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Comparison of MoS2 and SnS2 as solid lubricants

Article  in  Tribologie und Schmierungstechnik · January 2002

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3 authors, including:

Markus Grebe
Hochschule Mannheim
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Tribometry View project

False Brinelling and Standstill Marks at Roller Bearings View project

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MoS2 und SnS2 als Festschmierstoffe im Vergleich

von Markus Grebe, Paul Feinle, Matthias Weiß

Dipl.-Ing.(FH) Markus Grebe ist Laboringenieur am Institut für Tribologie


und maßgeblich für den Prüfstandsbetrieb verantwortlich. Prof. Dr.-Ing.
Paul Feinle ist Institutsleiter des Institutes für Tribologie und des
Institutes für Werkstofftechnologie an der Fachhochschule Mannheim.
Dr. Matthias Weiß ist in der Entwicklung und Anwendungstechnik bei
der Goldschmidt TIB GmbH Mannheim beschäftigt.

Abstract

In this paper some experimental results of tribological tests on two


different solid lubricants, Tin Disulphide SnS2 and Molybdenum
Disulphide MoS2, are presented. The aim was to compare friction and
wear under different conditions.
After a brief introduction solid lubricants, their structure and applications
as well as the results of the test runs on the SRV test machine are
presented and discussed. It can be demonstrated, that Tin Disulphide
shows interesting extreme-pressure and anti-wear features.

1 Einführung

Festschmierstoffe werden bereits seit einigen Jahrzehnten erfolgreich


zur Schmierung bei speziellen Anforderungen eingesetzt. Die
bekanntesten Festschmierstoffe sind Graphit, Molybdän(IV)-sulfid
(Molybdändisulfid, MoS2) und Polytetrafluorethylen (PTFE).
Sehr weit verbreitet in der Schmierstoffindustrie ist Molybdändisulfid, da
es sowohl trocken als auch als Additiv Anwendung findet. Allerdings hat
dieser Stoff auch zwei bekannte Schwachstellen: Der Hauptnachteil ist
sicherlich, dass Molybdändisulfid korrosive Prozesse auslösen bzw.

T&S 2001: Zinndisulfid 1 endversion 12-7-01.doc


unterstützen kann (Tribokorrosion, elektrochemische Korrosion).
Mögliche Ursache: Molybdän ist ein Nebengruppenelement und damit
entsprechend reaktiv. Es kann relativ leicht seine Wertigkeit ändern (II -
IV - VI).
Der zweite Nachteil ist seine schwarze Farbe. Dieser Punkt klingt
zunächst trivial, stellt aber beispielsweise bei der Formulierung von
Gleitlacken durchaus ein Problem dar. So ist es kaum möglich, aus
dekorativen oder technischen Gründen die Farbe des Lacks zu ändern.
Die farbliche Markierung von Bauteilen kann z.B. aus Gründen der
Vertauschungssicherheit erwünscht sein.
Eine mögliche Alternative zu MoS2 stellt das goldgelbe Zinn(IV)-sulfid
(Zinndisulfid, SnS2) dar. Beide Metallsulfide kristallisieren praktisch in
der gleichen Schichtstruktur; SnS2 besteht aber ausschließlich aus
Hauptgruppenelementen. Hergestellt wird Zinndisulfid u.a. von der
Firma Goldschmidt TIB GmbH Mannheim, welche die Versuchsreihe
von der chemischen Seite her unterstützt hat.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes am Institut für Tribologie der


Fachhochschule Mannheim wurde die Leistungsfähigkeit von SnS2 als
Festschmierstoff in zahlreichen Versuchen auf dem Schwingungs-Reib-
Verschleißprüfgerät (DIN 51834, T1) untersucht.

2 Grundlagen der Festschmierstoffe

Festschmierstoffe kommen als wirksame Additive in Gleitlacken (Anti-


Friction-Coatings), Pasten, Fetten und Ölen zur Anwendung, können
aber auch direkt in Pulverform Einsatz finden (Trockenschmierstoffe).
Des weiteren werden sie Kunststoffen oder Sinterwerkstoffen
zugemischt, um deren Gleitverhalten zu verbessern.

Festschmierstoffe werden im tribologischen Kontakt an den


Oberflächen und in den Rauheitstälern an- bzw. eingelagert. Hierfür ist
keine temperaturbedingte Aktivierung wie bei den chemisch wirksamen
Additiven nötig - es reicht ein Mindestdruck. Der Festschmierstoff füllt

T&S 2001: Zinndisulfid 2 endversion 12-7-01.doc


die Rauheitstäler auf und verbessert so das Tragbild. Außerdem hilft er,
Rauheitsspitzen im Betrieb abzutragen, ohne dass es zu einer
Schädigung durch Mikrofressen kommt [1 - 3].

