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Mehr denn je!
Der Landtag braucht die Süd-Tiroler Freiheit. Klingt vermessen? Mitnich-
ten! Selten wurde dies deutlicher, als im April dieses Jahres. Auf der Landesversammlung der SVP ver-abschiedete sich Landeshauptmann
Arno Kompatscher de facto von dem
im Parteistatut verankerten Recht auf
Selbstbestimmung: Der Ruf nach Se-
zession führe nicht zum Ziel, sondern
in den Abgrund!
Schon vorher wurde ein Antrag der
Süd-Tiroler Freiheit im Landtag abge-
lehnt, der die baldige Umsetzung des
Menschenrechts Selbstbestimmung
vorsah. Von der oftmals beschworenen
Formel: Selbstbestimmung Ja, aber
zum richtigen Zeitpunkt, ist nun keine
Rede mehr. Eine Zäsur!
Der erste Bürger Süd-Tirols machte
deutlich, dass unser Land auf Gedeih
und Verderb bei Italien bleiben werde.
Damit wird Süd-Tirols Schicksal an
einen vertragsbrüchigen (Stichwort: Mailänder Abkommen), hochver-schuldeten und politisch instabilen Problemstaat geknüpft. Es braucht
uns! Mehr denn je!
Stefan Zelger,Sekretär der Landtagsfraktion
LANDTAGSBLATT DER SÜDTIROLER FREIHEIT | 22015 | ERSCHEINT VIERTELJÄHRLICH
www.suedtiroler-freiheit.com/landtag
Die Schwerpunkte dieser Ausgabe:
Kriegsverherrlichung: Beleidigung für Süd-Tirol – Keine Internet-Wahl – Radonbelastete Gebäude
– Einbruchserie: Lösungen gefordert – „Google Maps“ und Co.: Verfälschte Ortsnamen – Anfragen der Süd-Tiroler Freiheit – Verfassungsreform: Autonomie in Gefahr – Abgelehnte Landespolizei – In ehrendem Gedenken – Im Gespräch mit Myriam Atz Tammerle – Tourismuswerbung: Authentische
Ortsnamen verwenden – Geburtenabteilung: Licht aus in Innichen – 2 Fragen an Jordi Solé – Grundrecht
Sprache – Zur Geschichte der „Tiroler Stimmen“ – Fakten-Test: Autonomie vs. Selbstbestimmung.
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1915-2015: Italiens Kriegsverherrlichung
BELEIDIGUNG FÜR SÜDTIROL
Italien ließ Mitte Mai mit der Anordnung aufhorchen, dass alle öffentlichen Gebäude in Süd-Tirol mit der
Trikolore beflaggt werden müssten. Dies zur Feier des Kriegseintrittes Italiens gegen Österreich. Reaktio-
nen von Medien und Ministern beweisen: Italien hat nichts von seinem imperialistischen Ungeist verloren!
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s ist der 23. Mai 1915: Das Königreich Italien erklärt
dem Kaiserreich Österreich-Ungarn, und damit
Tirol, den Krieg. Nur einen Monat vorher werden
Italien von den Alliierten Mächten Russland, Frankreich und England im Geheimvertrag von London zahlreiche
territoriale Zugeständnisse für den Kriegseintritt gemacht.
Darunter befindet sich auch Tirol bis zum Brenner. Der Erste
Weltkrieg ist die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts und fordert auf allen Seiten Millionen von Toten, Verwundeten
und Vertriebenen. Am Ende bleibt ein zerstörtes und zerisse-nes Europa. Für Süd-Tirol markiert dieser 23. Mai 1915 mit der Kriegserklärung Italiens, einen der dunkelsten Momente
in der Geschichte. Wahrlich kein Grund zum Feiern!
Hundert Jahre später flackert der imperialistische Geist
wieder auf. Das italienische Regierungskommissariat hatte an alle Süd-Tiroler Gemeinden, den Landeshauptmann und den Landtagspräsidenten eine Anordnung verschickt, am 24. Mai die italienische Fahne an allen öffentlichen Gebäuden zu his-sen. Damit sollte der Kriegseintritt Italiens gegen Österreich
– und damit gegen die Süd-Tiroler – gefeiert werden. Die Süd-Tiroler Freiheit zeigte sich empört von dieser Gebärde
und rief zum Widerstand auf: „Es ist inakzeptabel, dass Süd-
Tirol genötigt wird, den Krieg gegen das eigene Vaterland zu glorifizieren“, so Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit. „Der Jahrestag des Kriegseintritts ist für Süd-Tirol ein Trauertag.
