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Wolfgang Hariolf Spindler

Der Kanonist Hans Barion


im Urteil des Romanisten Álvaro d’Ors

Das wissenschaftliche Interesse an dem vor vierzig Jahren verstorbenen Bonner


Kanonisten Hans Barion (1899-1973) hat in letzter Zeit einen deutlichen Auf-
schwung erfahren. Die Ursachen sind vielfältig. Zum einen war das katholische
Kirchenrecht infolge der „anthropologischen Wende“, die – längst vor Karl Rah-
ner – philosophisch und theologisch Ende des 19., Anfang des Jahrhunderts
weitgehend abgeschlossen war1, und der Ausrufung des „nachmetaphysischen
Zeitalters“ in eine Krise geraten, die durch die nachkonziliaren Umwälzungen
und den neuen Codex Iuris Canonici von 1983 verstärkt wurde. In Barions Werk
ließen sich Antworten auf die Frage finden, wie das kirchliche Recht grundzule-
gen sei und wo seine Grenzen, zumal gegenüber dem weltlichen Recht, verlau-
fen.2 Zum anderen machte die sog. Vergangenheitsbewältigung auch vor den
staatlich alimentierten Katholisch-Theologischen Fakultäten in Deutschland
nicht halt. Hier gerieten nicht nur die akademischen Institutionen der Kirche und
ihre Berufungspolitik in den Blick, sondern auch die handelnden Personen.3
Die zeithistorische Gestalt Hans Barions mußte schon deshalb auffallen, weil sie
eines der seltenen Beispiele für Priester und Professoren war, die für den Natio-
nalsozialismus optierten. Die Parallele des „märzgefallenen“ Parteimitglieds zu
seinem Freund und Widerpart Carl Schmitt (1888-1985) ist auffällig; die nicht
nachlassende Erforschung von dessen intellektuellem Umfeld ließ auch Barion
in den Vordergrund rücken. Hinzu kommt die Besonderheit, daß wegen Barions
von Michael Kardinal Faulhaber (1869-1952) abgelehnter Berufung nach Mün-
chen ein „Konkordatsfall“ eintrat, der mit der Schließung der dortigen Fakultät
im Jahre 1939 endete.4 Nach dem Krieg konnte Barion seinen Lehrstuhl trotz
einer Reihe von langwierigen Verwaltungsprozessen nicht wiedererlangen. Als
Privatgelehrter, Gutachter und Enzyklopädist wirkte er jedoch weiter, gewisser-
maßen im bundesrepublikanischen Untergrund.
In der neu gegründeten Zeitschrift „Der Staat“5 sorgte Barion – freilich mehr bei
Juristen als bei Theologen – mit scharfsinnigen Analysen des laufenden Zweiten
Vatikanischen Konzils (1962-1965) für Aufsehen. Seine „Kanonistischen Be-
richte“ gehören noch heute zum Besten, was man an profunder, nicht oberfläch-
lich reaktionärer Konzilskritik zu lesen bekommt. Befördert durch die nicht zu-
letzt von Papst Benedikt XVI. belebte6 Diskussion um die theologisch richtige
Lesart des letzten Konzils, die Frage nach der Hermeneutik (der Kontinuität oder
der Reform), konnte es nicht ausbleiben, daß man auf Barion zurückgriff.7 Mit
den üblichen Phrasen pro oder contra Konzil sind Barions Auspizien freilich
nicht einzuholen. Das intellektuelle Niveau seiner Argumente läßt das lähmende

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Pingpong zwischen „Piusbruderschaft“ und Concilium-Progressisten einerseits,
kirchlichem Lehramt nach 1962 andererseits weit hinter sich.8
Schließlich muß Barions Auseinandersetzung mit der sog. politischen Theologie
in Anschlag gebracht werden. Diese kommt ja in ihrer „neuen“ wie in ihrer „al-
ten“ Spielart nicht aus der Diskussion. Und dies, obwohl sie unter vielen Fach-
theologen seit Erik Peterson (1890-1960), einem Freund Schmitts wie Barions
aus Bonner Tagen, und seiner berühmten „Monotheismus“-Studie von 19359 als
„erledigt“ gilt. Nie konnte sie aus dem Halbschatten der Heterodoxie heraustre-
ten, oft wurde sie der Politisierung des Glaubens verdächtigt, manchmal genau
dazu „praktisch“-revolutionär instrumentalisiert.10
Mitte der 1970er Jahre griff ein Spanier, im deutschen Sprachraum weitgehend
unbemerkt, in die Diskussion um die „neue“ politische Theologie ein und ver-
suchte, den Entwürfen von Johann Baptist Metz (geb. 1928), Jürgen Moltmann
(geb. 1926), Dorothee Sölle (1929-2003) und anderen Theologen eine genuin
katholische politische Theologie entgegenzusetzen, die mit dem Lehramt und der
Soziallehre der katholischen Kirche übereinstimmen sollte.11 Die Rede ist von
Álvaro d’Ors. Derselbe war freilich kein Theologe, vielmehr juristischer Roma-
nist. Im Zuge dieser Auseinandersetzung ging er bis zu den Anfängen dieser
Diskussion zurück, die in die Zwischenkriegszeit fallen, aber antike Wurzeln
haben. Neben Schmitt erregte so auch Barion sein Interesse.
Im folgenden sollen nach einer knappen Einführung (I.) in sein Leben und Werk
zwei Texte d’Ors’ präsentiert werden (II.), die sich mit Barion und dessen viel-
schichtigen Œvre beschäftigen: (1.) ein Besprechungsaufsatz zu einer postum
erschienenen Werkausgabe und (2.) ein Nachruf auf Barion.

I. Einführung
1. Vita und Werk des Romanisten Álvaro d’Ors
Geboren in Barcelona am 14. April 1915 als dritter Sohn des Philosophen und
Publizisten Eugenio d’Ors Rovira (1882-1954) und seiner Frau, der Bildhauerin
María Pérez-Peix (1879-1972), wuchs Álvaro d’Ors in einem intellektuell wie
künstlerisch anregenden Umfeld auf.12 1923 zog er mit seiner Familie nach Ma-
drid, wo er nach dem Abitur 1932 das Studium der Rechtswissenschaften auf-
nahm. Unter dem Eindruck eines London-Aufenthaltes 1931, der ihn mehrmals
ins Britische Museum geführt und in ihm das Interesse an der Welt der Antike
geweckt hatte, und der Lektüre von John Keats’ (1795-1821) Ode on a Grecian
Urn nahm er zusätzlich das Studium der Klassischen Philologie auf. Er studierte
bei bedeutenden Spezialisten des Römischen Rechts, in Madrid bei José Castille-
jo (1877-1945) und Ursicinio Álvarez (1907-1980), in Rom – ab 1940 – bei
Emilio Albertario (1885-1948). Obwohl aus dem katalanischen Bürgertum
stammend, schloß er sich während des Spanischen Bürgerkriegs den karlisti-
schen Requetés an. 1938 besuchte er die Militärakademie in Spanisch Marokko
und wurde binnen kurzer Zeit zum alférez provisional befördert. Seinen karli-
stisch-traditionalistischen, von der Falange Española (bis zur 1937 erfolgten
Zwangsvereinigung) zu unterscheidenden Grundüberzeugungen blieb d’Ors

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zeitlebens treu. Erblickte er doch in diesen Idealen die Quelle der katholischen
Erneuerung des Landes und des staatskritischen Regionalismo gemäß dem Sub-
sidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre.13
Nach dem Studium in Rom wurde d’Ors 1941 mit einer preisgekrönten Disserta-
tion über die Constitutio Antoniana zum Dr. iur. promoviert.14 Zu dieser Zeit
war er bereits am Instituto Nebrija de Estudios Clásicos del Consejo Superior de
Investigaciones Científicas tätig und redigierte die seit 1933 bestehende Zeit-
schrift Emerita für klassische Linguistik und Philologie. Nach einer Arbeit am
Instituto de Estudios Jurídicos in Madrid und für das Anuario de Historia del
Derecho Español wurde der junge Experte für juristische Papyrologie und Epi-
graphie 1943 auf einen Lehrstuhl für Römisches Recht an der Universität Grana-
da berufen. Im selben Jahr erschienen in Salamanca seine Presupuestos críticos
para el estudio del Derecho Romano. 1944 erhielt er den Lehrstuhl für Römi-
sches Recht in Santiago de Compostela, der Heimatstadt seiner Frau Palmira
Lois, die ihm elf Kinder gebar. Von 1953 an fungierte Álvaro d’Ors als Grün-
dungsdirektor des Istituto Giuridico Spagnolo in Rom. 1961 wechselte er an die
1952 gegründete Universität Navarra, wo er auch nach der Emeritierung 1985 als
Honorarprofessor bis 1993 lehrte. Regelmäßige Seminare an der Universität
Coimbra in Portugal brachten ihm 1983 ein Ehrendoktorat ein. Bereits 1972 war
er von der Universität Toulouse zum Dr. h. c. promoviert worden. 1996 erhielt er
auch die Ehrendoktorwürde der Universität La Sapienza in Rom. d’Ors, der eine
Reihe hoher nationaler und universitärer Auszeichnungen und Preise erhielt und
einer Vielzahl renommierter rechtshistorischer und römischrechtlicher Vereini-
gungen und Akademien angehörte, starb am 1. Februar 2004 in Pamplona.
Neben Editionen, Übersetzungen und Kommentierungen juristischer Schlüssel-
werke der Antike15 und einer großen Anzahl von Rezensionen, begriffsgeschicht-
lichen und methodologischen Arbeiten sind als Hauptwerke hervorzuheben das
mit dem spanischen Nationalpreis für Literatur ausgezeichnete Buch De la Guer-
ra y de la Paz16, die Papeles del oficio universitario17, sein international beachte-
tes Privado Romano18, die mehrmals aufgelegte „Einführung in das Studium des
Rechts“19, die vierbändige Aufsatzsammlung „System der Wissenschaften“20, die
gesammelten „Aufsätze zur politischen Theorie“21, die Nueves papeles del oficio
universitario22 sowie die „Neue Einführung in das Studium des Rechts“23.
Alle diese Werke sind, von wenigen Ausschnitten und dem 2008 publizierten
Aufsatz zur politischen Theologie abgesehen, bisher nicht auf deutsch erschie-
nen. Das gilt auch für den postum – in der von Miguel Ayuso herausgegebenen
blauen Reihe Prudentia iuris – erschienenen Essay Bien común y Enemigo
público24 .Schon der Titel verrät die Spannung, in die d’Ors’ Denken seit den
1940er Jahren geraten war. Ausgangspunkt war die im Orbis catholicus bewahr-
te metaphysische Naturrechtstradition, deren zentraler Begriff der Staats- und
Soziallehre das Bonum commune ist; hinzu kam jedoch die Auseinandersetzung
mit einer radikal neuzeitlich-säkularen, der theologischen Herkunft ihrer zentra-
len Begriffe gleichwohl bewußten Staatsrechtslehre25, wie sie Carl Schmitt ver-
trat. Die Herausforderung bestand für d’Ors darin, unter den Voraussetzungen

