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lieber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb

Von

T»ii. Goldziher.

Die Geistesrichtung der Araber ist von eminent polemischer


Natur, und ibre Literatur bietet aucb die treue Spiegelung dieser
geistigen Tendenz. Es giebt wobl kaum noch eine Literatur, in
der soviel Kleinhches in polemischer Form abgehandelt wird, wie
in der arabischen. Um von den Wettstreiten zwiscben den ver¬
schiedenen Stämmen und Stammesgruppen, welche eine bedeutende

poetische und prosaische matälib-Literatur hei-vorgebracht haben,


gar nicht zu sprechen, erinnem wir bloss an Scbriften, in welchen
Tag und Nacht, Feder und Schwert, Kairo und Damaskus, oder
Aegypten und Syrien, Alif und Bä u. s. w. polemisirend und gegen
einander mit Argumenten kämpfend literarisch vorgeführt werden.
Es ist selbstverständlich, dass auf religiösem Gebiete der aggressive
Charakter der islanüschen Religion die Geltendmachung dieser Lieb-
lingsneigimg nur befördern konnte. Man erfahrt dies unter ihnen
im täglichen Verkehre. Man kann sehr lange Zeit in intimem
Verkehre mit einem Syrer oder Aegypter gelebt haben, ohne von
ihm um den Namen befragt worden zu sein. Die Frage: ismak
Sj? kommt nicbt so schnell an Einen heran als die ibm viel in¬
teressantere: medkebek Pj 'i oäer täjifaiak ij? worüber er genauestens
orientirt sein wiU. 1st die täjifä des neuen Freundes nicht seine
eigene, so wird der Gmndton seiner Conversation wahrscheinlicber-
weise ein rehgiös polemischer sein und bis zum Ueberdmss ein
solcber bleiben, es sc' 'lenn, dass ibn die Unzulänghchkeit seiner
Fertigkeit im gidäl odei mugädalä zwingt mit Citimng von Koran
29,45 den Fluss der Conversation in ein anderes Bett zu leiten.
Diese Neigung des Arabers, sowobl des muhammedanischen als

1) Aus Anlass von: „Polemische und apologetische Literatur in arabischer


Sprache zioischen Muslimen, Christen und Juden, nebst Anhängen ver¬
wandten Inhaltes. Mit Benutzung handschriftlicher Quellen von M.
Steinschneider". (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes VI. Bd.
N. 3.) 1877.

2 i
342 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-ldtäh.

auch des christhchen, ist mit dem Isläm eine allgemein muham¬
medanische Eigenschaft geworden, imd so weit es Muhammedaner
gieht, wird das gidäl mit Lust und Liebe betrieben, und das Mehr
oder Weniger der Leidenschaftlichkeit, mit welcher die Discussion
geübt wird, wird von dem Grade des Fanatismus, welcher dem
betreflfenden Volke eigen ist, bestimmt.
Es ist sehr natürUch, dass dieses Symptom des aUtäglichen
Verkehres in einer reichen polemischen Literatur seinen Ausdruck
finden musste. Hr. Steinschneider bat der orientalischen Literatur¬
wissenschaft den bedeutenden Dienst erwiesen, zuerst ein voU-
ständiges Inventar alles dessen auszuarbeiten, was an literarischer
Polemik zwischen Muhammedanern und Ahl al-kitäb nacbweisbar
ist, imd sich seiner wahrlich nicbt leiebten Aufgabe mit der Ge¬
wissenhaftigkeit und Akribie entledigt, die wir an seinen literatur-
geschichtlicben Arbeiten gewohnt sind. Das rubricirte Werk hat
das ,nonum prematur in annum' in reichem Masse erfahren. Es
ist die Frucht mehr als dreissigjährigen Sammeins und FeUens,
und wenn auch „eine Zusammenstellung wie die gegenwärtige nur
vom Buchbinder abgescblossen wird', wie der Verf (S. X) bemerkt,
so können wir uns aufrichtig freuen, endlich eine monographische
Basis zu besitzen, auf welcher das Studium dieses nicht un¬
wichtigen Zweiges der islamischen Literatur sich weiter aufbauen
kann. Das Buch führt sich als einen „bibliographischen Versuch'
ein. Es konnten daher nur Bücber und Tractate in Betracht ge¬
zogen werden, deren Thema die confessionelle mugädalä ist, ob¬
wohl wir den Spuren der letzteren auch anderweitig begegnen
können, wo die polemische Tendenz der Darstellung eine eigen¬
thümliche Färbung verleiht. An Volksbüchern und Geschichts¬
erzählungen können wir dies mannigfach erfahren. So wird z. B.
in dem Kissat 'Antar dem heidnischen Helden ziemlich häufig mu¬
hammedaniscbe Polemik gegen Christliches ') in den Mund gelegt,
wenn der Verfasser bierzu durch die Begegnung des Helden mit
Cbristen Anlass findet, ebenso wie er auch die arabiscbe Exclusivität
zur Geltung kommen lässt, so oft sein Held mit 'Agam in's Ge¬
spräch verwickelt wird. Der Redactor des Antarromans, der sich
als al-Asma'i einführt und angiebt, dass er ein Alter von 670
Jahren en-eichte, davon 400 in der gähilijjä gefällt sich über¬
haupt in Anachronismen der krassesten Art und lässt nicht selten

1) Die Benennuug XjO^juJ! tLo ^\ für Christen verdient notirt zu

werden (Kissat 'Antar , Kairoer Ausg. X p. vi Z. 5 v. u.). In Damascus hörte

ich einmal für Juden die Benennung vüvaawJI .

2) 'Antar VI p. lt"A . Ich mache auf den ganzen Passus , welcher literar¬
historisch bemerkenswerth ist, aufmerksam. Die kultur- und literarhistorische
Behandluug des merkwürdigen Volksbuches wäre eino verdienstliche Arbeit.

2 t
Goldziher, über muhammedanieche Polemik gegen Ahl al-kitdb, 343

seinen heidnischen Becken wie einen muhammedanischen Theologen


reden '). — Ebenso kann aucb im Pseudowäkidi mubammedanische
Polemik gegen Christliches gefunden werden. Icb erwähne dies
betreffend die Erzählung der Begegnung der Abgesandten Mu¬
hammeds mit den griecbiscben Geistlichen und die Schilderung
des heiligen Aktes, der von diesen celebrirt wird, wo namentlich
die Bemerkungen der Araber und ibre Controverse mit den Geist¬
lichen zu den interessantesten Stücken muhammedanischer Polemik

gerechnet werden müssen


Die literarische Polemik der Mubammedaner gegen die , Schrift¬
besitzer" ist so alt wie der Isläm und reicht bis in die allerjüngste
Zeit hinimter. Während meines Aufenthaltes in der umaj¬
jadischen Chahfenstadt übte eine enorme Zugkraft auf das Lese¬

publikum das arabisch geschriebene polemische Werk

von dem indischen Muhammedaner Seicb Bahmat Alläh gegen die

^■yij^ betitelte Missions- \md Controvers-Schrift eines eng-'

liscben Predigers des Evangeliums, welcher mit den Geschützen


christlicher Theologie die Bollwerke des Isläm erschüttem woUte
In der mubammedaniscben Replik werden aus der alten polemischen
Rüstkammer alle jene Argumente von Scbriftfälscbung, mubam¬
medaniscben BibelsteUen etc. hervorgeholt, weicbe mebrere Ge¬
nerationen hindurch von Seiten muhammedanischer Theologen sorg¬
fältig gesammelt waren. Freilich konnten diese Gegenbeweise durcb
den indischen Mubammedaner unseres gegenwärtigen Jahrzehntes
gründlicher rmd, namentlich was die Bibeldaten betrifft, auf Grand
noch sicherer Information geführt werden, als es zur Zeit der,
wenn auch nicht geradezu schlecht, aber immer nocb mangelhaft
informirten Ibn Hazm, al-§inhägi, Ibn Kajjim u. A. geschehen konnte.
Die pohtischen Ereignisse der letzten zwei Jahre, und die Stellung,
in weicbe dieselben den Isläm zum Cbristenthum versetzten, be¬
günstigten die Verbreitung dieses allerjüngsten Productes der po¬
lemischen Literatur der Muhammedaner, und wir staunen nicht,
wenn wir vemehmen, dass die jugendliche Energie, welche die
scheintodte Gewalt des Isläm wieder entfaltet, der Verbreitung
dieser polemischen Literatur Vorschub leistet. Die türkische
Bibliographie des letztvergangenen Jabres verzeichnet denn auch eine
türkische Uebersetzung des Izhär al-hakk, welche Mevlänä Eumer
Fehmi Efendi, Vorsitzender des Diwäni Temjiz für Bosnien unter

1) Es ist bomorkenswerth, dass auch die Mu'allaka des 'Antar in der Kissä,
wo dieselbe XVIII p. f. angeführt ist, in muhammedanischom Sinne Inter
polationen erfahren hat, besonders die letzten Verse.
2) Futüh al-Shäm od. N. Leos (Caleutta 1859, Bibl. Ind.) I p. 1. ff.
3) 2 Bde. 8. Stambul 1284. Ahmed Efendi Färiü schrieb ein takriz dazu.
344 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kü&b.

Autorisation des ottomanischen Unterrichtsministeriums anfertigte


Dieses türkische Druckwerk ist wohl die jüngste^) Aeusserung der
theologischen Polemik der Muhammedaner gegen Ahl al-kitäb. Ihre
Anfänge geben, wie oben gesagt, in die älteste Zeit des Isläm
zurück: denn das älteste Bucb muhammedanischer Polemik gegen
die SCTriftbesitzer ist unstreitig der Koran selbst. Aus ibm wird
das hauptsächlichste polemische Moment, auf welehes wir auch in
diesem Aufsatze das Hauptgewicht zu legen gedenken: die An¬
schuldigung nämlicb, die Schriftbesitzer hätten die in ibren Händen

befindlichen Ofifenbarungsbücher verändert und gefälscht (_aj_*sj"

f*rh*^ ) J'-nV-') > abgeleitet. Die Hauptstellen, welche von späteren


Polemikern diesbezüghch angefübrt zu werden pfiegen, sind: 2,73,
3, 72, 4, 48, 5, 16. 4.'). r>2.
Der locus classicus der Traditionsliteratur ist wohl al-Buchäri,
Kitäb al-sabädät Nr. 29 wo von Tbn 'Abbäs der Ausspruch
tradirt wird: ,0 Gemeinde der Rechtgläubigen! Wie könnt ihr
• die Schriftbesitzer befragen, da doch euer Bucb, das Alläh seinem
Propheten offenbarte, die besten Nachrichten von Gott bringt. Ihr
leset es unverfälscht, und Gott hat Euch ja benachrichtigt, dass
die Schriftbesitzer dasjenige veränderten, was Gott geschrieben,
und das Buch mit ihren Händen verfälschten und sprachen: dies
ist von Gott, damit sie dafür geringfügigen Preis erwürben. Ver¬
bietet Euch denn nicbt dasjenige, was Ihr an Wissenschaft erhalten
habet, jene Leute zu befragen? Bei Gott! Niemals haben wir
geseben, dass einer von ibnen Eucb nacb dem befragt bätte, was
Euch geoffenbart ward."
Während in dieser Traditionsstelle die Anklage auf Scbrift¬
fälscbung apodiktisch hingesteUt wird, tritt dieselbe in anderen
Stellen noch in skeptischer Fassung auf, und es verleiht der Sache
des fanatischen Polemikers Abü Muhammad ibn Hazm nicht viel
Gewicbt, dass er in dieselbe den Schwerpimkt seiner Argumentation
verlegt; nämhch die Tradition Abü Hurajrä's : ,Die Schriftbesitzer
pflegten das Taurät in hebräiscber Sprache zu lesen und den
Leuten des Isläm arabisch zu interpretiren. Da sprach der Propbet:
Gebet den Schriftbesitzern weder recht noch aber strafet sie
Lügen, sondem sprechet: Wir glauben an Denjenigen, der uns

1) Holin's bibliographisclier Ausweis, .Journal asiatique 1877, I p. 125 nr. 5.


Erwähnenswerth in dieser Hinsicht ist noch das dort angegebene Werk Bejän-
i-hakiket von 'Ali Hajdär Beg, Mitglied des Diwans der Zölle, wo historische
Daten über die kulturhistorische Prävalenz der muhammedanischen Völker gegen¬
über don christlichen zusnmmengostGllt sind.
2) Obiges wurde geschrieben im Juli 1877.
;!) ed. Krehl II p. Hf. Es kaun uns demnach wundern, wenn die mu¬
hammedanischen Gegner der Tabdil-Anschuldiguug (s. unten) sich auf dio Tra¬
dition des Ibn 'Abbäs berufen.

4) al-Buchäri Kitäh tnfsir al-Kur'än, al-liakarä nr. 11 ^ed. Krehl III p. IIa),
CMdaiher, über muhammedaniiche Polemik gegen Ahl al-kUdb. Sib

und Euch geoffenhart hat; unser Gott und Euer Gott ist derselhe";

femer: !j»_5> »J d^s V*»^ ■'^'1 *J^t j—^

^! l_^t ^ o' j-MJ J jUs Lä?5t JsLs Bl^yJt

^L^!5 J-JÜI Lil l^t^Li jjil»Ktfb der


Rabbine brachte dem 'Omar ein Buch und sagte: bier ist die
Thora, also lest sie. 'Omar antwortete: wenn du weisst, dass es
die ist, welche Gott dem Moses offenbart bat, so werde ich sie
Tag und Nacht lesen."
In einer Tradition, welche der Historiker Ibn Chäldün citirt,
ist das Verhältniss des 'Omar zur Taurät-Literatur anders dar¬

gestellt. Der Prophet sah nämlich einmal ein Taurätblatt in


'Omar's Händen und war unendüch erzümt darüber und verbot
dem späteren Chalifen die Lectüre dieser Schrift
Bei dieser Auffassung der muhanunedanischen Tradition kommt
die auf derselben fassende spätere Literatur in die Lage, in Bezug
auf Ahl al-kitäb und ib» Schriften zwei Epochen zn unterscheiden:
(1) die Zeit vor der Pälschung der Schriften und (2) die nach ge¬
schehener Fälschung derselben. So finden wir z. B. bei dem mus¬

limischen Staatsrechtslehrer Mäwerdi JUityaJlj ioJ,^! j

U^JbJuJ Auch Citate aus den angeblich gefälschten Schriften


werden häufig mit der ausdrücklichen Vorbemerkung versehen, dass
dieselben dem unverfälschten Text entnommen seien : so was der

jüdische Convertit Abü Mälik vom Judenstamme Kurej?ä bei Jäküt


IV olf", 1 betreffs der Heihgkeit Jemsalems sagt *). Aehidich sagt
Farl^ad, dem wir auch sonst als Gewährsmann fiir Citate aus Taurät

begegnen*): ^L_Ä_-wi u5LJ-^ ^ ^JlX*ÄJ ^ '^^jy^^ iS ^t"*

1) Kitab al-Milal (wir citiren immer nach der Leidener Hschr. Warner
nr. 480) fol. 87 r. In der Tradition finden wir auch die gegen Juden erhobene
Beschuldigung, dass sie Bibelstellen, welche sie nicht geradezu falschen, ver¬
heimlichen wollen. So wird z. B. erzählt, dass sie den Vers, welcher gegen

Ehebrecher Steinigungsstrafe verhängt (^«ja-Jl vor dem Propheten verheim¬


lichen wollten (al-Buchäri od. Krehl III p. flv) .

2) Prolegomena (Not. et Extr.) XVII p. ("av.

8) Constitutiones politicae ed. Enger p. ffA.


4) Im Mu'gam al-buldän sind sehr viele Tauratcitate zu finden, sowohl be¬
gründete (I p. w.J 8, II p. vifj 14 u. a. m.) als auch ganz grundlose z. B.

ibid. p. AÜ, 9.
5) Zwei Taur&tstellen citirt er bei Al-Munäwi Kitäb al kawäkib al-durryj&

•fi tarägim al-sädat al-süfüjä (cod. Bef. nr. 141) fol. 61 r oL^^t St^^Jt j

o^Uas q£ LJi--Li i>Jl5 iX-J.^ ^-Jül cy^sLi LÜaü


2 6 *
346 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb.

^-i-^ ')r^'^^ iL>L^l^ ^ju ^p^i-x^ f^

Die muliammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb betrifft so¬


wohl ihre Sitten und Gebräuche, als auch (und dies besonders
bezüglicb der Christen) ibre dogmatischen Anschauungen, besonders
aber ibre Religionsschriften. Was den ersten Punkt betrifft, so ist
nach der in der ersten Zeit Muhammeds beliebten Akkommodation
namentlicb an jüdische Religionsbräuche, in seiner späteren Periode
die Desavouirung dieser versuchten Anpassung, und die Umdeutung
der sanctionirten Anpassungsmomente gefolgt. Dies wurde so weit
getrieben, dass bei Feststellung eines völhg gleichgültigen Gebrauches
darauf Rücksicht genommen wurde, ob sich derselbe nicht auch bei
Ahl al-kitäb vorfindet, um den Letzteren, so weit nur möglicb,
unähnlich zu sein. In älterer Zeit wird die Sitte des Adän fest¬
gesetzt, um — wie ausdrücklich motivirt wird — nicht wie Cbristen
und Juden vermittelst näküs und buk zum Gebet zu rufen '), und
in etwas späterer Zeit wird das Lesen des Korans zur Nachmittags¬
zeit getadelt, weil die Juden ihre Scbriften zur selben Zeit zu
studiren pflegten *). Was die dogmatische Polemik betrifft, so
entwickelt sich in den theologischen Kreisen der Muhammedaner
die Streitfrage, ob Ahl al-kitäb überhaupt Gott erkennen können;
die Majorität der 'ulamä entscheidet die Frage — wie uns al-Nawawi
berichtet — negativ, und diese Streitfrage mit ihrer negativen Ent¬
scheidung drang, wie uns in derselben Quelle berichtet wird, in
Nordafrika über die gelehrten Kreise hinaus ins Laienpublikum,
welches sich mit derselben beschäftigte *).
Andererseits muss aber zugestanden werden, dass die ältere
muhammedanische Literatur trotz dieser polemischen Grundfarbe,
der Ahl al-kitäb und ihrer Sitten zuweilen bilhgend, ja rühmend
gedenkt. Der christliche rähib ist ihr stets eine recht sympathische
Gestalt, und die nachmuhammedanische Literatur hat die wohl¬
wollende Ei-wähnung des christlichen Einsiedlers und seines zu so

*iU<LjjJ! ^Uii- '^L-^'i pr^li j-«-iJ! L*.w«.j

^Ji^ Uii»Lw LoiaJI l-ijp- er* ^


oy

'iMMiA Iki ^1*0] jCi LiJLii u.wPö jJ ^«22junxs uÄ^ ^jMJLf.-

^Sij IjCw UiL^ fjjjli LS'lXwi. Dio letztere Stelle wird häufig aus dem
Taurät citirt, so u. A. hei Ibn al-'Imäd cod. Ref. nr. 46 fol. 5 v aus Tabakät al-anbijä.
1) Wohl eine Reminiscenz an den Ausspruch ri^fS 5112än ^SS Babyl. Talm.
Nodärim fol. 64 b. " '
2) Al-Zamachsari Itabi' al-abrär (Auszug) Hschr. der Wiener Hofbiblioth.
N. P. nr. 63 fol. 127 v.
3) Vgl. Frankel-Grätz Monatsschr. f. Geschichte d. Judenth. 1871 p. 307 ff.
4) Al-Nawawi Kitäb al-adkär (cod. Kef. nr. 268) fol. 67 r.
5) Commeutar zu Muslims Traditionssammlung (Ausgabe von Kairo) I p. |,|.