2.1 Einteilung der Festschmierstoffe


Grundsätzlich kann eine Klassifizierung in

• strukturwirksame,

• mechanisch wirksame und

• chemisch wirksame

Festschmierstoffe vorgenommen werden.

Strukturwirksame Festschmierstoffe sind Schichtgitterverbindungen,


d.h. ihre Wirkung beruht auf einer leichten Verschiebbarkeit von
Atomlagen in Richtung einer Gleitebene und einer deutlich höheren
Stabilität senkrecht zu dieser Ebene. Hierzu gehören MoS2, SnS2,
ferner WS2, Graphit sowie Selenide und Telluride.

Mechanisch wirksame Festschmierstoffe wirken dadurch, dass ihre


Scherfestigkeit geringer ist als die des zu schützenden
Grundwerkstoffs. Hierzu gehören weiche Metalle bzw.
Metallverbindungen, wie z.B. Gold, Blei oder Platin, organische
Feststoffe wie PTFE sowie anorganische Verbindungen wie
Metallsulfide (PbS, ZnS), Metallfluoride, Metallphosphate und
Metallseifen (Metallsalze von ungesättigten Fettsäuren).

Chemisch wirksame Festschmierstoffe bilden Reaktionsschichten aus,


die wiederum eine geringere Scherfestigkeit haben als der
Grundwerkstoff (Korrosivschmierung). Vertreter dieser Gruppe sind
organische Chlor-, Fluor-, Schwefel- und Phosphorverbindungen.

Nach einer anderen Einteilung gibt es neben den reinen


Trockenschmierstoffen Verbindungen, die nur mit Haftvermittlern

T&S 2001: Zinndisulfid 3 endversion 12-7-01.doc


schmierwirksam sind (entweder in Öl, Fett oder in Gleitlacken). Zu
diesen zählen die Metallhydroxide Ca(OH)2 und Mg(OH)2, einige
Metallsulfide, darunter auch das hier untersuchte Zinndisulfid,
Metallphosphate wie Zinkpyrophosphat und Calciumorthophosphat, die
Metallfluoride CaF2 und LiF, hexagonales Bornitrid sowie Graphit und
Graphitverbindungen wie CF2 [1].

Unter der Bezeichnung "weiße Festschmierstoffe" werden


Verbindungen subsumiert, die anders als z.B. MoS2 oder Graphit eine
helle Farbe besitzen. Dazu zählen Metallverbindungen wie
Zinkpyrophosphat, Zinksulfid, Calciumorthophosphat, Calciumcarbid
und Calciumhydroxid [4].

2.2 Vor- und Nachteile


Festschmierstoffe haben zahlreiche Vorteile, die sie für den Einsatz in
speziellen tribologischen Systemen prädestinieren [1 - 3]:
• Festschmierstoffe können auch dort eingesetzt werden, wo keine
Flüssigschmierung erlaubt (Lebensmittel-, Textil-, Papier-
verarbeitungsindustrie) oder möglich ist (in Flüssigkeiten, bei hohen
Temperaturen, im Vakuum, bei radioaktiver Strahlung).
• Viele Festschmierstoffe haben die Freigabe der amerikanischen
Food and Drug Administration (FDA).
• Sie sind besonders bei hohen Flächenpressungen (Punktkontakt),
Vibrationen und bei sehr kleinen Geschwindigkeiten durch die
Reduzierung von Ruckgleiten (Stick-Slip) von Vorteil.
• Die Trennung der Gleitpartner ist unabhängig von der Gleit-
geschwindigkeit wirksam, also auch im Stillstand.
• Der Reibwert ist kaum geschwindigkeitsabhängig.
• Es besteht nahezu keine Brandgefahr.
• Die meisten Festschmierstoffe sind anorganische Verbindungen und
damit weitgehend chemisch resistent, alterungsbeständig und greifen
im Gegensatz zu vielen organischen Verbindungen Kunststoffe,
Lacke oder Metalle nicht an.

