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Mein Leben mit Autismus

Aus der Sicht einer Betroffenen

Dr. med. Christine Preißmann

Ärztin für Allgemeinmedizin, Psychotherapie


Betroffen vom Asperger-Syndrom

Kontakt: Ch.Preissmann@gmx.de
Fachtag Autismus und Schule Dr. med. Christine Preißmann

Ärztin für Allgemeinmedizin, Psychotherapie


Mein Leben mit Autismus Betroffen vom Asperger-Syndrom
Kronshagen, 19. Februar 2011 Kontakt: Ch.Preissmann@gmx.de

Überblick Einführung
Einführung Schüler mit Autismus sind eine große
Neuropsychologische Grundlagen Problemgruppe
zum besseren Verständnis Häufig bestehen zu viele und zu
Situation und Erfahrungen wenige Fähigkeiten gleichzeitig
autistischer Schüler Notwendig: Förderung und Schutz
Schwierigkeiten im Schulalltag Unebenes Kompetenzprofil sorgt für
Mögliche Hilfen für Schüler und Unverständnis, wirkt als Provokation
Lehrer Vorwürfe: Desinteresse, Faulheit,
Allgemeine Aspekte, Ausblick Unhöflichkeit

Definition Theory of Mind Fortsetzung


Fähigkeit, psychische Zustände sich In das eigene Handeln einzubeziehen,
selbst und anderen Menschen was andere Menschen wissen
zuzuschreiben, also die eigenen Freundschaften zu knüpfen, indem
Gedanken, Gefühle, Wünsche, man die Absichten anderer Menschen
Absichten und Vorstellungen und versteht und auf ihre Absichten
diejenigen anderer Menschen zu eingeht
erkennen, zu verstehen, Das Interesse des Hörers an der
vorherzusagen und in die eigenen eigenen Rede einzuschätzen
Planungen einzubeziehen Zu erkennen, was andere von der
eigenen Handlung denken könnten
Eine mangelhaft entwickelte Theory of Missverständnisse zu verstehen
Mind hat u.a. Auswirkungen auf folgende Die Gründe hinter dem Verhalten
Fähigkeiten (Schirmer, 2006): anderer Menschen zu verstehen
Die Gefühle anderer Menschen zu Die ungeschriebenen Sozialregeln zu
verstehen verstehen

Zentrale Kohärenz Schwache zentrale Kohärenz


Reize werden stets in ihrem Wunsch nach Gleichförmigkeit,
Bezugssystem zu anderen Reizen und Ablehnen von Veränderungen
Informationen gesehen Probleme, bei Texten, Geschichten
Menschen, Objekte und Situationen etc. die wesentlichen Aspekte zu
werden kontextgebunden erfassen
wahrgenommen Aber: Erst durch ihre Konzentration
Autist. Menschen beachten weniger auf Details sind die außergewöhn-
Zusammenhänge von Gegenständen lichen Leistungen mancher Autisten
und Objekten, sondern richten ihre möglich, da sie manchmal Einzel-
Wahrnehmung auf isolierte Details: heiten wahrnehmen, die anderen
schwache zentrale Kohärenz Menschen gar nicht auffallen.
Je detaillierter die Theorien der Häufige Auffälligkeiten autistischer
Neuropsychologie formuliert werden Menschen
können, umso eher wird es gelingen, Schwierigkeiten bei Kommunikation
autistische Störungen besser zu und Interaktion
verstehen, die spezifischen Eigenheiten Oft aber durchaus Interesse am
der betroffenen Menschen nicht als Gegenüber
bewusste Provokation zu empfinden Probleme mit Mimik, Gestik,
und gemeinsam nach Blickkontakt etc.
Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Motorische Ungeschicklichkeit
Umgang mit Veränderungen Strukturarme Situationen
Veränderungen und Wenig strukturierte Situationen
unvorhergesehene Ereignisse wirken auf autistische Menschen
verursachen Angst und Stress chaotisch, machen ihnen Angst:
Autistische Menschen benötigen Pausen, Klassenausflüge etc.
Routinen, Rituale, Stabilität Vielleicht sind hier Sonderregelungen
Andere Menschen wünschen sich möglich (ruhiger Pausenraum,
aber Variationen Befreiung von Ausflügen etc.)
Für jeden Menschen muss ein Wichtigste Maßnahme bei der Arbeit
akzeptabler Kompromiss gefunden mit autistischen Menschen:
werden Strukturierung: „Eindeutigkeit,
Schulalltag: Lehrkräfte, Klarheit und Struktur in der Umwelt,
Klassenräume etc. nicht unnötig oft im Alltag und im sozialen
wechseln, notwendige Miteinander“
Veränderungen rechtzeitig (Remschmidt u. Kamp-Becker, 2006)
ankündigen
Motorische Schwierigkeiten Kommunikative Missverständnisse
Viele Menschen mit Autismus sind Ausgeprägtes wörtliches
motorisch ungeschickt. Sprachverständnis
Probleme im Sportunterricht (auch Mögliche Folgen: Ängste,
aufgrund mangelnder Fähigkeit zur Resignation, unangemessenes
Imitation); individuelle Förderung Verhalten, Fehlbeurteilung seitens der
sehr sinnvoll. Umgebung
Schwierigkeiten auch im Hilfreich: Möglichst exakte
feinmotorischen Bereich, z. B. bei Anweisungen, Verzicht auf
längeren handschriftlichen Texten. zweideutige Äußerungen oder
Mögliche Hilfen: Computer, mehr Redewendungen, häufige
Zeit für Klassenarbeiten etc. Erklärungen, Verständnis überprüfen
Wesentlich für ein besseres Miteinander Wir Menschen mit Autismus haben
ist die Bereitschaft, sich auf den anderen durchaus auch ein glückliches Leben, und
einzulassen, unverständliche wir haben durchaus auch unsere Vorzüge:
Verhaltensweisen zunächst erst einmal zu „Die meisten von uns sind pünktlich,
hinterfragen, statt vorschnell zu zuverlässig, gutmütig, aufrichtig und
(ver)urteilen, ehrlich (…), und es gibt wohl für jeden
um so die Chance zu erhalten, das Betroffenen noch viele weitere individuelle
Gegenüber als eine durchaus liebenswerte Eigenschaften, die ihn zu einem
Persönlichkeit wahrzunehmen. einmaligen und einmalig liebenswerten
Menschen machen.“
(Preißmann, 2005, S. 118)
Kontaktstörung Konzentration, Aufmerksamkeit
Häufige Persönlichkeitsmerkmale: Schwierigkeiten, die wesentlichen
Naivität, Gutgläubigkeit, geringes Aspekte (bei Texten etc.) zu erfassen,
Selbstbewusstsein häufig Ablenkbarkeit durch
Gefahr von Hänseleien durch unwichtige Details
Mitschüler Sinnvoll: Schriftliche
Wichtig: Gesprächsangebote zum Zusammenfassung mit Hervorhebung
Erlernen sozialen Verhaltens in der wesentlichen Textinhalte
Gruppensituationen Sinnvoll: Klassenraum mit möglichst
Versuch, den autistischen Schüler in wenig Ablenkung (Bilder etc.)
die Klassengemeinschaft zu Ungünstige Akustik, viele
integrieren verschiedene Gerüche etc. können zur
Reizüberflutung führen

