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1
Impressum
Herausgeber: Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) © 2017
Redaktion: Berufsbildungspolitik SBFI
Fotos: Iris Krebs, Bern
Grafik: Kommunikation SBFI
Druck: Fontana Print SA, Pregassona
Sprachen: de/fr/it/en/es
2
Inhalt
Die Berufsbildung im Überblick 4
Die Lernorte 10
Die Berufsmaturität 16
Die Berufsbildungsforschung 28
3
Die Berufsbildung im Überblick
Die Berufsbildung ermöglicht den Jugendlichen den Einstieg in die Arbeitswelt und sorgt
für Nachwuchs an qualifizierten Fach- und Führungskräften. Sie ist arbeitsmarktbezogen und
als Teil des Bildungssystems auf der Sekundarstufe II und auf der Tertiärstufe angesiedelt.
4
Qualität Effizienz
Der gezielte Einbezug aller Verbundpartner trägt zu einer Durch die konsequente Ausrichtung auf den Arbeits-
qualitativ hochstehenden Berufsbildung bei. Die An- markt ist die Berufsbildung sowohl effizient als auch
bieter von Berufsbildung – die Lernorte – stellen die Qua- effektiv organisiert. Dies zeigt sich unter anderem darin,
litätsentwicklung der Berufsbildung sicher. Die Zustän- dass die produktive Leistung der Lernenden in der beruf-
digkeiten der jeweiligen Akteure richten sich nach den lichen Grundbildung die Bruttokosten für ihre Ausbildung
Aufgaben im Rahmen der Verbundpartnerschaft. Wo übersteigt.
Schnittstellen bestehen, arbeiten die Akteure situations- Weitere Informationen Seiten 23–25.
und sachbezogen zusammen.
Weitere Informationen Seiten 8–9.
Abschlusszahlen 20151
1
Bundesamt für Statistik (2016a). Es handelt sich um Abschlusszahlen, nicht um Personenzahlen – Doppelabschlüsse sind möglich. 5
Das Berufsbildungssystem
der Schweiz
Die Berufsbildung ist auf der Sekundarstufe II und der Tertiärstufe angesiedelt. Sie baut auf
klar definierten Bildungsangeboten und nationalen Qualifikationsverfahren auf und ist von
einer hohen Durchlässigkeit geprägt: Der Besuch weiterführender Bildungsangebote, der Wech-
sel von der Berufsbildung an eine Hochschule und ein Tätigkeitswechsel im Verlauf des Arbeits-
lebens werden auch durch die Anrechnung bereits erbrachter Bildungsleistungen erleichtert.
Die Berufsbildung deckt ein breites Spektrum an Bildungsmöglichkeiten ab. Die Angebote
berücksichtigen unterschiedliche Fähigkeiten und sind auf die Bedürfnisse der verschiedenen
Altersklassen ausgerichtet. Auf allen Ebenen ist zudem ein vielfältiges Angebot an berufsori-
entierten Weiterbildungen vorhanden.
BERUFSORIENTIERTE WEITERBILDUNG
Eidg. Berufsattest
AR
UNDA
SEKU
BETRIEBE,
BERUFSFACHSCHULEN, BETRIEBE, BERUFSFACHSCHULEN,
ÜBERBETRIEBLICHE KURSE ÜBERBETRIEBLICHE KURSE FACHMITTELSCHULEN GYMNASIEN
BRÜCKENANGEBOTE
OBLIGATORISCHE
A SCHULE
SBFI 2016
Üblicher Weg Möglicher Weg
6
Sekundarstufe II: Berufliche Grundbildung Tertiärstufe: Höhere Berufsbildung
Eine berufliche Grundbildung führt zu ausgewiesenen Berufsleuten mit einem EFZ oder einem gleichwertigen
beruflichen Qualifikationen und ist Basis für lebenslan- Abschluss ermöglicht die höhere Berufsbildung eine Spe-
ges Lernen. zialisierung und ein Vertiefen des Fachwissens. Ausser-
Weitere Informationen Seiten 11–17 dem können Qualifikationen im Bereich der Unterneh-
mensführung erlangt werden. Die höhere Berufsbildung
3- oder 4-jährige berufliche Grundbildung mit ist konsequent arbeitsmarktorientiert und baut auf der
eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) beruflichen Erfahrung auf.
