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Another
Country
–
Eine
andere
Welt

Kulturtransfers # 1
 Inhalt

Zur Reihe »Kulturtransfers« 07

Vorwort 09
Övül Durmus5 oğlu: Auf der Suche nach einer anderen Welt 11
Arjun Appadurai: Globalisierung und Gewalt 19

Matilde Cassani 28
Cevdet Erek 34
Köken Ergun 38
Javier Hinojosa 42
Ashley Hunt 48
Jumana Manna 52
Dubravka Sekulić 56

On Culture Transfers 65
Preface 66
Övül Durmus5 oğlu: Searching for Another Country 67
Arjun Appadurai: Globalization and Violence 76
Impressum 80
Die Niederländer haben weltweit die größte und längste Er-
fahrung im Kampf gegen das Meer und mit Landgewinnung
im Meer. Aus diesem Grund waren niederländische Fir-
men auch federführend beim Bau der bislang ehrgeizig-
sten Projekte in dieser Hinsicht, beim Bau der künstlichen
Inselwelten in Form von Palmen und Weltkarten in Dubai. Erst nach dem
durchschlagenden Erfolg der Palm Tree Islands im Persischen Golf – finan-
ziell und hinsichtlich der weltweiten Standortwerbung, die wiederum den
Tourismus befördert – kam die niederländische Regierung Balkenende auf
die Idee, im Ärmelkanal vor Hollands Küste eine rund 50 Kilometer lange
künstliche Insel in Form einer Tulpe aufschütten zu lassen. Nicht nur die
Idee, sondern auch die Form stammt aus dem »Orient«: Erst Ende des 16.
Jahrhunderts gelangte die Tulpe aus Zentralasien und Konstantinopel zu-
nächst nach Wien, dann nach Leiden, ins heutige »Tulpenland«, wo sie die
Tulpomanie und einen ersten großen Börsencrash auslöste. Die Tulpe ist
ein Paradebeispiel für einen Kulturtransfer.
Die »Migration der Form(en)«, die transnationale Motivwanderung,
war ein wesentlicher Aspekt in Roger M. Buergels und Ruth Noacks Konzept
für die documenta 12. Beschränkt man die Untersuchung jedoch auf diese
»Migration der Form(en)«, so läuft man Gefahr, Dingen, Zeichen, Motiven,
die sich phänotypisch ähnlich sind, auch inhaltliche Korrespondenzen zu-
zusprechen: »Die Migration einer Form lässt sich historisch und ästhetisch
betrachten und beschreibt zugleich die Methode der Ausstellung, formale
Beziehungen und Verknüpfungen zwischen Arbeiten herzustellen und so
auch Bedeutungen neu zu verteilen und zu erzeugen.« (www.documen-
ta12.de/migration_der_formen.html?&L=8)
Handelt es sich bei dem Transfer der künstlichen Insel in Form einer Tul-
pe nun ausschließlich um eine Migration der Form – oder nicht vielmehr um
einen komplexen kulturellen Transfer, der sich zusammensetzt aus Konzept,
Form und Strategie? Bemerkenswert am Beispiel der künstlichen Inseln sind
die verschiedenen Verlaufsrichtungen des Transfers: Knowhow wird von Eu-
ropa in die Golfstaaten exportiert, importiert wird die Form aus Zentralasi-
en und der Türkei, Konzept und Strategie hingegen aus den Emiraten.
Abu Dhabi wiederum bringt sich in die Schlagzeilen durch einen Kul-
turtransfer besonderer Art und Größe: Auf der »Insel des Glücks« entsteht
das weltweit größte Kulturzentrum mit einem gigantischen Guggenheim-
Museum und einer Louvre-Dependance; die Entwürfe stammen von euro-
päischen, amerikanischen und japanischen Architekten – Norman Foster,
Jean Nouvel, Frank O. Gehry und Tadao Ando; die Bauarbeiter jedoch stam-
men zum größten Teil aus Südasien: Arbeitsmigranten stellen 85% der Be-
völkerung der Arabischen Emirate.
Das Beispiel der Tulpe erinnert zum einen daran, dass kulturelle Trans-
fers nicht ein Phänomen der globalisierten Welt sind, sondern dass jeder
Austausch, ja jede Begegnung zwischen Kulturen immer einher ging
und geht mit einer freiwilligen oder erzwungenen, langsamen oder
längerwährenden Übernahme von »Anderem« – von Rohstoffen bis
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hin zu Religionen, von Formen bis hin zu kulturellen Strategien. Die Tulpe
erinnert zum Zweiten daran, dass es nicht nur die Industrienationen Eu-
ropas und Nordamerikas sind, die – wie wir gerne glauben und glauben
machen – unsere, die abendländische Kultur im weitesten Sinne in alle
Welt exportieren. Kulturelle Transfers bereichern unsere westliche Ge-
sellschaft nicht nur, sondern prägen sie in hohem Maße: Kaffee und Tee,
China-Restaurants und Woks, Yoga und neuerdings Ayurveda sind mehr
oder weniger oberflächliche, mehr oder weniger bewusst wahrgenomme-
ne Übernahmen aus anderen Kulturen, die aus unserem Alltag schwerlich
wegzudenken sind.
Der Schweizer Historiker Urs Bitterli stellt in »Die Wilden und die Zivi-
lisierten – Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-
überseeischen Begegnung« (München, 1976) die bis heute nachwirkende
Geschichte vom Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Lebensfor-
men dar; er analysiert die inneren Spannungen, die solche Zusammentref-
fen auslösen und die Versuche, diese intellektuell zu bewältigen. Eine Form
der Kulturbegegnung ist die Akkulturation; sie umfasst Phänomene, die
aus dem direkten und dauernden Kontakt zwischen Gruppen von Indivi-
duen verschiedener Kulturen resultieren, zusätzlich der daraus sich erge-
benden Übertragung von verschiedenen Verhaltensweisen, Vorstellungen,
Wertbegriffen und Techniken von einer Kultur auf eine andere und umge-
kehrt. Bitterli attestiert der abendländischen Kultur die Fähigkeit zur Ak-
kulturation, der selektiven Aneignung und Umsetzung fremder Einflüsse,
der Veränderung und Erneuerung, die Grundlagen jeder Entwicklung sind.
Zahlreiche politische, soziale und kulturelle Entwicklungen der jüngsten
Zeit – wie die Entscheidung der Schweizer für ein Verbot des Baus von Mi-
naretten im November 2009 – lassen jedoch Zweifel an der Akkulturations-
fähigkeit Europas aufkommen; Europa scheint sich einerseits abzuschotten,
andererseits sucht es sich auf dem globalen Markt als wichtiger Spieler zu
positionieren. Als eine der Herausforderungen der Globalisierung sieht der
Ethnologe Arjun Appadurai in »Fear of Small Numbers. An Essay on the
Geography of Anger« (Durham, 2006) die Definition von und den Umgang
mit Minderheiten (siehe Katalog S. 72).
Globalisierung in kultureller Hinsicht fordert ein kritisches Über-
denken westlicher Akkulturationsfähigkeit. Obwohl oder gerade weil
wir uns als trans- oder multinational operierende Kulturschaffende und
Kulturvermittler verstehen, die Projekte rund um die Welt initiieren und
realisieren, stellt sich uns stets die Frage nach Inklusion und Exklusion im
Kunstbetrieb. In welchem Maße und in welche Richtung finden Austausch,
Übertragung und Aufnahme zwischen Zentrum und Peripherie wirklich
statt? In wie weit sind die »Zentren«, also Europa und Nordamerika,
dazu in der Lage, nicht nur andere kulturelle Formen, sondern auch
Techniken und Vorstellungen aufzugreifen, in die eigene Kultur zu
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integrieren und diese somit weiter zu entwickeln? Diesen Fragen spürt
die Ausstellungsreihe »Kulturtransfers« nach: KuratorInnen und Künstler-
Innen aus dem In- und Ausland untersuchen exemplarisch anhand der
Migration von Formen, Gattungen und Techniken sowie unterschiedlicher
Zentrum-Peripherie-Relationen Strategien der Einverleibung aber auch des
Ausschlusses von anderen, »fremden« Vorstellungen und Werten.
Die Ausstellungsreihe »Kulturtransfers« kann – ähnlich wie »fragran-
ce of difference. Räume der Kunst und der kulturellen Diversität«, eine
Konferenz des ifa-Galerie Stuttgart im November 2008 in Stuttgart, oder
wie eine Reihe internationaler Konferenzen zum Beispiel von apexart in
New York, dokumentiert in dem Reader »On Cultural Influence« (apexart,
New York 2006) – eine schlaglichtartige Bestandsaufnahme und Analyse
des Phänomens interkultureller Einflüsse im Zeitalter der Globalisierung
darstellen. Die einzelnen Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen sollen
jedoch dazu beitragen, sich verändernde Konstellationen in unserer Gesell-
schaft und in unserer Kultur bewusst zu machen sowie für Strategien der
In- und Exklusion zu sensibilisieren.
