POLITIK
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STEr .. " . " l
he das Gespräch beginnen
E kann, muss der Reporter eine
Erkl~rung Uber eIne Sperrfrist
unterzekhnen. DIe Pönale: 100.000
Euro. Die Erfahrungen, die die vier
Studenten mit Medifn gemadll ha-
ben, scheinen sehr negativ gewesen
zu sein. Die Pönale wird nac::h 3.U$-
fiihrtlcher Diskussion &estrichen.
Die Studenten - drei Frauen und
ein Mann, zwlscMn 22 und 27 Jah-
re alt -, die yerd~chtlgt werden, einen
Terrorvereln zu betreiben, stricken
wlihrend des mebrstündlgeß Ge-
sprllchs In einem Ausstellungsraum
In der Wlener Gumpendorfer Straße.
Auf Monltoren laufen Kunst-Videos,
linke Pamphlete wie .Derkommende
Aufstand" liegen auf.
Die vier, die Brandanschläge
durchgeführt und Hiftlingsbefreiun-
gen geplant haben sollen, wollen ihre
N",men nicht Ln der Zeitung tesen. In
ihn!ffi Fall - über den das Monatsm.·
pzln Datum und du N;tehrichtenma·
giztn Profil In ih~n aktuellen Ausgi'
ben berichten -, den sie mal mit TIi·
nen, mal mit Zornesröte im ~sicht
schildern, geht eslet:ttllch um die fra·
ge, ob Sie möglicherweise Terroristen
sind, wie der Verfassungsschut:t ver·
mutet - oder bloß politische Aktivis·
ten, wiesle selbst beteuern?
KI" Isl blsl_, n•• ';nfl: Aus Furcht
vor linksradlolem Terror ließ der
Staat vergangenes jahr mindestem
acht Mitglieder der Studentenbewe·
gung _Uni brennt abhören und ver-
M
suchte Oberdies, einen verdeckten Er-
mittler einzuschleusen.
Wie sich mithilfe des mehrere Tau·
send Seiten starken Aktes, den der Fi/·
Mr zu r Gänze einsehen ronnte, reron·
suuleren l:tut, gerät Michael K!, der
mutmaßliche Anführer der vier Stu·
denten, am 8. Mal 2010 ins Visier der
Fahnder. Eine linke Demo gipfelt an;e'
nem Abend In einer Puty in der Aka·
demle der bildenden KOnste. In den
frohen Morgenstunden wird vor dem
~b3ude eine MOlItonne angezündet.
Der Bnnd dient dem Verfassung5'
schutz als Anlass, die Ermittlungen
In der .lInksutremen Snne- noch
am nJehsten Tar. .massiv aU!i.Zuwei·
ten". Die StaatsschIItzer fordern von
der Stausanwaltschaft grilnes Licht
fü r umfassende Ennittiungsmetho·
den gegen K. und sieben weitere, uno
bekannte Studenten, die verdächtigt
werden, Bnndanschläge auf öffent·
liche Unl·Elnrlchtungen zu planen.
Dem Antng wird noch am selben Tag
st.t~ben. Das hei&.: TelefonOber·
wachung, Ohserv.ltion und Einsatz ei·
nes verdeckten Ermltllers. Letzterer
scheitert bei einem ersten Versuch, so
heißt es Im Akt, wegen .des konspira·
tiven Verh.ltens und derin sich abge·
schlossenen Struktu r derGruppe".
Wie die Fahnder d.lrauf kommen ,
dass K. der AnfUh ~rderOrganls.ation
sei, Ilut sich an hand des Aktes nicht
: eruie ren. De r Kunststudent war von
: Anfang an In der _Uni brennt-·Sze·
Sind sie
randgefährlich?
Wie WieMr KunstllUdenteft
Ih TenorwnIichtip iM visier_
Yerfassunpsch_ .._
ne aktiv, die In den Monaten der Be·
setzung des Audlmu der Universität
Wien J:U einer heterogenen, filbrerlo·
5en Be~lung mutiert war. K. schlief
mitunter wochenlang in einem M.lt·
ntzenlageran der Akademie. Wie die
drei MItbeschuldigten auch, koch·
te er dort, malte Demo-Tl"ilnsparente
und diskutierte Im Plenum mit.