In einer beruflichen Grundbildung mit EFZ werden Qua- Weitere Informationen Seiten 18–21
lifikationen zur Ausübung eines bestimmten Berufs er-
worben. Sie öffnet den Zugang zu einer höheren Be- Eidgenössische Berufsprüfung
rufsbildung. Während oder nach dem Abschluss einer Eine eidgenössische Berufsprüfung ermöglicht Berufsleu-
beruflichen Grundbildung mit EFZ kann zudem eine Be- ten eine erste fachliche Vertiefung und Spezialisierung
rufsmaturität erworben werden. nach der beruflichen Grundbildung. Sie wird mit einem
eidgenössischen Fachausweis abgeschlossen. Dieser ist
2-jährige berufliche Grundbildung mit eidgenössi- in der Regel eine Bedingung für die Zulassung zu einer
schem Berufsattest (EBA) eidgenössischen höheren Fachprüfung.
Eine berufliche Grundbildung mit EBA ermöglicht über-
wiegend praktisch begabten Jugendlichen einen aner- Eidgenössische höhere Fachprüfung
kannten Abschluss mit einem eigenständigen Berufspro- Eine eidgenössische höhere Fachprüfung qualifiziert Be-
fil. Sie öffnet den Zugang zu einer 3- oder 4-jährigen rufsleute als Expertinnen und Experten in ihrer Branche
beruflichen Grundbildung mit EFZ. oder für Leitungspositionen in Unternehmen. Sie wird
mit einem eidgenössischen Diplom abgeschlossen.
Eidgenössische Berufsmaturität
Die Berufsmaturität ergänzt die berufliche Grundbildung Bildungsgänge an höheren Fachschulen
mit EFZ mit einer erweiterten Allgemeinbildung. Sie er- Bildungsgänge an höheren Fachschulen richten sich an
möglicht den prüfungsfreien Zugang zu einem Studium Berufsleute mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis
an einer Fachhochschule. Mit der Ergänzungsprüfung oder einer gleichwertigen Qualifikation und fördern
«Berufsmaturität – universitäre Hochschulen» (Passerelle) Kompetenzen im Bereich der Fach- und Führungsverant-
ist auch der Zugang an eine Universität oder an eine wortung. Die Bildungsgänge sind generalistischer und
Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) möglich. breiter ausgerichtet als die eidgenössischen Prüfungen.
Sie werden mit einem eidgenössisch anerkannten Diplom
Brückenangebote HF abgeschlossen.
Brückenangebote sind praxis- und arbeitsweltbezogene
Angebote nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit. Berufsorientierte Weiterbildung
Sie ergänzen das Programm der obligatorischen Schule Die berufsorientierte Weiterbildung (nicht-formale Bil-
und orientieren sich an den Anforderungen der berufli- dung wie Kurse, Seminare etc.) ist Teil jeder Bildungs-
chen Grundbildung. stufe und Teil des lebenslangen Lernens.
7
Eine Aufgabe – drei Partner
Die Berufsbildung ist eine Aufgabe von Bund, Kantonen und Organisati-
onen der Arbeitswelt. Gemeinsam setzen sich die drei Partner für eine
qualitativ hochstehende Berufsbildung ein und streben ein ausreichendes
Angebot an Ausbildungsplätzen und Bildungsgängen an.
