einige
Maßnahmen verabschiedet, die den Anstieg der
Strompreise auf 5,6 bzw. 4,6 Prozent beschrän-
ken sollen.
Der Einkaufpreis für Strom aus neuen Solar-
anlagen wird 2011 um einiges niedriger sein, als
noch 2010. Die staatliche Förderung der Photo-
voltaik wurde gestrichen. Konkret bedeutet dies,
dass Solaranlagen, die ab Januar 2011 mit einer
Leistung von mehr als 100 KW ans Netz gehen,
um 50 Prozent billiger verkaufen müssen. Lag
der Preis einer Megawattstunde Sonnenenergie
2010 noch bei 12 150 Kronen (rund 500 Euro),
ist er nun auf 5500 Kronen (220 Euro) herabge-
setzt. Abgeschafft wurden auch die Steuerfrei-
beträge, die nur noch für das Steuerjahr 2010 in
Anspruch genommen werden können.
Selbstversorger können aber aufatmen:
Dachkollektoren mit einer Leistung von weniger
als 30 Kilowatt können noch weiterhin staatliche
Förderungen in Anspruch nehmen, sofern sie
denn auf festen Gebäuden installiert und im Im-
mobilienkataster aufgeführt sind.
» Amortisation in 20 Jahren
Eine weitere Änderung, durch die die tsche-
chische Regierung versucht, den unerwarteten
Photovoltaik-Boom einzudämmen, ist die Klas-
sifizierung von Solaranlagen in der 4. Amortisa-
tionsgruppe. Ursprünglich befanden sich Solar-
anlagen in der 2. bzw. 3. Amortisationsgruppe,
was eine Amortisation innerhalb von 5 oder 10
Jahren bedeutete. Nun liegt die Amortisation bei
20 Jahren.
Schwerer werden auch Steuerabschreibun-
gen: ab 2011 werden Solaranlagen über eine
Zeitspanne von 240 Monaten abgeschrieben,
und das ohne Unterbrechung. Die Abschreibun-
gen werden monatlich berechnet werden. Wer
seine Abschreibungen schon geltend machen
konnte, bevor die Novelle in Kraft trat, muss sei-
nen Einstiegspreis um die Abschreibungen des
Steuerjahres 2010 senken. Die restlichen Monate
werden dann neu und unter Berücksichtigung
der 240 Monatsgrenze berechnet.
» Gesetzesnovelle bringt
die Steueränderung
Steuern betrifft auch eine weitere Gesetzesno-
velle, die das tschechische Parlament Ende 2010
beschlossen hat: ab dem 1.1.2011 wird Strom aus
Solaranlagen ab einer Leistung von 30 Kilowatt
mit 26 Prozent besteuert. Die Steuer betrifft An-
lagen, die in den Jahren 2009 und 2010 ans Netz
gingen und erstreckt sich nur auf Solarenergie,
die zwischen dem 1. Januar 2011 und dem 31.
Dezember 2013 hergestellt wird. Die Steuer wird
vom Betreiber der Anlage direkt an den Betrei-
ber des Übertragungsnetzes gezahlt werden.
Die, jedenfalls bislang, letzte Änderung, die
den Betrieb von Solaranlagen weiter eindäm-
men soll, betrifft nicht die Sonne, sondern die
Erde: wer Kollektoren auf landwirtschaftlichem
Grund baut, muss in Zukunft mit höheren Ge-
bühren für den Gebrauch von landwirtschaftli-
chem Boden rechnen.
Sämtliche Gesetzesnovellen, die eine Reak-
tion auf die Proteste gegen den erwarteten An-
sprung der Strompreise waren, stellen de facto
einen Eingriff in den Betrieb von Photovol­taik-
Anlagen dar. Erwartet wird, dass es zu einer
Welle von Klagen und internationalen Arbitra-
tionen kommen wird.
Quelle: Energetický regulační úřad ČR

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 Tschechien
MITTELEUROPA
Energiesparen ist „in“:
Grüner Boom in Tschechien
Die Nachfrage nach energieeffizienten Technologien
in Tschechien steigt
Mit dem Beitritt zur
Europäischen Union vor sechs
Jahren hat sich die Tschechische
Republik verpflichtet, ihren
Energieverbrauch stetig
zu senken. Und tatsächlich
gab es seither eine Art
energiepolitischen Wandel:
Umfassende staatliche
Subventionen sollen den
Energieverbrauch senken und
erneuerbare Energiequellen
stärken. Dennoch gehört
Tschechien weiterhin zu den
größten Energieverschwendern
Europas.
Es gibt ein gewaltiges Energiesparpotential
und damit auch interessante Geschäftschancen
14 0 1 / 2 0 11
für deutsche Unternehmen. Denn nicht nur die
EU fordert die Einsparungen. Mit den steigen-
den Energiepreisen wächst die Nachfrage nach
energieeffizienten Technologie auch bei den
tschechischen Kunden.
» Energieeinsparung im Bau
Die Baubranche wandelt sich von einem
Verkäufer- zum Käufermarkt. Hoch- und
Tiefbau haben immer noch mit der Auftrags-
flaute der Wirtschaftskrise zu kämpfen. Doch
das Teilsegment energieeffizienter Bauten und
Sanierungen boomt - Grün ist weiterhin „in“.
Große Developer wie Skanska schmücken sich
mit „grünen“ Projekten und reagieren damit
auf die Wünsche vieler Großkunden. Auslän-
dische Anbieter energiesparender Bauproduk-
te haben jetzt beste Chancen, sich auf dem
tschechischen Markt zu etablieren. Neue Wär-
medämmstoffe, energiesparende Fenster und
Türen, ganze Niedrigenergie- und Passivge-
bäude oder besonders effiziente Klima-, Heiz-
und Beleuchtungssysteme sind in Tschechien
sehr gefragt. In dem immer größer werdenden
tschechischen Nischenmarkt „Energieeffizienz“
nehmen deutsche Anbieter schon jetzt eine
Vorreiterrolle ein. Dennoch gibt es weiterhin
Bedarf an Qualitätsprodukten, aber auch an
Expertenwissen – besonders aus Deutschland.
Denn neben neuen Baumaterialien oder Fen-
ster- und Fassadensystemen sind in Tschechien
innovative Strategien gefragt, um den Energie-
verbrauch zu optimieren. Hier kommen Ener-
giemanagement- oder Controlling-Agenturen
aus Deutschland zum Zug.

» Subventionen für Privathaushalte
und Unternehmen
Das Subventionsprogramm „Zelená úsporám“ dukten und Dienstleistungen. Zu dieser Initiative
(Grünes Licht für Einsparung) der tschechischen gehört die Kooperation mit den deutschen Aus-
Regierung richtet sich an Privathaushalte und lö- landshandelskammern (AHKs), in Tschechien
ste eine Welle von Altbausanierungen aus. Häufig also mit der AHK Services. Die AHKs vermitteln
beschränken sich die Arbeiten aber auf eine bes- Kontakte, informieren über die Wirtschafts- und
sere Isolierung alter Häuser. Weitere Einsparmög- Marktlage und organisieren Geschäftsreisen ins
lichkeiten bleiben oft ungenutzt,
obwohl das Interesse enorm ist:
Bereits im November war das Sub-
ventionsbudget von etwa einer Mil-
liarde Euro nahezu aufgebraucht,
obwohl es eigentlich für einen Zeit-
raum von fünf Jahren vorgehsehen
war und bis 2013 reichen sollte. Die
tschechische Regierung bemüht
sich nun um weitere Mittel aus dem
Verkauf von Emissionszertifikaten
an Japan.
Weitere Subventionen aus dem
Operativen Programm „Unterneh-
men und Investitionen“ der EU
unterstützen die wirksame Nutzung
von Energie in der Industrie. Ende
letzten Jahres ist die Bewerbungs-
frist für eine dritte Förderrunde
unter der Prioritätsachse 3 „Öko-
Energie“ abgelaufen. Sobald die
Förderverträge abgeschlossen sind,
werden in diesem und vermutlich
auch noch im nächsten Jahr insge-
samt rund 125 Millionen Euro nach
Tschechien fließen, die unter be-
stimmten Bedingungen auch deut-
schen Unternehmen zur Verfügung
stehen werden.
Magazin für Investitionsberatung
» Städte und Gemeinden
als potentielle Kunden
Eine große Chance für deutsche Unterneh-
men bieten tschechische Städte und Gemeinden,
die dank wachsenden Wohlstands und EU-För-
dermitteln ihre kommunale Infrastruktur erneu-
en. Darunter fallen Stadtkernsanierungen oder
die Modernisierung öffentlicher Verwaltungsein-
richtungen, Schulen oder Krankenhäuser. Grüne
Technologien spielen dabei eine zentrale Rolle.
Nach Erhebungen der tschechischen Beratungs-
firma Porsenna halten sogar über 70 Prozent
der tschechischen Städte und Gemeinden Ener-
giemanagement für einen wichtigen Bestandteil
ihrer weiteren Entwicklung. Allerdings fehlen
den meisten Kommunen konkrete Energiekon-
zepte und oft auch Fachpersonal für ein effizien-
tes Energiemanagement. Hier liegen darum gute
Geschäftschancen für externe Anbieter eines En-
ergy Performance Contracting (EPC).
» Exportinitiative unterstützt deutsche
Unternehmen
Die neuen Märkte für energieeffiziente Pro-
dukte sind in Tschechien insbesondere für Neu-
linge nur schwer zu überblicken. Insbesondere
kleine und mittelständische Unternehmen aus
dem Ausland finden sich oft nur schwer auf dem
tschechischen Markt zurecht. Das Bundesmi-
nisterium für Wirtschaft und Technologie hat
deshalb die Exportinitiative „Energieeffizienz
– made in Germany“ ins Leben gerufen. Sie
unterstützt die Exportaktivitäten deutscher An-
bieter von energieeffizienten Technologien, Pro-
Ausland. Dort arrangieren sie in-
dividuelle Kooperationsgespräche
Mirjam Schwan zwischen potentiellen Partnern.
Nach ihrem Studium der 2010 führte die AHK Services als
Sprachen-, Wirtschafts-
und Kulturraumstudien Tochtergesellschaft der Deutsch-
an der Universität Passau Tschechischen Industrie- und
war sie beruflich in Argen- Handelskammer (DTIHK) bei-
tinien und Chile tätig. Seit spielsweise eine Geschäftsreise zum
Oktober 2005 arbeitet sie Thema Energieeffizienz in Städten
bei der DTIHK, seit Juni
2006 als stellvertreten- und Gemeinden durch. Dieses
de Geschäftsführerin. Jahr plant sie eine ähnliche Reise
Zu Frau Schwans zu den Zukunftsperspektiven für
Verantwortungsbereichen Biogasnutzung in Tschechien und
gehören die Markt-, Deutschland.
Absatz-, Investoren- und
Umweltberatung sowie
die Messevertretungen. » Deutschland als Vorbild bei
Parallel betreut sie seit erneuerbaren Energiequellen
mehreren Jahren den
Branchenschwerpunkt Neben Energieeinsparungen
Energieeffizienz.  n
sind erneuerbare Energiequellen
ein wichtiger Aspekt der Ener-
getik. Die aktuellste Fassung des
staatlichen Energieprogramms in
Tschechien sieht bis 2050 einen
dreißigprozentigen Anteil erneuer-
barer Energien am Energiemix vor;
derzeit liegt er bei fünf Prozent.
2010 beendete eine Gesetzesno-
velle der Photovoltaik-Förderung
Tschechien
die anfängliche Euphorie in dieser Branche jäh.
Dies gilt jedoch nicht für traditionelle Wasser-
kraftwerke und die Zahl der Biogasanlagen steigt
sogar an: Die jährlichen Zuwachsraten bewegen
sich aktuell zwischen 30 und 50 Prozent. So
schätzt der Tschechische Biogasverband (CzBA),
dass sich der im Moment noch eher übersicht-
liche Markt mit Biogasanlagen in Tschechien
bis 2020 um das Fünffache ausweiten wird. Ein-
heitliche Marktbedingungen für den Handel mit
Produkten aus Biogasanlagen, wie Substraten,
Gärresten oder Wärmeenergie, gibt es derzeit
nicht. Auch über die Nachfrage und das Ange-
bot von Biogas auf regionaler oder landesweiter
Ebene gibt es noch keine verlässlichen Daten.
Deshalb plant der CzBA in nächster Zeit eine
einheitliche Datenbank zur Beobachtung und
Analyse des Biogasmarkts. Der Verband möch-
te dabei von den Erfahrungen aus Deutschland
profitieren, die Daten vergleichen und so Ver-
besserungsimpulse für die tschechische Bioin-
dustrie gewinnen. Deutschland bietet hier ein
hervorragendes Benchmark, weil Landschaft
und Klima, Siedlungsverteilung und kulturelle
Traditionen, aber auch die Struktur der Land-
wirtschaft- und Lebensmittelindustrie in beiden
Ländern gut vergleichbar sind. Auch deshalb
bieten sich hier interessante Marktchancen für
die branchenspezifische Beratung durch Exper-
ten aus Deutschland.
» Tschechischer Markt
mit Zukunftspotential
Großzügige Subventionen, langfristige Ener-
giesparmaßnahmen und ehrgeizige energiepoli-
tische Ziele weisen auf einen „grünen Boom“ in
Tschechien hin, der sich in den nächsten Jahren
sicher noch ausweiten wird. Für deutsche En-
ergetik-Anbieter eröffnen sich hier zahlreiche
Marktchancen, die von der Bau- und Bauma-
terialindustrie über alternative Energiequellen
bis hin zu Beratungsleistungen im Energiema-
nagement reichen. Die inzwischen langjährige
Tradition deutscher Unternehmen in diesen
Bereichen wird in Tschechien wahrgenommen
und geschätzt. Neue Unternehmer, die sich auf
dem tschechischen Markt orientieren möchten,
sollten sich vorher gut informieren. Dafür steht
die deutsche Auslandshandelskammer (AHK)
in Prag als erste Anlaufstelle zur Verfügung. Die
AHK Services unterstützt beim Markeintritt und
den Geschäftskontakten und bietet ein Forum für
den Austausch mit lokalen Branchenpartnern
- seit 2010 speziell mit dem Fokus „Energieeffi-
zienz“. Mit der richtigen Vorbereitung bleiben
die Geschäftschancen für deutsche Energetik-
Unternehmen in Tschechien auch künftig sehr
attraktiv.
Teresa Schreiner, Mirjam Schwan
Deutsch-Tschechische Industrie-
und Handelskammer
Václavské nám. 40
110 00 PRAHA 1
TSCHECHIEN
Tel.: +420 224 221 200
Fax: +420 224 222 200
E-Mail: info@dtihk.cz, www.dtihk.cz
0 1 / 2 0 11 15
 Tschechien
MITTELEUROPA