Iris Lenz
ifa-Galerie Stuttgart
»Kulturtransfers« ist die neue Ausstellungsreihe der ifa-
Galerien Stuttgart und Berlin betitelt, die verschiedene
Formen, Normen, Inhalte und Strategien kultureller Trans-
ferleistungen zwischen Zentrum und Peripherie thematisiert. Schon die
Arbeitsweise von Institutionen wie dem Institut für Auslandsbeziehun-
gen oder der Akademie Schloss Solitude basiert auf kulturellen Transfers,
fördert, fordert, unterstützt und initiiert interkulturelle Begegnung und
Auseinandersetzung.
Das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. als führende deutsche Insti-
tution im internationalen Kunstaustausch konzipiert, organisiert und för-
dert weltweit Ausstellungen deutscher Kunst. Die ifa-Galerien Stuttgart
und Berlin präsentieren und vermitteln zeitgenössische Kunst, Architektur
und Design aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Das ifa bringt
im Rahmen Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik Menschen aus unter-
schiedlichen Kulturen in Ausstellungen und Veranstaltungen, Stipendien-
und Austauschprogrammen sowie in internationalen Konferenzen zusam-
men und initiiert somit interkulturellen Dialog und Diskurs.
 Innerhalb der internationalen Landschaft der Künstlerförderung
nimmt die Akademie Schloss Solitude eine besondere Stellung ein.
Seit Eröffnung der Akademie waren Hunderte von KünstlerInnen und
10
WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt an diesem Programm beteiligt.
Somit steht die Akademie Schloss Solitude im Mittelpunkt eines dichten,
weltweiten, aus ehemaligen Stipendiaten bestehenden Netzwerkes, das
sich von Jahr zu Jahr erweitert. Der Name Akademie Schloss Solitude ist
bereits Programm: er verbindet den Gedanken einer Akademie für den wis-
senschaftlichen und künstlerischen Austausch mit dem eines Rückzugsor-
tes. Die auf Solitude gegründete Akademie agiert in jenem Zwischenraum
zwischen privat und öffentlich, dort wo Kunst reflektiert und produziert
wird und ihren Bezug zur Öffentlichkeit findet.
Es ist sinnvoll, dass die beiden Institutionen mit Hauptsitz in Stuttgart
punktuell kooperieren: Bereits in der Vergangenheit fanden sich immer
wieder KünstlerInnen aus Brasilien, Indien oder auch aus Deutschland –
Alexander Pilis, Sarnath Banerjee oder Christine Meisner, um nur einige
zu nennen – sowohl im Verzeichnis der StipendiatInnen an der Akademie
Schloss Solitude als auch in der Künstlerliste der Ausstellungen des Insti-
tuts für Auslandsbeziehungen.
Es liegt nahe, dass 2010 die beiden Institutionen ein Kooperationsprojekt
realisieren, das über die bisherigen Anknüpfungspunkte hinausgeht: Die Aka-
demie Schloss Solitude feiert 2010 ihr 20-jähriges Bestehen und präsentiert
sich hierzu auch explizit in und mit Kulturinstitutionen in der Stadt – unter
anderem durch ein gemeinsames Projekt mit dem ifa, welches mit dieser Ko-
operation die Reihe »Kulturtransfers« eröffnet. Weiterer Partner ist die im ifa
angesiedelte Rave-Stiftung, welche jungen KuratorInnen, RestauratorInnen
und KulturmanagerInnen aus Transformations- und Entwicklungsländern
die Möglichkeit bietet, Berufserfahrung zu sammeln und in Zusammenar-
beit mit deutschen Institutionen Projekte in Deutschland zu realisieren.
Övül Durmus5 oğlu, eine 1978 in Ankara geborene Kuratorin, hat dan-
kenswerterweise sowohl von der Rave-Stiftung als auch von der Akademie
Schloss Solitude ein Stipendium erhalten, um zu diesem Anlass die Aus-
stellung »Another Country | Eine andere Welt« zu konzipieren und zu rea-
lisieren. Die Ausstellungen in den ifa-Galerien Stuttgart und Berlin sowie
an der Akademie Schloss Solitude werden ergänzt durch Vorträge, Diskus-
sionen und Publikationen mit KünstlerInnen und KuratorInnen aus aller
Welt, die sich in bestehenden oder neuen Arbeiten mit Formen, Strategi-
en, Chancen und Gefahren kultureller Transfers auseinandersetzen. Einige
von ihnen waren oder sind Stipendiaten an der Solitude, andere waren in
der Vergangenheit an ifa-Projekten beteiligt, wieder andere stellen für die
Stuttgarter Kunstszene eine Neuentdeckung dar.
Wir wünschen uns nicht nur, dass das Projekt »Another Country | Eine an-
dere Welt« zu neuen Aspekten in der Reflexion von Kulturtransfers beiträgt,
sondern auch eine Fortsetzung von Kooperationen zwischen Institu-
tionen, die dem Kulturaustausch eine lebendige, kreative und innova-
tive Plattform bieten, befördert. Wir danken allen, die dieses Projekt
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ermöglicht haben: dem Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg,
der Landesstiftung Baden-Württemberg, der Landeshauptstadt Stutt-
gart und der Rave-Stiftung. Unser besonderer Dank gilt nicht nur Övül
Durmus5 oğlu, die dieses vielschichtige Projekt ersonnen und realisiert hat,
sondern auch allen beteiligten KünstlerInnen für deren vertrauensvolle
Zusammenarbeit. Und wir danken allen MitarbeiterInnen im Institut für
Auslandsbeziehungen, in der Rave-Stiftung und an der Akademie Schloss
Solitude, ohne deren Engagement die Realisierung dieses Projektes nicht
möglich gewesen wäre.
Iris Lenz, ifa-Galerie Stuttgart
Jean-Baptiste Joly, Akademie Schloss Solitude
»Liebe ist eine andere Welt, die er nicht kannte.«
James Baldwin
»Ontologien der Gegenwart verlangen
Zukunftsarchäologien, nicht aber
Vergangenheitsvoraussagen.«
Frederic Jameson
Ich wurde vor 31 Jahren in Ankara in der Türkei ge-
boren und bin Kuratorin und Autorin im Bereich
der zeitgenössischen Kunst. Ich arbeite und reise
in verschiedenen Ländern Europas, darunter Schweden, Österreich, Italien,
Holland und Deutschland. Außerdem habe ich Forschungsreisen in den
Libanon, nach Israel, Ägypten, in die Vereinigten Arabischen Emirate und
Katar unternommen, um die Regionen kennenzulernen, denen gegenüber
die Türkei schon immer Interesse und Zugehörigkeitsgefühle entgegenge-
bracht hat. Einblicke in das Arbeiten in einer Institution erwarb ich durch
meine Tätigkeit an einer bekannten Kunsteinrichtung in New York. Jetzt bin
ich mit einem Rave-Stipendium in Stuttgart, um das erste Kulturtransfer-
Projekt des ifa zu verwirklichen.
Zu dieser Einleitung hat mich Beatriz Colominas Vortrag »Posthuma-
ner Architekt« auf der kürzlich in der Akademie Schloss Solitude stattge-
fundenen Konferenz »Design des (In-)Humanen« inspiriert. Dabei nahm
Colomina die Zuhörer auf eine Reise von Le Corbusier mit – auf seinem
Stammplatz im Flugzeug, dem Fenstersitz mit der Nummer Fünf. Sie
las einige seiner Notizen vor: über die Architektur des Flugzeugs, über
seine Art des Zugangs zur Welt, über seine Denkweise und wie sie
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den Weg dafür ebnete, dass globale Architekten heute weltweit an unter-
schiedlichen Projekten arbeiten. Le Corbusiers Haltung gegenüber der Welt
ist zwar sehr kolonialistisch, bestimmt aber auch weitgehend, wie nicht
nur Architekten, sondern Kulturschaffende überhaupt heutzutage arbei-
ten. Nach dem Vortrag erinnerte mich ein Freund an einen meiner Einträ-
ge auf meiner Facebook-Seite: »Ich fliege, also bin ich.« So unsicher unse-
re Position auch sein mag – genauso arbeiten wir heute im Rahmen von
Netzwerken; wir fliegen, wir telefonieren per Skype, wir informieren uns im
Internet über das Weltgeschehen, wir machen Einträge auf Facebook, wir
schreiben, lesen und kommentieren in der Blogosphäre.
