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TUDIEN
heute das Studium an den deutschen Hochschulen leidet. zahlreiche
öffentliche unal private Bibliotheken sind vernichtet, die Studenten ent-
behren Lehrbücher, deren Neuschaffuog im Augenblick aus Papier-
gründen eine unlösbare Aufgabe bedeutet,
Diesem lfbelstand will der Verlag August Lutzeyer mit den
Studienbogen
soweit begegnen, wie das heute möglich ist. In Einzelabhandlungen be-
währter Hochschullehrer
Lehrbuch ersetzt
I.
deren Sammlung im Lauf der zeit ein
- so einzelne Themen sofort behandelt wer_
können
- denen andere laufend folgen werden.
den,
Gruppe Volkswirtschaft
In Kürze erscheinen:
,lL gwht
I
daß in der Wirtschaft gerechnet wird und daß man bei dieser
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Rechnung mit Geld umgeht. Er wir.d unmitlelbar erfahren, daß
alle diese rechnerischen und geldmäßigen Vorgänge sich nicht um
ihrer selbst willen vollziehen, sondern Begleiterscheinungen sach-
lichen Geschehens sind, das sich gleichsam hinter ihnen verbirgt.
Wer in ein Ladengeschätt geht, tut es im allgcmcinen, um einen
Gegenstand, den er zum Leben braucht, einzukaufen. Er prüft die Inhaltsverzeichnis.
angebotenen Dinge und wählt, was seinem Bedarf der Sache nach
entspricht. Auf Grund eines Kaulvertrages wird ihm das Eigentum
an dem gewählten Gegenstande übertragen. Er leistet dafür eine Seite
Zahlung. Die Abgabe der verkauften Ware und die Entgegennahme
der Zahlung finden in den Wirtschaftsbüchern des Kaulmannes 1. K a p ite l; Geldtheorie
Die Aufgabe der 1
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samtordnung der Volkswifischaft zu überschätzeh. Es gibt tunmer 2. Kapitel;'lüesen und Entstehung des Geldes.
wieder Menschen, die glauben, vom Geldwesen her alle Schäden und Es gibt eine ganze Reihe von Tatbeständen des menschlichen
Unzulänglichkeiten der Zeit heilen zu können, die der Meinung sind, Zusammenlebens, deren Bedeutung und Wirksamkeit wir Tag
daß nur eine Reform des Geldwesens notwendig sei, um das Paradies. für Tag mit unmittelbarer Eindringlichkeit erleben, so daß wir ihr
auf Erden zu verwirklichen. Meist gehen sie von der sicherlich be-' I Daseinals eine Selbstverständlichkeit hinnehmen. Beginnen wir
dauerlichen persönlichen Erfahrung aus, daß die ihnen zur Verfü- l jedoch über sie nachzudenken, so werden wir bald gewahr, daß
gung stehenden Geldmittel es nicht erlauben, besiimm'Le pro- unser Verstand nicht hinreicht, diese Erscheinungen in der ganzen
duktive Pläne, die sie haben, zu verwirklichen. Sie vermögen nicht Fülle ihres Wesens zu durchdringen und ihre Entwicklung, ja ihx
einzusehen, daß diese Knappheit der Geldmittel unter Umständen Dasein bis zu Ende zu durchdenken. Was uns erlebnismäßig ver-
Ausdruck dafür ist, daß die sachlichen Leistungsmöglichkeiten in traut ist, erscheint unserem Verstande immer geheimnisvoller und
der Volkswirtschaft begrenzt sind. Infolgedessen bewegen sich ihre rätselhafter. Wer würde es wagen, zu behaupten, daß er imstande
geldref ormatorischen Vorschläge im allgemeinen in der Ri.rhi.ung, sei, Staat und Nalion, Sitte und Recht, Ehle und Glauben jemals
die umlaufende Geldmenge zu vergrößern'). L u k a s vergleicht diese zu Ende denken zu könnenn)?
Geldreformer nicht mit Unrecht mit den alten Alchimisien, die sich In ähnlicher Unmittelbarkeit er'leben und erfahren wir das Geld,
mühten, den Stein der 'Weisen zu finden, um Go1cl herstellen zu das in unserem gesellschaftlichen Dasein einfach zu einer Selbst-
können und so a11er irdischen Sorge ledig zu werdena). I verständlichkeit geworden ist. Jeder Mensch geht mit Geld um;
Trotzdem sind die Geldreformer der wirklichen Erkenntnis uns jeder braucht es. wenn er in der modernen arbeitsteilig gegliederten
gegebener Möglichkeiten näher a1s diejenigen, die jeden Eingriff in Volkswirtschaft sein Dasein behaupten will. Vetsucht man jedoch,
das Geldwesen für einen wirtschaftlichen Frevel erklären. Denn sie über das Geld nachzudenken, wird män bald leststellen können, wie
gehen vielleicht unbewußt von dem Gedanken aus, daß die Wirt- schwer es ist, die Zusammenhänge des Geldwesens gedanklich zu
-
schaft -sich nicht nach ,,natürlichen Gesetzen" vollzieht, sondern in durchdringen. Man wird erkennen, wieviel Rätsel diese das ganze
ledem Fa11e eine menschliche Gestaltungsaufgabe lst, die täglich neu wirtschaltliche Leben umspannerrdc Erschcinung unserem Verstande
gelöst werden muß. Ihr Fehler ist aber, daß sie a1le wirtschaftlichen aufgibt. Das Geld tritt uns entgegcn als Sinnbild nücliic.nster' Ratio-
Schwierigkeiten von einem Punkte aus kurieren wo1len und nicht nalität, als Ausdruck kalter Berechnung und es ist gleichzeitig um-
fähig sind, die Fül1e der wirtschaftlichen Zusammenhänge und die geben mit dem Schleier des Geheimnisses, weil es über die Grenzen
in ihnen vorhandenen Störungsmöglichkeiten zu überblicken. des persönlichen Daseins hinaus reicht und uns in eigenartiger Weise
Literatur:Karl Knies, Geld und Kredit, 1. Abteilung: das Geld. mit dem Ganzen des menschlichen Zusammenlebens verbindet.
Darlcgung der Grundlehren vom Gelde, insbesondcre der wirtschaftlichen Die Frage nach dem Wesen des Geldes ist kein Ruhmesblatt in
und rechtsgültigen Funktionen des Geldes mit einer Erörterung über der Geschichte unserer 'Wissenschaft. Lange Zeit beheEschte eine
das Kapital und die Übertragung der Nutzungen. 2. verb. Aufl., Leipzig
1931.
- Karl Helfferich, Das Geld. 6. Aufl. Leipzig 1923. Eduard unfruchtbare Begriffstreiterei die einschlägige Literatur. Der Grund
Lul<as, Aufgaben des Geldes, Stuttgart und Berlin 193?. - Friedrich für diese merkwürdige Tatsache liegt darin, daß man unter dem
H o f i m a n n, Kritische Dogmengcschichte dcr Gcldwerttheorjen,- Lcip- Einfluß des Positivismus das Geld als eine Einzelerscheinung ansah
zig 1907. Ernst WaIb, Geldhaftes und güterhaftes 'Widschaltsdcnhen,
- Geldpolitik, Schriftcn der Akademie lür Dcutsches Recht,
in: Deutsche und es gleichsam in seinem sachlichen Sosein erkennen woIlte, an-
Gruppe Wirtschaf lswlssenscha.[t N!, 4, Berlin 1941, S. 499 fl. statt es aus den Bedingungen des menschlichen Zusammenlebens a1s
- Friedrich
W i e s e r . Theorie des Geldes, Handw. d. St. 4. AufI. Bd. 4, Jena 1924 wirtschaltliche und soziale Funktion zu begreifen.
3) Die während der großen We ll.wirtschaltskrise von 1930*32 bekannt Z w e i S t u fe n der Entwicklung dieses positivistischen Denkens
gewordenen Vorschläge zur Relorm des GcId- und Kredilwesens werden über das Wesen des Geldes können unterschieden werden.
auf rund 20 000 gcschätzt. Bei den meisten handelte es sich um den glei- Einmal finden wir in der älteren Literatur den Versuch, Begriff
chen Gedanken, nämiich Möglichkeiten der Geldschöpfung zu eröffnen.
a) Vgl, Eduard Lukas, a. a. O. S.4. Ernst Schuster macht darauf
und Wesen des Geldes von seiner äußeren Erscheinungs-
f o r m her zu bestimmen, Man bezeichnete das Geld a1s eine besoD-
aufmerksam, daß für Deutschland die geschichtlichen \Yurzeln der Wirt-
schaftswissenschaft geradezu in der Alchimie liegen. Vgl. Ernst Schu- 5) Vgl. dazu auch Ernst W age m ann, Was is,t Geld? Oldenburg i.O'
s t e r, Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspraxis, Mannheim, Berlin, Leip-
1932, S. 7.
zi.g 1928, S. 7. \[
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dere Ware, die bestimmten Anlorderrrngen substanzleller Art ge- I als geschichtlich gegebenen Zusammenhang menschlicher Leistungen
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nügen mässe. Geschichtlidr gesehen ist diese FragesteUung wolrl begreifen können. Die einzelnen Tatbestände des wirtschaftlichen
verständlich. Denn wir werden sehen, daß das Geld sich aus dem Lebens verstehen wir, wenn wir nach ihrer funktionellen Bedeutung,
besonderen Gebrauch bestimmter Waren entwickelt und sich erst
I Irag! der Art ihrer Eintagerung in das konkrete Geschehen IragenT).
langsam aus dem Zusammenhang der übrigen Waren losgelöst hat.'q Infolgedessen ist auch der Ausgangspunkt unserer geldtheoretischen
I
Aber schon ein flüchtiger Blick auf die Erscheinungsformen des -t Betrachtungm nicht die Frage nach der Substatrz oder dem Rechts-
Geldes in der modernen Volkswirtschaft lehrt uns, daB wir ihre charakter des Geldes, sondem die Frage nach seinen Funktionens)
Mannigfaltigkeit nidrt von der Substanz her beg"eifeb könneu. Denn als einer Einrichtung des menschlichen Zusammenlebens.
sachlich kann uns das Geld in den verschiedensten tr'ormen entgegen- t Am besten ist diese Frage in Form einer genetischen Betrach-
treten, als Metallsti.lck, als Papierzettel, als Lederstreifen und so fort. tung zu beantworten, bei der die Ergebnisse der historischen Einzel-
Audr die exakteste Münzkunde, die im Zusammenhang geschicht- forschung systematisch zusammengefaßt werden. Die Frage, wie das
Iicher Forsdrung ihre große Bedeutung haben kann, wird niemals er- Geld entstanden ist, soll nicht im einzelnen mit genauen geschicht-
gründen, was das Geld wirtschaftlich eigentlidr ist. Von der Sub- Iichen Quellenangaben untersucht werden. Es kommt nur daraul an,
stanz her kann das Geld als eine Erscheinung unseres wirtschaft- ü das Wesentliche der Entwicklung hervorzuheben, um ein Bild zu
lichen Zusammenlebens nicht begriffen werden. gewinnen, das uns die tr'unktionen des Geldes in der modernen
Sodann hat man sich bemüht, das Wesen des Geldes aus dem Volkswirtschaft verständlich madrte). Unser Anliegen ist also ein
einzelnen Rechtsakt zu verstehen, der bei jedem Geld- I
vorwiegend theoretisehes. Trotzde[n müssen wir uns mit dem Geiste
gebrauch offenkundig wird. Ohne Zweifel ist die rechtliche Bedeu- echter geschichtlicher Forschung vertraut machen.