2 6 *
Goldziher, äber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb. 347

vielen schönen Vergleichungen benutzten Lämpchens von der vor¬


muhammedanischen Poesie überkommen, und es mochte hierbei nocb
die VorsteUung richtunggebend wirken, dass unter des Propbeten
Lehrem so manche rahbän genannt werden; ebenso wie eine ähn¬
liche Erinnerung die ürsacbe davon sein mochte, dass die jüdischen
ahbär (sing, bahr = ian) ') mitunter rähmlicher Erwähnung ge¬
würdigt werden. Zumeist beziehen sich derartige Angaben auf die
biblische Zeit ; so giebt es eine ganze Masse von Erzählungen, die

unter dem Titel: oLJLjLwbi! in der muhammedanischen Literatur

vorkommen, voller Verehrung und Bewunderang für die israeUtische


Vergangenheit. Von den ahbär der Juden wird anderwärts ge¬
rühmt, dass sie aus Demuth und aus Furcht, ihr Auge stolz gen
Himmel erheben zu können, nie ohne Stab gingen 2). Aber aucb
in Betreff der unter den Arabem lebenden Juden verscheuchten
Erinnerangen wie die an Samau'al ibn 'Adijjä die durch den Zu-

1) Es giobt im Arabischeu dem Hebräischen entlehnte Worto, welche ur¬


sprünglich nur auf das betrofFonde Jüdische angewendet wurden, im späteren
Sprachgebrauche aber auch auf Ausserjüdisches ausgedehnt werden. So z. B.

JijM und »JLSU ("l??! "^f^'?)- Ersteros Wort, anfänglich nur vou hobr.

Büchern gebraucht, wird später ein seltener, aber allerdings gebräuchlicher Aus¬

druck für iw)LX5^^ letzteres (s. über den älteren Gebrauch Derenbourg, Journal

asiat. 1868 II P- 382) war so sehr oin Opfer des schrankenlosen cL«ö'! , dass
». ^ '
von don neuen türkischen Gesetzbüchern je ein Theil mit iLLsOo überschrieben
o .
ist. Aehnlich erging es auch dem Worte . Ursprünglich wird dieses Wort

bloss von jüdischen Gelohrton und Frommen gebraucht und zwar bereits der
biblischen Zeit (Keskfll p. III; Ki.ssat 'Antar od. Kairo 1 p. Ia); auch jüdische

Priester worden ^Lj^t genannt. Die üebersetzer der LXX werden abwechselnd

als (li^S) "'"1 als ^La5>! bezeichnet (Al-Sinhägi Buch II. c. 19; Ibn

Kajjim al-GauzijJä (Leidener Hdschr.) fol. 141 r. Ahmod Färis al-Sidjäl( nennt

in seiner europäischen Keisoboschreibung p. III , 8 den Leviticus ^L<.£»^t .


Die Polemiker nennen die Rabbiner des Talmuds ahbär. Am allgemoinston
heissen Muhammeds zeitgenössische Schriftgolehrten so, und Ibn 'Abbäs wird
o .
wogen seiner Gelehrsamkeit vergleichsweise V^J^jl!) genannt (Al-Buchäri
II p. Ilf od. Krehl). Der spätere Sprachgebrauch dehnt diese Benennung ohne
jede Beschränkung auf grosso Gelehrte im Allgemoinen aus.

2) Al-Munäwi fol. 70b (^jfri^ J-^'j--' ^ j'-»^'

'cj*ji«-ö ^5 ^ '^y^ '■'^ ^' O-''^**^


348 Goldziher, Uber muhammedameche Polemik gegen Ahl ed-küAb.

sammenstoss mit dem Propheten mid seinen Anhängem erregte


Antipathie, welche später herrschend wnrde, nnd von welcher ich
anderwärts aus Ibn IJazm's und Ibn Kajjim's Scbriften Proben
mittheilte '). Abu-l-Paräg al-lsfahäni erwähnt einen Zug uneigen¬
nütziger Treue eines Juden vom Wädi-l-kura und führt folgenden
Anssprach desselben an, womit er seine Redlichkeit motivirt:
„Wir lesen das Offenbarangsbuch und es geziemt uns Treulosigkeit
nicht'

Die Polemik gegen die Religionsschriften ist bis ungefähr zum


X. Jh. u. Z. eine ganz vage und unbestimmte. Peste Punkte sind
nur die Voraussetzung, dass die Verkündigung der Sendung Mu¬
hammeds in den ungefUlschten Offenbarungsschriften zu finden ist,
und die Anschuldigung, die Ahl al-kitäb hätten ibre Offenbarungs¬
bücher gefälscht, ohne jedoch in beiden Beziehungen concrete Daten

darüber hefem zu können, worin das JjiXö und i_Äjy:»j" bestand,


und welche Stellen der Schriften dasselbe betraf. Diese Vagheit
und Unbestimmtheit hängt mit dem absoluten Mangel aller sichem
Information betreffs der biblischen Schriften in den ersten Zeiten
des Islam zusammen. Alles was aus dieser Zeit an Angaben über
Schriften A. u. N. T.'s bekannt ist, und was im Namen der Ge¬
währsmänner aus jener älteren Zeit in neuere Werke, wie z. B.
Korancommentare und isagogische Bücher, Eingang gefunden hat,
zeigt uns, dass die Informatoren über biblische Dinge wie die
Convertiten Ka'b al-ahbär, Wahb ibn Munabbih u. A. m. eber
dazu angethan waren, falsche Ansichten zuzuführen als zu orientiren.

Es ist fabelhaft, was man sich nicht Alles unter St^jj (auch mit

Imälä ÄJjjJ geschrieben) ') ^yi-^ und vorgestellt hat. Was


Form, Eintheilung und Inbalt des taurät anbelangt, lässt sich eine

constante Verwechslung desselben mit den Gesetzestafeln (^!jJt)


constatiren. Aber auch innerhalb des Rahmens dieser Confusion
überbietet eine Tradition die andere an Fabelhaftigkeit. Al-Za¬
machsari führt folgende Meinungsverschiedenheiten an. Nach Einigen
soll das Taurät aus zehn, nach Anderen aus nur sieben, wieder
nacb Anderen aus zwei , Tafeln' bestanden haben *). Eine andere

1) Kobak's Zeitschr. für die Wissensch, d. Judenth. VUI p. 76—104. IX


p. 18—47.
2) Kitab al-agäni III p. aI" .
3) Vgl. al-Bejdäwi zu Sur. 3,1. Conde schreibt in seiner Mit'theilung aus

spauisch-arab. Manuscripten an S. de Sacy atura (äjjjd!) Notices et Extraits


IV p. 646. Uas Taurät wird in der Tradition auch >^uJÜl genannt

neben dem Koran als j^^t i»jLxXJ( (al-Bagaw5 bei Ibn al-'Imäd Bl. 84 r.).
4) Al-Kassäf zu Sur. 7, 143. Es möge noch die Ansicht der muhamme¬
danischen Mystiker erwähnt werden, wonach Musa das Taurät in neuu alwäh
Goldziher, Hier muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb. 349

Ansicht, welche auf die traditionelle Autorität des Rabi' b. Anas


zurückgeführt wird, besagt, dass das Taurät aus tausend Kapitehi
bestehe, deren jedes tausend Verse fasse; im Ganzen betrage es
siebenzig Kameellasten, so dass das Durchlesen eines einzelnen
Theiles ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen würde und das
Studium des Ganzen nur vier Menschen gelungen ist: Moses, Josua,
Ezra und Jesus Der Verfasser des Pihrist, welcher selbst über
den Kanon wobl orientirt war, erwähnt die Aussage des Ahmed
b. 'Abdallah, der die Bücher des A. u. N. T. zur Zeit Härün al-
Raäid's ins Arabiscbe übersetzt baben soll, wonacb die Mosen ur¬

sprünglich geoflfenbarte Thora aus zebn Bollen bestanden habe,


und nach der Offenbai-ung dieser Rollen die der zehn Tafeln ge¬
folgt sei, welche selbst grüner Parbe und mit rothen, wie Sonnen¬
strahlen leuchtenden, Schriftzügen bedeckt waren. Ich aber, setzt
der Verfasser des Pihrist hinzu, habe die Juden selbst über diesen

Gegenstand befragt, aber sie wissen nichts dergleicben. Dies sollen


die ersten später in die Brüche gegangenen Tafeln gewesen sein.
Die zweite Ausgabe enthielt den Inhalt des Taurät auf nur zwei
Tafeln, deren eine das Zeugniss, das andere das Bündniss brachte
Betreffs des Materials der Tafeln waren die verschiedenartigsten
Pabeln im Umlauf Emige lassen dieselben aus dem Paradieses¬

lotus (äI^ HjX^) verfertigt und je zwölf Ellen lang sem; Al-Kalbi

ist für gi-ünen Zabargad, Sa'id b. Gubejr für rotben Jäküt, Rabi'
b. Anas für Hagelsteine u. s. w. Nach Wahb behaute Moses
auf Gottes Befebl die harten Steine, in welche das Gesetz ge¬
schrieben werden soUte; Gott selbst erweichte und spaltete sie
dann mit seinen eigenen Pingem und schrieb die Gesetze auf die¬
selben, so stark, dass Moses das Geräusch der mit de;n Abschreiben
der Gesetze beschäftigten Peder hörte Auch textuelle Daten
über den Inhalt der Tafeln fehlen nicht. Im Saftnat Räjib, wo
die Siebenzabi der Tafeln festgehalten wird, wird der Inhalt der¬
selben nach alten Traditionen mitgetheilt, und da es zu weit

empfing, wovon er sieben dem Volke mittheilte, zwei aher für sich und einige
Auserwählte als esoterische Wissenschaft zurückbehielt. Die Namen der alwäh

sind: ^ eSyiJ! ci'^t ^,

^ ^ ^L*i- dJ! ^! o>iJ! N^/ju L5j^! is^^!

äkiLfcwJi v»ÄhJ3 . Dieses Thema ist sehr weitläufig behandelt von Al-(5ilt

(Hdschr. der Wiener Hofbibliothek N. F. nr. 326) Bl. 101 ff.


1) Kassäf zu Sur. 20.

2) Fihrist I p. ff , vgl. Sprenger Mohammad I p. 49.


3) Alle Ansichten sind zusammengestellt bei Ibn al-'Imäd fol. 250 fll
350 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb.

führen würde und auch ziemhch unnütz würe, auf den Text dieser
SteUe weitläufig zu refieotiren, erwähnen wir nur so viel, dass die

erste Täfel mit den Worten hegann : ijoj^^ \J6l£>- jsJ! «1! lA^iL

^1 ^yJSj oUiyt jot>-^ und dass dieselbe in der sechsten ZeUe


mit der Personalbeschreibung Muhammeds und dem Hinweis auf
den Koran schliesst, während die übrigen sechs Tafeln die Ge¬
schichten der alten Zeiten erzählen ■). Bei diesen völhg ver¬
worrenen Ansichten über die alten Offenbarungsschriften ist es auch
nicht Wunder zu nehmen, wenn wir ganz und gar aus der Luft
gegriffene Citate aus denselben in muhammedanischen Büchem
finden, wenn solche Citate auch auf die Autorität von Schrift¬
gelehrten gegründet sind. Nacb Ka'b al-ahbar beginnt die Thora
wie Sürä 6 und endet wie Sürä 11 die Angabe über den In¬
halt stimmt mit den eben mitgetheilten Angaben über den Inhalt
der ersten Tafel überem und wird auch von dem gelehrten aber
unkritischen al-Sujüti angeführt *), welcher Scbriftsteller zu einer
Zeit, in welcher die polemische Literatur betreffs des Inhaltes von
Taurät und Ingil auf sicherere Informationen begründet war, diese
und nocb andere Traditionen über den Anfang des Taurät ganz
unüberlegt reproducirt, so z. B. dass das T. mit den zehn ei-sten
Versen der Sürä 6, nacb Anderen einfach mit der Basmalä be¬
ginne u. a. m. *). Nach Abul-'Atä soll der Name der Sürä 3 in

dem Taurät 'i-mAs sein (St. p. 150), und Abü Hatim tradirt von

Chajtamä, dass der koranischen Anrede qjOJ! L^j! L im

Taurät ^yfSlmX\ L^l L entspricht *). Wabb b. Munabbih citirt

aus dem T. einen physiologischen Satz, welcher in der Medicina

prophetica (^^jjj^] ■_■ ^ tl) reproducirt wird <>). Nicbt nur die

Sendung des Propheten soll im Taurät vorausverkündet sein,


sondem, was ziemlicb sonderbar klingt, aucb des arabiscben Diebters
Abü Du'ejb soll in diesem hebräischen Buche ausdrückliche Er-

1) Safinat Kftgib (ed. Stambul) p. f. ff.

2) Al-Mundwt fol. 63 r.

3) Al-Itkftn ed. Caleutta p. aI .

4) Ibid. p. 1..

5) Ibid. p. off.

6) Sammelcodex der Leidener Universitätsbibliothek Nr. 47 4 Wamer (30).

Kitäb al-'Ikd (BOläk) III p. ("ol .


Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb. 351'

wähnung geschehen sein und dies erinnert an eine andere An¬


gabe, wonach in einem nicht näher bezeichneten Oflfenbarungsbuche
von dem rastlosen Thronprätendenten der ersten Umajjadenzeit
ausdrückhch die Rede sein soll ^). Aucb em Vers des Diebters
Al-Hutaj'ä soll sich im Taurät vorfinden
Dieselbe Willkür und Unorientirtheit der muhammedanischen

Theologen erfahren wir auch betreffs des Psalters *), von welcbem
aus den Büchem der Ahl al-kitäb die Angabe gemacht wird, dass
König David eine besondere Art dasselbe zu lesen hatte, weicbe
sowobl ibn als auch die Zubörer zu Tbränen rührte Der Psalter
soll Plücbe enthalten gegen die ungläubigen Israeliten und den
Anfang dieses Offenbarangsbuches confundirt, Al-Gazäli mit dem
10. Verse seines CXI. Kapitels ').
Betreffs des Zabür baben sich spätere Muhammedaner eine
offenbare Pälschung erlaubt, indem sie einen aus 150 Suren be¬
stehenden Psalter in arabiscber Sprache fabricirten, von welchem
das asiatische Museum in St. Petersburg, die Bodleiana in Oxford
vmd die Medicea in Florenz Handschriften besitzen. Ausser den
beiden ersten Kapiteln findet sich darin gar kein Anklang an das
kanonische Psalmenbuch; es liegt vielmehr eine Nachbildung des
Koran vor, Ermahnungen, Wamungen, Drohungen, Verheissungen

1) Al-Muzhir fi 'ulüm al-lugft od. Büläk II p. tfr : JUs ^j^'^ (S^i

i_äJ^ v^^j_^jt ^ L5>**^' CJ- os/* J'r!"'^'


. "*
oLi^Ao! (jia-*-J u5LJiX-j o-ij»-!^ iLoLj^AJb _jcLSiJl ^\ ^yl^j

'u5Ü3 JMs »-*-* ^_a:?^Ls öLs^t ^ j-j-^lS *^j*it

Sollte vielleicht 1^j,^ nus syr. J^j corrumpirt soin ?

2) Bei Al-Munäwi fol. 28 r sagt Nün b. Mälik : jüJt Vjlj^' ^ Jc?-^

er^Li^^yt ^\

3) Kit&b al-agänt II p. o. ;

L)<.Ui!^ äU! ojti! v'J^^Xj ^ ^üIt?" i»*^ ^

4) Zabür wird auch unter den Namen des Korans selbst angeführt (al-Itkän
p. IIa, 4); auch ein Dialect der öurhum führt diesen selben Namen (Jäküt

in p. To , 17).
5) Kitäb al-'Ikd al-farid (Wiener Hd.schr.) II p. lC2a. Vgl. den Vers des
Abü 'Ubojdä bei Ibn Hischäm p. ("v., ult.
G) Al-Bejdäwi zu Süra 5, 82.

7) Ihjä 'ulüm al-Din (ed. Büläk) III p. MI . Derselbe Satz wird allgemein

(t^Lsj) citirt im Kitäb al-'Ikd I Bl. 71 r.


352 Goldziher, Uber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-küäb.

im Stile des Korans. Selbst von der SteUe Ps. 60 (49), i, in welcber
die Muhammedaner bekanntlicb eine Hinweisung auf ihren Propheten
finden wollen , ist darin keine Spur vorhanden *). Es wäre aller¬
dings interessant zu untersuchen, in wiefern die gangbaren arabischen
Citate aus Zabür in diesem Pseudopsalter zu finden seien.
Die Vorstellung der älteren mubammedaniscben Theologie vom

Ingü wird folgendes Citat characterisiren: jyajji ^ •- ^1 v


> 3

^ ^.^jLs ^\f> g-yU/» e)' J"^^^' i ^^^»^^-^ ü^-ä iUi*j> ^


o -

t!^' "^.i^ ^ O***" • »I**^

habe im Evangelium gefunden: Die Schlüssel zu den Schätzen


Kärün's machten sechzig Maultbierlasten aus ; von diesen Schlüsseln
war kein einziger grösser als ein Fmger, und jeder Schlüssel war
für einen besonderen Schatz bestimmt."

Während vom Psalter die Anfangsstelle angegeben wird, werden


wir in Bezijg auf das Evangelium mit dem Scblusspassus bekannt
gemacht. Ga'far al-Tajjär befragte nämlich hn Tramne Jesum um
eine passende Siegehnschrift. Da sagte .Jesus zu ihm : Präge darauf

die Worte: ^^^a^JI Ui^ «JÜLJ! &JÜt )i\ ikJt ^, denn mit diesen

Worten schliesst das IngU '). Dafür wird aber ein Theil des
Vaterunsers als dem Moses geoffenbart vorgeführt *). Citate aus
dem Evangelium sind sehr häufig in den theologischen, morali¬
schen und mystischen Schriften der Araber. Besonders die
Mystiker, welche in ihrem Indifferentismus gegen formales Con-
fessionswesen weit entfernt eine feindliche Stellung gegen Ahl al-
kitäb einzunehmen, sehr bäufig ibren Satzungen tiefen Sinn unter¬
legen *), citiren unter ihren moralischen Sprüchen sehr viel aus
den alten Büchem, deren Namen nach ihrer Ansicbt termini für
tief mystische VorsteUungen sind *); aber in den wenigsten Fällen
lassen sich diese Sittensprüche aus den betreffenden Büchem nach-

1) Dorn, Das asiat. Museum in St. Petersburg p. 365.


