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eit fast zwanzig Jahren ist der Flughafen für die zivile die Anlage gesteckt. Sollte das Nein gewinnen, wird das wir Nein. Für die Heimat. Wir haben
Luftfahrt geöffnet. Bis heute wurden über 120 Milli- Land kein Geld mehr zur Verfügung stellen und sich vom nur eine!
onen Euro dafür verschwendet. Gebracht hat er trotz Flughafen und seiner Betreibergesellschaft verabschieden.
schöner Verheißungen nichts. Der Ausbau hätte für die Bewohner im Raum Bozen, Stefan Zelger,
Nun ist die Pleitengeschichte um ein weiteres Kapitel rei- Überetsch und Unterland weitreichende Konsequenzen. Sekretär der Landtagsfraktion
cher. Die Süd-Tiroler können darüber abstimmen, ob das Sven Knoll, Sprecher der Süd-Tiroler Freiheit im Landtag,
neue Flughafengesetz bzw. -konzept (siehe Fragestellung im warnt deshalb vor den Folgen bei einem Ja: „Die erlaubten
Kasten) umgesetzt werden soll oder nicht. Landeshauptmann Schadstoff-Grenzwerte im Unterland werden bereits jetzt oft
Kompatscher hat betont, dass er das Abstimmungsergebnis überschritten. Ein Ausbau des Flughafens würde die Situ-
als bindend betrachtet, selbst wenn das vorgeschriebene ation verschärfen!“ Die „Arbeitsgemeinschaft lebenswertes
Beteiligungsquorum von 40 Prozent nicht erreicht werden Unterland“ vergleicht die Situation im Unterland mit jener
sollte. Gewinnt das Ja, werden die Landebahn auf mindes- im Tiroler Inntal: „Dort sind Erkrankungen aufgrund der
tens 1.462 Meter ausgebaut und weiterhin Steuergelder in Umweltbelastungen durch Autobahn (Fortsetzung Seite 2)
www.suedtiroler-freiheit.com/landtag
Darüber stimmen Sie am 12. Juni bei der Volksbefragung zum Flughafen ab:
„Wollen Sie die Genehmigung des Gesetzentwurfes Nr. 60/15, betreffend ‚Bestimmungen
zum Flughafen Bozen‘, zu welchem der Südtiroler Landtag am 4. Dezember 2015 die An-
beraumung einer beratenden Volksbefragung beschlossen hat?“
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TIROLER STIMMEN 02/2016 | SÜD -TIROLER FREIHEIT
REGIONALRAT: (Fortsetzung von Seite 1) und Flughafen stark angestie- Kosten und Umweltbelastungen verbunden!“ Eine wichtige
WENIGER IST gen. Im Unterland sind die Schadstoffwerte oft höher als Verbindung werde der Brennerbasistunnel darstellen: „Mit
im Inntal!“ Sorgen bereitet Knoll auch die zu erwartende Fertigstellung des Tunnels wird eine Zugfahrt Innsbruck-Bo-
MEHR! Lärmbelastung: „Für die Anwohner würde ein Ausbau eine zen nur mehr 40 Minuten und München-Bozen unter zwei
erhebliche Verminderung ihrer Lebensqualität bedeuten!“ Stunden dauern!“
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ie Tiroler Stimmen haben in Selbst die Marketingchefin des Flughafens musste einräumen, Als lächerlich bezeichnet die Süd-Tiroler Freiheit die Annah-
ihrer letzten Ausgabe aus- nicht neben dem Flugplatz wohnen zu wollen. men und Prioritäten im neuen Entwicklungskonzept. „Alle
führlich über die Tumulte Bei allen diesen Auswirkungen auf die Umwelt stellt sich die Hauptziele für die wichtigsten Linienflüge - Rom, Wien,
im Regionalrat berichtet. Fliegende Frage, ob Süd-Tirols Wirtschaft diesen Flughafen braucht. London usw. - werden bereits mit Schnellzügen oder von
Gläser, Beleidigungen, Geschrei, Dro- Auch hier lautet die Antwort Nein! Die Behauptung, Süd- Innsbruck und Verona bestens abgedeckt“, erklärt Knoll. Als
hungen: Der Regionalrat präsentierte Tirol sei nicht erreichbar, lässt Landtagsabgeordnete Myriam unsinnig bezeichnet er auch die Berechnungsgrundlagen im
sich als eines demokratischen Systems Atz Tammerle nicht gelten: „Die letzte Sommersaison und Konzept: „Laut dem neuen Plan verfüge der Flughafen über
unwürdig. Im Fakten-Test der letzten die letzte Wintersaison gingen als Rekordsaisonen in die ein Einzugsgebiet von einer knappen Million Einwohner.