Bund Bund
Staatssekretariat für Bildung, Forschung
und Innovation (SBFI)
Ist das Kompetenzzentrum des Bundes für national und Strategische Steuerung und Entwicklung
international ausgerichtete Fragen der Bildungs-, For- • Qualitätssicherung und Weiterentwicklung
schungs- und Innovationspolitik. Das SBFI ist zuständig des Gesamtsystems
für die Regelung und Mitfinanzierung der Berufsbildung. • Vergleichbarkeit und Transparenz der Angebote
www.sbfi.admin.ch im gesamtschweizerischen Rahmen
• Erlass der rund 230 Verordnungen über die
Eidgenössisches Hochschulinstitut
berufliche Grundbildung
für Berufsbildung (EHB IFFP IUFFP)
Ist zuständig für die Aus- und Weiterbildung von Berufs- • Genehmigung der rund 400 Prüfungsordnungen
bildungsverantwortlichen und Prüfungsexpertinnen und eidgenössischer Prüfungen und der 35 Rahmen-
-experten sowie für Forschung, Studien, Pilotversuche lehrpläne für höhere Fachschulen
und Dienstleistungen. Das EHB hat Standorte in Lau- • Anerkennung von Bildungsgängen und Nach-
sanne, Lugano und Zollikofen. diplomstudien an höheren Fachschulen
www.ehb-schweiz.ch • Anerkennung von Bildungsgängen für Berufs-
bildungsverantwortliche und Berufs-, Studien-
und Laufbahnberaterinnen und -berater
• Anerkennung ausländischer Diplome
• Übernahme von einem Viertel der Gesamtkosten
der öffentlichen Hand
• Förderung von Innovationen und Unterstützung
von besonderen Leistungen im öffentlichen
Interesse
8
Organisationen der Arbeitswelt Organisationen der Arbeitswelt
Berufsverbände / Branchenorganisationen
Definieren die Bildungsinhalte und nationalen Qualifika-
Bildungsinhalte und Ausbildungsplätze tionsverfahren, organisieren die berufliche Grundbildung
und stellen Angebote in der höheren Berufsbildung be-
• Definition der Bildungsinhalte der beruflichen
reit.
Grundbildung und der Bildungsgänge an
höheren Fachschulen
Sozialpartner, andere zuständige Organisationen
• Definition der nationalen Qualifikationsverfahren und Anbieter der Berufsbildung
der beruflichen Grundbildung, der Berufs- Beteiligen sich zusammen mit den Berufsverbänden an
prüfungen und der höheren Fachprüfungen der Weiterentwicklung der Berufsbildung.
• Bereitstellung von Ausbildungsplätzen
• Vermittlung der Berufsqualifikationen in der Unternehmen
höheren Berufsbildung Stellen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Ausbildungsplät-
ze für die berufliche Praxis bereit und sichern so ihren
• Entwicklung neuer Bildungsangebote
Nachwuchs. Ihre Beteiligung an der Berufsbildung ist
• Organisation von überbetrieblichen Kursen freiwillig.
• Führen von Berufsbildungsfonds
Kantone Kantone
Schweizerische Konferenz der kantonalen
Erziehungsdirektoren (EDK)
Umsetzung und Aufsicht Schule und Bildung sind in der Schweiz grundsätzlich Sa-
• Vollzug des Berufsbildungsgesetzes che der Kantone. Die nationale Zusammenarbeit im Rah-
men der EDK ergänzt und unterstützt die kantonale
• Aufsicht über die Lehrverhältnisse, die Berufs-
Schulhoheit. www.edk.ch
fachschulen und die höheren Fachschulen
• Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung 26 kantonale Berufsbildungsämter
• Bereitstellung von Angeboten zur Vorbereitung Vollzugsorgane der Berufsbildung auf kantonaler Ebe-
auf die berufliche Grundbildung ne. Ihre Tätigkeiten koordinieren sie im Rahmen der
• Erteilen von Bildungsbewilligungen für Betriebe Schweizerischen Berufsbildungsämterkonferenz (SBBK),
einer Fachkonferenz der Schweizerischen Konferenz der
• Lehrstellenmarketing
kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).
• Ausbilden von Berufsbildnerinnen und Berufs- www.sbbk.ch
bildnern in Lehrbetrieben
Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungsstellen
Stehen Jugendlichen und Erwachsenen mit Informatio-
nen und Beratung zur Verfügung.
Berufsfachschulen
Vermitteln die schulische Bildung sowohl für die betrieb-
lich als auch für die schulisch organisierte Grundbildung
und den Berufsmaturitätsunterricht.
9
Die Lernorte
Markenzeichen und Stärke der Berufsbildung ist der direkte Bezug zur Arbeitswelt.
Dies widerspiegelt sich in den verschiedenen Lernorten.
Überbetriebliche Kurse
Sie dienen – ergänzend zur Bildung in Betrieb und Be-
rufsfachschule – der Vermittlung und dem Erwerb grund-
legender praktischer Fertigkeiten. Überbetriebliche Kurse
finden häufig in brancheneigenen Zentren statt.