T&S 2001: Zinndisulfid 4 endversion 12-7-01.doc


Ein wesentlicher Nachteil speziell von trocken eingesetzten
Festschmierstoffen ist die fehlende Kühlwirkung. Daneben ist eine
Nachschmierung gar nicht oder nur sehr beschränkt möglich.
Aus den oben genannten Vorteilen der Festschmierstoffe ergeben sich
direkt die möglichen Anwendungsgebiete. Typische Bereiche, in denen
sich Festschmierstoffe bereits sehr erfolgreich bewähren, sind
nachfolgend aufgelistet (Bild 1):

3 Struktur und chemische Eigenschaften von Zinn(IV)-


sulfid

Bild 2: Darstellung der Schichtgitterstruktur von SnS2 in der Projektion


(1 1 0) (Aufstellung: P 3 m1)

In der a-b-Ebene bilden flächenverknüpfte SnS6-Oktaeder Schichten


aus. Innerhalb der Schichten besteht eine stabile Ionenbindung
zwischen den S2-- und den Sn4+-Ionen, allerdings mit einem erheblichen
kovalenten Anteil. Zwischen den Schichten existieren nur schwache
Van-der-Waals-Wechselwirkungen.
Alternativ kann die Struktur von SnS2 - wie übrigens auch die von MoS2
- beschrieben werden als eine hexagonal dichte Kugelpackung der
Schwefelanionen. Jede Elementarzelle einer solchen Anordnung weist
4 Tetraeder- und 2 Oktaederlücken auf. Die tetraedrischen
Zwischenräume sind sämtlich leer. Die Oktaederlücken sind in c-
Richtung gesehen abwechselnd vollständig mit Zinnkationen aufgefüllt
oder vollkommen leer. So ergibt sich die Struktur von SnS2 als Abfolge
von S-Sn-S-Schichten, zwischen denen Van-der-Waals-Lücken
bestehen.

Nachfolgende Abbildungen zeigen rasterelektronenmikroskopische


Aufnahmen von Zinndisulfid-Pulver. Man erkennt deutlich die Plättchen-
Struktur.

T&S 2001: Zinndisulfid 5 endversion 12-7-01.doc


Bild 3: REM-Aufnahme von pulverkristallinem SnS2 (Mit freundlicher
Genehmigung der Goldschmidt TIB GmbH Mannheim)

Bild 4: REM-Abbildung eines SnS2-Kristallits (Mit freundlicher


Genehmigung der Goldschmidt TIB GmbH Mannheim)

In Bild 5 sind die wichtigsten chemischen und physikalischen Daten von


SnS2 aufgeführt:

Bild 5: Physikalische und chemische Eigenschaften von Zinn(IV)-sulfid

Das konkrete Produkt, welches im Rahmen der vorliegenden


Untersuchung zum Einsatz kam, ist durch die in Bild 6 aufgeführten
Herstellerangaben charakterisiert.

Bild 6: Spezifikation des in den Versuchen verwendeten Zinn(IV)-sulfid

4 SnS2 als Festschmierstoff - theoretische Ansätze

Die prinzipielle Eignung dieses Materials wie auch die anderer


Metalldichalkogenide ergibt sich aus ihrem schichtenartigen Aufbau.
Die sehr geringen Kräfte zwischen den Schichten ermöglichen deren
Verschiebung gegeneinander entlang der a-b-Ebene. Das gleichzeitig
wirksame Bestreben der Struktur, einer Verringerung des
Schichtenabstandes durch Kompression entgegenzuwirken, begründet
das Lasttrageverhalten dieser Verbindungsklasse. Der extrem
anisotrope Charakter der Struktur führt zu einer eindeutigen
Vorzugsausrichtung, wodurch sich die Schichtenpakete jedes einzelnen
Kristallits quasi automatisch parallel zu den Reibungspartnern
orientieren.

Hinzu kommen Aspekte, die spezifisch für Zinn(IV)-sulfid sind und sich
aus seiner chemischen Natur ergeben. SnS2 ist eine Verbindung

T&S 2001: Zinndisulfid 6 endversion 12-7-01.doc


ausschließlich gebildet aus Hauptgruppenelementen. Dieser Umstand
bestimmt seine Reaktivität. Anders als ein Nebengruppenelement wie
z.B. Molybdän ist Zinn nicht ohne weiteres in der Lage, seine Wertigkeit
zu ändern, zumal das Metall in SnS2 bereits in der stabileren
vierwertigen Form vorliegt. Verbindungsbildung wie auch Zersetzung
bedürfen daher generell einer höheren Aktivierungsenergie. Das hat
Konsequenzen für eine Reihe von Eigenschaften des Zinn(IV)-sulfid,
die für seine Eignung als Festschmierstoff bedeutsam sind:

• SnS2 ist thermisch stabiler als Sulfide der Nebengruppenelemente


mit vergleichbarer Struktur und ähnlichen Bindungsverhältnissen
(z.B. MoS2: Zersetzung an Luft schon ab 340°C).