Wenige Tage nach Beginn der Er·
mlttlungen heißt es in einem Bericht
des Verfauungsschut.zes, es 5elen
.nunmehr Internationale Einrichtun·
gen als Zielob}ekte nicht aU$Zuschl!e·
Sen. Sollten gegen diese Einridltun·
gen tatskhUch (... ) Bnndanschläge
dUKhgeflihrt werden, ist mit massi-
ven politischen, als auch internatio-
nalen Verstimmungen zu rechnen.-
Die ~schwindJgkeit, mit der die
ErmittIer Innerhalb weniger Tage
von einem brennenden MistkUbel.luf
die Gefahr von 8nndaoschlägen mit
Internationalen Ko!l ater.llschlden
schlleßen, wirkt atemberaubend - zu·
m.1 In den Akten ;eglicher Hinweis
fehlt, wie sleduaufkommen.
fA LTER 7111
Das rarden Fall entscheidende Ereig·
nis findet erst eineinhalb Monate spl·
ter, In den fruhen Morgenstunden des
28. Juni 2010, statt. K. wird an die·
sem Tag stundenlang kreuz und quer
durch die Stadt verfolgt. Laut Obser-
v.ltion trifft er die anderen drei kun:
nach Mlttern.lcht in einem linken
Vereinslokal in Wlen·Mugareten.
Die Beobachtung wird um :twei Uhr
morgens mangels Erfolgsaussichten
abgebrochen. Wenige MInutenspäter
verüben Unbekannte 150 Meter vom
Lobl entfernt einen Anschl.1&-
2wei Kunsutofftonnen des AMS,
die In einer ilberd;tehten Nische des
Da, MlI'p retlIM'
AMSll tnu
Jahr kun nach
dem AnK h La,
auf ~i Plastik·
Miillto_n
13
GebäudeS stehen, werden .lngezUn·
det. Laut Spurenbericht wurde du
Feuer mithilfe von Brandbe$chleunl·
gern gelegt. Zumindest setzte Spllr·
hund D'Spoc l.lut Akten .posltlves An·
ulgeverhalten M • Ein .GroßbnndM , so
heißt es weiter, konnle in dieser Nacht
nur vertllndert werden, weil ein Pas·
sant das Feuer zufillig entdeckte.
In ,1_ "'kennemdeo heißt es: .Der
Arbeitsmarkt als eines der zentnlen
Organe des Kapitalismus $Oll mit Dis·
zlpllnierungsuntemehmen wie dem
AMS.lm Leben erhalten werden: Fll r
die Ermittlerist es ein Verbrechen, wie
sie es hatten kommen sehen. Die vier
Studenten werden eine Woche später
festgenommen. Eine Enthartung wird
:tunkhst wegen Verdunkelungs· und
Tllbegehung.sgefahr abgelehnt. Die
vier verweigern jede AUSSilge. N.lth
mehr als einem Monat in der Justlun·
staltJosefstadt werden sie entlassen.
Die H.lftrkhterin wird den Vor·
wurf, es h.lndle sich um eine terro-
ristische Vereinigung, wegen man·
gelnder Beweise ad acta legen. Aber
schon einen Monat später werden eHe
Ermittlungen nach dem Paragrafen
278b, der eine Haft von bls:tu 15 jah·
ren vorsieht, wieder aufgenommen.
Diesmal weckt ein Video, .luf dem
die Kunststudenten im juni die Ab·
schiebung eines Asytwerbers von der
Schubh.lft :tum Flughafen Schwechat
verfollt latten, den Verdacht. Ausder
Professlonalilit des Videos, das, wie
die Bildende beslitigt, im Rahmen ei·
nes Uni· Projekts entstand, leiten die
ErmltUerden .dringenden Verdacht~
.lb, die Studenten könnten eine .Häft·
lingsbefrelung planena. Dlesm.lllau·
tet der Vorwurf der Fahnder: die vier
wollen womöglich eine -:ind~ru~g
der Asylpolltlk - erzwingen.
Wird hier zugespitzt, um die vier
wegen Ihres politischen Engagements
zu .kriminllisieren~, wie Ihre AnwJI·
tin Anja Obertoflersagt? Oder wissen
die Verfassungsschülzer metar?
Wer den Akt durcharbeitet, slMt
auf manch kuriose Einschlt:tung. Da
wollen die Fahnder einen Schaltplan
für einen ZlIndergefunden haben. Da
schreiben sie von zwei Funkmasten
In Schwechat, deren Manipulation
schwere Folgen für den Flugverkehr
hätte h.lben können. Erst auf Ober·
toners Intervention mllssen sie revi·
dieren: Der Schaltplan gehört ~u einer
Ste~oanlage. Und die Rugfuntc.mu·
ten erweisen sich als Handymasten -
an denen sich die Studenten übrigens
nle:tu sch.lffen gemacht hatten.
Von _übereifer" spricht die Anwll·
IIn. Ein Sprecher der Staatsanwalt·
$eh.lft Wien ist nicht erreichbar, eine
Anklage wurde noch nicht erhoben.
Aus Angst vor ~staalilcher Repressl·
on-, s.agen die Studenten, wollen sie
Ihren eigenen Fa ll nicht kommen·
tieren. Eine sagt zum Abschied nur:
.Flngerwegvonmelner Paranola!- 'I