2) Ibn al-'Imäd fol. 231 r.
3) Al-Munäwi fol. 22 r.
4) Al-Itkän p. aa .
5) Vgl. meinen Nachweis iu Geiger's j. Ztschr. XI p. 68 ff.
6) Vgl. Dictionary of the technical terms etc. p. Ilo . In diesem Sinne sind
nach meiner Ansicht Aeusserungen von Mystikern aufzufassen, wenn sie sich der
Kenntniss der alten Offenbarungsurkunden rUhmen, wie wenn z. B. Tk'üs b.

Kejsän (st. 106 d. H.) zu einem lernbegierigen Besucher sagt: ^(-^t J,!

^.,läj«Jlj |J.,cSUbltj »tj_yi!! (Jlc tvÄ^ ti^w-JLSU ^5 (Al-Munäwi fol. 52 v.)


oder was §akik al-Balchi zu Hätim al-asamm sagt (bei Al-6azzäli O Kind! ed.
Hammer p. t'i , 1).
Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb. 353

weisen. Frähn bezeichnet es als eine verdiensthche Untersuchung,


den Quellen derselben nachzuspüren, und leitet für eine solcbe
Forschung betreffs der Citate aus Ingil die Aufmerksamkeit auf
die apokryphen Schriften der christhchen Kirchen i), ebenso wie
für den Nachweis der Provenienz der Citate aus dem Taurät und
Zabür wohl auch die Agädä in Rücksicht zu nehmen wäre. Es
würde hier zu weit vom Gegenstande abführen, woUten wir zur
Ergänzung des bereits oben Angeführten eine Liste von mubam¬
medaniscben Citaten aus den alten Oflfenbarungsbüchem folgen
lassen, und wir wollen uns daher in Betreff solcher Anführungen
nur noch einige aUgemeine Bemerkungen anzuschliessen erlauben.
Häufig wird nach Art der talmudiscben Citatengruppimng nach
dem Schema D-'ainsa «bifflm D'N-'üia in:iOT n-nna ains na-i ^)

m emem Zuge aus aUen »vier Büchem" citirt, so z. B. äl^yüt

^y, ers fJ-^ er J^^^l erj ^--i-^ ^ er

.ä)j,_Ji;cw Jolu^ ^\ e5^ orj ol-*^' ers

Allerdings findet man neben solchen falschen Citaten auch manche,


welche sich nachweisen lassen, aber an anderen als den angegebenen

Fundorten. Der Satz : iXi>l JOuJ! j eT* ^-M*s

L«x*j> S »A5>lj (Kohel. 7, 23) wird von Ibn 'Abdi Rabbibi

als in ^ jjb iUJCs» vorfindlich citirt *). Derselbe Autor lässt

David zu Salomo sprechen: ^t^t v**^!? «5^^ ,3>=-(JL«JI v.!/

«5o:Jl> ^J>% (JL«J! '«5^ (Prov. 1,9) Wieder Anderes

wird ganz ohne Hinweis auf die Quelle richtig reproducirt. So


finde ich z. B. bei Mäwerdi, Constitutiones politicae p. vf mit ein¬

facher Erwähnung eines jJJ! ^^Uaj! den ganzen Inhalt von

Deuteron. 20, 5—7 reproducirt, ebenso wie das Einweibungsgebet


Salomonis obne jede Anfühmng übemommen ist

1) Asiat. Museum iu St. Petersburg p. 289 ff. Vgl. Uber die Bekanntschaft
der Muhammedaner mit deu Kvangelien s. H. Steiner, Die Mutaziliten p. 28 A. 3.
2) z. B. babyl. Tr. Megillä fol. 31a.
3) Ibn al-'Imäd fol. 133 r.
4) Al-'Ikd al-farid II Bl. 192 (Wiener Hdschr.).
5) Ibid. I Bl. 70 r.

6) Cod. Ref 211 fol. 22 r ^( *JLc ia5U^ 0->^ o' »^^'.S 'j ^.

iLfoLüÜt 1»^, vgl. U. Chron. 6,20. Auch agadische Diuge werden ohne Citat
Bd. XXXII. 23
354 Goldeiher, vher muhammetlanische Polemik gegen Aid al-kitäh.

Ausser der Anführung von taurät, zabür, ingil geschieht auch


häufig Bezugnahme auf al-hikmat, worunter wohl salomonische und
andere Weisheits-Bücher zu verstehen sein werden '). Wir haben

bereits oben einige solche Stellen gesehen. 'Urwä b. al-Zubejr

sagte: \hm} XaIL <£^JiJS iUXs^l

fliajtil (j«LjJ! ^\ v_*j>i Aus der ^^U-Ju,


'i> f, i
OjlJ wird bei Ihn 'Abdi Babbibi angeführt: ^ )Jj|
J> w ^
tjS>\ ')• In dieselbe Bubrik ist wohl auch ^.jUjJl« zu

stellen, woraus angeführt wird: t^ö; ^jjJti\ ;t_/i iUJiLsaJ^ ^.^1

Ich fand auch ^yL^Ju, »-imOj und glaube, dass diese

Benenmmg mit denjenigen Tbeilen des salomonischen Proverbien-


buches in Zusammenhang zu hringen wäre, in welchen die Weis¬
heitssprüche mit der Anrede : „Mein Sohn!" (■':a) eingeführt werden,
z. B. (vgl. Prov. l,-8, der Scblusssatz eine Reminiscenz an Deuteron.
i y m , 3 ^

5, is): a^w-^_jl iU-< -iä**-' ^-jUJL- iijuöj ^j

>Ä^_kC lijlauj ii5ojJt} Ä-v>0} In den Erzählungen Sindbads (die

Stelle ist mir leider entgangen) wird angefübrt : ^^^UJL, ÜJuk*»

••r^i »O^t 1^ j-y« oL».*J! io^LJ ^ io^" ^

tXJjl^l j.*3ä!! er j^'j cr > ^"■^ Kobeleth

7,1. 2, 9, 4 passt.

übernommen: Lo >A.x.J ÄiLuJ! ^^^ic iii5UL*i! Sj>^Xj ((«-»io ^j^^-ü! ) ^iLä

^yül V_Jj Lj ^iyus iJLJ ^^y^J^)^, il>««-»i> ej^j'^ l*^^"'' '2> /"^'^
Sl

iJUC w^JCJCj^ ^^^1 (.! ^öi V_J^ Lj ^jJ^aS XaÄJLs lA-kA*» |»(

(jaiUj LfAS 0\jj ^ vj.;i:uaJt e5j^' j*^" '^jyj »"M^'j


ständig übereinstimmend mit Bab. Talm. tr. Niddä fol. 16 b.

1) ünter >uJC:$^l j«JLc könnte das Studium solcher Weisheitssprüche der


Alten verstanden werden. Von Fachr al-Din al-Räzi wird erzählt, dass er bei

Ma^d al-Din al-6ili iUJCs^l ^Jtc studirt habe (Ibn Challikän VI p. Ilfj.
2) Al-Munäwi fol. 57 r.
3) Al-'Ikd I Bl. 18 V.
4) Al-Zamachsari Rabi' al-abrär (Auszug) Hdschr. der Wiener Hofbibl. N.
F. nr. 63 fol. 43 r.
5) Ibid. fol. 163 V.
Goldziher, üher muhamniedaniiche Polemik gegen Ahl tU-kitäb. 355

Wir finden auch Ojb iUX=>- angefiihrt ').

Im Ganzen hahen wir die Erfahrung gemacht, dass die Citate


aus den Weisheitsbüchem , wie auch aus ohigen Anftthrungen er¬
sichthch sein kann, genauer imd begründeter sind, als die aus den
drei Oflfenbarungsbücbem. Dies kann damit zusammenhängen, dass
dieser Theil des bibhschen Kanon dem Genius der Araber und
ihrer reichen Spruchdichtung (in welcber viel Coincidenzen mit den
bebr. Sprüchen nachweisbar sind) viel entsprechender und homo¬
gener war, so ,dass Mittheilungen dieser Art viel genauer auf¬
genommen und in authentischerer Form bewabrt wurden als solche
aus anderen ihnen minder homogenen Theilen des Kanon. Auch
reicht die Kunde von diesen Dingen in die ältere Zeit zurück.
Der weise König Sulejmän wird schon vor dem Islam erwäbnt ^) ;
allerdings hält Nöldeke solche Spuren für interpolirt •''). Nach der
Ansicht von v. Diez soU der Ausspruch Köbeleth 11, i noch lange
bevor dieses Buch als solches den Arabem bekannt geworden, ein
fest eingebürgertes arabiscbes Sprichwort gewesen sein *).
Ausser den Citaten mit concreten Quellenangaben finden wir

auch unbestimmt gelassene mit der Emfühmng: ««^Ä^' (jüjij

iUJ'^t oder kürzer v_>aJü! ^jani j,. Viele solcber Citate sind in

den Adabwerken, namentlich im Kitäb al-Tkd al-farid zu finden,


auch das Ihjä Al-Gazälis enthält viele, besonders zabireicb sind
dieselben in den §üf ibiographieen vertreten, in welcben den einzelnen
Süfi's sebr häufig unter obiger Formel moralische Sprüche in den
Mund gelegt werden *). Es sei' mir bei dieser Gelegenheit erlaubt,
zu erwäbnen, dass sich die Bezugnahme auf ein Weisbeitsbuch

unter dem Titel olJCi" ,Buch der Benü Temim' findet.

Al-Mejdäni *) nämUcb führt zu dem Sprichworte: J.,c=^l


J .,.> OM

jL3LtS\ ija^ Jb «Am besten büpft das geborgte oder gemästete oder

unbändige Pferd" den Vers des Bisr b. Abi Chäzim an:


i.J U**^
jUjt (ji^y^Jb vjis>! (*A4j' v-JuCy j; iiO^

1) Al-Hasari Zahr al-&cl4b wa-tamar al-albäb (ed. Büläk) I p. If^. Al-

Mubarrad KämU ed. Wright p. f.i , 15.


2) Mäbigä, Mu'allaka v. 22.
3) Beiträge zur Kenntn. der Poesie d. alten Araber p. XI.
4) Denkwürdigkeiten von Asien, Berlin 1811, I p. 114, vgl. II p. 77.
5) z. B. Al-Munäwi fol. 64, 67 u. a. m. von Muhainmed b. Nadr al-Häritt,
Mälik b. Dinär u. a. m.

6) Ma^ma' al-amtäl (ed. Büläk) I p. Ivl. Dasselbe auch AI-Mubarrad

p. fol, 12.
28*
356 Goldzihtr, iiher muhammedaniiiche Polemik gegea Ahl al-kitäb.

Es ist mir kein anderes Beispiel für die Anführung eines

^.^4,V ^ OtÄi' bekannt. Dieser Stamm lieferte der arabiscben


Nation mehrere weise Männer, z. B. den in der Proverbienliteratur
hervorragenden Aktam b. §ejfi, den Weisen der Araber.
Die Citatenproben aus Taurät, Zabür und Ingil, welche unsere
obige Auseinandersetzung enthält, geben der Voraussetzung Raum,
dass eine Polemik, welche an der Hand so vager und verschwommener
und fast durchgehends falscher Anschauung und Information geübt
ward, den Stempel der grösstmöghchen Unsicherheit an sich tragen
müsse. Es ist aber leicht verständlich, dass die Polemik in ein
sichereres Geleise trat, sobald die Kenntnisse der muhammedanischen
Gelehrtenkreise in Sachen der Bibel eine bestimmtere Gestaltung
annahmen, sobald sie eben aus dunkeln Ahnungen zu wirklichen
Kenntnissen wurden, beruhend entweder auf Verkehr mit con-
vertirten Ahl al-kitäb selbst, oder auf eigenem Studium der Texte
oder der Uebersetzimgen, deren in der 'Abbäsidenzeit ') mehrere
zugänglich wurden, z. B. die des 'Abd Alläh b. Saläm ^) und die
aus den LXX geflossenen des Hunejn b. Ishäk und Härit b. Sinän
Die erstere der beiden Informations-Quellen, aus welchen den
Muhammedanern Kenntniss von bibhschen Dingen zufloss *), ist die
unzuverlässigere von beiden. Die Muhammedaner schöpften aus
derselben vom Anfange des Auftretens ihres Religionsbekenntnisses,
als ibr Orakel für bihhsche Angaben die ahbär waren, welche —
wie männigiich bekannt — den hervorragendsten Anlass für grund¬
falsche Anschauungen abgaben. Dieselbe Quelle wird auch späterhin
von ihnen aufgesucht. Von Abü Hätim Muhammed b. Hajjän al-
Busti (st. 150 d. H.) wird z. B. berichtet, dass er von den Ahl
al-kitäb die Harmonisirung ihrer Bücber mit dem Koran erlernte •^),
und nocb später balten sicb mubammedanische Historiker und Theo¬
logen an die mündhchen Mittheilungen von Christen und Juden.
Es wird von ihnen auch sebr viel Gewicht auf diese Informations¬
quelle gelegt. Der kritiscbe und geistvolle Ibn Chaldün misst den
jüd. Convertiten selbst betrefls arabischer Urgeschichte den böcbsten
Glauben beiSo bezieht sich aucb der fanatische Polemiker

1) Nach Sprenger Mohammad I p. 132 sollen Theile der Bibel in arab.


Sprache schon zur Zeit Muhammeds vorhanden gewesen sein. Ueber eine arab.
Uebersetzung des Pentateuchs, der P.salmeu und Evangelien in kufischer Schrift
berichtet Villoison (Manuscrits grecs et latins de la Bibliothfeque de Serail. No¬
tices et Extr. VIII p. 4).
2) Fihrist I p. f f .
3) Mas'üd!, Kitäb al-tanbih (Not. et Extr. VIII p. 166).
4) Ueber diese beiden Informationsquellen s. Nöldeke Ueber die Amale¬
kiter (Orient und Occident II p. 639 f.).
5) Ibn Challikän VUI p. It^O , nr. 743.

6) ed. Büläk II p. Ia (Leidener Hdschr. fol. 8v),


Goldeiher, iiher tnuhammedanüche Polemik gegen Ahl al-kitäb. 357

al-§iiihägi auf die Angaben der convertirten Abi al-kitäb in Bezng


auf die angeblichen muhammedanischen Stellen der Bibel
Sicherere und gründlichere Kenntnisse als diese Mittheilungen,
welche obne Zweifel darauf berechnet waren, den zur Herrschaft
gelangten Muhammedanern recht viel Schmeichelhaftes imd Er¬
wünschtes aus den alten Büchem an die Hand zu geben, ver¬
mittelte die oben erwäbnte zweite Informationsquelle. Wir glauben,
dass die ersten Antriebe, sich eine genauere Kenntniss vom Inbalte
der biblischen , Schriften anzueignen, im Interesse der Gescbichts¬
wissenschaft auftreten, und dass die Verwendung dieser Kennt¬
nisse für die Polemik eine secundäre Pracht dieser Beschäftigung
ist. Da die allgemeine GeschichtsdarsteUung in der arabischen
Literatur regelmässig mit der Schöpfungs- und Patriarchengeschichte
beginnt, um von da auf Muhammeds Auftreten zu kommen, konnten
die Historiker sehr leicht zur Einsicht der Nothwendigkeit gelangen,
über jene alten Zeiten die ältesten Quellen selbst zu Bathe zu
ziehen, und so sehen wir denn einige der hervorragendsten Ver¬
treter der historischen Literatur der Araber aus den bibhschen
Berichten schöpfen, in denen sie gute Orientirang zeigen. Namentlich
gilt dies von Ibn Kutejbä, der in seinem Kitäb al-ma'ärif eine
sichere Kenntniss der alttestamentl. Schriften, die er selbst gelesen
zu haben vorgiebt ^), an den Tag legt und eine ganze Reihe von
Stellen aus der Genesis (weniger aus dem Exodus und den ausser-
pentateuchischen geschichtlichen Büchem) in fast wörtlicher Ueber¬
setzung citirt '), zuweilen in correctem Auszuge mittbeilt, ja sogar
die agadischen Mittbeilungen der ahbär durcb den Schrifttext
controlirt *). Zwar nicht in der eingehenden Weise, wie Ibn Kutejbä
durch Textcitate, documentiren ihre Kenntniss von den Quellen der
Patriarchen - und sonstigen bibhschen Geschichte aucb andere
arabische Historiker wie al-Tabari, al-Mas'üdi, ^amzä al-lsfabäni

1) Al-a^ibat al-ftchir4 (173 Wamer) fol. 91 r j,.^ jJL.( öJ^t

«tX-ö" ^yj-JUkJt j_jÄ1j ft^i . . . («.f;.^ ^5 g-J^—o u5LJiÄ_J

'LaÄiXao otjUi.*!!
2) Kitäb al-ma'ärif od. Wüstenf. p. 1, 5.
3) Bemerkenswerth ist, dass Qen. 1,9 D'^UlC^ f^U?'? Beschreibesatz

gefasst und mit xLo übersetzt wird: f-L^^Jt 0^$^' ^lÄJt «JLS^ f uJt .

V. 2 ist statt j^t^i V'Ij-^' Wiener Cod. j.;5^>-!! qIj-*' leseu. 2, 3

ttJ'np'jn ist tj^'i übersetzt, v. 7 TEKS = Mr^i S • Fehlerhaft 3, JO


t
NT'NI
I'l mit ,c-aj\,t.

4) Ibid. p. ir, 8.

2 7
358 Goldeih»; über muharnmedakitohe Polemtk gegen Ahl al-kitäb.

(durch mündliche Mittheilung von Juden darin unterrichtet) »),


Al-Bh^, Al-Makrizi, m etwas oberflft<Micher Weise auch Ihn
td-Attr n. a. m., zuletzt aber der in jeder Beziehung unüber-
Iroffene Ihn Chaldün. Bei emigen dieser Historiker, so nament¬
hch bei Ibn ,al-Atir, bemerken wir das Bestreben, die bibhschen
Berichte mit agadischen Ausschmückungen und muhammedanischen
Traditionen, wel<die wieder grossentheils aus der Agada fliessen,
zu verweben ; die agadischen Angaben figuriren da zumeist

unter Zurückführung auf sl^yJ! Bei Ibn al-Atir, welcher

sehr in die, Details eingeht, finden wir auch die Anfübrung ver¬
schiedenartiger, einander widersprechender Angaben über Einzeln¬
heiten der bibhschen Geschichtserzäblung; so z. B. werden über
die Lebensdauer mehrerer Patriarchen die dem Taurät wider¬
sprechenden Meinungen nebeneinander gestellt, betreffs der Grössen-
verhältnisse der Arche Nüh's neben den biblischen Zahlen, die hier
^at&dä vertritt, noch andere angefübrt, ebenso betreffs der Zabl
der in der Arche befindhchen Menschen Es ist bemerkenswerth,
dass in solchen PaUen gerade die ahbär mit den bibhschen Be¬
richten im Widerspruche stehen *). Es ist die behebte Art der

meisten muhammedanischen Historiker, in ihre Geschichtsdarstellung

die durch die ^[mü geförderte Tendenz einfliessen zu lassen, näm¬

lich den m den Texten selbst anonym eingeführten Persönhchkeiten


Namen und Genealogie zu geben. Ibn al-Atu: schwelgt geradezul
in .solchen Angaben *). i

Es hiesse, den Rahmen dieser gelegentlichen Bemerkungen!