Ausgabe wurde außerdem aufgezeigt, Geschichte ein, ganz ohne Flughafen! Bereits jetzt reisen Süd-Tirol hat aber insgesamt nur ca. 340.000 Einwohner,
dass der Regionalrat nur noch wenige vier Prozent aller Gäste über die umliegenden Flughäfen die überhaupt für Flüge in Frage kämen. Warum sollten
Kompetenzen hat, den Steuerzahler an.“ Laut Atz Tammerle gelte es hier anzusetzen und die Bewohner, die in der Nähe der Flughäfen Innsbruck, Verona
aber nach wie vor viel Geld kostet. Zubringerdienste zu verbessern. usw. daheim sind, nach Bozen fahren, wenn in der Nachbar-
Landtagsabgeordneter Bernhard Zimmerhofer kann dem schaft größere Flughäfen mit besseren Angeboten liegen?!“
Bernhard Zimmerhofer, Fraktions- nur beipflichten. Er spricht sich dafür aus, die Zubringer- Bei einem mehrheitlichen Ja wird der Flughafen bis 2035
sprecher der Süd-Tiroler Freiheit im dienste zu den nahegelegenen Flughäfen von Innsbruck und den Steuerzahler bis zu 80 Millionen Euro kosten (siehe Fak-
Regionalrat, hat es sich deshalb zur Verona auszubauen: „Diese zwei Flughäfen sind von allen ten-Test auf Seite 10). Eine stolze Summe für ein Land, das
Aufgabe gemacht, die Kosten dafür Landesteilen Süd-Tirols aus schnell zu erreichen. Sie sind bei Gesundheit und Sozialem sparen „muss“. „Auch bei einem
weiter zu senken. Er fordert in einem außerdem eine erhebliche Konkurrenz für den Flughafen in Nein wird der Flughafen in Süd-Tiroler Hand bleiben. Sagen
Beschlussantrag die Reduzierung der Bozen. So plant der Flughafen in Verona in den nächsten wir deshalb Nein zur Verschwendung unseres Steuergeldes
Anzahl der Regionalratssitzungen auf Jahren Investitionen in Höhe von 134 Millionen Euro. Der und zur Zerstörung unserer Umwelt“, so der abschließende
maximal vier pro Jahr. Ausbau der Zubringerdienste wäre mit deutlich geringeren Appell der Süd-Tiroler Freiheit im Landtag. (SZ)
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Zwangsehe wie jene zwischen Süd- er Dreierlandtag besteht aus den Landtagen Nord/ Genau aus diesen Gründen hat die Süd-Tiroler Freiheit
Tirol und dem Trentino ist für eine Ost- und Süd-Tirols, sowie des Trentinos. Er tritt einen Aktionsplan beim Dreierlandtag vorgelegt. „Ganz Tirol
fruchtbringende Zusammenarbeit hin- nur alle zwei Jahre zusammen. In diesem Jahr muss sich fragen, wie man das Problem auf regionaler Ebene
derlich“, gibt Bernhard Zimmerhofer stand der Dreierlandtag im Zeichen der Flüchtlingskrise und zusammen bestmöglich bewältigen kann“, bringt es Knoll
abschließend zu bedenken. (CK/SZ) der drohenden Grenzkontrollen zwischen Österreich und auf den Punkt. Angenommen wurde die Forderung nach
Italien. Süd-Tirol wäre davon besonders betroffen. einem lückenlosen Austausch der Registrierungsdaten zwi-
Österreich hat die Voraussetzungen geschaffen, die Unrechts- schen italienischen und österreichischen Behörden. Zudem
grenze zu Italien wieder zu kontrollieren bzw. zu schließen. sprach sich der Dreierlandtag dafür aus, die Maßnahmen zur
Großen Anteil daran trage Italien durch seine Flüchtlings- Migrationskrise zukünftig zwischen den Tiroler Landesteilen
politik selbst, so Landtagsabgeordneter Sven Knoll: „Anstatt besser abzustimmen. Durch den Aktionsplan wird die EU
Flüchtlinge ordnungsgemäß zu registrieren, werden diese aufgefordert, das Asylrecht zu vereinheitlichen und dabei den
von Italien teilweise völlig unkontrolliert Richtung Norden rechtlichen und zeitlichen Rahmen klar zu definieren. Als Ziel
weitergeschleust. Hinzu kommt, dass die Daten jener Men- nannte der Plan, den wirklich schutzbedürftigen Menschen
schen, die registriert wurden, nicht an andere europäische Hilfe zu gewähren. Nach Beendigung der Fluchtgründe müss-
Polizeieinheiten weitergeleitet werden.“ Knoll zeigt Ver- ten diese aber wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren.
ständnis für Österreichs Maßnahmen: „Österreich schließt „Unser Antrag hat schon erste Früchte getragen“, freut sich
seine Grenzen nicht, um Süd-Tirol Schaden zuzufügen, Knoll. „Wir werden genau kontrollieren, ob die Beschlüsse
Bernhard Zimmerhofer: „Der Regionalrat sondern um Gewissheit zu bekommen, wer die Migranten diesmal auch eingehalten werden“, so der Klubsprecher der
kostet viel, bringt aber nichts. Das muss sich sind, die ins Staatsgebiet einreisen, damit die Bevölkerung Süd-Tiroler Freiheit im Landtag abschließend. (SZ)
ändern. Langfristig gehört er abgeschafft!“
in Österreich geschützt werden kann.“
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er Friede währte nicht lange. Am 13. Mai hielten derweil weitergebaut, um die Grenze umgehend schließen A“ verlassen und in der internationalen
Italiens Innenminister Angelino Alfano, Öster- zu können. „EBEL 2“ Liga spielen. Die „Serie A“
reichs Innenminister Wolfgang Sobotka, Tirols Am Brenner kam es in den letzten Monaten immer wieder fiel bisher oft wegen ihrer chaotischen
Landeshauptmann Günther Platter und Süd-Tirols Landes- zu teils heftigen Krawallen. Der Landtagsabgeordnete der Organisation und der andauernden
hauptmann Arno Kompatscher am Brenner eine gemeinsame Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, verurteilt die Ausschreitun- Unsicherheit für die Clubs auf.