10
Die berufliche Grundbildung
Mit einer beruflichen Grundbildung finden Jugendliche den Einstieg in die Arbeitswelt.
Sie ist Basis für ein lebenslanges Lernen und öffnet eine Vielzahl von Berufsperspektiven.
0%
2011 2012 2013
2
Bundesamt für Statistik (2016d). Betrieblich und schulisch organisierte berufliche Grundbildungen inkl. Handels- und Informatikmittelschulen,
ohne Anlehre.
3
Bundesamt für Statistik (2016d). Inkl. Handels- und Informatikmittelschulen, ohne Anlehre.
4
Bundesamt für Statistik (2016c), (2016d). Berufsbildung inkl. Anlehre. Allgemeinbildung umfasst gymnasiale Maturitätsschulen, Fachmittel-
schulen und Fachmaturitätsschulen. Brückenangebote umfassen das 10. Schuljahr, die Vorlehre und die Vorbereitungsschulen. 11
Der Lehrstellenmarkt
Auf dem Lehrstellenmarkt treffen sich die Angebote der
Unternehmen und die Nachfrage der Jugendlichen. Der Das Lehrstellenbarometer
Staat sorgt für optimale Rahmenbedingungen für die Das Lehrstellenbarometer zeigt die aktuelle Situation
Unternehmen, fördert das Lehrstellenangebot und unter- und die Entwicklungstendenzen auf dem Lehrstel-
stützt die Jugendlichen im Berufswahlprozess. Verschie- lenmarkt kurzfristig auf. In repräsentativen Umfra-
dene Faktoren beeinflussen das Angebot und die Nach- gen bei Unternehmen und Jugendlichen werden die
frage auf dem Lehrstellenmarkt. Auf der Angebotsseite zentralen Merkmale der gegenwärtigen Situation
sind es die strukturellen Veränderungen, konjunkturellen erfasst und mitverfolgt. Das Lehrstellenbarometer
Schwankungen wie auch die Ausbildungsfähigkeit der wird jeweils im April und August erhoben.
Unternehmen. Auf der Nachfrageseite haben die demo- www.sbfi.admin.ch/barometer
grafische Entwicklung und die Interessen der Jugendli-
chen Einfluss auf den Lehrstellenmarkt.
Strukturelle Veränderungen
Die längerfristigen Bedürfnisse des Arbeitsmarktes
Demografische Entwicklung
widerspiegeln sich im Lehrstellenmarkt.
Die demografische Entwicklung der Schul-
abgängerinnen und -abgänger beeinflusst
die Nachfrage nach Lehrstellen.
Konjunkturelle Schwankungen
Konjunkturelle Schwankungen beeinflussen
das Auftragsvolumen und damit auch Lehrstellenmarkt
die Möglichkeiten, die Lernenden produktiv
einzusetzen. Interessen der Jugendlichen
Bei der Berufswahl sind neben der
Realisierung von Wünschen und Träumen
Ausbildungsfähigkeit der Unternehmen auch die Fähigkeiten und das aktuelle Lehr-
In der Schweiz bilden rund 40 Prozent der ausbildungs- stellenangebot zu berücksichtigen. Die
fähigen Unternehmen Lernende aus. Vor allem bei Berufsberatungsstellen begleiten die Jugend-
Kleinunternehmen können ein hoher Spezialisierungsgrad lichen mit Informationen und Beratung.
oder das Fehlen entsprechend ausgebildeter Fachleute das
Bereitstellen von Ausbildungsplätzen erschweren.