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dieser antinormativistischen tektonischen Verschiebung Universalität und Parti-
kularität gedanklich zusammenzuhalten.
2. Kritische Auseinandersetzung mit Carl Schmitt (1888-1985) und seinem Um-
feld
Angesichts der redundant gewordenen Carl-Schmitt-Forschung26 verdienen die
Arbeiten des Spaniers, die das Werk des berühmten Staatsrechtlers wohlwollend
wie kritisch beleuchten, besondere Beachtung. Dazu gehören – neben dem er-
wähnten bedeutenden Aufsatz über politische Theologie27 – Carl Schmitt en
Compostela28, Silent leges inter arma29, längere Passagen der „Einführung in das
Studium des Rechts“30 und vor allem die sehr persönlich gehaltene Kommentie-
rung31 des postum erschienenen „Glossariums“32, in der d’Ors ein brillantes
Resümee seiner jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit Schmitts Positionen
und Begriffen zieht.
Diese begann mit der Lektüre von Schmitts 1923 publizierter Schrift „Die gei-
stesgeschichtliche Lage des Parlamentarismus“33. Die ätzende Kritik an der libe-
ralistischen „Metaphysik“ des Parlamentarismus, konkreter: an den Geburtsfeh-
lern des Weimarer Systems (fehlende Gewaltenteilung und „Balancierung der
Meinungen in öffentlicher Rede und Gegenrede“, Publizität als leere Formalität,
Auslagerung der Entscheidung in nichtöffentliche Gremien und so weiter) er-
heischte die Aufmerksamkeit des radikalkatholischen Spaniers und bestimmte
sein Denken „das ganze Leben lang“34. Persönlich lernte d’Ors Schmitt 1944 in
Granada kennen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine herzliche und
anhaltende Freundschaft, die sich in wechselseitigen Besuchen und Gastvorträ-
gen sowie im brieflichen Austausch über ihre Lektüren, Erkenntnisse und Stand-
punkte niederschlug. Nicht wenige Werktitel, auch häufige Zitate und argumen-
tative Anknüpfungen lassen erkennen, wie sehr die Schmittsche Begriffswelt den
Romanisten prägte.35
Dennoch hat sich d’Ors seine thematische Originalität und denkerische Unab-
hängigkeit stets bewahrt.36 Immer wieder hat er Schmitt – mit romanischer Ga-
lanterie – deutlich widersprochen. Trotz aller Gemeinsamkeit, vor allem hin-
sichtlich ihres Antiliberalismus und ihrer Wertschätzung konkreten Denkens,
bestehen erhebliche politisch-theoretische, rechtsphilosophische und ge-
schichtstheologische Unterschiede. Diese können im Rahmen dieser Einführung
nur ansatzweise zur Sprache kommen.
Während Schmitt im Staat ein zwar geschichtsnotwendiges, aber vergängliches
Produkt neuzeitlich-rationalistischer Enttheologisierung und Entkonfessionalisie-
rung sieht, ist der Staat für den bekennenden Nicht-Etatisten d’Ors nicht viel
mehr als eine säkularistische Fehlentwicklung, etwas – jedenfalls aus spani-
schem Blickwinkel – im Grunde Überflüssiges, das mit der natürlichen Legitimi-
tät des Königtums und der vielgestaltigen, subsidiarisch geordneten Aufteilung
des Raumes durch menschliche Gruppen und Institutionen nicht wetteifern kön-
ne. d’Ors ist davon überzeugt, daß „die katholische Soziallehre mit der Idee des
‚Staates‘ im eigentlichen Sinn unvereinbar ist“37. Die Faszination des späteren
Schmitt für den Raum (und das homophone Rom38) und seine Auflehnung gegen

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die Zeit – „Der Raum ist das Paradies; die Zeit ist die Hölle“39 – sind dem vom
Naturrecht und vom Zivilrecht her40 denkenden Romanisten unverständlich und,
wie man wird hinzufügen müssen, mit Schmitts Insistieren auf einem historisch-
christlichen Geschichtsbild41 nicht vereinbar.
Deutlich wird dies an der Interpretation der geschichtstheologischen Figur des
Katechon nach 2 Thess 2,6-7. Schmitt zeigt sich davon überzeugt, daß es für ein
genuin christliches Verständnis von Geschichte letztlich kein anderes Erklä-
rungsmodell geben könne als jene aufhaltende Kraft, durch die Geschichte erst
denkbar und sinnvoll werde. Während nach Schmitt die Funktion des Katechon
immer durch historisch bedeutsame Gestalten besetzt war und sein muß, um den
Antichrist aufzuhalten, vermag d’Ors nicht einzusehen, warum „die Kraft und
die Tugend des Christentums“ ausgerechnet darin bestehen solle, das Ende der
(zunehmend uniformen) Welt hinauszuzögern, wo doch „nach“ dem Ende Chri-
stus erscheinen werde, um das Reich Gottes durchzusetzen42, so daß es insofern
ein christlich-eschatologisches Interesse am raschen Untergang des Vorläufigen
geben müsse. Schmitt ist dem Spanier sowohl im juristischen als auch im ge-
schichtlichen Denken zu deutsch, zu protestantisch-hegelianisch, zu sehr von den
Dogmen der Moderne infiziert. Andererseits – so wird man d’Ors entgegnen
müssen – darf der Christ nicht das Ende „herbeibeten“; es ist und bleibt Präroga-
tive Gottes. Die Vorstellung aufhaltender Kräfte ist vielmehr ethisch zu wenden.
Solange noch Zeit ist, kann und muß sich der Mensch bewähren. Zeit und Rat
gewinnen, mit politischen Mitteln aufhalten, nämlich den Untergang, die Deka-
denz, die Zerstörung des Humanum – und sei es nur für eine bestimmte Epoche –
ist christliche Pflicht. Der Spanier hätte also Schmitt lieber ein antignostisches
Verhältnis zur Zeit nahe bringen, als ihm das biblisch wohlbegründete Festhalten
an der Verzögerung der Antichrist-Apokalypse (vgl. 2 Thess 2,8a) vorwerfen
sollen.43
Raum und Zeit sind in den Augen d’Ors’ „zwei Maße der menschlichen Defizi-
enz: der zur totalen Präsenz, zur Allgegenwart, beziehungsweise der zur Dau-
er“44. Nicht der Raum sei also in der Welt und, da begrenzt, eminent politisch,
wie Schmitt meint, sondern – umgekehrt – sei die Welt in dem einen Raum sinn-
licher Wahrnehmung. Einig sind sich beide Gelehrten in der Ablehnung der One
World, die mit einem totalitären Weltsuperstaat einhergehe. Aber was kann vor
ihr schützen: objektive Wahrheit oder, im Gegenteil, Verzicht auf Wahrheitser-
kenntnis?
Schmitt folgt in dieser Frage dem Hobbesschen Etatismus, der in dem vielzitier-
ten Satz „Auctoritas, non veritas facit legem“ seinen Ausdruck findet. d’Ors
hingegen beharrt auf einer Unterscheidung von gesellschaftlich anerkanntem
Wissen (auctoritas) und gesellschaftlich anerkannter Macht (potestas).45 Der für
das Neue Testament zentrale Ausdruck „exousía“ meint nach d’Ors legitime
Macht (spanisch potesdad oder poder); er dürfe nicht mit „Autorität“ übersetzt
werden. Die Aggression sowohl Hobbes’ als auch Schmitts gegenüber der von
Kardinal Robert Bellarmin geprägten Lehre von der Potestas indirecta der Kir-
che beruht laut d’Ors auf einer Verwechslung: Die Kirche sei keine potestas,
sondern auctoritas, und diese sei immer ohnmächtig. „Um es so zu sagen: Hero-

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des hatte die Macht, doch der heilige Johannes der Täufer, sein Berater, hatte die
Autorität; Herodes befahl, daß man seinen Ratgeber enthaupte, aber seine Macht
endete mit ihm, während die Autorität des Enthaupteten bis heute und für immer
fortlebt.“46
Diese unterschiedlichen Auffassungen erstrecken sich fast zwangsläufig auf die
Frage der Legitimität, eines Schlüsselbegriffs des deutschen Staatsrechtlers.
Denn das neuzeitliche Absehen von der veritas (und erst recht von der „wahren“
auctoritas, nämlich der einen katholischen und apostolischen Kirche) mündet in
einen politischen Agnostizismus, der die Frage nach der Legitimität von Macht
damit beantwortet, daß er die – auch nach traditioneller Lehre geforderte – Zu-
stimmung der Beherrschten als Ursprung (causa) statt als Bedingung (conditio)
der Macht ausgibt.47 Schmitts große Schwäche besteht darin, daß er das klassi-
sche Naturrecht (Aristoteles, Thomas von Aquin) nicht verstanden, ja vermutlich
nicht einmal zur Kenntnis genommen hat. „Natur“ – darauf hat d’Ors wün-
schenswert deutlich hingewiesen48 – wird von Schmitt „biologisch“, das heißt
naturalistisch fehlgedeutet, anstatt Natur als einen meta-physischen Begriff auf-
zufassen – das typische, inzwischen ubiquitäre Vorurteil ahnungsloser Natur-
rechts-„Kritiker“. Ähnliches wäre zu Schmitts Ablehnung der Lehre vom Bellum
iustum zu sagen, deren naturrechtliche und eben nicht konfessionelle Fundie-
rung, etwa bei Thomas von Aquin, er von ihren (post-)modernen Verzeichnungen
und Mißbräuchen, etwa von seiten der USA, nicht zu unterscheiden vermochte.49
d’Ors war mit Theologie weit mehr vertraut als sein Plettenberger Freund. Das
zeigen nicht nur seine profunden Arbeiten zu theologischen Fragen50, sondern
auch seine nüchterne Einschätzung der vielfach als revolutionär wahrgenomme-
nen „Beschlüsse“ – ein irreführender, weil dezisionistisch grundierter Terminus
für das komplexe Entstehen der sehr unterschiedlich zu klassifizierenden51 Do-
kumente – des Zweiten Vatikanischen Konzils. Schmitts Konzilskritik kommt
über einen Phänomenalismus der verlorenen beziehungsweise, wie er glaubt,
aufgegebenen Machtform nicht hinaus. Typisch dafür ist seine Feststellung, das
Vaticanum II scheine „den juristischen Glanz unserer römischen Kirche zu ver-
lassen und ihn einigen wenig durchdachten Ideen amerikanischen Stils zu op-
fern“52. d’Ors dagegen lenkt seinen Sinn auf die dogmatische Substanz, auf die
lehrmäßige Kontinuität, die ja – bei genauer Betrachtung – erst im Wandel der
Dinge deutlich und bewußt wird.53 Sein politischer Traditionalismus hat nicht zu
einem religiösen Traditionalismus geführt. Das dürfte wohl auch an seiner Ver-
flechtung mit der katholischen Laienorganisation Opus Dei gelegen haben, in das
er offenbar 1949 eingetreten war.
„Don Carlos“, wie Schmitt ihn nannte, erkannte, daß die Konzilskritik ihres ge-
meinsamen Freundes Hans Barion54 viel tiefer vordringt, nämlich bis in die
Eingeweide der hermeneutischen Vorfragen und des Problems der Legitimität
und der Kontinuität. Doch auch ihm konnte er in der ihm eigenen Gelassenheit
einen Vorwurf nicht ersparen: Barion hat – wie viele andere Kritiker vor allem
traditionalistischer Provenienz – den linguistic turn des Konzils nicht durch-
schaut. d’Ors’ anläßlich der postum erfolgten Herausgabe der wichtigsten Arbei-
ten Barions55 erschienener Aufsatz56 geht allerdings über die Auseinandersetzun-

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gen um das letzte Konzil hinaus; es wäre auch viel zu kurz gegriffen, die Bedeu-
tung Barions auf seine Konzilskritik zu reduzieren.57 Sowohl der Aufsatz als
auch d’Ors’ Nachruf auf Barion58 zeugen von theologischem Weitblick und
menschlicher Größe. Beide Texte werden im folgenden erstmals auf deutsch
vorgelegt.

