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T»ii. Goldziher.
2 i
342 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-ldtäh.
auch des christhchen, ist mit dem Isläm eine allgemein muham¬
medanische Eigenschaft geworden, imd so weit es Muhammedaner
gieht, wird das gidäl mit Lust und Liebe betrieben, und das Mehr
oder Weniger der Leidenschaftlichkeit, mit welcher die Discussion
geübt wird, wird von dem Grade des Fanatismus, welcher dem
betreflfenden Volke eigen ist, bestimmt.
Es ist sehr natürUch, dass dieses Symptom des aUtäglichen
Verkehres in einer reichen polemischen Literatur seinen Ausdruck
finden musste. Hr. Steinschneider bat der orientalischen Literatur¬
wissenschaft den bedeutenden Dienst erwiesen, zuerst ein voU-
ständiges Inventar alles dessen auszuarbeiten, was an literarischer
Polemik zwischen Muhammedanern und Ahl al-kitäb nacbweisbar
ist, imd sich seiner wahrlich nicbt leiebten Aufgabe mit der Ge¬
wissenhaftigkeit und Akribie entledigt, die wir an seinen literatur-
geschichtlicben Arbeiten gewohnt sind. Das rubricirte Werk hat
das ,nonum prematur in annum' in reichem Masse erfahren. Es
ist die Frucht mehr als dreissigjährigen Sammeins und FeUens,
und wenn auch „eine Zusammenstellung wie die gegenwärtige nur
vom Buchbinder abgescblossen wird', wie der Verf (S. X) bemerkt,
so können wir uns aufrichtig freuen, endlich eine monographische
Basis zu besitzen, auf welcher das Studium dieses nicht un¬
wichtigen Zweiges der islamischen Literatur sich weiter aufbauen
kann. Das Buch führt sich als einen „bibliographischen Versuch'
ein. Es konnten daher nur Bücber und Tractate in Betracht ge¬
zogen werden, deren Thema die confessionelle mugädalä ist, ob¬
wohl wir den Spuren der letzteren auch anderweitig begegnen
können, wo die polemische Tendenz der Darstellung eine eigen¬
thümliche Färbung verleiht. An Volksbüchern und Geschichts¬
erzählungen können wir dies mannigfach erfahren. So wird z. B.
in dem Kissat 'Antar dem heidnischen Helden ziemlich häufig mu¬
hammedaniscbe Polemik gegen Christliches ') in den Mund gelegt,
wenn der Verfasser bierzu durch die Begegnung des Helden mit
Cbristen Anlass findet, ebenso wie er auch die arabiscbe Exclusivität
zur Geltung kommen lässt, so oft sein Held mit 'Agam in's Ge¬
spräch verwickelt wird. Der Redactor des Antarromans, der sich
als al-Asma'i einführt und angiebt, dass er ein Alter von 670
Jahren en-eichte, davon 400 in der gähilijjä gefällt sich über¬
haupt in Anachronismen der krassesten Art und lässt nicht selten
2) 'Antar VI p. lt"A . Ich mache auf den ganzen Passus , welcher literar¬
historisch bemerkenswerth ist, aufmerksam. Die kultur- und literarhistorische
Behandluug des merkwürdigen Volksbuches wäre eino verdienstliche Arbeit.
2 t
Goldziher, über muhammedanieche Polemik gegen Ahl al-kitdb, 343
1) Es ist bomorkenswerth, dass auch die Mu'allaka des 'Antar in der Kissä,
wo dieselbe XVIII p. f. angeführt ist, in muhammedanischom Sinne Inter
polationen erfahren hat, besonders die letzten Verse.
2) Futüh al-Shäm od. N. Leos (Caleutta 1859, Bibl. Ind.) I p. 1. ff.
3) 2 Bde. 8. Stambul 1284. Ahmed Efendi Färiü schrieb ein takriz dazu.
344 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kü&b.
4) al-Buchäri Kitäh tnfsir al-Kur'än, al-liakarä nr. 11 ^ed. Krehl III p. IIa),
CMdaiher, über muhammedaniiche Polemik gegen Ahl al-kUdb. Sib
und Euch geoffenhart hat; unser Gott und Euer Gott ist derselhe";
1) Kitab al-Milal (wir citiren immer nach der Leidener Hschr. Warner
nr. 480) fol. 87 r. In der Tradition finden wir auch die gegen Juden erhobene
Beschuldigung, dass sie Bibelstellen, welche sie nicht geradezu falschen, ver¬
heimlichen wollen. So wird z. B. erzählt, dass sie den Vers, welcher gegen
ibid. p. AÜ, 9.