12
Fokus Jugendliche: Beratung und Begleitung vor
und während einer beruflichen Grundbildung
Berufsinformation und -beratung Vermittlungsangebote
Die kantonalen Berufsberatungen unterstützen die Ju- Die Massnahmen der Vermittlungsangebote greifen im
gendlichen in enger Zusammenarbeit mit den Schulen vierten Quartal des letzten Schuljahres. Sie stellen eine
bei der Berufswahl und der Suche nach einer Lehrstelle. zusätzliche Hilfeleistung bei der Lehrstellensuche dar.
www.adressen.sdbb.ch
Individuelle Begleitung
Lehrstellennachweis Die individuelle Begleitung bietet Jugendlichen, deren
Der Lehrstellennachweis LENA zeigt offene Lehrstellen Lernerfolg beeinträchtigt ist, eine umfassende Unterstüt-
an. Lehrstellen, die von den Unternehmen gemeldet wer- zung. Lehrbetrieb, Berufsfachschule, überbetriebliche
den, können nach Beruf und Kanton gesucht werden. Kurse und soziales Umfeld werden einbezogen. Gesetz-
www.berufsberatung.ch Lehrstellensuche lichen Anspruch auf individuelle Begleitung haben Ler-
nende der zweijährigen beruflichen Grundbildung. Aber
Brückenangebote auch Lernende von drei- und vierjährigen beruflichen
Brückenangebote richten sich an Jugendliche, für die der Grundbildungen können die Angebote nutzen.
Einstieg in eine berufliche Grundbildung aus sozialen
oder schulischen Gründen noch nicht möglich ist oder Fokus Betriebe: Schaffung von Lehrstellen
die noch keine Lehrstelle gefunden haben. Neben der Lehrbetriebsverbünde
Aufarbeitung von schulischen, sprachlichen oder anderen Die Schaffung von Lehrbetriebsverbünden erlaubt es vor-
Defiziten erfolgt eine Einführung in die berufliche Praxis. wiegend kleinen oder spezialisierten Betrieben, die allei-
Die erlangte Qualifizierung erhöht die Chancen bei der ne keine vollumfängliche berufliche Grundbildung an-
Lehrstellensuche. bieten können, im Verbund mit einem oder mehreren
anderen Betrieben Lernende auszubilden. So können
Coaching und Mentoring gemeinsame Ressourcen genutzt werden.
Coaching- und Mentoring-Angebote beinhalten eine www.lbv.berufsbildung.ch
individuelle Begleitung der Jugendlichen während der
obligatorischen Schulzeit. Dabei geht es beispielsweise Lehrstellenförderinnen und -förderer
um die Förderung berufsrelevanter sowie sozialer Kom- Die kantonalen Berufsbildungsämter sind mit den Ver-
petenzen oder die Optimierung der Bewerbungsunter- hältnissen in den Regionen vertraut und pflegen den
lagen. Die Projekte und Programme werden neben den Kontakt mit den Unternehmen vor Ort. Lehrstellenförde-
Kantonen auch von privaten Organisationen getragen. rinnen und -förderer treten direkt mit den Unternehmen
in Kontakt, um sie zu motivieren, Lehrstellen zu schaffen
Case Management Berufsbildung und Lernende auszubilden.
Im Zentrum des Case Management Berufsbildung ste-
hen die Unterstützung der mehrfach gefährdeten
Jugendlichen sowie die Effizienz- und Effektivitäts-
steigerung der eingesetzten Massnahmen. Das Case Ma-
nagement Berufsbildung ist ein strukturiertes Verfahren:
Eine fallführende Stelle sorgt über institutionelle Grenzen
hinweg für ein planmässiges und koordiniertes Vorgehen
bei der Betreuung der Jugendlichen.
www.sbfi.admin.ch/cmbb
13
Die zehn meistgewählten beruflichen Grundbildungen5
100% Die Berufswahl und die Suche nach einer Lehrstelle sind
71 75 72 76
wichtige Prozesse. Sie beginnen während der obligato-
80% rischen Schulzeit im Alter zwischen 13 und 16 Jahren.
Mehr als 70 Prozent der Jugendlichen, welche 2016 eine
60% berufliche Grundbildung begonnen haben, machen die
Ausbildung in ihrem Wunschberuf. Dieser Anteil ist seit
40% Jahren konstant.
6 7
20% 5 4
14 12 11 11
9 8 10 9
0%
2013 2014 2015 2016
Link
Wunschberuf
Portal für Berufswahl, Studium und
Lehrstelle in einem anderen Beruf
Berufslehre ist 2. Wahl Laufbahnfragen:
Anderes / weiss nicht / keine Angabe www.berufsberatung.ch
5
Bundesamt für Statistik (2016e).
14 6
Link Institut (2016).