Erneuerbare Energien in Tschechien

– trotz Ende des Solar-Booms
ein Markt mit Perspektiven
Die wichtigste erneuerbare Energiequelle Tschechiens
ist das Wasser
Die Tschechische Republik ne Desinteresse am Umweltschutz bis Ende
hat sich der EU-Initiative zur » Zwei Formen der staatlichen Förderung der 90er Jahre, die späte Einführung staat-
licher Förderinstrumente sowie eine Reihe
Förderung und Erhöhung Als Hauptursache für die im Vergleich zu administrativer Hürden. Erst das Gesetz Nr.
der Energieproduktion aus anderen Ländern bislang langsame Verbrei- 180/2005 über die Förderung von Stromer-
erneuerbaren Energiequellen tung von EEQ in Tschechien gilt das allgemei- zeugung aus EEQ verhalf die Stromerzeugung
(EEQ) angeschlossen,
um die Emissionen von >> Die Stromerzeugung aus Solarenergie konnte in den
Kohlendioxid zu reduzieren.
Konkret bedeutet dies, vergangenen Jahren zwar einen Boom verzeichnen, dennoch
dass sich Tschechien u.a. hat sie mit knapp 2% nur eine marginale Bedeutung an der
verpflichtet hat, den Anteil Stromerzeugung aus EEQ.
von EEQ am inländischen
Bruttostromverbrauch bis zum
Jahre 2010 auf 8% und bis zum Wasserkraftwerk Mohelno
Jahre 2020 auf 14% zu erhöhen
und die Energieeffizienz bis
2020 um 49% zu steigern.

Laut aktuellem Bericht des tschechischen

Industrie- und Handelsministeriums belief
sich die Bruttostromproduktion im Jahre 2009
auf 82.250 GWh – davon stammen knapp 50%
aus Braunkohle, gefolgt von Atomkraft (33%),
Schwarzkohle (6,4%) und erneuerbaren En-
ergiequellen (5,7%). Nach den derzeit vorlie-
genden Zahlen kann Tschechien das für 2010
vorgegebene Ziel knapp erreichen - der Anteil
von EEQ am Bruttostromverbrauch Tschechi-
ens lag im Herbst 2010 bei 7,1%.
Die wichtigste erneuerbare Energiequelle
Tschechiens ist das Wasser, die Bruttostrom-
erzeugung lag 2009 bei 2.430 GWh und hat
damit einen Anteil von 52% an der Gesamt-
produktion von Strom aus EEQ. Nach der
Wasserkraft sind Biomasse mit 30%, Biogas
mit knapp 10% und Windenergie mit 6,2%
bei der Produktion von Strom aus EEQ von
Bedeutung. Die Stromerzeugung aus Solaren-
ergie konnte in den vergangenen Jahren zwar
einen Boom verzeichnen, dennoch hat sie mit
knapp 2% nur eine marginale Bedeutung an
der Stromerzeugung aus EEQ.