Wenn wir so eng miteinander und mit jedem Ort verbunden sind, wa-
rum brauchen wir in unserer globalen Welt dann überhaupt noch Kultur-
transfer und -austausch? Der produktive Autor und Dozent Kenan Malik,
der sich neben vielen anderen Dingen auch mit Multikulturalismus be-
schäftigt, sagt, dass die kulturellen Unterschiede und die Produktion von
Unterschiedlichkeit in globaler Zeit eine noch größere Massenware sind
als ein teurer Latte bei Starbucks.1) Hat die zeitgenössische Kunst einen
Bildungsauftrag hinsichtlich Prozessen des Transfers und Austauschs?
Können wir unter diesen Umständen wirklich als Künstler, Kuratoren und
Schriftsteller arbeiten, ohne ständig durch unsere jeweiligen Identitäten,
Hintergründe und Herkunftsländer gedeutet zu werden? Wir alle sind an
der Produktion von Unterschiedlichkeit im kulturellen Bereich beteiligt.
Es wäre naiv, das Kulturschaffen als unpolitisch zu betrachten. Die Zu-
sammenhänge sind sogar noch enger geworden, seit man das Potential
der Kultur für die Anhäufung von globalem Kapital entdeckt hat. Die Bei-
spiele reichen von der durch Stadtverwalter und Bürokraten angeschobe-
nen Ausbreitung von Biennalen in der ganzen Welt über das Unternehmen
»Europäische Kulturhauptstadt« bis hin zum Bau der Insel Saadiyat in Abu
Dhabi mit Filialen des Guggenheim Museums und des Louvres. Für einige
Theoretiker ist die Globalisierung weniger eine Realität als vielmehr eine
Erzählung, mit der nicht nur unsere Geschichte, sondern auch unser gegen-
wärtiges Leben strukturiert werden kann. Als klarer und zusammenhän-
gender Prozess ist sie eine Ideologie. Deshalb können die oben aufgewor-
fenen Fragen nicht beantwortet werden, ohne das Gegenwärtige, die Glo-
balisierungsideologie, die Kritik am Multikulturalismus und die Schaffung
von Unterschiedlichkeit als ideologischem Werkzeug zu thematisieren.
Als Reaktion auf die Diskussion über die Frage, ob die Sheriat als brauch-
bares Gesetz für die in Großbritannien lebenden Muslime akzeptiert wer-
den kann, zeichnet Kenan Malik in einem Artikel auf witzige Art ein breit
gefächertes Bild von dem Unterschiedsdiskurs der Multikulturalisten. Sei-
nes Erachtens bewegt sich der multikulturalistische Diskurs zwischen
der Idee vom Menschen als Kulturträger und dem Gedanken, dass
die Menschen eine bestimmte Kultur tragen müssen. Während die
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Auffassung vom Menschen als Kulturträger bedeutet, ihn als gesellschaft-
liches, umgestaltendes Wesen zu begreifen, stellt die Idee, der Mensch
müsse eine bestimmte Kultur tragen, eine solche Umgestaltungsfähigkeit
in Abrede: »Sie impliziert, dass jeder Mensch von einer bestimmten Kultur
so geprägt ist, dass jede Veränderung oder Untergrabung dieser Kultur die
Würde dieses Menschen selbst unterlaufe.«2) Seiner Meinung nach fällt
der Multikulturalismus in dieser Hinsicht in rassistische Muster zurück.
Maliks Sichtweise ist nur ein Aspekt; ein anderer wird durch die gerade
in der Schweiz durchgeführte Volksabstimmung gegen den Bau von Mina-
retten erhellt. Die Schweizerische Volkspartei (SVP) und eine andere kleine,
religiös orientierte Partei, die vorgeschlagen hatten, die Verfassung, die ei-
gentlich Religionsfreiheit garantiert, um einen einzelnen Satz zu ergänzen,
mit dem der Bau von Minaretten verboten wird, errangen hier mit 57% Zu-
stimmung einen Sieg. In einem Artikel in der New York Times heißt es dazu:
»Dies ist das Ergebnis einer umstrittenen Kampagne, die aggressiv diesel-
be Angst vor muslimischen Immigranten und islamischen Werten schürte,
die auch schon in anderen europäischen Ländern zu spüren war.«3) Zu den
von der SVP eingesetzten aggressiven Strategien gehörte ein interaktives
Computerspiel mit dem Titel »Minarett-Attack«.
Das Ergebnis des Referendums ist wenig überraschend und deckt sich
mit anderen Vorgängen in Europa, von denen man in jüngerer Zeit gehört
hat. Die Dinge scheinen im Kreis zu laufen; allerdings kommt es dabei zu
neuen Abgrenzungen. Der Populismus bewegt sich seit einiger Zeit auf ei-
nem gefährlichen Gleis. Immer wieder begegnen uns hier und da neue For-
men des Fundamentalismus’ und Nationalismus’, die als Reaktion auf das
globale Fließen entstehen. Weltweit werden Minderheiten und Immigran-
ten zu Zielscheiben psychischer und physischer Gewalt. In Europa basieren
viele Integrationsmaßnahmen immer noch darauf, dass die zu integrie-
renden Menschen anders sind. Die multikulturalistische Aufwertung der
Unterschiedlichkeit scheint sich ausschließlich für die unterschiedlichen
ethnischen und kulturellen Werte zu interessieren; letztendlich führt das
aber dazu, dass Gruppen von Menschen in stark eingeschränkten Begriff-
lichkeiten gedacht werden. Wo die Schaffung von Unterschiedlichkeit zu
einem ideologischen Werkzeug wird, werden wir aber immer weiter von-
einander abgegrenzt. Der Kunsttheoretiker Terry Smith sagt, dass Unter-
schiede nicht fein sortiert auf unsere kritische Untersuchung warten und
führt weiter aus: »Ihr Zusammenspiel ist in erster Linie eine Wirkung der
Welt auf uns und von uns auf die Welt. Wir alle sind vollkommen in diese
Prozesse eingebettet. Zu viele davon sind auf die Eliminierung des Anderen
aus.«4) Wir können zwar historische Erklärungen zum Wie und Warum der
Gegenwart abgeben, aber keiner von uns scheint sicher zu sein, was
die Zukunft bringen wird.
Neben diesem Bild (einem von vielen) von den Gegebenheiten
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der gegenwärtigen Zeit, das der Totalisierung widersteht, gibt es auch
noch die poetische Deutung der zeitgenössischen Kultur durch Édouard
Glissant. Ihm zufolge ist diese kulturübergreifend, kreolisiert, hybrid und
erschafft sich tagtäglich neu als eine »Flut von Konvergenzen, die sich
selbst in Gestalt von Allgemeinplätzen verbreitet.«5) Obwohl einige es als
sicheren Spielplatz betrachten, kann das vielfach gebrochene Feld der zeit-
genössischen Kunst – in Boris Groys’ Worten die Vergegenwärtigung der
Gegenwart – als einer jener Allgemeinplätze gelten, auf dem sich verschie-
dene Interpretationen überschneiden. So spielt die zeitgenössische Kunst
sicherlich eine Rolle bei der Verdichtung unseres Bewusstseins von der Ge-
genwart; das heißt, sie erinnert uns daran, dass Gegenwart mehr ist als das
Jetzt, dass sie eine Vergangenheit und eine Zukunft hat. Mithilfe der Kunst
kann man gegen den Strich lesen und die Schichten der kollektiven Erin-
nerung erkennen; sie zeigt uns, wie einige soziale Abwehrmechanismen in
Gang gehalten werden und dass hinter dem Sichtbaren immer noch mehr
steckt. Gleichzeitig veranlassen uns viele Werke zeitgenössischer Kunst,
Unterschiede und ihre Konvergenzen neu zu denken.
»Another Country | Eine andere Welt« ist aus dem Bedürfnis hervor-
gegangen, das Bewusstsein für die Gegenwart zu verdichten und eine
neue imaginative Auffassung aktueller Gegebenheiten zu erzeugen. Die
Ausstellung soll eine Auswahl von Arbeiten und Forschungsmaterial prä-
sentieren, die auf vielerlei Art Aufschluss über die Schaffung und Wahrneh-
mung von Unterschiedlichkeit im oben dargestellten Zusammenhang gibt.
Der Titel ist von einem bekannten Roman von James Baldwin entlehnt, in
dem dieser von der Intensität persönlicher Beziehungen erzählt, die seine
Romanfiguren nur durch Rassismus und Sexismus vermittelt erleben. Die
Protagonisten des Romans wollen mit ihrer Suche nach Liebe überleben
und werden doch hart an ihre Grenzen verwiesen: an ihre Voreingenom-
menheit gegenüber den Anderen.
