Documentos de Académico
Documentos de Profesional
Documentos de Cultura
Jahrhundert v. Chr.
Objekttyp: Article
Nutzungsbedingungen
Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an
den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern.
Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in
Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder
Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den
korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden.
Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung
der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots
auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber.
Haftungsausschluss
Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung
übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder
durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot
zugänglich sind.
http://www.e-periodica.ch
VIII
ANDREAS ALFÖLDI
* W. Kunkel, £/»ZerK«j&«»£«»
(Abh. Bayr. Ak., n.F. 56, 1962), 43.
230 ANDREAS ALFÖLDI
die ein
»die beschliessen konnten. Die
jvzmM!? oder
sie zusammenriefen, waren Heerestrompeter,
die vor den roraVz«« der Centurien den Vorrang hatten.
CiwwVÄ? ms? stellt Livius (V,
52, 16) mit Recht fest. Es kann auch nicht bezweifelt werden,
dass die Versammlung der Gentiltribus ebenso eine Heer-
schau der Wehrfähigen war, wie später die der Centurien.
Wer sollte denn auch das des Staatsoberhauptes
bestätigen, wenn nicht diese? So entsprachen ursprünglich
die Kurien (und nicht die Centurienversammlungen) den
Heeresversammlungen der Indoeuropäer.
Der neue Schutzgürtel von neun Landbezirken um das
alte Staatsgebiet herum, der nach dem Fall von Fidenae
errichtet worden war, wurde noch als Weide- und Agrarland
\
zur Nutzung der altadligen Geschlechter konstituiert Dies
zeigt die Bedeutung der Kurienverbände unter patrizi scher
Führung noch in den letzten Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts.
Die neue Centurienordnung, die seit der Mitte des Jahr-
hunderts die Kurienorganisation zu verdrängen begann,
konnte daher frühestens in der Krisenzeit um 400 erreichen,
dass die Mannschaften für die jährlichen Kampagnen nicht
von dem Kader der Sippenverbände, sondern auf Grund des
individuellen Wohnsitzes ausgehoben wurden. Diese geo-
graphischen Bezirke wurden dann später auch der Rahmen
für die frztea, die jedoch erst lange nach den Centu-
riatskomitien entstanden und uns daher in unserem Zusam-
menhange nichts angehen.
Die Sitze der Familienhäupter der Reiter, der jööfm, im
Senat wurden ebenfalls zwischen den Geschlechterverbänden
der Kurien verteilt. Das ist also noch gar nicht die spätere
Körperschaft der Ex-Funktionäre. Got/«#? ist also
nicht etwa eine theoretische Aspiration der Patrizier und im
5. Jahrhundert noch kein rhetorischer Kniff, wie bei den
* G.
Lugli, 4'arcÄeö/ogze, rfVpzgrap&e eZ 4'^zxZozre à /. CarajpzBO,
Paris 1966, 641 ff.
236 ANDREAS ALFÖLDI
des Attius Clausus ist eben sicher authentisch, dass die /rz'fezr
C7zzzz<&z das Nutzungsgebiet seiner Sippe und seiner Klientel
^zzzr^zzzzzzz m/
^zzz r/zpm zzztfzzr/rzzzzzzz rozz/tfrzr zzw« jöÄzzz'zzzaz
2W0ZZ/ zzz yizzzm, z'zz z7 zro/Z^zzzzzz «orzzw 0O;swzzzm Azfezzm zWi?/
ZWzZZZ/
zze^zz« rz/£ rpmV «zzr zro//<?gz zzzrz zztfw ^w/ /w z'zz/^r Z0 zrozzzozzram
zz/zz/ «zzqpzYzzz, zz/ «0» zo/zm ^zzoz Ao/w/zzz zraz/ ^zz/rzYzoz zs^zz/nz&zz
* Pràîzonfe
541.
244 ANDREAS ALFÖLDI
(Liv. V, 14, 4). Das z'zzr ^zzZzzzzz? d.h. nicht wie später das
Fremdenrecht sondern das Bündel der patrizischen Sonder-
rechte (Liv. VII, 6, 11) wird von diesen damit verteidigt,
dass die Blutmischung mit Nichtpatriziern eine y>tfr/»rAz/zo
ÄzqpzVzorazzz (Liv. IV, 2,5) wäre.