über das bilhge Mass ausdehnen, wollten whr hier darüber sprechen,'
wie sich die genealogischen Tafehi der Genesis in ihrer Wiedergabe
bei mnhammedanischen Historikern gestalten, und welche Pactoren
häufig zu deren Verunstaltung beigetragen baben. Ihn Chaldün,
der letzte der bedeutenden arabiscben Historiker, bat in dieser
Beziehung manche Fehler seiner Vorgänger gut gemacht, mdem er
eine strenge Scheidung zwischen den Genealogien der sogen, nas-
säbün (Ihn al-Kalbi u. a. m.) und der Quellenschriften sich zur Pfiichti

1) Vgl. Steinschneider in Frankel's Zeitschr. II (1845) 325 ff, Bacher in


Kobak's Zeitschr. VUI (1871) 9 ff
2) Al-Ta'rich al-kämil (ed. Büläk) I p. I'a.
3) Al-Karamäni: Achbär al-duwal wa-ätär al-uwal (abgedruckt als Hämis

des ersten Bandes des Büläker Ta'rich al-kämil) p. f | : ^\ ^\ st^ ^| j,^

ioU» LsJI ^ fö\ ^JiLc v—?5 J'l-S} iU*» ^ytß'^'iii xjUju*ö (jiU ^

' ^^\S ^5 Jt ^^JUiV wL^« *lltj


i) Ibn al-Atir I p. I'f, I'o u. a. m.

2 7
Goldeiher, über muhammedaniiiche Polemik (fegen Ahl aUlätab. 359

macht ') und m seiner Wiedergabe des bibhschen Originales so


gewissenhaft vorgeht, dass er die der Verunstaltung ausgesetzten
Eigennamen mit genauem, von dem anderer Scbriftsteller verschie¬
denem ^) JaAÄ versieht, ein ümstand, aus welchem wir für die

Aussprache des Hebräischen in Nordafrika zur Zeit Ihn Chaldüns


manchen bemerkenswerthen Beitrag heben können *). Jedoch auch
er widerstrebt nicht der durch Ibn al-Atir consequent bekämpften
Bestrebung der persisch-mubammedanischen Genealogen und Ge¬
schichtsschreiber, die bibliscben Patriarchen mit Persönhchkeiten
aus der iranischen ürgeschichte zu identificiren.
Die Darstellung der Patriarchengeschichte von mubammedani¬
schem Standpunkte aus involvirte manches polemische Moment. So
z. B. wurde durch dieselbe gleich bei Gelegenheit der im Koran mit so
viel Nachdruck vorgeführten Propheten Hüd imd §ähh und ihrer
Mission zu den 'Aditen und Tamüditen, wovon in der Bibel keine

Spur vorhanden ist, der Gedanke nahe gelegt, das Mangeln dieser
Erzählungen als eine Folge der Fälschungen zu betrachten, welche
die Ahl al-kitab an den Offenbarungsscbrifteu verübten Ein ähn-
hches Moment bot aucb das Opfer Abrahams, insofem die Mu¬

hammedaner — mit Ausnahme der Iranophilen y It j welche

Ishäk als ihren Stammvater betrachten — Ismä'il als denjenigen


Sohn Ibrähims betrachten, den der gemeinsame Stanunvater der
Araber imd Hebräer auf Befehl Allahs wilhg dem Opfertode
weihen wollte

Wir haben gesehen, dass die Ausbildung der historischen


Literatur bei den Arabem das gründlichere Bekanntwerden mit

1) Viel Unheil haben die Copisten durch Verunstaltung der Eigennamen


angestiftet. Für 'l^iCfe''. finden wir z. B. ^Li>Lwjlj .
2) Der Corrector der Bül&ker Ansg. p. if macht auf diese Verschiedenheit
aufmerksam und giebt der Aussprache des Abulfeda den Vorzug.

3) Beispielsweise führe ich an: Gide'on: i^jlXJt i^Jja ^.^^SiOS

gJI Xl»;«Jl jtcXJl ^^yyi^ ft^ er*. In ^ezng auf den Namen 'XUäji.
sagt er, dass Al-Tabari LJLXe schreibt, während in den QxJLoijAw'Üt s-aäJ'
das Richtige: KaILü;! . Das 1 wird jedesmal mit S transscribirt und als tij

^l^t er * bezeichnet, während das aspirirte 3 als Kj_jÄ£; tij

f^LtJt er '^^■^ bezeichnet wird. ,


4) Ibn al-Atir I p. I^v.
5) 8. die weitläufige Abhandlung über diese Frage bei Al-Damiri Haj^t
al-hajwän II p. t"l1 ff. Vgl. Ibn al-Atir p. ff , Al-Mas'üdi Murüfe al-dahab I
p. 87, II p- 164, wo auf eine literarische Polemik über diese Frage hingewiesen wird.
360 Goldziher, über muhammedanieche Polemik gegen Ahl al-kitdb.

den Schriften der Ahl al-kitah nicht unbedeutend förderte und em


mächtiger Anstoss wurde zur Ueberwindung jener friiher gangbaren
leichtfertigen Art über den Inhalt der biblischen Bücher zu sprechen.
Es mag auch zu diesem Umschwünge der Umstand viel beigetragen
haben, dass zur 'Abhasidenzeit, in welcher dieser Fortschritt ein¬
trat, das Interesse und der Geschmack muhammedanischer Literaten
sich gerne fremdsprachigen Büchern zuwendete, und so mag auch
m Betreff der Kenntniss von bibhschen Sachen recht riel den
Syrern zu danken sein (Honejn Uebersetzer der Bibel). Wissbe¬
gierige hören Vorlesungen über die Interpretation des A. u. N. T.'s
und die Sebätze der Bibliotheken liefem Material für diese Studien').
Von einem Zeitgenossen des Ga'far al-Barmaki, dem sonst des
Schreibens und Lesens angebhch unkundigen Ibrähim al-Sajjär mit
dem Beinamen al-Nazzäm, der trotzdem sich in die Widerlegung
des Aristoteles, dessen Scbriften er auswendig zu kennen vorgab,
einhess, wird bei dem biographischen Schriftsteller Tascbköprizade *)
erzählt, dass er Taurät und Ingü sammt Gonmientaren inne hatte.
In späterer Zeit citirt der berühmte Dogmatiker Fachr al-Din al-
Bäzi das Taurät bereits auf der Kanzel und rühmt sich, hierüber
zur Bede gestellt, dieses ganze Buch auswendig zu kennen »). Bei
diesem Stande der Kenntnisse können wir auch bessere Angaben
über Eintheilung imd Form der kanonischen Bücher erwarten.
Die alten traditionellen Angaben wurden beseitigt, aber allerdings
nicht unterdrückt, sondem nach wie vor aufbewahrt und citirt.
Aber welcher Abstand ist nicht zwischen denselben und den An-

1) Al-Bikä'i (bei St. p. 391) bezieht sich auf Ibn Challikän nr. 757. Bei
dieser Gelegenheit möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Stelle Kitäb al-agäni
XX p. VA hinlenken, wo der Genealog Abft 'übejdä von Abän b. 'Abd al-hamid

al-Lähiki berichtet: ^j^j, »Ij^^! jLft*.! Lf*S »lÄffV tlS>\^

Jcia> ,_^ca_j («-^/^l (-ir^y^- XJ^AJ! gJiSjl^ v_i.i:\Aay« L^s

W ,_yLaJ Lc qU»J! er sl^ydt. Die Zugehörigkeit zum Juden¬

thum wird wohl nicht ernst zu nehmen sein, bemerkenswerth aber ist das Vor¬
handensein des Taurät und die Beschäftigung mit demselben.

2) Al-Sakä'ik al-No'mänijjä (Hdschr. der Wiener Hofbibliothek Mxt. nr. 464)

I fol 22 v: Jaft5> i\JSj I jjj v-OaCj *j! JÖLüJa ^5 ^^^^LftJ! j/ö,

jLx-i-bLJ ^Ji_Ä_5- s_i_/ '^^jy^^s ol-*^'

'.L^^L
3) Al-Kazwini II p. föf". (S. Anhang I.)
Goldziher, Uber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kit&b. 361

gaben über den Kanon, wie sie durcb Ibn al-Nadim Al-Makrizi 2),
Al-Sach&wi ^) und Ibn Cbaldün *) gegeben werden !
Hatte die bistoriscbe — zum Theil auch die bibhographische
Wissenschaft (Fihrist) — die Nothwendigkeit einer sichereren, auf
der Kenntnissnahme von den betreffenden Schriften selbst beruhen¬
den Kunde von den kanonischen Büchem nahe gelegt und, wie
wir ohen saben, erhebhch gefördert, so sehen wir das volle Ein¬
dringen in den Inhalt der bibhschen Bücher, auch-ihrer nicht-
historischen Theile, sowie auch der nachbibliscben Literatur durcb
die Entwickelung einer polemischen Literatur der Muhammedaner
gegen die Schriftbesitzer zu noch grösserer Vervollkommnung und
Ausweitung gelangen. Herr St. bietet uns in dem Grandstocke
des vorhegenden Werkes eine vollständige Bibliographie dieser,
sowie aucb der gegnerischen Literatur und zwar in einer Fülle,
die wohl der bibliographischen Nachlese nur noch einen spär¬
lichen Wirkungskreis übrig lässt. Ref vermisst allerdings die Er¬
wähnung der scbiitischen Polemiker und ihrer Schriften, deren es
einige gab, wie aus der Bibhographie der schi'itischen Literatur
ersichtlich ist").
Eben mit dem Studium von Ibn Hagar al-'Askaläni's biographi¬
schem Werke über die hervorragenden Muhammedaner des VTH. Jh. d.
H. (Al-durar al-käminä fi a'jän al-mi a al-täminä, Hdschr. d. Hofbibl. in
Wien Mixt. nr. 245) beschäftigt, kann ich auch aus diesem St.'s biblio¬
graphische Daten mit folgenden Notizen ergänzen: I fol. 194 r
wird eines rehgionspolemiscben poetischen Briefwechsels zwiscben
Sihäb al-Dhi Ahmad b. Jüsuf al-Sa'di al-IJarräni (st. 746 H.) und

1) Pihrist I p. ff . Er erwShnt die Eintheilung des Pentat. in fünf Fünftel,


wovon jedes zwei Theile hat. Diese Eintheilung scheinen die muhammedanischen
Theologen in Bezug auf den Koran nachgeahmt zu haben, nur dass boi ihnen
jedes Fünftel nicht einen zusammenhängenden Theil, sondem die Combination
nach der Art gleichmässiger Bestandtheile des Buches ausmacht (Nicoll p. 191),
wio donn im Allgemeinen im Koran Surrogate für die drei früheren Offenbarungs-
büchor enthalten sein sollen (Al-Itkän p. Iff) .

2) Geschichte der Kopten ed, Wüstenfeld (Götting. 1847) p. a. . y-*-*"


(Wüstenf. „Die Schrift Beiyamin's)" ist ohne Zweifel corrumpirt aus

Dibhre hajjämim, vgl. Rödiger De origine et indole etc. p. 55. Ibn Chaldün

3) Irsäd al-Käsid (Caleutta 1849. Bibl. Ind. VI nr. 21) p. of ff. Statt

(Richterbuch).
4) Prologomm. Not. et Extr. XVI p. fll . Der Kanon des I. Ch. schliesst
sich am engsten an den der abessynischen Kirche an; vgl. DiUmann in Ewald's
Jahrbüchern V (1853) p. 147; besonders die fünf salomonischen BUcher.
5) Al-Jüsi's List of Shyah books Nr. 109. 559. 622.

2 7 *
362 Goldsdher. Uher muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitdb.

einem Nestorianer Erwähnung gethan, welch letzterer dem mu¬


hammedanischen Gelehrten Einwürfe gegen den Isläm vorlegte,
mit der Bedingung Muhammedaner werden zu wollen, wenn Sihäb
al-Din die Einwürfe zu widerlegen im Stande sein werde. Dies
geschah, aber der Nestorianer ergriff die Flucbt, statt den Isläm

anzunehmen: (sic! der Sinn erfordert etwa: Sj^js-^!) x ll

ÄiXwjO JJLmj« ^^jixwwüt ^^rN^t iji « . .> i^'^^t

(JL.! l^j'ilXSw« jLs»3 V*-^' l"^' -^r^j ii^o^iii^ *-Jt ^4*^

^^jjjJI jlXj ^\AiJ! v;;jLiÜ IlXXS» Ljiy >jL=.| LJLs

yjJLo- Jop ,^oJ,LJI iüobL» ^^! . Der überaus schlechte Zustand

der Hdscbr. gestattet mir nicht eine Probe dieser poetischen Po¬
lemik, deren Charakter sicherhch religiöser Natur war, mitzutheüen.

— IH fol. 167 V wird das religionspolemische Werk: J^j^i]

von Muhammad b. Sa'id b. 'Abd Alläb al-Halabi (lebte um 740

d. H.) erwähnt: «^blJÜI JJ>! KäJLs? j (Cod. K**=-) kC4- »J

iXj]j3^ äJu*^s>- cyjs-Loo jujS ^j jIj-'^' ^'-f** »U-wj jUXi! (»^^^^

*Jäjt* ^iXj 'iJJüjt

Der bezeichnete Tbeü des Werkes von St. zerfäUt in zwei


AbtheUungen: S. 16—110 sind in 88 (zum Theüe Doppel-) Num¬
mem die polemischen Schriften mit sicheren Titeln in alphabetischer
Polge der letzteren aufgezählt und beschrieben; dann S. 110—161
Schriften ohne sicheren Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Verfassemamen, und im Anscbluss daran Anonyma, zusammen von
nr. 89 bis 151, wozu dann in den Nachträgen (S. 389—403)
zwanzig Parallelnummem kommen. Im Ganzen nehmen wir hier
zum allererstenmale Kenntniss von dem gesammten Bestände dieser
auf das geistige Leben der betreffenden religiösen Genossenschaften
sebr einflussreicben, jedoch bisher nicht gehörig studirten Literatur.
Bef. bedauert es wahrscheinlich im Verein mit vielen anderen
Lesern tmd Benützern dieses ebenso wichtigen wie interessanten
Buches, dass sicb der Verf. strictissime in beiden Ahtheilungen die
alphabetische Anordnung zum Princip gemacht hat. Durcb die
Scheidung der mubammedaniscben von der antimuhammedanischen
Polemik, ebenso wie die chronologische Anordnung des gebotenen
Materiales, deren Mangel im Werke selbst aUerdings durcb einen
chronologischen Index (S. 426 f.) einigermassen ersetzt wird, wäre
zu gleicber Zeit die Würdigung dieser polemischen Literatur vom
Standpunkte der Literaturgeschichte bedeutend gefördert worden,
und sie wäre um so eher am Platze gewesen, als die leichte
Auffindung von Titeln und Verfassemamen durch zwei mit der

2 7 *
Goldziher, Hier muhammedarusche Polemik gegen Ahl al-kitäb. .

vom Verf. gewohnten Genauigkeit gearbeitete Register ermög¬


licht wird.
Nach der Ansicht des muhammedanischen Biographen Ibn
Challikän war der andalnsische ?äbiri, Abü Muhammed ibn Hazm
(st. 1064 n. Chr.) der erste unter den muhammedanischen Theo¬
logen, der eine systematische Polemik gegen Ahl al-kitäb scbrieb.
Wie aus dem vorliegenden Buche ersichtlich ist, gab es bereits
vor Ibn Hazm im IX. und X. Jh. unserer Zeitrechnung muham¬
medanische Widerlegungsschriften gegen Ahl al-kitäb, namentlich
gegen christhche Glaubenslehre (Al-Warräk, st. 861, nr. 124; der
Philosoph Al-Kindi zwischen 813—73 nr. 112; Ilasan b. Ejjüb
st. vor 987 nr. 104). Was wir aber von diesen Schriften vor
dem XI. Jh. wissen, lässt uns voraussetzen, dass Ibn Hazm der
Erste ist, welcher den Kernpunkt der muhammedanischen Poleniik,

die Fälschnngsfrage (J .jA-;-") systematiscb behandelte imd in

ganzem Umfange besprach. Er that dies zuerst in einer Schrift,

betitelt: J^cS^i^t^ ''^■jj^ i. .ilj Oy.j .* 31 Jw^X-j-J J j ^1

JojUi! J-*Ä:S^J L4-C uJÜÖ (fcfjJoLj U ^jaSüS oWi-

Schrift ist behandelt bei St. nr. 6 S. 22, und wir kommen auf
den Titel derselben weiter unten nochmals zurück. Dieselbe ist
selhstständig nicbt vorhanden, wenigstens nicht nachweisbar, und
Ref. äusserte vor mehreren Jahren die Ansicht, dass die Abhand¬
lung des Ibn Hazm, weicbe sonst verloren gegangen wäre, —
was bei der Wichtigkeit derselben nicht vorauszusetzen ist, — in
ein umfassenderes polemisches Werk desselben Gelehrten, in wel¬
cbem er nicht nur die Ahl al-Mtäb, sondem sämmtUche ihm be¬
kannten Confessionen polemisch behandelt, nämlich in das auch

von Averroes citüte ») J,ÄJt} JJUI ^IXS' (St. nr. 77 S. 99 f.)

volhnhaltlicb aufgenommen worden sei, und der Verf. tbut dem


Ref entschieden unrecht, wenn er S. 140 diese Annahme als irrig

bezeichnet , voraussetzend , dass das g>J| jLfbl identisch sei mit


einer Streitschrift gegen den Juden Nagdela, welche übrigens eben¬
falls verloren scheint. Ref muss nocb jetzt seine frühere Ansicht
aufrecht erhalten, wenn er sich aus der ihm wieder in Abschrift
vorliegenden gegen die Ahl al-kitäb gerichteten Partie des Kitab
al-milal die Ueberzeugung holt, dass sie ibrem Inhalte nach voll¬
ständig AUes bietet, was der Titel des Izhär erwarten lässt, und
dies muss doch in erster Linie als Anhaltspunkt dienen, wenn wir
das Verhältniss jener Partie zu dieser Monographie beurtheilen
woUen. Noch klarer wird dies werden, wenn wir die jenem Kapitel

1) Destructio destructionum pars altera, disp. IV f. 351.


364 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl o'-kitäb.

des Milal vorgesetzte Ueberschrift hiehersetzen: Kj>\jb oLaäLu ^j

jjU. jj »'^yJ' ^-»1^' '^tv«'^ v-jU^! j iLsuslj v_*j3bC>5

L^lj LjJüJi^öj L^^.-aj a^vXj ey*;vsi i)"^!^^^' jj f>j.v<

Jj>j ^ »JJ! jji! ^ jü! ^ was doch nichts anderes als eme

Paraphrase des Titels des Izhär ist. Auffallend wäre es noch


obendrein, dass, wenn das so überschriebene Kapitel wirklich vom
Izhär verschieden sein soll, Ibh Hazm in diesem Kapitel nirgends
auf eine Monographie äbnlicber Tendenz Bezug nimmt, es sei denn,
dass diese Monographie später abgefasst wurde als das Kitäb al-
milal. Ich denke mir nun das Verhältniss in folgender Weise.
Ibn Hazm scbrieb zuerst "das Izhär als Befutation gegen die Ahl
al-kitäb, nachher scbrieb er seine Polemik gegen die übrigen Con¬
fessionen und Secten und nahm das ganze I^här als ein gerade
passendes Kapitel in das grosse Kitäb al-milal wa'l-nihal auf.
Diesen Hergang wird jeder ganz natürhch finden, um so mehr, da
er in der orientalischen Literatur nicht vereinzelt dasteht. Die
Identificirang des Izhär mit der Streitschrift gegen Nagdela ist
eine Gleichung mit zwei Unbekannten, wozu ausser der Gemein¬
samkeit des Verfassers alle Beweisbasis fehlt.