16 0 1 / 2 0 11

aus EEQ voranzutreiben. Die Förderung hat
zwei Formen: garantierte Einspeisetarife
und ein grünes Bonussystem, die Höhe der
Einspeisetarife und grünen Boni ändert sich
jährlich. Die Energieregulierungsbehörde gibt
jeweils zu Jahresende die Einspeisetarife für
das kommende Kalenderjahr bekannt - die
Einspeisetarife für das folgende Kalenderjahr
dürfen um nicht mehr als 5% jährlich gesenkt
werden. Die Einspeisetarife differieren je nach
Typ der erneuerbaren Energiequelle und auch
je nach Zeitpunkt, zu dem die Energiequel-
le in Betrieb gesetzt wurde – der Solarstrom
wurde bislang am meisten gefördert.
Eine undifferenzierte Förderpolitik in
Verbindung mit einem starken Rückgang
der Preise von Solarzellen hatten in den ver-
gangenen zwei Jahren „zu einer Goldgräber-
stimmung“ in der Solarbranche geführt, bei
denen sich immer neue und immer größere
Solarkraftprojekte um Lizenzen und vorläu-
fige Netzanschlussgenehmigungen bewarben.
Die Investitionen in die Solarenergie nahmen
Dimensionen an, die laut Fachleuten die ge-
samtwirtschaftliche Entwicklung beeinträch-
tigten und zu einer spürbaren Strompreiser-
höhung geführt hätten - denn im Unterschied
zu anderen Ländern wird EEQ in Tschechien
nicht direkt aus dem Staatshaushalt, sondern
durch die Endverbraucher von Elektrizität
unterstützt.
Zu Jahresende 2008 belief sich die instal-
Tschechien
Magazin für Investitionsberatung
lierte Leistung der Solarenergie- Biomassekesseln wird sich in den
kraftwerke auf 66 MW, Ende des Dr. Nikolaus Seiwald nächsten Jahren deutlich erhöhen
Jahres 2009 waren es bereits 446 Er absolvierte die – das Umweltministerium will ab
MW und Ende 2010 waren es Wirtschaftsuniversität 2014 ein Verbot von Kohleöfen
Wien mit Abschluss zum
1394 MW – das bedeutet, dass Diplomkaufmann. durchsetzen, die derzeit noch in
sich die Leistung innerhalb von Seine AHK Karrie- rund 450.000 Haushalten Tsche-
zwei Jahren mehr als verzwan- re begann bei der chiens genutzt werden. Das Po-
zigfacht hat. Die tschechische Re- Wirtschaftskammer tential der Wasserenergie liegt in
gierung hat daher Maßnahmen Österreich, Außenwirt- erster Linie in der Rekonstruktion
schaftsorganisation mit
ergriffen, um den Solarboom ein- Posten als Stellvertreten- von bestehenden Kraftwerken,
zudämmen und damit auch hohe der Handelsdelegierte in denn die tschechischen Flüsse
Strompreissteigerungen für die Belgrad, Neu Dheli und bieten kaum noch Möglichkeiten,
Verbraucher zu verhindern. Moskau. 1986 wurde neue Anlagen zu errichten. Die
Für die Betreiber von Solar- er Handelsdelegierte in Stromerzeugung in Windkraftan-
Harare mit der Zustän-
anlagen traten mit dem Jahr 2011 digkeit Ostafrika. lagen verfügt in Tschechien über
durchschlagende Neuerungen in 1996 wechselte er ein durchschnittliches Potential
Kraft: Gefördert werden ab März als Regionalmanager – allerdings stehen neue Projekte
künftig nur noch PV-Anlagen auf Osteuropa in der Außen- einer oft ablehnenden Haltung
Gebäudedächern oder –wänden wirtschaftsorganisation von Städten und Gemeinden ge-
der Wirtschaftskammer
bis maximal 30 kW Leistung. Wei- Österreich und ab 1999 genüber. Die geothermische En-
ter müssen die sog. PV-Inselsyste- wurde er Wirtschaftsdele- ergie wird bisher in Tschechien
me spätestens bis zum 31.12.2011 gierter in Abu Dhabi für noch nicht wirklich genutzt - eine
ans Netz angeschlossen werden, die Länder V.A.E, Oman, stärkere Nutzung von Erdwär-
um die Förderung nicht zu ver- Qatar und Pakistan. Ab mequellen (geothermale Boh-
lieren. Auch die Einspeisetarife 2006 arbeitet er als Han- rungen, Wärmepumpen) kann in
delsdelegierter in Prag.
2011 für Solarenergie sind auf die nächsten Jahren erwartet werden.
Hälfte (7500 CZK/MWh für Lei- Mehrere Dutzend Projekte wer-
stung bis 30kW, 5900 CZK/MWh den derzeit vorbereitet, langfristig
für Leistung über 30kW) - im wird diese Energiequelle an Be-
Vergleich zu 2010 gesenkt wor- deutung gewinnen. Im Solarbe-
den und es wurde für die kom- reich verlagert sich das Geschäft
menden drei Jahre eine Steuer in derzeit auf Dach- und gebäudein-
Höhe von 26% des Einspeisetarifs tegrierte PV-Anlagen bis 30 kW,
bzw. 28% des Grünen Bonuses einem Segment, das viel Potenzial
eingeführt, die alle im Zeitraum hat und in dem auch Technolo-
vom 1.1.2009 bis zum 31.12.2010 in Betrieb gieanbieter, Systemintegratoren und Projek-
gegangenen PV-Anlagen (mit der Ausnahme tierer Chancen haben. Auch die energetische
der oben erwähnten „kleinen Dachanlagen“) Nutzung von Abfällen durch die Verbrennung
betrifft. Die Steuereinführung stieß in der PV- von Kommunal-, Krankenhaus- und Indu-
Industrie auch auf heftigen Widerspruch – die strieabfall hat Zukunftschancen. Diese Art von
Investoren planen eine Verfassungsklage. Energiegewinnung wird derzeit in Tschechien
noch sehr wenig genutzt – obwohl der Großteil
» Die Nachfrage nach Biomassekesseln dieser Abfälle gelagert wird und insbesondere
wird wachsen der Kommunalabfall aus 50 – 65% biologisch
abbaubaren Bestandteilen besteht. Die größten
Der überhitzte Solarmarkt der vergangenen Möglichkeiten liegen daher in der Einführung
Jahre ist also vorerst beendet, aber dennoch neuer Technologien, in der Komponentenlie-
bleibt der tschechische Markt für Erneuerbare ferung und in der Beratung, Projektierung und
Energien eine Branche mit Perspektive. Um die dem Engineering neuer Projekte. Auf dem Ge-
EU-Ziele zu erreichen, muss in Tschechien in biet der Umwelttechnik und Energieeffizienz
diesem Bereich noch einiges geschehen. Un- besitzt Österreich einen sehr guten Ruf - öster-
ter den nutzbaren Arten von EEQ kommt der reichische Firmen sollten daher die Chancen
Biomasse eine Schlüsselrolle zu – bisher wird nützen und auf den tschechischen Markt treten.
nur ein Bruchteil des zur Verfügung stehenden Voraussetzung für den Erfolg sind natürlich
Potentials genutzt. Die Mehrheit der Energie- gute Marktkenntnisse - bspw. durch eine eige-
Experten stimmt darin überein, dass – mit Aus- ne Niederlassung oder einem Joint-Venture mit
nahme der Wasserenergie – von allen zugäng- einer tschechischen Firma.
lichen EEQ-Arten die Biomasse aufgrund der Nikolaus Seiwald
Rahmenbedingungen Tschechiens das höchste
technisch benutzbare Potential besitzt und da-
mit am aussichtsreichsten für die Strom- und
Wärmeerzeugung ist. Ab 2015 sollte die Bio- AußenwirtschaftsCenter Prag
masse die wichtigste erneuerbare Energiequelle
für die Stromerzeugung sein. Investitionen in Krakovská 7
Technologien für die Biomassenutzung werden CZ-111 21 Praha
sowohl hinsichtlich der großen Energieunter- TSCHECHIEN
nehmen (Operationsprogramm Umwelt), als Tel: +420 222 210 255
auch in Bezug auf Kleinverbraucher (EU-Struk- fax: +420 222 211 286
turfonds) und Privathaushalte (Energie-Effizi- prag@wko.at
enzprogramm „Grünes Licht für Einsparun- wko.at/awo/cz
gen“) öffentlich gefördert. Die Nachfrage nach
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 Ungarn
MITTELEUROPA

Prioritäten der ungarischen

EU-Ratspräsidentschaft
in der Energiepolitik
Die Sicherheit der Energieversorgung ist besonders wichtig
Die Aufmerksamkeit wird sich der Ausgestaltung eines transparenten Kosten- die im Aktionsplan festgelegten Ziele im Spiegel
insbesondere auf die Fragen allokationsmechanismus. der nationalen Handlungspläne für Energieeffi-
• Die Halbzeitüberprüfung der Umsetzung zienz durch und identifiziert die zur Erreichung
der Energiepolitik richten, des 2006 verabschiedeten Aktionsplans für En- der Zielsetzung einer Steigerung der Energieef-
denn unter der ungarischen ergieeffizienz findet voraussichtlich 2011 statt. fizienz um 20 % getroffenen Maßnahmen, die
Ratspräsidentschaft wird In diesem Rahmen sieht die EU-Kommission auf eine Verbesserung der Energieeffizienz der
die detaillierte Verhandlung
von strategisch bedeutenden
Dokumenten aufgenommen.
Die werden die Zukunft der
Energiepolitik der Union,
die möglichen Richtungen
und das zum Erreichen der
gesetzten Ziele erforderliche
Instrumentarium für mehrere
Jahrzehnte im Voraus
bestimmen können.

In der Zeit der ungarischen EU-Ratspräsi-

dentschaft liegen vier Aufgaben mit hervorge-
hobener Priorität vor uns.
• In Verbindung mit der Energiestrategie
2020, die für die Richtung der EU-Energiepo-
litik mittelfristig bestimmend ist, bzw. in Bezug
auf die Energie-Roadmap 2050, die die lang-
fristigen energiepolitischen Ziele der Union
umfasst, ist es die wichtige Aufgabe der unga-
rischen Präsidentschaft, die Verhandlung der
mittelfristigen Strategie bzw. die Vorbereitung
der Roadmap 2050 so effizient wie nur möglich
voranzubringen.
• Ungarn behandelt den Fragenkreis der Si-
cherheit der Energieversorgung sowohl auf na-
tionaler als auch auf gesamteuropäischer Ebene
ebenfalls als hervorgehobenes Thema. Während
der EU-Präsidentschaft obliegt uns die wichtige
Aufgabe, einen angemessenen Fortschritt des
Energie-Infrastrukturpakets zu sichern. Daran
anknüpfend entsteht bei den Infrastrukturent-
wicklungen die Aufgabe der Vereinfachung von Dr. Fellegi Tamás
Zulassungsverfahren und der Mitwirkung bei Minister für Nationale Entwicklung

18 0 1 / 2 0 11

wichtigsten Sektoren – insbesondere in Bezug
auf Gebäude, den Verkehrssektor und den Be-
reich Öffentliche Dienstleistungen – abzielen.
In den Zeitraum des ungarischen Ratsvorsitzes
fallen voraussichtlich die Annahme der Schluss-
folgerung des Rats bzw. die Vorstellung der Ent-
würfe der neuen Energieeffizienz-Rechtsnorm
und der diesbezügliche Verhandlungsbeginn.
• Die vierte Angelegenheit von hervorge-
hobener Bedeutung wurde noch in der Zeit
der belgischen Ratspräsidentschaft eingeleitet.
Damals startete die Verhandlung des Verord-
nungsentwurfs für Transparenz der Energie-
Großhandelsmärkte. Der Rechtsnorm-Entwurf
würde sich als Reaktion auf die Finanzkrise in
die Konzeption der Verstärkung der die Finanz-
märkte und die Börse betreffenden Aufsicht
einpassen und soll Fragen zu Insiderhandel,
Transparenz und Informationsverwaltung re-
geln. Aufgabe des ungarischen Vorsitzes ist die
Verabschiedung einer politischen Übereinkunft,
mit der die erste Lesung im Rat abgeschlossen
werden kann.
» Investitionspläne im Bereich
Energiesicherheit und -infrastruktur
Eine Investition von größter Bedeutung und
Wichtigkeit, die die Europäische Union in ihrer
Gesamtheit betrifft, ist das Gaspipeline-Projekt
Nabucco. Die 3300 km lange Pipeline soll in
erster Linie einen Teil des Gasvorkommens von
Staaten entlang des Kaspischen Meeres und des
Nahen Ostens in die einen steigenden Erdgasbe-
darf aufweisenden EU-Staaten transportieren.
Außer dem Nabucco-Projekt bedarf haupt-
sächlich die Verstärkung der Kooperationen
zwischen den Regionen – insbesondere im Hin-
blick auf die Projekte in Bezug auf den Zusam-
menschluss der Energiesysteme der mittelosteu-
ropäischen Region – bzw. die Gewährleistung
des Fortschritts der betreffenden Projekte der
besonderen Aufmerksamkeit seitens der Orga-
ne der Europäischen Union.
Ungarn und die Staaten der mitteleuropä-
ischen Region sehen in erster Linie die Projekte
des sogenannten Nord-Süd-Energiekorridors
als eine Initiative von primärer Wichtigkeit und
Signifikanz für die Region. Mit ihrer Realisie-
rung wird für die Staaten der Visegrad-Koope-
ration (Tschechien, Polen, Ungarn, Slowakei)
sowie für Rumänien, Bulgarien und Kroatien
die Sicherheit ihrer Erdgas-, Stromenergie- und
Magazin für Investitionsberatung
Erdölversorgung beträchtlich erhöht. Die Inve-
stitionen werden grundsätzlich aus Marktres-
sourcen realisiert, jedoch ist auch die Subven-
tion einzelner Projekte aus Unionsmitteln nicht
ausgeschlossen, wie dies im Fall der Gas-Pipe-
line Nabucco oder bei den Interkonnektoren in
den Regionen Ungarn-Kroatien und Ungarn-
Rumänien der Fall war.
» Die Auswirkungen der EU-
Ratspräsidentschaft auf deutsche
und österreichische Firmen
Es ist schwer, auf diese Frage – von Ungarn
aus – eine Antwort zu geben. Es ist sicher, dass
mehrere, von den langfristigen Zielsetzungen
der Europäischen Union Aufträge für die Un-
>> Die Energiepolitik muss
die Versorgungssicherheit garantieren.
ternehmen bringen können. Es reicht aus, an
die, für die Erfüllung der für das Jahr 2020 zu
erreichenden und erwünschten Ziele erforder-
lichen Investitionen oder an die Energieeffizi-
enz erhöhenden Initiativen zu denken. Für die
Erreichung dieser Ziele ist die Arbeit der Pri-
vatunternehmen, der Maschinenbaubetriebe
und der Bauunternehmen mit entsprechendem
technologischen Hintergrund auch in Deutsch-
land und Österreich zwingend erforderlich.
» Die Energiepolitik Ungarns muss
den primären nationalen Interessen
entsprechen
Die Energiepolitik muss die Versorgungssi-
cherheit garantieren, das Prinzip der Mindest-
kosten berücksichtigen, die Umweltaspekte
geltend machen und sichern, dass Ungarn im
Maße, das in einem entsprechenden Verhältnis
zu seinem internationalen Anteil steht, seiner
Ressourcen, der Lösung der globalen Probleme
einen Beitrag leisten kann. Für die Erreichung
dieser Ziele muss die Energie-Importabhängig-
keit unbedingt vermindert werden, die regelnde
Rolle des Staates erhöht und parallel mit der
Festigung des Verbraucherschutzes die Energie-
armut der heimischen Bevölkerung reduziert
werden, sowie die Entwicklung der damit ver-
bundenen Industriebranche angeregt werden.
Ungarn
Die ungarische Wirtschaft bestimmenden
Faktoren – die verfügbaren staatlichen Ressour-
cen, die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft und
die geopolitischen Möglichkeiten – bestimmen
den Rahmen dieser Maßnahmen und können
diese festlegen. In diesen Rahmen ist das wichtig-
ste strategische Ziel der ungarischen Energiepo-
litik die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, die
Entsprechung der Kriterien der Nachhaltigkeit
und die Festigung der Versorgungssicherheit.
» Die Rolle der erneubaren Energiequellen
Ein Mittelsystem aus fünf Teilen kann die
Verwirklichung dieser Hauptziele in Zukunft si-
chern: Die Erhöhung der Nutzung der erneuba-
ren Energiequellen, die Erhöhnung der Rolle der
Atomenergie, die Entwicklung der regionalen En-
ergetik-Infrastruktur, die Gestaltung eines neuen
Institutssystems, sowie die parallele Erhöhung der
Energieeffizienz und des Energiesparens.
Ein Teil dieses Mittelsystems, das heißt die
Entwicklung der regionalen Infrastruktur ist
ohne die enge Zusammenarbeit der Staaten der
Region unvorstellbar. Dank dieser Mitarbeit
konnte das ungarisch-kroatische Erdgas-Inter-
connektor aufgebaut werden, die ungarisch-ru-
mänischen Erdgassysteme verbunden werden
und sowohl der ungarische Ministerpräsident
als auch die slowakische Ministerpräsidentin
haben sich an diese Art der Zusammenarbeit
gehalten, als sie die Vereinbarung über den un-
garisch-slowakischen Erdgas-Interconnektor
unterzeichnet haben.
Durch eine breitere internationale Zusam-
menarbeit – vor allem auf der Unternehmen-
sebene – kann die künftige Entwicklung des
Atomkraftwerks in Paks verwirklicht werden.
» Die Möglichkeiten für die deutschen
und österreichischen Investoren in der
Energetikbranche
Die ungarische Regierung hat sich für den
Schutz der nationalen Interessen und vor allem
für Chancennutzung der heimischen Klein- und
mittelständischen Unternehmen engagiert. Zu-
gleich müssen wir zugeben, dass es Gebiete auch
im Energetiksektor gibt, wo sich viele Mög-
lichkeiten auch für die deutschen und öster-
reichischen Unternehmen ergeben. Dies kann
Geschäftsmöglichkeiten für die deutschen und
österreichischen Unternehmen in der nahen Zu-
kunft in erster Linie bei der Durchführung der
Investitionen der Energieeffizienz und bei dem
ins Leben rufen der Projekten für die Erörterung
der erneubaren Energiequellen bedeuten.
Dr. Fellegi Tamás
Ministerium für Nationale
Entwicklung
H-1011 Budapest, Vám u. 5-7.
1440, Pf. 1
ugyfelszolgalat@nfm.gov.hu
0 1 / 2 0 11 19
 Ungarn
MITTELEUROPA