II. Zwei Texte des Álvaro d’Ors*


1. Álvaro d’Ors: Der „korrekte Kanonist“
Die ausgezeichnete Einführung Werner Böckenfördes zu diesem Band (S. 1-25),
in der die Grundideen Barions trennscharf erklärt werden, trägt den exakten Titel
Der korrekte Kanonist. Der Ausdruck stammt von Barion selbst; damit zeigt er
an, welches das abstrakte Modell für den Kanonisten sein sollte, der als Jurist
und Theologe eine wissenschaftliche Kritik der nicht-dogmatischen Texte der
Kirche, insbesondere ihrer Gesetzgebung anzubringen weiß. Es ist eine Haltung,
der gegenüber man geteilter Meinung sein kann, gemäß dem Grad intellektueller
Ehrfurcht, die ein Gläubiger – im Falle Barions ein Priester (seit 1924), der sich
niemals vom rechten Glauben entfernte – dem zu schulden glaubt, was ein siche-
res Dogma ist, sonst aber ein kontingenter Ausdruck angesichts sich verändern-
der geschichtlicher Umstände oder manchmal eine Spiegelung säkularisierten
Denkens. Persönlich erkenne ich an, daß diese Haltung wahrhaft „korrekt“ ist,
denn sie dient zu einer besseren Übereinkunft dessen, was wirklich dogmatisch
ist. Man muß schließlich bemerken, daß die Kritik Barions nichts mit der angeb-
lich säkularisierend wirkenden „Verrechtlichung“ zu tun hat, die bestimmte
Gebiete der Kanonistik unserer Tage beherrscht; vielmehr darf sich für Barion
die Grundlegung des kanonischen Rechts niemals von der theologischen Wahr-
heit lösen, und in diesem Sinne ist es ein geistliches Recht. Es handelt sich näm-
lich eher um methodologische Reinheit und dogmatische Ausrichtung als um die
Autonomie der kirchenrechtlichen Ordnung; um ganz genau zu sein, um eine
Verteidigung des Dogmas, die, wie Barion feststellt, auch den Kanonisten an-
geht. Auf jeden Fall kann man nicht leugnen, daß Hans Barion eine sehr bedeut-
same Person der Kanonistik unseres Jahrhunderts war. Er wurde am Ende des
Jahres 1899 geboren und starb am 15. Mai 1973. Was ihn, der 1928 in Bonn und
1930 an der Gregoriana promoviert wurde, von vielen anderen zeitgenössischen
Kanonisten unterschied, war seine solide Ausbildung als Jurist, die er hauptsäch-
lich der Meisterschaft dessen verdankte, der meiner Meinung nach der erste
Jurist unseres Jahrhunderts war, Carl Schmitt, dem auch ich mich teilweise ver-
pflichtet weiß. Der gewaltige Einfluß C. Schmitts – „faszinierend“ nannte ihn
einer seiner Gegner – ist für ein richtiges Verständnis Barions erhellend. Sogar
seine Distanzierung in einigen persönlichen Positionen kann – auch in bezug auf
mich – als Kontrapunkt zu der anregenden Meisterschaft erklärt werden, die er
empfangen hat. In manchem Fall scheint mir dennoch, daß die Anregungen
Schmitts übertrieben sein konnten. Konkret beziehe ich mich auf die Verwen-
dung des Begriffs der „Ortung“ im Verhältnis zur kanonischen „Ordnung“.

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In bezug auf das Staatsrecht und das zwischenstaatliche Recht erklärte C.
Schmitt, wie jede Ordnung für das Gebiet, in dem sie sich befindet, ihre Gültig-
keit hat. Jedes Recht wurzelt gemäß ihm in einer konkreten Landnahme, in einer
bestimmten Aufteilung der Erde, einem grundlegenden „Nomos“ – man kennt
sein Buch über den „Nomos der Erde“59 –; das jedoch scheint mir nicht auf die
Kirche anwendbar zu sein, die durch ihre geistliche Verfassung selbst personali-
stisch angelegt ist und die sich, auch wenn sie eine auf Erden eingerichtete Ge-
sellschaft darstellt, keinem bestimmten Gebiet zuschreiben läßt und der „Ortung“
entbehrt. Dennoch widmete er seinem Lehrer (erste „Festschrift“ von 1959)
einen Beitrag über Ordnung und Ortung im kanonischen Recht (im vorliegenden
Band S. 180-214), ausgehend vom alten Canon 8 § 2, nach dem die Gesetze der
Kirche als territorial gebunden bestimmt werden. Natürlich mußte diese Art der
Unterstützung etwas gewollt erscheinen, denn Barion selbst erkannte an, daß
eine solche Vorgabe nur für die partikularen Gesetze Geltung beanspruchen kann
(wie jetzt der verbesserte neue Canon 13 § 1/CIC 1983 ausdrücklich sagt). Des-
senungeachtet sprach Barion von der „Ortung“ des kanonischen Rechts. Die
Frage stellt sich, ob es sich, obwohl diese Behauptung für die Gesetzgebung der
Partikularkirchen gültig ist, aus denen die Universalkirche besteht, nicht um eine
ursprüngliche und wesentliche Territorialität handelt, da feststeht, daß die erste
missio der elf Apostel den persönlichen und keinen territorialen Bereich betraf –
die Apostel sollten in die „ganze Welt“ hinaus gehen, nicht zu einigen entspre-
chenden Stühlen von Diözesen – und daß nur die praktischen Umstände schließ-
lich dazu führten, daß die spätere territoriale Einteilung nach „Diözesen“ einge-
führt wurde, was eine Annäherung an die weltliche Aufteilung der Provinzen
oder Diözesen mit sich brachte, die durch Kaiser Diokletian eingerichtet wurden.
Die ursprüngliche Beziehung war personal ausgestaltet gemäß dem analogen
Bild vom Hirten mit seinen umherziehenden Schafen. Doch dadurch haben in
der Kirche die Einrichtungen, welche die Personalität mit der Territorialität ver-
banden, nicht aufgehört zu existieren, und die jüngste Norm der Personalprälatu-
ren60 bedeutet nichts anderes als eine Sicherstellung, daß diese personale Zu-
schreibung – gerade ohne irgendeinen territorialen Bezug – auch für die apostoli-
sche Dimension unserer Tage nicht verlorengehen kann. Somit glaube ich nicht,
daß man über den sehr relativen Sinn der Eigengesetzgebung der Ortskirchen
hinaus von einer „Ortung“ des kanonischen Rechts sprechen sollte; und das
bleibt nicht nur von Bedeutung, um eine unangemessene Annäherung an das
weltliche Recht zu vermeiden, was immer eine Gefahr für den Kanonisten ist,
sondern auch, um nicht die rechte Fragestellung dieser prima quaestio zu ver-
dunkeln, die heute die Ekklesiologie und folglich auch das kanonische Recht
betrifft, nämlich das Verhältnis zwischen Weltkirche und Ortskirchen. In diesem
Fall wurde der Schmittsche Einfluß, wie ich zu sagen pflege, in nicht ausreichen-
der Weise durch den Kanonisten überwunden oder abgeschwächt.
Auch in anderer Hinsicht erscheint die Person Barions in einer gewissen Weise
mit der ihres Lehrers Schmitt verknüpft: hinsichtlich des Schattens, der sich über
ihm und mit mehr Grund als über seinem Lehrer wegen seines Verhältnisses zum
Nationalsozialismus zusammengebraut hat. Davon handelt ausführlich (S. 25-75)

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der Beitrag Sebastian Schröckers61 Der Fall Barion. Eine kurze Betrachtung zu
dem „Fall Barion“ erscheint mir angebracht, denn der zeitliche Abstand und die
tendenziöse Vereinfachung der Fakten durch die vorherrschende Darstellung der
Sieger könnten das gerechte Urteil über die schwierige Situation, in der sich der
Priester und Professor Barion im Jahr 1933 befand, entstellen.
Hans Barion, der 1931 Privatdozent wurde, erhielt 1933 den Lehrstuhl für Kir-
chenrecht in Braunsberg (Ostpreußen) an einer staatlichen Fakultät zur Ausbil-
dung von Theologen, die deshalb im Einvernehmen mit dem Heiligen Stuhl einer
besonderen konkordatären Regelung unterlag. In diesem Jahr hielt Barion einen
Vortrag über den „Katholizismus im neuen nationalsozialistischen Staat“62, und
zwar in dem Sinne, wie wir später noch ausführen werden. Er unterbreitete eine
Parteinahme zugunsten der neuen politischen Herrschaft Deutschlands, die übri-
gens, und das sollte nicht vergessen werden, eine beeindruckende Unterstützung
in den Wahlen erhalten hatte. Auch wenn die Aufgeschlossenheit gegenüber der
neuen Regierung in einer ersten Zeit durch Bischof Kaller63 autorisiert wurde, so
war dies doch Grund dafür, daß Rom Barion 1934 zusammen mit Rektor
Eschweiler64, ähnlich weiteren Professoren, die sich in einer vergleichbaren
Situation befanden, durch das außerordentliche Vorgehen „ex informata consci-
entia“ des alten Kodex (Canones 2186 ff.) mit der kanonischen Zensur der Sus-
pension belegte. Diese Maßnahme wurde 1935 zurückgenommen, und Barion
konnte weiter auf seinem Lehrstuhl sein. Laut Barion (siehe S. 58) wurde ihm
niemals der Grund für die Suspension mitgeteilt, genausowenig später der Grund
für die Aufhebung. Allerdings erhoben sich erneut Schwierigkeiten, als er den
Ruf auf den Lehrstuhl der Universität München annahm und der Heilige Stuhl
sich mit diplomatischen Mitteln in den Vorgang einschaltete. Der Grund dafür
war wohl, daß, was in Braunsberg noch hinnehmbar erschien, an der wesentlich
wichtigeren Universität von München nicht mehr war; der angeführte Grund
jedoch war der der früheren, wenn auch später zurückgenommenen Suspension
wegen „schweren Verstoßes gegen die Kirchendisziplin“, ohne weitere Ausfüh-
rung. Die Spannung sorgte dadurch für weiteres Ärgernis, daß das einzige, was
seitens der Kirche getan werden konnte, das Verbot des Besuchs der Vorlesun-
gen Barions war. Die deutsche Regierung antwortete mit der Schließung der
Theologischen Fakultät von München im Februar 1939, kurz bevor Kardinal
Pacelli als Papst Pius XII. den Papstthron bestieg, dessen Wunsch bekannt war,
zu einem gewissen Einvernehmen mit Deutschland zu kommen. Mit dem Ziel,
die Situation zu bereinigen, wurde Barion ersucht, die professio fidei abzulegen,
die er natürlich ohne jeden Anstand leistete, und auf diese Weise erhoffte man
sich die Fortsetzung seiner Lehrtätigkeit und die Wiedereröffnung der Theologi-
schen Fakultät. Aber neue merkwürdige Umstände, teilweise seitens des Staates,
enttäuschten die Hoffnungen, da Hitler entschied, daß alle Zentren höherer Bil-
dung sich der Ausbildung im Sinne des Nationalsozialismus zu verschreiben
hätten. Dann wurde Barion jedoch nach der Emeritierung Albert M. Koenigers,
der Barions Lehrer gewesen war65, wegen seiner unbezweifelbaren wissenschaft-
lichen Verdienste, als der Lehrstuhl an der Universität Bonn vakant war, dorthin
berufen, bis er 1945, als Deutschland besetzt war, seines Lehrstuhls enthoben

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wurde. Auch in diesem Punkt ähnelte sein Schicksal dem Carl Schmitts, der nach
einigen schmerzlichen Momenten (die in seinem Büchlein „Ex captivitate
salus“66 vortrefflich geschildert werden) auch nicht auf seinen Lehrstuhl in Ber-
lin zurückkehrte und den Rest seines Lebens in seinem schaffensreichen Ruhe-
stand in Plettenberg bis zu seinem Tode 1985 verbringen mußte.
Der Beitrag Schröckers über diese Ereignisse im Zusammenhang mit dem Fall
Barion ist interessant, weil der Autor über neues dokumentarisches Material
verfügen konnte, wie etwa über den Schriftwechsel mit Kardinal Faulhaber67,
Hauptfigur in der Anti-Barion-Front, der dem Schriftwechsel anderer Prälaten
und auch dem Schriftwechsel Pius’ XII. mit den anderen deutschen Bischöfen
(1939-1944), 1966 von der Editora Vaticana veröffentlicht68, trotz einiger für
Barion ungünstiger Weglassungen kritisch gegenübergestellt wurde, etwa der
Weglassung einer Meinungsäußerung des Kölner Kardinals Schulte, bei der es
sich um eine „persönliche Bemerkung“ handelte, die während der Ansprache
Pius XII. an die deutschen Kardinäle vom 6. März 1939 abgegeben wurde69.
Schließlich werden die inneren Abläufe dieses Falles, bei dem vermutet wird,
daß alles mit der Anzeige eines protestantischen Pfarrers aus Berlin begann, von
Schröcker eingehend untersucht, aber es würde den Rahmen sprengen, an diesem
Punkt zu verweilen. Wir stehen jedoch sehr wohl an zu bemerken, daß diese
schmerzhafte persönliche Erfahrung des treuen Priesters Barion diesen dazu
anhielt, über die stets aktuelle Frage nach dem Verhältnis von Religion und Poli-
tik Reflexionen anzustellen, auf die sich verschiedene seiner Arbeiten beziehen.
Carl Schmitt hatte 1923 (und insofern lange vor dem Nationalsozialismus) sei-
nen Aufsatz „Römischer Katholizismus und politische Form“ veröffentlicht.70
Trotz der Nichtvermittelbarkeit von Kirche und Staat, die darauf zurückgeht, daß
der Kirche jegliches wirtschaftliches Kalkül und die wesenhafte Unterscheidung
des Feindes abgeht, wie sie für das „Politische“ charakteristisch ist, räumte C.
Schmitt ein, daß die Kirche eine bevorzugte Nähe zu bestimmten Regierungs-
formen haben könne, wodurch sie also nicht als absolut apolitisch angesehen
werden könne. Ein altes Thema ist dies, das sich in den Problemkreis der politi-
schen Theologie einfügt, das insbesondere von Carl Schmitt behandelt wurde
und zu dem ich bereits die Gelegenheit hatte, meine Kritik vorzutragen, in dem
Sinne, daß eine solche politische Theologie auf das Dogmatische zurückgeführt
wird, wobei jeder Versuch einer rein formalen Analogie auszuschließen ist.71
Barion entfernt sich in diesem Punkt von seinem Lehrer, indem er radikaler als
dieser die Kirche vom Politischen trennt. Er erachtet Montesquieus Behauptung
als „schwach“ (S. 496), wonach der Protestantismus nach der Demokratie, der
Katholizismus hingegen nach der Monarchie verlange. Diese Behauptung jedoch
scheint mir nicht völlig falsch zu sein, jedoch nicht wie kraft einer ästhetischen
Analogie zwischen der absoluten Macht des Papstes und der der Könige, sondern
aus einem tieferen Grund, der darin besteht, daß die Kirche, die nicht aus Fami-
lien, sondern aus getauften Individuen besteht, ihrerseits jedoch die bürgerliche
Gesellschaft als einen Verband von Familien beschreibt, und so steht es ja aus-
drücklich im Katechismus des heiligen Pius X. Nun aber ergibt sich aus dieser
grundlegenden Vorstellung, daß die Kirche, die ja für sich genommen keine