Im Kontext der Ausstellung, die eine frische und einfache Zusammen-
stellung von Karten- und Recherchematerial, Fotografien, Zeichnungen,
Klangarbeiten sowie Videoinstallationen bietet, wird »eine andere Welt«
zu einem gedachten Ort des Wandels, den wir nicht aufzusuchen wagen,
weil wir fürchten, dort mit unseren eigenen umkämpften Begrenzungen
und Brüchen konfrontiert zu werden. Dieser Ort ähnelt Foucaults Hetero-
topie und öffnet eine räumliche Möglichkeit, die Grenze zwischen Konkret-
heit und Illusion zu überschreiten. Eine Ausstellung über Kulturtransfers
in einer staatlichen Einrichtung wie dem ifa, dessen Hauptaufgabe in der
Entwicklung von Beziehungen mit anderen Kulturen besteht, mit »Eine
andere Welt« zu betiteln, ist als ausdrücklicher Wunsch zu verstehen: als
ein Wunsch, sich andere Möglichkeiten zu erträumen als die, die wir
heute im Zusammenhang mit den zunehmenden Brüchen zwischen
Gruppen und ihren Werten erleben. »Eine andere Welt« ist die deut-
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sche Übersetzung von Baldwins Romantitel »Another Country«. Der Titel
verleiht der Idee zusätzliche Universalität und Allgemeingültigkeit. Für
mich zeigt eine Wendung wie »Eine andere Welt«, dass die bestehenden
Modelle der gegenwärtigen Welt(un)ordnung heute nicht mehr gelten.
Vielleicht galten sie ja nie, sondern wir haben uns nur selbst hinters Licht
führen wollen.
Die Kartografie ist zu einer wesentlichen Praxis des alternativen Den-
kens über zeitgenössische Fragen geworden. Ashley Hunt zeigt mit seiner
Arbeit »A World Map: In Which We See...« (Eine Weltkarte, auf der wir se-
hen ...) die Doppelbewegung der Globalisierung, bei der die Grenzen neu
eingezeichnet werden, um den Fluss des Kapitals einerseits zu erleichtern,
gleichzeitig aber die Bewegung von Menschen einzuschränken. Wo auch
immer Hunt eingeladen ist, »A World Map« aufzuführen, ruft er freiwillige
Aktivisten, Künstler und Studenten dazu auf, in Gemeinschaftsarbeit eine
Karte zu erstellen. Ohne Anfang und ohne Ende funktioniert diese Karte
als konzeptuelle Struktur, mit der die Globalisierungsmaschinerie auf fast
schwindelerregende Art und Weise offengelegt wird. Sie wirkt in jedem Zu-
sammenhang, in dem sie erscheint, anders. Für die Ausstellung »Another
Country | Eine andere Welt« liefert sie einen grundlegenden Parameter zu
der Welt, über die wir reden und durch die das oben diskutierte komplexe
Gegenwärtige genährt wird. In Hunts eigenen Worten »[kartiert] die Land-
karte keine Geografie oder Orte, sondern Konzepte und Ideen, die in Bezie-
hungen, Nachbarschaften und Widersprüche zueinander gesetzt werden,
die durch Wege, Reibungen und Kräfte verbunden sind.«6)
»Sacred interiors in profane buildings« (Heilige Räume in unheiligen
Gebäuden) ist eine Recherche von Matilde Cassani, zu der sie durch die Pro-
bleme Europas im Umgang mit nichtchristlichen Immigranten motiviert
wurde. Sie erstellte eine Übersicht über die heiligen Orte von Muslimen,
Sikhs und Buddhisten in Barcelona, die sich meistens unerwartet und von
außen nicht sichtbar in leerstehenden, ungenutzten Geschäftsräumen, Ga-
ragenanbauten oder ähnlichen Gebäuden befinden. Diese Räume werden
entsprechend den Bedürfnissen der Religionsgemeinschaften umgestaltet.
Dort werden Gottesdienste und religiöse Praktiken ausgeübt. Cassanis Re-
cherche zeigt einen der wichtigen Brüche in europäischen Ländern auf, die
oberflächlich Unterschiede zu tolerieren scheinen, aber tatsächlich keine
Räume zur Verfügung stellen, in denen Unterschiede in der ihnen eigenen
Form ausgelebt werden können. Darüber hinaus zeigt sie den Überleben-
sinstinkt globaler Gemeinschaften. »Sacred interiors in profane buildings«
offenbart, wie lächerlich die Haltung hinter einem Spiel wie »Minarett-
Attack« im heutigen Europa ist.
 Zu den Hauptinteressengebieten von Köken Ergun gehört die Frage,
wie sich Identitäten in der Masse darstellen. Er dokumentiert nicht
nur die offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des Tags der Republik in
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Istanbul, sondern auch die Gedenkfeier für Jassir Arafat in Ramallah. Die
besonderen Formen dieser Darstellung werden in seinen Arbeiten nicht
wie erwartet offen abgebildet, sondern bewahren im Gegenteil ihre fast
mystische Eigenheit. Eine seiner neuesten Arbeiten heißt »WEDDING« und
ist das Ergebnis einer ausführlichen Recherche, die als eine Art eingebet-
tet ästhetischer Journalismus bezeichnet werden könnte. In dieser Arbeit
zeichnete der Künstler über einen längeren Zeitraum hinweg Hochzeiten
in einer der größten türkischen Gemeinden Berlins auf, dem Bezirk Wed-
ding, dem das Werk seinen Titel verdankt. In der 3-Kanal-Videoinstallation
werden die hingebungsvoll durchgeführten Hochzeitsbräuche diachro-
nisch wiedergegeben. Die Arbeit zeigt, wie Identitätskonstruktion als re-
gelmäßige Gewohnheit im Sinne von Erhalt und Überleben zum Aufbau
der Gemeinschaft beiträgt, ganz ähnlich, wie es in der Arbeit von Cassani
zum Ausdruck kommt.
Ich sah Jumana Mannas ambivalente und aussagekräftige Arbeit »The
Song of Ascents« erstmals in einer von Friedemann Derschmidt und Karin
Schneider in Wien organisierten Ausstellung mit dem Titel »Overlapping
Voices«, in der Arbeiten palästinensischer und israelischer Künstler vorge-
stellt wurden. In dem Werk tragen fünf Palästinenser in einem disharmo-
nischen Chor gemeinsam »The Song of Ascents« vor (Das Wallfahrtslied,
auf Hebräisch »Shir Hama’a lot«, auf Arabisch »Nasheed Al Muraqi«), der
sich auf den 126. Psalm aus dem Alten Testament bezieht. Sie singen die
jahrhundertealte jüdische Melodie, wobei die hebräischen Verse ins Arabi-
sche übersetzt wurden. Ich kannte bis dahin die Bedeutung dieses Liedes für
Christen nicht: Es wurde als Volkslied für die Vision des Weltfriedens, des na-
henden Tags der Erlösung adaptiert. Und ich erfuhr auch, dass die jüdische
Variante eine starke zionistische Konnotation bezüglich der Rückkehr in das
Land Zion, also Israel, bekam. Die hier vorgetragene arabische Fassung ist
eine Hybridversion, in der die in Jahrzehnten angehäuften Spannungen zu-
sammenfließen. Die Arbeit lässt uns darüber nachdenken, wo und wie wir
selbst zu diesem Konflikt stehen. Wie ist dieses provokante Lied zu verste-
hen? Singen diese Palästinenser mit dem blauen Himmel im Hintergrund
und der Kamera unter ihren Füßen für ihren Traum der Befreiung von der
anhaltenden Unterdrückung und wollen sie ihre unerfüllten Forderungen
an den israelischen Staat in einem Lied mitteilen, das den Israelis etwas be-
deutet? Oder ist es vielleicht ein Lied der Akzeptanz? Jumana Manna weist
mit ihrer Arbeit auf die Komplexität der Situation hin, die von beiden Seiten
auf sehr unterschiedliche Weise vereinnahmt wird.
Javier Hinojosas neu angelegte Topografie basiert auf Material seiner
künstlerischen Recherche; auf Fotografien und Skizzen, die er auf Reisen in
aller Welt, von Mexiko City über Berlin und Istanbul bis nach Durban
anfertigte. Er spürt dabei Gegenständen, Konzepten und Gebäuden
nach, die sich in verschiedenen städtischen Zusammenhängen hier,
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dort und überall wiederfinden lassen. Anhand merkwürdiger Baukonstruk-
tionen, unfunktionaler Nebeneinanderstellungen und unsachgemäßer Ver-
wendung von Baumaterialien fertigt Hinojosa seine eigenen plastischen
Installationen. Er hat sich nun erstmals bereit erklärt, sein Studiomaterial
in Form einer Installation auszustellen. Stehengelassene Transportkisten,
Zementsäcke, unfertige Stahlkonstruktionen und aufgestapelte Zement-
blöcke an einer geschäftigen Straßenecke sind wiederkehrende Motive
seiner Arbeit: Sie gehören zu den oft übersehenen Merkwürdigkeiten in
jedem Stadtbild und verbinden in ihrer eigentümlichen Logik verschiedene
Teile der Welt – denn in der Regel ist gar nicht auszumachen, welches Bild
aus welcher Stadt kommt. Diese miteinander verbunden Punkte offenba-
ren neue Geografien, die in der beschränkten, bekannten Geografie existie-
ren; sie verweisen sehr subtil auf die Logik der Globalisierung, auf die sich
auch Ashley Hunt in seiner Arbeit »A World Map« bezieht.