Ungarn will grüner werden

Eine herausragende Rolle soll dabei der Biomasse zukommen
Das kleine Land an der Donau
ist massiv von Energieimporten
abhängig, zugleich wird
noch viel zu viel Energie
unnötig verschwendet.
Um die Energieversorgung
langfristig zu sichern, setzt
Ungarn deshalb vor allem
auf Energieeinsparung und
auf erneuerbare Energien.
Das Potential ist in beiden
Bereichen gewaltig, staatliche
Förderprogramme sollen
helfen, wirtschaftliche Grenzen
zu überwinden.

Sanierungsprogramm „Dorfhaus“

Per Saldo muss Ungarn insge- Das ist auch nötig. Laut An- sich hier in den kommenden Jahren attraktive
samt zwei Drittel seines Energie- Dirk Wölfer gaben der Internationalen En- Absatzchancen ergeben.
bedarfs aus dem Ausland bezie- Seit 2004 Bereichsleiter ergie-Agentur (IEA) liegt zwar
hen. Das entspricht in etwa der Kommunikation bei der
Deutsch-Ungarischen
Ungarns Pro-Kopf-Verbrauch an » Gute Chancen für erneuerbare Energien
Importabhängigkeit Österreichs Industrie- und Handels- Energie nur bei rund zwei Drit-
oder Deutschlands, während Po- kammer. teln des Wertes von Österreich Touristen wissen: Ungarn ist meist sonnig
len, Tschechien oder Rumänien Zuvor arbeitete er acht oder Deutschland, doch für die und hat zahllose heiße Thermalquellen, aber es
ihren Energiebedarf zu rund 70% Jahre lang bei Standard Erzeugung von 1000 Euro Brutto- hat auch eine ausgebaute Agrarwirtschaft. All
aus eigenen Quellen decken kön- & Poor’s MMS in Frank- inlandsprodukt benötigt Ungarn dies bietet beste Voraussetzungen für die Nutz-
nen, im Durchschnitt der EU sind furt, zuletzt als Abteilungs- mehr als das zweieinhalbfache an barmachung alternativer Energiequellen.
leiter für die Konjunktur-
es immerhin noch etwa 45%. In und Kapitalmarktanalyse Energie wie in diesen beiden Län- Derzeit liegt Ungarn allerdings auf diesem
Ungarn läuft zudem in weniger Osteuropas. dern. Das liegt vor allem an der Gebiet – wie viele andere Länder Mittel- und
als zwei Jahren die Betriebsge- Dirk Wölfer erwarb sein katastrophalen Energiebilanz pri- Osteuropas auch – noch deutlich unter dem eu-
nehmigung für Ungarns einziges Diplom als Volkswirt an vater und öffentlicher Gebäude. ropäischen Durchschnitt. „Kein Land in der EU
Kernkraftwerk aus. Eine Laufzeit- der Wirtschaftswissen- Heizung und Klima machen der-
schaftlichen Universität
verlängerung um 20 Jahre ist quasi Budapest und verfügt zeit rund 57% des Gesamtenergie-
beschlossene Sache, doch am Aus- außerdem über eine verbrauches des Landes aus. Rund Geplante Maßnahmen im Rahmen
bau alternativer Energiequellen Ausbildung als Journalist. die Hälfte des Wohnungsbestandes des Nationalen Aktionsplans
und einer deutlichen Verbesse-  n wurde vor 1945 gebaut, weitere Erneuerbare Energien (Auswahl)
rung der Energieeffizienz kommt 22% sind Plattenbauten mit einer
das Land nicht vorbei. Beide Ziele denkbar schlechten Energiebilanz. » Verabschiedung eines Gesetzes zur
bieten auch ausländischen Tech- Für das Beheizen einer Wohnung nachhaltigen Energiewirtschaft (2011)
nologie-Anbietern gute Chancen. in Ungarn werden etwa zwei Drit- » Umgestaltung und Vereinfachung
tel mehr Energie gebraucht als im bestehender Förderprogramme
» Energieloses Wachstum EU-Durchschnitt. »V erabschiedung eines gesonderten
Folgerichtig sieht die Regie- operativen Programms Energie für den
Ohne Maßnahmen zur Energie- rung in diesem Bereich auch das Zeitraum 2014-2020
einsparung würde der Gesamtener- größte Potential zur Energieein- »U mfassende Neugestaltung der
gieverbrauch des Landes zwischen sparung. Förderprogramme gibt Einspeisung von Strom aus alternativen
2010 und 2020 um gut 9 Prozent ansteigen. Der es für Wärmedämmung, den Austausch von
Energiequellen
im Dezember 2010 vorgestellte „Aktionsplan Fenstern und Türen oder die Modernisierung
zur Nutzung erneuerbarer Energien“ geht da- der Heizungssysteme in älteren Wohnhäusern » Schaffung einer „Grünen Bank“
von aus, dass sich dieser Anstieg durch bereits und öffentlichen Bauten. Seit 2001 wurde be- » Überarbeitung der Förderinstrumente
beschlossene und neue Programme zur Energie- reits ein Viertel aller Plattenbauten moderni- für Gebäude-Energetik
einsparung praktisch vollständig kompensieren siert, die Energieeinsparungen betragen bis » Maßnahmen zur Verbreitung von
lässt. Dies würde bedeuten, dass praktisch das zu 50%. In den kommenden 10 Jahren soll Biokraftstoffen der 2. Generation
gesamte Wirtschaftswachstum bis 2020 (erwar- der Energieverbrauch für Heizung und Klima » Erarbeitung eines Energie-Programms
tet werden 3% jährlich) ohne jeden Anstieg des um insgesamt 6% sinken. Für Lieferanten der für die Landwirtschaft
Energieverbrauches realisiert werden könnten. erforderlichen Technik oder Baustoffe werden