5) Zwei Taur&tstellen citirt er bei Al-Munäwi Kitäb al kawäkib al-durryj&
•fi tarägim al-sädat al-süfüjä (cod. Bef. nr. 141) fol. 61 r oL^^t St^^Jt j
^Sij IjCw UiL^ fjjjli LS'lXwi. Dio letztere Stelle wird häufig aus dem
Taurät citirt, so u. A. hei Ibn al-'Imäd cod. Ref. nr. 46 fol. 5 v aus Tabakät al-anbijä.
1) Wohl eine Reminiscenz an den Ausspruch ri^fS 5112än ^SS Babyl. Talm.
Nodärim fol. 64 b. " '
2) Al-Zamachsari Itabi' al-abrär (Auszug) Hschr. der Wiener Hofbiblioth.
N. P. nr. 63 fol. 127 v.
3) Vgl. Frankel-Grätz Monatsschr. f. Geschichte d. Judenth. 1871 p. 307 ff.
4) Al-Nawawi Kitäb al-adkär (cod. Kef. nr. 268) fol. 67 r.
5) Commeutar zu Muslims Traditionssammlung (Ausgabe von Kairo) I p. |,|.
2 6 *
Goldziher, äber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb. 347
JijM und »JLSU ("l??! "^f^'?)- Ersteros Wort, anfänglich nur vou hobr.
Büchern gebraucht, wird später ein seltener, aber allerdings gebräuchlicher Aus¬
druck für iw)LX5^^ letzteres (s. über den älteren Gebrauch Derenbourg, Journal
asiat. 1868 II P- 382) war so sehr oin Opfer des schrankenlosen cL«ö'! , dass
». ^ '
von don neuen türkischen Gesetzbüchern je ein Theil mit iLLsOo überschrieben
o .
ist. Aehnlich erging es auch dem Worte . Ursprünglich wird dieses Wort
bloss von jüdischen Gelohrton und Frommen gebraucht und zwar bereits der
biblischen Zeit (Keskfll p. III; Ki.ssat 'Antar od. Kairo 1 p. Ia); auch jüdische
Priester worden ^Lj^t genannt. Die üebersetzer der LXX werden abwechselnd
als (li^S) "'"1 als ^La5>! bezeichnet (Al-Sinhägi Buch II. c. 19; Ibn
Kajjim al-GauzijJä (Leidener Hdschr.) fol. 141 r. Ahmod Färis al-Sidjäl( nennt
Es ist fabelhaft, was man sich nicht Alles unter St^jj (auch mit
neben dem Koran als j^^t i»jLxXJ( (al-Bagaw5 bei Ibn al-'Imäd Bl. 84 r.).
4) Al-Kassäf zu Sur. 7, 143. Es möge noch die Ansicht der muhamme¬
danischen Mystiker erwähnt werden, wonach Musa das Taurät in neuu alwäh
Goldziher, Hier muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb. 349
lotus (äI^ HjX^) verfertigt und je zwölf Ellen lang sem; Al-Kalbi
ist für gi-ünen Zabargad, Sa'id b. Gubejr für rotben Jäküt, Rabi'
b. Anas für Hagelsteine u. s. w. Nach Wahb behaute Moses
auf Gottes Befebl die harten Steine, in welche das Gesetz ge¬
schrieben werden soUte; Gott selbst erweichte und spaltete sie
dann mit seinen eigenen Pingem und schrieb die Gesetze auf die¬
selben, so stark, dass Moses das Geräusch der mit de;n Abschreiben
der Gesetze beschäftigten Peder hörte Auch textuelle Daten
über den Inhalt der Tafeln fehlen nicht. Im Saftnat Räjib, wo
die Siebenzabi der Tafeln festgehalten wird, wird der Inhalt der¬
selben nach alten Traditionen mitgetheilt, und da es zu weit
empfing, wovon er sieben dem Volke mittheilte, zwei aher für sich und einige
Auserwählte als esoterische Wissenschaft zurückbehielt. Die Namen der alwäh
äkiLfcwJi v»ÄhJ3 . Dieses Thema ist sehr weitläufig behandelt von Al-(5ilt
führen würde und auch ziemhch unnütz würe, auf den Text dieser
SteUe weitläufig zu refieotiren, erwähnen wir nur so viel, dass die
erste Täfel mit den Worten hegann : ijoj^^ \J6l£>- jsJ! «1! lA^iL
dem Taurät 'i-mAs sein (St. p. 150), und Abü Hatim tradirt von
prophetica (^^jjj^] ■_■ ^ tl) reproducirt wird <>). Nicbt nur die
2) Al-Mundwt fol. 63 r.
4) Ibid. p. 1..
5) Ibid. p. off.