Nachteilsausgleich Einsetzende Pubertät


Herstellung einer Chancengleichheit Für fast alle Menschen keine leichte
für den betroffenen Schüler Zeit
Anforderungen werden dadurch nicht Menschen mit Asperger-Syndrom
herabgesetzt, daher keine Bevorzu- rebellieren jedoch häufig in dieser
gung gegenüber den Mitschülern Zeit noch stärker
Für jeden einzelnen Schüler müssen Das Erwachsenwerden, die Verände-
individuelle Möglichkeiten überlegt rungen des Körpers und die aufkom-
werden menden sexuellen Bedürfnisse und
Unkonventionelle Maßnahmen sind Wünsche ängstigen und frustrieren
dabei nicht nur erlaubt, sondern Sinnvoll: Gesprächsangebote für
ausdrücklich wünschenswert! Fragen

Zukunftsangst Spezialinteressen
Angst vor anstehenden haben oft sehr beruhigende Wirkung
Veränderungen oder aufgrund für den betroffenen Menschen
fehlender Lebensperspektive sind für die Umgebung oft sehr
Wichtig: Therapeutische Begleitung, anstrengend
lebens-praktische Vorbereitung, Hilfe sollten möglichst nicht komplett
bei Alltagsproblemen, schrittweise verboten (meist ohnehin zwecklos),
Unterstützung bei komplexen sondern in sinnvolle Bahnen gelenkt
Handlungsabläufen, Orientierung an werden
konkreten Beispielen können gut als Belohnung eingesetzt
Zusätzliche Lehrangebote für werden
schwierige Themen wünschenswert lassen sich vielleicht auch gezielt
(Sozialkontakte etc.) nutzen (Berufswahl etc.)

Seien Sie kreativ und mutig,


haben Sie Geduld. Ausblick
Viele Verbesserungen entwickeln sich erst
nach einiger Zeit, Es wird niemals wirklich leicht werden.
und nicht selten Aber vielleicht gelingt es mir eines Tages,
zeigen sich dann Fortschritte, meinen eigenen Weg zu finden
die man in ihrer Intensität und ihn trotz aller Widerstände zu gehen.
nie für möglich gehalten hätte. Das wünsche ich mir sehr.
Eigene Publikationen (Auswahl): Reportagen über mich und meine Arbeit:

…und dass jeden Tag Weihnachten wär´. Berliner Zeitung


Wünsche u. Gedanken einer jungen Frau mit 6. November 2006.
Asperger-Syndrom. Berlin: Weidler (2005).
Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“
Sympathie – Zuneigung – Liebe – November 2007, S. 36-39.
Beziehung (2006). In: Tagungsbericht 11. Frankfurter Rundschau
Bundestagung Leipzig 16.-18.9.2005, S. 134- 5. Januar 2008, S. 12-13.
147. Hamburg: Bundesverband Autismus
Deutschland e.V. (Hrsg.). Die Presse, A - Wien
27. April 2008
Psychosoziale Versorgung erwachsener
Menschen mit Asperger-Syndrom und Zeitschrift „Tina“
High-functioning Autismus (2007). Nr. 25, 11. Juni 2008, S. 24-25.
Posterpräsentation Autismus-Symposium Zeitschrift „Via medici“ (Georg Thieme
Frankfurt, 05.12.2007. Verlag), Nr. 4, Oktober 2008.
Psychotherapie und Beratung bei Zeitschrift „Freundin“
Menschen mit Asperger-Syndrom (2009). Nr. 22, 22. Oktober 2008.
Konzepte für eine erfolgreiche Behandlung
aus Betroffenen- und Therapeutensicht. Westdeutscher Rundfunk: Talkshow
Stuttgart: W. Kohlhammer. 2., vollständig „Plasberg persönlich“, 6. März 2009,
überarbeitete und erweiterte Auflage 2009. Wiederholung beim „Best of“ 2. Juli 2010.
1. tschechische Auflage Prag, April 2010. Deutsche Medizinische Wochenschrift
Was mir hilft. Unterstützung und Nr. 42, 16. Oktober 2009, S. 2105.
Selbsthilfe für Menschen mit Asperger- Hessischer Rundfunk:
Syndrom (2011 vorgesehen). Hessenschau, 2. April 2010.
Stuttgart: Trias-Verlag.
Der Standard, A – Wien
Artikel: Deutsches Ärzteblatt PP 12/2007; 15. Juni 2010.
Ärzte Woche Österreich Nr. 10/2008;
Mehrere Zeitungsreportagen 2010:
Magazin Gesundheit Österreich 3/2008;
u.a. Münsterer Zeitung, Kieler Nachrichten,
InFo Neurologie/ Psychiatrie 12/2008;
Walsroder Zeitung, Märkische Oderzeitung.
Behinderte Menschen (Österreich) 4/2009;
zum Thema „Wohnen“ in der Zeitschrift Mitteldeutscher Rundfunk MDR:
„Autismus“, Ausgabe Mai 2008. Talkshow „Unter uns“, 6. August 2010.

Über Rückmeldungen zu meinen Vorträgen und Anregungen für zukünftige Veranstaltungen


freue ich mich. Vielen Dank.
Buchpublikationen von Christine Preißmann:
Psychotherapie und Beratung bei Menschen mit Asperger-Syndrom.
Konzepte für eine erfolgreiche Behandlung aus Betroffenen- und
Therapeutensicht. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2009
Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart.

„Mit diesem Buch bekommen Therapeuten ein sehr durchdachtes Konzept an


die Hand, es ist aber auch sehr lesenswert für Betroffene, Eltern, Lehrer und
Betreuer. Eine große Hilfe zum besseren Verstehen autistischer Menschen.“
Autismus Nr. 65/2008
„Das Buch schließt eine Lücke zwischen der Fach- und der Betroffenenliteratur
und ist damit für Therapeuten, für Betroffene, die von Erfahrungen einer Frau
mit Asperger-Syndrom profitieren wollen, aber auch für interessierte Laien
empfehlenswert. Es leistet einen wichtigen Beitrag dazu, Menschen mit
Asperger-Syndrom nicht als Objekte einer Behandlung, sondern als kompetente
Subjekte, als Partner im therapeutischen Prozess zu verstehen. Es ist unbedingt
lesenswert.“ Deutsches Ärzteblatt PP, 5/2008
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... und dass jeden Tag Weihnachten wär’.


Wünsche und Gedanken einer jungen Frau mit Asperger-Syndrom.
Weidler-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-89693-446-5.
www.weidler-verlag.de, E-Mail: weidler_verlag@yahoo.de.

„Dies ist ein sehr persönliches Buch. Es enthält meine Vorstellungen, Gedanken
und Wünsche, es enthält Beschreibungen meiner Schwierigkeiten, Fähigkeiten
und Interessen. Es ist ein Buch für Menschen mit Autismus und für ihre Eltern,
ihre Ärzte, Therapeuten und ihre Freunde, für alle, die sich mit ihnen
beschäftigen und sich für sie interessieren. Ich möchte mit diesem Buch
Einblicke geben in unsere Welt, unser Denken und unsere Eigenarten.
Es würde mich sehr freuen, wenn ich durch meine Texte etwas zum besseren
Verständnis von uns Betroffenen beitragen könnte. Wenn mein Buch auch nur
einem einzigen Menschen in irgendeiner Form hilfreich sein könnte, dann hätte
ich es nicht vergebens geschrieben. Das wäre sehr schön.“ Text des Buchrückens

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