Pressekonferenz ab. Feierlich wurde verkündet, die Grenze gen und fordert strenge Strafen für die Täter: „Der Brenner
nun doch nicht schließen bzw. kontrollieren zu wollen. wurde von Schlägertruppen aus Italien, die keine Rücksicht Bernhard Zimmerhofer, Landtagsab-
Italien, so die überschwängliche Meinung damals, habe auf Eigentum und Menschenleben genommen haben, in geordneter der Süd-Tiroler Freiheit,
seine Hausaufgaben gemacht und lasse keine Flüchtlinge ein Schlachtfeld verwandelt!“ Angesichts dieser Randale spricht von einer echten Revolution
mehr bis zum Brenner durch. fordert Knoll ein Demonstrationsverbot für solche Grup- im Sportbereich: „Die Süd-Tiroler
Nur zehn Tage später die Ernüchterung. Landeshauptmann pierungen am Brenner: „Das Recht auf Demonstration ist Freiheit hat schon viele Projekte für
Platter beklagte eine Verschärfung der Situation am Brenner: ein legitimes Mittel der Demokratie. Es gibt aber kein Recht eine Unabhängigkeit im Sportbereich
Derzeit seien immer wieder Gruppen von Flüchtlingen zu auf gewalttätiges Randalieren. Radikale Schlägertruppen auf den Weg gebracht, und wir wer-
Fuß auf ihrem Weg Richtung Norden zu beobachten. Er haben in Süd-Tirol nichts verloren!“ Langfristig, so Knoll, den dieses Vorhaben mit Nachdruck
habe deswegen bereits bei Innenminister Sobotka scharf sei die beste Grenzpolitik für Süd-Tirol die Ausübung des weiter vorantreiben. Die Initiative der
protestiert: „Ich werde nicht hinnehmen, dass die Italiener Selbstbestimmungsrechts und die Loslösung von Italien! (SZ) Süd-Tiroler Eishockeyvereine findet
wirkungslose Beruhigungspillen über angebliche Kontrollen natürlich unsere volle Unterstützung,
verteilen, während bei uns die Zahl der illegal eingereisten andere Vereine und Verbände sollten
Sehen Sie dem Link folgend im Video:
Personen wieder zunimmt!“ Sobotka reagierte und schickte Die Bilder von den gewaltsamen Aus- sich diese als Beispiel nehmen“, un-
zusätzliche Beamte auf den Brenner. An der Grenzanlage wird schreitungen auf dem Brenner. terstreicht Zimmerhofer. (SZ)
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Straßennamen
ÜBERSETZEN IST KEIN MUSS!
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aut Autonomiestatut gilt in Süd-Tirol die Ver- sentalerische und zimbrische Straßennamen. Es wäre
pflichtung zur „Zweisprachigkeit in der Ortsna- erstrebenwert, dass die deutschen Gemeinden Süd-Tirols
mengebung“. Bedeutet Zweisprachigkeit in der nach demselben Muster verfahren, da dieses das einzig
Ortsnamengebung, dass Ortsnamen, aber auch Flurna- Richtige ist.
men übersetzt werden müssen, wenn diese die Grundlage 2. Anders als in Welsch-Tirol bestehen in Süd-Tirol
[VIA PAESE]
für Straßennamen bilden? über die Übersetzbarkeit von Straßennamen, genau so
Die Antwort gleich vorweg: Sie lautet Nein! Zweispra- wie von Orts- und Flurnamen, Unsicherheit und Miss-
Mag zwar Italienisch klingen, gibt es aber chigkeit von Namen ist nämlich etwas anderes als Zwei- verständnisse. Dies hat zur Folge, dass jede Gemeinde
nur in Süd-Tirol: Bei „via Paese“ – zu finden
u.a. in Feldthurns, Jenesien und Vilpian – sprachigkeit von Wörtern. Namen bezeichnen. Deren nach eigenem Gutdünken Straßennamen ins Italienische
handelt es sich um einen Straßennamen, Übersetzung ist daher überflüssig. Wörter bedeuten. übersetzt, teilübersetzt oder einzig auf Deutsch oder
der eine Wort-zu-Wort-Übersetzung von Deren Übersetzung ist somit notwendig. Will heißen: Ladinisch führt.
„Dorfstraße“ darstellt. Namen sind nicht einfach so übersetzbar, selbst wenn die- 3. Dabei ist die Übersetzung von Straßennamen gesetz-
Die Dorfstraße bezieht sich auf die se wie Wörter klingen, wie z. B. der Name „Dorfstraße“. lich nicht vorgeschrieben, und erst recht gibt es keine
Hauptstraße, die durch eine Ortschaft Die Übersetzbarkeit von Straßennamen in Süd-, aber diesbezügliche linguistische Grundlage. Daher sollten die
führt. Dieses Konzept hat im Italieni- auch in Welsch-Tirol, sowohl aus gesetzlicher als auch Gemeinden den Grundsatz fassen, dass bei der Frage der
schen keine exakte Entsprechung. Die aus linguistischer Perspektive, war auch das Thema eines Übersetzbarkeit von Straßennamen ausschließlich nach
Dorfstraße ist, linguistisch betrachtet,
gar nicht übersetzbar. Vortrages, den ich im Februar in Bozen auf Einladung wissenschaftlichen Kriterien vorgegangen wird, indem
der Regionalratsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit hielt. auf Übersetzungen, da zu künstlich und aufgesetzt, wei-
Dessen ungeachtet erscheint sie in Süd- Während des Vortrags appellierte ich an die Süd-Tiroler testgehend verzichtet wird. Zuletzt geht es nämlich auch
Tirol in der Mehrheit der Fälle übersetzt Gemeinden, nach dem Vorbild Welsch-Tirols eine wis- um die Frage: Warum sollen die deutschen Gemeinden in
als „via Paese“, „via del Paese“ und, in
selteneren Fällen, als „via del Borgo“, „via senschaftliche Vorgehensweise bei der Übersetzung von Süd-Tirol Straßennamen übersetzen, wenn es die ladini-
del Villaggio“ und „via Centrale“. Straßennamen zu finden. Besonders hervorheben wollte schen, fersentalerischen und zimbrischen Gemeinden der
ich folgende Punkte: gesamten Region Süd-Tirol-Welsch-Tirol auch nicht tun?
All diese Übersetzungen sind künstlich 1. Die Ladiner sowohl in Süd- als auch in Welsch-Tirol,
und zeugen von einer aufgesetzten Ita- Dr. Cristian Kollmann ist Sprachwissenschaftler sowie Presse- und
lianität. Lobend hervorzuheben ist in die- aber auch die Fersentaler und Luserner in Welsch-Tirol, Kommunikationssprecher der Landtagsfraktion der Süd-Tiroler
sem Zusammenhang einzig die Gemeinde führen nur einsprachig ladinische bzw. einsprachig fer- Freiheit.
Pfalzen, in der die Dorfstraße unübersetzt
erscheint.