Theologen erfahren wir auch betreffs des Psalters *), von welcbem
aus den Büchem der Ahl al-kitäb die Angabe gemacht wird, dass
König David eine besondere Art dasselbe zu lesen hatte, weicbe
sowobl ibn als auch die Zubörer zu Tbränen rührte Der Psalter
soll Plücbe enthalten gegen die ungläubigen Israeliten und den
Anfang dieses Offenbarangsbuches confundirt, Al-Gazäli mit dem
10. Verse seines CXI. Kapitels ').
Betreffs des Zabür baben sich spätere Muhammedaner eine
offenbare Pälschung erlaubt, indem sie einen aus 150 Suren be¬
stehenden Psalter in arabiscber Sprache fabricirten, von welchem
das asiatische Museum in St. Petersburg, die Bodleiana in Oxford
vmd die Medicea in Florenz Handschriften besitzen. Ausser den
beiden ersten Kapiteln findet sich darin gar kein Anklang an das
kanonische Psalmenbuch; es liegt vielmehr eine Nachbildung des
Koran vor, Ermahnungen, Wamungen, Drohungen, Verheissungen
er^Li^^yt ^\
3) Kit&b al-agänt II p. o. ;
4) Zabür wird auch unter den Namen des Korans selbst angeführt (al-Itkän
p. IIa, 4); auch ein Dialect der öurhum führt diesen selben Namen (Jäküt
in p. To , 17).
5) Kitäb al-'Ikd al-farid (Wiener Hd.schr.) II p. lC2a. Vgl. den Vers des
Abü 'Ubojdä bei Ibn Hischäm p. ("v., ult.
G) Al-Bejdäwi zu Süra 5, 82.
7) Ihjä 'ulüm al-Din (ed. Büläk) III p. MI . Derselbe Satz wird allgemein
im Stile des Korans. Selbst von der SteUe Ps. 60 (49), i, in welcber
die Muhammedaner bekanntlicb eine Hinweisung auf ihren Propheten
finden wollen , ist darin keine Spur vorhanden *). Es wäre aller¬
dings interessant zu untersuchen, in wiefern die gangbaren arabischen
Citate aus Zabür in diesem Pseudopsalter zu finden seien.
Die Vorstellung der älteren mubammedaniscben Theologie vom
die Worte: ^^^a^JI Ui^ «JÜLJ! &JÜt )i\ ikJt ^, denn mit diesen
Worten schliesst das IngU '). Dafür wird aber ein Theil des
Vaterunsers als dem Moses geoffenbart vorgeführt *). Citate aus
dem Evangelium sind sehr häufig in den theologischen, morali¬
schen und mystischen Schriften der Araber. Besonders die
Mystiker, welche in ihrem Indifferentismus gegen formales Con-
fessionswesen weit entfernt eine feindliche Stellung gegen Ahl al-
kitäb einzunehmen, sehr bäufig ibren Satzungen tiefen Sinn unter¬
legen *), citiren unter ihren moralischen Sprüchen sehr viel aus
den alten Büchem, deren Namen nach ihrer Ansicbt termini für
tief mystische VorsteUungen sind *); aber in den wenigsten Fällen
lassen sich diese Sittensprüche aus den betreffenden Büchem nach-
Kejsän (st. 106 d. H.) zu einem lernbegierigen Besucher sagt: ^(-^t J,!
1) Asiat. Museum iu St. Petersburg p. 289 ff. Vgl. Uber die Bekanntschaft
der Muhammedaner mit deu Kvangelien s. H. Steiner, Die Mutaziliten p. 28 A. 3.
2) z. B. babyl. Tr. Megillä fol. 31a.
3) Ibn al-'Imäd fol. 133 r.
4) Al-'Ikd al-farid II Bl. 192 (Wiener Hdschr.).
5) Ibid. I Bl. 70 r.
6) Cod. Ref 211 fol. 22 r ^( *JLc ia5U^ 0->^ o' »^^'.S 'j ^.
iLfoLüÜt 1»^, vgl. U. Chron. 6,20. Auch agadische Diuge werden ohne Citat
Bd. XXXII. 23
354 Goldeiher, vher muhammetlanische Polemik gegen Aid al-kitäh.
7,1. 2, 9, 4 passt.
^yül V_Jj Lj ^iyus iJLJ ^^y^J^)^, il>««-»i> ej^j'^ l*^^"'' '2> /"^'^
Sl
iJUC w^JCJCj^ ^^^1 (.! ^öi V_J^ Lj ^jJ^aS XaÄJLs lA-kA*» |»(
Ma^d al-Din al-6ili iUJCs^l ^Jtc studirt habe (Ibn Challikän VI p. Ilfj.