Die Entstehung einer beruflichen Grundbildung – ein Beispiel für eine verbundpartnerschaftliche
Zusammenarbeit
In der Schweiz werden die Berufe der beruflichen Grundbildung auf Initiative der Wirtschaft entwickelt. Alle fünf
Jahre werden sie auf wirtschaftliche, technologische, ökologische und didaktische Entwicklungen hin überprüft
und gegebenenfalls weiterentwickelt.
Erste Schritte
Bevor mit den Arbeiten begonnen werden kann, müssen grundsätzliche Fragen geklärt werden: Wer übernimmt
die Trägerschaft der neuen beruflichen Grundbildung? Ist das Berufsbild geklärt? Ist der Bedarf des Arbeitsmark-
tes ausgewiesen und gibt es ausreichend Betriebe, die ausbildungs- und beschäftigungsbereit sind? Spätestens
nach der Klärung der Fragen nimmt die künftige Trägerschaft mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung
und Innovation SBFI Kontakt auf und organisiert eine Planungssitzung mit allen Verbundpartnern.
7
Das Berufsbild beschreibt, was die Berufsleute in diesem Beruf machen, wo sie eingesetzt werden und welche gesellschaftliche Bedeutung
der Beruf hat.
8
Gegenstand, Dauer, Ziele und Anteile der Lernorte, Qualifikationsverfahren, Ausweise und Titel. 15
Die Berufsmaturität
In Ergänzung zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis ermöglicht die Berufsmaturität den prüfungs-
freien Zugang zu einem Studium an einer Fachhochschule. Mit einer Ergänzungsprüfung «Berufsmaturi-
tät – universitäre Hochschulen» (Passerelle) ist auch der Übertritt an eine Universität oder Eidgenössische
Technische Hochschule (ETH) möglich.
Berufsmaturitätsquote9
BM1 BM 2 Total
16 9
Bundesamt für Statistik (2016a).
Die fünf Ausrichtungen der Berufsmaturität und entsprechende Fachbereiche an Fachhochschulen
0
2007 2009 2011 2013 2015 Link
Frauen Männer Informationen zur Passerelle:
www.sbfi.admin.ch/passerelle-d
10
Fachbereiche, zu denen keine oder kaum verwandte berufliche Grundbildungen führen, werden nicht aufgeführt (Sport, Musik, Theater und
andere Künste, angewandte Linguistik, angewandte Psychologie).
11
Bundesamt für Statistik (2016e). 17
Die höhere Berufsbildung
Die höhere Berufsbildung bildet zusammen mit den Fachhochschulen, den pädagogischen Hochschulen
und den Universitäten/ETH die Tertiärstufe des Bildungssystems. Sie weist einen hohen Praxisbezug auf
und orientiert sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes.
30
26489 27054 Der grösste Anteil an Bildungsabschlüssen in der höheren
26 497
25271
25 Berufsbildung machen die eidgenössischen Fachausweise
aus. Bei über 90 Prozent der Abschlüsse im Jahr 2015
20 handelt es sich um Abschlüsse einer vom Bund reglemen-
tierten höheren Berufsbildung.
14041 14537 14835
15 13585
10 8106
8483 Link
7611
6863
Berufsverzeichnis aller eidgenössisch
5
2798 2025 2786 2051 2635 2707 anerkannten Berufe:
1776
472 www.sbfi.admin.ch/bvz
0
Tausend 2012 2013 2014 2015
12
Bundesamt für Statistik (2016f).
18 13
Bundesamt für Statistik (2016a).
Die zehn meistabsolvierten Berufsprüfungen Die zehn meistabsolvierten höheren Fach-
201514 prüfungen 201514
Elektrotechnik HF 279
14
Bundesamt für Statistik (2016a). 19
Abgeschlossene Ausbildungen auf Tertiärstufe nach Wirtschaftszweigen 201515
50%
Personen mit einem Abschluss der höheren Berufsbil-
44
dung sind etwas häufiger in kleinen Unternehmen unter
40% 38 Vertrag, während Hochschulabsolventinnen und -absol-
venten tendenziell häufiger in grösseren Unternehmen
30% 27 arbeiten.