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INPS: „SIAMO
IN ITALIA...“
Deutsche Beipackzettel bei Medikamenten Die Süd-Tiroler Freiheit hat alle Fälle
der Landesregierung berichtet und
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er im Supermarkt einen Sack Hundefutter Sogar Alessandro Urzì von der italienischen Rechten plädierte verteidigt werden“, fordert Myriam
kauft, kann auf der Packung in verschiedenen für die Annahme des Antrages. Dieser wurde aber mit 12 zu Atz Tammerle, Landtagsabgeordnete
Sprachen lesen, welche Inhaltsstoffe dem ge- 16 Stimmen, vor allem durch die Stimmen der SVP-Abge- der Süd-Tiroler Freiheit. Auf Druck
liebten Vierbeiner vorgesetzt werden. Wer in Süd-Tirol aber ordneten, abgelehnt. Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll der Süd-Tiroler Freiheit hin, wird
einen deutschen Beipackzettel bei Medikamenten will, muss wirft der SVP verantwortungsloses Handeln vor. Er gibt im Herbst deshalb ein Gipfel zum
immer noch als Bittsteller auftreten. Es hängt vom guten zu bedenken: „Sollte es sich – und danach sieht es derzeit Thema Zweisprachigkeit im Landtag
Willen des Apothekers ab, ob man auch einen deutschen aus – tatsächlich durchsetzen, dass nicht-rezeptpflichtige abgehalten. Die Süd-Tiroler Freiheit
Beipackzettel erhält oder nicht. Außerdem sind auch auf Medikamente auch im freien Handel wie z.B. in einem wird auch weiterhin für dieses wichtige
Verlangen nicht alle Beipackzettel in deutscher Sprache Supermarkt angeboten werden können, wird man von der Recht kämpfen, da es die SVP anschei-
erhältlich. Kassierin sicher nicht verlangen können, dass sie sich kurz nend nicht für notwendig erachtet. (SZ)
„Gerade bei Medikamenten ist das richtige Verständnis der zurückzieht, um schnell mal eine deutsche Medikamenten-
Anwendung und der Inhaltsstoffe von zentraler Bedeu- beschreibung auszudrucken!“
tung. Oft werden Medikamente nach einer längeren Zeit Für Cristian Kollmann, Pressesprecher der Landtagsfraktion,
wiederverwendet. Eine leicht verständliche Beschreibung ist das Nein der SVP „sehr bezeichnend“ für ihre romgefällige
ist in dieser Situation äußerst wichtig“, gibt Stefan Zelger, Politik. Er urteilt: „Die SVP hat einmal mehr bewiesen,
Sekretär der Landtagsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit, dass ihr Mehrsprachigkeit nur dann wichtig ist, wenn es –
zu bedenken. Die Süd-Tiroler Freiheit hat deshalb einen man denke an CLIL – um mehr Italianität auf Kosten des
Beschlussantrag im Landtag eingebracht, mit dem Ziel, Deutschen geht. Mit ihrer Italianisierungspolitik sägt sich
Mehr Schatten als Licht: Bei der Einhaltung
dass den Medikamenten neben dem italienischen auch der die SVP letztendlich jenen Ast ab, auf dem sie selbst sitzt“, der Sprachbestimmungen zeigt sich das Für-
deutsche Zettel beigepackt wird. bringt es Kollmann abschließend auf den Punkt. (SZ/CK) sorgeinstitut INPS wenig fürsorglich!
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ie Anregung zu dieser Maßnahme kam von der Bevölkerung dar. Anders verhält es sich mit konstruierten, Erfolg. Lediglich Alessandro Urzì von
Süd-Tiroler Freiheit, die einen entsprechenden faschistisch belasteten Orts- und Flurnamen: Diese rücken die der italienischen Rechten stimmte da-
Beschlussantrag im Landtag einbrachte. Die Not- Siedlungs- und Sprachgeschichte in ein falsches Licht, stellen gegen.
wendigkeit der Informationskampagne ergibt sich dadurch, somit eine Manipulation derselben, aber auch der Bevölke-
dass die Bevölkerung in Süd-Tirol, vor allem die italienische, rung dar und führen insgesamt zur Verarmung der Kultur. In besagtem Zusatzprotokoll vom
große Wissenslücken auf dem Gebiet der Toponomastik Auch bauen sie Barrieren zwischen den Sprachgruppen auf. November 1995 geht es darum, dass
aufweist bzw. bestimmten Irrmeinungen aufsitzt. Es gilt, Die Entscheidung des Süd-Tiroler Landtags, in der Frage Gebietskörperschaften in den Grenzre-
die Bürger zu sensibilisieren: einerseits für den kulturellen der Toponomastik auf Information zu setzen, darf als Be- gionen der EU das Recht haben sollen,
Wert der historisch fundierten Toponomastik, andererseits kenntnis zur gesellschafts- und kulturpolitischen Relevanz Abkommen zur grenzüberschreiten-
für die Botschaft, die bis heute von der faschistisch belasteten der Thematik und als erster wichtiger Vorstoß in Richtung den Zusammenarbeit abzuschließen.
Toponomastik ausgeht. Wissenschaft gesehen werden. Insgesamt, so bleibt zu hoffen, Damit ist gewährleistet, dass solche
Historisch fundierte Orts- und Flurnamen sind wichtige wird es damit leichter sein, für die Toponomastik eine politi- Abkommen von den Unterzeichner-
Zeugen der Siedlungs- und Sprachgeschichte eines Gebiets sche Lösung herbeizuführen, wenn in erster Linie faschistisch staaten auch anerkannt bzw. rechtlich
und stellen, da aus unterschiedlichsten Zeiten und Sprach- unbelastet und wissenschaftlich fundiert argumentiert und verbindlich werden.
schichten stammend, eine Bereicherung für die gesamte informiert wird. (CK)
„Es ist eine Unterlassung und eine
antieuropäische Haltung, wenn ein
Gründungsmitglied der EU (ehemals
EG) wie Italien, nach über 15 Jahren
nicht imstande oder willens ist, einen
(Fortsetzung von Seite 6) Im Raum stand auch eine le- le Schwierigkeiten war, halfen wir nach unserer Möglichkeit. solchen Vertrag, der gerade für unse-
benslange Haftstrafe, falls Ihr nicht eingeräumt hättet, Ab 1980 hat sich der Heimatbund wieder politisch betätigt re Europaregion Tirol von grundle-
für die Autonomie gekämpft zu haben? und hat bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 1983 und gender Bedeutung ist, umzusetzen.