Aber auch die Gegner der Oligarchie schaffen für sich
einen sakralen Schutz. Die revolutionäre Organisation der
* Liv. VI, 2,2; IX, 39,5. Der Denar des Ti. Veturius (Syd. 5 27) stellt vielleicht
einen Ahnen jenes Prägebeamten dar, der unter den 300 Jünglingen war, die
sich gegen Porsenna verschworen haben sollen (Liv. II, 12, 15 etc.), und der
Kopf der Vs. mit dem Flaumbart könnte ebenfalls jenen alten Veturier
darstellen. Freilich waren «zz/zVez zazz-aZz auch sonst ausgewählte Elitekrieger,
wie die Samnitischen bei Liv. IX, 40, 9.
^ L.GJV. ph.-h. Kl. n.F. 1, 1934/6, 59 ff., 66.
246 ANDREAS ALFÖLDI
* Dass der Satz a»r/««a a;/ pa*m republikanisch ist, sahen auch schon
U. v. Lübtow, Züay. 69, 154 ff. ; De Martino i, 176 ; U. v. Lübtow, Dar
ra»tt'rc&e Ko//è, Frankfurt 1955, 179 f. — Die 7>a/r«r sind nicht nur gewesene
«aTwnaza-Träger, wie A. Magdeeain, a.O. 428 meint, sondern die Gesamtheit
der patrizischen Senatoren; vgl. Cic., Dow. 58, Liv, I, 17, 4-6; III, 40, 7; IV,
7> 7, etc-
2
Ä.G. 29 f.
®
/«rcr. //. XIII 1, 97 zum J. 416.
* Mommsen, JAR 2®, 147.
252 ANDREAS ALFÖLDI
* Dies hat
gegen Mommsen, Äß 3, 409 ff., schon G. de Sanctis, A/4ß 1®,
1
P. Willems, Z.« rawa/» /a A 49 ff. Mommsen, der so
selten persönlich wird, war ihm gegenüber sehr ungerecht (JAR 3, 872,1
nennt er diesen Zeitansatz « eitel Torheit »).
'W. Kunkel, ZSav. 72, 1955, 318.
®
Cl. Nicolet, e'j»ej-Zr«, Paris 1966, 15ft
256 ANDREAS ALFÖLDI
*
Vgl. z.B. G. Pasquali, £a »«ova a«/o/o^a 386, 1936, 409 f. ; U. Coli, a. a. O.
* Zuletzt D. van Berchem, Ag««/o/ 1966, 743 ff.
ANDREAS ALFÖLDI
3,330.
*
Lteerr., 254 f.
®
Vgl. auch Mommsen, .î/i?. 3, 390 f.
* Mommsen, J7A.
3, 303.
2Ö0 ANDREAS ALFÖLDI
1
Der Vergleich stammt von Fr. Cornelius, Lfeer/. Gerf/fc., 1940,
80 f. Vgl. auch A. Rosenberg, [/«Im. 61.
®
Es ist etwas anderes, dass die Rhetorik und Topik sich über die königliche
Macht des Staatsleiters gerne aufhielt. Vgl. M. J. Henderson, /&$ 47, 1957,
82 ff.
2Ö2 ANDREAS ALFÖLDI
* G. De Sanctis, Al/A P, 340 ; U. Coli, .CD/// 21, 1955, 190 f., u.a.m.