Cevdet Ereks Installation »Rulers« (Lineal) (2007-2009) integriert die
Dimension der Zeitlichkeit in die Ausstellung »Another Country«. Der als
Architekt ausgebildete Musiker und Künstler kreiert mit großer Leiden-
schaft seine eigene, sich zwischen Bild und Klang bewegende Formenviel-
falt. Ordnungssysteme wie Muster und Bild-Raster von Skizzen und Zeich-
nungen werden durch Ereks Fähigkeit, facettenreiche Anordnungen zu
arrangieren, miteinander verbunden. Die Ruler-Serie wurde vom Künstler
entwickelt, um persönliche Zeitachsen zu vermessen. Die Arbeit besteht
aus vier Teilen: Als Ausgangspunkt skizzierte der Vater des Künstlers auf
dessen Bitte sein Leben auf einer Zeitachse und markierte dabei alle be-
deutenden Leistungen und Ereignisse. »Ruler I«, der erste mit arabischen
Zahlen versehene Prototyp, beinhaltet den Zeitraum von 1974 bis 2007, den
Erek während eines Aufenthalt in der Townhouse Gallery in Kairo erarbei-
tete. »Ruler 0 – Now« dient dazu, das eigene Leben vom Nullpunkt bis zum
jetzigen Zeitpunkt zu interpretieren. Der letzte »Ruler Coup« stellt die drei
Staatsstreiche in der Zeitachse der Türkischen Republik dar. Seine Fantasie
bewegt sich kreuz und quer durch die Formen der Linearität, das Zeitmaß,
den Rhythmus und die Formen des arabischen Alphabets. Erek lädt das Pu-
blikum ein, die Interpretationen ihrer Lebenserfahrungen in einer anders-
artigen Logik zu imaginieren.
Eine weitere Künstlerin der Ausstellung ist Dubravka Sekulić, die sich
selbst als Architektin und Forscherin bezeichnet. Sie begreift Architektur
als eine kulturelle Praxis, die Veränderungen für die Zukunft auslösen
und lenken kann. Im Rahmen der Ausstellung wird sie anhand einer sta-
tistischen Untersuchung des Eurovision Song Contests (ESC) ein soziokul-
turelles Schaubild über den Nationalismus in Europa nach dem Zweiten
Weltkrieg entwerfen. Der in der Türkei noch immer sehr beliebte ESC
ist zugleich Spektakel und Plattform für den populistischen Natio-
nalismus in Europa, da die Teilnehmerländer je nach der aktuellen
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politischen Situation befreundete Länder mit ihren Stimmen unterstützen.
Der Hintergrund dieses Schaubilds bzw. Diagramms sind Sekulićs Recher-
chen über die Rolle, die analoge Technologien und Standardisierungen bei
Fernsehübertragungen in der Festlegung der europäischen Grenzen spie-
len. Um einen Eindruck dieses laufenden Projekts zu vermitteln, zitiere ich
eine Skizze aus Sekulićs Kommentar zu ihrer Arbeit: »Länderübergreifende
Fernsehübertragungen waren technisch wirklich schwierig und es bestand
auch gar kein richtiges Interesse daran, da die erste und bis 1955 einzige
Sendung eine Blumenausstellung zeigte. Erst dann kam Marcel Bezençon,
ein für die Europäische Rundfunkunion (EBU) arbeitender Schweizer, auf
die Idee, einen europaweiten Schlagerwettbewerb ins Leben zu rufen, zu
dem jedes Land einen Kandidaten ins Rennen schicken würde. Der Wettbe-
werb würde in allen Teilnehmerländern ausgestrahlt und die Sieger wür-
den mit Hilfe einer Jury in jedem Land ermittelt werden. Dieses einfache
Konzept nach dem Vorbild eines Wettbewerbs im italienischen San Remo
sollte zur jährlich ausgestrahlten Sendung mit den höchsten Einschaltquo-
ten werden.«
Zum Abschluss dieses Textes möchte ich noch einmal auf eine der oben
aufgeworfenen Fragen zurückkommen: Ist es möglich, als zeitgenössischer
Künstler zu arbeiten, ohne durch die jeweilige Identität, den biografischen
Hintergrund und das Herkunftsland gedeutet zu werden? Hin und wieder
basiert eine Ausstellung auf »ausgefallenen« Nationalitäten und Regionen
– Kunst aus China, Kunst des Mittleren Ostens, Kunst aus Westeuropa. Die
Strukturen der Weltkunst beeinflussen sich gegenseitig. Die junge, zeitge-
nössische Kunstmesse in Istanbul erstellt beispielsweise – ausgehend vom
regionalen Fokus der letzten Biennale – verschiedene Segmente für den
Mittleren Osten und Westeuropa. Im allgemeinen Durcheinander der Welt
realisieren wir, dass nationale Staatsstrukturen immer mehr Unterneh-
mensstrukturen ähneln und dass Nationalitäten nichts anderes als Marken
sind. Die prekäre Mobilität von Künstlern, Kuratoren und Schriftstellern, die
aus verschiedensten Gründen fern ihrer Heimat leben und arbeiten, wur-
den bereits zu Beginn des Textes erwähnt. Das Problem ist nicht die Iden-
tität an sich, sondern die Art und Weise, wie der multikulturelle Diskurs
an ihr als einer statischen, unveränderlichen und nicht umgestaltungsfähi-
gen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur festhält. Der unter diesem
Gesichtspunkt im institutionellen und nicht-institutionellen Kontext ent-
standene Lesehorizont begrenzt das zeitgenössische Potenzial von Kunst-
werken. Eine Selbst-Orientalisierung, die sich nur mit dem Blick auf das
Andere identifiziert, läuft immer Gefahr, in einem Verständnis bestimmter
Identitäten verhaftet zu bleiben, statt diese an den Allgemeinplätzen der
Menge als reibungsvolle Quellen des Denkens und Produzierens zu
verwenden. Das Verständnis für die Bedeutung der Menge zeigt, dass
die Wirklichkeit nichts anderes als die Durchdringung verschiedener
19
Interpretationen ist. Demnach würde die Unterschiedlichkeit nicht tren-
nen, sondern befreien.
1) Kenan Malik, »Mistaken identity«, in: New Humanist, Juli/August
2008, http://www.kenanmalik.com/top/essays.html (aufgerufen am 29.
Nov. 2009).
2) Ebd.
3) New York Times, 1.Dezember 2009
4) Terry Smith, »Introduction: The Contemporaneity Question«, in: An-
tinomies of Art and Culture, Hrsg. Smith, Enwezor et al., Durham, London:
Duke University Press, 2008, S. 10–11
5) Zitiert nach Okwui Enwezor in: »The Postcolonial Constellation: Con-
temporary Art in a Permanent State of Transition« in: Antinomies of Art
and Culture, Hrsg. Smith, Enwezor et al., Durham, London: Duke University
Press, 2008, S. 207.
6) Ashley Hunt, »A World Map: In Which We See...«, in: An Atlas of Ra-
dical Cartography, Hrsg. Mogel, Lize/Bhagat, Alexis, Los Angeles: Journal of
Aesthetics and Protest Press, 2007, S. 145.
Weltweit diskutiert man über die Globalisierung. Als »Globali-
sierung« bezeichnen wir eine neue (von mächtigen Informati-
ons- und Kommunikationstechnologien angetriebe-
ne) industrielle Revolution, die gerade erst begonnen
hat. Ihre Neuartigkeit stellt unsere linguistischen
Fähigkeiten auf die Probe, sie zu verstehen, und
unsere politischen Fähigkeiten, sie zu kontrollieren.
