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Vielen Katalanen reicht das jedoch nicht: Sie sehen sich aufgrund historischer,
sprachlicher und kultureller Unterschiede zum übrigen Spanien als eine eigene
Nation an. Von der spanischen Zentralregierung fühlen sie sich oftmals
bevormundet. Ihre Kultur und Sprache, das Katalanische, werde nicht respektiert.
Aus diesem Grund strebt die Regionalregierung in Barcelona unter Präsident Carles
Puigdemont die Unabhängigkeit an. Katalonien soll in Zukunft komplett selbst über
sein Schicksal entscheiden können.
Erst 250 Jahre später verlor die Region in Folge des Spanischen Erbfolgekriegs ihre
Eigenständigkeit – forderte aber immer wieder die Autonomie. Dieses lang ersehnte
Ziel erreichte sie nach dem Sturz der spanischen Monarchie im Jahr 1931 und wurde
zur autonomen Gemeinschaft innerhalb der Spanischen Republik. Doch die
Unabhängigkeit währte nicht lange: Nach dem Spanischen Bürgerkrieg wurden
Katalonien unter der Franco-Diktatur sämtliche Sonderrechte aberkannt, das
Katalanische verlor den Status der Amtssprache.
Viele politische Häftlinge aus Katalonien, das sich während des Bürgerkriegs zur
wichtigsten Bastion gegen den heraufziehenden Faschismus entwickelt hatte,
wurden nach dem Sieg Francos in Konzentrationslagern interniert. Diese Erfahrung
mag die ohnehin historisch verankerte Ablehnung einer Bevormundung durch eine
spanische Zentralgewalt gestärkt haben. Nach der Diktatur erkämpften sich die
Katalanen den Status einer "autonomen historischen Gemeinschaft".
Bisher haben diese Konzerne der Region hohe Steuereinnahmen beschert. Einen
relativ großen Teil davon muss Katalonien jedoch jedes Jahr in die Staatskasse
einzahlen und damit andere, schwächere Regionen unterstützen. Viele Katalanen
halten diese Steuerbehandlung durch den spanischen Staat für ungerecht. Die
Region bekäme dafür zu wenige Leistungen zurück und werde beispielsweise beim
Ausbau von Zugstrecken oder Flughäfen benachteiligt. Tatsächlich sind
separatistische Bestrebungen wohlhabender Regionen in Europa kein Einzelfall –
Katalonien gliedert sich damit in eine Reihe mit Gebieten wie Südtirol, Flandern oder
Schottland ein.
2010 entschied das Gericht unter anderem, dass die Beschreibung Kataloniens als
Nation keine gesetzliche Gültigkeit habe. Seitdem ist das Verhältnis zwischen
Katalonien und der Zentralregierung zerrüttet. Regelmäßig demonstrieren die
Katalanen an "ihrem" Nationalfeiertag am 11. September für ihre Rechte. Seit 2012
gab es zudem eine ganze Reihe von Unabhängigkeitsreferenden.