2) Al-Munäwi fol. 57 r.
3) Al-'Ikd I Bl. 18 V.
4) Al-Zamachsari Rabi' al-abrär (Auszug) Hdschr. der Wiener Hofbibl. N.
F. nr. 63 fol. 43 r.
5) Ibid. fol. 163 V.
Goldziher, üher muhamniedaniiche Polemik gegen Ahl tU-kitäb. 355
iUJ'^t oder kürzer v_>aJü! ^jani j,. Viele solcber Citate sind in
jL3LtS\ ija^ Jb «Am besten büpft das geborgte oder gemästete oder
p. fol, 12.
28*
356 Goldzihtr, iiher muhammedaniiiche Polemik gegea Ahl al-kitäb.
'LaÄiXao otjUi.*!!
2) Kitäb al-ma'ärif od. Wüstenf. p. 1, 5.
3) Bemerkenswerth ist, dass Qen. 1,9 D'^UlC^ f^U?'? Beschreibesatz
gefasst und mit xLo übersetzt wird: f-L^^Jt 0^$^' ^lÄJt «JLS^ f uJt .
4) Ibid. p. ir, 8.
2 7
358 Goldeih»; über muharnmedakitohe Polemtk gegen Ahl al-kitäb.
sehr in die, Details eingeht, finden wir auch die Anfübrung ver¬
schiedenartiger, einander widersprechender Angaben über Einzeln¬
heiten der bibhschen Geschichtserzäblung; so z. B. werden über
die Lebensdauer mehrerer Patriarchen die dem Taurät wider¬
sprechenden Meinungen nebeneinander gestellt, betreffs der Grössen-
verhältnisse der Arche Nüh's neben den biblischen Zahlen, die hier
^at&dä vertritt, noch andere angefübrt, ebenso betreffs der Zabl
der in der Arche befindhchen Menschen Es ist bemerkenswerth,
dass in solchen PaUen gerade die ahbär mit den bibhschen Be¬
richten im Widerspruche stehen *). Es ist die behebte Art der
ioU» LsJI ^ fö\ ^JiLc v—?5 J'l-S} iU*» ^ytß'^'iii xjUju*ö (jiU ^
2 7
Goldeiher, über muhammedaniiiche Polemik (fegen Ahl aUlätab. 359
Spur vorhanden ist, der Gedanke nahe gelegt, das Mangeln dieser
Erzählungen als eine Folge der Fälschungen zu betrachten, welche
die Ahl al-kitab an den Offenbarungsscbrifteu verübten Ein ähn-
hches Moment bot aucb das Opfer Abrahams, insofem die Mu¬
gJI Xl»;«Jl jtcXJl ^^yyi^ ft^ er*. In ^ezng auf den Namen 'XUäji.
sagt er, dass Al-Tabari LJLXe schreibt, während in den QxJLoijAw'Üt s-aäJ'
das Richtige: KaILü;! . Das 1 wird jedesmal mit S transscribirt und als tij
1) Al-Bikä'i (bei St. p. 391) bezieht sich auf Ibn Challikän nr. 757. Bei
dieser Gelegenheit möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Stelle Kitäb al-agäni
XX p. VA hinlenken, wo der Genealog Abft 'übejdä von Abän b. 'Abd al-hamid
thum wird wohl nicht ernst zu nehmen sein, bemerkenswerth aber ist das Vor¬
handensein des Taurät und die Beschäftigung mit demselben.
'.L^^L
3) Al-Kazwini II p. föf". (S. Anhang I.)
Goldziher, Uber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kit&b. 361
gaben über den Kanon, wie sie durcb Ibn al-Nadim Al-Makrizi 2),
Al-Sach&wi ^) und Ibn Cbaldün *) gegeben werden !
Hatte die bistoriscbe — zum Theil auch die bibhographische
Wissenschaft (Fihrist) — die Nothwendigkeit einer sichereren, auf
der Kenntnissnahme von den betreffenden Schriften selbst beruhen¬
den Kunde von den kanonischen Büchem nahe gelegt und, wie
wir ohen saben, erhebhch gefördert, so sehen wir das volle Ein¬
dringen in den Inhalt der bibhschen Bücher, auch-ihrer nicht-
historischen Theile, sowie auch der nachbibliscben Literatur durcb
die Entwickelung einer polemischen Literatur der Muhammedaner
gegen die Schriftbesitzer zu noch grösserer Vervollkommnung und
Ausweitung gelangen. Herr St. bietet uns in dem Grandstocke
des vorhegenden Werkes eine vollständige Bibliographie dieser,
sowie aucb der gegnerischen Literatur und zwar in einer Fülle,
die wohl der bibliographischen Nachlese nur noch einen spär¬
lichen Wirkungskreis übrig lässt. Ref vermisst allerdings die Er¬
wähnung der scbiitischen Polemiker und ihrer Schriften, deren es
einige gab, wie aus der Bibhographie der schi'itischen Literatur
ersichtlich ist").
