Sex am Arbeitsplatz war für GQ-Mann Molzer lange der einzige
Grund, überhaupt ins Büro zu gehen. Inzwischen ist er der Schreibtischfron längst entpflichtet – seinen Erfahrungsschatz will er uns allerdings nicht vorenthalten: Hier sind seine acht goldenen Regeln
Bill Clinton, Expräsident der Vereinigten Staaten von Amerika, hat es
der ganzen Welt vorgemacht. Er verwandelte sein Büro vom Oval Office ins Oral Office, um einer drallen Praktikantin namens Monica Lewinsky die ausgiebige Verkostung des präsidialen Pimmels zu ermöglichen. Ich gehe davon aus, dass er sie nachher penetrierte, denn wenn du als Mister President schon das Risiko eingehst, vor deiner rangniedrigsten Mitarbeiterin die Hosen runterzulassen, dann ziehst du die Nummer doch bitteschön konsequent bis zum Ende durch und nimmst das Luder auf deinem Schreibtisch, bis die Abraham-Lincoln-Büste zu Boden kracht. Bill Clinton erhob Sex am Arbeitsplatz zum Kult. Ich fühlte mich durch die Lewinsky-Affäre endgültig bestätigt. Wir arbeiten immer mehr und immer länger. Viele nehmen inzwischen Zweit- und Drittjobs an, um sich über Wasser zu halten. Wo, wenn nicht am Arbeitsplatz, soll Sex überhaupt noch stattfinden? Sex am Arbeitsplatz ist außerdem das beste Rezept gegen Mobbing und Konkurrenzdruck. Was gibt es denn Schöneres, als dem verhassten Chef in seinem Büro gegenüberzusitzen und still zu triumphieren: „Du kannst mich nicht mehr quälen, denn ich besorge es deiner Sekretärin, und zwar auf deinem Schreibtisch.“ Am Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es keine Gründe mehr, Sex am Arbeitsplatz abzulehnen. Es gelten uneingeschränkt meine Worte, die ich dem seinerzeitigen GQ- Volontär Kengelbach mit auf seinen Weg gab (GQ 01/2005): „Wer eine geile Kollegin als Sexualpartnerin verschmäht, tut dies deshalb, weil er ein zu kurzes oder ein zu dünnes Geschlechtsorgan hat und das anschließende Gerede darüber in der Firma fürchtet wie Odysseus den Gesang der Sirenen.“ Als ich noch regelmäßig in ein Büro ging – meine Allergien gegen Konferenzräume, Faxgeräte, Vorgesetzte, Klarsichthüllen und Na-wie-war-dein-Wochenende?- Dummgeschwätz im Allgemeinen sowie mein Ekel vor Darmwinden von Kollegen in dünnwandigen Gemeinschaftsscheißhäusern im Speziellen kamen Mitte der 90er-Jahre verstärkt zum Ausbruch und trugen mit dazu bei, dass ich bald aus dem täglichen Berufsleben ausschied –, als ich also noch regelmäßig zur Arbeit ging, da war die Aussicht auf Kolleginnen-Beischlaf die einzige Motivation, mir den Weg dorthin überhaupt anzutun. Nur wenn ich genug Sex auf der eigenen Kostenstelle hatte, war ich brauchbar in meinem Job. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ich meine allerletzte Anstellung verlor, weil ich Sex am Arbeitsplatz ein einziges Mal verweigert hatte. Das kam so: Eines Tages läutete in meinem Büro das Telefon. Ein interner Anruf, der Stellvertreter der Chefredakteurin war dran. „Ich muss mit dir reden“, sagte er, „heute Mittag beim Italiener.“ Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Bei Pasta und einer Flasche Weißwein eröffnete er mir dann, ich müsse das Haus verlassen. Ich lächelte ihn an: „Gern, sag mir warum.“ Seine Antwort fing so an: „Punkt eins: Du zeigst deiner Chefredakteurin zu deutlich, dass du sie nicht bumsen willst.“ Ist das nicht herrlich? Die Chefredakteurin war eine kleine, fette, blondierte Wachtel. Okay, ich hab zu der Zeit fast alles genagelt, was über die Flure kam, aber bei der Frau hatte meine Nachsicht ein Ende. Weil es natürlich kein Kündigungsgrund ist, wenn einer partout nicht in seine Chefredakteurin eindringen will, stellte ich Bedingungen für meinen Abgang, dass sie mit den Ohren schlackerten. Sie gingen tatsächlich darauf ein, und seitdem schreibe ich meine Storys nicht mehr in Redaktionsbüros, sondern in Kaffeehäusern und Stundenhotels, auf Waldlichtungen und Motoryachten. Für mich ist Sex am Arbeitsplatz also kein Thema mehr. Aber mein Erfahrungsschatz ist reich, und ich will nun ein paar wichtige Grundregeln aufstellen. REGEL EINS: Lass dich nie mit einer hässlichen Kollegin erwischen! Es mag durchaus vorkommen, dass