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Fritz GATTERMAYER
Zusammenfassung
Der Sektor Landwirtschaft ist einem ständigen strukturellen Anpassungs-
prozess unterworfen, der die Landwirte zwingt, sich neue Einkommens-
quellen zu erschließen. Dabei spielt Urlaub am Bauernhof, insbesondere in
landwirtschaftlichen Ungunstlagen, eine große Rolle. Urlaub auf dem
Bauernhof ist dabei auch zusammen mit der übrigen Tourismusbranche,
weltweit und in Österreich, zu betrachten. Insbesondere werden die
wirtschaftliche Bedeutung und die Entwicklung der Angebotsstrukturen
näher analysiert.
Schlagworte: Landwirtschaft und Tourismus, Urlaub am Bauernhof,
Agrotourismus
Summary
The agricultural sector is involved in a permanent adaptation process. This
forces the farmers to open up new sources of income. In this context
agrotourism is of high importance, especially in areas with poor natural
conditions for farming. Agrotourism has to be seen in line with the tourism
sector, worldwide and in Austria. Especially the relevance in the economy and
the development of the demand structures were analysed.
Keywords: Agriculture and tourism, Farm holidays, Agrotourism
1. Einführung
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren zwar
etwas abgeschwächt, die notwendigen Anpassungsprozesse des
landwirtschaftlichen Sektors innerhalb der Volkswirtschaft werden jedoch
aller Voraussicht nach weitergehen. Stagnierende bzw. rückläufige Preise im
Erschienen 2006 in: I. Darnhofer, C. Walla und H.K. Wytrzens (Hrsg.). Alternative Strategien für
die Landwirtschaft. Wien: Facultas, S. 51-61.
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3. Tourismus weltweit
Mit 808 Mio. Ankünften im Jahr 2005 überschritt der internationale Tourismus
erstmals die 800 Mio.-Grenze, trotz Naturkatastrophen und Terrorismus. Der
langfristige Trend lässt auch weiterhin Wachstumsraten von mehr als 4% pro
Jahr erwarten, wobei Afrika und der Mittlere Osten zu den Regionen mit den
größten Wachstumspotentialen zählen. Europa entwickelt sich dem globalen
Durchschnitt entsprechend mit Wachstums- raten um 4,3%. Die positive
Entwicklung des globalen Tourismus hängt mit der dynamischen
Entwicklung der Weltwirtschaft in den letzten Jahren zusammen. Das Risiko,
das von politischen und ökonomischen Unsicher- heiten, wie
Ölpreissteigerungen und Wechselkursschwankungen, ausgeht, darf
allerdings nicht unterschätzt werden. Von entscheidender Bedeutung für die
Entwicklung der Tourismusnachfrage sind die real verfügbaren Einkommen
der potentiellen Gäste (BMWA, 2006, 10ff).
4. Tourismus in Österreich
Im Jahr 2005 nahm die Zahl der Ankünfte in Österreich um rund 3% auf 29,3
Mio. Gäste zu, 19,9 Mio. (68%) davon kamen aus dem Ausland. Rund 6,5%
des Bruttoinlandsproduktes werden in Österreich im Tourismus
erwirtschaftet, wobei 5% auf die Tourismusexporte entfallen. Verglichen mit
den Staaten der EU-15 nimmt Österreich damit den Spitzenplatz ein, gefolgt
von Portugal und Spanien. Der Marktanteil im europäischen Tourismus,
gemessen an den Exporten, liegt damit bei 4,9%. Der Umsatz der
Tourismusbranche belief sich 2005 auf circa 19,05 Mrd. Euro. Für 2006 wird
aufgrund erwarteter Konjunkturbelebungen auf wichtigen Märkten in
Europa mit einem Umsatzzuwachs von über 4% gerechnet.
Für ausländische Gäste zeigt die Nächtigungsstatistik 2005 eine Zunahme
von 2,1% gegenüber dem Vorjahr auf. Dabei wurden beachtliche Zuwächse
aus den für Österreich wichtigen Herkunftsländern erreicht (Spanien,
Großbritannien, Niederlande, Belgien und Luxemburg, Ungarn).
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Dieser Steigerung stehen Einbußen bei Gästen aus Frankreich, den USA und
der Schweiz gegenüber. Das Wachstum am wichtigsten Herkunftsmarkt für
Österreich, nämlich Deutschland, stagnierte auf dem Niveau von 51 Mio.
Übernachtungen. Von den gesamten Nächtigungen aus dem Ausland werden
4,4% (3,9 Mio.) von Gästen aus Ungarn, Tschechien, Slowenien und der
Slowakei getätigt. Die Statistiken der letzten zehn Jahre weisen eine starke
Steigerung für Tschechien und die Slowakei aus.
Die Struktur im österreichischen Beherbergungsgewerbe ist trotz einer
Erhöhung der Bettenzahl von durchschnittlich 37 Betten pro Betrieb im Jahr
1996 auf 44 Betten im Jahr 2005 kleinbetrieblich. Es fällt auf, dass sich die
Betriebe stark hinsichtlich der Größe und der Qualitätskategorie unter-
scheiden. Der durchschnittliche 5/4-Sterne-Betrieb in Österreich besitzt 106
Betten, wogegen die durchschnittliche Bettenzahl der 2/1–Sterne-Betriebe bei
24 Betten liegt. Hinsichtlich des Sommerbettenangebotes zeigen sich seit
Anfang der 90er Jahre starke Veränderungen. Im Jahr 1990 wurden die
meisten Betten (etwa 300.000) in der 2/1-Sterne-Kategorie angeboten, gefolgt
von der mittleren Qualität mit 3-Sternen und rund 220.000 Betten. Die 5/4-
Sterne-Kategorie stellte circa 135.000 Betten zur Verfügung. Bis zum Jahr 2005
hat sich dieses Bild stark gewandelt. Spitzenreiter ist mit 235.000 Betten die 3-
Sterne-Kategorie, dicht gefolgt von der höchsten Qualitätskategorie mit 5/4-
Sternen und 220.000 Betten. Die Bettenzahl in der untersten
Qualitätskategorie hat sich mit etwas mehr als 150.000 Betten nahezu halbiert.
Auch in Bezug auf die Auslastung ergibt sich ein ähnlich differen- ziertes Bild,
je nach Qualitätskategorie. Die höchste Auslastung mit 169 Vollbelegstagen
erzielen die Betriebe der höheren Kategorie, daran schließt die mittlere
Kategorie mit 113 Vollbelegstagen an. Die geringste Auslastung ist bei den
Betrieben der untersten Kategorie mit 79 Vollbelegstagen zu finden.
Allerdings ist anzumerken, dass in dieser Kategorie viele Betriebe nur eine
Saison geöffnet haben. Die Entwicklung bei der Zahl der Betten als auch bei
der Auslastung lässt erkennen, dass sich Österreich zum
„Qualitätstourismusland“ entwickelt (BMWA, 2006, 64ff).
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch, wenn man die Zahlen der Nächtigungen
betrachtet. In Tabelle 2 sind diese für die Jahre 1999 und 2005 exemplarisch
dargestellt.
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Literatur
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