Der Kernpunkt der muhammedanischen Polemik ist die Haupt¬


beschuldigung, welche der Islam von den* ersten Anfängen an
gegen Ahl al-kitäb erhob, dass diese nämhch ihre Offenbarangs-

schriften änderten, fälschten und verdrehten ^^ij} JoJv.ajj

xJ^xJ! w>.Äiüi . Diese Anschuldigung , weicbe in der älteren Zeit

des Islam ganz allgemein erhoben wurde, konnte erst nach der
Kenntnissnahme von und sicherer Information über den Inhalt der
betreffenden Schriften zu bestimmter Pormuhrung gelangen, um
die Einzelnbeiten des Pälschungsvorganges zu entwickeln und dar¬
zulegen. Da stellt sich nun heraus, dass die Hauptvertreter der
mubiunmedanischen Tbeologie nicht einmal bezüglich der Grand¬
frage: wie man sich jene Verdrehung und Pälschung vorzustellen,
und was man daranter zu versteben habe, eines Sinnes sind. Der
Verf. refiecthi S. 322 (vgl. S. 392 den Auszug aus Al-Bikä'i)

ganz kurz auf die Divergenzen betreffs des J-jJs-o . Es scheint

uns für die Erkenntniss der Art muhammedanischer Polemik wichtig,


darauf hier näher einzugehen. Wir können zwei Hauptriebtungen
unterscbeiden. Die eine, mildere, bestreitet, dass die Bescbiüdigung
sich auf eine Pälschung, Interpohrung oder tendenziöse Kürzung
der Bibeltexte beziehe ; behauptet vielmebr mit besonderer Wür-

1) Leidener Hdschr. fol. 46 r.


Uoumner, über muhammedanüche Polemik gegen Ahl al-hit&b. 365

>

dignng der continuirlichen Traditionskette (jj'iy), welche diese

Texte für ihre Authentie haben, der Bibeltext, wie ihn die Ahl
al-kit&b überhefem , sei ungefälscht derselbe , den Gott ihren
*
Propheten offenbarte. Nnr die Interpretation (Jo^'ö) der Bücher

sei durch sie verdreht worden, und namenthch seien die Stehen,
welche eine tiefere und richtigere Interpretation auf die Sendung
Muhammeds und die Wahrheit des Islam bezieben müsse, durch
die Schriftbesitzer, trotz besseren Wissens, absichtlich in falscher
Weise interpretirt worden. Die Anhänger dieser Bichtung stellen
sicb natürlicber Weise die Aufgabe, jenen Stehen nachzuspüren
un'd ihre richtige exegetische Anwendung auf Muhammedanisches
;zu constatiren.
Eine andere Bichtung, der auch Ibn Hazm angehört, verwirft

diese Auffassung des JoiXo und bezieht es unter besonderem Hin¬

weis auf Citate des Korans aus dem Taurät und IngU, welche
sich in dem jetzigen Texte nicht vorfinden, auf die Fälschung des
Textes selbst. Ibn "^azm polemisirt gegen die mildere Auffassung
schon im Titel seiner Abhandlung. Der Verf. übersetzt (S. 22)

den Titel des Tractates .^J! ,L^! : «Aufdeckung der Veränderungen


o
und Erörterung der keine Deutelei zulassen¬
den Widersprüche der in ihrem Besitze befindlichen u. s. w.".
Ref. ist der Ansicht, dass Ibn Hazm in dem Titel andeuten wolle,
er beabsichtige in jenem Tractate die Fälschungen nachzuweisen
an Stellen, welche nicht Interpretationsänderungen voraussetzen
lassen, so dass die Beschuldigung der Fälschung auf die falsche
Interpretation eines allerdings geoflfenbarten Textes bezogen wer¬
den könnte; er wül vielmehr nachweisen, dass die Texte selbst
imtergeschoben seien und fälschhch als die geoflfenbarten ausgegeben
werden. Noch deutlicher wird diese Auffassung in der Paraphrase
des Titels, wie sie in der Ajifschrift des betreffenden Kapitels des

Kitäb al-müal gegeben ist: da heisst es statt Jo^ljdt J-^j^sp. ^ Lm so:

' ^ '«U! Jjii e5i>Jl ^.-^ Ljitj LjIjlXaJ5 L^^^^' «5ÜJu ej*!^

In der Abhandlung selbst nimmt er häufig Gelegenheit gegen


die erstere Richtung in seiner gewohnten dialektischen Weise ins

Feld zu ziehen; z. B. ^^^^J-mU! ^ LüL ül*^ jj! JLä

<3^}^ o-^'AJI J-^^ij äi^yJt ob liy^i oij^-

^yai^ fJl/LtSS'\ iCis tÄsP ^ f^^'^s»- Uitj ^^-^ ^5■JL^aJt5


wf

o' a!^*^-*^' JLä Jyjj 'cr^ls


366 Goldziher, Ober muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb.

j o->^^ S^"^ 5^ ^ r^Mj r^l /«V

bLws! ^.jJLo lX4.äJ iui j bS (^ Lf*^ CT* 1^ o'

>^t^ ,»4ÜÜ j o->^^' *V '^^^-^ j^i

^ i c^yi^ o^} 'y^/ r' ^ o'

JJaLJ; ^yij c+jybJi 0;-+-i55 t^Uj Jüä (JÖJO j ,**>^1a05

(j:^ 1*5 JiL iüÄuUj «Ji»- iuaxj IiXs-ij likzs^' tb» As>-ij JJÖ ^^^^

yp, J-cÄjb!!j Hi^yJl >_iu_s^j jLXJ! (Jw J.i....v...o v-ÄxT


S J o-o ^^ >^ £ - ^ . X-« J >- Qs...»

^LÄJÜ! MJc-ii WL*j^jjjJ(j &JLJ! Jc4^ ^ jJJl

U-« ijjlwuütj l5^^ Uas Ijo? ^yi t^yi (j—A-ls »)....

vJÜJoaj- ^y jQl t^_^ Jj bb ,y-c^bllj älj_yj(

c^' 0->*^^ J^bllj sl^yJ! I^Ju e5j^tj ü'

lyirSvLö LJjb^lj '^y^^ ly>Ä-ajj J^s», jc ,»4^^ l>j3jb ^1 vjül

j».^ Diese Meinungsverschiedenheit hat nicht nur theoretische

Bedeutsamkeit, sie hat auch wichtige praktische Polgen. Die An¬


hänger der ersteren Richtimg halten es für die Pflicht des Muslim,
jene Schriften hochzuhalten und zu verehren, denn sie sind, wie
sie vorhegen und überhefert sind, göttlicbe Ofienbarungsschriften,
nur ist ihre traditioneUe Interpretation falscb, was aber den Text
derselben nicbt berührt. Der berühmte Säfi'ite Al-Nawawi lehrt,
dass nicht nur derjenige ^ welcher den Koran gering schätzt und
an seinen Aussprüchen zweifelt, ein Käfir sei, sondern ebenso auch
derjenige, welcher solche Gefühle den Schriften der Ahl al-kitäb
entgegenbringt"). Den Vertretern dej zweiten Richtung hingegen
ist die Schmähung und Verhöhnung der gefälschten Schriften
religiöse Pfiicbt und ibre Verebrung als göttliche Schriften Tod¬
sünde, denn ihr Verfasser ist nicht Gott, sondem ein oder mehrere
schlaue Betrüger und böswillige Fälscher. Wie dies aufgefasst

1) Sürä 48,69.
2> KiUb al-milal fol. 86 v.

3) Kitib al-adkär fol. 59 v: jl ^.A^i^l, Hl^jJ! iX=^ ^^t uiJjJj

v_Ai:^ÄM.I jl l^,»*» jl äJjäÜI aUI i-aXT' Das auf den Koran

bezügliche ^j^^LuJl ^1 l>m t \ bl hat natürlich auf sonstige Offenbarungs-


schriften keine Anwendung, ibid. fol. 70 r.
Goldseiher, über muhammedaniäch« Polemik gegea Ahl al-kitäb. 367

wird, kann uns aus einigen „Kraftstellen' des Ibn Hazm verständ¬
licb werden. Kitäb al-milal fol. 60 r nacb dem Nacbweis einiger

aritbmetiscber Widersprüche des Taurät: j^jJl ^.^i Ua3ü9 Jijij

blXS» i-jL-j^b SjLi£>-JI ^^äaäao ^.J^ 'ä\jyXi\ ^ J.4.C

bJÜjÜ, UA>Xit '^'V ujun ^yi iCäA3 bl, ^ iJJ|

*«j f,jjL> ^ji ly*-"^ bi L» v_jii<j ^yj, jc jJÜI ^jkc^

Ibid. fol. 62 r Ji>j-ij' olck*» klXS" *lJt- («X»»^ iLfUÄxJ! ijJijLs

(3 jJl i-jjL3oCJ( o>*^' i-»LxXJ! ö5üj jjIjo ÄäoL>o üjiIaLs bjL^

LüjJuj qL5' Uj! »!;_>-J *-it oJ**-^J u^l ♦■ ^

' ^j^y*.l ^^Ls>j »■».Ä^'j xLiujj L?^'^" lJjMW Lä^s^üLw.«

Ibid. fol. 74 V nacb Beendigung der Widersprüche und Ab¬

surditäten des Taurät: J. >n ä l! \j,S>^ L^Uj? fi^^jy^ 'j*^

iÜjLyi (V^ji^y» o' j wjL«5 jJaLs J-Jjj jjL^y, ... i\<?Lii

LgÜj s^ft^Cj i-X.*ju> .! »J^^ er* (H-' z^J^

^.^yii, ^yUCs »j'L^ S ^y> i}^ ^J^^ A^ er

^L*j VJÄXJI iji^ y ' ^ lo öL»MJ (J Uc !_;Us>t

'iOc *1]| u. a. m. Nur sehr Weniges wurde durch göttlicben Rath¬

scbluss vor Fälschung verschont und dieses Wenige sind die Stellen,
weicbe Muhammed aus dem Taurät citirt und die auf diese Weise

erbalten wurden; ebenso wie auch die Fälschung durch göttlicben

Rathscbluss geschab: fol. Sör ^jülM ^[jü üW! UiT Uiä Oü>^
O-

(^^jJj! »Jilb! Ui' QAjUiJi ii^.ijö iksij tUi U JoAaj

JJCäJ! gt^b f^yiJä ^yjJi tUJbil ^y, u5ÜÄj »X«!/ o!^! Jjü

Ui' ffc^jJi^ 'f>-^ ey^jUXJt u5Ujj »j-Läj! tUi Uc ^^^Jol v.Ai'j

' \jU.*j! j-^-^W Uaj! otj! («-gJvAjl

1) Cod. JJU^I. Ibn Hazm bat in diesem Passus Stellen im Sinne, wie

Deuteronom. 19,21, vgl. Korän Sürä 5,49.


368 Goldziher, über muhammedanische Polemik gegen AU al-icuab.

Die Anhänger dieser Richtnng verbieten daher dem MnsUm


die Beschäftigung mit diesen falschen und gottlosen Schriften
(St S. 390), die Vertreter der ersteren empfehlen sie, oder lassen
sie wenigstens zu.
Wir können annehmen, dass alle jene Historiker, welche
historische Daten aus dem überheferten Texte des Taurät schöpfen
und reproduciren, diese mildere Auffassung theilen, welche auch
in der muhammedanischen Literatur bis in die neueste Zeit ihre
Vertreter hat. Unter den hervorragendsten Repräsentanten der¬
selben wollen wir Ibn Chaldün nennen, welcher für die Annahme
der Interpretationsfälschung gegen die der Textesfälscbung offen
eintritt. Er sagt am Beghme semes Geschichtswerkes (Bd. II ed.

BüläV): v_««.i=u Sst>yd! ^ ^\y> ^Uic ^y« JUü L,

jjrjLsuJl «wie ipjJ Lo ^ u*L*c ^yt JUS iXitt ,*^Lo j

^y jiJl oSsü o' ^Ij^ JIJ} »-^^^ 3.

»pöu L*j!j JLä »Lol« j U jt iJiX^ L^ j]lj! LjjLxi' ^\

'JojUJL. y>.j

Nach Al-Makrizi bezieht sich die Pälschungsanklage überhanpt


nicht auf alte Schriften, sondem auf die Mischna, die er für einen
integrirenden Bestandtheil des Taurät hält») und mit dem Misn6
hat - törä (Deuteron. 17, is) zu verwechseln scheint. Wäbrend der
Exile — sagt er — gingen die authentischen, von den Königen ver¬
fertigten Mischnaabschriften verloren vmd wurden durch Hillel und
Schammaj durch andere untergeschobene ersetzt. Darauf beziebt er
Sürä 2,78 '). — Al-Öahrastäni bekennt bezüghch dieser Streitfrage
keine Farbe, sondem erwähnt beide Auffassungen neben einander*);
auch Al-Bejdäwi giebt in seinem Korancommentar an mebreren Stellen
beiden Ansichten Raum, ohne sich für die eine oder andere zu
entscheiden '). Hägi Chalfä hingegen spricht die Vermuthung aus,
dass die Schriftbesitzer die in den Schriften nicht vorkommenden
und den Islam ebarakterisirenden Behgionsübungen und Dogmen,
als da sind : Gebet, Fasten, Armensteuer, Wallfabrt, der Glaube an
das künftige Leben und die Vergeltung in demselben, selbst fort¬
gelassen hätten, und dass das TabdU eben in diesen Weglassungen

1) Vgl. unsere Anmerknng S. 344.

2) Vgl. Fihrist I, p. f 1*.

3) Kitäb al-Chitat (ed. BÜläk) II p. f vO .

4) Ed. Cureton p. llö , 2 ff.

5) Ed. FleUcher I p. 11, 1. 2, p. fOA , 1. 9.


Goldeiher, iiher muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb. 369

bestehe Die Ansicht Hagi Chalfä's gehört einer dritten , wir


wollen sagen, vermittelnden Richtung an, deren Anhänger die Text-
Mschung zwar zugeben, aber dieselbe nur auf einen Theil der
Schriften beschränken, während ein anderer beträchtlicher Theü
ungefälscht überliefert sein soU. Sie wird in dem theologischen
Werke des Averroes») angedeutet, unter den Polemikern aber be¬
sonders durcb Abül-'Abbäs al-§inhä^i, dessen polemisches Werk

ä^LftJl ijL^lil »y>UJi xjj.>bl! der Verf S. 17 f ver¬

zeichnet, vertreten, so wie auch von allen jenen Theologen und


Polemikern, welche sich für die Annahme der Textesfälschung aus¬
sprechen und dennoch aus den gefälschten Schriften Beweisstellen
für die Sendung Muhammeds herholen. Diese Beweisstellen eben
gehören nach ihrer Ansicbt zu den intact gebhebenen Stücken
der theilweise geMschten Bücher. Vom Standpunkte des Ibn
Hazm hingegen können imd dürfen aus den Scbriften der Ahl
äl-kitäb in ihrer überlieferten Porm keine Beweisstellen für den

Islam geholt werden. Hingegen sagt al-Sinhägi hierüber, nach¬


dem er die muhanunedanischen Stellen aus dem Pentateuche und

den Evangehen aufgezählt hat : J.;Cf\J^| sjLio

v:>Uu«« J-JiXUlj iUiu «lÄ^^ '•'jlJ^' v:^^.*0uiJ5

JUi JLä L*r vjülj bit ^oLi.^1 ^


i

jL_A_j>t yo ^yx. j-ö-l a^ÜÄ/j (*5'tLü! o^t-^ ^

' ^US:i\ ^Läj c^-itjl ^.jtjJuL» L^!j ^J^i\j, Oj^l »). Obwohl

er aber zumeist die historischen Erzählungen der Genesis als der


Pälschung ausgesetzt betrachtet, möchte er dennoch einer der
Pälschung zugänglichen Schrift überhaupt nicht viel Zutrauen
schenken. Er spricht sich hierüber am Schlüsse seiner Kritik des

Pentateuchs in folgender Weise aus: '^^jy^^ i»-^

Jj L«Ls JjÄjt j-ki ^y|| yp H,j^aJLj CA>j>- gJjLj

^5i>Jt ,Ji\ ^t oL*Jt öju JJLiül ^ _yS>

i)j k-i^ ^ ^ "^j »by^' o-J^j**^ ^J--^^ **»

ki^s tjtj, f,Jäs. j^ y>j, <JJ! f.'iss f^jj^c

OaS^ibltj, iuyblLj oJuj iJCvSyt oljbCil u5üj JlSj ^^1 ^yC«! tÄÖ>

1) Kasf al-zunfin s. r. Taurät.

2) Averroes' Philosophie ed. M. J. MUller p. 97.


3) Al-a*wibA al-fächirä Buch IV Cap. 18.
Bd. XXXII. 24
370 Goldziher, iiier muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb.

jt**ÄJ gLsus-bJt Jaiu-j v>J jyl*J *AJI ^>^.-o* o-^^

Juu ») bLi gJCÄit Aä o^^'^s e,b( «tjyj»

^j-^ Arf) ■'^^ c***^

J ^\ vJ*i C5^'i ^ TJ^- «>IiJu>i töt

^j iJJuÄJ Ju^ wl pl—^^'j ^ t5^' ^5^' j-i--«-Jt

'^^.ji-ij b!*). — Als Fälscher wird entweder im Allgemeinen , wie

bei Ibn ^azm, ein ruchloser und ungläubiger Mensch yorausgesetzt,

oder Ezta ^|J^! ^jlt (= 'iciBri NpT»), welcher em

genannt wird').