441
Monarchie ist, dennoch die erbliche Monarchie als natürliche Regierungsform
für den Staat zu bevorzugen scheint. Wenn dies gegenwärtig nicht die offizielle
Position der Hierarchie und des Klerus ist, so geht dies auf den Einfluß der pro-
testantischen demokratischen Vorstellungen zurück, die in der Welt derzeit vor-
herrschen, da ihnen im kompletten Durcheinander des Abendländischen Schis-
mas die Konzilsirrtümer des Konzils von Basel72 vorausgingen. Aber hier geht es
weiterhin um kein Dogma.
Der Schmittsche Essay von 1923 über Katholizismus und Politik sollte Barion
Jahre später als Grund für eine Betrachtung zur Vereinbarkeit von Katholizismus
und Nationalsozialismus dienen. Schon 1933 hatte er den genannten Vortrag
über die Frage Kirche oder Partei? Der Katholizismus im neuen Reich gehalten,
der später in der „Europäischen Revue“73 (hier S. 453-460) zusammengefaßt
erschien. Entgegen C. Schmitt verteidigt Barion die Eigenschaft der Kirche,
völlig unpolitisch zu sein, sowie die Notwendigkeit einer Trennung von Kirche
und Staat (was in der Tradition des religiösen Pluralismus in Deutschland sehr
verständlich erscheint), aber gleichzeitig die Vereinbarkeit auf persönlicher Ebe-
ne mit jedweder politischen Form, wenn diese sich nur nicht offen gegen die
Kirche stellt. Die erwähnte Position hatte gerade zu diesem Zeitpunkt eine Ab-
lehnung der katholisch-konfessionellen Partei, des „Zentrums“, sowie einen
starken Vorbehalt gegen die Idee eines sozialen Einsatzes konfessioneller Prä-
gung im Sinne der „Katholischen Aktion“, des bevorzugten Instruments des
regierenden Pontifex Pius XI., zur Folge. So mußte diese auf Neutralität zielende
Position gerade in einer Zeit der Spannung unvermeidlich den Verdacht auf sich
ziehen, zumal zum selben Zeitpunkt das Verhältnis gegenüber dem Faschismus
in Italien ebenfalls spannungsgeladen war. Tatsächlich trat Barion während der
Auseinandersetzung zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich um
das Konkordat nicht als Anwalt des ersteren, sondern als ein bedenkentragender
neutraler Jurist auf.
Mehr als 30 Jahre später kam Barion, der von seinem Lehrstuhl endgültig ent-
fernt worden war, in einem Artikel in „Der Staat“, seinem Forum der letzten
Jahre, mit dem Titel Kirche oder Partei? Römischer Katholizismus und politi-
sche Form (hier S. 463-508) auf das Thema zurück. Der Titel erinnert noch stär-
ker an den Schmittschen Essay von 1923. Darin befaßt sich Barion mit dem
Problem des „Ralliement“ der Kirche mit bestimmten Strömungen oder politi-
schen Gruppierungen, wobei er bei seiner Untersuchung drei historische Beispie-
le herausgreift, die ihm in sehr unterschiedlichem Sinn von Bedeutung erschie-
nen: an erster Stelle das „Ralliement“ schlechthin, das Ralliement Leos XIII. mit
der laizistischen französischen Republik (1892), sodann die Erklärung der
Fuldaer Bischofskonferenz über die Annahme des Nationalsozialismus als „ein-
gesetzter Herrschaft“ (1933), schließlich das Wohlwollen des Heiligen Stuhls
sowohl gegenüber dem „Linksschwenk“ der Democrazia Cristiana Italiens als
auch gegenüber der anti-flämischen Politik Kardinal Suenens’ im Konflikt zwi-
schen Flamen und Wallonen in Belgien (1963).
In Barions Beitrag stechen zwei zentrale Ideen zu einem Problem hervor, das
nichts an Aktualität eingebüßt hat. Die erste Idee, die auf Leo XIII. zurückgeht

442
und von höchster Bedeutung ist, ist die der Unterscheidung zwischen der recht-
mäßig eingesetzten Herrschaft – das Problem der „Legitimität“ der Herrschaft
war für die Kirche selbst nie vordringlich, da sie bei ihrer eigenen Herrschaft
keinen Unterschied zwischen Legalität und Legitimität macht –, welche gemäß
der petrinisch-paulinischen Lehre anerkannt werden muß74, und jener der etwai-
gen Gesetzgebung dieser Herrschaft, die sehr wohl nicht hinnehmbar sein kann
und als solche nicht anerkannt werden darf. Naturgemäß konnte das, was für Leo
XIII. den Ausschlag zugunsten des „Ralliement“ mit einer laizistischen Regie-
rung gab, ebenso für das Verhältnis zur eingesetzten Herrschaft Hitlers gelten,
deren Gesetzgebung trotz gewisser anfänglicher Erklärungen, die beruhigend
erscheinen konnten, vorhersehbarerweise abzulehnen sein würde.
Die zweite Idee besagt, daß die Entscheidungen zugunsten eines „Ralliement“,
das die Hierarchie unter bestimmten kontingenten Umständen mit einer Regie-
rung oder einer Partei schließen kann, weder von möglicher Kritik ausgenommen
werden noch die gläubigen Katholiken im Gewissen und sub ratione peccati
verpflichten können, weil sie niemals in dogmatischen Prinzipien, sondern in
zeitbedingten Absichten und Opportunitätserwägungen gründen, die trotz der
hohen Autorität, aus der sie hervorgehen, sich als irrtümlich herausstellen kön-
nen; eine Ausnahme wäre freilich der Fall einer Regierung oder einer Partei, mit
der man ein „Ralliement“ sucht, die jedoch eindeutig gegen die Freiheit der Kir-
che eingestellt ist.
Dieser Ansicht bei Barion kommt große Gewißheit zu. Mir jedoch scheint, daß
über den Aspekt der Treue zur Hierarchie hinaus, die also derart begrenzt sein
kann, ganz besonders der Aspekt der persönlichen Klugheit der Gläubigen in
Betracht zu ziehen ist, für die Umstände gelten, die einen die Sünde fehlender
Klugheit begehen lassen können, etwa wenn die politische Entscheidungsfreiheit
der Katholiken dazu führt, den an sich angezeigten Widerstand gegen eine unan-
nehmbare Gesetzgebung offensichtlich zu schwächen, was zu verschiedenen
Zeiten in der Geschichte tatsächlich der Fall war, als sich die Hierarchie ver-
pflichtet sah, die politische Einheit der Gläubigen zu verlangen; das heißt dann
aber, wo nicht ein Minimum bekenntnishafter Vorgegebenheit existiert – und die
offizielle Achtung des Naturrechts ist bereits eine solche Art von Bekenntnis –,
ist bereits die politische Entscheidungsfreiheit eingegrenzt, was der Aussage
gleichkommt, eine konfessionelle Partei auf den Plan zu rufen. In diesem Sinne
scheint eine Alternative zwischen konfessionellem Staat und konfessioneller
Partei zu bestehen. Auch wenn ein bestimmtes „Ralliement“ nicht direkt eine
moralische Verantwortlichkeit der Gläubigen impliziert – genausowenig wie
kriegerische Bündnisse der Päpste mit territorialen Mächten eine solche Verant-
wortung mit sich brachten –, so kann doch der Widerstand gegen ein solches
manchmal die Sünde fehlender Klugheit mit sich bringen. In Wirklichkeit han-
delt es sich um eine gewisse Ähnlichkeit mit dem, was gilt bei der Pflicht, die
Anordnungen der eingesetzten Herrschaft zu befolgen, welche besteht, weil sie
eine Pflicht zur Klugheit impliziert. In diesem Zusammenhang pflege ich das
Beispiel von der roten Ampel anzufügen: Ihr Signal zu übergehen berührt nicht
das Gewissen, wie eine Anordnung der eingesetzten Herrschaft; vielmehr kann

443
ein Mißachten auf mangelnde Klugheit schließen lassen. Dennoch müßten jene
beiden einschränkenden Vorstellungen von der moralischen Kraft eines „Rallie-
ment“, welches auch immer dieses sei, durch die Einbeziehung der Klugheit
ihrerseits beschränkt werden.
Wie man verstehen kann, weicht Barion auch bei dieser Thematik, die ihn in
Beschlag nahm, hinsichtlich der Frage des „politischen“ Charakters der Kirche
von der Schmittschen Lehre ab, auch wenn der neue Sinngehalt auf die neuen
Umstände zurückzuführen ist. Und die Einheit des ganzen Bandes, angefangen
bei der Persönlichkeit des Herausgebers, Werner Böckenförde75, der auch die
Einführung verfaßt hat, kann in das Schmittsche Gemeingut eingeordnet werden,
ohne diesem Gewalt anzutun. Auch meine persönliche Beziehung zu Barion
wurde durch den gemeinsamen Lehrer vermittelt, denn sie begann, als jener in
der Kapelle des Heidelberger Schlosses den Ehebund Animas, der einzigen
Tochter des Meisters76, mit meinem damaligen Mitarbeiter, dem Inhaber des
Lehrstuhls für Recht in Santiago, Alfonso Otero77, segnete. Animas früher Tod
hatte zweifelsohne Einfluß auf den sich verschlechternden Gesundheitszustand
Carl Schmitts, der wenig später78 im Alter von 96 Jahren starb. Dadurch bin auch
ich wie dieser Band, den ich bespreche, mit der geistigen Welt Carl Schmitts
verbunden, auch wenn seine Lehre sowohl in Barions als auch in meinem Fall
dazu gedient hat, zu völlig unterschiedlichen Positionen zu führen.
Wenn wir Barions Werk beschreiben wollten vermittels eines Rasters, das für
den derzeitigen Stand der Kanonistik bezeichnender ist, könnten wir sagen, daß
Barion ein geistreicher katholischer Kritiker des Zweiten Vatikanischen Konzils
war. Seine Position ist jedoch keineswegs vom schlichten sich Festklammern am
Alten gegen alles Neue, sondern von einer weiter zurückreichenden juristischen
Überlegung gekennzeichnet. Um ihn zu verstehen, muß man von seinem umfas-
senden Wissen über den großen protestantischen Kirchenrechtler des 19. Jahr-
hunderts, Rudolph Sohm79, ausgehen. Bereits seine Antrittsvorlesung als Privat-
dozent in Bonn von 1930 (1931 veröffentlicht, hier: S. 80-104), die einen sein
ganzes weiteres Leben bestimmenden Gedankengang vorstellt, behandelte Ru-
dolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts. 1942 kam er auf seine
Auseinandersetzung mit ihm zurück: Der Rechtsbegriff Rudolph Sohms. Zur 100.
Wiederkehr von Sohms Geburtstag (S. 115-119). Für Sohm ist, wie man weiß,
die von Jesus Christus gegründete Kirche rein geistig verfaßt und kann sich mit
keiner Glaubensgemeinschaft dieser Welt identifizieren. Folglich habe dieses
kanonische, rein menschliche Recht nichts mit dieser Kirche zu tun. Hierin liegt
der zentrale Punkt der Unvereinbarkeit mit dem katholischen Kirchenrechtsbe-
griff als einem juridischen Ausdruck der dogmatischen Theologie von der einzi-
gen Kirche. Die logische Radikalität dieser Gegenposition ist es, die Barion zur
Zurückweisung der ökumenischen Bemühungen und zu einer breiten Kritik an
der Abkopplung vieler Aussagen des Konzils vom katholischen Dogma führte.
Tatsächlich war der pastorale Ton, den das Konzil bewußt angenommen hatte,
nicht gerade dazu angetan, aus seinen Erklärungen einige klare und in juristi-
scher Hinsicht annehmbare Formulierungen abzuleiten. Barion, der eminent
juristisch dachte, konnte gar nicht anders, als sich gegen diese Tatsache zu erhe-