den Landtagswahlen im Herbst kandidiert. Und es ist auch eine Unterlassung
Vor Prozessbeginn hatten uns die Anwälte ans Herz gelegt, der SVP, wenn sie sich so lange nicht
wir sollen uns gut überlegen, ob wir beim Verhör nicht Welche Rolle hast Du dabei eingenommen? mit Nachdruck um die Umsetzung
aussagen sollten, dass wir für die Autonomie die Anschläge dieses Vertrages durch Rom bemüht
durchgeführt haben und nicht für die Selbstbestimmung. Ich war von Anfang an im Bundesausschuss tätig. Zuerst als hat“, betont Zimmerhofer. Mit der
Denn darauf stand lebenslange Haft. Bei der Autonomie Obmann des Aufsichtsrates. Einige Jahre war ich Ortsob- Annahme des Begehrensantrages ist
waren die Strafen bedeutend niedriger. Wir sollten auf un- mann von Meran, dann Bezirksobmann vom Burggrafenamt. die Landesregierung jetzt aufgefordert,
sere Familien Rücksicht nehmen, welche natürlich schwer Schließlich Landesobmann-Stellvertreter und zuletzt beklei- sich bei der italienischen Regierung für
darunter leiden würden. So haben wir uns entschlossen, dete ich das Amt des Bundesobmannes, das ich 21 Jahre die Umsetzung bzw. Ratifizierung des
den leichteren Weg zu gehen. Tatsache ist aber, dass im innehatte. Insgesamt war ich 42 Jahre im Bundesausschuss Madrider Abkommens einzusetzen.
Flugzettel von Zernez in der Schweiz, wo wir die Feuernacht tätig. Dazu kommen acht Jahre Gefängnis, also habe ich
ausgemacht haben, klar und deutlich steht, dass wir die mich 50 Jahre aktiv für die Rechte unserer Heimat eingesetzt. „Nach der geforderten schnellen
Selbstbestimmung verlangten. Auch Kerschbaumer hatte Umsetzung dieses Begehrensantrages
es in seinem letzten Rundbrief klar geschrieben, dass wir Ich habe in dieser Zeit Höhen und Tiefen erlebt. Habe mich durch die Regierung in Rom erwar-
selber über unser Schicksal entscheiden wollen. aber gerne für unsere bedrohte Heimat eingesetzt, denn ten wir uns, dass die Zusammenarbeit
das Erreichte war mir zu wenig. Unser Ziel war damals wie innerhalb der Europaregion Tirol ei-
Wie ging es nach der Haft politisch für die Freiheits- heute die Selbstbestimmung und damit das „Los von Rom“! nen neuen Schub in allen Bereichen
kämpfer weiter? erfährt, sei es im Wirtschafts-, Sport-
Lieber Sepp, vielen Dank für Deinen Einsatz, für das oder Sozialbereich. Aber auch im Zi-
1974 haben wir politische Häftlinge in St. Pauls den Hei- Gespräch, und alles Gute! vilschutz, wo wir schon entsprechende
matbund gegründet. In den ersten Jahren haben wir uns Anträge im Landtag eingereicht ha-
mehr sozial betätigt, z.B. den Häftlingen beim Löschen der ben“, zeigt sich Zimmerhofer über-
großen Hypothek geholfen. Oder wenn jemand in finanziel- zeugt. (CK/SZ)
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um die Autonomie gemeinsam mit der om 16. Jänner bis 6. März konnten sich alle Bür- überwachte: „Am 11. März fand für das ‚Forum der 100‘
Bevölkerung weiterzuentwickeln und ger Süd-Tirols ab 16 Jahren für das „Forum der die Auslosung von 100 effektiven Mitgliedern und 58 Er-
an die neuen Erfordernisse der sich 100“ anmelden. Dieses Forum ist nach Angaben satzmitgliedern statt. Nur wenig später musste aber eine
verändernden politischen, rechtlichen der Konvent-Organisatoren das „Gremium der Bürger“. zusätzliche Auslosung von weiteren 116 Ersatzpersonen voll-
und gesellschaftlichen Gegebenheiten Es berät das wichtigste Gremium im Autonomiekonvent, zogen werden, da viele ihre Teilnahme absagten, und sowohl
anzupassen. den „Konvent der 33“, und arbeitet die Ergebnisse der of- die Liste der 100, wie auch die 58 Ersatzpersonen bereits
Bei den offenen Veranstaltungen fenen Veranstaltungen auf. Bei den offenen Veranstaltungen ausgereizt waren.“ Atz Tammerle schöpfte Verdacht: „Warum
konnten alle Bürger ihre Meinung ein- konnten alle Bürger ihre Meinung einbringen. „Wer auch sollten sich so viele Menschen wieder zurückziehen, wenn
bringen. Zur Sprache kamen hier vor immer kommt, der ist der/die Richtige“, war bei den offenen sie sich vorher freiwillig für die Mitarbeit meldeten?!“ Erst
allem Themen wie Selbstbestimmung, Veranstaltungen zu lesen. Zur Sprache kamen hier vor allem nach mehrmaligem Nachhaken wurde ihr die Anmeldeliste
Sportautonomie, Steuerhoheit, deut- Themen wie Selbstbestimmung, Sportautonomie, Steuerho- ausgehändigt. Und der Verdacht war mehr als begründet.