tung des Geldes auch wirtschaftlich höchst wichtig. Die besonderen
volkswirtschaftlichen Probleme des Geldes bekommt man in ihrem 1 Auf die ,,Irrelevanz des Sachlichen" und die Bedeutung des Furk-
tlonellen für das Verständrtis des Wirtschaftslebens hat insbesondere
vollen Umfange jedoch nicht in das Blickfeld, wenn man ein Rechts- Ernst Schuster auJmerksam gemacht. Vgl, seine ,,Untersuchungen zur
geschäft als einzelnen Vorgang betrachtet. Frage nach der Möglichkeit einer theoretischen Jflirtschaftswissenschalt ,.
in: Arch. L Soz. u, Soz, pol. Band 49, Tübingen 1922, Seite 133 fl. und sein
Das wirtschaftliche Wesen des GeIdes erschließt Buch: Das Einl<ommen, ?übingen 1926,
uns weder die Betrachtung der äußeren Form, der sachlichen Substanz 3) In der neueren Literatur versucht
Walter T ä u b e r den Begriff des
des einzelnen Geldzeichens, noch die Untersuchung der rechuichen Geldes von den Dingqn, also von der Substanz her zu bestimmen. Er
Beziehungen bei der einzelnen Geldübertragung. Wir können auch scb,reibt (Philosophie des Geldes, Fin. Arch. N. r.. Bal. 9, S, 462); ,,Dinge,
die für keinen (technischen) Gebrauch oder Verbrauch, sondern nur filr
die biologischen Fragen des Lebens nicht ergründen, wenn wir nur Anhäufung und Übertragung bestirünt sind, sind Geld. Es kann vorkom-
die äußere Gestalt des Tieres beobachten oder die rechtlichen Be- men, daß celddinge doch auch in technischen Gebrauch genommen oder
ziehungen untersuchen, in die es eingelagert ist. Der Vexgleich ist veibraucht werden. Aber das ist daDn gegen ihre Bestimmung und be-
nicht ganz stichhaltig, weil es innere Beziehungen zwischen Recht endet augenblicklich ihre celdeigenschaft.,,
Bei dieser von der Substanz, von den Dingen ausgehenden Begrifs-
und Wirtschaft gibt, die bei biologischen Untersuchungen keine bestimmung läUt auJ, daß nicht die Dinge als solche, sondern ihre I,unk-
Parallele finden. Beide Erscheinungen, Recht und Wirtschaft, tionen in den Mittelpunkt de! Betrachtungen gerückt werden, Die ge-
haben dem Zusammenleben der Menschen zu dienen. nannten Funktionen, Schatzbildung und Weitergabe. reichen meiner An-
sicht nach nicht aus, um zu erkläreL was Geld ist.
Die Fruchtbarkeit der Geldlehre ist jedoch davon abhängig, daß o) Die genetische Zusammenschau wird von ceschichtsforschern
häu-
wir die wirtschaftlich bedeutsamen Tatbestände, das wirtschaftliche flg als ein unzulässiges Verfahlen abgelehnt. Demgegenüber betont Wal-
Wesen des Geldes klar erkennen. Wirtschaft ist Gestaltung des ter T ä u b e r, a, a. O. S. 464: ,,Es widerspräche der gesunden Forderung
menschlichen Zusammenlebens im Geiste dauernden Einklanges nach gedanklicher ökonomie, wollte man es ablehnän, daß der Extraki
der historischen Einzeuorschung in der Form des genetischen Systems
zwisdren Bedarf und Deckung0), das wir als konkretes Geschehen, aufs kilrzeste dargestellt wlrd. Der gedrängte überblick bedeutet nicht
nur eine eigene Aufgabe der Darstellung, sondern auch ein besonders
0) VgL Friedrich v. c o t t I - O t t I i I i e n I e 1 d , Wesen und crund- hohes Forschungsziel. Denn hier gilt es nicht nur Dach subjektivem Be-
begrilfe der Wirtschatt, Leipzig 1933. In diesem kleinen Büchlein hat lieben die Entwicklung zusammenzufassen, sondem den tiefsten urnfas-
v. Gottl die Gruldgedanken seiner Lehre entwickelt, durch die die sendsten Entwicklungsgesetzen aul die Spur zu korrmen, die da objektiv
Wirtschaft als ,Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens im Geiste vorliegen," Dieses Wort ketnzeichnet die Aufgabe, die i; diesem Kapitel
dauernden Einklanges von Bedarf und Deckung" begriflen wird. gelöst werden soll.
I
I Diese rationalistische Betrachtungsweise gesellschaftlicher Er-
Früher hielt man es für sehr einfach, die Entstehung des G€1des scheinungen ist durch die moderne geschichtliche Forschung abge-
zu erklären. Man ging von der Erfahrung aus, daß der Gebrauch des löst und überwunden worden, die auI die geschichtlichen Tatsachen
Cai"" i- Tausch-verkehr äußerst zweckmäßig ist und nahm an' daß
und den Geist der Entwicklung eingeht.
Ji"r" nrf"ftr"ng ohne weiteres als Triebfeder für die bewußte Schaf-
iunp au" Geldis angesehen werden könne' Das Geld sollte also - Man hat das Geld oft a1s eine der genialsten Erlindungen der
ais
'ge"etlschaftliche"s Übereinkommen das Ergebnis zweckbe- Menschheit bezeichnet, obwohl man sich darüber klar war, daß diese
'W'i11enstätigkeit sein- ln dieser lla1tung spiegelt Erfindung nicht dem Kopfe eines Einzelnen entsprungen ist. Das
*"s?"" *;"""l,f l"her
ri.f, ai" typi""f," Haltung der Aufklärungsphilosophie: Die mangel- GeId ist als Ausdruck unseres gemeinschaf tlichen Lebens auch nur
l"ii" r"i.i-rt"it der tatiächlichen geschichtlichen Vorgänge wird a1s das Ergebnis einer sozialen Verbindung, als Schöpfung einer
äurch konstruierte Vorstellungen ersetzt Ganz ähnlich versuchte ,,Kollektivpersönlichkeit", einer organischen Einheit zu begreifen.
Staates und andeler Auch das ist eine sehr gewagte Ausdrucksweise, die leicht zu Miß-
-".r i" """tt die Entstehung und das Dasein des wird der Staat in verständnissen führen kann. Denn der ,,Geist der Gesamtheit"
g;selischaftliche" Einrichtungen zu erklären So
äer Aufklärungsphilosophie vielf ach auI einen Gesellschaftsvertrag arbeitet anders als der Geist eines einzelnen Menschen. Das, was
,"rir"Lg"i"L;t,"d'"r den Zweck hat, den vertragloscn .zustand und wir später als ,,zweckmäßig" in der Ordnung des menschlichen Zu-
damit äen l(ampf aller gegen alle zu überwindenl") Rationale sam.rnenlebens elkennen, ist durchaus nicht immer das Ergebnis
il;;i"g;;;; so1len also a]as oasein dcs Staatcs rechtfertigen und bewußter Willensentscheidungen, namentlich nicht auf den frühen
;;;;; ihÄ ,, lösenclcn Aufgabcn abgt'enzcn Ebenso wird d3s Geld Stufen der menschlichen Entwicldung. Und wenn Willensentschei-
beurteilt. Es sei nichts andcres als ein gcscllschaitliches Uberem- dungen getrolfen werden, so sind sie durchaus nicht immer auf das
f.ätnt""" ,r" nrlcichtcrung des TausclIVcll(('lrts, dcl allen daran im modernen Sinne des Wortes
- ,,Zweckmäßige" entwickelt sich -meist ,,Zweckmäßige" gerichtet.
i-"i"ifigt"" Menschen vorteil bringen muß, weil er die Einführung Das unbewußt unter dem
rationJler Produktionsverfahren ermöglicht' Zwange täglicher Lebensnotwendigkeiten. Die Willensentscheidungen
Diese Methode der Betrachtnng ist ur.rgeschichtlicb Die-
raliona- führender Kräfte sind dagegen häufig durch andere Beweggründe
tistiJhe auitassung gesellschaf tlicher Vorgänge' die sich-- hierin
'werdens
bestimmt, die im Irrationalen wurzeln, etwa in religiösen Bindungen
geschichtlichen oder im persönlichen Geltungsbewußtsein.
i.""äi"i, l"i"a de.i i"irtlicttett Prozeß
Bedenklich ist dieses Verfahren vor allcm wegen der Diese Tatsachen müssen beachtet werden, wenn man die Ent-
"*ä"n".""fr,.
;;;k;i;;;; Folgor,rng"o, die claraus gezogen werden' 1\{an njmmt wicklung des Geldwesens darstellen will.
äi" aäa"ttit gurionn"io,., I{onstruklionen mcnschlicher: Raiio als ui.t-
praktische
Die Entstehung des Geldes ist aufs innigste mit der Entwicklung
irnäü"."" Äturld der Wirklichkeit und begründet so überpersönlicher Beziehungen zwischen den Menschen, mit der Aus-
Forderungen für die weitere Entwicklung der Dinge' prägung bestimmter Ordnungen des menschlichen Zusammenlebens
verbunden. Dabei darf man nicht nur an den Austausch von Gütern
10) Die Vertragstheorie ist vor al1em mit dem Namen des englischen
oder Dienstleistungen denken, der innerhalb der stammesmäßig ge-
pr, oJop'n!" ihäÄäi üoures verbunden, dcr in seincm "Le'iathan"
ääri§tääi aus einern Naturzustand;. in dem die mcn-schlicbe Selbstsucht bundenen menschlichen Gemeinschaften zunächst gar keine Rol1e
i,li. -r<^-"r.-.ir.. ecgen alle führi, ableilet. Aus dcm Grundtrieb der spielte. Hier sind die Beziehungen zur religiösen und später auch
iä'iü.i."lr,i-*a"t Jbär auct die Furchl vor dcr Bedrohung dcr ergcnen zur weltlichen Herrschaftsordnung viel wichtiger. Tempelopfer und
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;;'i:i;;ä;;;;-;;:tä"", aaa den Menschcn die vqtrasliche sicherune rveltliche Bußen bei Verstößen gegen die Ordnung des Gemein-
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äJj"i.ii!aääl'r,,1ä"r.-;änie ""."t*i"t. Durch diesen vertas tritt an die
där staat. Es ist zwar immer wieder behauptet schaftslebens waren der erste Ausdruck überpersönlicher Bindun-
äiäu-"'ä"1Ü.r*t""des
;;;a;; - ". a. auch-3.von Georg Jellinek, Allgemeine staatslehre' gen, die es notwendig machten, verschiedenartige Leistungen wert-
il"äli'. su"ü"-isös, zoo
-i^,är--gi,;etiscrr däß dieser cedankensans des -Thomas mäßig auf einander zu beziehen. Hier liegt der eine Ursprung des
-,
ii i^üä" 'g"i"rti"rttlictre gedäcrrt sei, aber nach der. Absicht,des ver- Geldes: Kultwidmungen, weltliche Bußen und öIfentliche Belohnun-
Dem-
üirtticnteit gar nicht darstellen solle'der
iäää"i ä" "
ge-macht werden daß in gen-etwa für den siegreichen Feldherrn danach, in
- drängten
da-
;:ääüb; ,i,rli"aäir"t aulmerksam
Konstruktion Jür-ein Ab- einer bestimmten Ordnung vollzogen zu werden. So bildeten sich
il"'riä",iü""t"*r."ensciaftlichen Litera'iur diesegitt
6iia ääi wi"trr"r,r.eit genommen wurde. Das €uch für die. Behand- Wertbeziehungen zivischen den einzelnen Gütem heraus, die nicht
iune, diu ai" verlragstheorie durch Jean Jacques Rousseau ln selnem
,,wirtschaftlicher" Art waren, sondern als Ausdruck einer bestimm-
,,Contrat social" gefunden hat.