Eben mit dem Studium von Ibn Hagar al-'Askaläni's biographi¬
schem Werke über die hervorragenden Muhammedaner des VTH. Jh. d.
H. (Al-durar al-käminä fi a'jän al-mi a al-täminä, Hdschr. d. Hofbibl. in
Wien Mixt. nr. 245) beschäftigt, kann ich auch aus diesem St.'s biblio¬
graphische Daten mit folgenden Notizen ergänzen: I fol. 194 r
wird eines rehgionspolemiscben poetischen Briefwechsels zwiscben
Sihäb al-Dhi Ahmad b. Jüsuf al-Sa'di al-IJarräni (st. 746 H.) und
Dibhre hajjämim, vgl. Rödiger De origine et indole etc. p. 55. Ibn Chaldün
3) Irsäd al-Käsid (Caleutta 1849. Bibl. Ind. VI nr. 21) p. of ff. Statt
(Richterbuch).
4) Prologomm. Not. et Extr. XVI p. fll . Der Kanon des I. Ch. schliesst
sich am engsten an den der abessynischen Kirche an; vgl. DiUmann in Ewald's
Jahrbüchern V (1853) p. 147; besonders die fünf salomonischen BUcher.
5) Al-Jüsi's List of Shyah books Nr. 109. 559. 622.
2 7 *
362 Goldsdher. Uher muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitdb.
der Hdscbr. gestattet mir nicht eine Probe dieser poetischen Po¬
lemik, deren Charakter sicherhch religiöser Natur war, mitzutheüen.
2 7 *
Goldziher, Hier muhammedarusche Polemik gegen Ahl al-kitäb. .
Schrift ist behandelt bei St. nr. 6 S. 22, und wir kommen auf
den Titel derselben weiter unten nochmals zurück. Dieselbe ist
selhstständig nicbt vorhanden, wenigstens nicht nachweisbar, und
Ref. äusserte vor mehreren Jahren die Ansicht, dass die Abhand¬
lung des Ibn Hazm, weicbe sonst verloren gegangen wäre, —
was bei der Wichtigkeit derselben nicht vorauszusetzen ist, — in
ein umfassenderes polemisches Werk desselben Gelehrten, in wel¬
cbem er nicht nur die Ahl al-Mtäb, sondem sämmtUche ihm be¬
kannten Confessionen polemisch behandelt, nämlich in das auch
Jj>j ^ »JJ! jji! ^ jü! ^ was doch nichts anderes als eme
des Islam ganz allgemein erhoben wurde, konnte erst nach der
Kenntnissnahme von und sicherer Information über den Inhalt der
betreffenden Schriften zu bestimmter Pormuhrung gelangen, um
die Einzelnbeiten des Pälschungsvorganges zu entwickeln und dar¬
zulegen. Da stellt sich nun heraus, dass die Hauptvertreter der
mubiunmedanischen Tbeologie nicht einmal bezüglich der Grand¬
frage: wie man sich jene Verdrehung und Pälschung vorzustellen,
und was man daranter zu versteben habe, eines Sinnes sind. Der
Verf. refiecthi S. 322 (vgl. S. 392 den Auszug aus Al-Bikä'i)
>
Texte für ihre Authentie haben, der Bibeltext, wie ihn die Ahl
al-kit&b überhefem , sei ungefälscht derselbe , den Gott ihren
*
Propheten offenbarte. Nnr die Interpretation (Jo^'ö) der Bücher
sei durch sie verdreht worden, und namenthch seien die Stehen,
welche eine tiefere und richtigere Interpretation auf die Sendung
Muhammeds und die Wahrheit des Islam bezieben müsse, durch
die Schriftbesitzer, trotz besseren Wissens, absichtlich in falscher
Weise interpretirt worden. Die Anhänger dieser Bichtung stellen
sicb natürlicber Weise die Aufgabe, jenen Stehen nachzuspüren
un'd ihre richtige exegetische Anwendung auf Muhammedanisches
;zu constatiren.