man ab und an auch zu Mangelware greift. Vielleicht ist man ausgepowert, verspürt keine Lust auf den großen Aufriss oder hat bei der kleinen Bürofeier einen zu viel gekippt. Da packst du dir beim Kopierer eben die nächstbeste Krähe – Augen zu und durch. Völlig in Ordnung, solange du nie dabei erwischt wirst. Ich hatte mal einen Chefredakteur, der sich in seinem Büro auf die Klatschkolumnistin geworfen hatte. Mutter Natur meinte es nicht gut mit der Dame. Das Gesicht war herb bis männlich, ihre flachen Brüste bildeten einen bizarren Kontrast zu dem Riesenarsch. Die beiden wurden von der Putzfrau ertappt. Bald wusste es der ganze Verlag. Wir verloren jeglichen Respekt vor diesem Chefredakteur. Wenn du alles richtig machst und dich mit der Krähe nicht erwischen lässt, besteht natürlich immer noch die Gefahr, dass sie prahlen will mit dir und es herumposaunt. Bleib souverän, sag einfach nur: „Seht sie euch an. Hab ich das nötig? Nicht mal mit der Zange…“ Keiner wird der Krähe glauben. Man wird sie wegsperren in den hintersten Käfig, und du wirst deine Ruhe haben vor ihr. REGEL ZWEI: Alle sollen wissen, dass du das schärfste Babe der Firma flachgelegt hast! In diesem Fall hat der Spruch „Der Gentleman genießt und schweigt“ keine Gültigkeit. Es ist wichtig, dass vor allem der restliche Weiberhaufen von der Babe- Erstürmung erfährt. Sie werden das Babe dann nur noch mehr verdammen. Und sie werden tun, was sie tun müssen, um ihr ramponiertes weibliches Ego wieder aufzurichten. Sie werden sich dir hingeben, eine nach der anderen. Um am Ende zu triumphieren: „Was die kann, können wir auch.“ Eine Kollegin erträgt es in der Regel nicht, wenn du dich für eine andere Kollegin interessierst. Es bringt sie fast um, und sie ist zu jedem Opfer bereit, das zu ändern. Dutzendmal erfahren. REGEL DREI: Pack dir eine, die beim Kantinenessen richtig zulangt! Es macht keinen Sinn, eine Salatblätter zählende Modetussi anzubaggern. Wie sie isst, lustlos, so ist sie auch im Bett. Die hungrige Löwin musst du erlegen. Ein Vergleichstest sagt alles. Ich lernte beide Frauen in der Burda-Kantine kennen. Fangen wir mit Uta an: Praktikantin bei Elle. Hübsch. Topfigur. Salatfetischistin. Nach einer Weihnachtsfeier im Verlag ging ich mit ihr in die Tiefgarage, um sie in meinem Wagen zu befriedigen. Sie machte während der 15-minütigen Paarung die Beine nie breit genug (obwohl es eine S-Klasse war), und sie sagte zirka 20-mal Aua! Helga hingegen, eine Bildredakteurin, aß wie ein Mähdrescher. Wir arbeiteten einmal die halbe Nacht durch und bestellten uns Pizza. Nachdem sie den letzten Happen verdrückt hatte, sagte sie: „Jetzt, mein süßes Kurtilein, fress ich deinen Schwanz.“ Wir verriegelten die Tür, und sie bekam ihre Nachspeise. REGEL VIER: Lass die neue Kollegin erst mal links liegen! Man kennt das: Eine neue, attraktive Kollegin stellt sich vor. Und was passiert? Die Männermeute hängt von der ersten Sekunde an hechelnd an ihrem Rockzipfel. Sie muss sich dann Sprüche wie diesen anhören: „Wenn du Lust hast, können wir heute nach dem Essen ja irgendwo ne Latte trinken.“ Lass sie ruhig ziehen mit den ganzen Latte-Trinkern, diesen sterbenslangweiligen, kinder-arsch-glatten Königen der Mittagspause. Sie wird mit den Latte-Trinkern vorbeigehen an der Bar, in der du allein deinen Grappa trinkst. Sie wird dich sehen und sich denken, dass sie dich auch schon mal im Büro gesehen hat. „Wer ist dieser geheimnisvolle, dünne Sizilianer mit der großen Nase? Warum grüßt er mich kaum?“, dachte sich eine neue Kollegin, als sie mich mittags einsam an einem Tresen sah. Später, als wir längst ein Verhältnis hatten, erzählte sie es mir. Pia fühlte sich verfolgt von den Latte-Trinkern. Aber sie ließen sie bald in Frieden, denn eines Tages sagte sie: „Ich trinke ab heute Grappa.