®
J. Rubino, 168 ff.
Senator die Ladung ein Befehl, wie denn auch mit jenem
technischen oft militärisch verwendeten Worte der Zwangs-
begriff sich verbindet. Gegen das ausbleibende Ratsmit-
glied konnte der berufende Magistrat sich der ihm zustehen-
den Coercitionsmittel bedienen, der Multierung sowohl, wie
der Pfändung, d.h. der Wegnahme und der Zerstörung eines
dem unbotmässigen Senator gehörigen Wertobjekts h »
« Der Vorsitzende Magistrat redet wann und sooft er will,
der Senator nur, wenn die Reihe auf ihn kommt ®.» « Bei
der Abstimmung tut der Senator seine Meinung äussern,
f&vsw, aber nicht ' beschliessen ' ; dAfrwrf
ist Sache des Magistrats A »
Im Banne des annalistischen Scheinbildes über die ver-
fassungsmässige Rolle des Senates der Könige hat man ver-
gessen — was wir immer wieder betonen müssen —, dass
wegen der in fast jeder Generation wechselnden Fremd-
herrschaft * in der archaischen Epoche sich überhaupt keine
spezifisch römischen Regeln und Praxis der Senatsprozedur
entwickelt haben konnten. Auch besitzen wir glaubwürdige
Nachrichten, die aus der kymaeischen Stadtchronik stam-
men wonach die « tarquinische Partei » zu den Latinern
und nach Kyme geflüchtet sei. Diese « Partei » kann nichts
anderes sein als die unter dem letzten König einflussreichsten
und zu ihm haltenden Sippen — seien sie Etrusker oder
Römer gewesen — mit ihren Gefolgschaften. Die Ratgeber
des letzten Tarquiniers sind so also aus Rom vertrieben
worden, wie vorher die Ratgeber des Mastarna und der
Vibennae durch die Tarquinier vertrieben worden waren,
usw. Eine verfassungsmässig entwickelte Senatstradition
unter den Königen kann also gar nicht existiert haben. Die
Republik baute alles neu auf.
Die Spuren des Überordnung des jährlichen Imperium-
träger s über den Staatsrat sind nie verschwunden. Noch 262
soll L. Postumius Megellus gesagt haben (DH XVI, 4, 5
[16, 16]), solange er Konsul sei, verfüge nicht der Senat
über ihn, sondern er über den Senat. Aber der regelmässige
jährliche Wechsel im Amt und die ungebrochene Permanenz
der Körperschaft hat sehr bald begonnen, das Ver-
hältnis der beiden Faktoren zueinander umzukehren. Die in
den Rat zurückkehrenden ehemaligen Amtsträger haben in
wenigen Jahrzehnten eine unschätzbare Summe politischer
und administrativer Erfahrung gesammelt, die der jeweilig
amtierende Verwalter des Staates nicht unberücksichtigt
lassen konnte h Dabei verschob das ständige Wachsen des
Stadtgebietes und der Machtstellung Roms den Schwer-
punkt in der Staatslenkung von einer blossen Anführung der
Truppen immer mehr auf die strategische und politische
Planung, also vom persönlichen Einsatz des Imperiumträgers
im Felde auf die kollektive Denkarbeit der Ratsmitglieder
zu Hause. Die die bei den Beratungen des Latiner-
bundes Rom zu vertreten hatten, erwarben bei den Zusam-
menkünften jenes Stammesparlaments aussenpolitische Ein-
sichten, die ihren Gesichtskreis weit über das Lokalniveau
erhoben : die fortschreitende Übernahme der Führung im
Bund und dessen Überwindung am Ende unserer Periode
war ihr Werk h Unvermerkt — und für uns nur im Endeffekt
kontrollierbar — gelangte die Entscheidung in den wich-
tigsten Zweigen der Staatsverwaltung in die Hände der
Der Abschluss von Staatsverträgen, die Aufstellung
der Jahresarmee die vermögensrechtlichen Massnahmen
* P,
Willems, Z,e 2, 237.
®
A. Alföldi, Aoaztf, 377 ff.
®
Anders Mommsen, AR 1, 119 ; 3, 1071 ff.
206 ANDREAS ALFÖLDI
*
Vgl. dazu meine Bemerkungen, iüJVf 68, 1961, 64 ff.
®
A. Schwegler, .Kg 2, 1856, 402 ff. ; G. Tibiletti, ^4/fo»., n.s. 27, 1949,
28 A. 1.
268 ANDREAS ALFÖLDI
1
O. Karlowa, R. RecAjg. 1, 169 f.
Mommsen, Ara/r. 51 B. Kübler, GerrA
;
räw. .Reifer 74 f. ; K. Regling, D^erZr Rea//ex. 4, 229 ; H. Willers, iT. /.
iVaw. 34, 1923, 193 ff. ; W. Kunkel, RD 14, 1006 f.