Wir bedauern lebhaft, dass der Verf. in seinen bibhographischen


Erörtemngen nicht — wie er dies auch im Anh. VEL gethan hat
— aucb auf eine näbere Cbarakteristik des Inhaltes der polemischen
Werke der Muhammedaner eingegangen ist, namentlich derjenigen,
von welchen auf europäischeir Bibhotheken Handschriften vorhanden
smd. Es wäre dann möglich gewesen, die SteUung zu beurtheilen,
welche die einzelnen SchriftsteUer zu der Kernfrage der Polemik
einnehmen. Es würde zu weit führen, wenn wir hier die Einzeln¬
heiten anführen woUten, auf welche diejenigen SchrifsteUer, welche
die totale oder partieUe Textfälschung lehren, Uure Beschuldigungen
basiren. Die dem Ref vorgelegenen Schriften dieser Art behandeln
bei dem Nachweise der Pälschung vorzugsweise die erzählenden
Theile der Bibel, in welcben sie sowohl was die Zählen (nament¬
hch Lebensalter der Patriarchen)*), als auch die erzäblten Tbat¬
sacben anbelangt, Unmöghchkeiten, Widersprüche, emes göttUchen
Buches unwürdige Obscönitäten , den Patriarchen und Propheten
zugescbriebene unehrenhafte Handlungen hervorbeben, was nach
ihrer Ansicht unmöghch in einem von Gott geoflFenbarten Bucbe
gestanden haben kann. Was die nachgewiesenen Widersprüche
anbelangt, so erinnem diese Nachweise lebhaft an die ersten An¬
fänge der Pentateuchkritik in Europa; auf jeden Fall dürfen diese
Nachweise als erster Versucb einer solchen Kritik gelten. Bei
Ibn Hazm, den die Späteren in diesem Punkte zumeist nur
excerpiren und paraphrasiren, füllen diese Nachweise 34 Quart-

1) In der Leidener Hdsclir. unklares Wort: yiy^ .


2) Ibid. Buch II Cap. 9 § 13.
3) Ibn Kajjim al-Gauzijjä (Leid. Hdschr. nr. 1510 Testa) tol. 94 r.
4) Von Methusalem weist z. B. Ibn Hazm nach, dass er nach den com¬
binirten Angaben des Pentat. iiothwendig in der Arche Noah's gestorben sein
muss. Kr ist, was die Kritik der Lebensalter anbelangt, Uberaus weitlSufig.
Goldziher, Uber muhamntedaniseke Polemik gegen Ahl al-kM&b. 371

blatter bloss für das A. T. '), deren grösserer Theil sich ledighch
mit dem Pentateucb*) beschäftigt, gegen welchen er 57 Ein¬
wendungen in eben aoviel Abschnitten JjiaSj von denen mehrere
in Unterahtheilungen zerfallen, erhebt. Hierauf folgt der Näch¬
weis der Fälschung der übrigen Bücher, der historischen, prophe¬
tischen imd poetischen *), besonders ausführlicb wird der Psalter
bedacht und dessen Fälschung aus 2,7. 45,7. lo. 87,5. 110, i.
Jerem. 82, i (was als Stelle aus dem 177. Ps. angeführt wird),

82,1 (übersetzt : j ,ii^-*Jt *JÜ( v-ä-äj, it^bH ^^»ÄS'-« ^ nÜI ^LS

j^^L^wj), 89,7. 27. SS. so, welche Stellen als Blasphemieen dargestellt
werden, begründet. Die Stellen sind falsch angegeben und über¬
setzt, aber es verlohnte sich der Mühe, zu untersuchen, welche
Uebersetzimg den citirten Stellen zu Grunde liegt. So weit Bef.
sieht, ist es nicht die des Sa'adjä, sondern eher eine christlich¬
arabische Uebersetzung, w^ besonders aus Stellen ersichtlich ist,
welche auch in der christlichen Theologie von dogmatischer Be¬
deutung sind. Dass er überhaupt nach Uebersetzungen gearbeitet
bat, ist aus folgender Stelle einleuchtend, welche sich auf Gen.

3, »4 bezieht : ^tjj ^yAjjXit ^yS-ii ^y ry^ls '^^•^ Akj,


' * II

L^i* y^jlsA 'iJS^M^i j 'SU=»- '^j^^ JcIÄäJ i_jLii;U

Jir«:\iJ LijLj >_.<Jiai j J>*sL-.l , ^.iUt ^^LL^SÜLj JJ'^,

^ LLle» U*Jc»-I ^-y^, |J J yi\ JLä ' »lJI »ypui Uü-b

Mj^ wft^J' [^f>\ bis b!!j ^ycj! ^). Aus Proben, welche ich

1) Bl 46 r — 84 V.
2) Derselbe besteht nRch Ibn Hazm fol 79v aus 110 Blättem, die
Seite zu ungefähr 23 Zeilen, jede Zeile fasst einige zehn Worte. Das Deu¬

teronomium nennt er fol. 80 v J[ .

3) Von dem Höh. L. sagt er fol. 83 r jjtil sLäxi« ^»j-v*^ jU" yj**^.

JJÜu bl vJU:>l i.bLj' nU" iü^ Lr'>*^^ ■'^M^ y»} J^'^\

Jj_*_X_j »_/«5 SjiXj äj-j» »Jbl bJ|--9 f,^Jj> xXsf] {^j\Xj bij
> * wP

L-t-kXJl J-*c tü\ ^\ v**^ 1*^*»»:' üi^lj lAi!j . vjioj^

(jdil^jwj lÄ^ly . Das Wort ^Li ist mit Imälä (Ibn Hazm ist Andalusier) zu
lesen. Das H. L. kommt in arabischen Schriften bänfig als

vor, Tgl. Rödiger De origine et indole etc. p. 83 Anm. 93. Eine häufige Be¬

zeichnung ist auch jLCvJbll iAmmJ .

4) Ibn Hazm fol. 48 r.


24*
372 Goldziher, über muhammedarusche Polemik gegen Ahl al-küäb.

an anderer Stelle aus einer auf Nachbiblisches bezüglicben pole-


miscben Partie geliefert babe, kann man erseben, weicbe Derbbeit
und Schonungslosigkeit d6s Ausdruckes Ibn Hazm m semer Polemik
anwendet.

Dieselbe Methode betoigt auch al-§mh&gi in dem IX. Abschnitt


des zweiten Kapitels seiaes Buches, welches sich mit der Auf¬
zahlung der gefälschten Stellen beschäftigt, deren er in Summa 18
(A. T.) anführt Er citirt die Bibelstellen im hebr. Original mit
arabischer Transscription und verweilt besonders ausführlich bei
den sogen, obscönen Partieen. Wir erfahren durch ihn, dass

die Juden diese Stellen mit dem Collectivnamen oL-LsuJl be¬

nennen '); ich vermuthe , dass diese Benennung der Bezeichnung


•'Binb« ma« entspricht, welche der Talmud bei ähnhchem Anlasse
gebraucht *j. Es ist bekannt , dass auch Abulfeda auf Stellen
dieser Art reflectirtDieselben Stellen smd auch bei Ibn Kajjim
al-Gauzijjä tractirt, den ich überhaupt von al-§inhägi abhängig
gefunden habe. Nur der Convertite Jahjä b. Ibrähim al-RaVill
(St. S. 34. 83), dessen polemischen Tractate*) wegen der höchst
interessanten Momente derselben einer eingehenden Cbarakteristik

würdig wären, geht über diese Themata, die er aucb berücksichtigt,


hinaus vni reflectirt namenthch auch darauf, was wir heute die
in den Pentateucb hineingearbeiteten Urkunden nennen. Namenthch

gebt er auf den Inhalt der aus dem ,Kriegsbuch" A}\ vjU^"

und im Namen der D-bfflTC, ^^jJJuUl citirten Stücke em und

bemerkt dass solche Lieder gleichgültigen Inhalts unmöghch gött¬


liche Offenbarung sem können '').
Ausser der Pälschungsfrage ist in der polemischen Literatur
gegen Ahl al-kitäb der hervorragendste Punkt: der Nachweis der
Bibelstellen, in welchen von Muhammeds Sendung und von dem
Islam die Bede ist. Schon im Koran Su. 7, i56 wird gesagt,
dass der Prophet in den Scbriften der Ahl al-kitäb genannt
sei, und die Traditionshteratur reflectirt sehr häufig auf diese

1) Al-agwib& Buch U cap. 9 § 2 »jA-^ftJj Ojb »l^yJ! ^

oUL>uJ! L^j—ri st^yJt i i>>Si' »AS> JJi^ ÜJ ^y!

^1 iXjy^i JiAi vJU^j oL.IäJI ujüüu w5Ufl>Ü5

'^_^ijü iJJ!
2) Bahyl. tr. Sanhedrin fol. 99 h.
3) Historia anteislamica ed. Fleischer p. f. .
4) Hschr. der Wiener Hofbibl. A. F. nr. 58. Der Verf. schrieb, was er
auch selbst eingesteht, ein elendes Arabisch.
5) Bl. 17 a—b.
Goldsiher, über muhammedanische Polemik gegen Aid al-kitdb. 373

Voraussetzung. Diejenigen Theologen nun, welche das JoJt^"


als durchgehende Unterdrückung des ursprünglichen Textes anf¬
fassen, sind nüt der Ansicht leicht bei der Hand, dass der in den
Schnften Yorkommende Name der arabische Name des Propheten
war, der aber mit allem Anderen aus den Schriften verschwunden
sei. Diese Ansicht ist jedoch nicht allgeinein verbreitet, sie wird
wohl vom gemeinen Volke häufig ausgesprochen, ist aber in der
Theologie nicht zur Geltung gekommen. ,Es ist eine vollends
falsche Auffassung* sagt Ibn Kajjim al-Gauzijjä ,wenn man voraus¬
setzen wollte, Juden und Christen hätten übereinstimmend auf
allen Enden der Welt, wo sie leben, diesen Namen aus ihren
Schriften ausgetilgt; dies behauptet Niemand nnter den Gelehrten
der Muslimin, auch hat Alläh nichts davon im Koran gesagt,
ebenso äusserte sich keiner der Genossen nnd Imäme, und nach
ihnen der Korangelehrten in diesem Sinne. Es kann wohl mög¬
Uch sein, dass das gemeine Volk durch eine solche Auffassung
dem Islam zu helfen glaubt, aber hier güt das Sprüchwort: Der
kluge Gegner kann nichts Besseres wünschen als dass ein imwissen-
der Freund dem Feinde helfe. Sie missverstehen nämUch den
Sinn der Koranworte Su. 7, i66 , und meinen , der im Taurät und
Ingü vorkommende Name sei der bestimmte arabische Name, dieser
aber findet sich in jenen Büchem absolut nicht vor. Was erwähnt
ist, ist die Beschreibung seiner Eigenschaften und die Zeit seines
Erscheinens"*), wie es denn auch undenkbar wäre, dass in den
Schriften der Propheten keine Erwähnung geschehen sei von einem
so hochwichtigen Ereignisse »dessen Gleicben die Welt seit ihrem
Bestände nicht gesehen xmd bis zur Anferstehungsstunde nicht
sehen wird* ''). Nichtsdestoweniger hat man verschiedene Namen
genannt, unter denen der Prophet im A. und N. T. vorkonunen
soll (St. S. 325 A. 43), und wir brauchen betreffs der hierauf
bezüghchen Traditionen nur auf Sprenger's treffhchen Excurs
(Mohammad Bd. I p. 155 flf.) zu verweisen. Die Muhammedaner
sind betreffs der Namen derselben Ansicht wie die jüdischen Aga¬
disten, welche den Liebhngspersonen der biblischen Geschichte
geme mehrere Namen geben und in der Vielheit der Namen eine
Bevorzugung finden *). Es giebt verschiedene Ansichten über die
AnzabI der Namen des Propheten. Die Angaben variiren bis zur
Höhe von tausend*). Unter den aus der Bibel als in derselben

1) Hdschr. der Leidener Bibliotheli cod. 1150 Testa fol. 35 v.


2) Ibid. fol. 45 r.
3) Exodus rabbä sect. 40. Elias hat 4, Bezalel 6, Josua 6, Moses 7,
Hordechfy 2, Daniel 5, Chananja, Mischael, Azaija je 4. Auch fUr Abraham
werden anderwärts verschiedene Namen angoflihrt.
4) Vgl. 201 Namen bei Dom, Das Asiat. Museum in St. Petersb. p. 218.
300 Namen bei AI-Fanäri Encyklopädie (N. F. nr. 7 der Wiener Hofbibl.)
Bl. 76v.

2 t
374 ■Goldziher, über muhammedanisehe Polemik gegen Ahl al-kitdb.

angeblich vorkommend angeführten Namen ist nnr der des Parakleten


aus dem N. T. sicher. Ausserdem werden aus dem A. T. nament¬
hch aus Jesaja und Daniel Stellen angeführt, in welchen die

hebräischen Aequivalente von und bnthalten sein

sollen. Die im A. T. vorkommenden Benennungen sollen sein:

jU jlt oder o»^ oyi (= 1»n nsu Si S. 327) in der Bedeutung

v_^Jjj wie gewöhnlich erklärt wird, oder wie Andere

darunter K&müs — meinen , ijCsJ! oUÜ *). Andere

virgiren die Lautähnhchkeit dieser hebr. Worte mit dem Namen


des Propheten ^). Ein anderer alttestamentlicher Name des Pro¬

pheten soll sein : Ux«.»- (Ka'b al-ahbar), und die Bedeutung dieses

räthselhaften Wortes wird umschrieben: ^ |.-i>-

JbL<\Jl. p ^j^yrti |«'j-^>l • -^"cb der an den eben erwähnten an-

kUngende Name I N , r=> wird überhefert (vielleicht Anklänge an

aram. Formen, wie etwa: «'i"'ttn, N^'i^jin). Ein anderer Name soll

uV-^! sein mit der Bedeutung oLy«J! ^ ..^aääJI •^^'Us (vielleicht

a'nn Tins); femer ^U.> ^) und das unverständhche unerklärte *).

Auch der Nam« gÄ^iw^ wird erwäbnt. In einer schlechten Para¬


phrase von Jes. 42 wird v. 3. 4 in folgender Weise wiedergegeben:

^yÄiUaJl ^iXj blj gÄCi-c ^\ J-A^J bij w*i*J bij v_A«>laj bl

^\ xÄjubOsJl X^äJI^' ^ ^<ÄJt . Dieses gÄww« soll in der übrigens

total muhammedanischen Stelle der Name Muhammeds sein: iJjjj

iUjLi*Jb fjHt q3_jJ 8JJ-iU! tLäJlj iU:S\ju-i( j^yiJW

liH»i h<o lAi^t J.J Xüil h»! l^UU ÜiÄJ) Löm iX«..^ ^bi vJüUax

«tÜij L^Ls iLoLoJ! iiiJb i>ii«Juj ^.^] ujjÜ! bij

Aus der im weiteren Verlauf aus Ibn Kutejbä citirten Stelle

1) Das im Catalog der Hammerscheu Bihliothek orientalischer Druckwerke

ialschlich als |«Luobil ^iiS von öähiz angegebene tiirkische Werk (BÜlUc
1245) p. !v.
2) Ibn Kajjim fol. 56, vgl. Kobak's Ztschr. Bd. IX p. 28, wo ich die Stelle
in extenso mitgetheilt habe.
3) St. S. 829.
i) Ibn al-'Imäd fol. 328 v.

2 6
.Goldaher, über muhammedanische Polemik gegen AM al-küäb. 375

ist ersichtlich, dass hier ein hehrftisches Wort, etwa natin zu Grunde
Liegen müsse , wovon aber in. jener Schriftstelle keine Spur vor¬

handen ist: iit} idl LV«il i^Jyü ^^t l.ol^t ti! L^bl lÄfcw oJ-!>*^

y5LSi Ls\äÄ <\*^ o'^^^" Stellen des

A. und N. T. , aus welchen die muhammedanischen Polemiker die


Sendung Muhammeds herleiten, reflectirt der Verf S. 325—29
nach Sa'd b. Mansür, welcher eine Kefutation gegen diese Be¬
rufungen schrieb. Im Ganzen sind die dort aufgezählten Stellen
an Zahl neun. Diese Zahl erschöpft hei Weitem nicht die Stellen,
welche die polemischen Schriftsteller aus der Bibel anführen. Am
ausführlichsten unter den mir bekannten ^ polemischen Schriften
beschäftigen sich al-§inhagi, Ibn Kajjim al-Gauzijjä und der christ¬
hche Convertit aus Majorka 'Abd AUäh al-Targumäni ") mit diesen

1) Ibn K«^üi^l fol- 69 v. Vgl. auch Nöldeke, Gesch. d. Qorans p. 7

2) Sein polemisches Werk >_^kJL«aJ! J.^t ^^^Ic jJt j v-AJ^bit »ÄS^


ist bei St. S. 34 verzeichnet. Es ist sehr reich an interessanten persönlichen
und historischen Daten , von denen ich hier einige hervorheben möchte. Von
seiuem Uebertritt zum Islam sagt er, dass sich seine frUheren Keligionsgenossen
darob bekreuzten und Heirathslust als Motiv unterschoben: (fol. 17 r Cod. Leiden

432 Wamer) ^t !iÄfl> idU> U tjJLi, (H^^^S ^y*^

^jij^. bl Üv\Äfi ^J*^x.»«JiJt jjLs ^Sj*^^ ■ studirte in seiner Jugend in

Bologna und schildert das dortige Studentenwesen fol. 9r: ^^uij) »LXS'j
} j

jJaäJt u5üi J^l ^«.'*>- lAÄc jJLc XäjJ./« (KjJ^bit ''^j^

^t J^j Lf^' ^:3' ^ t^'-ij

uUli ^.^yb _>J} >Jüt jL*jo y (^JJ! oJUt bJt o^r-jJ^

^y iyiklt jl»^ «5Üi it bli ^^LLJUJt ^y!,_j! ÜLbJuv ^t

' l^jSsi p .tyb (^iXit ^j«-kvwjüt bit fi^jä (fc^^^ bIj j-V*3l . Vom Sultan

Abft Färis 'Abd al-'aziz in Tunis erwähnt er unter Anderem Folgendes (fol. 25 v)

Ocäj (j-Jy j-*^' ^J*-^ c?-'' '^i'j^ "^'-^ spÜTjJac! ^yoj


" '^ '

^_cr_,L.«aÄJt v- 'bl/ pbS »Jüt ^IjS ^Liiwö" IäAäs o^Js

^ M> o' 1*'^ 1^ '-i^'^ }^ i5^^ '^i*^'

Qj^Äj bo ^^LuJl («Jt^ j^-o »Aäc j^^»Ä:sOj ot^X»Ut y« LJi-^j

jUÄ.ÄjUt ^jLÄtJt e^wJL» (j«,Ls _jjt tiSJü ^yAoLs^uJt V.ys


376 Goldziher, iiber muhammedanieche Polemik gegen Ahl al-kitäb.

Stellen, welche al-Smhägi in grösster Fülle anführt. Er zählt in


Suinma 51 Bibelstellen auf, die er in total verdorbener Ueber¬
setzung ausführlich mittheilt und mit je einem kürzeren oder
längeren Excurse über deren Anwendung auf Mubammedanisches
begleitet. Ich will, da diese Beweisstellen von Hm. St. zur Sprache
gebracht worden sind, hier kurz zusammenfassen, welches die be¬
rufenen Stellen sind, mn seine Angaben dadurch zu ergänzen.
Sie büden den ausschhesshchen Inhalt des 4. Kapitels vom Kitäb

al-agvribä, welches die Ueberschrift trägt: wüü' JiXj Ujö

MvXilA^j O?;*'^ *JCi!Ls\«J cP^s j»»l.*^ Uvjj '^y^i UäjO "i^ ^^^Ic

'^.jjjutw« »JLI! y«. Ich zähle die betreffenden Stellen nach der

von Al-§inhä^l befolgten Reihenfolge auf: (1) Genes. 17, i? — so.

