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4
Inhalte
• Gedächtnis, Erinnern & Wiedererkennen
• Lernen, Logisches Denken & Problemlosen
• Aufmerksamkeit
• Kognitive Belastung
• Entscheiden
5
Mensch-Computer-Interaktion
Menschliche Kognition
Gedächtnis, Erinnern & Wiedererkennen
Author
Human-Computer Interaction, University of Hamburg
Multi-Speicher-Modell
• Gedächtnismodell mit drei miteinander
verbundenen Speichern unterscheidet
1. Sensorische Register (Ultrakurzzeit-
gedächtnis)
2. Arbeits-/Kurzzeitgedächtnis (engl. Short-
Term Memory, STM)
3. Langzeitgedächtnis (engl. Long-Term
Memory, LTM)
R.C. Atkinson, R.M. Shiffrin: Human memory: A proposed system and its control processes.
The psychology of learning and motivation (Volume 2). pp. 89–195, 1968.
7
Multi-Speicher-Modell
Sensorische Aufmerk-
Arbeits- Memorieren
Register samkeit
Stimuli
bzw. Langzeit-
Ikonisch
Kurzzeit- gedächtnis
Echoisch
gedächtnis Erinnern
Haptisch
R.C. Atkinson, R.M. Shiffrin: Human memory: A proposed system and its control processes.
The psychology of learning and motivation (Volume 2). pp. 89–195, 1968.
8
Sensorische Register
• Sensorische Register oder Ultrakurzzeitgedächtnis
dienen als Zwischenspeicher für Stimuli
1. Ikonischer Register
2. Echoischer Register
3. Haptischer Register
Es war 42 * 42 = ?
einmal…
15
Arbeitsgedächtnis
Short-Term Memory (STM)
• Zwischenspeicher für kurzzeitigen Abruf von
Informationen
• Zugri! in <70ms 16
Arbeitsgedächtnismodell
Zentrale Exekutive
Episodisches
Visuelle
Sprache Kurzzeit-
Bedeutung
gedächtnis
Baddeley, A. D., Hitch, G. J.: Working memory. The psychology of learning and motivation: Advances
in research and theory (Vol. 8, pp. 47–89), 1978.
17
Kapazität STM
• Information bleiben für ca. 15 - 30s
• Transfer in Langzeitgedächtnis durch
Memorieren
18
Kapazität STM
• Superzeichenbildung (engl. Chunking)
Gruppierung von mehreren Elementen zu
einer Sinneinheit von Information, um
Kapazität zu vergrößern
[1] Cowan, N., Saults, J.S., Elliott, E.M., & Moreno, M. (2002). Deconfounding serial recall. Journal of Memory and
Language, 46, 153-177.
[2] Miller, G. A. (1956): The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing 19
information. In: Psychological Review, 63, 1956, S. 81–97.
Kapazität STM
Beispiele: Chunking
040428832439 040 42 883 24 39
20
Kapazität STM
Beispiele: Chunking
01000010 = 42 = B
Binär Hex ASCII
Punkt:
Strich:
S:
O:
SOS:
21
Gruppenarbeit
22
8579163
Think! Pair! Share!
24
Wiederholen
Session-ID: 93 72 27 67
Aufmerk-
samkeit
Arbeits- Memorieren
bzw.
Kurzzeit-
gedächtnis Erinnern
A 8571963 B 8579163
C 8539763 D 8597163
Gruppenarbeit
28
Gruppenarbeit
Aufmerk-
samkeit
Arbeits- Memorieren
bzw.
Kurzzeit-
gedächtnis Erinnern
A 2617469 B 2761649
C 2661749 D 2671469
Gruppenarbeit
33
Primär- & Rezenze!ekt
• Primäre!ekt (engl. Primacy E!ect) besagt,
dass sich an früher eingehende Information
besser erinnert wird als später eingehende
Information
Anfang Ende
Position der Information
Squire, Larry R., Zola, Stuart M., 1996: Structure and function of declarative and nondeclarative
memory systems. Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Vol 93, Nov: 13515-13522
41
Langzeitgedächtnis
Bsp.: Prozedurales Wissen
• Motorische Fertigkeiten
42
Langzeitgedächtnis
Bsp.: Prozedurales Wissen
• Kognitive Fertigkeiten
43
Langzeitgedächtnis
Bsp.: Priming
• Rat-Man: Ratte oder Mann ?
Prozedural
Gedächtnis
üben
motorische Fähigkeiten
Können
Semantisch lernen
Wissen
Fakten
Episodisch erfahren
Erinnern
persönliche Ereignisse
45
Erinnern vs. Erkennen
• Wissen aus LTM wieder im STM verfügbar zu
machen durch
1. Erinnern (engl. Recall) an etwas bereits
gelerntes ohne Angebot
47
Erinnern vs. Erkennen
Beispiele
• Wie sieht Logo von Twitter, Youtube,
Facebook, LinkedIn aus?