(Fortsetzung Seite 2)
ADRESSFELD
2TIROLER STIMMEN 02/2015 | SÜDTIROLER FREIHEIT
Keine Auskunft der Landesregierung
RADONBELASTETE GEBÄUDE
Das Labor für physikalische Chemie des Landes und die Dienststelle für Arbeitsschutz haben an allen Schul-
und Kindergartengebäuden Süd-Tirols Radonmessungen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass bei ca. 120 Bauten die Werte zu hoch sind. Radon ist ein radioaktives Element, welches gesundheitsschädlich sein kann. Die Süd-Tiroler Freiheit hat deshalb eine Anfrage im Landtag eingereicht.
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ie Belastung mit dem natürlichen Element Radon bzw. dessen Zerfallsprodukte bringt Gefahren mit
sich, da das Gas, welches meist aus dem Unter-
grund in Häuser eindringt, den Radioaktivitätsgehalt der
Luft ansteigen lassen kann. Nach derzeitigen Schätzungen sind weltweit drei bis 14 Prozent aller Lungenkrebsfälle auf
Radon zurückzuführen. Meist sind durch Wechselwirkungen
Raucher davon stärker betroffen.
Die Gemeinden, in denen Schul- und Kindergartengebäude
zu hohe Radonwerte aufweisen, haben die Ergebnisse der
Messungen erhalten und müssen nun innerhalb von drei
Jahren die notwendigen Sanierungsmaßnahmen erledigen. Aus diesem Grund hat die Süd-Tiroler Freiheit im Landtag genauer nachgefragt und eine Anfrage eingereicht, um in
Erfahrung zu bringen, in welchen Gebäuden genau erhöhte
Radon-Werte festgestellt wurden und welche Maßnahmen abzuleiten sind.Die Maßnahmen seien in jedem Einzelfall spezifisch abzu-
leiten und reichen von Umnutzung von Räumlichkeiten,
über Abdichtung von Rissen, bis zur Unterdruckerzeugung
in Kellerräumen, so die Antwort von Landesrat Richard Theiner. Die Landesregierung gab jedoch keine genaue
Auskunft, welche Gebäude betroffen sind, mit Verweis auf
eine angebliche Diskretionspflicht von Seiten der Schul-
und Kindergartenführungen. Die Süd-Tiroler Freiheit will das so nicht hinnehmen: „Die Landesregierung kann den
demokratisch legitimierten Abgeordneten die Ergebnisse nicht vorenthalten. Sie haben ein Recht auf Auskunft!“
Zudem sei die vermeintliche Diskretion für das öffentliche Bild nicht förderlich: „Durch die Geheimniskrämerei kann
der Eindruck entstehen, dass die Ergebnisse der Messungen
brisant sein könnten.“
Die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit beharren
auf ihrem Recht auf Auskunft und werden in der Sache am
Ball bleiben. „Es geht nicht darum Angst zu schüren, sondern
dem Auftrag nach Kontrolle nachzukommen. Wie sonst soll man die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen
kontrollieren, wenn man nicht weiß, wo diese stattfinden (müssen)?“, fragt sich die Süd-Tiroler Freiheit.
(SZ)
KEINEINTERNET WAHL
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er Landtag lehnte in seiner Juni-Session einen Begeh-rensantrag der Süd-Tiroler
Freiheit ab, welcher zum Ziel hatte,
die elektronische Stimmabgabe bei
Wahlen zu ermöglichen. Mit dem An-
trag hätten die italienische Regierung und das Parlament in Rom aufgefor-
dert werden sollen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Inter-
net-Wahl zu schaffen und Süd-Tirol
bei Pilotprojekten zu berücksichtigen.
„Die Stimmabgabe über das Internet ermöglicht mehrere Vorteile wie eine ortsunabhängige Wahl für körperlich
eingeschränkte Personen und Heimat-
ferne, eine höhere Wahlbeteiligung, langfristige Kostensenkung, eine
schnelle Auszählung und Vermeidung von Zählfehlern und keine ungültigen Stimmen“, so der Landtagsabgeordne-
te der Süd-Tiroler Freiheit, Bernhard
Zimmerhofer. Die elektronische Wahl
hätte als Ergänzung zu der „klassi-
schen“ Präsenz- und Briefwahl getestet
werden sollen.