“ REGEL FÜNF: Schlaf dich als Mann nie hoch! Natürlich kannst du deine Vorgesetzte vögeln. Sie ist und bleibt ja schließlich eine Frau, wie die Empfangsdame oder die Putze auch. Als ich jünger war, hatte ich drei Chefinnen. Einer hab ich’s besorgt, und es machte mir viel Spaß. Sie war unbeliebt in der Redaktion, alle zitterten vor ihr. Aber irgendwann lag sie bäuchlings in ihrem Büro vor mir auf dem Boden und flehte um Schläge auf ihren Hintern. Na, ich hab mir das nicht zweimal sagen lassen und die Alte richtig verdroschen. Die schlimmsten Karrierefrauen sind die demütigsten Bettgenossinnen. Als ich sie in der Missionarsstellung unter mir hatte, hauchte sie: „Sag, dass ich eine dreckige Schlampe bin, behandle mich schlecht.“ – „Sei still, blöde Kuh, du sollst nur stöhnen“, sagte ich darauf zu meiner Chefin. Und schon hatte sie einen gewaltigen Orgasmus. Später wollte sie mich befördern, zur Belohnung quasi. Aber das ließ ich nicht zu. Nie und nimmer dürfen Männer sich hochschlafen. Es brächte, wie soll ich sagen, die Weltordnung durcheinander. REGEL SECHS: Erpresse eine Kollegin, von der du weißt, dass sie mit einem Kollegen schläft, obwohl sie verheiratet ist! Ich hatte eine verheiratete Kollegin – groß, dicke Brüste, aber nicht hübsch, egal –, die sich regelmäßig mit einem Herrn aus dem Vertrieb in einem sehr nahe gelegenen Hotel zum Mittagsquickie verabredete. Da ich nicht ihrem Geschmack entsprach und keine Chance bei ihr hatte, beim Sommerfest jedoch plötzlich scharf auf ihre Titten wurde, griff ich zu einer außergewöhnlichen Taktik. Auf dem Weg zur Toilette fing ich sie ab: „Ich weiß, was du tust in deinen Mittagspausen“, sagte ich. Sie wurde gleich ganz nervös: „Was meinst du?“ Ich beulte mit der Zunge meine Wange aus und klopfte mit der linken Handfläche gegen meine rechte Faust. Da lief sie rot an. „Don’t panic“, beruhigte ich sie, „von mir wird es niemand erfahren.“ – „Kurt, ich wusste, du bist schwer okay“, atmete sie durch. „Alles hat seinen Preis“, machte ich weiter, und hatte meine Hand schon auf ihrem Vorbau. „Hör bitte auf damit“, sagte sie, „es könnte uns jemand sehen.“ – „Dann komm mit ins Gebüsch.“ – „Was willst du von mir?“ – „Nur deine Titten, aber richtig.“ Sie kam mit. „Wenn du trotzdem was erzählst, bring ich dich um“, warnte sie mich. Es war schon dunkel, und sie machte sich oben frei. Die entblößten Dinger leuchteten wie zwei volle Monde. „Leg dich hin“, sagte ich. „Was soll das?“ – „Ich hab gesagt, dass ich deine Titten richtig will, auf die spanische Art.“ – „Du darfst sie aber nur anfassen.“ Ich gab mich zufrieden damit, knetete und knutschte in starker Erregung – so lang, bis sie selbst ihren Spaß hatte und der Spanischstunde doch noch zustimmte. REGEL SIEBEN: Knüpfe keine feste Beziehung am Arbeitsplatz! Ich machte diesen Fehler. Eine Zeit lang arbeitete ich mit meiner Freundin Tür an Tür. Die Folge: Ich stand ständig unter ihrer Beobachtung, Sex am Arbeitsplatz fand – außer mit ihr natürlich, aber Beischlaf mit der eigenen Freundin wird erfahrungsgemäß sehr bald fad – nicht mehr statt. Trotzdem ließ ich nichts unversucht, und S. bekam meine Annäherungsversuche mit. Sie wurde depressiv an meiner Seite, und als wir einmal gemeinsam von der Arbeit nach Hause fuhren – S. am Steuer ihres schwarzen Mini –, drohte sie, das arme kleine Auto mit vollem Karacho gegen das Siegestor zu fahren. Ich versprach ihr hoch und heilig, auf den letzten Metern vor einem möglichen Aufprall, dass ich nie wieder einer Kollegin in den Ausschnitt schauen werde. Wir überlebten. S. wurde, nachdem wir uns trenn- ten, wieder eine glückliche Frau. REGEL ACHT: Schluss mit Standesdünkeln – ran an die Putzfrau! Die meisten Putzfrauen kommen aus Bosnien-Herzegowina, Serbien- Montenegro und der Türkei, und viele von ihnen sehen, man muss es leider sehr deutlich sagen, in der Kopftuch-Damenbart-Kittel- Kombi zum Davonrennen aus. In der Generation der nachkommenden weiblichen Reinigungskräfte wachsen aber prächtige Ausnahmen heran: grell geschminkte Balkanprinzessinnen in engen Jeans und mit auf hellbraunen Bäuchen zusammengebundenen Woolworth-Blusen. Genau so eine fing in unserer Redaktion um sieben Uhr morgens mit ihrer Arbeit an. Manchmal, wenn Redaktionsschluss war, saß ich um diese Zeit immer noch am Schreibtisch. Ich verfolgte jeden ihrer Handgriffe mit gierigen Blicken. Es blieb dabei. Ich hatte nie eine Putzfrau aus der Redaktion. Ich bereue es zutiefst.