Eine andere Bichtung, der auch Ibn Hazm angehört, verwirft
weis auf Citate des Korans aus dem Taurät und IngU, welche
sich in dem jetzigen Texte nicht vorfinden, auf die Fälschung des
Textes selbst. Ibn "^azm polemisirt gegen die mildere Auffassung
schon im Titel seiner Abhandlung. Der Verf. übersetzt (S. 22)
' ^ '«U! Jjii e5i>Jl ^.-^ Ljitj LjIjlXaJ5 L^^^^' «5ÜJu ej*!^
(j:^ 1*5 JiL iüÄuUj «Ji»- iuaxj IiXs-ij likzs^' tb» As>-ij JJÖ ^^^^
1) Sürä 48,69.
2> KiUb al-milal fol. 86 v.
wird, kann uns aus einigen „Kraftstellen' des Ibn Hazm verständ¬
licb werden. Kitäb al-milal fol. 60 r nacb dem Nacbweis einiger
scbluss vor Fälschung verschont und dieses Wenige sind die Stellen,
weicbe Muhammed aus dem Taurät citirt und die auf diese Weise
Rathscbluss geschab: fol. Sör ^jülM ^[jü üW! UiT Uiä Oü>^
O-
JJCäJ! gt^b f^yiJä ^yjJi tUJbil ^y, u5ÜÄj »X«!/ o!^! Jjü
1) Cod. JJU^I. Ibn Hazm bat in diesem Passus Stellen im Sinne, wie
'JojUJL. y>.j
' ^US:i\ ^Läj c^-itjl ^.jtjJuL» L^!j ^J^i\j, Oj^l »). Obwohl
OaS^ibltj, iuyblLj oJuj iJCvSyt oljbCil u5üj JlSj ^^1 ^yC«! tÄÖ>
genannt wird').
blatter bloss für das A. T. '), deren grösserer Theil sich ledighch
mit dem Pentateucb*) beschäftigt, gegen welchen er 57 Ein¬
wendungen in eben aoviel Abschnitten JjiaSj von denen mehrere
in Unterahtheilungen zerfallen, erhebt. Hierauf folgt der Näch¬
weis der Fälschung der übrigen Bücher, der historischen, prophe¬
tischen imd poetischen *), besonders ausführlicb wird der Psalter
bedacht und dessen Fälschung aus 2,7. 45,7. lo. 87,5. 110, i.
Jerem. 82, i (was als Stelle aus dem 177. Ps. angeführt wird),
j^^L^wj), 89,7. 27. SS. so, welche Stellen als Blasphemieen dargestellt
werden, begründet. Die Stellen sind falsch angegeben und über¬
setzt, aber es verlohnte sich der Mühe, zu untersuchen, welche
Uebersetzimg den citirten Stellen zu Grunde liegt. So weit Bef.
sieht, ist es nicht die des Sa'adjä, sondern eher eine christlich¬
arabische Uebersetzung, w^ besonders aus Stellen ersichtlich ist,
welche auch in der christlichen Theologie von dogmatischer Be¬
deutung sind. Dass er überhaupt nach Uebersetzungen gearbeitet
bat, ist aus folgender Stelle einleuchtend, welche sich auf Gen.
Mj^ wft^J' [^f>\ bis b!!j ^ycj! ^). Aus Proben, welche ich
1) Bl 46 r — 84 V.
2) Derselbe besteht nRch Ibn Hazm fol 79v aus 110 Blättem, die
Seite zu ungefähr 23 Zeilen, jede Zeile fasst einige zehn Worte. Das Deu¬
3) Von dem Höh. L. sagt er fol. 83 r jjtil sLäxi« ^»j-v*^ jU" yj**^.
Jj_*_X_j »_/«5 SjiXj äj-j» »Jbl bJ|--9 f,^Jj> xXsf] {^j\Xj bij
> * wP
(jdil^jwj lÄ^ly . Das Wort ^Li ist mit Imälä (Ibn Hazm ist Andalusier) zu
lesen. Das H. L. kommt in arabischen Schriften bänfig als
vor, Tgl. Rödiger De origine et indole etc. p. 83 Anm. 93. Eine häufige Be¬
gebt er auf den Inhalt der aus dem ,Kriegsbuch" A}\ vjU^"
'^_^ijü iJJ!
2) Bahyl. tr. Sanhedrin fol. 99 h.
3) Historia anteislamica ed. Fleischer p. f. .
4) Hschr. der Wiener Hofbibl. A. F. nr. 58. Der Verf. schrieb, was er
auch selbst eingesteht, ein elendes Arabisch.
5) Bl. 17 a—b.
Goldsiher, über muhammedanische Polemik gegen Aid al-kitdb. 373
2 t
374 ■Goldziher, über muhammedanisehe Polemik gegen Ahl al-kitdb.
pheten soll sein : Ux«.»- (Ka'b al-ahbar), und die Bedeutung dieses
aram. Formen, wie etwa: «'i"'ttn, N^'i^jin). Ein anderer Name soll
liH»i h<o lAi^t J.J Xüil h»! l^UU ÜiÄJ) Löm iX«..^ ^bi vJüUax
ialschlich als |«Luobil ^iiS von öähiz angegebene tiirkische Werk (BÜlUc
1245) p. !v.