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ten sozialen Ordnung angesehen werden müssen, die im Irrationalen,
Die andere Quelle für die Entstehung des Geldeo irn Sinne eines
in .derl _ me§]etrr Fätlen sogar in religiösen Bindungen *"-"1t"-1. wertmaßes ist der Austausch von Gütern, der als Tauschhandel in
Bei vielen Völkern staad das Rind iÄ fUittetpunfttteso's.t""f", den Anfängen stets eine ,,interethnische" Erscheinung gewesen ist16).
\4rertbeziehun€enl,), in die alle zum Leben wicitigen Ctitu.
Innerhalb des Stammes, der Sippe oder der Gemeinde gab es keinen
nach_ mit einbezogen wurden. Allerdings dürfen'
wir uns "ä ""A
die Ent_ Tauschhandel. Er wendet sich stets an Stammesfremde, wird meist
vuicklung,nicht so vorstellen, daß sofoä ein Gut zum
vom Häuptling oder König getragen und kann deshalb als eine
Nenner aller Wertausdrücke wurde,"). Es bildeten "ffg"-"i""n ,,Außenerscheinung der ältesten sozialen Gerneinschaften"t?) be-
"icf, """s-"nieä"re
W91tu38_1qruppe1 heraus, die jeweils auf ein besonderes
,§t""ä".a- zeichnet werden. Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß
gut" als- W-ertausdruck bezogen waren, Erst alLmänfi*r w"rJen
Teiltarife zu einem zusammenhängenden Bewertungssy"t"* -r".-
aiese sich dieser Güteraustausch aus der Sitte des Gastgeschenkes ent-
einigt, wie wir sie auch in neuerer Zeit bei primiiivä" VOtt."_ wickelt hat und vornehmlich politischen Zwecken diente, nämlich
die Freundschaft mit fremden Heli:scheln zu erhalten. Da iedes Ge-
schaften findenlr). Immer handelte es sich daLei ,rrn testg"iügt"
schenk ein entsprechendes Gegengeschenk finden mußte, bildete sich
Ordnungen,- die nichts mit ,,wirtschaftlichen,, Erv/ägung"r 7, trr,
auch hier die Notwendigkeit einer Wertvergleichung heraus, die
hatten, sondern durch eine sakrale oder weltlichc Micht-begrünaet
ebenso wenig'u/ie die Wertvergleichung bei kultischen oder öf{ent-
warenl6).
lichen Leistungen innerhalb der Stammesgemeinschaf t auf einer
Schätzung des wirtschaf tlichen Nutzens oder Vorteils beruhte, son-
,', A.q den-sakralen Ursprung des celdes hat vor allem Bernhard dern in festen ,,Taxen" ihren Ausdruck fand. Als Standardgüter
_
rJa.um brngewresen. Vgt. sein Buch: Ileiliges Gcld. Eine historische der Wertvergleichung dienten hier zum Teil andere Güter als bei
unrer,suchung uDcr.den saklalen UrsprLug dcs Geldcs. .1.übingcn 1924.
den Schätzungen innerhalb des Stammes.
. ? Vgl. Bemhard Laum, a. 1..O. S. ?8. Laurrl gtaubt in Ansehung
der- Tatsacle, daß das Rind den cöftern aareebü;Li w;.de u"ä"spatur Die Standardgüter de. lYc-rtvergleichung entwickeln sich all-
auch verdienten Fetdherrn als öffenfliche Be'iohnung ,"1;il-;;.d;, mäh1ich zu Einheiten eines zusammenhängenden Rechnungssystems.
t,c,gl, vi:ly?hry_ls...el"chen zu r<önnen. E; lGi ;G; ;, """ Als solche gewinnen sie notlvendigerwcise die Bedeutr.ug abstrakter
:T"*_,1i"1]
oalJ _
I
Wenn wir moderne Vorstellungen an die Ergebnisse dieser Wertmessung, der Preisrechnung zu sein, ein konkretes Element des
älteren Entwicklung herantragen, so können wir sagen, daß die Geldwesens, dessen Bedeutung allerdings zunächst auf den Außen-
Summe der Einheiten des Standardgutes, auf die ein anderes Gut verkehr beschränkt blieb. Dadurch wird die Unterscheidung von
geschätzt wird, als ein Preis angesehen werden kann. Die Einheit
,,Binnengeld" und ,,Außenge1d", auf die schon der verschiedene Aul-
des Standardgutes wird somit aIs Rechnungseinheit des Bewertungs- bau der Bewertungssysteme hindeutete, vollendet. Eine solche Unter-
systems zu einer Preiseinheit und die Skala des Bewertungssystems scheidung von ,,Binnenge1d" und ,,Außengeld", die erst in der
zu einer Preisskala. Dabei geht die Entlaltung überpersönlicher Währungspolitik der neuesten Zeit wieder wirksam geworden ist,
Wirtschattsbeziehungen und die Festigung der preisskala im Be- gehört zu den wesentlichsten Kennzeichen der frühen Geld-
wußtsein der in Gemeinschaft lebenden Menschen Hand in Hand. geschichte") '").
Je weitläufiger und verzweigter die Arbeitsteilung und infolge- Es ist auch nicht notwendig, daß das Standardgut der Preis-
dessen auch das Zusammenwirken der Menschen wird, desto obj;k- rechnung und das allgemeine Tauschmittel sechlich ein und dasselbe
tiver wird die Rechnungseinheit und die auf ihr aufgebaute Be- sind. Die Anwendung der Preisrechnung und der Gebrauch eines
wertungsskala. allgemeinen Tauschmittels haben sich geschichtlich gesehen
Die Herausbildung einer bestimmten Rechnungseinheit, die auch aus ganz verschiedenen Antr:ieben -entwickelt. Als Standardgut
-
darin zum Ausdruck kommt, daß a1le anderen Güter und Leistungen der Preisrechnung löste sich das in der gegebenen sozialen Struktur
in Einheiten des Geldgutes geschätzt werden, bedeutet nun keines- der Gemeinschalt wichtigste Gut aus der Gruppe der übrigen Güter
wegs, daß die so veranschlagten öIfentlichen oder privaten Leistun- los. Das Tauschmittel des,,internationalen" Wirtschaftsverkehrs
gen auch in Einheiten dieses Gutes vollzogen werden'o). Es ist nicht mußte dagegen ganz bestimmten praktischen Anforderungen ge-
notwendig, daß das Standardgut des Bewertungssystems modern nügen, Nach Friedrich W i e s e r ist die Voraussetzung dafür, daß
ausgedrückt: der Preisskala - Tausch-
materiell als Zahlungs- oder ein bestimmtes Gut allgemeines Tauschmittel werden kann, seine
mittel angewandl wird. Die- einseitigen Leistungen und Abgaben Absatzfähigkeit und seine Unrlauffähigkeit!"). Die Absatzfähigkeit
innerhalb der Gemeinschaft wie Kultwidmungen und Abgaben wird von Wieser als eine Mar-kttalsache veistanden. Das Grit
an die öffentlichen Gewalten - wurden in Einheiten des Standard- muß von allen Wirtschaftern, die am Güteraustausch beteiligt sind,
-
gutes festgelegt, aber unter Umständen in anderen Gütern, die der begehrt weiden. Die Umlauffähigkeit beIuht auI bestimmlen sach-
Leistungspflichtige zur Verfügung hatte, abgegolten,0). Auch beim lichen Eigenschaften des Stoffes: Das allgemeine Tauschmittel muß
Güteraustausch zwischen den Gemeinschaften ist die tatsächliche ohne störende Einbuße an Kosten und Wert aulbewahrt und weiter
Anwendung des Standardgutes der Preisrechnung als Tauschmittel gegeben werden können. Es muß gut aufzubewahren, leicht zu
nicht unbedingt erforderlich. Der Güteraustausch kann sich direkt
vollziehen, ohne daß die Annahme eines bloßen Tauschmittels die ') AuI die Notwendigkeit einer Unterscheidung von Binnengeld und
Außengcld in der Irühen Entwicklung hat zuerst Heinrich Schurtz,
,,Kauf- und Verkaufshandlungen" auseinanderreißt. Im,,internatio- Grundriß einer Entstehungsgeschichte des eeldes 1BgB, S. 6, aufmerksam
nalen" Großhandel, dem typischen Außenhandel der älteren Zeit, gemacht: ,,Was als Grundlage des Reichtums und Wertmesser des Be-
rückten jedoch bald am Ort nicht erhältliche und daher besonders sitzes im Inncrn eines Stammes Geltung erlangt und sozialen Zwecken
geschätzte Dinge in die Stellung eines allgemeinen Tauschmittels ein, dient, ist in seinen Anfängen etwas ganz anderes als die Tauschmittel,
Damit tritt neben die abstrakte Funktion des Geldes, Einheit der die von Slamm zu Slamm wandcrn und sich :chließlich als allgemein
willkommene Ware zu einer Art Geld umbilden," Vgl. dazu auch Max
10) Vgl. Max Weber, a. a. O. S. 2l2,,,Schätzung in
Weber, a. a. O. S. 209, und Walter Täuber, Philosoghie des celdes,
einem celdgut a. a. O. S.466. Auch Wilhelm Gerloffs Unterscheidung von,,Ifort-
bedeutet keineswegs immer auch Leistung in dem gleichen GeldEtut, son- geld" und ,,Harndelsgeld" betrifft das gleiche problem. Vgl. dessen: Die
dern ist nui ein Standard, an dem die Leistung des Einzelnen gemessen Entstehung des Geldes und die Anfänge des Geldwesens, 2. Aufl., Frank-
rÄ/erden soll," furt a. M., 1943.