Bei einigen Abgeordneten überwog
jedoch die Skepsis, vor allem wegen
Sicherheitsbedenken. Landesrätin Waltraud Deeg gestand außerdem
ein, dass Süd-Tirol noch nicht über die informatischen Voraussetzungen
verfüge, um die elektronische Wahl
einzuführen. Der Antrag wurde mit
fünf Ja-Stimmen, 24 Gegenstimmen
und zwei Enthaltungen abgelehnt.
(SZ)
(Fortsetzung von Seite 1)
Italien hat damit unserem Land
nur Tod, Verwüstung und die Teilung Tirols gebracht. Der Beginn eines Krieges ist kein Grund zum Feiern!“Die Süd-Tiroler Freiheit hatte deshalb umgehend reagiert
und mehrere Anfragen im Landtag deponiert. Sie wollte
unter anderem wissen, welche Gemeinden tatsächlich der
Aufforderung des Regierungskommissariats folgten und die Trikolore hissten. Eine konkrete Antwort blieb Landeshaupt-
mann Arno Kompatscher schuldig.Die Kriegsverherrlichung Italiens schlug aber nicht „nur“
im Lager der Süd-Tiroler Freiheit hohe Wellen. Auch andere
Parteien und die Landesregierung riefen zum Fahnen-Boykott
auf. Am Ende wurde die italienische Flagge auf kaum einem öffentlichen Gebäude gehisst. Damit war das nationalistische
Getöse aus dem Süden aber noch nicht beendet.
Rai-Moderator Bruno Vespa brachte sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass sich die Süd-Tiroler nicht in der Trikolore wiedererkennen würden. Im Laufe der
Jahre hätten jene, die einst zu Österreich gehörten, auf die andere Seite gehen können! Oder anders ausgedrückt: Wer sich nicht mit Italien identifiziert, soll gefälligst abhauen!
Ihr Unverständnis drückte auch Verteidigungsministerin
Roberta Pinotti aus. Giorgia Meloni, Parteivorsitzende von
„Fratelli d’Italia“, meinte, Kompatscher könne gern in einen anderen Staat ziehen und forderte lautstark seinen Rücktritt.
Die „Alpini“ setzten dieser Posse noch das Sahnehäubchen auf, indem sie einen Staffellauf durch die besetzten Gebiete organisierten. Dabei trugen sie die italienische Fahne von Bozen aus zu einer großen Weltkriegsfeier nach Triest. „Die Alpini stellen mit dieser Provokation unter Beweis, dass es Italien nicht um ein neutrales Gedenken an die Opfer des
Ersten Weltkrieges geht, sondern um die Glorifizierung der Teilung Tirols und der Einverleibung Triests“, so Sven Knoll.
Die Süd-Tiroler Freiheit hat lange vor diesem unwürdigen Schauspiel erkannt, wie wichtig Symbole für eine Minder-heit sind. Bereits im Mai wurde im Landtag ein Antrag der Süd-Tiroler Freiheit behandelt, welcher eine eigenständige
Regelung der Beflaggung an öffentlichen Gebäuden zum
Thema machte. „Süd-Tirol sollte selbst entscheiden können,
wann welche Fahnen gehisst werden“, so Landtagsabge-
ordneter Bernhard Zimmerhofer. Das Anliegen wurde von Landeshauptmann Kompatscher mit der Floskel abgetan,
man habe andere Prioritäten. Keine zwei Wochen später
sprach er im Zusammenhang mit dem „Trikolore-Diktat“
von einer Zumutung. Für den Pressesprecher der Landtags-
fraktion, Cristian Kollmann, reine Heuchelei: „Kompatschers
Entrüstung wäre nur dann glaubhaft gewesen, wenn seine Partei dem Begehrensantrag der Süd-Tiroler Freiheit zuge-
stimmt hätte“. „Wer ständig vor Italien kuscht, braucht sich
am Ende auch nicht wundern, wenn Süd-Tirol gezwungen wird, den Krieg gegen das eigene Volk zu verherrlichen“, so das Fazit der Süd-Tiroler Freiheit.
(SZ/SK/CK)
Sehen Sie dem Link folgend im Video: Was
Landtagsabgeordneter Bernhard Zimmerhofer
zum Antrag sagt und welche Beispiele es in
Europa zum Thema elektronische Wahl gibt.
3TIROLER STIMMEN 02/2015 | SÜDTIROLER FREIHEIT
In so vielen Sprachen ist ein On-
line-Gewinnspiel rund um die Ap-felmarke Marlene abrufbar. Abhän-
gig vom Land, aus dem man sich einloggt, erscheint jeweils die vor-
herrschenden Staatssprache: Italie-
nisch, Spanisch, Englisch, Nieder-
ländisch, Dänisch oder Griechisch. Nur Deutsch ist beim Gewinnspiel
der Süd-Tiroler Apfelmarke leider nicht dabei!