In den Vereinigten Staaten und den etwa zehn reich-
sten Ländern dieser Erde ist »Globalisierung« für die
Wirtschaftseliten und deren politische Verbündete bestimmt ein positives
Schlagwort. Bei Migranten, farbigen Menschen und anderen Außenseitern
(dem sogenannten »Süden im Norden«) hingegen weckt es Sorgen um ihre
Inklusion, ihre Arbeitsplätze und ihre fortschreitende Marginalisierung. (…)
(…) Wir können uns noch so sehr bemühen, die Globalisierung ledig-
lich als neue Phase (und neue Erscheinung) des Kapitalismus’, des Imperia­
lismus’, des Neokolonialismus’, der Modernisierung oder der staatlich be-
 triebenen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung (developmen-
talism) zu betrachten. Mit einer solchen Jagd nach Analogien haben
wir vielleicht die Chance, die Bestie der Globalisierung im Gefängnis
20
(oder im Zoo) der Sprache zu zähmen. Darüber hinaus aber ist dieser hi-
storisierende Schachzug (so legitim er technisch gesehen auch sein mag)
genau deshalb zum Scheitern verurteilt, weil er den in seiner Neuartigkeit
verstörenden Aspekt der Globalisierung nicht erklären kann. Der Rückgriff
auf die Archive früherer Weltsysteme, alter Reiche, bekannter Macht- und
Kapitalformen kann uns nur bis zu einem gewissen Punkt beruhigen. Jen-
seits dieses Punktes bricht sich das Gefühl vieler Armer (und ihrer Verbün-
deten in der Welt) Bahn, die Globalisierung berge mancherlei neue Gefah-
ren, über die uns die Märchen der Geschichte nicht hinwegtrösten können,
nicht einmal die von schlechten Menschen und bösen Weltherrschern. (…)
Worin genau besteht die besagte Neuartigkeit, und warum gelingt es
vielen Intellektuellen nicht, sie besser zu verstehen? Meines Erachtens sind
es drei miteinander verbundene Faktoren, die es schwer machen, die Glo-
balisierung nach dem Vorbild früherer Staats- und Wirtschaftsgeschichte
zu begreifen. Der erste Faktor ist die Rolle, die das Finanzkapital (beson-
ders in seinen spekulativen Formen) für die heutige Weltwirtschaft spielt.
Es ist schneller, multiplikativer, abstrakter und dringt ungebremster in
die Volkswirtschaften ein als je zuvor. Und da es in keinem direkten Ver-
hältnis mehr zur Warenproduktion und zu anderen Formen produktiven
Wohlstands steht, ist es im Prinzip ein Pferd ohne zurechnungsfähigen
Reiter. Der zweite Grund hängt mit der besonderen Macht der informati-
onstechnologischen Revolution zusammen: Die elektronischen Informati-
onstechnologien sind integraler Bestandteil der neuen Finanzinstrumente,
von denen viele eine technische Macht haben, die weit über die Protokolle
zu ihrer Regulierung hinausgeht. Ganz gleich also, ob der Nationalstaat
nun im Sterben liegt oder nicht – niemand kann behaupten, das Projekt
der Volkswirtschaft (in dem erstmals von Friedrich List formulierten Sinne)
lasse sich in der Praxis noch leicht verwirklichen. Folglich ist aufgrund be-
stimmter technischer Entwicklungen auch die nationale Souveränität zu
einem ungewissen Projekt geworden. Drittens scheinen die mysteriösen
oder geradezu magischen Formen des neuen Reichtums, die durch die elek-
tronischen Finanzmärkte entstehen, selbst in den reichsten Ländern der
Welt unmittelbar für die immer tiefer werdenden Gräben zwischen Reich
und Arm verantwortlich zu sein.
Noch wichtiger aber ist, dass das rätselhafte Vagabundieren des Finanz-
kapitals von neuen Formen der Migration begleitet wird – sowohl von einer
Migration der Eliten als auch von einer Migration der einfachen Arbeitskräfte
–, die für viele Migranten auf dem Welt-Arbeitsmarkt zu unvorhergesehenen
Identitätskonflikten führen: Sie sehen sich hin- und hergerissen zwischen
ihrer Herkunft, ihrem Wohnort und ihren Zielen. Undichte Finanzgrenzen,
mobile Identitäten, schnelllebige Kommunikations- und Transakti-
onstechnologien geben zusammengenommen – innerhalb nationaler
Grenzen wie grenzüberschreitend – Anlass zu Debatten mit neuem
21
Gewaltpotential.
Den Problemen der Globalisierung und der Gewalt kann man sich auf
unterschiedliche Weise nähern. Man könnte auf die Vereinigten Staaten
blicken und sich fragen, ob das Wachstum der Gefängnisindustrie (und
dessen, was manchmal als »Strafstaat« bezeichnet wird) mit der Dynamik
regionaler Ökonomien in Zusammenhang steht, die aus humaneren For-
men der Beschäftigung und der Wohlstandserzeugung verdrängt werden.
Man könnte sich nach Indonesien wenden und fragen, warum es dort eine
tödliche Zunahme der innerstaatlichen Gewalt zwischen eingeborenen Be-
völkerungsgruppen und staatlich geförderten Migranten gibt. Man könn-
te den Fall Sri Lankas untersuchen und fragen, ob der endlose Bürgerkrieg
tatsächlich etwas mit der globalen Diaspora von Tamilen zu tun hat, die
solche Ergebnisse zeitigt wie das Online-Netzwerk von Tamil Eelam, eine
Art von Sezession im virtuellen Raum (Jeganathan 1998). Man könnte sich
von Tschetschenien über Kaschmir bis ins Baskenland und in vielen Teilen
Afrikas über herkömmliche Unabhängigkeitsbewegungen Gedanken ma-
chen und fragen, ob deren Gewalt tatsächlich rein endogen bedingt ist.
Man könnte nach Palästina schauen und fragen, ob die intime Gewalt des
innerstaatlichen Kolonialismus’ heute nicht vielleicht so eng mit den Mas-
senmedien und mit globalen Interventionen verknüpft ist, dass sie dazu
verdammt ist, eine bleibende Institution zu werden. Man könnte das Koso-
vo oder den Irak zum Ausgangspunkt nehmen und fragen, ob denn der bru-
tale Humanismus der NATO-Luftschläge die neueste Form einer biblischen
Rache durch die bewaffneten Götter von heute darstellt. Oder man könnte
sich mit den verängstigten Minderheiten in nationalen Räumen wie Palä-
stina, Timor oder Sierra Leone identifizieren, die oft in euphemistisch als
»Wohnviertel« oder »Flüchtlingslager« bezeichneten Gefangenenlagern
leben, und nach der Gewalt von Vertreibung und Umsiedlung fragen.
All diesen Orten und Formen der Gewalt sind einige wesentliche, globa-
le Faktoren gemeinsam: Die zunehmende, oftmals organisierte Gewalt ge-
gen Frauen, notorisch durch das Taliban-Regime verkörpert, lässt sich auch
in vielen Gesellschaften beobachten, die wie etwa die Vereinigten Staaten
versuchen, den ersten Stein zu werfen, obwohl häusliche Gewalt auch dort
nach wie vor ein großes Problem darstellt. Das Anwerben von Kindersolda-
ten, besonders in Afrika, doch auch in vielen anderen Bürgerkriegsgebieten,
produziert Kriegsveteranen, die kaum den Zustand des Erwachsenseins,
weniger noch den des Friedens kennengelernt haben. Als globalisierte
Form der Gewalt gegen Kinder ist Kinderarbeit schlimm genug, der Zwang
aber, sich in Bürgerwehren und militärischen Banden verdingen zu müssen,
ist eine besonders schreckliche Form der vorzeitigen Gewaltinitiation. Und
dann gibt es noch die tückischeren Formen von Gewalt, denen die
Armen dieser Welt massenhaft ausgesetzt sind, wenn sie wegen rie-
siger Staudammprojekte oder wegen Slumsanierungsprojekten von
22
ihrem Wohnort vertrieben werden. Als Opfer von Wirtschaftsembargos,
Polizeigewalt, ethnischer Mobilisierung und Arbeitslosigkeit bekommen
sie die Folgen der globalen Politik von Sicherheitsstaaten zu spüren. Die im
Laufe des vergangenen Jahrzehnts erfolgte Schließung kleinerer Industrie-
betriebe in Delhi ist ein anschauliches Beispiel für die unheilige Allianz von
ehrgeiziger Umweltschutzpolitik, korrupten Kommunalpolitikern und dem
verzweifelten Gerangel um Jobs und Lebensunterhalt. (…)
Wir wollen für einen Augenblick innehalten und einigen Einwänden
gegen diese Überlegungen Rechnung tragen. Was hat diese Liste mit der
Globalisierung an sich zu tun? (…) Viele der von mir angeführten Beispiele
sind auf spezifische Art und Weise mit den Umbrüchen verbunden, die in
der Weltwirtschaft seit den siebziger Jahren zu beobachten sind, mit den
speziellen Kämpfen um indigene Rechte und nationale Souveränität, die
sich wiederum dem Widerstreit der konkurrierenden Universalismen von
Freiheit, Markt, Demokratie und Recht verdanken – einem Widerstreit, der
zu früheren Zeiten einfach anders funktionierte als heute. Vor allem aber
passen die genannten Beispiele gut zu der nachweislich vorhandenen Ma-
krogewalt der vergangenen zwei Jahrzehnte, die man eindeutig als eine
Zunahme innerstaatlicher Gewalt im Vergleich zur zwischenstaatlichen
Gewalt interpretieren muss. Die Landkarten der Staaten und die der Kriege
fügen sich also nicht mehr in das alte realpolitische Weltbild ein. Wenn wir
uns dazu noch die globale Zirkulation von Waffen, Drogen, Söldnern, mafi-
ösen Organisationen und anderen Utensilien der Gewalt hinzudenken, wird
es schwierig, lokale Beispiele auf ihre lokale Bedeutung zu beschränken.