444
ben. Wie ich bereits an anderer Stelle bemerkte80, kann man sagen, daß er dies
bei einigen Kritikpunkten sogar im Übermaß tat. So faßte er sehr vage gehaltene
Aussagen, denen ein strikter Sinn gar nicht zukommen sollte, so auf, als würden
sie vorgeben, juristische Fachsprache zu sein. Ein sehr offenkundiges Beispiel
für diese unangemessene Verwendung juristischer Terminologie ist bei allem zu
erkennen, was mit der bischöflichen „Kollegialität“ in Zusammenhang steht, von
der Papst Paul VI. selbst in einer Lumen gentium „erklärenden Vorbemerkung“
(Nota explicativa praevia) schrieb, daß sie nicht in einem juristischen, sondern in
einem weiteren Sinne verstanden werden müsse, beinahe als Pendant zur Solida-
rität, einem im Kirchenrecht wie überhaupt in jedem Recht völlig verschiedenen
Begriff.
Genausowenig gab das Konzil vor, dogmatisch zu sein. Von daher ergibt es sich
auch nicht einfach, der konziliaren Ekklesiologie dogmatische Aussagen zu
entnehmen, und das noch um so mehr, als es wohl eine Tendenz gab, das Dog-
matische auf das von den Konzilien zu solchem Erklärte zu beschränken. Ba-
rions logische Strenge ergab, daß, wenn das kanonische Recht in der dogmati-
schen Theologie gründen solle und das Zweite Vatikanum keine dogmatische
Neuheit eingeführt habe, das kanonische Recht weiter in jener dogmatischen
Theologie verankert sein müsse, die in der Zeit Pius’ XII. existierte. Tatsächlich
konnten, wie Barion sagte, die Bestrebungen der „progressistischen“ Gruppe, die
unter anderem das Dogma vom römischen Primat abschwächen wollte, nicht die
Theologie ändern. Sie konnte allenfalls eine gewisse Stimmung erzeugen, die
geeignet war, die Unwissenden zu verleiten, und eine gewisse allgemeine Ver-
wirrung, glücklicherweise aber keine, die für unhinterfragbare rechtliche Ergeb-
nisse geeignet wären.
Verständlich ist, daß Barion im selben Geist die soziale und politische Theorie
kritisieren sollte, die aus jenen Erklärungen des Konzils hervorgeht, welche
offensichtlich von der säkular geprägten Weltanschauung nach dem Weltkrieg
herrühren, die aber jeglicher theologischer Grundlage entbehrt. Es taucht hier
wieder die Idee der Trennung vom Politischen auf, da dieses der Sendung der
Kirche fremd sei, und in diesem Zusammenhang greift Barion auf jene Aussage
Alberico Gentilis zurück, die er von seinem Lehrer Carl Schmitt übernommen
hat: Silete theologi in munere alieno81, jedoch nicht mit Bezug auf das Recht,
sondern auf die Politik, was auf eine Zurückweisung einer jeglichen politischen
Theologie hinausläuft.
Somit ist die Kritik Barions am Vatikanum II eine Verteidigung gegenüber dem
„Progressismus“. Wie er selbst sagte: „Der korrekte Kanonist kann den progres-
sistischen Texten, Thesen und Tendenzen des Vaticanum II in allen grundsätzli-
chen Fragen nur zustimmen, wenn er verleugnet, was er bis zum Tode Pius’ XII.
als verpflichtende katholische Glaubenslehre betrachtet hat, wissenschaftlich
betrachten mußte und lehramtlich zu betrachten gehalten war“82. Diese Kritik am
Konzil bestimmte die letzte Zeit seines Lebens: drei Artikel in der Zeitschrift
Der Staat (1964, 1965 und 1966), sein Beitrag zur Würdigung eines weiteren
Schülers Carl Schmitts, Ernst Forsthoffs83, über „Das konziliare Utopia“ (1967),
ein weiterer zur zweiten Ehrung Carl Schmitts („Epirrhosis“, 196884) über die

445
Politische Theologie des Vatikanum II sowie sein abschließender Vortrag über
die Theologie in der Welt von heute85. Wenn es also nötig erscheint, rückschau-
end viele Aspekte des Konzils zu überprüfen, die anfechtbar sind, gerade weil sie
nicht vorgeben, dogmatisch angelegt zu sein, erscheint es unseriös, sich der lo-
gisch-juristischen Strenge Barions zu bedienen, der auch das Dogma als Jurist
verteidigte.
Dieser Band gesammelter Schriften vereint jedoch wesentlich mehr Beiträge als
die hier besprochenen, auf deren Inhalt wir nicht eingehen können, ohne den
Rahmen zu sprengen: über die Eheschließung vor dem akatholischen Religions-
diener (S. 123-134), das Problem des Ausschlusses des allgemeinen Rechtes in
den Konkordaten (S. 135-152), über die Sacra Hierarchia (S. 153-180), über den
alten Canon 948 zur verfassungsmäßigen Unterscheidung zwischen Klerikern
und Laien, über den alten Canon 87, dem Joseph Klein (ein Nachfolger Sohms,
der sich vom Katholizismus losgesagt hat)86 in einem Sinne widersprach, der
nicht aufgehört hat, in der katholischen Kanonistik Folgeerscheinungen zu zeiti-
gen (S. 271-284), über eine neuerliche Kritik an Klein in der Frage des Ökume-
nismus (S. 341-403), über das Thema der Zulassung des Irrtums anläßlich der
Rede Pius’ XII. vor dem „Verband der katholischen Juristen Italiens“ am 6. De-
zember 195387 – bei der ich zugegen sein konnte und die ich damals als morali-
sche Unterstützung für den spanischen Katholizismus mit Stoßrichtung gegen
gewisse in Nordamerika veröffentlichte Kritiken verstand – (S. 445-451)88 und
noch weitere. Sodann greift der Band darüber hinaus viele Lexikonartikel und
Besprechungen von Büchern auf, aus denen immer die Linie der umfassenden
Denkart Barions hervorgeht.
Mein Wunsch ist es, daß diese summarische Darstellung der Persönlichkeit Hans
Barions die spanischen Kanonisten anhält, sich um einen Zugang zu seinem
Werk zu bemühen, das zum jetzigen Zeitpunkt bei uns nicht genügend bekannt
zu sein scheint. Barion verteidigte immer die Objektivität und entfernte sich
dabei niemals vom Dogma; allein seine Forderung nach juristischer Gewißheit
führte ihn zu seinen kritischen Stellungnahmen.
Aber nicht nur in Spanien, in der ganzen Welt ist seine Persönlichkeit unverdien-
terweise übergangen worden. Es trifft zu, daß ihm Ende der 1970er Jahre eine
Würdigung in Buchform zukam (in der ebenfalls eine schöne Rede, die er gehal-
ten hat, zu lesen ist89). Doch das war allein eine symbolische Tröstung zum Ab-
schluß, die ihm einige seiner Freunde zukommen ließen (eine „epirrhosis“ wie
die, die seinem Lehrer einige Jahre zuvor dargebracht wurde90). Die kanonisti-
sche Welt und die der Theologie überhaupt übergingen Barion mit Schweigen.
Er konnte nichts anderes tun, als diese ungerechte Isolation resigniert zu erdul-
den. In einem der letzten Sonderdrucke, die er mir zusandte, schrieb er in der
freundschaftlichen handschriftlichen Widmung einen biblischen Satz, der die
resignierte Betrübtheit aus Einsamkeit wiedergibt: Torcular calcavi solus!91

446
2. Álvaro d’Ors: † Hans Barion (1899-1973)
Am 15. Mai 1973 ging der große, aber vereinsamte deutsche Jurist, Professor für
Kirchenrecht und Priester, Hans Barion, in die Ewigkeit ein. Nach einem Jahr
der Krankheit und mehreren Wochen schweren Leides starb er im Marienhospi-
tal Bonn und wurde in der Familiengruft auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof
beigesetzt.
Noch im Mai 1970 versammelten sich im Hause von Professor Forsthoff mehre-
re Freunde anläßlich des 70. Geburtstags, den Barion im Dezember zuvor be-
gangen hatte, um ihm eine Blütenlese von Studien zu überreichen, die anschlies-
send unter dem Titel „Eunomia. Freundesgabe Hans Barion“ (im Eigenverlag
1970) gedruckt wurde. Dazu gehören die Worte der Erwiderung Barions, die er
während der Überreichung der Blütenlese sagte, und er gibt uns damit einige
Schlüssel zum Verständnis seiner Persönlichkeit an die Hand, die er stets mit
dem Mantel des Schweigens bedeckt hatte. Mehr noch, sein fortwährendes Be-
streben nach Objektivität führte dazu, daß er in allen seinen Schriften die Ich-
Form und selbst die im Verhältnis dazu eher verschleiernde Form des „Wir“
vermied.
Barion gehörte bekanntermaßen zum Schülerkreis Carl Schmitts, und die Unbil-
den der vergangenen 30 Jahre führten dazu, daß sich seine geistige Verbunden-
heit mit den aufeinanderfolgenden Schülergenerationen Schmitts weiter verstärk-
te. Er selbst berichtet davon, wie die Lektüre von „Römischer Katholizismus und
politische Form“ noch 1923, als er Seminarist war, ihn ein für allemal erkennen
ließ, was Richtschnur und Stil seines eigenen wissenschaftlichen Arbeitens sein
sollte. Und tatsächlich sollte das Thema der politischen Theologie während sei-
ner gesamten Laufbahn den Punkt bilden, in dem seine und die wissenschaftli-
chen Interessen Carl Schmitts zusammenliefen. Selbst in seinen letzten Jahren
kam er auf dieses Thema zurück, in seinem Beitrag „Kirche oder Partei? Römi-
scher Katholizismus und politische Form“ (Der Staat, 1965).
Wenn auch seine Doktorarbeit von 1931, in der das französisch-deutsche Syn-
odalrecht des Mittelalters behandelt wurde, historisch angelegt war, so widmete
sich doch seine Antrittsvorlesung zeitgenössisch dem Denken des großen Ru-
dolph Sohm – demjenigen, auf den Schmitt den folgenden Vers dichtet: „Im
Kampf um Rom siegt Rudolph Sohm.“ Der lutherische Jurist Sohm zeigte ihm,
daß das ganze kirchliche Recht eine Funktion des Kirchenbegriffs ist; daß es nur
zwei reine Typen gibt: der katholische und der lutherische, worauf die antiöku-
menische Position zurückgeht, die Barion bei seiner Kritik des Zweiten Vatica-
num einnimmt. In Beziehung zu dieser Konstante seines Denkens steht die Vor-
stellung vom Gegensatz, welche die konkordatäre Regelung voraussetzt, und auf
der anderen Seite die Überzeugung, daß das Recht der katholischen Kirche
grundlegend von ihrer hierarchischen Struktur und diese wiederum vom göttli-
chen Recht abhängt (Sacra Hierarchia, 1942).
Die fortlaufende theoretische Arbeit wurde im Falle Barions durch eine gut-
achterliche Tätigkeit für den hessischen Staat sowie durch seine ausführliche
Mitarbeit an der Brockhaus-Enzyklopädie vervollständigt. Das lag insofern nahe,