sche Schule und vieles andere mehr. heit, deutsche Schule und viele andere volkstumspolitische
Die Ergebnisse der Diskussionsrunden Belange. Aus allen Angemeldeten wurden dann mittels eines
wurden protokolliert und dienen als sogenannten „geschichteten Zufallsstichprobenverfahrens“ SVP machte „Forum der 100“ zur Partei-
Grundlage für die Arbeit des „Forums die 100 Forumsteilnehmer gezogen. Und an dieser Stelle veranstaltung
der 100“. beginnt der erste von einigen Skandalen rund um diesen
Dieses Forum berät den „Konvent der Autonomiekonvent. Nach umfangreichen Recherchen und persönlichen Ge-
33“. Es besteht aus 100 Bürgern und „Das Anmeldesystem zum ‚Forum der 100‘ ließ willkürliche sprächen mit mehreren Funktionären der SVP, kam die
fungiert als Bindeglied zwischen der Anmeldungen zu, da ein Sicherheitssystem fehlte“, weiß Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz
Bevölkerung und dem Konvent. Die Myriam Atz Tammerle, Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Tammerle, zur Überzeugung: „Viele politische Funktionäre
Teilnehmer wurden ausgelost, wobei Freiheit zu berichten. „Wer sich registrierte, bekam keine wurden einfach ohne deren Wissen und Einverständnis zum
die SVP dieses Gremium systematisch Rückmeldung über die erfolgte Anmeldung. Gerade die ‚Forum der 100‘ angemeldet. So wurde verhindert, dass die
unterwanderte (siehe Hauptbericht auf fehlende Rückmeldung erleichterte die Einschreibung von Zivilbevölkerung, für die eigentlich dieses Forum gedacht
dieser Seite). Dritten und damit die Manipulation!“ So konnte jeder war, mitarbeiten kann!“
Der Konvent der 33 ist das wichtigste Bürger, auch ohne dessen Wissen und Einverständnis, für Der Verdacht liegt nahe, dass die selbsternannte Autono-
Gremium und setzt sich aus Mitglie- die Teilnahme am Forum angemeldet werden. Atz Tammerle miepartei mitansehen musste, wie der Konvent in eine ihr
dern zusammen, die der Landtag ein- war die einzige Landtagsabgeordnete, die die Auslosung nicht genehme volkstumspolitische Richtung „abdriftete“.
setzte. Rechtsexperten, Politiker und
Vertreter der Sozialpartner werden in In wenigen Tagen hatten sich mehr Bürger für das „Forum der 100“ angemeldet als in den zwei Monaten zuvor. Auf einer Pressekonferenz präsentierte
regelmäßigen Sitzungen schriftliche die Landtagsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit mit den Abgeordneten Myriam Atz Tammerle (Mitte) und Bernhard Zimmerhofer (rechts), sowie
Fraktionssekretär Stefan Zelger (links), ihre Erkenntnisse: „Die SVP hat dem Konvent und der direkten Demokratie einen Bärendienst erwiesen!“
Vorschläge ausarbeiten.
Alle Gremien haben nur beratende
Funktion. Die letzte Entscheidung
über Änderungen oder Ergänzungen
am Autonomiestatut haben der Re-
gionalrat und das italienische Parla-
ment. (SZ)
Sehen Sie dem Link folgend im Video: Die
vielbeachtete Pressekonferenz zur Aufdeckung
des Manipulationsskandals im Autonomie-
konvent.
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Um den patriotisch gesinnten Bürgern nicht auch das Feld Rechtliche Schritte eingeleitet.
im „Forum der 100“ überlassen zu müssen, wurde mit „Gewurschtel“ geht munter weiter…
fragwürdigen Mitteln nachgeholfen.
In den letzten sieben Tagen vor Ende der Anmeldefrist Um allen Unklarheiten auf den Grund zu gehen, hat die
wurden 999 Personen im Minutentakt, teils nach SVP-Orts- Landtagsabgeordnete Myriam Atz Tammerle eine Eingabe
gruppen, zum „Forum der 100“ angemeldet. „Die große bei der Staatsanwaltschaft am Landesgericht hinterlegt. Am
Mehrzahl: Bürgermeister, Gemeinderäte, Bezirks- und Orts- 6. April entschied die Staatsanwaltschaft am Landesgericht,
funktionäre und ein SVP-Landtagsabgeordneter“, erklärt Atz Ermittlungen wegen der Verletzung von Datenschutzbe-
Tammerle. „Sehr auffällig war die gruppenweise Anmeldung stimmungen in der Causa „Autonomiekonvent – Forum
aus 34 Gemeinden mit insgesamt 369 Personen.“ Bekräftigt der 100“ einzuleiten.
in ihrer Vermutung wurde Atz Tammerle durch die Aussage Inzwischen ging das „Gewurschtel“ im Autonomiekonvent
von SVP-Obmann Philipp Achammer, der offen zugab, unvermindert weiter. Obwohl zunächst nicht vorgesehen Ministerpräsident Renzi (l.) will Italien
„nachgeholfen“ zu haben. Auch SVP-Landtagsabgeordneter und auch nicht kommuniziert, wurden „Konventgespräche“ wieder zentralisieren und kann dabei auf
Landeshauptmann Kompatscher zählen. Für
Oswald Schiefer hat in einem Interview erklärt, dass Leute für Vereine und Verbände einberufen. Der Landtagsabge- Süd-Tirol habe dies laut dem ehemaligen
ins Forum eingetragen wurden, selbst wenn sich nicht die ordneten Atz Tammerle haben daraufhin mehrere betroffene Senator und Juristen Peterlini negative Fol-
gen, trotz der sogenannten „Schutzklausel“.