'zo) Vgl. Max Weber, a. a. O. S.212. Auch Karl Bücher, Die 'r) Die geldpolitische E orderung, Bimengeld und Außengeld zu
Entstehung der Volkswirtschalt, 1. Bd. 12. u. 13. AufI. Tübineen 1919, unterscheiden, taucht vor beinahe anderthalb Jahrhunderten auf bei
S. 112, berichtet, daß in zahlreichen mittelalterlichen Urkunden zwar der Johann Gottlieb I'ichte, Der geschlossene Handelsstaat, Ein philo-
Umfang der Verpflichtungen in bestimmten Einheiten festgelegt, es dem sophischer EntrMurf als Anhang zur Rechtslehre und Probe einer künftig
Verpflichteten aber freigesteUt wird, die Summe zu zahlen, womit er zu liefernden Politik. Neu herausg. von Fritz Medicus, Leipzig 1922,
kann (in quo potuerit). s. 98 tr.
'3) Vgl. Friedrich W i ese r, a. a. O. S, 682.
t2
I
transportieren und bequem zu teilen sein. Physische Beständigkeit, der Preisrechnung und allgemeines Tauschmittel zu sein,
ve.reinigt
geringes spezifisches Gewicht und gleichlörmige Masse sind die werden, ist_ohne Eingreifen öffentlicher c"*"lt; ;i"ili ä""tU"".
Voraussetzungen dafür. Güter, die wegen ihrer sakralen, sozialen V*"inigung har ja auch das Zief, f""iim*t"- bi"ee, ai"
oder wirtschaftlichen Bedeutung im Leben eines Volkes urspding- TT 9i.:",
ars Geld geb.raucht werden. aus der Masse der übrigen
Güter hiraus-
lich als Standardgüter der Preisrechnung dienten, wie z. B. das zuheben_ und ihnen gesetzliche Zahlungskraft ,"-""rfuifr"n, ^irr"n
Rindvieh, eigneten sich auf späteren Stufen der Entwicklung nicht diesen Akt gewinnt der Staat die M-öglichkeit, ai" -p""i."i
zum allgemeinen Tauschmittel. Für diese Aufgabe wurden die edlen inhalflich festzulegen. Denn die wirtsitrafttiche g"a"ri""; fr"it
a""
Metalle verhältnismäßig früh bevorzugt'r). Die Entwicklung des Preiseinheit wird auf Grund der Tarilierung rtfra"gig
,;i a*
Geldwesens im modernen Sinne begilnt in dem Zeitpunkt, in dem ZahluDgskra-f t des Zahlungsmittels,").
das allgemeire Tauschmittel in der bestehenden Preisrechnung tari-
fiert wird. Es gewinnt damit den Charakter eines allgemeinen - Der
des -Sinn der
Geldes
genetischen Betrachtungen über die Entstehung
war, das Wesen des Geldes b-egrifflich r" f.fir". af.
Zahlungsmittels'6). wesenUich ergab sich dabei, daß das Geld a1s Ainheit aer prets-
Vergegenwärtigen wir uns
'aiso
Standpunkt moderner Wirt-
schaftsfüIrung - vomErgebnis
das wirtschaftliche dieser Entwicklung. :"^"TyiC _und
a-ls
,Zahlungsmittel dient. Wr f.Onnen
dalJ,n der V o I k s w i r t s c h a -t t diej enigen Erschei- sagen,
- werden als isolierte Geschäfte möglich. Die ein-
Kauf und Verkauf nungen als Geld anzusehen sind;dieln Einheiten
seitige Güterübertragung, bei der die Gegenleistung durch Zahlung der allgemeinen preisrechnun!sskala äi. ä.fr-
erfolgt, wird zur normalen Form des Wirtschaftsverkehrs. Das 1u n gsf u nkti on mi t re ch tl i cl er-Verbin ali.frt"it
bedeutet erfüllen. Der Begriff des Geldes ist also nicht a"."t .".tii"ir"
J. Das Zahlungsmittel löst sich aus dem Kreise der übrigen Güter Eigenschaften irgend eines Dinges bestimmt, sondern
ar."f, ai"
und gewinnt ein selbständiges wirtschaftliches Dasein. wesentlichen wirtschafflichen Funktionen,?), äi" es ru vottzlefren
2. Die Preiseinheiten, die ursprünglich an die Vorstellung eines be- hat. Die wissenschaftliche Untersuchung a"" C"fa*"r"*
stimmten Gutes geknüpft waren, werden abstrakte Rechnungs- diese Furrktionen ausgerichtet werdenl Die fr"ge, ar" -"Ä ""t
w"i"ire.
begriffe. Stoffen das umiaufende Geld besteht, ist erst in ääiter f,inie rro.,
Bei der Tarifierung des Zahlungsmittels in der bestehenden Bedeutung.
Rechnungsskala, durch die die beiden Funktionen des Geldes, Einheit Vielfach wird hervorgehoben, daß das Geld auch als Wert-
-_
autt,ewahrungsmittel zu dienen habe. Diese Funktion ist nicht be_
") Der Gebrauch edler Metalle als allgemeines Tauschmittel k&nn griffsnotwendig,
zuerst in Alt-Babylonien beobachtet werden. Hier hat sich auch der _obwohl es große Zeiträume gegeben hat, irr dlnen
das Geld tatsächlich Wcrtaufbewahrung"-ltlul gu*".un i"t. O".
Gütemustausch am frühesten entwickelt. da andere soziale Bedingungen
gegeben waren als etwa in Alt-Hellas, wo die Sippen'./erfassung mit clem Geld hört aler nicht auf, Geld zu sein, wenn es äiese Eigenschaft
Bestreben abgcschlossener wirtschaftlichea Exislenz vorhenschle. In Alt- nicht mehr bcsitzt, wic dic Geschichte aller Inflationen be--eist. tvta.,
Babylon wurdc die fdhe Entwicklung eines zcnlralisicrten Slaates die kann sich auf den Standpunkt stellen, daß das Geld a"tt""tt
Keimzelle für die Entfallung des Handels- Vgl. Berhhard L a u n'I , a. a. O. weun es nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel dienen kann. ""r,
Seite 131.
Celd b-lejlt cs trotzdcm, solange es Einheit de"r e.eisrechnunlsskala
t5) Bernhard Laum, a, a. O. S. ?9, üacht darauf aufmerl<sam, daß
HiIler v. G a e I t i n g c n - Lattermann (Arkadische I'orschu,ngen 1911, ist und als gesetzliches Zahlungsmittel gebraucht wird.
S. 6) vor dem ersten Weltklieg in Arkadicn einc Inschrift gelunden hat,
:ruf der offenbar Beiträge lür kultische Zwecke cingctragen sind: ,,Die _ 1) VCl. dazu die zahlreichcn Angaben-über sachliche Veränderungen
Urkunde gibt uns, wie es scheint. unmittelbaren Einblick in den Über- der Rcchnungscinhcit im ccldwesen-des attcn nlm rui-ih;;ä:'ü;; *_
gang von der Viehwährung zur Metallwährung; die Summeo werden in sen, Geschichte dcs römischen Münzwesens, Berlin 1860.
Vieh angesetzt, aber in Metall bezahlt." Ich möchte die Urkunde anders -bei- Eine
'7) lunktionelle Bcstinmung O"s CefaUeÄliffes ändet sich auch
deutqn: wir häben hicr ein bemerkenswerlies Zeugnis 1ür die Entfallung IarI H.etJf erich, a. a. o. s. ä03. ,,wii i'räi,"iäi bao
des celdwesens. Die FunktioneD des wertmaßes r.]nd des zahlungsmittel§ ulc (resamthelt derlcnigen Objcl(tc, wclche in"i,"!i"iä
einem gegcbencn Wirt_
werden aufeina[der bezogcn. Das eine Gut das Rind ist Einheit ssttaftsgcbiete und.in_ einer gogcbenen Wirticrrirt""eiläsiüiäää"o"ä""t-
der Rechnungsskalä, das andere Gut -
das Metall -
ist zahlung§mittel, [cne tjesltmmung haben. den Verkchr (oder die übertraeung von Wer_
- tarifiert wird.
das nun in Einheiten der Rechnungsskala - Damit ist natür- ren) zwrschen den wjrtschajlendcn lndividuen zu verm_il tcl-n.,, Meiner
lich auch eine wandlung der,,Währung" als Ganzes verbunden. En1- Ansicht- nach sind die wesen ichen Funktionen au* C"ia""-'ln - äj."."
scheidend ist aber die Entfaltung der Geldfunktion. Begriflsbestimmrrng micht scharf gcnug hervorgehobe-n.
14 15
An der von uns gewählten Methode, den Begriff des celdes Literatur: Wllhelm Gerloft, Die Entstehung des Geldes und
nicht von der Sache her, sondern von den Funktionen aus zu be- die Anfänse des Geldwesens, 2, Aul1. Frankfurt a. M. 1943. Bernhard
stimrnen, ist neuerdings von Walter Täuber grundsätzlich Kritik Laum, Heiliges Geld, Tübingen 1924. - Walter Lotz, Die- Lehre vom
geübt v/orden, Wegen der Bedeutung dieser kdtischen Einwendung Ursprung des Geldes, Jb. f. Nat. oek. u. Stat. Bd. 62, Jena 1894. Theodor
Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens, Berlin - 1860.
seien die Gedanken Täubers im Wortlaut angeführt'!8): Wiuiam Ridgeway, The Origin of Metallic Currency and Weight -
,,Die üblichen celddefinitionen, bei denen unter übergehung der Stofi- Schurtz, Grlindriß einer Ent-
lichkeit nur die Dienstleistungen gewürdigt werden, führen in gaDz
Standards, Cambridge 1892.
- Heinrich
stehungsgeschichte des Geldes, \[eimar 1BgB. Walter Täuber, Geld
bekannte - win-
Schlvierigkeiten hinein, in denen man sich schon lanAe und Kredit im Mittelalter, Berlin 1933. - Täuber, Philosophie
Walter
det, ohne -einen Ausweg gelunden zu haben! Man kann da nur eine cin- -
des Geldes, Fin. Arch. N. F. Bd. 10, Tübingen 1944. Ernst Wage-
zige Funktion als begriflswesentlich behandeln und muß die andern ent- mann, Was ist Geld? Oldenburg i. O. 1932. Max- Weber, Wirt-
wcder als unwesentlich beiseite schieben oder sie als Konsekutivfunk- schaftsgeschichte, 2. Aufl., Münchcn und Leipzig -1924.
lionen aus jener gewählten abzuleilen versuchen, oder schließlich: man
mull eine tr'unktion des Geldes, die die bcgriffliche sein soll. erst lor-
mulieren, und zwar in so verwaschenen, allgemeinen Ausdrüchen, drß 3. Kapitel: Die Münzprägung und ihro grundsätzliche Bedeutu g.
dann natürlich die untereinander doch so verschiedenen cinzclnen Lei- Drei Gründe haben dazu beigetragen, daß sich im abendländi-
stungcn des Celdes sämtlich darunter zu fallen scheinen. Angcsichts der schen Kulturkreis die edlen Metalle als Träger der Geldfunktion
Geldgeschichte, dcr man bei der cclddefinition doch auch gcrccht wcrdcn
wil1, ergibt sich ejne zusätzliche Schwierighcil. Wcnn ciuc bestiinmte durchgesetzt haben. Ursprünglich mögen auch hier sakrale Be-
GcLd{unktion als begriffswesentlich angonommcn woldcn ist, dann ist ziehungen maßgebend gewesen sein"o). Im Laufe der Entwicklung
dic Annahme eines Wandels dicsel f'unlition im Laufc dcr GcldgeschicLto hat sich jedoch auch gezeigt, daß die edlen Metalle hervorragend
au.gcschlosscn. Wo diese bcgriiiliche f'unl(lion fchlt, da ist dann eben geeignet sind, Geldlunktionen zu erfüllen. Von den drei Gründen.
kein celd vorhanden."