447
als er, der gestrenge und auf seinem Fachgebiet bewanderte Jurist, ein Mann
breiter Bildung wie auch großen künstlerischen, vor allem musikalischen Ver-
ständnisses war.
Die geschichtlichen Umstände, unter denen er zu leben hatte, waren für ihn keine
günstigen. So sagte einer seiner Freunde über ihn: „Unter dem Betragen eines
Landpfarrers steckte bei ihm die Weltanschauung eines Großinquisitors.“ Seine
Einsamkeit der letzten Jahre ging zu einem großen Teil auf seine scharfe Kritik
am Zweiten Vatikanischen Konzil zurück: „Das konziliare Utopia“ (in: Ebracher
Studien, E. Forsthoff, 1967) und eine ganze Reihe von Artikeln in der Zeitschrift
„Der Staat“ geben davon Zeugnis. Auf den Sonderdruck des letzten dieser Bei-
träge, den er mir zusandte, schrieb er eigenhändig: „Torcular calcavi solus (Is.
63,3)“. Gleichwohl hörte seine Kritik nicht auf, die eines bewußten Juristen zu
sein, der mit der Strenge eines, wie er selbst sagte, „korrekten Kanonisten“ auf
die Krise des Rechts innerhalb der Kirche hinwies – wie es sich überhaupt um
eine allgemeine Krise der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts handelt –, ohne
jedoch von sich selbst zu behaupten, ein „korrekter Kanonist“ zu sein, vielmehr
unter Bezugnahme auf einen objektiven geistigen Maßstab.
Der Name Barions ist mit der spanischen Universität durch den Freundeskreis
Carl Schmitts verbunden (der sich aus den unterschiedlichsten Strömungen zu-
sammensetzt, wie man anhand der Namen der Personen ersehen kann, die wir
uns an den zwei Veröffentlichungen zu seinen Ehren beteiligt haben92), verbun-
den aber auch, und in gewisser Hinsicht ganz besonders, weil er im Schloß zu
Heidelberg den Ehebund zwischen Schmitts Tochter und dem Lehrstuhlinhaber
aus Santiago de Compostela, Alfonso Otero93, segnete.
Durch den Heimgang Barions haben wir einen von wenigen Köpfen verloren,
der in den Zeiten des Wegschmelzens intellektuellen Formates den Stil eines
wahren Juristen zu behaupten vermochte, obgleich er den widersprüchlichsten
Scherbengerichten ausgesetzt war.

Anmerkungen
∗ Die Übertragung aus dem Spanischen von Veit Neumann (Regensburg) und dem Her-
ausgeber ist Professor Javier d’Ors (Santiago de Compostela) und Günter Maschke
(Frankfurt am Main) gewidmet, letzterem anläßlich seines im Januar 2013 vollendeten 70.
Lebensjahres. Ad multos annos! Offensichtliche Schreib- und Flüchtigkeitsfehler wurden
stillschweigend verbessert. Die Anmerkungen zum Text sind solche des Herausgebers (im
folgenden: [WS]).
1) Vgl. – vor allem anhand des Beispiels Max Scheler – Jean Héring, Phénoménologie et
philosophie religieuse: étude sur la théorie de la Connaissance religieuse, Paris 1926, 92-
101; ders., Gott und Natur. Résumé eines von Jean Hering auf der Straßurger Pastoralkon-
ferenz am 6. Juni 1928 gehaltenen Referates, Straßburg 1929.
2) Vgl. vor allem P. Krämer, Theologische Grundlegung des kirchlichen Rechts. Die
rechtstheologische Auseinandersetzung zwischen Hans Barion und Joseph Klein im Licht
des II. Vatikanischen Konzils (= Trierer Theologische Studien, Bd. 33), Trier 1977; ders.,
Katholische Versuche einer theologischen Begründung des Kirchenrechts, in: Die Kirche
und ihr Recht (= Theologische Berichte XV, hrsg. im Auftrag der Theologischen Hoch-

448
schule Chur von J. Pfammatter und der Theologischen Fakultät Luzern von F. Furger),
Zürich/Einsiedeln/Köln 1986, 11-37; M. Kleinwächter, Das System des göttlichen Kir-
chenrechts. Der Beitrag des Kanonisten Hans Barion (1899-1973) zur Diskussion über
Grundlegung und Grenzen des kanonischen Rechts (= Forschungen zur Kirchenrechtswis-
senschaft, Bd. 26), Würzburg 1996.
3) Vgl. D. Burkard/W. Weiß (Hrsg.), Katholische Theologie im Nationalsozialismus. Bd.
1: Institutionen und Strukturen, Teilbd. 1, Würzburg 2007.
4) M. Weitlauff, Kardinal Faulhaber und der „Fall Barion“. Die Schließung der Münche-
ner Theologischen Fakultät durch das NS-Regime 1939, MThZ 54 (2003) 296-332; ders.,
Die Theologische Fakultät der Universität München unter der nationalsozialistischen
Herrschaft, MThZ 57 (2006) 347-375; ders., Die Katholisch-Theologische Fakultät Mün-
chen, in: D. Burkard/W. Weiß (Hrsg.), Katholische Theologie im Nationalsozialismus (s.
Anm. 3), 167-197; Th. Marschler, Kirchenrecht im Bannkreis Carl Schmitts. Hans Barion
vor und nach 1945, Bonn 2004, 21-77.
5) Vgl. G. Roellecke, Eine Institution im Meer des Ungewissen. Vom Pfeifen der Subjek-
te vom Ende auf den Dächern oder Warum „Der Staat“ eigentlich „Der Spatz“ heißen
müßte, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5.1.2000.
6) Benedikt XVI., Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der römi-
schen Kurie beim Weihnachtsempfang vom 22. 12. 2005, in: AAS 98 (2006) 40-53; dt.
Übersetzung in: Osservatore Romano, dt. Ausgabe, 13. 1. 2006, 9-11.
7) Vgl. Kleinwächter (s. Anm. 2), 386 ff.; ausführlich W. Spindler, „Humanistisches
Appeasement“? Hans Barions Kritik an der Staats- und Soziallehre des Zweiten Vatikani-
schen Konzils, Berlin 2011; ders., Fortschritt und Kontinuität. Die Staats- und Soziallehre
des Vaticanum II angesichts der hermeneutischen Frage, TThZ 120 (2011) 283-293.
8) Vgl. die Ausführungen der Privatgelehrten J. Cadolt, Im Kampf um Rom siegt Anti-
Sohm. Der Kanonist Hans Barion (1899-1973) am Beginn seiner Wiederentdeckung, in:
Zwanzigste Etappe. Organon für Politik, Kultur und Wissenschaft, Bonn, Sommer 2010,
135-141.
9) Erik Peterson, Monotheismus als politisches Problem, in: ders., Theologische Traktate
(= Ausgewählte Schriften, Bd. 1). Mit einer Einleitung von B. Nichtweiß, Würzburg
1994, 23-81, insbes. 81 Anm. 168.
10) Vgl. W. Ockenfels, Politisierter Glaube? Zum Spannungsverhältnis zwischen katholi-
scher Soziallehre und politischer Theologie (= Sammlung Politeia, Bd. XXXIII), Bonn
1987.
11) Vgl. W. Spindler, Álvaro d’Ors’ Versuch einer dogmatischen politischen Theologie.
Ansatz und Dokumentation seiner „Revisión“ des Problems, FKTh 24 (2008) 81-122.
12) Zur Biographie vgl. F. Altuve-Febres Lores et al. (Hrsg.), Homenaje a Don Álvaro
d’Ors, Lima 2001; T. Giménez Candela, El Servicio de Álvaro d’Ors a la ciencia jurídica,
Diritto@Storia. Rivista internazionale di Science Giuridiche e Tradizione Romana 3
(2004), Quaderno 3 (Maggio), zit. nach http://www.dirittoestoria.it/3/In-Memoriam/
Alvaro-dOrs/ Gimenez-Candela-Alvaro-dOrs.htm [zuletzt gelesen am 27. 2. 2013]; Álva-
ro d’Ors 1915-2004. Acto académico in memoriam, 26 de marzo de 2004, Pamplona,
Facultad de Derecho. Universidad de Navarra, 2004; M. d’Ors, Álvaro d’Ors. In memori-
am, Pamplona 2004.
13) M. Herrero (Hrsg.), Carl Schmitt und Álvaro d’Ors. Briefwechsel, Berlin 2004, 94
Anm. 4.
14) Á. d’Ors, Constitutio Antoniana (P[apyrus]. Gießen 40, I). Contribución al estudio de
su valor y significado para la historia del Derecho Romano, Tesis doctoral, Universidad

449
de Madrid, 1941. Die Dissertation wurde erst später in einer Serie von acht Aufsätzen
veröffentlicht; vgl. die Werkübersicht von R. Domingo, in: Estudios de Derecho Romano
en honor de Álvaro d’Ors, Bd. 1, Pamplona 1987, 35-86, 37.
15) Beispielsweise Á. d’Ors, Cicerón: Defensa del poeta Arquias. Introducción, traduc-
ción y notas, Madrid 1940; ders., Cicerón: Las leyes. Introducción, traducción y notas,
Madrid 1953, 2. Aufl. 1970; ders., El código de Eurico, Rom – Madrid 1960; ders.
[zusammen mit F. Hernández-Tejero et al.], El Digesto de Justiniano, 3 Bde., Pamplona
1968-1975; ders., Cicerón: Sobre la República. Introducción, traducción y notas, Madrid
1984.
16) Madrid 1954.
17) Madrid 1961.
18) Á. d’Ors, Derecho Privado Romano [Erstfassung unter anderem Titel 1960], 9., revi-
dierte Aufl., Pamplona 1997.
19) Á. d’Ors, Una Introducción al Estudio del Derecho, Madrid 1963; 8. Aufl. [ohne
Anhänge] 1989.
20) Á. d’Ors, Sistema de las Ciencias, Pamplona 1969-1977.
21) Á. d’Ors, Ensayos de Teoría Política, Pamplona 1979.
22) Madrid 1980.
23) Á. d’Ors, Nueva Introducción al Estudio del Derecho, Madrid 1999.
24) Á. d’Ors, Bien común y Enemigo público, Madrid/Barcelona 2002.
25) Vgl. dazu W. Spindler, „Theorie unmittelbaren konkreten Lebens“ – Zur Konzeption
und Kritik der politischen Theologie Carl Schmitts, München 2008; B. Kahl, Elemente
katholischen Denkens in säkularer Staatslehre. Zum Frühwerk Carl Schmitts, Diss. iur.
Universität Bonn (masch.), 2008.
26) Literaturübersichten bieten A. de Benoist, Carl Schmitt. Internationale Bibliographie
der Primär- und Sekundärliteratur, Graz 2010; Carl-Schmitt-Gesellschaft e. V., Neueste
Veröffentlichungen (ab 2007), in: http://www.carl-schmitt.de/neueste_veroeffentlichun-
gen.php [gelesen 27. 2. 2013]. (Problematische) Tendenzen der Schmitt-Exegese erläutern
W. Spindler, In Schmitts Welt. Carl Schmitt in der deutschsprachigen Literatur, in: NO 59
(2005) 462-480, und G. Maschke, Vorwort zur Neuauflage, in: ders., Der Tod des Carl
Schmitt. Durchgesehene und um weitere Texte vermehrte Ausgabe, Wien 2012, 7-9.
27) Á. d’Ors, Teología política: una revisión del problema, Revista de Estudios Políticos
(= REP), Nr. 205 (Januar-Februar 1976) 41-79; dt. Übersetzung in: W. Spindler (s. Anm.
11), 88-122.
28) Á. d’Ors, Carl Schmitt en Compostela, Arbor 73, Januar 1952, 46-59; leicht verändert
auch in: ders., De la Guerra y de la Paz (s. Anm. 16), 181-204, einem Buch übrigens, das
Schmitt gewidmet ist; dt. Übersetzung in: ders., Carl Schmitt in Compostela, in: M. Her-
rero (Hrsg.), Briefwechsel (s. Anm. 13), 299-315.
29) In: Á. d’Ors, De la Guerra y de la Paz (s. Anm. 16), 23-44.
30) 8. Aufl. (s. Anm. 19), 15 ff., 133 ff. und öfter.
31) Á. d’Ors, „Il ,Glossario‘ di Carl Schmitt“ [italienisch], Behemot 12, Juli-Dezember
1992, 7-18; ders., El „Glosario“ de Carl Schmitt [spanisch], in: D. Negro Pavón (Hrsg.),
Estudios sobre Carl Schmitt, Madrid 1996, 17-47; ders., „Das ,Glossarium‘ von Carl
Schmitt“ [von G. Maschke ins Deutsche übertragen und vorzüglich kommentiert], in:
Schmittiana. Beiträge zu Leben und Werk Carl Schmitts, hrsg. von P. Tommissen, Bd.
VII, Berlin 2001, 219-275; vgl. dazu W. Spindler, In Schmitts Welt (s. Anm. 26), 468 f.