25
22 23
20% In Bezug auf die berufliche Stellung zeigen sich keine
11 12 wesentlichen Unterschiede zwischen Personen mit einem
10% Abschluss der höheren Berufsbildung und solchen mit
einem Hochschulabschluss.
0%
1–9 10–49 50 –99 Ab 100
Angestellte Angestellte Angestellte Angestellte
Höhere Berufsbildung Hochschulen
15
Bundesamt für Statistik (2016b).
20 16
Bundesamt für Statistik (2009). Eigene Darstellung.
Erwerbseinkommen nach Berufsbildungsabschluss17
200
Eine höhere Berufsbildung zahlt sich für die Absolventin-
nen und Absolventen aus. Der Grossteil der Studierenden
180 absolviert die Ausbildung berufsbegleitend und verfügt
161 162 damit bereits über ein Einkommen, das sich mit dem
157
160 155 Abschluss erhöht. Im Vergleich zu Erwerbstätigen mit
einem Berufsabschluss auf Sekundarstufe II verdienen
140 Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufs-
126 125 124 123 bildung durchschnittlich einen Drittel mehr.
120
100
2012 2013 2014 2015
17
Bundesamt für Statistik (2016g). 21
Der Berufsabschluss für Erwachsene
Eine berufliche Grundbildung steht in der Schweiz auch Erwachsenen offen. Diese können einen
Berufsabschluss entweder mit einer regulären Ausbildung in einem Lehrverhältnis oder auf einem nicht
formalen Weg erlangen.
22 18
Bundesamt für Statistik (2016h), Spezialauswertung.
Die Finanzierung der Berufsbildung
Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt tragen zur Finanzierung der Berufsbildung bei. Die
höhere Berufsbildung und die berufsorientierte Weiterbildung liegen hauptsächlich in der Verantwor-
tung der Unternehmen und der Einzelnen und werden zu einem wesentlichen Teil von ihnen getragen.
19
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (2016). 23
Finanzierung der beruflichen Grundbildung Branchenbezogene Berufsbildungsfonds
Die berufliche Grundbildung wird sowohl öffentlich als
Mit Berufsbildungsfonds werden alle Betriebe zu an-
auch privat finanziert. Auf der öffentlichen Seite sind es
gemessenen Solidaritätsbeiträgen verpflichtet. Die
die Kantone, der Bund und die Gemeinden, die sich an
Gelder werden innerhalb einer Branche erhoben und
der Finanzierung beteiligen. Auf der Seite der Privaten
für die Förderung der Berufsbildung eingesetzt, bei-
sind es die ausbildenden Betriebe wie auch die Berufs-
spielsweise für die Entwicklung von Bildungsangebo-
und Branchenverbände. Die Berufsbildung lohnt sich
ten, Organisation von Kursen und Qualifikationsver-
insgesamt für die Betriebe. Gemäss einer Untersuchung
fahren oder Berufswerbung. Der Bund kann
aus dem Jahr 2009 stehen den Bruttokosten für Ausbil-
Berufsbildungsfonds auf Antrag für die gesamte
dung in der Höhe von 5,3 Milliarden Franken produktive
Branche als allgemein verbindlich erklären.
Leistungen der Lernenden von 5,8 Milliarden Franken
gegenüber. www.sbfi.admin.ch/bbfonds_de
Kosten und Nutzen der beruflichen Grundbildung aus Sicht der Schweizer Betriebe, Erhebungsjahr 200920
0 1 2 3 4 5 6
150 000
124057
120 000 115670
95128
90 000 86415
30 000
8713 8387
418
0
2-jährige berufliche 3-jährige berufliche 4-jährige berufliche
Grundbildung21 Grundbildung20 Grundbildung20
20
Strupler M. und Wolter S. C. (2012).
24 21
Fuhrer M. und Schweri J. (2010).