Diese K|itih an den Versuchen, das Wesen des Gcldes von den die dafür angeführt werden sollen, betlifft der erste ihre Eignung
Funktionen her zu bestimmen, triflt nicht. Es lst aus logischen als Preismaß, a1s Einheit der Rechnungsskala, die beiden anderen
Gltinden nicht nötig, bei der Begrif f sbestimmung nur von einel' bestjmmen ihre Eignung als ailgemeines Zahlungsmittel.
Fulrktion auszugehen. Mehrere Funktionen als begri{fsnotwendig es Täuber tu1, \renü er (a. a. O. S.456) sagl:..In Wirlilichkeit is1 djc
anzunehmon, ist durchaus denkbar, also etwa wie es hier ge' Substanz del. unsichtbare Ttiigcr
a11cl Eiscnschalten eincs Gegc[standcs.
- In dem Gcdanken an die Suhstanz haben wir die Lösung des Rätscls,
schiebl die beiden Funktionen, Einheit der Preisrechnungsskala warum denn das Geld gieichzeitig so vcrschicdcnärtige Dienstieistungen,
zu sein -und a1s allgerneines Zahlungsmittel zu dienen. Der zweite die nun wirklich nicht aul eincil gemeinsalnen Nenner gcbracht werdcn
Einwand ist noch weniger stichhaltig. Wer einmal erkannt hat, daii kirnnen, in sich vereinigen kann. Sodann lolgt wiedcr alts der Ontologic,
die Wirtschaft a1s Gestaltung menschlichen Zusammenlebens ge- daß die Eigenschalten sich ändern können, wälrrcnd dio S'.rbstanz vc1-
harrt. Die Substanz verbürgt die Identitüt dc! Dinge unlcr dem vy'andcl
scliichtlichem Wandel unterliegt, wird von volnhelein claraul vcr- der Eigenschaften."
zichten, Begriffe mit dem Anspruch allgemeiner und zeitloser Gültig- In dieser Betrachtung gewirmt der Bcgriff der Substanz schon etlvas
keit zu prägen. Auch die Funktionen des Geldes wandeln sich in mystisches. So kann man die Aufgabe, dic durch den geschichtlicilcn
der Geschichte. Man wird <iaher die von den Funktionen ausgehende Wandel der dcm menschlichen Zusammenlelren zugehörigen Dinge und
Formen dem folschenden Geist gestellt wird, nicht löscn. Man muß siclt
I3estimmung des Geldes einem bestimmten geschichtlichen Zustande dazu durchringen, den wandel als solchcn anzuerkehncn, und daralll
der'Wirtschaft zuordneneo). verzichten, allgemeine, für alle zeiten und Völker gültige Erkenntnisse
*fvgt. watter Täuber, Philosophie des celdes, a. a. O. S.456. zu gewinnen. Auch der Begriff der Substanz führt bei der Betrachtllng
von Tatbestä[dcn des menschlichen Zusamlncnlebens nicht aus dem Bc-
'0) Es ist ganz richtig, wenn Täuber, a. a. O. S. 457, sagt: ,,Der reich geschichtlicher Bedingtheit in das Reich des Absoluten. Wer da§
Gegenstand der universalen Geldtheorie ist demnach nicht dadurch in behauptet, versucht eine bestimmte in ihrem geschichtlichen zu-
allen Kapiteln identisch, daß das Geld immer wieder nur Tauschmittel sammenhang durchaus brauchbare -
Erkenntnis zu verabsolutieren. Oft
und sonst nichts wäre, wie der eine Autor zur Langeweile des Lesers -
geschieht das im Dienste eines geistigen Herrschaltsanspruches.
sich nachzuweisen bemüht, während ein anderer immer nur die Zah- "o) vgl. Bernhard L aum, a. a. O. S. 128. L aum weist im Anschluß
lungsmittelfunktion sieht, sondern dadurch, daß das Geldwesen sich iD an Jeremias und Lehmann-Haupt darauf hin, daß im alten
geschichtlicher Kontinuität von den Anfängen bis heute unter wieder- orient cold als Symbol der Sonne, Silber als Symbol des Mondes ge-
holtem Wandel der Geldfunktionen entwickelt hat." golten habe. Das vrürde schon durch die Tatsache bewiesen, daß das
Die Schwierigkeit, die durch diesen geschichtlichen Wandel der tr'or- im Altertum lange zeit herrschende wertverhäItnis der beiden edlen
schung bereitet worden ist, wird aber nicht dadurch überwünden, daß Metalle von 1:13% dem VerhäItnis der UmlauJszeiten beider Gestirne
man eine Substanz als Identisches im Wandel der Formen annimmt, wie entspreche.
16 17
Ursprünglich sind solche Güter zu Standardgütern der Preis- Maßstab der Bewertung. Genaue Wägungen und die PrüIung de§
rechnung gewählt worden, die im Leben eines Volkes eine besondere Feingehaltes gelten a1J selbstverständliche Maßnahmen des Ver-
sakrale oder soziale Bedeutung hatten. A1s sich das Wirtschaftsleben O"frr!"). l,ter[würdig ist nun, daß der Handelsverkehr als solcher
verzweigte und höhere Formen des Zusammenwirkens entwickelte, ,ri.frt d"r" drängte, die einzelnen Teilstücke des GeldmetallesBe- in
setzten sich als Träger dieser Funktion solche Güter durch, die selbst Ansehung von dewicht und Feingehalt zu be§tätigen3i)'..
^Das
nur geringen Schwankungen der Wertschätzung unterlagen. Das sind ätirfnls, äaaurcfr Zeit zu gewinnen, daß man das regelmäßige Ab-
insbesondere solche Güter, die weder,,dem Gesetz der stetigen Re- Metallstücke und die stolfliche Prüfung des Metalles
-i"g"rr'a",
produktion" unterworfen sind, noch ,,für die nächsten und driu- 'r,"rÄi"a, wurde anscheinend nicht besonders emplunden Es trat
gendsten Bedürfnisse unmittelbar notwendig" sind"r). Alle Güter, erst da'auf, wo viele gleichdnäßige Zahlungen zu leisten varen'
die lebensnotwendige Bedür{nisse erfüllen, wie Getreide, Vieh und U"i Solilzahlungen durch den Staat Der Staat als eine
die wichtigslen Gebrauchsmetalle, unterliegen Wertschwankungen, t äh"t" Fo.^ des Gemelnschaftslebens erland die Münze' die
"a-U"f, ge-
die aus den Veränderungen der Erzeugung, den NotrMendigkeiten äi"r" "" einem Ausdruck der Zusammengehörigkeit und der zu-
regelmäßigen Gebrauches oder gar Verbrauches und den Besonder- sammenarbeit wurdesß). Volkswirtschaftlich gesehen ist der Vorgang
heiten der Bedarfslage unvermeidlich folgen. Je geringer die Be- ä"r"t r-ui Fortschritie bestimmt: Zunächst wurde das Meta1l so
ziehungen eines Gutes zu praktischen Lebensbedürfnissen sind, um n""tti"t daß die Gewichtsmengen wertmäßig den Einheiten der
so größer ist seine Eignung, den anderen Gütern als Standardgut "tt,
Freisrechnungsskala entsprachen. Dann wurde Gewicht und Fein-
der Preis[echnung gegenübergestellt zu werden. Die edlen Metalle n.tr"ft a"t M-etallstückes durch Stempetung beslätigt Aus diosir
haben kaum praktische Bedeutung für die Erhaltung des mensch- §i"r"o"f,*g entwickelte sich allmählich die vollständige Prägung3?)'
Iichen Lebens. Sie dienten jedoch schon frühzeitig a1s Material für Dadurch wird das Zahlungsmittel zur Münze
Schmuckgegenstände unri zur Schatzbildung.
Die Gründe, die die edlen Metalle zu Tauschmitteln geeignet bestimmt durch die Religion. Kupler dagegen ist dem Italiker Gebrauchs-
;;;:;.;;;J hat es irr Hcrstcihrng"vän wcrkzeug und waffcn not-
erscheinen lassen, liegen in ihren natürlichen Eigenschaften. Ihre ""
i"".'"iä.?r'ö;."'Mil,uiiaGaä,iti" ansicht Laums' daß das slück
Substanz ist entweder von Natur aus homogen oder sie kann durch ilniläri" a"ä"cää-;;;;"t. Diraus"äif,
cntwickelte sich auch eine gewisse
Bearbeitung homogen gemacht werden, so daß gleiche Gewichts- cirantie für Gewicht und tr'eingehalt'
rr) VSl. Theodor Momm scn,'sondcrn a. a. O. S. 1?0: ..Dio KupJerstilckc
mengen vom selben Feingehalt einander vertreten können. Zweitens gcwoscn Außor.viclen '1ndc-
sind sie innerhalb ['eiter Grenzen teilbar, ohne dalJ dadurch ihre
*r.al" nicht gezäh Ii,
sr'"i"" di;s namcnllich der All-
"?ioitlriricn
X;'.i.,-''i*"s;;;ii,;'"lt"iLdn"" "igr
'Z"nfrrg"act. wie er in dcr Mancigalion und in der. solcnnen
Substanz eine Veränderung erleidet, Sie können deshalb in jedem .."itfi"t)e
;:;i;;;;.- iiä äf"xrinrunn.form clcs Drrlciin" cnlhallcn ist: bis in dic
bel.iebigen Wertbetrage weilcigegeben werden. In einigen Ländern ein rormloses
hat früher das Rohmetall als solches Gelddienste erfüllt. Als Beispiel ffäiä'ä""it ;;,i";i;;-ä;; Z;h1,nesmittel vorgestellt als
Kupferslück "
---'i,
dafür ist das alte Italien zu nennenr'). In anderen Ländern, wie etwa o"" Verkehr hat sogar manchmal das Bcstrebcn gehabt' von dcr
-c"td*-"""ttt
in Griechenland, hat cs nach dem heLrtigen SLande de| Irorscl.: ung nie lvrii"riäiu""u"e'-ä"i iui rcinen Ilandelsvcr'lassung zurück-
eine Rohmetallwährung gegeben. Der Drang zur Form hat die ;lä;;;;;.-ö;iii" i"lu" u". dcr Ge;chiciltc nur zwei Beislicle senanrlt'
Rvc^nz' dio
Menschen ve[än1aßt, dem Metail von vornlloreir] cinc bcslimmte ;;äili"äi" o"J;"il'äc, colararrluniio i1'1 c()nstantirli:chin
a o' so-
*"ia"n (vgr' Mom.mse-n.'.a-
;äätä";i";;;;iüieä; ae' na"iäi im späten Mittelalter auch- s
Prägung zu verleihen'"). Die Form hat hier satrale Bedeutung. ä;; ;i;'i;i";";ä äao
-,835-)'
wieder
Anders liegen die Dinge, wo Barren rohen Metalles als Zahlungs- l,liä'eäi',"iäääÄi ;näierging ("gl.,ylLY :.:,::"";,.i, "^; j: j,?11," o"-
mittel gebraucht werden. Hier wird die Quantität als solche zum .,,)rn.d-.ccscr,icr,::
-,r:_r,:y.,.§:r,i.1 X,]:i:,T;";l.ilJ r,iil"ill'#,,,"n.