450
32) C. Schmitt, Glossarium. Aufzeichnungen der Jahre 1947-1951, hrsg. von E. Freiherr
v. Medem, Berlin 1991. Eine korrigierte und erheblich erweiterte Fassung von G. Gies-
ler/M. Tielke (Hrsg.) erscheint wohl noch 2013 in Berlin.
33) 9. Aufl. (Nachdruck der 1926 erschienenen 2. Aufl.), Berlin 2010.
34) Á. d’Ors, Mi recuerdo de Carl Schmitt [unveröffentlicht], zit. nach Maschke, in:
Schmittiana VII (s. Anm. 31), 226, Anm. 12.
35) d’Ors war auch mit je einem Aufsatz in den beiden Schmitt gewidmeten Festschriften
vertreten: Relectio de Causa, in: Festschrift für Carl Schmitt: zum 70. Geburtstag darge-
bracht von Freunden und Schülern, hrsg. v. H. Barion/E. Forsthoff/W. Weber, 1959, 3.
Aufl., Berlin 1994, 145-157, ursprünglich auf spanisch unter dem Titel „Una relecció
sobre la causa“ erschienen in: Á. d’Ors, De la Guerra y de la Paz (s. Anm. 16), S. 159-
180; ders., Das römische Gesetz als Akt des Magistrats, in: Epirrhosis. Festgabe für Carl
Schmitt, hrsg. v. H. Barion/E.-W. Böckenförde/E. Forsthoff/W. Weber, 2. Aufl. [in 1
Bd.], Berlin 2002, 313-323.
36) Von den wenigen Darstellungen seines die römischrechtlichen Fachgrenzen spren-
genden Denkens sind zu nennen F. D. Wilhelmsen, The Political Philosophy of Alvaro
d’Ors, The Political Science Review, 1991, 145-187; R. Domingo, Teoría de la „auctori-
tas“, Pamplona 1987; ders., Álvaro d’Ors: una aproximación a su obra, Navarra 2005; M.
Herrero, El nomos y lo político: la filosofía política de Carl Schmitt, Pamplona 1997;
dies., Álvaro d’Ors und Carl Schmitt: Eine Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Briefwechsel (s.
Anm. 13), 13-56; M. Ayuso, El pensiamento político-jurídico de Álvaro d’Ors, Razón
Española. Revista bimestral de pensamiento, Nr. 125 (Mai-Juni 2004), 311-326; ders., In
memoriam Álvaro d’Ors y el Tradicionalismo (A propósito de una polémica final), in:
Anales de la Fundación Francisco Elías de Tejada X/2004, 183-197.
37) Brief an Schmitt vom 3. 10. 1962, in: Briefwechsel (s. Anm. 13), 223 f., 224.
38) C. Schmitt, Recht und Raum, in: Tymbos für W. Ahlmann, hrsg. von seinen Freun-
den, Berlin 1951, 244-251; ders., Raum und Rom – Zur Phonetik des Wortes Raum, in:
Universitas 6 (1951), 963-968, auch in: ders., Staat, Großraum, Nomos. Arbeiten aus den
Jahren 1916-1969, hrsg. mit einem Vorwort und Anmerkungen versehen von G. Maschke,
Berlin 1995, 491-495.
39) C. Schmitt, Glossarium (s. Anm. 32), 171.
40) Die unterschiedliche Sichtweise von Zivil- und Öffentlichem Recht lassen sich nach
Schmitt auf anthropologische Axiome zurückführen. So trägt er bereits im November
1923 in sein Gedankenheft „Der Schatten Gottes“ (Nachlaß Schmitt, Düsseldorf, Bestand
RW 265-19605) ein: „Von Natur gut: Subsumtion des Guten, Zivilrecht. Von Natur böse:
Öffentliches Recht, Staatsrecht; die Regierung böse.“ Diese bislang unveröffentlichten
Aufzeichnungen werden zusammen mit Schmitts Tagebüchern der Jahre 1921 bis 1924
demnächst von G. Giesler, E. Hüsmert und W. Spindler herausgegeben.
41) C. Schmitt, Drei Stufen historischer Sinngebung, Universitas 5 (1950) 927-931. Den
von Schmitt gewählten Originaltitel „Drei Möglichkeiten eines christlichen Geschichts-
bildes“ hat die Universitas-Redaktion, heutige „wissenschaftliche“ Gepflogenheiten der
Christentumsabtreibung vorwegnehmend, eigenmächtig geändert. In den romanischen
Übersetzungen des Aufsatzes wurde der richtige Titel verwendet, ebenso in: H. Blumen-
berg – Carl Schmitt, Briefwechsel 1971-1978 und weitere Materialien, hrsg. und mit
einem Nachwort von A. Schmitz und M. Lepper, Frankfurt am Main 2007, 161-166.
42) Á. d’Ors, Carl Schmitt in Compostela (s. Anm. 28), 302-309, 306.
43) Zu den Hintergründen der christlichen Apokalyptik vgl. W. Spindler, „… et non
effugient“ (1 Thess 5,3): Die Vorwegnahme des Unausweichlichen in Kirche und Kult, in:

451
KataChoc. Vom Beutewert des Desasters (= Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft,
hrsg. von F. Böckelmann und W. Seitter, 36), 2010, 55-63.
44) Á. d’Ors, Das Glossarium (s. Anm. 31), 231.
45) Vgl. vor allem Á. d’Ors, El problema de la representación política, in: ders., Ensayos
de Teoría Política (s. Anm. 21), 223-277.
46) Ebd., 253.
47) Vgl. ausführlich zu diesem Problem Á. d’Ors, Relectio de Causa (s. Anm. 35). Die
Konditionierung der Volkssouveränität ist nicht von vorneherein „demokratiefeindlich“,
sondern ermöglicht erst die Unterscheidung von Legalität und Legitimität, indem nämlich
der Machtmißbrauch, etwa eines positivrechtlich „legalen“ Tyrannen, zum Verlust der
Legitimität des Machtursprungs führt. Unter den Bedingungen der Moderne kann der
Widerstand auch darin bestehen, massiv gegen die „bürokratische Maschine“ Widerstand
zu leisten; vgl. ders., zit. nach Maschke (s. Anm. 31), 255 Anm. 101.
48) Á. d’Ors, Das Glossarium (s. Anm. 31), 234, 259-266.
49) W. Spindler, Gelehrige Schüler Carl Schmitts? Die amerikanischen „Neocons“ und
ihre Kriege, in: NO 62 (2008) 469-472, 470; ähnlich G. Maschke, Auf der Suche nach der
verlorenen Ehre, Junge Freiheit Nr. 9/06 vom 24. 2. 2006.
50) Neben dem Aufsatz „Teología política“ (s. Anm. 27) sind hervorzuheben Á. d’Ors, Le
origini romane della collegialità, zuerst in: Studi Cattolici 43 (1964) 25-31; ders., Las
traducciones de „Exousia“ en el Nuevo Testamento, 1979, in: ders., Ensayos (s. Anm. 21),
123-133; ders., La letra mata, el espíritu vivifica. Comunicación al VII Simposio Inter-
nacional de Teología, in: Biblia y Hermenéutica, Pamplona 1986, S. 497-505; ders., La
legítima defensa en el nuevo catecismo de la iglesia católica, Verbo, 1998, Nr. 365-366,
441-464; ders., Concio, código, cátequismo, Verbo, 1999, Nr. 371-372, 153-177.
51) Vgl. J. Gehr, Die rechtliche Qualifikation der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen
Konzils (= Münchener Theologische Studien, KA, Bd. 51), St. Ottilien 1991; W. Spindler,
„Humanistisches Appeasement“? (s. Anm. 7), 214-219 u. ö.
52) Brief an d’Ors vom 8. 1. 1965, in: Briefwechsel (s. Anm. 13), 242.
53) Vgl. dazu auch Benedikt XVI., Ansprache vom 22. 12. 2005 (s. Anm. 6).
54) Vgl. dazu umfassend W. Spindler, „Humanistisches Appeasement“? (s. Anm. 7).
55) H. Barion, Kirche und Kirchenrecht. Gesammelte Aufsätze, hrsg. von W. Böckenför-
de, Paderborn/München/Wien/Zürich 1984.
56) Á. d’Ors, El „correcto canonista“ (A propósito de los „Escritos reunidos“ de Hans
Barion), Verbo, 1986, Nr. 241-242, 223-233.
57) Vgl. bereits W. Spindler, Kontinuitäten und Widersprüche im Denken Hans Barions
(1899-1973), NO 61 (2007) 70-74.
58) Á. d’Ors, † Hans Barion (1899-1973), REP, Nr. 192 (November-Dezember 1973) 5-7.
59) (WS) C. Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum,
1. Aufl. Berlin 1950, 5. Aufl. ebd. 2011.
60) (WS) In den Jahren 1966 bis 1973 wurde durch verschiedene universalkirchliche
Rechtsnormen das neue Rechtsinstitut der Personalprälatur geschaffen, das dazu dienen
soll, „eine angemessene Verteilung der Priester zu fördern oder um besondere seelsorger-
liche oder missionarische Werke für verschiedene Gebiete oder unterschiedliche Sozial-
verbände zu verwirklichen“ (c. 294 CIC/1983). Seine Besonderheit gegenüber den Ver-
fassungen der klassischen Orden und der Gesellschaften des apostolischen Lebens liegt u.
a. darin, daß auch assoziierte „Laien sich apostolischen Werken der Personalprälatur
widmen“ können (c. 296). Das 1928 gegründete Opus Dei ist bis dato die einzige beste-