(2) 49,10. rf:"'« übers. JJÜ! J c5<3üt. — (3) Deuteron. 18,15.—

(4) 18. 19. — (5) Genes. 16,8—11. — (6) Gen. 21,13 übers, j,!
£.

yjLc^j qA tS^ X.«*Ls iü«bl JwktU-,! yjjbul JvcLs- . — (7) Deutcrou.

33,» Kfi i\.AjiJC_j |«jJUa lU^ ^^1^ ^5L>Jt ^LS> ^ J<*js. ^'j^s

i-jbUül JJi! öi-äjb jlJLx e^-LsOuj . Nach Tohfat

al-arib BL 114 v ist ^2J-Jj-Jt 5UiJu*i( uiyLi ^y ^1 ^l^lj

i-^L ^iS jJaüJl ^JiLi ^Jj\jti jucj^j ^Ls^ qLCs utojbi!

i^^lxJ! ujULi JLLjLj j_i_iLj ^5 ^5<J> i^^ü »JJ! »wj^J äJu-lii!

X**tir *— jjtj c ^y4s S^y'iXJl \3AÄftJ! (wAS" l^-ouj

(.Ljtblj oloLjJlj j/jJ!} äbLJt Ä/iLibl iJtoüJ« Ojboj ^LuJl


" I
cyL5^ ^ üt>.AÄ(0 iUs» liläjt xibi (>t;<AJt

'*JÜI *-jLj! u^Jj j^kSj LS'iijlj i3-«a*/ej ^•JyJj ^yj!^j. In demselben

Jahre, in welchem 'Abd Alläh schrieb (823 H.), gründete der Fürst ein Hospital

(^^^LÜMtJw) für fremde Muhammedaner und versah es mit frommen Stiftungen;


es war das erste in Afrika (fol. 27 r). Vor AbÜ Färis war die Seifenfabrikation

ein Monopol des Aeraros; er gab diesen Industriezweig frei; fol. 28 r J («- ^1

jÜlXjj «Jlo ^j v-öUj ikAc ^ ^ytj^ iSjt LcyU-o ^^t lXju ^^^LoJI

'kJ) "J« ^Lj bi |._^ j-to^ ^.jLLJLmJI ^! jJUju bl,

1) S. Über die muhammedanische Anwendung dieses Verses Nöldeke im


Orient und Occident II p. 651. '
Goldziher, Uber muhammedanieche Polemik gegen Ahl al-kitab. Sil

vgl. St. nr. 3. — (8—18) Die Parakletstellen aus den Johanneischen


Schriften des N. T. — (19) Ps. 39,2. 4—7 mit der Bemerkung:
. '

^ üJli ^•)l'-^biLJ ^"1^*3! jijj jüob!! »A* ^J! kAc iJUl ol^JLo ^^^^.j

iU*.>ijL!lj '^'i^ isvJ_J^I o^y*>^!j f*^b!t LS>_^*^ t;^^

i^U^- o" Jr" r*^'i sjv^Ij 8_ft_Ä. — (20) Ps.

48,3,— so übersetzt: (j*jt\ä LlS>bi| X-j Ji Oj-».^ ULj_j ^^.jl .

In jj.*^!!' soll Mubammeds Name angedeutet sein, der zweite Vers-


tbeil deutet auf Mekka bin. — (21) Ps. 72,8— is in freier und
gekürzter üebersetzung. — (22) Jesaj. 42, ii —12. — (23) Ps. 2,7—9.
Es ist bemerkenswerth , dass diese Psalmstelle , welche hier als
Beweisstelle für die Sendung Muhammeds angefübrt wird, bei Ihn
Ilazm unter den blasphemischen Aeusserungen gegen Gott und
mit als Beweis für die Pälschung figurirt s. oben S. 371. — (24) Ps.

8, 5—7 übers. xjyi! (^iXJI ^^LwJbSt, üjJ'Ö (^ÄJ! ^J>\ er

uJÜib> AiXLi, Jc>wJ!j oULXJ! imd auf Muhammed

bezogen. — (25) Jesaj. 21, s —9 sehr zusammengezogen. Besonderes

Gewicht wird ^gelegt ^ auf -\yar, asiV V und baa"


T T 3D"n
V V v. 7: . Ii

^^ji ^ >W J^

5ks>-Ly»Jt ^ g>***i! qLs <-j^jJ »tS-^

JJu£l}\j, jJi iüüuUJ! J.io w! JwA^sJ^! (5 Uit, ^Jl>j ^

(cod. öU/-!) |»L^t Jsiä*-! ^ >X*.s?j v_J J! j».*>,b i,i5jL/«

'ÜP^^j Jju. — (26) Jes. 60,4—7 Jo>a.s^i- ^ oLi>aJl


J "

obUs>! J.C ^bil L^t gs»-5 ^^yS\J\ jjLs-ö LjJ! i^JUs- XX«j bit

Uit («-v^uuJt lA^j Ul.^5 Utj^ (»iiit, Jj^t L^t «/Ju*»5 ^U*ot

' 11-»» t| Lfts». iOjO Q^jX^» (*»l*o Ju.i=uJ J>*a>. — (27) Jes.

54,11—16. — (28) Jes. 49,1—5 gekürzt, v. 5 'iai ni.ri: \5''»3


«j

ist übers. ^_^^j (.jv*" i.^^'-^S Sr!r^' '-'^ tJL«.;s? • — (2^)

54,1—3 nizmv i:a = gjiüjsvjt »*,LäJt J*J, sind die Nachkommen

Hagars und jJ^ii^t JÜj die Nachkommen Sara's. — (30) Jes.

42,1. 2. 7. 8. 10. In dieser Versgruppe soll gleichfalls die ausdrück¬


liche Nennung Muhammeds enthalten sein, nämhch in den Worten

2 8 *
378 Goldziher, iiber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb.

(jtoj^t . .jflji! ^ , ^"L La_)J«js- IlX*.»- ^^bü »JJt iX*^j t.LX^t .

Statt entsprechend dem hehr. Text : '|^'i.«!7 !^ltJ>'? hat unsere

Hdschr. J.*ast und es ist sicher, dass al-Sinh. diese LA. vor sich

hatte, da er auf dieseihe in seinen Ausführungen die Beziehung


dieser Worte auf Mekka begründet. — (31) Jes. 35, i. 2. Auch

hier ist Erwähnung des Namens enthalten: v>..«j>Lj ^^liiü Ljilj

j^LlJ (cod. ^^*.Lsu) ^jJ^. Die Prophezeiung wird auf Mekka

bezogen. — (32) Jes. 41,8— le zusammengezogen; zum Schluss:

(bVrtnn) t^.«..s? /!V>^5 ^^Ir'i C^'' '^^i • — ^^^^ angebliche

Jesajastelle, an die wohl kaum ein-Ajiklang nachzuweisen; sie soll


«-* Jo,, «
lauten: ii5U*.! (j*}v\ä L ^X*^ Li \>X^ i..5i-fc*.l v;>JL*_=- j,t
»

Joblt er "^^^y" — (^^) Jß^- 1- Wiederholung von nr. (29). —

(35) Jes. 9,5—6 i;_>il_.awJ! ^S>^ x_jL./>bLj: ^-3-t (j.^-.^

iuÄXJ i_^! sy^Jt (»jLs» (so übersetzt er Mltairi). — (36) Aus

Jesaja citirt: Ju»-i ^^t^ tfhV!^ w ^^^o gleichfalls nommelle

Erwähnung des Propheten. — (37) Jes. 52,7 übersetzt: U**^ \j\

JUjs? Oyo JL.^ ^\j5o\ j wo Muhammed dem hebr. Iteaa ent¬

sprechen soll. — (38) Jes. 43, 20 jLsvä.^ (w>_«_!t ^ ^^^SjLi

iubS Za (^iXf't r^^'-s '^'^i '^Jr^'^ b^-^i)

^Lw iL/ibSt »ÄS' ^_y»i»«^t jj" wl j-^>-l^ JbUa!! (jiüic Jojj

^■^t . — (39) Jes. 60,1—4 wird auf Mekka und die Wallfahrt

bezogen. — (40) Hosea 12,1 übers, t^ OJi Oj^Jlj J^^ly-I


^ *> ■■ tt •
»juo^t 'wnJüU-SI 'woblt «Jüt j^t ,_5^ wlxil} OlXXIL. Hier

liegt die LA. bt< D» Ti 15' statt der lectio vulgata b« in li'

zu Grunde: ebenso Peschit. Jojl^J O0aiX N , 1 }* ] vn, n- ünter

dem Volke Gottes sind die Araber zu verstehen. — (41) Habak.


3,3—12 zusammengezogen ; in die arab. üebersetzung wird das

Wort ^X*^ zweimal eingeschmuggelt. — (42) Jes. 2,2.3 Micha

4,1. 2 wird auf die Ka'ha und auf den Berg 'Arafat bezogen. —
(43) Ezecb. 17, eff. sebr frei übers. — (44) 23,22—25 zusammen¬
gezogen und auf die Schlacht bei Badr angewendet. — (45) Eine
angebhche Daniel^telle , die nicht nacbweisbar ist ; in der-

2 8 *
Goldeiher, über mtthamtnedamsche Polemik gegen Ahl al-hit&b. 379

selben wird Mubammed genannt. — (46) Dan. 2, si flf. tendenziös


umgestaltet; das vierte Reich ist das des Muhammed. — (47) 7, « ff.
Die 10 Börner des vierten Thieres sind die Genossen des Pro¬

pheten. — (48) 10,4 ff. sehr frei umgestaltet und in mubamme¬


danischem Sinne gewendet mit sehr nachdrückhcher Beziehung auf
das Auftreten des Islam zum Schluss. — (49) Aus dem N. T. mit

der Einführung ^-*.*J! i>_*-«bljül JoLwj j Ljl_s>-^ JUS

\Jti . — (50) Jerem, 5, is. is. „Das Volk von der Feme'

soll das arabische sein. — (.51) Jos. 46, 9—11 Ju-js? »ö* ^LLit \ÖkS>

e?*" J*-^! ^ jübS Die Zephanja-

stelle (St. nr. 8) wird bei Al-§inbagi nicht angeführt. — Die Ueber¬
setzung und Anwendung dieser .51 Stellen rechtfertigt das Urtheil,
welcbes Sa'd b. Mansür (St. p. 328) über die Beweisstellen der
Muhammedaner fäUt; namenthch passt es auf die Art, wie jeden

Augenblick ein iX».^ oder Jy,»j>! in den Text geschoben wird.


Das Vorhaben , von welchem Hr. St bei Abfassung des vor¬
Uegenden Werkes ausgegangen ist, ist mit S. 101 und den auf
diesen Theil bezüghchen Nachträgen erledigt. Der Verf bietet
jedoch noch ausser diesem Haupttheüe bis S. 388 sieben höchst
dankenswerthe Excjirse, welche sich naturgemäss in den Rahmen
seiner Arbeit einfügen, und deren Ausführung mit Recht in diesem
Zusammenhange unternommen ■worden ist. Wir sind dem Verf
zu besonderem Danke verpflichtet dafür, dass er dieselben nicht,
wie manches Andere, zurückgehalten hat. Anh. IH — V schhessen
sicb ganz eng an den Kem des Werkes an; sie entbalten die
Bibliographie der dmsischen Polemik gegen Christen und J^iden,
Apocalypsen nüt polemischer Tendenz, sowie in arabischer Sprache
gehaltene Missionsschriften (zum Theil aus occidentaliscben Spra¬
chen übersetzte), welch letztere ihrer Natur nach gegen das Be¬
kenntniss derer, für welche sie bestimmt sind, polemisch auftreten.
Diese Anhänge führen die im Werke beschriebenen Schriften bis
Nr. 182. Anh. I bietet die Literatur über den sogen. Bund Omar's
mit den Ahl al-kitäb (S. 166—187) in grosser Ausführlichkeit imd
mit besonderer Ausscheidung der späteren untergeschobenen Tractate
dieses Inhaltes. Wie Dmek Gegendmck erzeugt und Action Reaction
zur Folge hat, so schhesst sich auch der muhammedanischen eine
antimuhammedanische Polemik an. Die BibUographie der christ-
Uchen Polemik gegen den Islam, sowohl der offensiven als auch
der defensiven, ist, soweit dieselbe üi arabischer Sprache geführt
wurde, in den Haupttbeil des Werkes mit aufgenommen und
alphabetisch eingeordnet worden. Was an christlicher Polemik
gegen den Islam in occidentaliscben Sprachen bis zur ersten Hälfte
des XVHI. Jahrh. geschrieben wurde, ist im Anh. VI bibhographisch
zusammengesteUt (der auch S. 227—234 einen Excurs über die
380 Goldziher, Hier muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb.

ältesten Koranübersetzungen einscbliesst). Die cbronologisebe


Scbranke, die sicb der Verf. selbst gesetzt bat, verbinderte ibn auf
cbristlicb-polemiscbe Werke unseres Jabrbunderts Bezug zu nebmen;
z. B. Cbarles Porster's Mahometism unveiled (1828), in welchem
Daniel 8,23 (D3B-T? ';|b72) aaf Mubammed gedeutet wird (vgl. St.
349. 351 jüdische Polemiker). Die antimuhammedanische Polemik
des durcb seine Umtriebe gegen Prankreich berüchtigten italienischen
Missionärs in Persien Leopold Sebastian!, welcher auch das N. T.
ins Persische übersetzte, von welcher Arbeit er in der Einleitung zu
seiner Ausgabe des N. T. (London 1807) sagt: quam eo labore ac
studio perfeci ut ipsorum Persarum judicio non dubitem asserere,
tersiori stylo persice conscribi non posse, praeviä dissertatione
de christianae religionis veritate deque sacrarum litterarum sin-
ceritate quas Muhammedani a Judaeis et Christianis vitiatos
credunt *), hätte, da einmal der Verf die auf dem Titelblatt gesetzte
Scbranke durchbrochen hat (S. 393. 407 werden persische Scbriften
aufgezählt), unter den christlichen polemischen Schriften gegen den
Islam erwähnt werden müssen. In dieselbe Reihe gehört dann

auch das polemische Werk u. d. T. ^O.^^ ^^^u'') verfasst


von dem des Hebräischen sehr gut kimdigen Historiker Basid
al-Dm (st. 1318; Bibhotb. Nationale Paris Nr. 356). Pür em Bei¬
spiel jüdisch-persischer Polemik gegen den Islam verweise ich auf
de Gohineau's Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale
(Paris 1865) p. 37. Mubammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb
ist auch in türkischer Sprache vertreten; z.B.in Sarrag b. 'AbdAlläh's
Magma' - i - latä'if ''). In der Aufzählung der in "f cidentaliscben

1) Journal des Savants 1819 Avril p. 215.


2) Quatremere's Ausg. von Easchid ol-Din, Histoire des Mogols de la Perse.
Introd. p. LXf.
3) Hdschr. dor Wiener Hofbibl.: Mixt. nr. 7U8 Kap. IV und V (überschrieben:

is^y^-s ksJ-^ cP^o^^i o"^^"^'-* o'^-'l-*


f

ji BiA-oLo j*j^Jb!jj>- »jbLj! li^Ju^JUlyw (_^kV^^ 'j'-^-O ^° "»"loot-

lich den Juden gegenüber die Sabbath-, Kiblä- und Abrogationsfrage (vgl. St.
p. 322 ff.) besprochen wird und die Möglichkeit der Abrogation augeblich mo¬
saischer Gesetze damit motivirt wird, dass die Echtheit derselben nicht verbürgt
ist. In Bezug auf die Verlegung des Sabbathtages , betreffs welches die Worte

Moses' {JoJ^S^ o!^.4-i*J! Lx v;>.^-«>.JLj tjXw>..*j citirt wordon,

sagt der Türke: ^^^-^ »>^-J ^ jOSS'^ (^Aj!

ijLs ÄjuL-J! j e?*^ lXa*J! |.Ji.;s\iLwj »SjXi^.^.^


s J c 5 - J

OSjbStj ot^.t,.»«,]! c>^.<!o U IAjI ^^S^MJi^ üüö! i._«_äJLxJLi UiÄJtl!


Goldzäier, über muhammedanieche Polemik gegen Ahl al-kitäb. 381

Sprachen geschriehenen Kontroversschriften vor dem XVIII. Jahrh.


fehlt uns jedoch recht fühlbar die Disputation des Manuel Palae-

ologos mit dem muhammedanischen MovtuQi^rjs (lTj"-^)) welche

der Hellenist Hase bekannt gemacht hat'), vielleicbt das einzige


noch heute sachhch interessante Stück dieser Literatur, in welchem
aucb auf frübere polemische Werke der Byzantiner gegen den Islam
Bezug genommen wird, so namentlich auf ein polemisches Werk
des Jobannes Cantacuzenus, das mit vielem Lobe erwähnt wird
S. 220 s. t. Andrea Abdalla Maurus ist die französische Ueber¬
setzung von Guy le Ffevre de la Boderie: Confusion de la Secte
de Mohammed (Paris 1547, vgl Not. et Extr. IX p. 110) zu
ergänzen.
Eine besondere ausführliche Monographie bildet Anhang VH.
„Jüdische Polemik gegen den Islam' (S. 244—388), welche das
ganze Buch bescbliesst. Jüdiscbe Polemiker und Apologeten, die
in arabiscber Sprache schrieben, sind dem Plane des Buches gemäss
bereits im Haupttbeile vorgeführt worden (Nr. 19 Sa'd b. Mansür,
Nr. 24. Jehüdä hal-Lewi, Nr. 75 b. Samuel b. Chofni, Nr. 120 b.
Samuel han-Nägid, in diesem Theile ist Maimonides nicbt mit auf¬
genommen). In genanntem Anbange, in welchem zu dem Verdienste
einer genauen Bibliographie das einer in allen Punkten lehrreichen
literaturgescbichtlichen Darstellung hinzukommt, ist dieEntwcklungs-
geschichte jüdischer Polemik gegen den Islam mit ausführlicher
Charakteristik der in Betracht kommenden Schriften, der rabba¬
nitischen sowohl wie der karäischen, in der chronologischen Ord¬
nung, die auch dem Haupttbeile zu grösserem Vortheile gereicht
hätte, gescbildert. Der eigentlichen Literaturgeschichte der Polemik
geht eine mit erschöpfenden Nachweisen begleitete Abhandlung
über alle Namen, imter welchen Araber und Mohammedaner in
jüdischen Schriften vorkommen (S. 248—273) voraus, worauf eine
Zusammenstellung der Stellen, wo in Gebeten und in der gottes¬
dienstlichen Poesie auf Muhammedaner Bezug genommen wird,
folgt (S. 274—301), um nach einer Darstellung der Themata,
welche den jüdischen Theologen zum Anlasse der Polemik gegen

y «Jl!L/i iOCJb jOJii'j i^Ju! ^.,JU^'jiX_o tJc-jt

(fol. 37 v). Den Christen gegenüber greift er die Anschauung an, wonach ^OtjLai

Jj'ii li^—Ä ^J«— J jXÄ\Ji kX*^ jX^li i^^-"^ ^ ?J'^^ IJP*^

aOjyji vJjy Ji^ *JL«as tf5LÄLj K^ (fol. 41).