20 0 1 / 2 0 11
 Ungarn
Magazin für Investitionsberatung

hat so gute Voraussetzungen für die Nutzung

von Biomasse – und kein Land nutzt diese Res- TAB: Erneuerbare Energien (EE) nach Verwendungszweck
sourcen so schlecht wie Ungarn“, konstatierte ein Anteil EE Produktion
Experte kürzlich im Fachmagazin ZIP. Das sieht
am Gesamtverbrauch EE 2020*
auch die Regierung so. Der Aktionsplan Erneu-
erbare Energien sieht vor, den Anteil erneuer-
2010 2020* ktoe Zunahme
barer Energien am Gesamtenergieverbrauch gegenüber 2010
in 10 Jahren auf das Doppelte zu steigern, von Heizung/Klima 9.2% 19.2% 1 863 +96%
heute rund 7 Prozent auf dann über 14%. Eine Elektroenergie 6.6% 10.9% 481 +97%
herausragende Rolle soll dabei der Biomasse zu- Verkehr 3.7% 10.0% 535 +257%
kommen. Gesamtverbrauch 7.4% 14.7% 2 879 +114%
Vor allem in der ungarischen Landwirtschaft * Szenario mit zusätzlichen Maßnahmen 2010-2020 Quelle: Aktionsplan Erneuerbare Energien (2010)
besteht dafür ein gewaltiges Potential, das die
Regierung durch gezielte Förderung erschließen
will. Theoretisch könnte Biomasse ein Fünftel
des Gesamtenergiebedarfs von 2020 abdecken. Grafik:
 Geplanter Verbrauch Erneuerbarer Energien nach Verwendungszweck
Derzeit sind in Ungarn über 50 Biogasanlagen in ktoe/Jahr
in Betrieb, dutzend weitere sind im Bau. Schon
in diesem Jahr wird die modernste und größte 3500
landwirtschaftliche Bioagasanlage des Landes
im südostungarischen Szarvas in Betrieb gehen. 3000 Heizung und Klima
Dort sollen jährlich mehr als 110 tausend Ton- Stromerzeugung
nen landwirtschaftlicher Abfälle in elektrische 2500
Verkehr
Energie umgewandelt werden. Die Anlage mit
einer Kapazität von 4,2 MW wird von der deut- 2000 1863
schen Aufwind Neue Energien GmbH errichtet, 1743
1600
knapp 13% der Investitionskosten von rund 14 1500
1421
Millionen Euro steuert die Europäische Union 1248
990 1049
bei. In den kommenden Jahren dürfte Biomasse 1000 941 944 955
949
in Ungarn vor allem für die örtliche Wärmever- 465
481
439
sorgung eine zunehmende Rolle spielen, aber 500 676 350 333 297 366
246 269 299
auch der Ausbau von kleinen und mittleren 244
155 150 330 330 379 425 535
200 226 225 266 266
Verbundkraftwerken (Strom und Wärme) soll 0 9
gefördert werden. 2005 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Auch Ungarns geothermische Ressourcen
liegen weit über dem globalen Durchschnitt. Quelle: Nationaler Aktionsplan/Green-X (Dezember 2010)
Schon heute wird sie in großem Umfang ge-
nutzt, z.B. bei der Beheizung von Gewächshäu-
sern. Doch die Technologie ist teuer, die hohen von etwa 330 MW installiert, fast ausschließlich » Wieviel ist uns saubere Energie wert?
Kosten für Bohrungen, Rückpressungen und im Nordwesten des Landes. Der Markt wird von
den Ausbau der Verteilungssysteme lassen sich wenigen Akteuren dominiert, allein die spani- Erneuerbare Energien sind heute gegenüber
wirtschaftlich kaum decken, der Förderrahmen sche Firma Iberdola betreibt in Ungarn Anlagen fossilen Energieträgern nur beschränkt wett-
ist begrenzt, so dass in diesem Bereich, wie üb- mit 158 MW, also fast die Hälfte. Theoretisch bewerbsfähig. Ungarn setzt deshalb auf einen
rigens auch bei Wärmepumpen oder der Photo- wird das Windkraftpotential in Ungarn auf meh- Mix von Förderinstrumenten: direkte Produk-
voltaik, der Ausbau der Kapazitäten langsamer rere 1000 MW geschätzt, doch nach Berechnun- tionssubventionen, Investitionszuschüsse und
als wünschenswert vorankommen dürfte. Bei gen der Regierung lässt das bestehende Strom- Finanzierungshilfen, Preissubventionen, obli-
der Windenergie hingegen sieht die Regierung netz nur die Einspeisung von maximal 750 MW gatorische Beimischungsquoten oder steuer-
vor allem technische Grenzen. Derzeit sind in zu. Aber selbst das wäre immerhin gut doppelt liche Vergünstigungen sollen Produktion und
Ungarn Windkraftanlagen mit einer Kapazität so viel wie heute. Verbrauch sauberer Energien ankurbeln. Bei
den Investitionsbeihilfen ist Ungarn vor allem
Sanierungsprogramm „Dorfhaus“ auf die Mittel aus den EU-Strukturfonds ange-
wiesen. Knapp 4,2 Milliarden stehen Ungarn für
den Zeitraum 2007-2013 für den Bereich Um-
welt und Energie zur Verfügung. Zwar kommt
davon längst nicht alles nur den erneuerbaren
Energien zugute, doch auch so verspricht der
ungarische Markt aufgrund des steigenden
Bedarfs zusammen mit möglichen Förderun-
gen für die kommenden Jahre attraktive Ge-
schäftschancen.  Dirk Wölfer

Deutsch-Ungarische Industrie-
und Handelskammer

Tel.: +36/1/345-7624
Fax: +36/1/345-7614
H-1024 Budapest, Lövőház u. 30
E-Mail: woelfer@ahkungarn.hu
www.duihk.hu

0 1 / 2 0 11 21
 Polen
MITTELEUROPA
Deutschland genießt eine Vorrangstellung
unter den ausländischen Investoren in Polen.
Nachholbedarf
bei Erneuerbaren Energien
Hoffnungsträger: Windenergie
Laut Brüsseler Vorgaben
sollten 2020 15% der an der
Weichsel produzierten Energie
aus erneuerbaren Quellen
stammen. 2010 waren es in
Polen ersten Hochrechnungen
zufolge nicht einmal 7%.
Nach Angaben des Amtes für Regulierung der
Energetik (Urząd Regulacji Energetyki) wurden
im letzten Jahr 10 TWh Strom aus erneuerbaren
Energiequellen hergestellt, 1,5 TWh mehr als
2009. Damals entfielen 4,1 TWh auf Mitverbren-
nung, 2,5 TWh auf Wasserkraftwerke, 1,4 TWh
auf Windenergie, 0,5 TWh auf Biomasse und 0,3
TWh auf Biogas.
Um fast 30% stieg 2010 ggü. dem Vorjahr die
installierte Leistung grüner Kraftwerke und er-
reichte 2556,4 MW. Am meisten zugelegt haben
Wind- (um 455,6 MW auf 1180,3 MW), Biomas-
se- (um 103,7 MW auf 356,2 MW) sowie Biogas-
kraftwerke (um 12,0 MW auf 82,8 MW). Foto-
22 0 1 / 2 0 11
voltaik spielt mit einer installierten
Leistung von 0,03 MW fast keine
Rolle im polnischen Energiemix.
An Bedeutung verlieren auch Was-
serkraftwerke, deren Leistung 2010
um 8,2 MW auf 937,0 MW sank.
Die Windenergie wird als größ-
te Hoffnung auf die Erfüllung der
EU-Richtlinien gehandelt. Seit
knapp zwei Jahren beteiligt sich
Polen durch das ECBREC Institut
für Erneuerbare Energien am EU-
Projekt OffshoreGrid, dessen Ziel
die Festlegung der aussichtsreich-
sten Gebiete für die Aufstellung
von Windkraftwerken in der Ost-
und Nordsee ist.
Einen Schritt weiter ist da die
Firma Enerco, die zusammen mit
ihrem amerikanischen Investor In-
verenegy, einen 250-MW-starken
Windparkkomplex neben Darłowo
an der nordöstlichen Ostseekü-
ste Polens bauen will. Bereits in
diesem Jahr sollen die ersten drei
Michael Kern Windparks mit einer Leistung von
begann seine AHK- je 80 MW in Betrieb gehen. Sollte,
Karriere 1994 bei der wie geplant, die Finanzierung gesi-
Auslandshandels- chert werden, gibt es schon Pläne
kammer in Oslo. 2001
wurde er stellvertre- für vier weitere Windparks, die
tender Geschäftsführer auch bereits dieses Jahr finalisiert
der AHK Tschechien. werden könnten. Insgesamt plant
2005 wechselte er als Enerco Windkraftwerke mit einer
geschäftsführendes Leistung von 1.000 MW.
Vorstandsmitglied zur
AHK Slowakei und 2011 Unterdessen arbeitet das polni-
wurde er Hauptgeschäfts- sche Parlament – seit mittlerweile
führer der AHK Polen.  n über einem Jahr – an einer Novelle
des Gesetzes über die Seegebiete
Polens. In ihrem Rahmen sollen
die Genehmigungsprozeduren, die
für eine Aufstellung von Wind-
kraftwerken im polnischen Ho-
heitsgebiet nötig sind, wesentlich
vereinfacht und verkürzt werden.
Außerdem soll die Laufzeit der
Genehmigung auf 30 Jahre gestei-
gert werden, mit der Möglichkeit
um weitere 20 Jahre zu verlängern.
 Polen
Magazin für Investitionsberatung

Eine Vorrangstellung genießt Deutschland

Preise für Erneuerbare Energie auch unter den ausländischen Investoren in Po-
len. In der offiziellen Statistik wechselt man sich
Der Einkaufpreis von Energie aus
laut der Polnischen Nationalbank zwar mit den
Erneuerbaren Quellen setz sich in
Niederlanden – mit jeweils über 20 Mrd. EUR
Polen aus mindestens zwei Teilen also vorsichtig optimistisch auf die Einhaltung Direktinvestitionen – auf dem ersten Platz ab,
zusammen: dem Durchschnittspreis der EU-Richtlinien blicken. diese umfasst jedoch nicht alle Geldzuflüsse und
für Elektroenergie (ca. 197 PLN, also 2010 hat Polen ersten Hochrechnungen des weißt vor allem bei KMUs Lücken auf. Da aber
ca. 50 Euro/MW) sowie dem Erlös aus Statistischen Hauptamtes GUS zu folge mit ei- ein Großteil der knapp 6.000 deutscher Unter-
erhaltenen sog. grünen Zertifikaten (ca. nem Wirtschaftswachstum von 3,8% abgeschlos- nehmen in Polen in dieses Segment fällt, geht
280 PLN, also ca. 71 Euro/MW). Dazu sen, 2 Prozentpunkte mehr als im Krisenjahr man davon aus, dass der westliche Nachbar der
kommen je nach Energiequelle und 2009. Hauptantrieb war der Inlandskonsum, der größte Investor in Polen ist.
Produktionsverfahren, evtl. Erlöse aus um knapp 4% gestiegen ist, Investitionen sind Bei dem Investitionszufluss verzeichnete Po-
gelben, grünen, roten oder braunen hingegen um 2% zurückgegangen. len in diesem Jahrhundert bis 2007 fast jähr-
Zertifikaten hinzu. Bei kogenerativer Ein weiteres Wachstumsstandbein war der lich neue Rekordwerte. Im letzten Jahr vor der
Export, der mit 19,5% Wachstum zur Vorkrisen- Krise belief sich dieser auf über 17 Mrd. Euro.
Energieerzeugung aus Gas – gelbes
dynamik zurückgefunden hat. Gleichzeitig nah- 2008 knickte das Ergebnis um über 40% auf ein
Zertifikat – sind das z.B. ca. 126 PLN, also men allerdings die Einfuhren um fast 22% zu, Niveau von 10 Mrd. Euro ein, wo es auch 2009
ca. 32 EUR/MW. was das Außenhandelsdefizit auf 13,5 Mio. Euro verblieb. Für das vergangene Jahr rechnet man
geschraubt hat. Fast 80% des Außenhandelsum- mit einer milden Erholung und maximal 11
satzes wickelt Polen mit europäischen Partnern Mrd. Euro Investitionsausgaben seitens auslän-
Die Nutzungskosten werden mit 1% der geplan- ab. 70% entfallen auf EU-Staaten, 50% alleine auf discher Firmen.
ten Investition veranschlagt und ggf. in Raten zu dem Euro-Raum. Mittelosteuropa (ohne Rus- Michael Kern
zahlen sein. sland) zeichnet für über 10% des Gesamtumsat-
Bis 2013 plant wiederum der Nationale zes verantwortlich.
Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft Hauptabnehmer polnischer Ausfuhren ist Deutsch-Polnische Industrie-
NFOSiGW Maßnahmen zur Erhöhung der mit 26% Anteil Deutschland, gefolgt von Frank- und Handelskammer
Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden in reich (6,8% Anteil) und Großbritannien (6,2%). ul. Miodowa 14
Höhe von ca. 800 Mio. Euro. Erstmals können Auch bei den Importen liegt Deutschland an er- 00-246 Warszawa
sich nun öffentliche Einrichtungen wie Ge- ster Stelle (21,7% Anteil), auf den Plätzen folgen E-Mail: mwozniak@ahk.pl
meinden, lokale Selbstverwaltungen, Schulen, Russland (10,5%) und China (9,5%). Wichtigster Internet: www.ahk.pl
Krankenhäuser etc. um Mittel für Investitionen MOE-Handelspartner ist Tschechien, dass bei Tel: +48/ 22/ 5310-525
in Energieeinsparungen innerhalb von Gebäu- den Exporten mit 6,0% Anteil den 5. Rang und Fax: +48/ 22/ 5310-600
den bemühen. Dabei geht es nicht nur um deren bei den Importen mit 3,6% den 6. Platz belegt.
Beheizung sondern auch um Beleuchtung, Iso-
lierfenster und Klimatisierung. Im Rahmen der
Maßnahmen werden immer mehr Solarkollek-
toren montiert. Polen belegt einen Spitzenplatz
in Europa, was die Zahl der montierten Kollek-
toren zur Wärmeerzeugung betrifft. Spitzenrei-
ter sind die südwestlichen Regionen Oberschle-
sien und Kleinpolen. Der Wert des Marktes soll
von etwa 100 Mio. Euro 2009 auf das zwanzig-
fache 2020 wachsen. Die Gesamtfläche instal-
lierter Sonnenkollektoren hat sich laut ECBRIC
von 2002 bis 2009 auf 510.000 qm verzwölffacht
und jedes Jahr kommen weitere 150.000 qm
hinzu. Einen weiteren Anstieg soll eine öffent-
liche Bezuschussung für Besitzer von Einfami-
lienhäusern und Wohnungsgemeinschaften in
Höhe von 45% der Kreditbeträge begünstigen.
Dazu stehen für den Zeitraum 2010-2014 etwa
75 Mio. Euro zur Verfügung.
Unternehmen investieren in Polen aber auch
in andere EE-Quellen wie Biomasse, Biogas und Volkswagen in Posen.
Wasserkraft. Trotz des Nachholbedarfs kann man