Gelegenheit ergab, vorher ihr Einverständnis einzuholen. Vereinsvertreter berichtet, dass ihre Anmeldung abgelehnt
Peinlich genug, wurde Schiefer selbst ohne sein Wissen und worden war. Von Seiten der Organisatoren wurde dies mit
Einverständnis angemeldet. einer begrenzten Teilnehmerzahl begründet. Diese Vorgangs-
Daneben haben mehrere SVP-Funktionäre, die sich un- weise ließ die Abgeordnete aber nicht gelten: „Nirgendwo Altmandatare der
ter den angemeldeten Personen befanden, in persönlichen steht geschrieben, dass die Teilnehmerzahl bei den Konvent- SVP: „Schachtel ‚Sta-
Gesprächen mit Atz Tammerle bestätigt, dass sie selbst gesprächen für Vereine begrenzt ist. Der Fehler liegt nicht tut‘ nicht öffnen!“
nicht die Anmeldung vorgenommen haben, niemanden bei den Vereinen, der Fehler liegt bei den Organisatoren“,
Ehemalige Mandatare der SVP
kritisieren den Autonomiekon-
vent. Es sei gefährlich das Sta-
tut zu öffnen, gerade vor dem
Hintergrund der geplanten
Verfassungsreform. Im Herbst
werden die Italiener über die
Reform in einem Referendum
abstimmen. Sollte sie durchge-
hen, wird Italien wieder zent-
ralistischer, was auch für Süd-
Tirol negative Folgen hätte. Auf
seiner Facebook-Seite machte
sich der ehemalige Senator Os-
kar Peterlini Luft: „Das Rad
der Geschichte wird zurück-
gedreht, alle Macht geht nach
Rom. Die größten 57 Verfas-
Nun muss sich Justitia mit dem Vorgehen der SVP im Autonomiekonvent befassen. Landtagsabgeordnete Myriam Atz Tammerle hat minutiös sungsrechtler Italiens beklagen
die Vereinnahmung des „Forums der 100“ nachgezeichnet und eine Eingabe bei der Staatsanwaltschaft hinterlegt. Die SVP hatte zahlreiche eine Entmachtung der Regio-
Funktionäre ohne deren Wissen und Einverständnis für das Forum angemeldet.
nen und eine Zentralisierung
des Staates. Bedauerlicherweise
damit beauftragt hatten, nicht darum gefragt wurden und ärgerte sich Atz Tammerle. Dem Druck der Landtagsabge- haben unsere Parlamentarier
überhaupt nicht an einer Mitarbeit interessiert waren. „Die ordneten der Süd-Tiroler Freiheit war zu verdanken, dass zugestimmt, trotz aller War-
Anmelderegelung für das Forum der 100 setzte eine indivi- zusätzliche Gesprächsrunden eingerichtet wurden. „Damit nungen, mit der Unterstüt-
duelle Anmeldung voraus und nicht eine Massenanmeldung konnten doch alle Vereine an den Gesprächen teilnehmen“, zung der politischen Führung
durch eine Organisation“, kritisiert die Abgeordnete der zeigte sich Atz Tammerle zufrieden. unseres Landes, um Renzi zu
Süd-Tiroler Freiheit. Dennoch stellt die Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler gefallen und für eine zweifel-
Der Autonomiekonvent wurde durch die SVP schwer beschä- Freiheit dem bisherigen Konventverlauf ein verheerendes hafte ‚Schutznorm‘. Es ist und
digt, gibt Stefan Zelger, Sekretär der Landtagsfraktion der Zeugnis aus: „Mit fragwürdigen Tricks hat die SVP versucht, bleibt ein großer historischer
Süd-Tiroler Freiheit zu bedenken: „Durch diese konzertierte das ‚Forum der 100‘ parteipolitisch zu besetzen. Kompat- Fehler!“ Den Autonomiekon-
Aktion hat die SVP der partizipativen Demokratie einen scher, Achammer und Co. waren angetreten, um einen vent beurteilt er deshalb mehr
Bärendienst erwiesen. Das ‚Forum der 100‘ wurde durch neuen Politikstil einzuführen. Nach der Ära Durnwalder sind als kritisch: „Bevor man am Sta-
die perfide Unterwanderung der SVP zum Parteiforum. Jene vielleicht neue Musikanten gekommen, die Musik aber ist tut rührt, ist die internationale
Bürger, die sich selbst angemeldet haben, müssen draußen dieselbe geblieben! Auch die Veranstalter haben durch ihre Verankerung sicherzustellen,
bleiben und jene, die sich nicht angemeldet haben, kommen Regeländerungen mitten im Spiel nicht zur Aufwertung denn ohne sie ist das schönste
zum Zug! Mit dieser Aktion wurde der Autonomiekonvent des Konvents beigetragen“, so das Fazit von Myriam Atz Statut nicht viel wert!“ (SZ)
das, was SVP und PD von Anfang an wollten - Ihr Konvent!“ Tammerle. (SZ)
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TIROLER STIMMEN 02/2016 | SÜD -TIROLER FREIHEIT
Historische Publikation
„DIE KRIEGSHETZE
DER ITALIENISCHEN
PRESSE 1914 – 1915“
Die Regionalratsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit hat ein neues Buch des Abgeordneten Sven Knoll veröf-
fentlicht, welches aufzeigt, wie die italienische Presse zwischen 1914 und 1915 die Bevölkerung in Italien
gegen Österreich-Ungarn aufhetzte, um damit den Kriegseintritt Italiens und die Gebietsansprüche auf
Süd-Tirol zu rechtfertigen. Mit dieser historischen Publikation wird anlässlich des Gedenkens 100 Jahre
Das Original-Buch von Josef Hirn: Der sich Erster Weltkrieg eine spannende und bisher kaum beachtete Facette der Geschichte beleuchtet.
heute etwas sonderbar anhörende Titel „...
A
reichsitalienische[n] Presse“ ist dem Umstand
geschuldet, dass sich Josef Hirn auf die Zei- ls mit den Schüssen in Sarajevo der Erste Weltkrieg Österreich-Ungarn und Deutschland überzeugt werden
tungen konzentriert, die im Königreich Ita- ausbrach, war die Stimmung in Italien zunächst konnten, geschah nicht zufällig, sondern war das Ergebnis
lien erschienen sind. Damals gab es nämlich
auch italienische Medien auf dem Gebiet mehrheitlich gegen den Krieg. In ganz Europa war einer gezielten Propaganda der kriegstreibenden Parteien.
der österreichisch-ungarischen Monarchie. die Kriegseuphorie der ersten Augusttage von 1914 bald Der bekannte Tiroler Historiker Josef Hirn hat 1915 in
Regionalratsabgeordneter Sven Knoll hat das
verflogen. Die Prophezeiungen von einem kurzen Kampf einem Separatabdruck in den „Neue Tiroler Stimmen“ eine
Werk kommentiert und neu aufgelegt.
und schnellen Sieg hatten sich nicht bewahrheitet. Auf allen chronologische Sammlung italienischer Zeitungsberichte
Seiten hatte sich die Ernüchterung eines Stellungskrieges vom Kriegsbeginn 1914 bis zum Kriegseintritt Italiens 1915
eingestellt, der jeden Tag Verluste, aber keine Gewinne mit veröffentlicht. Minutiös wird darin die gezielte Kriegshetze
sich brachte. der italienischen Presse aufgezeigt.
