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Rechtsextremismus
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11/24/2019 Rechtsextremismus: Die Stigmatisierung wirkt | ZEIT ONLINE
Antipluralistische "Ausgrenzung"?
Kazims Antwort auf diese Bedrohung ist ein radikales und aus
persönlicher Betroffenheit durchaus hart formuliertes Bis-hierher-und-
nicht-weiter – ein Appell, den sozialen Gegendruck zu erhöhen und
kulturelle Hemmschwellen zum Schutze all jener zu errichten, die nach
Ansicht von AfD-Anhängern nicht dazugehören, stören und im
Zweifelsfall "entsorgt" werden müssen
[https://www.zeit.de/politik/2018-07/rhetorik-populismus-sprache-
wissenschaft-erkennen]. Doch wer dieser Tage nach "Ächtung" und
"Ausgrenzung" blaubrauner Sympathisanten ruft, stößt mithin selbst in
bürgerlichen Kreisen auf Unverständnis und irritierende
Abwehrreaktionen: Nicht nur, dass er in den Verdacht gerät, die eigenen
liberalen Werte zu verraten und "antipluralistisch" zu agieren. Er muss
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sich zugleich des Vorwurfs erwehren, Gauland und Co. genau das zu
geben, was sie – vermeintlich – am meisten stärkt. Denn Rechte – so das
weit verbreitete Credo – heischen nach Ausschluss, um sich als Opfer
des Mainstreams zu inszenieren und auf diesem Wege bis weit in die
Mitte hinein Anhänger zu mobilisieren. Wer das nicht einsieht, outet sich
im Zweifelsfall als taktisch unbedarfter Linker mit Pawlowschen "No
pasarán!" [https://www.deutschlandfunk.de/grosse-reden-no-pasaran-
sie-kommen-nicht-durch.795.de.html?dram:article_id=390492]-
Reflexen – und zeigt ganz nebenbei, dass er nicht mit den einschlägigen
Strategiediskussionen der Neuen Rechten vertraut ist.
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Erfolgreiche Stigmatisierung
In Wahrheit spricht nämlich vieles dafür, dass die Versuche, die AfD
durch "Ächtung" und Ausgrenzung kleinzuhalten, keineswegs
"spektakulär gescheitert" sind, wie Jan Fleischhauer in seiner Replik auf
Kazims [https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-
focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-wir-muessen-alle-afd-waehler-
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aechten-linke-steigern-sich-in-nazi-notstand-hinein_id_11329591.html]
Appell behauptet. Die jüngeren Debatten in der Sezession und die
aktuelle Praxis der AfD belegen vielmehr das genaue Gegenteil: Die
namentlich im Westen noch immer wirksame Stigmatisierung der Partei
als rechtsextremistische, rassistische und potenziell faschistische
Bewegung ist für die Blaubraunen ein ernsthaftes Problem. Denn sie
allein verhindert aus Sicht von Kubitschek und Co, dass auch in den
alten Bundesländern erreicht wird, was im Osten längst gelungen ist: das
Heraustreten aus der Non-Profit-Zone rechter Randständigkeit und die
Mobilisierung einer breiten Massenbasis, die nur durch den Anschluss
der "bürgerlichen Mitte" gelingen kann.
In deutlichen Worten: Der AfD fehlt genau das, wonach ein Journalist die
Parteiführung nach der historischen Abwahl des Rechtsauschuss-
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Wer sich diesen Notstand bewusst macht, versteht, warum die Politiker
der Partei mehr denn je daran arbeiten, die AfD vor jeder dargebotenen
Kamera als "bürgerlich" beziehungsweise "konservativ" zu framen.
Warum sie alles daran setzen, sich durch ein Gutachten des
Verfassungsrechtlers Dietrich Murswiek
[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-11/afd-gutachten-
dietrich-murswiek-parteispenden] vom Extremismusverdacht zu
befreien und die drohende Beobachtung durch den Verfassungsschutz
abzuwenden. Warum sie profitieren, wenn sich Journalisten aus falsch
verstandener Neutralität und Angst vor "Selbstviktimisierungs"-Vorlagen
Sprechverbote auferlegen und die Begriffe "rassistisch" oder
"extremistisch" aus dem Arsenal "legitimer" AfD-Bezeichnungen
herausstreichen. Warum AfD-Politiker größten Nutzen daraus ziehen, in
der reichweitenstarken Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Zitate
unverdächtiger Soziologen
[https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/alexander-gauland-warum-
muss-es-populismus-sein-15823206.html] nachzubeten und bei der
Gelegenheit auf subtile Weise antisemitisch konnotierte Codewörter
("one world") zu platzieren. Warum die Teilnahme Alexander Gaulands an
der 70. Geburtstagsfeier der FAZ [https://taz.de/Gauland-bei-FAZ-
Feier/!5635404/] eine politsymbolische Entstigmatisierungshilfe
sondergleichen ist und warum der Partei umgekehrt nichts mehr
schadet als der seit einiger Zeit erkennbare publizistische Schwenk der
FAZ hin zu einer klareren Abgrenzung.
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