TAB: Makroökonomische Kennzahlen Polen

2008 2009 2010 2011
Wirtschaftswachstum 4,8% 1,7% 3,8% 3,7-4,1%*
Arbeitslosigkeit (jeweils im Januar) 11,7% 10,5% 12,7% 13,1%
Durchschnittliches Monatsgehalt (jeweils im September) 2968,55 PLN 3113,86 PLN 3203,08 PLN 3321,59 PLN*
Inflation 3,3% 3,5% 3,1% 2,7%*
Export (in Mrd. Euro) 116,2 98,3 117,4 140*
Import (in Mrd. Euro) 142,4 107,5 130,9 152*
Wechselkurs PLN/EUR (Jahresdurchschnitt) 3,5166 4,3273 3,9946 3,8129*
Haushaltsdefizit (in Mrd. PLN) 24,3 23,8 45,0* 40,2*
* Prognose Quelle: Statistisches Hauptamt (Główny Urząd Statystyczny, GUS); Internationaler Währungsfonds; Finanzministerium; Sedlak & Sedlak; Deutsche Bank Polska

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 Russland
OSTEUROPA
Russland hat neue
Energiestrategie vorgestellt
Es fehlt an alternativen Energiequellen
Russland braucht Investitionen
besonders im Energiebereich.
Zur Zeit, so eine
Einschätzung des russischen
Unternehmerverbandes,
kämpft die Energiewirtschaft,
energieintensive Branchen
(wie Metallurgie, Transport,
Maschinenbau) sowie
der Kommunalsektor mit
veralteten Technologien.
Modernisierung ist angesagt.
Der Großteil der Industrieanlagen wur-
de vor 30-40 Jahren gebaut. Kein Wunder
also, dass die Abnutzung inzwischen schon
kritisches Niveau erreicht hat. Aber auch neu
blieben die meisten industriellen Anlagen, die
größtenteils in der ehemaligen UdSSR bzw.
Comecon-Ländern hergestellt wurden, weit
hinter dem Weltniveau zurück. Auf Energieef-
fizienz oder gar Umweltschutz wurde während
24 0 1 / 2 0 11
ihres Baus kaum geachtet. Und da
der freie Markt weit weg war, wur-
den die Anklagen ohne Rücksicht
auf Kategorien wie Selbstkosten,
Nachfrage und Absatz gebaut.
» Die russische Regierung
plant die Privatisierung
Heute beträgt die Abnutzung
der Industrieanlagen rund 60
Prozent. Die Konzentration der
­Energiewirtschaft auf große Was-
serkraft-, Gas und Kernkraftwerke,
hat dazu geführt, dass es den Men-
schen außerhalb der größten Städ-
te vor allem im Winter an Strom
und Gas mangelt. Was fehlt ist die
Versorgung durch alternative En-
ergiequellen. Um Investoren anzu-
locken, hat Russland nun seine In-
vestitionsbedingungen verbessert.
Der 10-Punkte Plan, den der russische Präsident
Medwedew vor kurzem in Davos vorgestellt hat,
soll vor allem zum Investitionsklima beitragen:
Oleg Nikiforov
ist seit 2006 Chefredak-
teur der monatlichen
Energiebeilage
(NG-Energy) der
Moskauer Tageszeitung
„Nesawisimaya Gazeta“.
Nikiforov hat lange Zeit
für verschiedene russi-
sche Zeitungen gearbeitet
und hat in den Jahren
1991- 1993 zusammen
mit deutschen Investoren
die Berliner Zeitschrift
„Märkte in Osten” vorbe-
reitet.  n ausländischer Studienabschlüsse.
Die russische Regierung, die Privatisierungen
im Wert von 30 Mrd.USD plant, erwartet ähnliche
• Weniger strategische Betriebe,
die von der Privatisierung ausge-
schlossen sind
• Mehr Privatisierungen im Ener-
getikbereich
• Eine Stiftung zur Förderung von
Risikoinvestitionen
• Verzicht auf Sondersteuern
• Die Wandlung Moskaus in ein
internationales Finanzzentrum
• Der Beitritt Russlands in die WHO
und OECD;
• Ein Programm zur Verbesserung
der Energieeffektivität;
• Technologieaustausch im zivilen
und militärischen Bereich
• Investitionen in Human Ressour-
ces: Ausbildung von Wirt-
schaftsmanagern und Beamten
im Ausland. Anerkennung
• Infrastrukturprojekte im Sport-
bereich
Wasserkraftwerk Chirkeyska

>> Der Anteil der erneuerbaren Energien in Russland
liegt bei etwa 1 Prozent.
Schritte von den Regionen. Davon, so Finanzmi-
nister Aleksey Kudrin soll in Zukunft die Finanz-
hilfe für die Regionen abhängig gemacht werden:
erst Privatisierung, dann staatliche Förderung.
Moskaus Oberbürgermeister Sobyanuin geht hier
mit gutem Beispiel voran. Für dieses Jahr plant er
Privatisierungen in Höhe von 13,9 Mrd Rubel.
» Prioritäten der neuen Enegiestrategie
Im Jahre 2009 hat die russische Regierung
ihre neue Energiestrategie ausgearbeitet. Prio-
rität bleibt zwar stehen zwar der Export von
fossilen Brennstoffen und die Entwicklung der
Atomenergie. Aber auch eine Verbesserung der
Energieeffizienz gehört zu den Zielen. Gefragt
ist daher vor allem mehr Innovation und Diver-
sifizierung. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer
Energien bis zu 4,5 Prozent der gesamten Ener-
gieproduktion betragen. Bei einer gleichzeiti-
gen Erhöhung der Gasexporte könnten so bis
zu 150 Mrd. USD pro Jahr eingespart werden.
Unter den erneuerbaren Energien verspricht
sich Russland am meisten von der Wasserkraft.
Schon jetzt beträgt der Anteil der Wasserkraft
an der russischen Energieproduktion stolze 18
Prozent. Vernachlässigt hingegen sind andere
erneuerbare Energien, deren Anteil bei etwa 1
Prozent liegt. Deswegen sind jetzt Investitionen
in die, in Russland noch unterentwickelte erneu-
bare Energiearten(Wind-sowie Sonnenenergie,
Geothermie) sehr vorteilhaft. Investitionen in
Russland
OSTEUROPA
(Brasilien, China, Indien) überwunden. Ausser-
dem muss man im Auge behalten, dass Russland
2010 auf dem Korruptionsindex um ein paar
Plätze nach unten gerückt ist. Aber auch aus
anderen Gründen ist bei Investitionen in Rus-
diesem Bereich können sich schon innerhalb sland Vorsicht angebracht. Die wirtschaftliche
weniger Monate amortisieren.. Entwicklung Russlands ist weiterhin sehr stark
vom Ölpreis abhängig, die demographische
» Russland hat die Krise schlechter als Entwicklung ist eher rückläufig und die politi-
andere BRIC-Staaten überwunden sche Entwicklung, mit Hinsicht auf die Präsi-
dentschaftswahlen 2012 ungewiss. Allgemein
Probleme, auf die Investitionen in die rus- lässt sich sagen, dass der Einfluss des Staates auf
sische Energiewirtschaft treffen könnten, sind die Wirtschaft in Russland viel grösser ist, als in
eher allgemeiner Natur. Eine Bloomberg-Studie westlichen Staaten. Jeder, der in Russland inve-
zur internationalen Aktienentwicklung 2011 stiert sollte sich auf seine eigene Einschätzung
fand, dass die Hälfte der Marktkapitalisierung der Lage in Russland, seiner Bereitschaft zu Re-
in Russland von der Öl-, Gas-, und Energiewirt- formen und seinen Fähigkeiten, diese durchzu-
schaft gemacht wird. Anderseits hat Russland setzen, verlassen.
die Krise schlechter als andere BRIC-Staaten Oleg Nikiforov
TAB: Energiesektor der russischen Wirtschaft
2000 2010 2020 min/max
Primärenergie – Mio. Tonnen 1700 1525 1417/1740
Erdöl und Kondensat,Mio.Tonnen 323 505 305/360
Erdgas und Erdölgas, Mlrd m3 550 720 660/700
Kohle, Mio.T 260 320 340/430
Atomenergie, Mlrd . kWh 131 150 235/340
Hydroenergie, Mlrd. kWh 165 150 190/200
Erneubare Energie, Mio.Tonnen 1 2-3 12-20
Elektroenergie, Mlrd.kWh 876 990 1240/1620
Rohöl Mio.T. 174 205 200/225
Wärmekraft Mio.Gigakalorien 2060 2200 2420/2650
Vorbereitet durch Prof.Dr. Aleksez Khaitun, Leiters des Energiezentrums der Europainstitut der Russischen
Akademie der Wissenschaft für Oniksdata.ru
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 Ukraine
OSTEUROPA