Von all diesen Kontexten der Gewalt, angefangen bei den intimsten
(wie Vergewaltigung, körperlicher Verstümmelung oder Zerstückelung) bis
hin zu den abstraktesten (wie erzwungener Migration oder Minorisierung),
ist der weltweite Angriff auf Minderheiten aller Art am schwierigsten zu
verstehen. In dieser Hinsicht ist jeder Staat (wie jede Familie) auf seine
(bzw. ihre) eigene Art unglücklich. Warum aber beobachten wir praktisch
auf der ganzen Welt einen völkermörderischen Impuls gegen Minderhei-
ten, egal ob es sich bei ihnen um kulturelle oder politische Minderheiten
handelt, ob sie aufgrund falscher ethnischer Zugehörigkeit, mangels rich-
tiger Papiere oder einfach deshalb einer Minderheit angehören, weil sie
durch ihre Anwesenheit an irgendeine Geschichte wechselseitiger Gewalt
oder gegenseitigen Missbrauchs erinnern? (…).
Die bereits vorhandenen Erklärungsansätze bringen uns nämlich nicht
viel weiter. Haben wir es hier mit einem Kampf der Kulturen zu tun? Wahr-
scheinlich nicht, da viele dieser Formen von Gewalt innerhalb von Kulturen
stattfinden. Scheitern hier Staaten an der Erfüllung der weberschen Norm,
ein Gewaltmonopol für sich zu reklamieren und aufrechtzuerhalten?
Sicherlich zum Teil, doch auch dieses Scheitern bedarf ebenso wie das
gleichzeitige weltweite Anwachsen »privater« Armeen, Sicherheits-
23
zonen, Berater und Bodyguards weiterer Erklärungen. Haben wir es mit
einer weltweit grassierenden Betäubung unserer humanitären Reflexe zu
tun, wie etwa Michael Ignatieff meint (2000), die auf die massenmediale
Überflutung mit Bildern weit entfernter Kriege und Völkermorde zurück-
zuführen wäre? Das kann sein. Doch die Zunahme von Graswurzelkoali-
tionen, die sich weltweit für gesellschaftlichen Wandel, Gleichheit und
Gesundheit einsetzen, legt nahe, dass die menschliche Fähigkeit zu Fern-
Empathie bislang noch nicht erschöpft ist. Sind es die enormen Zuwächse
eines globalen Waffenhandels, der Handfeuerwaffen und Kalaschnikows
in einer endlosen und zwielichtigen Reihe von Abkommen mit dem offi-
ziellen zwischenstaatlichen Handel mit Raketen, Panzern und Radarsyste-
men verbindet? Ja, das stimmt, doch auf diese Weise erfahren wir nur et-
was über die notwendigen Bedingungen globaler Gewalt, nichts über die
hinreichenden.
Oder befinden wir uns vielleicht mitten in einer riesigen weltweiten
Korrektur im Sinne der malthusschen Bevölkerungstheorie, die sich der
Sprache der Minorisierung und Ethnisierung bedient, funktionell gesehen
aber darauf abgestellt ist, die Welt unter Ausschluss des lästigen Lärms
der Globalisierungsverlierer für die Gewinner der Globalisierung vorzube-
reiten? Ist dies eine riesige Art von »Ökonozid«, der weltweiten Tendenz
(in ihrem Funktionieren keinen Deut fehlerfreier als der Markt), im großen
Drama der Globalisierung das Verschwinden der Verlierer zu arrangieren?
Fürwahr ein gruseliges, glücklicherweise aber recht unplausibles Szenario,
da mittlerweile schließlich selbst die größten Verbrecher und Tyrannen der
Welt die Sprache der Demokratie, der Würde und der Menschenrechte ge-
lernt haben.
Was also haben Minderheiten an sich, dass sie in vielen Teilen der Welt
offenbar Gewalt von so ungeahnter Form und so ungeahntem Ausmaß
provozieren? Zunächst einmal können wir festhalten, dass sowohl Min-
derheiten als auch Mehrheiten Produkte einer durch und durch modernen
Welt der Statistiken, Volkszählungen, Bevölkerungskarten und anderer
staatlicher Instrumente sind, die es im großen und ganzen erst seit dem
17. Jahrhundert gibt. Minderheiten und Mehrheiten entstehen dort, wo
die demokratischen Revolutionen des 18. Jahrhundert erfolgreich waren,
so auch in den Satellitenräumen der kolonialen Welt, und zwar explizit im
Kontext der sich entfaltenden Vorstellungen von Personengruppen, deren
Umfang sich exakt berechnen lässt, von Repräsentation und Wahlrecht.
Minderheiten sind also eine soziale und demographische Kategorie
jüngeren Datums, und sie rufen heutzutage neue Befürchtungen in Bezug
auf Rechte (Menschenrechte oder andere), auf Staatsbürgerschaft, auf Zu-
gehörigkeit und Autochthonie und im Hinblick auf Ansprüche an den
Staat (oder gegen sein phantomartiges Überbleibsel) hervor. Sie for-
dern dazu auf, die Verpflichtungen des Staates und die Grenzen der
24
politischen Menschheit, welche in die ungemütliche Grauzone zwischen
Staatsbürgern im eigentlichen Sinne und der Menschheit im Allgemeinen
fallen, auf neue Weise zu untersuchen. Es ist nicht überraschend, dass Men-
schen, die von anderen als unzulänglich betrachtet werden (wie z. B. Be-
hinderte, Alte und Kranke), oft zu den ersten Opfern von Marginalisierung
oder Säuberungen gehören. Man sollte nicht vergessen, dass das national-
sozialistische Deutschland alle unter diese Kategorien fallenden Menschen
(versinnbildlicht in der Gestalt des Juden) auszurotten trachtete.
Doch Minderheiten sind nicht präformiert. Sie werden unter den be-
sonderen Bedingungen einer jeden Nation bzw. eines jeden Nationalismus’
produziert. (…) Sie sind Embleme des Scheiterns und des Zwangs. Sie sind
eine Schande für jedes vom Staat gepflegte Bild nationaler Reinheit und
staatlicher Fairness. Sie sind die klassischen Sündenböcke.
Welchen besonderen Status aber haben solche Sündenböcke im Zeit-
alter der Globalisierung? Fremde, Kranke, Nomaden, religiöse Dissiden-
ten und ähnliche Minderheitengruppen waren immer schon Opfer von
Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit. Ich möchte hier von einer simplen
Hypothese ausgehen: Angesichts der in der Globalisierungslogik liegen-
den systematischen Beeinträchtigung nationaler wirtschaftlicher Souve-
ränität und des wachsenden Drucks, der dadurch auf Staaten lastet, sich
als Treuhänder der Interessen eines territorial definierten und begrenzten
»Volkes« zu gerieren, erweisen sich Minderheiten in einer aus wenigen
Megastaaten bestehenden Welt der ungeregelten Wirtschaftsströme und
beeinträchtigten Souveränitäten für viele Staaten selbst als geeignete Pro-
jektionsflächen für ihre Ängste vor der eigenen (wirklichen oder phanta-
sierten) zahlenmäßigen Unterlegenheit oder Marginalität. Minderheiten
sind, mit anderen Worten, Metaphern für und Zeichen der Erinnerung an
den Verrat am klassischen nationalen Projekt. Und es ist dieser – eigent-
lich im gebrochenen Versprechen des Nationalstaates, die nationale Sou-
veränität zu gewährleisten, wurzelnde – Verrat, der weltweit der Tendenz
Vorschub leistet, Minderheiten zu verdrängen oder zu beseitigen. So wird
auch verständlich, warum oft Teile der Armee an innerstaatlichen Ethnozi-
den beteiligt sind. (…)
Um zu verstehen, warum Minderheiten eigentlich weltweit diesem
Muster zum Opfer fallen, können wir auf das klassische anthropologische
Argument von Mary Douglas zurückgreifen, dass »Schmutz etwas ist, das
fehl am Platz ist«; jede moralische oder soziale Taxonomie reagiert demzu-
folge allergisch auf alle Elemente, die ihre Grenzen verwischen (1966). Min-
derheiten, wie ich sie beschrieben habe – die Gebrechlichen, die Häretiker,
die Behinderten, die Mobilen, die Illegalen und die im Raum des National-
staats Unwillkommenen –, verwischen die Grenzen zwischen »uns«
und »ihnen«, zwischen hier und dort, dazugehörig und nicht dazuge-
hörig, gesund und krank, loyal und illoyal; sie werden gebraucht, sind
25
aber nicht willkommen. In dieser letzten Dualität liegt des Rätsels Lösung.