* Dass die Kupferprägung auf Servius Tullius zurückgeht, ist eine annalistische
Erfindung, die den Zweck hatte, die ar-Ansätze des ihm zugeschriebenen
timokratischen Systems glaubhaft zu machen. Vgl. meinen Aufsatz RAf 68,
1961, 64 ff., und S. Mazzarino, Aorca de/ ^ear/ero r/or/e«-e/arr/eo II, 1, 1966,
511 f. —Aeraer e/Ä£raü?? : M. Käser, .Dar räw. Ar/raireeA 1,1955, 37 ff. gibt die
Details, aber es handelt sich nicht um « Barrengeld », sondern um Roh-
kupfer. Gegen Mommsen, AR 2, 432 A. 3 glaube ich, dass die rer/ga/ta (von
/>/aar/r/r feiere) ursprünglich die Fuhren des aer rade bedeuteten.
STRUKTUR DES RÖMERSTAATES 269
1
Ahg. XLVn, 22, 4 ; dazu Mommsen, A.F 2, 249 A. 28 ; K. Latte, GGAf
ph.-h. Kl., n. F. 1, 1934-36, 67.
®
H. Bengtson, Gr. GejrX/rX/e, München 1950, 60 A. 3.
®
Mommsen, J/i? 2®, 411.
270 ANDREAS ALFÖLDI
Gkrafefo» /Vz'A'/è
* AAR 3, 143 f.
®
Wie Mommsen, AAR 3, 144 glaubte.
STRUKTUR DES RÖMERSTAATES 273
1JVÄ 3,145.
STRUKTUR DES RÖMERSTAATES 275
(ZV rep. II, 31, 54 und ZV Zg. III, 19, 44), dass die Berufung
vom Magistratsurteil zum Volksgericht, die pro^wxz/io, in den
Zwölftafeln vielfach gesichert sei. Diesen alten Gewährs-
männern folgend spricht man auch heute gerne von der
« Rechtsgleichheit », die die dezemviralen Gesetze gebracht
hätten. Mommsen meinte h dass diese die Einverleibung der
plebejischen Sonderorganisation zum Zwecke gehabt hätten,
obwohl er selbst das unangetastete Weiterbestehen jener
konstatiert hat. Und die neuere Forschung * ist einmütig
darin, dass die prozwaho an das Volksgericht erst um 300
eingeführt wurde, nicht um 450.
Zweifellos war die Kodifizierung des Rechtes eine ple-
bejische Forderung, die den einfachen Mann vor der Willkür
des Magistrats schützen sollte % — eine Forderung kon-
struktiv-staatlich gesinnter Politiker, nicht unverantwort-
licher Aufwiegler. Die Vorschrift, dass axfeVfeo «»x&x xo&Â&Kr
«.r/ö, erlaubt es dem Wehrbürger der VanA, sich auf seines-
gleichen zu stützen — ein Schlag gegen die Sippenverbände
und die Klientel V Solche Konzessionen des Reiteradels an
das Fussvolk waren nach der Okkupation des Aventins 45 6
unvermeidlich. Andererseits waren die Dezemvirn Patrizier,
1942, 376 ff., 413 ff. ; A. Guarino, A/xxx/x xxx oxxore 4x A. Ao/a^x, 1948, 25. ;
ders., Z.'or4x«azaexxro ^xxxrxxÄVo rawaxxo 1, 1949, 163. ; A. Heuss, iTAax\ 64, 1944,
57 ff., 114 ff., 124; P. De Francisci, Aäx4x £?. Al/Ew/arx'o, 1953, 422 ff.;
E. S. Staveley, n.s. 33, 1955, 15 f.; J. Bleicken, .ZAax< 76, 1959,
356 ff., 369 ff.; ders., ART23, 2444 ; W. Kunkel, t/xxXexv. ^xxx- ExxXxxwR/xixx^ 4« räa.