Atomkraftwerk Rivne

Für ausländische Investoren

wird der Einstieg in der Ukraine
nicht leicht sein
Chancen für österreichische Firmen könnten bei
der dringend notwendigen Modernisierung der Gas-
und Öltransitleitungen entstehen
Die Energiepreise in der betreiben. Die einzige private Gesellschaft ist
Ukraine werden von der Shidenergo und steht im Besitz der ukraini-
schen Industriegruppe SCM, deren Inhaber
Regierung stark subventioniert der reichste Ukrainer, Rinat Akhmetov ist.
und sind damit sehr niedrig. Die Gesellschaften Donbasenergo, Tsen-
Aufgrund der äußerst desolaten trenergo, Dniproenergo und Zahidenergo*
Haushaltssituation ist man Im Jahr 2010 war ein Mangel an Koh- werden mehrheitlich vom Staat kontrolliert,
jedoch gezwungen diese le spürbar – das führte zu Verlusten bei den private Gesellschaften sind aber ebenfalls be-
Energiegesellschaften Donbasenergo und Za- teiligt. Der Staat plant in den nächsten Jahren
Förderungen zurückzufahren, hidenergo, für das laufende Jahr rechnet man die Beteiligungen an den Energieversorgern
wodurch die Energiepreise ohne Kohlemangel auszukommen. zu verkaufen. Ähnlich ist die Lage im Bereich
in nächster Zeit um 50-100% Der Staat ist noch immer im Energiemarkt der Energiedistribution – der Staat kontrol-
steigen werden. sehr stark beteiligt – er kontrolliert 4 von den liert etwa 70% von den Verteilergesellschaften
5 Energiegesellschaften, die Wärmekraftwerke (Oblenergo). Die Atomkraftwerke und Was-

26 0 1 / 2 0 11
 Ukraine
Magazin für Investitionsberatung

serkraftwerke werden von den staatlichen Ge-

sellschaften Energoatom und Ukrhidroenergo Grafik: Stromerzeugung in der Ukraine Quelle: World Nuclear Association
betrieben.
Die Mehrheit der Unternehmen im Erdöl-
sektor in der Ukraine befindet sich ebenfalls
in staatlichem Besitz:
- Ukrnafta (Ölförderung), größter Aktio-
när ist die staatliche Naftogaz Ukrainy
- Ukrtransnafta (Öltransport), staatlicher
Monopolist - gehört der Naftogaz Ukrainy
- Ukrtatnafta (Vertrieb)
Bei vielen dieser Unternehmen ist aller-
dings auch der Einfluss der Firmengruppe
Privat sehr groß. Die Privat Gruppe ist einer
der größten und wichtigsten Konzerne in der
Ukraine, der Name stammt von der Beteili-
gung an der Privat Bank.
Der ukrainische Energiemarkt ist nicht
liberalisiert, die Strom- und Wärmeversor-
gungspreise werden von einem staatlichen
Kohle
Organ festgelegt. Mittelfristig ist mit einer
Liberalisierung des Energiemarktes nicht zu Wasser und andere
rechnen.
Atomenergie
» Position der Regulationsbehörde
Die ukrainische Regulierungsbehörde, die
Nationale Kommission für die Regulierung schen Playern mit allen Mitteln boykottieren. stünde für europäischen Firmen die Möglich-
der Elektroenergetik, kann man kaum mit Chancen für österreichische Firmen könnten keit als Subunternehmen und Lieferant am
anderen europäischen Regulierungsbehör- bei der dringend notwendigen Modernisie- Projekt teilzunehmen.
den vergleichen, da in der Ukraine nicht der rung der Gas- und Öltransitleitungen entste- Die Regierung verspricht den Investoren
Markt reguliert wird, sondern diese Behörde hen. Allein kann die Ukraine ein derart gro- allerseitige Unterstützung, tiefgreifende Än-
die Energiepreise für die Konsumenten fest- ßes Projekt allerdings nicht realisieren. Durch derungen wurden bisher aber nicht vorge-
legt. Hauptaufgabe der Behörde: „Beteiligung eine Teilnahme der EU an diesem Projekt be- nommen. Gregor Postl
bei der Gestaltung und Realisie-
rung der staatlichen Politik im Mag. Gregor Postl
Energetikbereich“. ist, nach einer
einjährigen Tätigkeit
» Österreichische Firmen als Exportmanager in
im Energiesektor der Ukraine einem österreichischen
Chemiekonzern, seit
1998 in der AWO der
Sie sind noch schwach vertre- Wirtschaftskammer
ten – einige Firmen versuchen Österreich. Nach seinen
aber in den Bereich der alterna- Einsätzen als stellvertre-
tiven Energien einzusteigen, vor tender Handelsdelegierter
allem in der Windkraft und So- in Kiew, Kairo und
larenergie. Frankfurt, leitet er seit
September 2007 als der
Für ausländische Investoren Wirtschaftsdelegierte das
wird der Einstieg in den ukraini- AußenwirtschaftsCenter
schen Energiemarkt nicht leicht in Kiew.  n
sein. Inländische Industrie-und
Finanzgruppen versuchen seit
vielen Jahren von Privatisierun-
gen in diesem Sektor zu profitie-
ren. Jetzt, wo eine neue Privati-
sierungswelle nah ist, werden die
lokalen Unternehmensgruppen,
die sehr gute Verbindungen zu
den Spitzen des Staates haben,
Kraftwerk Vyhlerivska Ukraine
den Markteintritt von ausländi-

TAB: Staatlicher Anteil in den Energiegesellschaften AußenwirtschaftsCenter Kiew

Gesellschaft Anteil, % vul. Melnykova, 12 A, of. 7
Tsentrenergo AG 78,29 04050 Kyiv
Dniproenergo AG 76,04 T +380 44 503 35 99
Zahidenergo AG 70,10 F +380 44 503 35 98
kiew@wko.at
Donbasenergo AG 85,77 wko.at/awo/ua

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Erfolgsgeschichte
Grundsätzlich sind unsere
geschäftlichen Erfahrungen
sehr positiv
Hauptgeschäftsführer der Gesellschaft LANXESS
Central Eastern Europe Flemming Bjoern Bjoernslev über
Unternehmensbedingungen in dieser Region
Warum haben sie ihre Zentrale für
Mittel-Osteuropa in Bratislava angesiedelt?
Wegen des Euro oder des slowakischen
Steuersystems?
Wesentlich für unsere Standortwahl war die
ideale geographische Lage der Stadt. Sie liegt
zentral und bietet optimale Voraussetzungen für
unser Geschäft in Mittel- und Osteuropa. Von
Bratislava aus und mit unseren Niederlassungen
in Warschau, Budapest und Wien können wir
unsere Marktaktivitäten zielgerichtet umsetzen.
Wie schätzen sie ihre geschäftlichen
Erfahrung in der Slowakei und anderen
Ländern Mitteleuropas ein?
Grundsätzlich sind unsere geschäftlichen
Erfahrungen in der Region sehr positiv. Seit der
Gründung unserer eigenen Vertriebsgesellschaft
2008 haben wir ein sehr lebhaftes Geschäftskli-
ma in der Region beobachtet: Zunächst mit ei-
nem hervorragenden Geschäftsjahr 2008, dann
mit großen Herausforderungen im Jahr 2009
und einen Rückkehr zum Wachstumpfad in
2010. Das gilt auch für LANXESS. Insbesonders
2009 haben wir erfreulicherweise eine relative
finanzielle Robustheit vieler Unternehmen er-
lebt – sowohl in der Slowakei, aber auch in den
anderen V4-Staaten.
Inwiefern lassen sich die
Investitionsbedingung in den Vysegrad-
Staaten mit denen Österreichs vergleichen?
Grundsätzlich hat die österreichische Wirt-
schaft im Gegensatz zu den V4-Staaten über
Generationen hinweg eine gewachsene Wirt-
schaftsstruktur mit entsprechenden finanziellen
Rücklagen schaffen können. Diesen Nachteil ha-
ben die V4-Staaten und viele ihrer Unternehmen
in den vergangenen 20 Jahren noch nicht in dem
Maß kompensieren können. Dieser Unterschied
kann aber in einer Krisensituation ausschlag-
28 0 1 / 2 0 11
Flemming B. Bjoernslev
Von 1994 bis 1998 war er als Gebiets-Vertriebsleiter
der Bayer Industrie Produkte in Köln tätig, bevor er
von 1999 bis 2001 als Leiter Marketing & Sales der
Business Unit Polyrethane und später als BU-Leiter
nach Buenos Aires in Argentinien wechselte.
2003 kam zurück nach Deutschland, um in Leverku-
sen als Projektleiter bei der Bayer Chemicals AG zu
arbeiten. Ein Jahr später wechselte er zu LANXESS
und wurde Marketing-Leiter von Flame Retardants.
Von 2006 an war er als Marketing-Leiter von Phospo-
rous Chemicals für das Unternehmen tätig.
Seit dem 1. Januar 2008 ist Chief Executive Officer
der LANXESS Central Eastern Europe s.r.o. 
gebend sein. Allerdings gibt es von Branche zu
Branche Unterschiede: Innerhalb der V4-Staa-
ten verfügt zum Beispiel die Kautschukindustrie
über jahrzehntelange Erfahrungen, die ihr einen
internationalen Wettbewerbsvorteil verschafft.
Was betrachten sie in der Region als
Standortvorteile, was als Standortnachteile?
Einer der größten Standortvorteile der Re-
gion sind sicherlich noch die Kosten für Löhne
und Gehälter, die nach der Krise zwar wieder
steigen, jedoch moderat und von einer niedrige-
ren Basis aus als beispielsweise in Westeuropa.
Ferner haben die V4-Staaten über lange Zeit
gelernt, mit Widrigkeiten umzugehen, was eine
gewisse Kreativität und Offenheit für pragma-
tische Vorgehensweisen gefördert hat. Gepaart
mit der erwähnten jahrelangen Expertise in
verschiedenen Branchen ist das eine gute Basis
für ein wettbewerbsfähiges Umfeld in den V4-
Staaten. Diesen Weg müssen die Unternehmen
weiterverfolgen.
Die größten Herausforderungen für die Re-
gion liegen mittelfristig im Wechsel vom Status
der „verlängerten Werkbank“ für internationale
Player hin zur Entwicklung eigener Forschungs-
und Entwicklungsaktivitäten, zumal sich das
Niveau der Lohnkosten weiter an westeuropä-
ische Standards angleichen wird.
Kurz nach ihrer Ankunft in
Mittelosteuropa kam es zur globalen
Finanz-und Wirtschaftskrise. Hat die
die Entwicklung ihres Unternehmens
beeinflusst? Was erwarten sie für dieses Jahr?
LANXESS hat sehr schnell mit einem um-
fassenden, globalen Maßnahmenpaket auf die
Krise reagiert und ist gestärkt aus ihr hervorge-
gangen – auch in der MOE-Region. Dank der
solidarischen Anstrengungen aller Mitarbeiter
und Sozialpartner konnten wir während der
Krise alle Mitarbeiter an Bord halten, und das
zahlt sich im derzeitigen Aufschwung aus.
Der relative Umsatzrückgang im Krisen-
jahr 2009 war in allen Ländern der Region in
etwa gleich, lediglich in Polen war der Um-
satzrückgang ein wenig geringer. Durch den
intensiven Aufschwung im Jahre 2010 kehren
n unsere Umsätze in MOE in fast allen Bereichen,
mit Ausnahme der Bauindustrie, auf das Vor-
krisenniveau zurück. Insgesamt beurteilen wir
die Aussichten für 2011 für unsere Geschäfte in
MOE als sehr positiv.
Welches ist ihr größter
Wettbewerbsvorteil auf dem
mitteleuropäischen Markt?
LANXESS hat die richtigen Premium-Pro-
dukte, um die weltweiten Megatrends Mobilität,
Urbanisierung, Landwirtschaft & Wasser opti-
mal zu bedienen. Ein Beispiel ist die EU-Kenn-
zeichnungspflicht für Autoreifen, die im kom-
menden Jahr in Kraft tritt. Diese klassifiziert
Reifen nach Kraftstoffverbrauch, Sicherheit
 Lanxess Bitterfeld