Dass in dieser Stimmungslage die Italiener von der Notwen- Die Regionalratsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit hat dieses
digkeit eines Kriegseintritts gegen die bisherigen Verbündeten zeithistorisch bedeutende Dokument von Josef Hirn neu
Der Fakten-Test
WIEVIEL WIRD DER
FLUGHAFEN KOSTEN?
A
Am 12. Juni entscheidet die Bevölkerung 2. Die direkten Kosten. Viele Kosten wurden im gert und in Teile des Einkaufszentrums „Twenty“
darüber, ob der Flughafen weiterhin mit neuen Entwicklungsplan erst gar nicht berücksich- dürfen nur noch 500 Personen gleichzeitig. Auch
Steuergeld bezuschusst werden soll. Die tigt. Die Befürworter behaupten, dass neben dem die Umweltschäden und Schäden für die Anrainer
Befürworter behaupten, dass der Flughafen den Flughafen eine Zughaltestelle und Fußgängerun- wurden im Entwicklungsplan nicht beziffert.
Steuerzahler „nur“ 2,5 Millionen Euro pro Jahr terführung gebaut werden sollen. Die Kosten von
kosten würde. Stimmt das? Der Fakten-Test: mindestens 3,4 Millionen Euro sucht man im Plan 4. Das Risiko. Bis 2035 werden, sofern das Ja
aber vergeblich. Ebenfalls vergeblich sucht man gewinnt, weitere rund 80 Millionen Euro in den
1. Die Handelskammer. Die Handelskammer die Kosten für ein modernes Anflugverfahren. Flughafen geflossen sein. Die Betreibergesellschaft
will die gleiche Summe beisteuern. Sie ist eine Flughäfen wie jener in Innsbruck verfügen über ABD ist eine hundertprozentige Landesgesellschaft.
öffentliche Institution, die sich mit Pflichtabgaben moderne Anflugtechniken. Eine Modernisierung Verluste des ABD muss das Land ausbügeln! Jo-
der Betriebe und Zuschüssen finanziert. Und diese würde in Bozen zusätzliche Millionen kosten. hann Frank, der Entwickler des neuen Konzepts,
wurden erst vor kurzem erhöht. Jetzt bekommt die wurde bei einer Anhörung im Landtag gefragt, ob
Kammer 76 Prozent der eingegangenen Gebühren. 3. Die indirekten Kosten. Zu einer ganzheitlichen ein Privater in den Flughafen Bozen Geld stecken
2017 wird der Anteil auf 83 Prozent steigen und Betrachtung gehören auch die „versteckten“ Kos- würde. Seine ehrliche Antwort:
in zwei Jahren sogar auf 100 Prozent. Die Han- ten. Durch den Risikoplan des Flughafens wird
delskammer bekommt in den nächsten Jahren die größte Industriezone des Landes erheblich „Ein Privater müsste die Caritas sein, um einen
bis zu 4,9 Millionen Euro an Steuergeld pro Jahr! entwertet. Geschäften wurde die Eröffnung verwei- Flughafen wie Bozen zu betreiben!“ (SZ)
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TIROLER STIMMEN 02/2016 | SÜD -TIROLER FREIHEIT
abgedruckt, um es dem Schatten der Geschichte zu entreißen „Tirol muss zerstückelt werden!“
und wieder einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Die von Hirn genannten Zeitungsberichte werden dabei Eines der entscheidendsten Betätigungsfelder der italieni-
untersucht und die Methoden der italienischen Kriegshetze schen Presse im Werben für den Krieg war jedoch der irre-
aufgezeigt. dentistische Gedanke und somit der vermeintlich gerechte
Insbesondere die Zeitungen „Secolo“, „Messaggero“, „Il Resto Kampf zur Befreiung der italienischen Gebiete. Unter dem
del Carlino“, „Popolo d‘Italia“, „Tribuna“ und „Corriere della Deckmantel der Wissenschaft wurde dabei das Prinzip der
Sera“ traten durch ihre gezielt anti-österreichische Bericht- Vervollständigung des Nationalstaates durch die Einverlei-
erstattung hervor. Dass dabei weniger Fakten zählten, als bung italienischsprachiger Gebiete mit der Idee der Natur-
vielmehr an die niedersten Instinkte der Menschen appelliert grenztheorie vermischt. Diese Politik, die auf die Ausdehnung
wurde, zeigt folgendes Beispiel: Am Morgen des 13. Jänner der italienischen Grenzen bis auf den Brenner abzielte, hatte
1915 bebte in Avvezzano, einer Stadt in den Abruzzen, die bereits Jahre vor Ausbruch des Krieges begonnen. Federfüh-
Erde. Die Erschütterungen waren so stark, dass die Stadt rend war dabei der italienische Nationalist und Erfinder
fast völlig zerstört wurde und selbst in Rom noch Schäden des Konzepts des „Alto Adige“, Ettore Tolomei, der sich
auftraten. Im Umkreis wurden weitere 15 Dörfer zerstört die Zerstückelung Tirols auf die Fahne geschrieben hatte. So kann man die
„Tiroler Stimmen“
beziehen
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TIROLER STIMMEN 02/2016 | SÜD -TIROLER FREIHEIT
Termine
7.-10. Juni: Jeden Dienstag,
Sitzungswoche des Süd-Tiroler Landtages. 10.00-14.00 Uhr:
Sprechstunde mit dem Landtags- und
14.-15. Juni: Regionalratsabgeordneten Sven Knoll (nur
Sitzung des Regionalrates. nach telefonischer Vereinbarung).