(SZ)
Keine Zuständigkeit für die Zuwanderung
Die Süd-Tiroler Freiheit hat die Landesregierung dazu aufgefordert, mit der Regierung in Rom zu ver-
handeln, damit die Zuständigkeit für die Zuwanderung an das Land geht. Leider wurde der Antrag im Landtag abgelehnt.
„Die Zuwanderung muss nach klaren
Kriterien erfolgen und den Bedürf-
nissen Süd-Tirols Rechnung tragen“,
so Landtagsabgeordneter Bernhard
Zimmerhofer.Landesrat Achammer begründete das
Nein der Landesregierung damit, dass
es keine Region gäbe, die die Zuwan-derung selbst regeln könne. Dies lässt die Süd-Tiroler Freiheit nicht gelten:
„Die SVP wird sonst auch nicht müde,
den vermeintlichen Modelcharakter
Süd-Tirols zu betonen. Aufgrund der
Wichtigkeit des Themas, wäre ein
energischer Vorstoß in Rom allemal
einen Versuch wert gewesen!“
(SZ)
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Einbruchserie in Süd-Tirol
LÖSUNGEN GEFORDERT
Die negativen Schlagzeilen rund um das Thema Sicherheit reißen nicht ab. Fast täglich werden Einbrüche
und Diebstähle gemeldet. Mitte Juni erschütterten gleich acht Einbrüche in einer Nacht das hintere
Passeiertal. Ebenso viele wurden kurze Zeit zuvor in Kaltern und anderen Ortschaften verzeichnet. Die Süd-Tiroler Freiheit hat deshalb im Landtag mehrere Gegenmaßnahmen vorgeschlagen. Leider erfolglos!
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Die Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit,
Myriam Atz Tammerle, findet klare Worte zur
derzeitigen Situation im Land: „Die Bürger sind
verunsichert. Sie dürfen nicht länger im Stich gelassen werden
und erwarten sich Antworten von den regierenden Politikern. Die italienische Gesetzeslage ist dabei das größte Übel, denn
die Verbrecher sind wenige Stunden nach der Verhaftung wieder auf freiem Fuß. Dies macht sie immer dreister, und Süd-Tirol wird zum Schlaraffenland für Einbrecher.“
Um die Einbruchserie zumindest einzudämmen, wurde
ein Antrag der Süd-Tiroler Freiheit im Landtag behandelt, welcher mehrere Gegenmaßnahmen vorsah. Die Landesre-gierung sollte mit dem Beschlussantrag beauftragt werden, einen regelmäßigen Sicherheitsgipfel einzuberufen, zusam-
mengesetzt aus Vertretern der Parteien, Sicherheitsexperten, der Landesregierung und der Polizeikräfte. Des Weiteren sah der Antrag vor, Bürgern finanzielle Unterstützung bei der An-schaffung einer Alarm- bzw. Sicherheitsanlage zu gewähren,
so wie es auch der deutsche Bundestag beschlossen hat. Zu
guter Letzt sollte die Landesregierung beauftragt werden, in
Absprache mit den Gemeindeverwaltungen nach Möglich-keiten für die Optimierung des Sicherheitsdienstes auf Ge-
meindeebene zu suchen. Im Welsch-Tirol sind beispielsweise die Ortspolizisten auf der Provinzebene miteinander vernetzt
und in ständigem Austausch. In Süd-Tirol (noch) nicht.
Am Ende wurden alle Punkte durch die Regierungsparteien SVP und PD, zum Teil aber auch durch die anderen Oppo-sitionsparteien, abgelehnt. Zwar musste Landeshauptmann
Arno Kompatscher einräumen, dass Eigentumsdelikte im
Steigen begriffen sind; dennoch tat er die Bedenken der Süd-Tiroler Freiheit mit Worten wie „Panikmache“ oder
„Öl ins Feuer gießen“ ab. „Die Bürger haben sich ein klares
Zeichen von Seiten der Politik, aber auch konkrete Vorschläge
erwartet. Hier wurde eine Chance in dieser Hinsicht vertan“,
gibt Landtagsabgeordnete Atz Tammerle abschließend zu
bedenken.
(SZ)
Zahl des Monats
Sehen Sie dem Link folgend im Video: Die Pressekonferenz zum Beschlussantrag und weitere Details zu den Themen öffentliche
Sicherheit und Landespolizei.
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