und Laufgeräusch. LANXESS bietet eine breite Vor kurzem starteten sie eine Wissen ist die zentrale Ressource, die wir hier
Palette an Hochleistungs-Synthesekautschuken Bildungsinitiative, die zu einer Verbesserung zur Verfügung haben. Wir wollen Zukunft ge-
sowie -Additiven, die unseren Partnern in der des Chemieunterrichts in der Slowakei stalten und die Begeisterung von Jugendlichen
Reifenindustrie die Herstellung solcher Hoch- führen soll. Warum eine solche Initiative? für die Wissenschaft wecken. Die Nachwuchs-
leistungsreifen ermöglicht. Darüber hinaus Was beinhaltet sie konkret? förderung junger Menschen ist deshalb für uns
zahlt sich auch unser Fokus auf nachhaltige, Bei LANXESS nehmen wir unsere gesell- entscheidend. Daher ist die Ausweitung der
umweltschonende Produktionsverfahren und schaftliche Verantwortung und unser Enga- weltweiten Bildungsinitiative auf Österreich,
die Entwicklung innovativer, nachhaltiger Pro- gement für die Bildung sehr ernst. Bildung Ungarn und die Slowakei eine konsequente
dukte zunehmend aus. bestimmt die Zukunftsfähigkeit Europas, denn Fortführung unserer gesellschaftlichen Ver-
antwortung. LANXESS unterstützt den 11.
Projektwettbewerb des Verbandes der Chemie-
Grafik: Konzern Lanxess - EBITDA Entwicklung (Mio. Euro) Quelle: Lanxess
lehrer/innen Österreichs (VCÖ) zum Thema
„Mit Chemie zu Energie“. Der populäre Wett-
1000 bewerb, an dem Schulen aus Österreich, Un-
rund 900 *
900 garn und der Slowakei teilnehmen, hat es sich
zum Ziel gesetzt, den Chemieunterricht durch
800 719 722 eigenständige Schülerexperimente zu fördern.
675
700 Mit der finanziellen Unterstützung möchte
581 LANXESS den naturwissenschaftlich-techni-
600 schen Unterricht und das Forschungsangebot
447 465 an den teilnehmenden Schulen in der Region
500
nachhaltig verbessern. Mit dem Geld werden
400 Geräte und Materialien zur Versuchsdurchfüh-
300 rung angeschafft, die nach dem Projektwettbe-
werb in den Besitz der teilnehmenden Schulen
200 übergehen.
100
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
LANXESS
* Die genauen Zahlen für das Jahr 2010 werden am 17. März 2011 präsentiert. Central Eastern Europe s.r.o.
LANXESS ist der größte, börsennotierte Spezialchemie-Konzern in Deutschland Štetinova 4
und auf allen wichtigen Märkten der Welt präsent. Das Unternehmen erzielte Bratislava 811 06
2009 einen Umsatz von 5,06 Milliarden Euro und beschäftigt derzeit rund 14.700 Slovenská Republika
Mitarbeiter weltweit. Der Konzern konzentriert sich mit seinem umfangreichen Tel: +421-232151661
Portfolio auf Premium- Produkte. Das Kerngeschäft bilden Entwicklung, Fax:+421-232151699
Herstellung und Vertrieb von Kunststoffen, Kautschuken, Spezialchemikalien und flemming.bjoernslev@lanxess.com
Zwischenprodukten. www.lanxess.com

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Erfolgsgeschichte
Der Bausparkasse Wüstenrot
geht es gut in der Slowakei
Interview mit Mag. Karl Peter Giller, Vorstandsvorsitzender
der Wüstenrot Bausparkasse in der Slowakei

Die Finanzkrise erschütterte den

Banksektor in den höchstentwickelten
Ländern der Welt. Einen wesentlichen Vorteil
des Bausparens stellt der Umstand dar,
daß es dabei um ein geschlossenes System
geht, welches nicht den Turbulenzen der
Finanzmärkte unterliegt…
K. P. Giller: Ja, damit haben Sie absolut recht.
Wir können immer wieder feststellen, dass, je
unsicherer und schwieriger die wirtschaftliche
Situation ist, sich der Trend zum Bausparen ver-
stärkt, sowohl was das Sparen betrifft, aber auch
die Nachfrage nach Bausparkrediten. Die Sparer
wollen ihr Geld sicher, aber trotzdem zu einer
guten Verzinsung angelegt wissen.

Wie würden Sie das Jahr 2010

bewerten? Welche Ergebnisse konnte Ihre vergebenen Auszeichnungen wider: so erhielten Wie würden Sie allgemein die
Gesellschaft erreichen? wir beispielsweise Auszeichnungen im vergan- Hauptunterschiede im Verhalten zwischen
K. P. Giller: In den Jahren 2008 und 2009, genen Jahr als die innovativste Bausparkasse des slowakischen und österreichischen
wo in anderen europäischen Ländern der Staat Landes. Bausparern beschreiben?
vielen Banken hilfreich unter die Arme greifen K. P. Giller: Der wesentlichste Unter-
mußte, gab es in der Slowakei keine Bankenkri- Warum sollte ein Kunde die schied besteht darin, dass in Österreich schon
se. Die Wirtschaft der Slowakei wurde nur auf Schaffung von Wohnraum mittels eines Eltern oder Großeltern für Ihre Kinder
Grund ihrer starken Exportabhängigkeit von der Bauspardarlehens finanzieren und wie sehen bzw. Enkelkinder einen Bausparvertrag ab-
europäischen und amerikanischen Krise in Mit- Sie die Aussichten des Bausparens zukünftig schließen und besparen, diesen aber nicht nach
leidenschaft gezogen. Dies führte in diesen zwei in der Slowakei? 6 Jahren auflösen, sondern diesen entweder
Jahren wegen der unsicheren wirtschaftlichen K. P. Giller: Argumente für die Finanzierung weiter besparen, oder aber bei der Bauspar-
Situation auch bei uns zu einem Rückgang bei des Wohnbedarfes mittels Bausparen gibt es vie- kasse weiter gut verzinst liegenlassen. Die Kin-
Finanzierungen. Umgekehrt konnten wir in die- le; das wesentlichste Argument ist aber: es gibt der bzw. Enkel haben dann, wenn sie sich eine
sen 2 Jahren einen noch nie dagewesenen Trend keine Alternative zur Bausparfinanzierung, die Wohnung oder ein Haus anschaffen, sofort den
zum Sparen verzeichnen. Gerade in dem Kunden eine fixe Rate über Anspruch auf ein Darlehen zu besten Konditio-
wirtschaftlich schwierigeren Zeiten die gesamte Laufzeit von bis zu 25 nen. Dies kommt in der Slowakei leider noch
denken die Leute mehr an Vorsorge.
Karl Peter Giller Jahren garantiert. Nur bei uns hat immer viel zu selten vor. Es kann nie früh ge-
besuchte die Wirt-
Dieser Trend zum Sparen hat sich schaftsuniversität Wien. der Kunde diese Sicherheit, und nug sein einen Bausparvertrag abzuschließen.
auch 2010 fortgesetzt: so stiegen die Nach Abschluss seines das wissen unsere Kunden auch zu Je früher und je mehr man spart, umso schneller
Spareinlagen unserer Kunden um Studiums war er im schätzen. bekommt man ein Bauspardarlehen mit günstig-
mehr als 14%. Ab Mitte des letzten Raiffeisensektor tätig, Hinsichtlich der zukünftigen sten fixen Zinsen, bei uns schon um nur 3%. Die
Jahres können wir eine Belebung mit 29 Jahren wurde er Marktchancen in der slowakischen Wüstenrot Bausparkasse hat während der gesam-
Geschäftsführer einer
der Wohnbaufinanzierungen fest- niederösterreichischen Republik kann ich sagen, dass diese ten Zeit ihres Wirkens in der Slowakei (1993 –
stellen. Das Jahr 2010 haben wir Raiffeisenbank. Danach riesig sind, und zwar vor allem aus 2010) ihren Kunden insgesamt bereits 1,8 Mrd. €
mit einem Gewinn in Höhe von 2,7 wurde er zum Vorstand zwei Gründen: für Wohnzwecke zur Verfügung gestellt.
Mio. € nach Steuer abgeschlossen, einer großen Volksbank ­• erstens haben wir bei einem
was eine Steigerung in Höhe von bestellt. Von 1991 bis ungefähren Vertragbestand aller
2002 war er Wüstenrot- Wüstenrot stavebná sporiteľňa
fast 16% gegenüber dem Vorjahr Landesdirektor für NÖ, drei Bausparkassen in Höhe von
darstellt und somit zählt das Jahr 2002 wechselte er in den rund 1,2 Millionen Verträgen si- Grösslingova 77
2010 zu den erfolgreichsten Jahren Vorstand der slowakis- cherlich noch ein großes, noch 824 68 Bratislava 26
unserer nunmehr achtzehnjährigen chen Wüstenrot Bauspar- nicht geschöpftes Kundenpotential, tel.: +421 2 5927 5391
Tätigkeit in der Slowakei. kasse, ab 2004 als deren ­­• zweitens, gibt es noch immer
Vorstandsvorsitzender. n fax: +421 2 5292 0912
Dieser Erfolg spiegelt sich auch einen riesigen, sanierungsbedürfti- www.wustenrot.sk
in den von unabhängigen Instituten gen Wohnungsbestand.

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