2) Ibn Kajjim fol. 56, vgl. Kobak's Ztschr. Bd. IX p. 28, wo ich die Stelle
in extenso mitgetheilt habe.
3) St. S. 829.
i) Ibn al-'Imäd fol. 328 v.
2 6
.Goldaher, über muhammedanische Polemik gegen AM al-küäb. 375
ist ersichtlich, dass hier ein hehrftisches Wort, etwa natin zu Grunde
Liegen müsse , wovon aber in. jener Schriftstelle keine Spur vor¬
handen ist: iit} idl LV«il i^Jyü ^^t l.ol^t ti! L^bl lÄfcw oJ-!>*^
Bologna und schildert das dortige Studentenwesen fol. 9r: ^^uij) »LXS'j
} j
' l^jSsi p .tyb (^iXit ^j«-kvwjüt bit fi^jä (fc^^^ bIj j-V*3l . Vom Sultan
Abft Färis 'Abd al-'aziz in Tunis erwähnt er unter Anderem Folgendes (fol. 25 v)
MvXilA^j O?;*'^ *JCi!Ls\«J cP^s j»»l.*^ Uvjj '^y^i UäjO "i^ ^^^Ic
'^.jjjutw« »JLI! y«. Ich zähle die betreffenden Stellen nach der
(4) 18. 19. — (5) Genes. 16,8—11. — (6) Gen. 21,13 übers, j,!
£.
33,» Kfi i\.AjiJC_j |«jJUa lU^ ^^1^ ^5L>Jt ^LS> ^ J<*js. ^'j^s
Jahre, in welchem 'Abd Alläh schrieb (823 H.), gründete der Fürst ein Hospital
ein Monopol des Aeraros; er gab diesen Industriezweig frei; fol. 28 r J («- ^1
jÜlXjj «Jlo ^j v-öUj ikAc ^ ^ytj^ iSjt LcyU-o ^^t lXju ^^^LoJI
^ üJli ^•)l'-^biLJ ^"1^*3! jijj jüob!! »A* ^J! kAc iJUl ol^JLo ^^^^.j
^^ji ^ >W J^
obUs>! J.C ^bil L^t gs»-5 ^^yS\J\ jjLs-ö LjJ! i^JUs- XX«j bit
Uit («-v^uuJt lA^j Ul.^5 Utj^ (»iiit, Jj^t L^t «/Ju*»5 ^U*ot
' 11-»» t| Lfts». iOjO Q^jX^» (*»l*o Ju.i=uJ J>*a>. — (27) Jes.
2 8 *
378 Goldziher, iiber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb.
Hdschr. J.*ast und es ist sicher, dass al-Sinh. diese LA. vor sich
^■^t . — (39) Jes. 60,1—4 wird auf Mekka und die Wallfahrt
liegt die LA. bt< D» Ti 15' statt der lectio vulgata b« in li'
4,1. 2 wird auf die Ka'ha und auf den Berg 'Arafat bezogen. —
(43) Ezecb. 17, eff. sebr frei übers. — (44) 23,22—25 zusammen¬
gezogen und auf die Schlacht bei Badr angewendet. — (45) Eine
angebhche Daniel^telle , die nicht nacbweisbar ist ; in der-
2 8 *
Goldeiher, über mtthamtnedamsche Polemik gegen Ahl al-hit&b. 379
\Jti . — (50) Jerem, 5, is. is. „Das Volk von der Feme'
soll das arabische sein. — (.51) Jos. 46, 9—11 Ju-js? »ö* ^LLit \ÖkS>
stelle (St. nr. 8) wird bei Al-§inbagi nicht angeführt. — Die Ueber¬
setzung und Anwendung dieser .51 Stellen rechtfertigt das Urtheil,
welcbes Sa'd b. Mansür (St. p. 328) über die Beweisstellen der
Muhammedaner fäUt; namenthch passt es auf die Art, wie jeden
lich den Juden gegenüber die Sabbath-, Kiblä- und Abrogationsfrage (vgl. St.