1) Not. et Extr. VIII. II. p. 323 ff.
2) 1. c. p. 328. 333. Ich mache, weil in den Rahmen dieser Abhandlung
besonders hinein gehörend, auf die p. 339 gogebene Charakteristik der von den
Muhammedaneru benutzten arabischen Bibelübersetzungen aufmerksam.
382 OoMseiher, UOer muharnmedamtclte Polemik gegen Ahl al-kitab.

Muhammedaner dienten, auf die Literaturgeschichte dieser reichen


Polemik zu ühergehen. Es ist zu bedauern, dass sich der Verf.
zu Ende dieses Theiles wegen der „ungeahnten Ausdehnung dieses
Anhanges" (S. 349) etwas zn knapp zu fassen gezwungen war.
Aus demselben Grunde ist auch wahrscheinlich ein Anhang VHI,
worauf S., 248 A. 9 verwiesen wird, unterdrückt worden. Die
Abhandlung enthüt auch manche beachtenswerthe Bemerknngen,
die vom Standpnnkte eher obs»hwebender wissenschaftlicher Fragen
yon Interesse smd. Wir erwähnen nur S. 344, wo eben in diesem
Augei^blicke interessirende Nachweis« über Fälschungen des karai¬

tischen (_juwiaÄ/o üTTKOwitz geliefert werden.

Es mögen zum Schluss noch einige Bemerkungen über kleinere

«iJuJ? Jj>^ i-yo) ^ ywJü^JI <^o^t mit in

Combination gezogen werden. — S. 42 nr. 21 iJt ääjJLS! iXii»..

In dem Haadschriftennachweise zu erg^zen der Leidener Sammel-


oodex in fol, Sujütl'scher Abhandlungen Nr. 474 Wamer, wo dieser
Auszug mit enthalten ist. Bef. hat aus demselben m seiner
ungarisch geschriebenen akademischen Abhandlnng über MaSrik
und Ma^pAb (Budapest 1876) das Epigramm gegen Avicenna mit¬

getheilt. — S. ö9 nr. 40 m\Ss>\^ ^^Lo ^^^1 ^ '*-"-*-)•

Der Verf. übersetzt: „Abhandlung über Schmähreden gegen den


Propheten und seine Prädicate"; richtig wäre: „Abhandl. u. s. w.
und die hierauf bezüghchen gesetzhchen Verordnungen' (jüd. D"'?"''!).
— S. 72 nr. 60 ist kern eigentliches polemisches Werk; wohl
aber sind von Al-Mas'üdi mündhehe Discussionen erwähnt Not. et

Extr. vra tl 168. — S 103 Z. 2. 8 s^U 1. iüU. — S. 175. Uebp-

die Art des Buches von Reynolds ist noch das Urtheil in Palmer
und Dasent's: Jerasalem the City of Herod and Saladin (London
1871) p. 59 bemerkenswerth. — S. 313 Z. 9 v. u. ""C br ist wohl
Drackfehler für ■'obT Koran Su. 39,4. — S. 314 Anm. 22. Mu-
hädhira 1. Muhädara. — Anm. 23 Z. 8 nsTäM nnncc 1. nN35>n 'd;
Z. 10 ittbe 1. «nbc. — Z. 16 ibib« 1. nJtabtt, die Bst. b und s
werden in den transscribirten Manuscripten hänfig verwechselt. —
S. 324 Z. 15 scheint zwischen bfra imd q^D etwas ausgefallen zu
sem. — S. 326 Z. 9 Dian 1. män. — S. 351 Z. 6 ist für die
. >
grammatische Terminologie bemerkenswerth, dass ~1->ö:,\\ für

das gewöhnhche aJUA^JI (= gebraucht wird. — S. 364


Goldziher, iiber muhammedaniiehe Polemik gegen Ahl cd-kil&b, 383

Z. 9. g-.>a-«s 1- j-Li-a*}. — Z. 22. 32 •'»jrO'' L •'»•inD-' für das

klassische sj^-Jlj u5XJt ^e'^. — S. 388 Z. 4 -»TJa «TO ist

nicht wie der Verf. erklärt Ohodawend, sondem Chudäbende. —


S,. 388 Z. 6 bNy:"!, was der Verf. ganz richtig in das hteraiische
yxsh"^ (sehr. lyV"") corrigirt , ist die allentihalben gebräuchhche
Vnigärform mit Metathesis der beiden ersten Radicalconsonanten ;
auszusprechen: jin'aL — S. 392. Während die jüdischen Apologeten
und unter den Muhammedanern Al-Bikäl die Uebereinstimmung
der Taurättexte urgiren, um gegen die Annahme der Möghchkeit
einer durchgehenden Textesfälschung zu plaidiren, wird gegnerischer-
seits die Verschiedenheit der Texte herrorfirehoben. Ibn Hazm

sagt diesbezüghch fol. 46 v: (jÜJbSI Jji Juj^ Jlä

Jy{*Jl jjLw i_5<>>jW »!j_jJCJt ^ b! Ä-j^UxfcJf i 9lXjIj

■a>^^ Oy^\ ^L* ^5^AJ! ^ j^d! ^^b ^^ytiaib, JÜjiJt 1^1 ^.^^jj

iÜjLyi xjyoLwJ! t_5iX)lj (^dl ^.yJjÜJ '»-^<Xi^

^^jA^uJls ^3 Ji ^^_^LsO:*^*J bi SLyilMÜ! Sl^jj" LJI jjb ^5


•bU,I

Der Leser wird dies neue mit dem Aufwände rastiosen öe»
lehrtenfleisses gearbeitete Werk des Hm. Dr. Steinschneider ni,cht
aus der Hand legen, ohne den Wunsch zu hegen, der Verf. möge
recht bald seine schon vor längerer Zeit in Aussicht gestellte Ge¬
schichte der jüdisch-arabischen Literatur, deren Reichhaltigkeit so
manche werthvolle Beiträge aus den Materialien' derselben in des,
Verf Bodleianischem Katalog und in Einzelabbandlungen in dieser
sowie auch in anderen Zeitschriften und vomehmheh auch in vor¬
liegendem Buche ahnen lassen, der Oeffenthchkeit übergeben.
Ebenso legt auch das vorhegende Werk wieder den Wunsch nahe,

das BJ'Ijcjtj 'iyoLs^\ v_jIäJ' des M. ihn Ezra, von welchem der
Verf nach dem Oxforder Codex eine wohl vorbereitete Abschrift
besitzt und hin und wieder in seinen Arbeiten wichtige Excerpte,
bietet, in ausführhcherem Zusammenhange kennen zu lemen. Dieses
Werk verspricht nach Allem, was St. daraus nütgetbeilt, interes¬
sante Ausbeute für die aUgemeine arabische Literatur. So ge¬
winnen wir z. B. aucb aus einem im vorUegenden Werke S. 102—3
mitgetheilten Excerpt eine Notiz über Abü l-'Alä al-Ma'arri's Koran.

Wir erfahren dadurch, das diesem Koran der Titel oUliJlj JyaäJI

gegeben wurde, was für das Verständniss der in dieser Zeitschr.


XXIX S. 640 Z. 3 betreffs des Abü 'l-'Ala scben Korans gemachten
Textmittheilung aufklärend ist.
384 Ootdziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl at-kitäb.

Anhänge.

I. Zu S. 360.

Pachr al-Din al-Käzi und die Citate aus den alten


Religionsschriften.

Gelehrtthun mit Citaten aus alten Religionsschriften findet


sich ebenso, wie in den Predigten, auch in dem grossen Koran¬
commentare des Pachr al-Din. Wie es mit der Authentie solcher
Citate steht, will icb aus einer Probe klar machen, die ich hier
im Text mittbeile, weil die Büläker Drucke mancher arabischer
Werke noch immer nicht recht zugänglich sind:

Mafätih al-gejb (ed. Büläk m 8 Bänden) 1 p. f.r f. ^LxJ!

Jwösj Äibü iJLit uJ:^ ^L. ^J [jJLjl!! J-ojs jJobl! ^y, ^^Xiu]

y j,Ls iuiJ- ^bUJl «Jlc Jüä ät^yJ! Lc!

^ L^Jbuä <J jÄc! J OO^I, bSI lXac ^j Joc^l

j_^^t Lot^ LiJ^l i L?^!/ ''»^^ <y («^ ^?

I^^L^jj J_A_jt_j-wt jL_j_s>bl J_ä Oj!^ Lj ^Läjj iüLsa^ Jüä

fLJLjJ! lyjLs? Lüij tii-^^' (J qL» sL*Äjb!! (j«Lüt 1^1»-

viybti JjüJtj ^1 ^yLs iSUuJt !^L=^ tjj^- ^


i ( . * '
^Xjj! ülj ^_^Jt-L.'> ^yi <A5>-t i5 SvXj»!} o«Jj«^ U

B,_^t j ^üü *JÜ! Jüs JuÄi^t 'IrbL*{


'■ " ^ *
^ fiif^^. K'iSty ^*Ji (»Ijui.^ qJ J<r>; >^ 'ij^Sij^ ÄJuLuJt

^ ^Ouu4 ^ ^1 ^yLi s^;, JuJ\ ^\ Jl^il

o'j r^y^ o'^ r^r^ o'i c^^^-


wJ* ü,,0.>
t^JyS qXJj J»»jü bli jJLjü v_jLsü !_jJjjij bij /^j. ^

^Uü jJÜ! uiü>j iuJ>LaJ f»^!} J.«jui ^JL»i J

jJJl J-v*^bil oJc>.j o*-^ '

öjclj cLjutil ^ h r ^j^^-t:^ |»^^L«Jt Ug*)lr ^^^-»».-ijJ JUS


^ w J w

J-jaiT ^^jaLwjJIj ej*A*iJt bii J^«^ (H^J-io» li^i ^^Lai

' Ji' Uic>J! »yiS! J-omT^ v>*i'!^l ^J...4-iJ!


Ooldäher, über vuiMammeelamteke Polemik gegen Ahl al-kitäb. 386

Ibid. S. Ilf wird als J.-c:?ü^t J^t angefahrt: ÜUj>, L*^!

[j'^^^.A^ (lies: ÜU»'^). Der ganze Satz ist aus dem Syrischen

transscribirt, nur schemt das Richtige für die beiden ersten Worte
zu sein : L*bltJ U-ij , Em sehr pikanter Transscriptionsfehler, eben¬

falls auf eme alte Rehgionsschrift bezüghch, findet sich auf der¬
selben Seite und mag hier zur Illustration für das Mass der Mög¬
lichkeit in Verstümmelung fremder Wörter im Arabischen erw&hnt
werden. Es ist die Rede von der Frage, ob die symbohschen
Texte des Islam bloss m arabischer Sprache recitirt werden dürfen,
oder ob auch Uebersetzimgen zulässig sind. (Vgl meme Beiträge
zur Literaturgeschichte der Si'ä S. 67 ff.) Da heisst es zmn Schluss:

StUuj 8ljyJ|5 J-4^b« ütLiü -i^^ BbLJt ^yS^ ^ Jjü

;tJ\ ^.juMj\} «Juj . Die letzteren Worte sind m dem Passus mehr¬
fach wiederholt Ich zweifle nicht daran, dass für das räthselhafte

^.,L*otj OU3 zu lesen sei: LiA-jliXi^ = Zend avesta, oder um auch


dem seine Stelle in der Erklärung der Corruption zu geben :

u^Lä^-jIJo^. — Auch die ,Verdrehungs'-Frage kommt im Mafätih


al-gejb zur Besprechung. Fachr al-Dhi entscheidet sich für die

Annahme einer Verdrehung des Textes (^aaAj jj>cv^„^njdt Jw*s»^5

^^UJI ^^'i «JUs» ^-y» ^_^jt Jaftii!). Gleichzeitig bespricht er


die Frage ob die Fälschungen von den jüdischen Zeitgenossen
Mosis oder denen Muhammeds vollführt wurden, und kommt zu
dem Resultate, dass der Wortlaut des Korans beide Annahmen

zulässt (Mafätih I p. ovö).

IL Zu S. 861.

Bibelcitate des Bahä al-Din al-'Ämill.

Ich habe schon in meuien Beiträgen zur Literaturgeschichte


der Si'ä (p. 54) auf die Neigung schi'itischer Schriftsteller, exotische
Schriften zu citiren, hingewiesen. Sehr nahe lag dies besonders
in einem Werke wie das Keskül von Al-'Amilt, einem mosaikartigen
Literaturproducte, das eben nichts anderes als systemlose Citate
aus älteren und neueren Büchem bietet (a. a. 0. p. 26 ff.).
Welcher Natur die Bibelcitate des Keäkül sind, wird aus folgenden
Proben erhellen:

(Büläker Ausgabe) p. t, '•»JUi ^ ^ üt^yJ! ^

p. ni : ers i5 — ^« 1^ li^' ü" Lf^y ^- v5

'.5^ i s,,'-
Bd. XXXII. 25
386 Ooläziker, über multammedanüehe FoUmik gegen Ahl ai-leitäb.

<w P

p. r.l : i^^bU i^tUoÄj e^vri ^ ^y Htj_^! ^

LöjJl er 4; v>J:ü*i> i5tU*i ^jCi^

«Ue. J.s-b! jÄ>l^- '^]yJLc lL>U. g.>jo5 UiLXj

^^^JOe ii^ijJt ^^^"uj "ür OuA». ^ 1*^' er?' ^


• ■ ' ■'*>
Jm** ki^uUccr SWubUSt |_^t ^"Oj (hXjsXÄ. iOJ er Uj

^yXtito ^\ w^yij Jjü u5i-iJ! v5jAi=" Hierauf Cblgen noch

sechs mit ^ot ü beginnende Sprüche; der"letzte: ,oT^! L»

•i*^aa/i ^p5\J! S ,y4s er^ ij«U

'jiai- <iisUc ^yfif ^^yjjij ^jlp. ^yi,ii5obl u5U*

Einigen dieser Sätze bin ich auch bei anderen Schriftstellern


als Citaten aus dem A.' T. begegnet.
p. tto f. findet sich die Eintheilimg des Kanons A. T. und
die knrze, im Ganzen genommen richtige Inhaltsangabe der einzelnen
Bücher und die Namen derselben in arabischer Uebersetzung, im-
geftlhr den entsprechenden Abhandlungen im Fihrist und Makrizi,
die jedoch nicht angeführt sind, am nächsten kommend. Daes der
Verfasser des Keäkül sie auch nicht aus arabischen Uehersetzungen
kannte, zeigen obige Citate zur Genüge. —

m. Zu S. 374.

Namen von Medinä im Taurät.

Ebenso wie die Namen des Propheten Muhaumied, so sollen


nach muhammedanischer Auffassung auch die seiner Stadt Medinä
in den biblischen Büchem ausdrücklich genannt sein. Al-Samhüdi
erwähnt in seinem Geschicbtswerke, dass Medinä im Taurät vierzig
Namen habe; im Ganzen habe Medinä 95 Namen. Diese 95 Namen
Medinä's werden in dem Wallfahrtswerke Kitäb al-hal^ikä w'al-
magäz von dem berühmten Damascener Gelehrten 'Abd al-Ganl al-
Näbulusi sammt ihrer etymologischen Erklärung aufgezählt (Hand¬
schrift der Leipziger Universitätsbibliothek, Bef nr. 362 fol. 311—
fol. 318) und in Versus memoriales zusammengefasst. Wir lassen
hier diejenigen Namen folgen, von welchen in 'Abd al-6ani's Auf¬
zählung ausdrückhch bemerkt ist, dass sie der Thora entnommen
-Oi

sind (»Ij^ü! ^yLC- J^JL-L^j : Nr. 46 KäLJI was so viel bedeuten

soll als die ausgebreitete oder die herrschende, oder die heisse

Stadt. — Nr. 49. 50 äjlL und Ä-JLb, welche nach einer Tradition
Goldziher, Ober muhammedaniiche Polemik gegen Aid al-kitäb. 3^7

des Wahb b. Munabbih die beiden biblischen Namen von Medinä

sind. — Nr. 57 ttjOLaJl = die jungfräuhche, d. h. uneinnehmbare


*)
Stadt. — Nr. 63 iUjwsLüJt = die Zermalmende. — Nr. 68 'iJj>yX\

d. h. die Gläubige, oder nach einer anderen Erklärung: die Sicbere.


o , >
— Nr. 72 äjy.L$\^\ ohne Erklärung mit der Bemerkvmg JJüj
w - - J
iüoJuUj! >_>uJül. Dieselbe Bemerkung bei Nr. 73 üLxäJI und
>
Nr. 75 xj^A^^!. — Nr. 88 iü^jj«^! die Begnadigte (durch die

Sendung des Propheten)..Nr. >85 iU*jC>«s»J! die Demüthige. —

Nr. 95 i-Lj^Jl s. v. a. t\ (s. Nr. 67) oder die heisse.

25*
388

Notizen und Correspondenzen.

Zar polemischen Literatur >).

L Aua einem Briefe von Prof. A. Müller

an Dr. Steinschneider.

— Bei der Collation der Münchner Handschriften des Qif^i und


Ibn Abt üseibi'a habe ich ein paar Kleinigkeiten angemerkt, welche
mir mit Beziehung anf Ihre „Polemische und apologetische Lite¬
ratur in arabischer Sprache" von Interesse zu sein scheinen.
Ich erlaube nur, Ihnen dieselben hier vorzulegen, in der HofBumg,
dass sie Ihnen zu weiteren Bemerkungen Veranlassung geben werden.
Die ntthere Bezeichnung der citirten Hss., ist folgende; üs. B. =
Hs. Berlin, erster Band Wetzst. H, 323, zweiter Spreng. 312; üs.
V. = Hs. Wien Mxt. 180 (Plügel 1164); ü|. M. = Hs. München
Pmnneri 11 (Anmer 800. 801); Q. A. = Hs. Berhn ms. or. fob
493; Q. B. = Hs. Berhn Peterm. H, 738 (360 ZDMG XXXI, 527
in der Anm. beruht auf einer andem auf dem Deckel der Hs. be¬
findhchen Zahl und ist zu ändern); Q. V. = Hs. Wien A. F. 195
(Flügel 116'2); Q. M. = Hs. München Prunneri 242 (Aumer 440).
In no. 8 S. 27 Ihres Werkes erwähnen Sie das Buch des

Samuel Maroccanns unter Citirung Ihres Bodlei. Catalogs


2436—2451 (2541 Drackfehler). Aus letzterer Stelle entnehme
ich, dass in Geiger's Mose b. Maimon (S. 68) bereits die Stelle
Qiftl's über Samuel's Schrift sich finde, welche lautet (Q. A. 88b

B. 76b V. 123a M. 84b): (a-h fehlt V.) ^t^"^] cT*^'

iuj^Jl j ^jLcJ VÄ-i'ji i « il wsjLjw i5 bUS' v_fti*3s

u5Uö U (*>^lj L^JLjcUj (j* jUjJi jjtoly«5 . Neu wird

es dagegen sehi, dass auch üs. (B. H, 52 a V. 192 a M. II, 89 a)

sein Bucb als t3j^t J-l! vjijli' erwähnt; er neunt ihn Samuel
b. Jahja.

1) Vgl. den vorhergehendeu Artikel. D. Red.

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