452
hende Personalprälatur; zum kirchenrechtlichen Status vgl. R. Klein, Die Personalprälatur
im Verfassungsgefüge der Kirche (= Forschungen zur Kirchenrechtswissenschaft, Bd.
21), Würzburg, 1995. Davon zu unterscheiden sind Personalordinariate für zur Kirche
übergetretene Anglikaner; vgl. Benedikt XVI., Apostolische Konstitution Anglicanorum
coetibus über die Errichtung von Personalordinariaten für Anglikaner, die in die volle
Gemeinschaft mit der katholischen Kirche eintreten, vom 4. 11. 2009, in: AAS 101 (2009)
985-990; Ch. Ohly, Communio-Struktur und Einheit der Kirche. Kanonistische Erwägun-
gen im Lichte der Apostolischen Konstitution „Anglicanorum coetibus“ von Papst Bene-
dikt XVI., in: TThZ 120 (2011) 317-337.
61) (WS) Dr. iur. utr. Dr. theol. Sebastian Schröcker (1906-1992), 1932 Priester des Erz-
bistums München und Freising, Schüler des Kanonisten Eduard Eichmann, 1938 ohne
Zustimmung Kardinal Faulhabers zum Dozenten für Kirchenrecht ernannt, wie Barion
von einem für Alumnen geltenden Besuchsverbot seiner Vorlesungen belegt, 1939 im
Berliner Reichsministerium für kirchliche Angelegenheiten tätig, vergebliche Bemühung
um Annullierung der Weihen, 1941 Heirat, 1945-1949 freiberuflich tätig, 1949-1952
Rechtsanwalt, 1952 Richter am Landesverwaltungsgericht Braunschweig, 1953-1955 am
Oberverwaltungsgericht Lüneburg, 1955-1974 Bundesrichter am Bundesverwaltungsge-
richt Berlin.
62) (WS) Ein Vortrag unter diesem Titel ist nicht nachweisbar. Publiziert ist jedoch ein
Aufsatz mit dem Titel „Kirche oder Partei? Der Katholizismus im neuen Staat“, Europäi-
sche Revue 9 (1933) 401-409.
63) (WS) Maximilian Kaller (1880-1947), 1903 Priesterweihe, 1930 Bischof von Ermland
(Ostpreußen), Februar 1945 Zwangsdeportation durch die SS, nach Kriegsende Rückkehr
und, auf kirchenrechtswidriges Betreiben des polnischen Primas, August Kardinal Hlond
(1881-1948), erzwungener Verzicht auf seine Diözese, seit 2003 Seligsprechungsprozeß.
64) (WS) Dr. phil. Dr. theol. Karl Eschweiler (1886-1936), 1911 Priester des Erzbistums
Köln, ab 1928 Professor für Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Akademie
Braunsberg (Ostpreußen), NSDAP-Mitglied, Freundschaft mit Erik Peterson, Carl
Schmitt und (zeitweise) Hans Barion, bedeutende Werke zur Begründung einer systema-
tisch-fundamentaltheologischen Neuausrichtung der Dogmatik und der theologischen
Erkenntnislehre, Herausgeber und Förderer deutscher Übersetzungen von Werken Jacques
Maritains. Vgl. K. Eschweiler, Die katholische Theologie im Zeitalter des deutschen
Idealismus. Die Bonner theologischen Qualifikationsschriften von 1921/22, aus dem
Nachlaß hrsg. und mit einer Einleitung versehen von Th. Marschler, Münster 2010; Th.
Marschler, Karl Eschweiler (1886-1936). Theologische Erkenntnislehre und nationalso-
zialistische Ideologie, Regensburg 2011.
65) (WS) Dr. theol. Albert Maria Koeniger (1874-1950), 1899 Priester des Bistums
Augsburg, Professor für Kirchengeschichte und Kirchenrecht in Bamberg (1911),
Braunsberg (1918) und Bonn (1919-1939). Barion wurde bei ihm 1929 promoviert.
66) (WS) C. Schmitt, Ex captivitate salus. Erfahrungen der Zeit 1945/47, 1. Aufl. Köln
1950, 3. Aufl. Berlin 2010.
67) (WS) Dr. theol. habil. Michael Faulhaber (1869-1952), 1903 Professor für Alttesta-
mentliche Exegese und biblische Theologie in Straßburg, 1910 Bischof von Speyer, 1913
vom Prinzregenten Ludwig III. von Bayern geadelt, 1917 Erzbischof von München und
Freising, 1921 Kardinal, Mitglied der Priestervereinigung „Amici Israel“, 1937 Entwurf
der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ Pius’ XI.
68) (WS) Originalausgabe: Lettres de Pie XII. aux Eveques Allemands 1939-1944, ed. P.
Blet, A. Martini, B. Schneider (= Actes et Documents du Saint Siège Relatifs à la Seconde
Guerre Mondiale, Bd. 2), Città del Vaticano 1966; dt. Ausgabe: Die Briefe Pius’ XII. an

453
die deutschen Bischöfe. 1939-1944, hrsg. von B. Schneider, P. Blet, A. Martini (= Veröf-
fentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte bei der Katholischen Akademie in
Bayern, Reihe A: Quellen, Bd. 4), Mainz 1966.
69) (WS) Dr. theol. Karl Joseph Schulte (1871-1941), 1905 Professor für Apologetik und
Kirchenrecht an der Kirchlichen Hochschule Paderborn, 1910-1920 Bischof von Pader-
born, 1920-1941 Erzbischof von Köln, war Barion gewogen und hat sich in besagter
Konferenz für diesen eingesetzt; die ungewöhnliche Streichung eines einzelnen Satzes
durch die Herausgeber dürfte „nicht veranlaßt worden sein durch die Rücksicht auf Ba-
rion“ (a.a.O., 56).
70) (WS) C. Schmitt, Römischer Katholizismus und politische Form, 1. Aufl. Hellerau
1923, 2. Aufl. München 1925, 3. Aufl. Stuttgart 1984.
71) (WS) Vgl. Á. d’Ors, Teología política (s. Teil I, Anm. 27).
72) (WS) Das Konzil von Basel wurde von Martin V. einberufen, konnte aber nach dessen
Tod am 2. 2. 1431 erst am 29. 7. 1431 eröffnet werden. Es setzte sich über die Vorgaben
des neuen Papstes, Eugen IV., hinweg und folgte konziliaristischen Ansichten, wie sie
bereits auf dem Konzil von Konstanz 1417 vertreten worden waren. Da Eugen IV. später
die ersten 25 Sitzungen des Konzils anerkannte, gilt das Konzil bis dahin als ökumeni-
sches. Mit der Weigerung im September 1437, an den vom Papst bestimmten neuen Ta-
gungsort Ferrara zu übersiedeln, der Exkommunikation der in Basel verbliebenen Konzi-
liaristen und der von diesen vorgenommenen Wahl Felix’ V. zum Gegenpapst verlor das
zuletzt in Lausanne tagende Baseler (Rumpf-)Konzil (Selbstauflösung am 19. 4. 1449)
seine Legitimität. Vgl. auch St. Sudmann, Das Basler Konzil. Synodale Praxis zwischen
Routine und Revolution (= Tradition – Reform – Innovation, Bd. 8), Frankfurt/Main
2005.
73) (WS) Vgl. oben Anm. 4.
74) (WS) Vgl. Röm 13,1–7. Erhellend hierzu die Auslegung des Schmitt-Freundes Erik
Peterson, Der Brief an die Römer. Aus dem Nachlaß hrsg. von B. Nichtweiß unter Mitar-
beit von F. Hahn (= Ausgewählte Schriften, Bd. 6), Würzburg 1997, 338-347.
75) (WS) Dr. iur. Dr. theol. Werner Böckenförde (1928-2003), Bruder des früheren sozi-
aldemokratischen Bundesverfassungsrichters Ernst-Wolfgang Böckenförde (geb. 1930),
1957 Priester des Bistums Paderborn, 1971 Referent des Limburger Bischofs Wilhelm
Kempf, 1972-1993 Leiter der Abteilung Kirchliches Recht im Limburger Bischöflichen
Ordinariat, 1976 Domkapitular und Honorarprofessor für kanonisches und Staatskirchen-
recht an der Universität Frankfurt am Main. Vgl. auch N. Lüdecke/G. Bier (Hrsg.), Frei-
heit und Gerechtigkeit in der Kirche. Gedenkschrift für Werner Böckenförde, Würzburg
2006. Die Person Böckenfördes ging wegen einer juristischen Affäre in der hessischen
Staatskanzlei auch in die Belletristik ein: Martin Walser, Finks Krieg, Frankfurt am Main
1996. Vgl. dazu auch R. Wahl, Kann es die Gesundheit und das Leben kosten, in einem
Rechtsstaat sein Recht zu wollen? – Überlegungen zu Martin Walser: „Finks Krieg“, in
NJW 1999, 1920-1925.
76) (WS) Anima Louise Schmitt-Otero (1931-1983). Vgl. auch E. Hüsmert, Die letzten
Jahre von Carl Schmitt, in: P. Tommissen (Hrsg.), Schmittiana I (= Eclectica XVII),
Brüssel 1988, 40-54.
77) (WS) Dr. iur. Alfonso Otero Valera (1925-2001), 1955 Professor für Rechtsgeschichte
an der Universität Santiago de Compostela. Vgl. Aquilino Iglesias Ferreiros, Veinticinco
años de magisterio del Prof. Alfonso Otero, in: Estudios juridicos. Homenaje al Profesor
Alfonso Otero, Universidad de Santiago de Compostela, 1981, 17-43.
78) (WS) Ostermontag, 7.4.1985.

454
79) (WS) Dr. iur. Rudolph Sohm (1841-1917), Rechtshistoriker und lutherischer Kirchen-
rechtsgelehrter, Professor in Freiburg i. Br. (1870), Straßburg (1872) und Leipzig (1887).
80) (WS) Vgl. Á. d’Ors, in: W. Spindler (s. Teil I, Anm. 11), 101-109.
81) (WS) Tatsächlich wird dieser Satz des Völkerrechtlers Alberico Gentili bzw. Alberi-
cus Gentilis (1552-1608) von Schmitt häufig zitiert; vgl. vor allem C. Schmitt, Der No-
mos der Erde (s. oben Anm. 1).
82) Hier S. 553.
83) Dr. iur. Ernst Forsthoff (1902-1974), Schüler (Promotion 1925) und ab 1950 enger
Freund C. Schmitts, Professor für Öffentliches Recht in Frankfurt am Main (1933), Ham-
burg (1935), Königsberg (1936) und Heidelberg (1943-1945, 1952-1967), 1960-1963
Präsident des Obersten Verfassungsgerichts der Republik Zypern. Vgl. Briefwechsel
Ernst Forsthoff/Carl Schmitt (1926-1974), hrsg. von D. Mußgnug, R. Mußgnug und A.
Reintal in Zusammenarbeit mit G. Giesler und J. Tröger, Berlin 2007; Fl. Meinel, Der
Jurist in der industriellen Gesellschaft. Ernst Forsthoff und seine Zeit, Berlin 2011.
84) H. Barion/E.-W. Böckenförde/E. Forsthoff/W. Weber (Hrsg.), Epirrhosis. Festgabe
für Carl Schmitt, 1. Aufl. (in 2 Teilbänden) Berlin 1968, 2. Aufl. (in 1 Bd.) ebd., 2002.
85) (WS) Exakter Titel: Aufgabe und Stellung der katholischen Theologie in der Gegen-
wart. Der Text gibt die Tonbandaufzeichnung eines Vortrags wieder, den Barion am 28.
9. 1970 in Ebrach gehalten hat.
86) (WS) Dr. iur. can. Dr. theol. Joseph Klein (1896-1976), Priester des Erzbistums Köln,
1929 kanonistische Promotion in Rom, 1929 Professor für Kirchenrecht und Theologie
am Priesterseminar Bensberg, 1941 theologische Promotion in Bonn, 1944 Habilitation
bei Barion, 1946-1949 Dozent für Kirchenrecht in Bonn, 1951-1964 Professor für Philo-
sophiegeschichte in Göttingen, 1953 Abfall zum Protestantismus. Barion setzte sich
mehrmals kritisch mit Kleins Vorwurf der katholischen „Verrechtlichung des Glaubens“
auseinander, erhielt aber zeitlebens die Freundschaft mit ihm aufrecht. Vgl. dazu auch P.
Krämer, Theologische Grundlegung des Kirchlichen Rechts (s. Teil I, Anm. 2).
87) (WS) In: AAS 45 (1953) 794-802. Dt. Übersetzung in: A.-F. Utz/J.-F. Groner (Hrsg.),
Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius XII., Frei-
burg/Schweiz 1954, 2042-2053.
88) (WS) Der Aufsatz ist in dieser Zeitschrift erschienen: H. Barion, Über die Begrenzung
der Staatsreligion durch die Toleranz, NO 8 (1954) 65-71.
89) (WS) Erwiderung, in: Eunomia. Freundesgabe für Hans Barion zum 16. Dezember
1969 (Privatdruck, Wiesbaden, o. J.), 203-219.
90) (WS) Vgl. oben Anm. 26. Schmitt war jedoch nicht Barions „Lehrer“ im akademi-
schen Sinne.
91) (WS) Jes 63,3 (Vulg.): Ich allein trat die Kelter.
92) (WS) Vgl. oben Teil I., Anm. 35.
93) (WS) Vgl. oben Teil II, Anm. 19.

Dipl.-Jur. Univ., Dr. theol. Wolfgang Hariolf Spindler OP ist außerordentlicher


Professor für Politische Philosophie und Sozialethik an der Philosophisch-
Theologischen Hochschule St. Pölten, stellvertretender Vorsitzender des „Insti-
tuts für Gesellschaftswissenschaften Walberberg“ und Redakteur dieser Zeit-
schrift.

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