Rràfxxxxa/m/ala'exxx (Abh. Bayr. Ak., n.F. 56, 1962), 23 ff., 28, 30 ; P. A. Brunt,
Ree. x/Ltooxre 4xx 4rox/ 32, 1964, 440 ff. ; Ernst Meyer, Z>«r rözxx. AtaaX xx»4
A/aaAig«x&»Re 1964, 65 f., 492 A. 47 (Lit.) ; Lengle, ALE 6 A, 2478 ; P. Garn-
sey, /RA 56, 1966, 169 ; G. Grosso, Afd/. Ax^aaxb/ 3, 1966, 1434 f.
®
G. De Sanctis, A/4R 2*, 41 ff.
" Zuletzt D. van Berchem, Af«/. R(ga«x'o/ 2, 1966, 746.
276 ANDREAS ALFÖLDI
1
V. Arangio-Ruiz, .SV. iÄ'r. raw. 1940, 78 ; A. Heuss, ZJaz' 64, 115 f.;
P. De Francisci, ^4r«»gio-.R»/:£ 1, 1953, 19 ff. ; J. Bleicken, «.0.
^ F. Wieacker, £>/> 16, 1940, 182.
®
Wieacker,
F. Eœw row. -ßeivi/ 1961, 56.
* F. Wieacker, Kozv 179.
STRUKTUR DES RÖMERSTAATES 277
1
A.O. 59.
^ Für die Kaiserzeit habe ich diese
Bipolarität schon früher zu skizzieren
versucht: AÜVf 50, 1935, 154 ff.
278 ANDREAS ALFÖLDI
300 Senatoren. Das archaische Rom war ein Stadtstaat, eine rcoAtç ;
nach Herrn Gjerstad, mit dem ich hier ganz einig bin, fällt die
Organisation dieses Stadtstaates in das frühe sechste Jahrhundert.
Nun ist aber die Form des Stadtstaates kein uritalisches Erb-
gut ; sie gehört der östlichen Mittelmeerwelt an, und ist nach
dem Westen gebracht worden von Griechen, Etruskern und
Karthagern.
Ich bin mit Herrn Alföldi durchaus darüber einig, dass die
soziale Struktur der Gesellschaft in den Stadtstaaten aristokratisch
war, so wie sie schon früher gewesen war bei den italischen
JVô&rm». Diese Aristokratie war kräftig genug um sich gegen
Könige zu behaupten ; sie stellte nicht nur Priester, wie die
/azw'iW.r, sondern auch Profanbeamte. Wie das Verhältnis zwischen
den Aristokraten und dem König sich gestaltete, wissen wir nicht,
aber es muss unterstrichen werden, dass die archaischen Könige
Roms keine Territorialfürsten hellenistischen Stiles waren. Ich
glaube, wie gesagt, dass das auf die Königszeit
zurückgeht.
Herr Gjerstad hat gezeigt, dass nach der römischen Tradition
das zzz/emgmw nur in Verbindung mit den vier ersten Königen
zu finden ist, was darauf hindeutet, dass die drei letzten Könige
ein anderes Verhältnis zu der Aristokratie hatten.
Die Beamten der Königszeit waren, glaube ich, die
die als Vertreter der Aristokratie aufzufassen sind. Als der König
Tarquinius den neuen Kalender einführte, ist der vornehmste
STRUKTUR DES RÖMERSTAATES 283
auch wesentlich, weil dies die Identität der rex mit den
600 Reitern zeigt.
AI. IFz'&wvèer : Vielleicht ist es zweckmässig, zunächst von den
unbestrittenen Befunden auszugehen. Erstens : wir stimmen über
das Bestehen einer revolutionären und sozialen Bewegung in der
ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts überein. Zweitens : unbestritten
ist das Bestehen zweier Gruppen in dieser Bewegung mit sehr
verschiedenen Zielen : a) eine aufsteigende einflussreiche Gruppe
erstrebt den Zugang zu den Magistraturen und das mit
den patrizischen b) eine breite ohnmächtige Gruppe ist
durch Verschuldung, brutale Exekution und willkürliche Recht-
sprechung unterdrückt oder gefährdet. In der Sprache des ita-
STRUKTUR DES RÖMERSTAATES 289