detrtung der Münzc ganz zurucK
rrr) Vgi. Theodor Mo mm s e n, a, a. O, S. VI, ferner Karl K n i e s. zrrr Zusamlnertflssung munsch'lcher' Lelsiullqcn Vgl -D'l nhard L a u m'
äi'r1""'
;:"":ö:-§. iil, Ä;l's3, ,,iuanFIänäcrs-instrum;ntaiigemem bch-aurtcn' daß die
celd und Kredit, 1. Abt. Das Geld, Leipzig 1931, S. 16. gcschaffen- rvorclen ist;
ir'!) Vgl. Theodor Mommsen, a. a. O. S, 170. Das alte Rom hatte irttl,J iÄ Ä]#.6; nlcnt'ärs Mün'cn zunäch'{t und ur-
eine Rohkupferwährung. Klcine Stücke bis zu einem Pfunde blieben un- ä:;'^3ä; ;;.-;;i;
Eeiuttraetei: pi:'ict
*'Äii-c' ai"
t'uppen' Bürser' Beamte ent-
geformt, während größere Stücke in viereckige Barren gegossen 'wu!den. IJi.iÄirtil äi" zäüi".,c"'''ill"rl
33) Vgl. Bernhard Laum, a. a. O. S, 152: ,,Den Griechen treibt der lohnt."
r7) Dic crslen Münzen stcnrmen aus Lydicn unddervon der I.nsct Agina
Drang zur Form; ihm ist das Metall nicht Nutzgegenstand, sondern Mittel Perserkönige' vor
zum zvrcck, Materie, die in Form gebracht wird. Die Form selbst ist tz, ,l"ir."n.""l'öltl. ä"rt""ti ii"a darn dic Münzen
19
18
Die Münzprägung ist allerdings nicht nur ein technischer Vor- Bereich abstrakter Größen, im Gebiete der Mathematik. Deshalb
gang, sondern in erster Linie ein rechtlich-ökonomischerr8). Geprägte
sind bei Münzen, die vollwertig ausgebracht werden, Abstriche von
Metallstücke können Gegenstände der Sammelleidenschaft werden,
ohne Münzen zu sein. Als Münzen können sie erst dann angesehen
der Forderung exakter Gleichheit nötlg. Die Grenze der erlaubten
Abweichungen bezeichnet man als ,,B,emedium" oder ,,Toleranz".
werden, wenn sie eine rechtlich bedeutungsvolle Wertbezeichnung
Die praktisch wichtigste Ursache der Abweichung ist aber die Ab-
bekommen, die sie befähigt, als rechtsgü1tige Zahlungsmittel umzu-
nutzung der Münzstücke im Verkehr. Daher muß auch ein ,,Passier-
laufen. Eine Münze ist also ein geprägtes Metallstück. das auf eine gewicht" festgesetzt werden, oberhalb dessen die Münzen grund-
bestimmte Anzahl von Einheiten der Preisrechnungsskala lautet, in sätzlich als vollwertig gelten. Ohne staatliche Regelung kann also
einer Vielzahl von Stücken gleichen Aussehens, gleichen Gewichtes
ein vollentwickeltes Münzwesen gar nicht gedacht werden. Der Ein-
und gleichen Eeingehaltes vorhanden ist und als Zahlungsmittel grifi des Staates in das Münzwesen hat nun für die ganze künftige
dient. Entwicklung des Wirtscha{tslebens eine grundsätzliche Bedeutung.
Die rechtliche und wirtschaftliche Bedeutung der Münzprägung
ist offenkundig. Durch diesen Vorqang v,rird die Münze als Zahlurrts- 1. Die unmittelbare Absicht des Staates ist es, die
mittel aus der Menge der übrigen Waren gleichen Stoffes heraus- rechtliche Identität der von ilm ausgegebenen Zahlungs-
gehoben. Eine Mtinze ist etr,'/as ahderes als ein ungeprägLes Metall- mittel sicherzustellen. Das geschieht:
a) durch tatsächliche Maßnahmen. Ein Passiergewicht
stück gleichen Gervichtes und Feingehaltes, auch wenn sie vol1-
wertig arisgebracht ist"{'). Sie wird Träger nomineller Zahluhgs- wird festgesetzt. Alle Münzen, die dieses Gewicht unter-
schreiten, werden zu Lasten des Staates eingezogen3Db)
kraft und verwirklicht dadurch die in der Preisskala gedanl<1ich b) durch f o r m e 1 I e Maßnahmen. Der Staat verleiht den von
vorgearbeitete Ve,rhretbarl(eit der Einheiten. Außerlich tritt das
schon dadurch in Erscheinung, daß dieselben Münzstückc stets mit ihm ausgegebenen Münzen gesetzliche Zahlungskraft.
dem gleichen Namen genannt werden. Die Namen der Münzon Jedermann kann seine Verpflichtungen durch Hingabe
dieser Zahlungsmittel rechtsgü1tig erfüllen.
knüp{en vielfach an die überlieferten Einheiten der preisa:ecl.r-
nungsskala an. Münzen des gleichen Nennlvet:tes können sich gegen- 2. Mit der Verfügungsgewalt über das, was als allgemeines
seitig vertreten, d. h. sie können ohne Unterschied in Zahlung ge- Zahlungsmittel gelten soll, gewinnt der Staat auch Einfiuß auf
geben werden. Allerdings wird in der Münzgesetzgebung der neuer.cn die tatsächliche Bedeutung der Preisskala. Die
Zeit eine Einschränkung hinsichtlich der gegenseitigenVertretbarkeit vrirtschaftliche Tragweite dieser Tatsache kann nicht überschätzt
der Münzen gemacht. Völ1ig exakte Gleichheit kann in der Welt werden.
konkreter Gegenstände nicht erreicht werden, sie besteht nur im Wenn die Münze mit einem bestimmten Namen sich als solche
durchgesetzt hat, so daß die den Münzen vom Staate verliehene
allem der ,,Dareikos". Im altcn Rom hat zuerst König Servius Tllllius Zahlungskraft im Bewußtsein des Volkes festliegt, hat der Staat
das Kupfer gemarkt. Die ersten Kupfcrmünzen sincl riach Angabe voD die Möglichkeit, die formelle Identität der Zahlungsmittel aufrecht-
Th. Mommsen (a. a. O. S. 1?5) zwischen 454 und 430 v. Chr. geprägt zuerhalten, auch wenn er ihre materielle Identität aufgehoben hat. Die
worden.
3'!) Darauf weist schon Th. Mom m en, Geldgeschichte kennt viele Beispiele für derartige Abweichungen
s a. a. O. S. 1?4, hin. Wisscn-
schafllich ausgcwertet hat diesen cedanken vor allem ce'org Friedrich zwischen formell-rechtlicher Identität der Zahlungsmittel und ihrer
Khapp i,n seiner ,,Staatlichen Theorie des Geldes,,, g. AuIl; München materiellen Bedeutuug. In unserem Zusammenhange ist die Münz-
urld Leipzig 1921. S. 20ff. verschlechterung die wichtigste Erscheinungsforrn solcher Abwei-
.bewußtIndanach
30) der Geldgeschichte gibt es zahlreiche Beispiele dafür, daß man chungen. Sie ist in der verschiedensten Weise geübt worden.
strebte, die Münze rech ich und wirtschafflich zu ver-
selbständigen. D-as Kupfer der römischen Libralmünzen war durchgängig 1. Die Münzen wurden von einem bestirunten Zeitpunkte an mit
mit etwa 7--4 % Zinr. urrd.20% Blei versetzt. Diese Legierung ist bei einem geringeren Gewicht ausgebracht.
altrömischem Kupfergerät niemals zu finden, Th. tUommsen,-a. a. O. 2. Die Legierung des Münzmetalles wurde verschlechtert.
S. 191, sagt darüber: ,,Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Zweck da- 3. Die Münzen wurden plattiert, indem auf ein minderwertiges
bei nicht allein die Ersparung des besseren Metalls vr'ar, sondern vor
allem beabsichtigt wurde, das Kupfer durch diesen Zusat2 zu gewöhn- Metau dünne Platten des edleren Metalles aufgeprägt wurden.
licher Verarbeitung minder tauglich zu machen unal dadurch d1s Eiin- 30b) In England trug alleldings der einzelne Münzbesitzer das Bisiko
schmelzen der Münze zu verhindern."
der Abnutzung,
20
2L
4. Das höherwertige Metall wurde offen durch ein minderwertiges vom Staat geprägten Münzstücke waren ,,vollwertig" nach Gewicht
ersetzt. Ein solcher Übergang wurde häufig vorgenommel], wenn und Feingehalt.
das We verhä1tnis der als Münzstoffe in Frage kommenden Me- Tatsächlich bedeutete die Münzprägung jedoch, daß sich das
talle auf dem Markte sich verändert hattero)' Geld als vom Staate bestätigtes Zahlungsmittel vom Geldstoff Iöste
Der Zweck dieser Maßnahrnen war stets, die finanzielle Kraft und zum reinen Zeichen, zum b1oßen Mengenbegriff wurde. Die
des Staates zu stärken. In vielen Fä1len geschah das auf Kosten Münzprägung bereitete die reine Quantifizierung unseres deld-
der übrigen Glieder der Volkswirtschaft. Man hat diesen Zusammen- wesens vor. So sagt Hellferich mit Rechtrl): ,,In dieser Be-
hang dadurch zu erklären versucht, daß man sagte, durch die Münz- ziehung bedeutet die Münze die Unabhängigkeitserklärung des
verschlechterung würde die Anzahl der Geldstücke eines bestimm- Geldes vom Geldstoffe, dem Edelmetalle, und damit von den Ge-
ten Nennwextes vermehtt, während der stoffliche Gesamtwert der brauchsgütern überhaupt. Das Geld erscheint als eine selbständige
ganzen Summe derselbe bliebe oder sogar geringer würde. Infolge- wirtschaf tliche Güterkategorie mit eigener Quantitätsbestimmung."