• SnS2 dürfte weniger zu tribochemisch angeregter


Verbindungsbildung mit den Reibungspartner neigen, die in der
Regel aus Stahl bestehen. Dieser Umstand kann der Bildung von
Passungsrost entgegenwirken.

• SnS2 neigt nicht zur Reaktion in feuchtem Milieu (Hydrolyse). Die


durch manche Übergangsmetallverbindungen wie z.B. MoS2
verursachte elektrochemische Korrosion zwischen den
Reibungspartnern (hier infolge der Bildung von Molybdänsäure) wird
durch die vergleichsweise geringe Reaktivität des Zinn(IV)-sulfid
unterdrückt werden können.

5 Versuchsprogramm

Da bisher kaum Informationen zur Wirkung von Zinndisulfid als


Festschmierstoff vorlagen, mussten die Versuche so ausgelegt sein,
dass ein möglichst breites Feld mit einer akzeptablen Anzahl von
Versuchen abgedeckt wird. Daher wurden ausschließlich
Modellversuche auf dem SRV-Prüfgerät [5] (SRV III der Firma Optimol
Instruments, München) durchgeführt.
Für die Versuche wurden die SRV-Standardprobekörper aus dem
Wälzlagerwerkstoff 100 Cr 6 verwendet. Als Grundkörper kam immer

T&S 2001: Zinndisulfid 7 endversion 12-7-01.doc


eine geläppte Scheibe zum Einsatz. Als Gegenkörper wurden polierte
Kugeln (Punktkontakt) oder Zylinderrollen (Linienkontakt) sowie die
geläppte Ringgeometrie (Flächenkontakt) verwendet.
Um den Rahmen dieser Veröffentlichung nicht zu sprengen, werden
hier nur ausgewählte Ergebnisse präsentiert. Das komplette Versuchs-
programm umfasste bisher über 100 Einzelprüfläufe.
Jeder der Tests von SnS2-haltigen Modellformulierungen wurde im
direkten Vergleich zu einer analogen MoS2-Probe geprüft, um die
Aussagen relativ zu diesem etablierten Festschmierstoff interpretieren
zu können. Um letztere zu formulieren, wurden rein aus MoS2
bestehende Trockenschmierstoffprodukte namhafter deutscher
Schmiermittelhersteller verwendet.

Bei Festschmierstoffen ist die Partikelgröße von großer Bedeutung für


die tribologische Wirksamkeit. Daher wurde darauf geachtet, dass diese
bei beiden Mustern ähnlich war. Da die Herstellerangaben nicht immer
ganz exakt sind und auch vom angewendeten Messverfahren
abhängen, wurden diese bei der Firma Goldschmidt TIB auf einem
Granulometer bestimmt. Das MoS2-Pulver wies dabei einen D50-Wert
von 3,3 µm , das SnS2-Pulver einen D50-Wert von 2,3 µm auf.

5.1 Trockenschmierung
Erste Versuche wurden technisch trocken bei definierter Luftfeuchtigkeit
(40%) gefahren. Der Festschmierstoff wurde mit einem Lederlappen auf
die geläppten Grundkörper aufgebracht und möglichst intensiv
eingerieben.

Ergebnisse
Während MoS2 sowohl im Punktkontakt als auch im Flächenkontakt bei
unterschiedlichen Pressungen sehr niedrige Reibwerte und einen guten
Verschleißschutz zeigte, waren die Versuche mit SnS2 wenig
erfolgreich. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass sich trocken
keine trag- und haftfähige Schicht ausbildet. Zinndisulfid wird innerhalb
weniger Hübe aus der Reibstelle ausgetragen, wohingegen die

T&S 2001: Zinndisulfid 8 endversion 12-7-01.doc


aufgeriebene MoS2-Schicht z.B. bei 100 N, 50 Hz, 1 mm, 50 °C etwa 6
Minuten wirkt.

Bei Erhöhung der Luftfeuchtigkeit auf 90% rel. F. zeigte


Molybdändisulfid eine deutliche Verschlechterung der tribologischen
Eigenschaften. Die Versuche mit SnS2 ergaben kaum Veränderungen
zu den vorhergegangenen Trockenläufen. Anders als beispielsweise
bei Graphit helfen hier offensichtlich auch Wassermoleküle nicht, das
tribologische Verhalten zu verbessern.