48
Gruppenarbeit
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
1234567891011121314151617181920212223242526
B
STM
Visuelles
Register B B B act
Dauer ingesamt:
ca. 30-150ms
B B
LTM ABCDE
FGHIJ
KLMNO recognize
PQRST
UVWXY
53
Fokus: IxD
Beispiel: Passfaces
http://www.realuser.com/ 54
Spurenverfallstheorie
• Spurenverfallstheorie (engl. Decay Theory)
besagt, dass Fähigkeit der Erinnerung und
des Wiedererkennens mit zunehmender Zeit
verblasst
57
Interferenztheorie
• Proaktive Interferenz/Hemmung:
- früheres Wissen beeinträchtigt später
hinzugefügtes Wissen, z.B. DM vs. EUR
• Retroaktive Interferenz/Hemmung:
- neues Wissen überschreibt früheres
Wissen, z.B. PIN oder Passwörter
Author
Human-Computer Interaction, University of Hamburg
Lernen
• Lernen beschreibt absichtlichen (intentional)
und beiläu$gen (implizit) Erwerb von
kognitiven und motorischen Fähigkeiten
und Fertigkeiten
19 27 54 36 08
0: Spiegel 5: Wein
1: Mädchen 6: Hund
2: Sonne 7: Himmel
3: Tür 8: Buch
4: Baum 9: Schuh
63
Giulio Camillo: Theater of Memory, 1511
Lernmethoden
Bsp: Semantisch ➝ Prozedural
• Passwort merken (semantisches
Gedächtnis) vs. eintippen (prozedurales
Gedächtnis)
65
IxD Fokus
Nummer Eingeben
66
Fertigkeitserwerb
Phasen
1. Kognitive Phase
68
Erlernen von Tastenkombinationen
Praktische Übung
Beispiel: (Multi-)Touch Gesten
70
Fertigkeitserwerb
Lernform
• Lernform beschreibt methodisch-
didaktischen Ansatz zum Wissens- und
Fertigkeitserwerb und dessen Umsetzung
in unterschiedlichen Kontexten
• Beispiel:
- Fertigkeiten in Teilfertigkeiten zerlegen
(engl. Dekomposition)
71
Lernform
Beispiel: Dekomposition
(Lenken + Balance) + Treten = Radfahren
+ =
(Lenken + Treten) Balance
+ = ?
72
Lernform
Beispiel: Dekomposition
73
Lernbewertung
Beispiel: Zeit
• Zeit bis zu bestimmtem Erfolg wird
gemessen
74
Lernbewertung
Beispiel: Zeit
Transfergruppe lernt Transfergruppe wendet an
Verhältnis von
Zeitgewinn zu
Lernaufwand
75
Gruppenarbeit
A Methode 1 B Methode 2
79
Potenzgesetz der Übung
• Potenzgesetz der Übung (engl. Power Law of
Learning) besagt, dass Ausführungszeit
motorischer Aufgabe reduziert werden kann:
A. Newell, P.S. Rosenbloom: Mechanisms of skill acquisition and the law of practice.
In J. R. Anderson (Ed.), Cognitive skills and their acquisition (pp. 1-55), 1981
81
Mensch-Computer-Interaktion
Menschliche Kognition
Logisches Denken
Author
Human-Computer Interaction, University of Hamburg
Logik
• Logik ist Lehre des vernünftigen
Schlussfolgerns
84
Logisches Denken
• Logisches Denken ist kognitive Fähigkeit des
Menschen
85
Logisches Denken
Arten
1. Deduktion geht vom Allgemeinen zum
Besonderen
2. Induktion geht vom Einzelnen zum
Allgemeinen
3. Abduktion schließt von Resultat und
Regel auf den Fall
86
Logisches Denken
Deduktion
• Deduktive Schließen verwendet logische
Regel, um Folgerungen zu schliessen
• Beispiel:
- Logische Regel: “Am Donnerstag !ndet
Vorlesung IKON-1 statt.”
- Deduktion: Es ist Donnerstag (Bedingung)
⇒ Vorlesung IKON-1 $ndet statt (logische
Konsequenz)
87
Logisches Denken
Deduktion
• Deduktive Schließen verwendet logische
Regel, um Folgerungen zu schliessen
• Beispiel:
- Logische Regel: “Einige Vorlesungen sind
interessant.”
- ungültige Deduktion: IKON-1 ist Vorlesung
(Bedingung) ⇒ Vorlesung IKON-1 ist
interessant (keine logische Konsequenz)
88
Logisches Denken
Induktion
• Induktion ist verallgemeinerndes Denken
bei der von Beobachtungen auf nicht
beobachtete Fälle generalisiert wird
• Beispiel:
- “Jeder Elefant, den ich bisher gesehen
habe, hat einen Rüssel” ⇒“Jeder Elefant
hat einen Rüssel.”