äessen müsse sich der Wert des einzelnen Geldstückes, das die Preis-
Die Münzprägung, die ihrer wirtschaftlichen ldee nach den
einheit darstelle, verändern. Das aber sei gleichbedeutend mit einel Zahlungsverkehr mit Edelmetallen erleichtern sollte, trägt in sich
den Keim, das Edelmetall überflüssig zu machen. Der Prägestempel,
Steigerung aller übrigen Warenpreise. Diese Erklärung ist unzu-
das Zeichen wird wichtiger als der Geldstoff, dasMetall. Infolgedessen
reichend. Sie wird der Tatsache nicht gerecht, daß die Münze nomi-
nelle Bedeutung im Zahiungsverkehr gewonnen hat. Trotzdem ge- wird es möglich, das Edelmetall aus dem Verkehr zu verdrängen,
nachdem das Geldzeichen a1s solches zur unumschränkten Gülti.q-
nügt sie, um eine allgemein wichtige Erkenntnis wenigstens vor- keit gekommen ist. In welchem Stoff sich das Geldzeichen vergegen-
1äufig zu begründen: Die Preisskala kann nur dadurch festgehallen
ständlicht, v.rird dann zu einer untergeordneten Frage.
werden, daß der Staat die Menge des zur Verfügung stehen'len
Wenn wir die Geldverfassung, in der das bei jede,m Zahlungsakt
Geldes den Beclingungen der Umsatztätigkeit anpaßt, die Gclcl-
menge also relativ knapp hält. Die konkrete Bedeutung der Rcch-
stofflich geprüfte Metall zugewogen v,,ird, a1s ,,Handelsverfassung
des Geldwesens" bezeichnen, so können wir die Ordnung des Geld-
nungseinheit ist wesentlich von der verhältnismäßigen Münzver-
wesens, die mit der Münzprägung beginnt, die ,,Staatliche Vedas-
sorgung abhängig.
sung des Geldwesens" nennen. DerName drückt den entscheidenden
Diese Betrachtur.tgen geben uns nun die Mögiichkeit, die grund- Wandel aus, der mit der Münzprägung begonnen hat. Die Entwick-
sätzliche Bedeutung der Münzprägung in der Geschichte des G-^ld-
lung vollzog sich in zwei Stufen. Im Zeitalter der liberalen Wirt-
wesens zu beurteilen. Wenn der Staat Münzen schlägt, schafft er schaft, in dem das rechtlich geordnete Münzwesen vollendet und die
ein Zeichen, das als solches wirtschaftliche und rechtliche Wjri'- vollgedeckte Banknote entwickelt wurde, blieb die Währung als
samkeit bekommt. Die qualitative Bedeutung des Geldstolles t'ritt solche eine Besitzwährung. Erst die sozialistische Wirtschaft entfal-
dagegen mehr und mehr zurück. Die Münze wird Ausdruck reiner tet das Geldwesen bewußt a1s eine Funktion der Gemeinschaft, Geld
Qu;ntität, sie wird zum bloßen Mengenbegriff. Die Entwicklung wird a1s abstraktes Wertmaß anerkannt, Am deutlichsten kommt
des Geldwesens ist also durch eine eigentümliche Paradoxie ge- das im Verrechnungsverkehr zum Ausdruck.
kennzeichnet: Literatur: Gustav C ass el, Theoretischc Sozialükonomie, 4. AufI.
Wenn wir ein wirtschaftliches Urteil abgeben, so war es der Helfferich, Das Geld,
ursprüngliche Sinn der Münzprägung, Gewicht und Feingehalt des
Erlangen urd Leipzig 192?, S.345ff.
- Larl
6. Au1]. L.ipzig 1923. - Georg Friedrich Il n a p p, Staafliche Theorie des
Zahlungimittels sicherzustellen. Die Prägung solIte die materielle Geldes,3. AufI. München urnd Leipzig 1921.
Bedeutung des Zahlungsmittels gewährleisten und dadurch den 4, Kapitel: Die Erscheinungslormen des Geldes.
Zahlungsverkehr erleichtern. Wägung und Metallprüfung wurden Vollwertige Edelmetallmünzen gehören im Geldverkehr mo-
überflüssig, sobald der Prägestempel Gewicht und Feingehalt tre- derner Volkswirtschaiten zu den seltensten Erscheinungen, Wir
stätigte. Darauf kam es zunächst entscheidend an. Man wußte, die haben eine ganze Reihe von anderen lrscheinungsformen des Gel-
des, die man nur verstehen kann, wenn man sie vom Grundbegriff
ao) Die Be$ifie
,,höherwertig" und ,,minderwertig" bezieh-en-sich- hier des Geldes aus in eine systematische Ordnung bringt. Da wir das
nicht aul die-substanz der Metalle a1s solche, sondern auf ihr Wert-
verhältüis, das sich ändern kann. Sie sind also als relative Beurteilungen 11) llelfferich,
zu verstehen, die auf diese Anderungen abzlelen. VgI. Karl a. a. O. S. 30.
22
Wesen des Geldes funktionell bestimmt haben, werden wir auch die kassen in zahlung genommen, bei Auszahlungen wurden sie jedoch
Erscheinungsf ormen des Geldes funktionell gliedern müssen. Wir Dicht aufgedrängt. Daraus ist zu sehen, daß die Einteilung in obli-
folgen dabei dem Beispiel Georg Friedrich K n a p p s {,), der nach gätorisches und fakultatives Geld andere Grenzen zieht als die in
der genetischen Betrachtung der Geldarten ihre funktionelle Ein- deffnitives und provisorisches Geld. Die schon erwähnten Ta1er
teilung bringt. Drei Einteilungsgedanken sollen hier berücksichtigt galten in der alten Reichswährung bis 190? als obligatorisches
werden, GeId, sie mußten im privaten Verkehr als gesetzliche Zahlungsmittel
1. Zunächst ist zu
fragen, welche Geldzeichen unter An- in unbeschränkter Höhe angenommen werden. Sie können jedoch
nahmezwang stehen. Gemeint ist hierbei der Zwang zur An- nicht als definitives Ge1d, sondern sie müssen als provisorisches
nahme im allgemeinen Zahlungsverkehr. Danach kann unterschie- Geld angesehen werden, da die öffentlichen Kassen indirekt ihre
den werden zwischen obligatorischem Geld, das ohne Rück- Einlösbarkeit garantierten.
sicht auf die Höhe des Betrages a1s rechtsverbindliches Solutions- 3. Die ddtte funktionelle Einteilung der Geldarten wird nur
mittel in Zahlung genommen werden muß, fakultativem bei Auszahlungen öffentlicher Kassen offenbar. Schon daraus ist er-
Geld, dessen Annahme freiwiuig ist, und bedingt obtigato- sichtlich, daß diesc Einteilung nur das definitive Geld betrifft. Wenn
r i s c h e m Ge1d, das bis zu einem bestimmten Betrage in Zahlung in Doppel-
genommen werden muß. Das obligatorische Geld können wir auch
mehrere definitive Geldarten vorhanden sind
währungssysteme! - etwa
hält der Staat jelveils eine Geldart bereit,
als ,,K u r a n t g e l d" bezeichnen, während sich {ür das bedingt -
die er bei Auszahlungen auidrängt. Diese Geldart bezeichnet
obligatorische Geld, für dessen obligatorische oder fakultative Knapp als valutarisch, während alle übdgen Geldarten als
Eigenschaft ein kritischer Betrag maßgebend ist, der Name akzessorisch gelten.
,,Scheidegeld" durchgesetzt hat. Scheidegeld, das der Dar- Folgendes Schema stellt das Verhältnis der einzelnen Eintei-
stellung kleiner Einheiten dient, braucht nur bis zu einem bestimm- lungsgedanken zueinander dar:
ten Betrage in Zahlung genommen zu werden. Die Begriffe ,,Kurant-
geld" und ,,Scheidegeld" werden also nicht von der Substanz aus, obligatorisöes Geld
sondern funktionell verstanden. gätoriscirs Celd Ccld
unabhängig ist. Ein jederzeit fä11iges Papier, dessen Einlösung un- bedenklich, da der Bedarl des Verkehrs an Scheidemünzen gesättigt
bedingt siche|ist, hört auf, definitives GeId zu sein, es ist eine An- war. Als äußeres Zeichen daiür kann die Tatsache angesehen wer-
weisung, die vom Begriff des Geldes aus betrachtet nur provisori- den, daß die Reichsbank einen steigenden Betrag an Scheide-
schen Charakter hat, Seine Wertbewegung wird durch den Wert münzen in ihren Kassen halten mußte. W'irtschaftlich gesehen lief
des zu fordernden Geldes bestimmt. also die Erhöhung des Scheidemünzumlaufes darauf hinaus, daß die
II. Provisorische GelCarten stehen in engstem We - Reichsbank dem Reich einen Kredit in Höhe des Münzgewinnes ge-
zusammenhange mit dem definitiven Ge1d, auf das sie ,,hinweisen". währte.
Schon dieses Wort sagt uns, daß diese Geldarten wirtschaftlich 2. In diese Gruppe der Anrveisungen auf eine Staatskasse
gesehen Anweisungscharakter haben, auch \venn - sie rechtlich können wir auch die deutschen Taler rechnen, die nach Erlaß des
-
nicht ausdrücklich zu Anweisungen erklärt sind. Zwei Grup- Münzgesetzes noch bis zum 1. X. 190? in UnTlauf waren, Sie unter-
p e n solcher provisorischer Geldarten können unterschieden werden. schieden sich von den Scheidemünzen nur hinsichtlich des Annahme-
zwanges. Als Kurantmünzen mußten sie in unbeschränkter Höhe
a. A n w e i s u n g e n a u f e i n e S t a a t s k as s e :
in Zahlung genommen werilen. Ihre Ausprägung war jedoch ge-
1. Als Scheidegeld haben wir stofflich unterwertige Geld- sperrt. Und die Staatskassen drängten die Taler bei Auszahlungen
zeichen kennen gelernt, durch die die kleinen Rechnungseinheiten nicht auf, so daß eine indilekle Einlösbarireit bestand-.
dargestellt werdcn sollen, sofern sie einelt] 'Descllränkten Annilhmo-
3. S t a a t s k a s s e n s c h e i n e, die jederzeit einlö.sbar sind. A1s
zwang unterliegen. Aus welchem StofT Scheidegeld hergesteilt wird,
Beispiele dafür sind die Reichskassenscheine der alten Reichs-
ist ohne Bedeutung. Aus praktischen Gründen wird Metall bevor- währung zu nennen, die 1874 zunächst in einem Betrage von 120
zugt. S.heiCegeld wechselt in.r täglichen Yerkehr so häufig den Be-
sitzcr, daß das Material eine gewisse physische Widerstandsfähigkeit
Millionen I ausgegeben wurden"0). Sie wurden auf Verlangen von
der Reichshauptkasse in Reichsgoldmünzen eingelöst und unterlagen
bieten muß. I)aß man bis vor kuizem für einzelne Scheidemünzen
bis zum 4. VI[, 1914 keincm Annahmezwang. Sie walen also fakul-
Silbcr verr,vendet hat, ist nu1' historisch zu erklären. Scheide- tatives Ge1d.
münzen sind zwar keine Geldforderungen im Sinne der Rechts-
ordnung. Voiks\,virtschaf tlich gesehen sind sie ahcr nichts andeles Beiden Arten provisorischen Geldes, die als Anweisungen aul
als Anweisungen auf die Reichskasse. Das geht schon daraus hervor, eine Staatskasse angesehen werden können, ist die Art ihrer Ent-
daß Art. 9 Abs. 2 des Münzgesetzes vom 9. VIL 1B73a") den stehung gemeinsam. Sie kommen, da sie von einer Staatskasse aus-
Bundesrat verpflichtete, diejenigen öffenttichen Kassen zu bezeich- gegeben werden, durch einen Zahlungsakt in den Verkehr. Das
nen, die Scheidemünzen auf Verlangen in Reichsgoldmünzen ein- unterscheidet sie wesentlich von den Anweisungen auf eine Bank.