5.2 Versuche in Polyalphaolefin (PAO)


Nachdem sich gezeigt hatte, dass Zinndisulfid nicht als
Trockenschmierstoff geeignet ist, wurden Versuche in Öl durchgeführt.
Als Grundöl wurde ein Polyalphaolefin der ISO VG Klasse 32
ausgewählt. Um sicherzustellen, dass eine hinreichend große Menge
Festschmierstoffpartikel in der Reibstelle zur Verfügung steht,
begannen die Versuche mit einer 15 Gew.-%igen Dispersion. Die
Proben wurden vor jedem Versuch mit einem Hochleistungsdispergierer
aufgerührt.

5.2.1 Fresslasttest
Als erster Versuch wurde ein Laststeigerungslauf durchgeführt, bei dem
die Normalkraft alle 30 Sekunden um 50 N erhöht wird, bis Fressen
auftritt oder die Obergrenze von 500 N erreicht ist. Die Schwingweite
beträgt bei diesem Versuch mit Punktkontakt (10 mm Kugel) 1 mm, die
Frequenz 50 Hz und die Probekörpertemperatur 50°C.

Ergebnis
In reinem PAO frisst die Reibpaarung bereits bei der Grundlast von 50
N nach ca. 25 Sekunden. Die Zugabe von 15% MoS2-Pulver erhöht die
Tragfähigkeit deutlich. Der Lauf zeigt kein echtes Fressen, allerdings
einen deutlichen Anstieg des Reibwertes ab 200 N von ca. 0,09 auf
0,25, der mit der Entstehung einer Zwischenschicht erklärt wird. Der
Verschleißschutz ist trotz des hohen Reibwertes gut (Bild 7).

T&S 2001: Zinndisulfid 9 endversion 12-7-01.doc


Bei der 15%-igen SnS2-Dispersion kommt es während des gesamten
Versuchs nicht zum Fressen. Der Reibwert nimmt mit steigender Last
leicht ab und beträgt im Schnitt ca. 0,105 (Bild 8). Der Verschleißschutz
ist ähnlich wie der des MoS2-Pulvers.

Gröberes MoS2-Pulver zeigt ein erheblich schlechteres Reibungs- und


Verschleißverhalten.

Bild 7: Kalottengröße nach dem Laststeigerungslauf

Bild 8: Reibwertverlauf - Vergleich zwischen SnS2 und MoS2

Um die maximal tragbare Last festzustellen, wurden mit der


Zinndisulfid-Dispersion Laststeigerungsläufe von 100 bis 1000 N
(Inkrement 100 N) gefahren (ähnlich ASTM 5706-95 [8]). Es zeigt sich,
dass adhäsives Versagen erst im Bereich um 800 N bzw. 900 N eintritt.
SnS2 hat demnach eine erheblich bessere EP-Wirkung als MoS2.

5.2.2 SRV-Standardtest nach DIN 51834 Teil 2


Im Anschluss an die Fresslasttests wurden verschiedene Serien in
Anlehnung an DIN 51834 Teil 2 [5] bzw. ASTM D 6425 [6] gefahren
(Punktkontakt, 50 Hz, 1 mm). Die Temperatur und die Last wurden auf
eine Versuchsmatrix ausgeweitet (100 N / 300 N; 50°C / 110°C).

Ergebnisse
Bei der 120 minütigen Normprüfung (300 N, 50 °C) nimmt der Reibwert
der 15%-igen MoS2-Dispersion kontinuierlich von 0,20 auf <0,10 ab.
Trotz des hohen Reibwertes zu Beginn des Versuchs ist der Verschleiß
relativ gering. Die 15%-ige SnS2-Dispersion durchläuft die Normprüfung
problemlos. Der Reibwert ist während des gesamten Laufs nahezu
konstant und beträgt etwa 0,13 (Bild 10). Die Verschleißschutzwirkung
ist gut (Bild 9).

T&S 2001: Zinndisulfid 10 endversion 12-7-01.doc


Bild 9: Kalottengrößen Normprüfung (DIN 51834 T2)

Bild 10: Reibwertverläufe Normprüfung (DIN 51834 T2)

Der ähnliche Versuch mit reduzierter Last (100N / 50°C) ergibt für
Molybdändisulfid positivere Ergebnisse. Bei dieser Last ist der
Verschleiß etwas geringer als bei Zinndisulfid. Der Reibwert schwankt
bei MoS2 zwischen 0,08 und 0,14. Dieser Verlauf deutet darauf hin,
dass sich Schichten auf- und abbauen. Der Reibwert der SnS2-
Dispersion verläuft ruhig und konstant bei ca. 0,12.