Finanzierung der höheren Berufsbildung
Links
Im Gegensatz zur beruflichen Grundbildung ist die hö-
here Berufsbildung geprägt durch ein höheres finanziel- Informationen zur Finanzierung in der
les Engagement von Studierenden und Arbeitgebern. höheren Berufsbildung:
Insbesondere die eidgenössischen Prüfungen und die www.sbfi.admin.ch/hbb Finanzierung
dazugehörigen vorbereitenden Kurse werden grössten- Interkantonale Vereinbarung über Beiträge an
teils privat getragen. Doch auch die öffentliche Hand die Bildungsgänge der höheren Fachschulen
spielt bei der Finanzierung eine zunehmend wichtige (HFSV):
Rolle. Die öffentliche Hand leistete in der höheren Be- www.edk.ch Arbeiten Finanzierungs-
rufsbildung und der berufsorientierten Weiterbildung Vereinbarungen Höhere Fachschulen
2015 einen finanziellen Beitrag von mehr als 460 Millio-
nen Franken.
80%
70% 65,7 65,7 66,5
60% 56,7
50%
40%
30%
20%
9,1
10% 3,4 3,8 5,1 4,7 4,1
0%
Öffentliche Beiträge Branchenbeiträge Private Beiträge Beiträge des Arbeitgebers Andere Beiträge
22
Econcept (2011). Mehrfachnennungen möglich. 25
Die Berufsbildung international
Die Internationalisierung der Bildungs- und Arbeitswelt stellt die Berufsbildung vor Heraus-
forderungen, denen die Schweiz auf mehreren Ebenen aktiv begegnet. Um die duale Berufs-
bildung auf internationaler Ebene zu stärken, setzt das Staatssekretariat für Bildung,
Forschung und Innovation SBFI entsprechende Massnahmen verbundpartnerschaftlich um.
26
Berufsbildungszusammenarbeit im Rahmen von Internationale und nationale Berufsmeisterschaften
internationalen Organisationen Zahlreiche Berufsverbände ermitteln jährlich ihre Schwei-
Die Mitarbeit in internationalen Organisationen wie der zermeisterinnen und -meister unter den Berufsleuten. Die
OECD oder der EU fördert das Verständnis für die Berufs- Schweizermeisterschaften dienen gleichzeitig als Aus-
bildung auf internationaler Ebene. So vertritt das SBFI die scheidung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an
Schweiz unter anderem in verschiedenen europäischen den Europa- und Weltmeisterschaften. 2017 werden die
Gremien zum Thema Berufsbildung. Dabei werden die nächsten WorldSkills in Abu Dhabi ausgetragen. 2018
Schweizer Positionen eingebracht und gute Praktiken finden die Schweizermeisterschaften mit SwissSkills Bern
ausgetauscht. Aus dieser Zusammenarbeit gehen länder- wieder zentral statt und in Budapest stehen EuroSkills
übergreifende Berufsbildungsprojekte hervor. auf dem Programm.
www.sbfi.admin.ch/eu-berufsbildung www.swiss-skills.ch
www.sbfi.admin.ch/oecd
23
Übergangslösung für Erasmus+ im Jahr 2016 (gemäss Bundesratsantrag Übergangslösung 2015/16). 27
Die Berufsbildungsforschung
Die Berufsbildung ist ein wichtiger Standortvorteil für die Schweizer Volkswirtschaft und
trägt zur internationalen Konkurrenzfähigkeit bei. Für die laufende Weiterentwicklung und
die Anpassung an neue Herausforderungen ist die Berufsbildung auf Wissen angewiesen,
welches die Berufsbildungsforschung erarbeitet.
Links
Informationen zur Berufsbildungsforschung:
www.sbfi.admin.ch/bbforschung
Informationen zu den Förderinstrumenten:
www.sbfi.admin.ch/bbforschung Leading
Houses Einzelprojekte
28
Weiterführende Informationen
Berufsbildung auf Bundesebene Zeitschrift und Newsletter zur Berufsbildung
Aktuelle Informationen zur Berufsbildung auf der Web- Produktpalette für Fachleute und Institutionen der
site des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Berufsbildung, der Berufs-, Studien- und Laufbahn-
Innovation SBFI. beratung sowie der Arbeitsmarktbehörden.
www.sbfi.admin.ch/berufsbildung www.panorama.ch
30
Bezugsadresse
www.berufsbildungplus.ch
Kontakt
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, Einsteinstrasse 2, 3003 Bern,
Telefon +41 (0)58 462 21 29, berufsbildungspolitik@sbfi.admin.ch, www.sbfi.admin.ch 31
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