1östen. Außerdem wurde Vorsorge getroffen, diese Einlösung jeder'- b. Anweisungen auJ eine Bank. Hier sind wiederum
zeit durchführen zu können, indem die auszugebende Menge an zwei Arten zu un tei sch ei.-1en, dcDen lleiilci flcmcinsam ist, daß sie im
Scheidemünzen auf 20 .41 pro Kopf der Bevölkerung begrenzt wurde. Wege eines bankmäßigcn Kreditgeschäftes entstehen.
Eine solche Begrenzung ist notwendig, weil der Staat bei der Aus- 1. B anknote n, die jederzeit einlösbar sind. Sie müssen auch
gabe der stofflich unterwertigen Scheidemünzen einen Münzgewinn rechUich a1s Forderungspapiere angesehen werden. Demzufolge ist
macht, der den Finanzminister veranlassen könnte, mehr Scheide- eine einlösbare BanLnotc eine auf eine runCe Summe lautende, auf
münzen auszugeben, a1s der Verkehr aufnehmen kann. Auch die den Inhaber gestellte, jederzeit zahlbare Anrveisung einer Bank auf
neue deutsche Reichsmarkwährung43) zeigte zunächst die gleiche sich selbst. In der äußeren Form hat die Banknote Aniichkeit rrrit
Begrenzung des Scheidemünzenumlaufes auf 20 RM. Im Juli 1931 einer Münze. Sie ist auf gleichlautende runde Summen gestückelt
wurde die Kopfquote p1ötzlich auf 30 RM. erhöhtr'). Diese rein und kann deshalb a1s bares Geld gebraucht werden. Rechtlich ge-
fiskalisch gedachte Maßnahme, war geldpolitisch nicht ganz un- 5") Vg1. Gcsctz über die Ausgabe von Reichskassenscheinen volll
!1 RGB]. S. 233. 30. IV, 1874 (RGBI. S. 40). Die Reichskassenscheine sollten dazu dlenen,
das umlaufcnde Staatspapiergeld abzulösen.
13) Vgl. Münzgesetz vom 30. VIII. 1924 (RGBI. II S. 254). 51) Durch Gesetz betr. die Reichskassenschei,ne und die Banknoten
r0) Vgl. Verordnung des Reichspräsidenten vom 18. VIi. 1931 (RGBI. I vom 4. VIII. 1914 (RGB1. S. 34?) wurden die Reichskassenscheine zu ge-
s. 3?9). setzlichen Zahlungsmitteln erkläfl .
28
unpraktisch. Sie sind daher auch nur als fakultative Zahlungsmittel sichert wird dieser Geldgebrauch dadurch,. daß den Banknoten ge-
denkbar. setzlicüe Zahlungskraft verliehen wird6). Brnknoten, die wegen
Kassenführungsguthaben entstehen im allgemeinen auch durch ihrer Einlösbarkeit als provisorisches Geld angesehen werden
Krediteinräumung, und zwar nicht nur bei der Zentralnotenbank, mtlssen, können also obligatorisches Geld sein. Wird die Einlösungs-
sondem auch bei privaten BankeD, die len bargeldlosen Zahlungs- pflicht der Notenbank aufgehoben, so verlieren die Balknoten ihre
verkehr pflegen. An einer einfachen Bilanz soll die Möglichkeit einer provisorisdre Bedeutung im Geldsystem und werden zu definitivem
solchen kreditmäßigen Schöpfung von Kassenführungsguthaben klar Geld, das einer selbständigen Wertentwicklung fähig ist.
gemacht werdeh- Um das Bilanzbild zu vereinfachen, werden in der Banknoten werden zum größten Teil im Wege des banlmäßigen
Eröffnungsbilanz nur Kassenmittel und Banleinlagen verbudrt. Kreditgeschäftes ausgegeben, u]rd zwar meist auf der Grundlage des
Wechseldiskontgeschäftes. Das hat zur Folge, daß die Banknoten bei
Aktiva Passiva FäUigkeit des Kredites von selbst zur ausgehenden Bank zurück-
Kasse 100 000 RM, Einlagen 100 000 RM. ströüren. Geldpolitisch bedeutet diese Tatsache, daß der Geldumlauf
verhältnismäßig leicht rcguliert werden kann.
Wenn die Bank aus der Erfahrung heraus, daß sie nur lO% ihrer
Verpflichtungen in bar zu halterr braucht, um allen Anforderungen 2. K a s s e n f ü h r u n g s g u t h a b e n bei der Notenbank und
gerecht zu werden, 90 000 RM. ausleiht, hat die Bilanz folgendes bei privaten Banken. Früher galten Bankguthaben a1s eine besondere
Aussehen, Form der Kapitalanlage. Wohlhabende Leute stellten einen Teil ihres
Vermögens einer Bank zur Verfügung, die damit besondere Anlage-
Aktiva Passiva geschäfte betdeb. Im Laüfe der Zeit sind täglich fällige Bankgut-
Kasse haben dagegen zu einer besonderen Form der Kassenhaltung ge-
10 000 RM. Einlagen 100 000 RM.
g0 000 RM. worden, über die mittels Scheck oder Überweisung verfügt v/erden
Wechsel kann. Damit sind diese Bankguthaben zu einer Erscheinungsform
Summe 100 000 RM. Summe 100 000 RM. des Geldes geworden. Guthaben bei der Zentralbank unterscheide!
sich von den durch die gleiche Stelle ausgegebenen Banknoten nur
Neue Geldmittel sind auf diese Weise nicht entstanden. Des dadurch, daß sie auf den Namen gestellt sind. wird das Guthaben
gleiche Verhältnis von Kasse und Vexpflichtungen kann jedoch auch
bei einer privaten Bank gehalten, die kein Recht hat, Noten auszu-
ereicht ü,erden, wenn die Bank bei gleichbleibender Kasse ihre geben, so wird die Einlösung der Guthaben in Banknoten oder an-
Verpflichtungen durch Kreditgewährungen erhöht, indem sie dem dere gesetzliche Zahlungsmittel zu einem besonderen Problem,
Kreditnehmer, dessen Schuldanerkenntnis auf der Aktivseite ver- dessen Lösung durch eine zweckentsprechende Liquiditätspolitik der
bucht wird, ein Guthaben eröffnet. Voraussetzung ist daß über die privaten Bank sicher gestellt werden muß. Obwohl Bankguthaben
so geschaffenen Guthaben nur mittels Scheck oder überweisung, auf den Namen gestellt sind, besitzen sie in der modernen Volks-
also bargeldlos verfügt wird. wirtschaft ein hohes Maß von Umlaufsfähigkeit, die sich allerdings
Aktiva Passiva auf solche Teilnehmer des wirtschaftlichen Verkehrs, die Bank-
konten unterhalten, beschränkt. Im Kleinverkehr ist ihre Benutzung
Kasse 100 000 RM. Einlagen 100 000 RM.
Debitoren 900 000 RM. oeue Guthaben 900 000 RM. 6') Art. 3 des Gesetzes zur Anderung des Bankgesetzes vom 1. VI. 1900
(RGBI, S. 515) vexlieh den Reichsbanknoten gesetzliche Zahlungskraft im
Summe 1 000 000 &M. Summe 1 000 000 RM. Privatverkehr. Auch nach dem Bankgesetz vom 30. VIII. 1924 (RGBI. II.
Die Bilanzsumme ist auf 1 000 000 RM. gestiegen. Neue Gut- S. 235) und dem Gesetz über: die Deutsche Reichsbank vom 15. VI. 1939
(RGBI. I. S. 1005) blieben die Reichsbanknoten gesetzliche Zahlungs-
haben in Höhe von 900 000 RM. sind entstanden, die als zusätzliche mittel. Um den Verkehr an diese Tatsache zu gewöhnen und ihn auf dic
Geldmittel wirken. Aufhebung der Ernlösbarkeit vorzubereiten, wurde der 'Woltlaut des
Banknotentextes geändert. Ursprünglich hieß e§: ,,20 Rm- zahlt die
Solche Kassenführungsguthaben müssen in der modernen Volks- Reichsbankhauptkasse zu Berlin gegen diese Banknote dem Einliefereri"
wirtschaf' als Geld angesehen werden, gleichgültig, ob sie bei der Jetzt heißt es eirlfach: ,,Reichsbanknote über 20 RM." Die Noten de! Bank
Zentraln. inbank, bei privaten Banken rjder bei Postscheckämtern von England wurden schon 1833 zu gesetzlichen Zahlungsmitteh erklärt.
3l _30
privaten Banken öffentliche
Lutzeyers Repetilorien, sehalten werdens'). Sind doch auch die
dje ihrem wesän nach die Aulgabe haben'
äffi,;i;;ä;;worden,
tabeUarische Übersichten über die Geschichte der Philosophie und der dem Zahlungsverkehr zu dienen
Dichttmg. Sie zeig:t Gelehrte und Dichter, ihre Werke und deren Aus- TbForie
L i te r a 1 u r : Albrecht F o r s t m a n n' Volkswirtschaftliche John Mav-
wirkung im geisteswissenschaftlichem zusammenhang der Völker und des Geldwesens, Bd 1: Allgemerne äaai"nte'
- Bcrlin 1943-
-
Zeiten. Anführung der Ilauptwcrke und c.Jren Inhalt, Biographie und LeiPzig 1932
- _Ludwig
nard Keynes. Vom Gelde, ""ä
Ü*i'"r"*itiel'
"ti]n"t'('n 2 -Autl Münch-en rrnd
Literaturangaben sind sowohl eine Elgänzung der Studienbogen wie M i s a s . Thcorie des Gctdes uto aät 'ä":unäi"-gung
dcr Gcldle'hre' Riga 1938
das unentbehrliche Ililfsmittel für Prüfung und Unterricht sowie ein Leit)zie lg24 - Erik v s t u t
" " dä ä;iffi;;i; und der währung' l Bd'
irnst wasemann' r'neorre
Nachschlagewerk. -Allgemeine Geldlehre, Jena 1923
Bisher sind erschienen: ---IiE ist etwa Erik Y s i-"^" I-"-l ^9*d-
Philosophi III: Eenaissance unal Aufkläruhg a.a,r,tch und.rcr Ansicht GeId
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Gruppe
Ieeunq dcr Gcldlehrc. nig^ lgaa"ä'riilrg-6 Er meint"'daß reales
Preis RM. 1.65
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