Bei gleicher Last, aber deutlich höherer Temperatur (100 N / 110°C)


steigt der Verschleiß bei beiden Proben deutlich an. Hinsichtlich des
Verschleißschutzes ist kein Unterschied erkennbar. Die Oberflächen
zeigen nach dem Lauf keine signifikanten Fresserscheinungen.

Der Reibwert von SnS2 ist unter diesen Bedingungen deutlich


konstanter und meistens niedriger als der von MoS2. Allerdings ist bei
Zinndisulfid ein deutliches Einlaufverhalten innerhalb der ersten Minute
mit einem recht hohen Reibwert zu erkennen.

Bei 160°C zeigt sich tendenziell ein ähnlicher Verlauf. Allerdings


verläuft der Reibwert hier deutlich unruhiger.

Bei Versuchen mit der höchsten Beanspruchungskombination (300 N /


110°C) ist der Verschleiß mit der zinndisulfidhaltigen Dispersion
deutlich höher als bei 50°C, aber kaum höher als bei 100 N und 110°C.
Der Reibwertverlauf ist allerdings deutlich unruhiger als bei 50°C. Der
Reibwert ist insgesamt höher.

Das mittlere Reibwertniveau ist bei der SnS2-haltigen Probe erheblich


niedriger als bei der MoS2-haltigen Formulierung (f ≈ 0,12). Die
Verschleißgeschwindigkeit nach 120 min ist bei Zinndisulfid etwas
niedriger als bei Molybdändisulfid.

T&S 2001: Zinndisulfid 11 endversion 12-7-01.doc


Bild 11 zeigt die Größe der Verschleißkalotten in Abhängigkeit von
Temperatur und Last. Man erkennt, dass Zinndisulfid bei zahlreichen
Beanspruchungskollektiven besser abschneidet als Molybdändisulfid.
Erst bei hohen Temperaturen über 160°C wird die Wirkung schlechter.

Bild 11: Kalottengrößen in Abhängigkeit von Festschmierstoff, Last und


Temperatur

5.2.3 Fresslasttests mit unterschiedlichen Festschmierstoff-


Konzentrationen

Mit Blick auf verschiedene Anwendungen (Öle, Fette, Pasten) wurde


der Einfluss der Festschmierstoffkonzentration in einem
Laststeigerungslauf von 50 N auf 500 N (Inkrement 50 N) untersucht.

Ergebnisse
Die Zugabe von 1% SnS2 erhöht die Fresslastgrenze des PAO bereits
auf 170 N bzw. 250 N. Der Reibwert sinkt von Laststufe zu Laststufe
von 0,14 bei 50 N auf 0,12 bei 250 N.

Mit dem MoS2-Pulver lässt sich die Fresslastgrenze auf 300 N steigern.
Dessen Wirkung bei kleinen Konzentrationen scheint also etwas besser
zu sein als die von Zinndisulfid.

Mit 3%-iger Konzentration unterscheiden sich die Kalottengrößen von


SnS2 und MoS2 nahezu nicht. Der Verschleiß der 3%-igen Dispersionen
ist sehr gering und nicht höher, als für die 15%-igen
Probeformulierungen ermittelt wurde.

Der Reibwert der 3%-igen SnS2- und MoS2-Dispersionen nimmt mit


steigender Last leicht ab (kein adhäsives Versagen) (f100N = 0,13; f500N =
0,10).

T&S 2001: Zinndisulfid 12 endversion 12-7-01.doc


Die 55%-ige MoS2-Dispersion hat einen etwas höheren Verschleiß als
die 3%-ige; die 55%-ige SnS2-Dispersion hat einen sehr hohen
Verschleiß, der sogar höher liegt als der des reinen PAO.

Der Reibwert der 55%-igen MoS2-Dispersion ist deutlich niedriger als


bei der 3%-igen Formulierung. Ab 350 N treten gewisse
Reibwertschwankungen auf. Der Reibwert der 55%-igen SnS2-
Dispersion ist hoch und extrem unruhig.

Sowohl bei den Versuchen mit der 3%-igen, wie auch bei der 55%-igen
MoS2-Dispersion ist kein dominierender Verschleißmechanismus zu
erkennen. Beim SnS2 beobachtet man bei der 55%-igen Dispersion
deutlichen Abrasions- und Adhäsionsverschleiß. Eine zu hohe
Festschmierstoffkonzentration wirkt also eher negativ. Vermutlich
können sich die Schichten aufgrund der Enge nicht mehr optimal in der
Gleitebene ausrichten, verlieren so ihre Wirkung bzw. wirken sogar
abrasiv.