89
Gruppenarbeit
A 1 B 2
C 3 D 4
10 EUR 30 EUR
• Beispiel:
- Logische Regel: „Falls A wahr wäre, würde
C folgen“
- Resultat: „Tatsache C“
- Abduktion: „A ist wahr“
95
Logisches Denken
Abduktion
• Abduktion ist logischer Vorgang, in dem
erklärende Hypothese gebildet wird
• Beispiel:
- Logische Regel: „Wenn Dozent nervös ist,
spricht er zu schnell“
- Resultat: „Dozent spricht schnell“
- Abduktion: „Dozent ist nervös“
96
„Deduction proves that something must be;
Induction shows that something actually is
operative;
Abduction merely suggests that something
may be.“
Author
Human-Computer Interaction, University of Hamburg
Gruppenarbeit
W.E. Hick: On the rate of gain of information. Quarterly Journal of Experimental Psychology 4(1):11–26,1952 106
Gesetz von Hick
Beispiele
http://www.jedbrubaker.com/wp-content/uploads/2013/03/Day7-HicksLaw.pdf 107
Gesetz von Hick
Beispiel
Option 1 Option 2 Option 3 … Option n
[1] W.E. Hick: On the rate of gain of information. Quarterly Journal of Experimental Psychology 4(1):
11–26,1952
[2] R. Hyman: Stimulus information as a determinant of reaction time” by, Journal of Experimental 108
Psychology 45, 1953
Gesetz von Hick
Beispiele
https://uxplanet.org/design-principles-hicks-law-quick-decision-making-3dcc1b1a0632 109
Gesetz von Hick
Beispiel: Copy-&-Paste
110
Fokus: IxD
Beispiel: Menu-Auswahl
vs.
Option A Option B
111
Fokus: IxD
Beispiel: Menu-Auswahl
• Für 8 Alternativen ergibt sich:
T = b · log2 (8 + 1) = b · 3.17
Option 1 Option 2 Option 3 Option 4 Option 5 Option 6 Option 7 Option 8
112
Fokus: IxD
Gesetz von Hick
• Auswahl aus komplexen Alternativen kostet
mehr Zeit als bei einfachen Alternativen
113
Gesetz von Hick
Beispiel: Menu-Auswahl
115
Gesetz von Hick
Beispiel: Menu-Auswahl
116
Gesetz von Hick
Relation zum IQ
• Korrelation zwischen IQ und Geschwindig-
keit (engl. Processing Speed) der Verarbeitung
➡ Zeit um Entscheidung zu tre!en:
E. Roth: Die Geschwindigkeit der Verarbeitung von Information und ihr Zusammenhang mit
Intelligenz. Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie 11, 1964
118
Gesetz von Hick
Relation zum IQ / Übung
E. Roth: Die Geschwindigkeit der Verarbeitung von Information und ihr Zusammenhang mit
Intelligenz. Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie 11, 1964
119
Mensch-Computer-Interaktion
Menschliche Kognition
Aufmerksamkeit und Belastung
123
Aufmerksamkeit
Bsp: Bewusste Zuwendung
• Cocktail-Party-E!ekt
beschreibt Fähigkeit
des Menschen
geregelte
Unterhaltung trotz
Stimmengewirr zu
führen
• Andere Stimmen werden um bis zu 15dB in
Wahrnehmung (nicht physikalisch) gedämpft
124
Aufmerksamkeit
Fokussierung
• Bestimmte Ereignisse verursachen
Fokussierung der Aufmerksamkeit auf
einzelne Objekte, z.B. durch besondere
- Größe und Reizintensität
- Bewegung
- Farbigkeit und Kontraste
-…
125
Aufmerksamkeit
Beispiel: Fokussierung
126
Kognitive Belastung
• Kognitive Ressourcen sind beschränkt
• Kognitive Belastung wird spürbar, wenn
- Aufgaben unter Zeitdruck zu lösen sind
- mehrere Aufgaben gleichzeitig anstehen
- Entscheidungen unter starker emotionaler
Belastung getro!en werden
-… 129
Kognitive Belastung
Arten
• Lernbezogene Belastung, z.B. Lernen der
Bedienung einer Software
130
Kognitive Belastung
Arten
• durch Form der Darbietung bzw.
Extrinsische Belastung
Vermittlung
131
Kognitive Belastung
Mehrfachaufgaben
Aufgabe 1.3
132
Kognitive Belastung
Performance-Resource Funktion
Leichte Aufgabe
3
1
2
Schwere Aufgabe
Performanz
Ressourcen
133
Kognitive Belastung
Messung
Messen
Neben-
Neben-
Neben- aufgabe
aufgabe
aufgabe
Haupt-
Haupt-
Haupt- aufgabe
aufgabe
aufgabe
134
Kognitive Aufgabe
Bsp: Verbal vs. Räumlich
true
.. . e true
.. .
tim
B
false false
C
B
A start start
G. Bruder, P. Lubas, F. Steinicke: Cognitive Resource Demands of Redirection, iEEE VR, 2015 135