p. 322 ff.) besprochen wird und die Möglichkeit der Abrogation augeblich mo¬
saischer Gesetze damit motivirt wird, dass die Echtheit derselben nicht verbürgt
ist. In Bezug auf die Verlegung des Sabbathtages , betreffs welches die Worte
(fol. 37 v). Den Christen gegenüber greift er die Anschauung an, wonach ^OtjLai
die Art des Buches von Reynolds ist noch das Urtheil in Palmer
und Dasent's: Jerasalem the City of Herod and Saladin (London
1871) p. 59 bemerkenswerth. — S. 313 Z. 9 v. u. ""C br ist wohl
Drackfehler für ■'obT Koran Su. 39,4. — S. 314 Anm. 22. Mu-
hädhira 1. Muhädara. — Anm. 23 Z. 8 nsTäM nnncc 1. nN35>n 'd;
Z. 10 ittbe 1. «nbc. — Z. 16 ibib« 1. nJtabtt, die Bst. b und s
werden in den transscribirten Manuscripten hänfig verwechselt. —
S. 324 Z. 15 scheint zwischen bfra imd q^D etwas ausgefallen zu
sem. — S. 326 Z. 9 Dian 1. män. — S. 351 Z. 6 ist für die
. >
grammatische Terminologie bemerkenswerth, dass ~1->ö:,\\ für
■a>^^ Oy^\ ^L* ^5^AJ! ^ j^d! ^^b ^^ytiaib, JÜjiJt 1^1 ^.^^jj
Der Leser wird dies neue mit dem Aufwände rastiosen öe»
lehrtenfleisses gearbeitete Werk des Hm. Dr. Steinschneider ni,cht
aus der Hand legen, ohne den Wunsch zu hegen, der Verf. möge
recht bald seine schon vor längerer Zeit in Aussicht gestellte Ge¬
schichte der jüdisch-arabischen Literatur, deren Reichhaltigkeit so
manche werthvolle Beiträge aus den Materialien' derselben in des,
Verf Bodleianischem Katalog und in Einzelabbandlungen in dieser
sowie auch in anderen Zeitschriften und vomehmheh auch in vor¬
liegendem Buche ahnen lassen, der Oeffenthchkeit übergeben.
Ebenso legt auch das vorhegende Werk wieder den Wunsch nahe,
das BJ'Ijcjtj 'iyoLs^\ v_jIäJ' des M. ihn Ezra, von welchem der
Verf nach dem Oxforder Codex eine wohl vorbereitete Abschrift
besitzt und hin und wieder in seinen Arbeiten wichtige Excerpte,
bietet, in ausführhcherem Zusammenhange kennen zu lemen. Dieses
Werk verspricht nach Allem, was St. daraus nütgetbeilt, interes¬
sante Ausbeute für die aUgemeine arabische Literatur. So ge¬
winnen wir z. B. aucb aus einem im vorUegenden Werke S. 102—3
mitgetheilten Excerpt eine Notiz über Abü l-'Alä al-Ma'arri's Koran.
Wir erfahren dadurch, das diesem Koran der Titel oUliJlj JyaäJI
Anhänge.
I. Zu S. 360.
Jwösj Äibü iJLit uJ:^ ^L. ^J [jJLjl!! J-ojs jJobl! ^y, ^^Xiu]
[j'^^^.A^ (lies: ÜU»'^). Der ganze Satz ist aus dem Syrischen
transscribirt, nur schemt das Richtige für die beiden ersten Worte
zu sein : L*bltJ U-ij , Em sehr pikanter Transscriptionsfehler, eben¬
falls auf eme alte Rehgionsschrift bezüghch, findet sich auf der¬
selben Seite und mag hier zur Illustration für das Mass der Mög¬
lichkeit in Verstümmelung fremder Wörter im Arabischen erw&hnt
werden. Es ist die Rede von der Frage, ob die symbohschen
Texte des Islam bloss m arabischer Sprache recitirt werden dürfen,
oder ob auch Uebersetzimgen zulässig sind. (Vgl meme Beiträge
zur Literaturgeschichte der Si'ä S. 67 ff.) Da heisst es zmn Schluss:
;tJ\ ^.juMj\} «Juj . Die letzteren Worte sind m dem Passus mehr¬
fach wiederholt Ich zweifle nicht daran, dass für das räthselhafte
IL Zu S. 861.
'.5^ i s,,'-
Bd. XXXII. 25
386 Ooläziker, über multammedanüehe FoUmik gegen Ahl ai-leitäb.
<w P
m. Zu S. 374.
soll als die ausgebreitete oder die herrschende, oder die heisse
Stadt. — Nr. 49. 50 äjlL und Ä-JLb, welche nach einer Tradition
Goldziher, Ober muhammedaniiche Polemik gegen Aid al-kitäb. 3^7
25*
388
an Dr. Steinschneider.
sein Bucb als t3j^t J-l! vjijli' erwähnt; er neunt ihn Samuel
b. Jahja.