5.2.4 Tests zur Tribokorrosion


Ziel dieser Serie war es, das Passungsrostverhalten der Dispersionen
zu untersuchen. Hierzu wird die Schwingweite so gewählt, dass die
Reibstelle während des Laufs nie ganz aufgedeckt wird. So erschwert
man den Abtransport von Verschleißpartikeln und das Eindringen von
Schmierstoff.
In einer ersten Serie wurde mit der Kugel/Platte-Geometrie gearbeitet.
Die weiteren Parameter lagen bei 100 Hz, 0,3 mm, 50 N bzw. 100 N
sowie 40% rel. F. Im Anschluss daran wurden Versuche mit der
Ringgeometrie gefahren (Flächenkontakt).

Ergebnis
Bei diesen Parametern streuen die Versuche recht stark, was eine
Auswertung erschwert. Vermutlich ist das Eindringen von
Festschmierstoffpartikeln in die Reibstelle von verschiedenen

T&S 2001: Zinndisulfid 13 endversion 12-7-01.doc


Zufälligkeiten abhängig, die kaum beeinflussbar sind. Die
Reibwertverläufe sind nahezu nicht reproduzierbar.

Insgesamt gesehen scheint die Schmierwirkung der SnS2-Dispersion


bei Punktkontakt, d.h. bei hohen Pressungen, sowohl bei 50 N als auch
bei 100 N, etwas besser zu sein als die der MoS2-Dispersion. Der
Reibwertverlauf ist ruhiger und der Verschleißschutz im Mittel besser.
Bei Flächenkontakt spielt MoS2 seine Vorteile hinsichtlich der
Schichtbildung aus. Man erkennt deutliche Ablagerungen am Ring, was
sich in niedrigen Reibwerten und einem guten Verschleißschutz
widerspiegelt.

6 Zusammenfassung

Die durchgeführten Modellversuche zur Eignung von Zinndisulfid als


Festschmierstoff haben insgesamt sehr aufschlussreiche Ergebnisse
gebracht. Zusammenfassend können folgende Aussagen getroffen
werden:

Trockenschmierung
Zinndisulfid ist als Trockenschmierstoff ungeeignet. Unabhängig von
der Luftfeuchtigkeit bildet sich kein tragfähiger schmierwirksamer Film.
Wie schon einleitend ausgeführt, neigt SnS2 weniger zu tribochemisch
angeregter Verbindungsbildung mit den Reibungspartnern. Diese
verminderte Reaktivität führt offensichtlich dazu, dass Zinn(IV)-sulfid
etwas mehr Zeit benötigt, um einen tribologisch wirksamen Film
zwischen den Reibungspartnern auszubilden und dies auch nur dann
schafft, wenn ein Haftvermittler (Öl, Fett o.ä.) verhindert, dass das
Material zuvor bereits wieder aus der Reibstelle ausgetragen wird. Hier
liegt möglicherweise die Ursache dafür, dass SnS2 sich anders als z.B.
MoS2 nicht als Trockenschmierstoff eignet.
Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass Zinndisulfid nicht in einer
Matrix (Gleitlack, Kunststoffcompound) schmierwirksam ist [10]. Hierzu
stehen noch Versuche aus.

T&S 2001: Zinndisulfid 14 endversion 12-7-01.doc


Öladditiv
Als Öladditiv konnten zahlreiche potentielle Anwendungsgebiete
gefunden werden.
So ist die Fresslastgrenze einer 15%igen SnS2/PAO-Dispersion
erheblich höher als die einer vergleichbaren MoS2-Mischung. Auch der
Verschleißschutz der SnS2-Dispersion ist bei hohen Pressungen besser
als bei der analogen MoS2-Formulierung. Bei niedrigeren Pressungen
hat MoS2 leichte Vorteile.

Ein weiterer Vorteil der SnS2 -Dispersion ist der recht konstante
Reibwert unabhängig von der Pressung. Während MoS2 unterhalb der
Fressgrenze mit steigender Belastung sinkende Reibwerte aufweist,
bleibt der Reibwert der SnS2-Dispersion konstant bei 0,11 bis 0,12. Er
ist dann allerdings etwas höher als bei der MoS2-haltigen Formulierung.

Die Hochtemperaturtauglichkeitsgrenze (Temperatur, ab der die


Schmierwirkung vollständig verloren geht) von SnS2 ist mit ca. 300°C
etwas höher als die von MoS2 (ca. 250°C). Hier fehlt es allerdings noch
an einer statistischen Absicherung der ermittelten Resultate und einer
Untersuchung zum Einfluss des verwendeten Grundöls.

Bei Prüfungen, die das Passungsrostverhalten simulieren sollen (hohe


Frequenzen, kleine Schwingwege), schneidet Zinndisulfid etwas besser
ab als Molybdändisulfid. Allerdings streuen diese Versuche stark, was
mit den speziellen Prüfbedingungen zu erklären ist, bei denen
Festschmierstoffpartikel nicht wieder in die Reibstelle eindringen
können.

Die Wirkung von Zinndisulfid ist bei einer 3%-igen Dispersion besser als
bei einer 1%-igen. Die Steigerung der Konzentration auf 15% bringt
keine weitere Verbesserung; eine Steigerung auf 55% verschlechtert
die Wirkung sogar.

T&S 2001: Zinndisulfid 15 endversion 12-7-01.doc


Bei Molybdändisulfid ist die Fressschutz-Wirkung bei 1%, 3%, 15% und
55% nahezu immer gleich. Der Verschleißschutz der 1%igen
Dispersion ist aber schlechter als bei der 3%igen MoS2-Formulierung.

Alle hier angeführten Aussagen basieren auf noch immer relativ


wenigen Versuchen, so dass die statistische Absicherung der
Ergebnisse bisher nicht zufriedenstellend ist. Daneben sind die
Beanspruchungskollektive (Prüfbedingungen) der einzelnen Prüfläufe
zu beachten. Bereits leicht veränderte Bedingungen können zu
komplett anderen Ergebnissen führen.

Mittlerweile sind auch erste Versuche bei verschiedenen


Schmierstoffherstellern durchgeführt worden. Diese bestätigen die in
den Modellversuchen ermittelten Aussagen hinsichtlich der Eignung
von Zinndisulfid als tribologisch wirksames Additiv in Ölen und Fetten.

In weiteren Versuchsreihen am Institut für Tribologie sollen


synergistische Effekte in Kombination mit anderen Festschmierstoffen
[1, 7] wie z.B. Pyrophosphaten untersucht werden.

Abschließend möchten wir uns bei der Firma Goldschmidt TIB GmbH in
Mannheim für die Unterstützung des Projektes und für die Erlaubnis zur
Veröffentlichung der Ergebnisse bedanken.

T&S 2001: Zinndisulfid 16 endversion 12-7-01.doc


Literatur

[1] Holinski, R.
"Bedeutung der Festschmierstoffe als Additive"
in "Additive für Schmierstoffe"; Bartz, W. J., Herausgeber W. Bartz
und 12 Mitautoren. 1994. Expert-Verlag, Renningen

[2] Holinski, R.
"Fundamentals of Dry Friction and Some Practical Examples",
Tagungsband II der Tagung Tribology 2000 - Plus in Esslingen, S.
981 ff.

[3] Gänsheimer
"Gleitlacke in der Tribotechnik - Helfer in Konstruktion und
Automation"
Gleitmo-Schriftenreihe Tribotechnik, 1995. Sonderdruck aus
Konstruktion 36 (1984), S. 391 - 398.

[4] Dörfler, R.
"New Lubricants Based on White Solid Lubricants for Several
Aplications"
Tribology 2000 - Plus, Tagungsband II der Tagung Tribology 2000
- Plus in Esslingen, S. 987 ff.

[5] DIN 51834


Prüfung von Schmierstoffen; Tribologische Prüfung im
translatorischen Oszillations-Prüfgerät. Teil 1 bis 3.
Beuth-Verlag, 1997, Berlin.

[6] ASTM D 6425-99


Friction and Wear; Measuring Friction and Wear Properties of
Extreme Pressure (EP) Lubricating Oils Using SRV Test Machine

[7] Petermann, D.; Grosse, M.


"Synergistische Festschmierstoffkombinationen u. ihre spezielle
Anwendung in Schmierfetten"
Schmiertechnik 3 (1979)

T&S 2001: Zinndisulfid 17 endversion 12-7-01.doc


[8] ASTM D 5706-95
Standard Test Method for Determing Extreme Pressure
Properties of Lubricating Grease using a High Frequency, Linear-
Oszillation (SRV) Test Machine

[9] ASTM D 5707-95


Standard Test Method for Measuring Friction and Wear Properties
of Lubricating Grease using a High Frequency, Linear-Oszillation
(SRV) Test Machine

[10] Vogt, A.
"Experimentelle Untersuchungen an gebundenen
Festschmierstoffsystemen"
Tribologie und Schmierungstechnik, 47. Jg. (2000) / Nr. 6, S. 19 ff.

T&S 2001: Zinndisulfid 18 endversion 12-7-01.doc

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