Sosehr die »Minderheiten«-Gruppen in unseren nationalen Territorien auf
die eine oder andere Weise auch gebraucht werden – und sei es nur, um
unsere Toiletten zu putzen und unsere Kriege zu führen –, so wenig sind sie
wegen ihrer anomalen Identitäten und Bindungen andererseits willkom-
men. In dieser doppelten Eigenschaft versinnbildlichen sie für viele Natio-
nalstaaten das Grundproblem der Globalisierung (…).
Allgemeiner gesprochen (…) sind Minderheiten die Lunte an einem ex-
plosiven Cocktail aus Verunsicherungen, der sich zwischen dem Alltag und
seinem schnell sich wandelnden globalen Hintergrund zusammenbraut.
Wegen ihres gemischten Status schaffen sie Verunsicherung bezüglich des
nationalen Selbst und der nationalen Staatsbürgerschaft. Ihr ambivalenter
juristischer Status bringt Verfassungen und Rechtsordnungen unter Druck.
Ihre Mobilität gefährdet die Sicherung der Grenzen. Ihre Finanzgeschäfte
verwischen einerseits die klaren Grenzen zwischen Volkswirtschaften und
andererseits den Unterschied zwischen legalen und kriminellen Geschäf-
ten. Ihre Sprachen nähren die Sorge um den nationalen kulturellen Zusam-
menhalt. Besonders in einer urbanen Gesellschaft bietet sich ihr Lebensstil
für die Kanalisierung verbreiteter sozialer Spannungen an. Ihre Politik ist
normalerweise multifokal und damit für Sicherheitsstaaten stets Anlass
zur Beunruhigung. Sind sie wohlhabend, dann beflügeln sie die Phanta-
sie von einer Globalisierungselite, als deren Paria-Vermittler sie auftreten.
Sind sie arm, dann bieten sie sich als Symbole für das Scheitern vieler For-
men der Wirtschafts- und Sozialhilfe an. Und da fast alle Vorstellungen
von Volk und Nation auf irgendeiner Idee der ethnischen Reinheit oder
Einzigartigkeit und auf der verdrängten Erinnerung an Pluralität basieren,
verwischen ethnische Minderheiten vor allem die Umrisse der nationalen
Volksidentität.
Diese Verunsicherung, die durch das Unvermögen vieler Staaten, im
Zeitalter der Globalisierung die nationale ökonomische Souveränität zu
garantieren, weiter gesteigert wird, kann sich in mangelnder Toleranz ge-
genüber jeder Art von kollektivem Fremden ausdrücken.
Normalerweise ist nur schwer zu ahnen, welche Minderheit in die un-
dankbare Rolle des unglückseligen Fremden geraten wird. In einigen Fällen
scheint es auf der Hand zu liegen, in anderen weniger. Der Grund dafür
ist, dass Minderheiten, historisch gesehen, nicht vorgefunden, sondern
gemacht werden. Bestimmte, bis dato unsichtbare Gruppen werden auf-
grund besonderer Entscheidungen und Strategien, die oftmals staatliche
Eliten oder politische Führer zu verantworten haben, als Minderheiten
sichtbar gemacht und mit Rufmordkampagnen überzogen, die bis zum
Ausbruch von Ethnoziden führen können. Eigentlich sind es also nicht
die Minderheiten, die Gewalt provozieren, es ist vielmehr, gerade
auf der nationalen Ebene, die Gewalt, die Minderheiten braucht. Um
26 Der vollständige Erstabdruck erschien in: Arjun Appadurai, Die
Geographie des Zorns, S.49-63.© Suhrkamp Verlag Frankfurt am
Main 2009. Der Druck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des
27
solche Minderheiten zu produzieren, müssen bestimmte Geschichten wie- Suhrkamp-Verlages.
derbelebt, andere dem historischen Vergessen überantwortet werden. Die-
ser Prozess erklärt, auf welch komplexe Art und Weise globale Probleme Arjun Appadurai, 1949 in Mumbai geboren, ist Ethnologe und lehrt an der
und Kämpfe in bestimmten Nationen und an bestimmten Schauplätzen New School in New York City und am Goldsmith Institute in London. Er
allmählich »ihre Sprengkraft entfalten«, oft in Form einer sich explosions- konzentriert sich in seinen Werken hauptsächlich auf Fragen der Moder-
artig entladenden Gewalt im Namen irgendeiner Mehrheit. Ein klassisches nität und Globalisierung. Zu seinen prägenden wissenschaftlichen Arbei-
Beispiel ist der Prozess, der die Sikhs in Indien allmählich zu einer proble- ten gehören die Publikationen »Worship and Conflict under Colonial Rule«
matischen Minderheit gemacht hat. Dies war keine unmittelbare Folge ei- (1981), »Disjuncture and Difference in the Global Cultural Economy« (1990),
ner bestimmten Bevölkerungspolitik, sondern basierte auf einem langen »Modernity at Large« (1996) sowie »Fear of Small Numbers« (2006). Seine
20. Jahrhundert regionaler und nationaler Politik und nahm schließlich wissenschaftliche Tätigkeit thematisiert die Fragen einer kulturellen Glo-
in den Unruhen von 1984, der Ermordung Indira Gandhis, der staatlichen balisierung. Dabei unterteilt er Prozesse dieser Globalisierung in die Di-
Kampagne gegen vermeintliche Sikh-Separatisten und dem Massaker der mensionen: »Ethnoscape«, »Technoscape«, »Financescape«, »Mediascape«
Ausschreitungen von 1984 in Delhi und andernorts Gestalt an. Man könn- und »Ideoscape«. Die einzelnen Scapes folgen ihren eigenen Regeln und
te meinen, dass die massive Entfesselung von Staats- und Bürgergewalt Zwängen, sind fließend und müssen im Einzelnen betrachtet werden, um
gegen die Sikhs im Jahr 1984 diese tatsächlich als kulturelle und politische die Komplexität der modernen Welt verstehen zu können.
Minderheit hervorgebracht habe. Ihre terroristische Energie, die in Wahr- 2008 wurde er als Professor für Media, Culture, and Communication an
heit sehr gering war, wurde nach diesen Ereignissen zum allgemeinen Dog- die New Yorker Steinhardt School of Culture, Education and Human Deve-
ma. In Laufe eines Jahrhunderts (manch einer würde sagen: im Laufe eines lopment berufen. Appadurai ist Gründungsmitglied der Zeitschrift Public
Jahrzehnts) verwandelte sich also eine Volksgruppe, die man als militanten Culture , Gründer der Organisation PUKAR (Partners for Urban Knowledge,
Ausläufer der hinduistischen Welt betrachtet hatte, mindestens für die Zeit Action, and Research) in Mumbai; beratend war er für die Rockefeller-, Ford-
von 1984 bis 1994 zu einem ihrer gefährlichsten inneren Feinde. und MacArthur-Stiftungen, die Weltbank und für die Unesco tätig.
Lassen Sie uns eine letzte Überlegung zu der Verbindung von Globali-
sierung und Gewalt gegen Minderheiten anstellen (…) Wie kann der Freund
den Freund umbringen, der Nachbar den Nachbarn oder gar ein Verwand-
ter den anderen? Um den Schrecken des weltweiten Anwachsens intimer
körperlicher Gewalt im Kontext zunehmender Abstraktion und Zirkulation
von Bildern und Technologien irgendwie zu enträtseln, sollten wir überle-
gen, ob dieses Verhältnis vielleicht gar nicht so paradox ist, wie es scheint.
Der Körper, besonders der minorisierte Körper, kann zugleich Spiegel und
Instrument jener Abstraktionen sein, die wir am meisten fürchten. Minder-
heiten und ihre Körper sind schließlich das Produkt hochabstrakter Prozes-
se des Zählens, Klassifizierens und Überwachens von Bevölkerungsgruppen.
Der Körper der historisch produzierten Minderheit vereint im Sozialen also
die Verführungskraft des Vertrauten mit den Reduktionen des Abstrakten;
in ihm lassen sich Ängste vor dem Globalen veranschaulichen und in allzu
angstbesetzten Situationen durch seine Auslöschung beherrschen. (…)
1
Matilde
Cassani
Heilige Räume in unheiligen Gebäuden. Eine
andere Idee eines multi-religiösen Europas |
Sacred interiors in profane buildings.
Another idea of a multireligious Europe
Fotos, Karten, Texte; Buch, 2009

Abb. 1 Mosque, former Church of »San

Paolino dei giardinieri«, Piazzetta del Gran
Cancelliere, Via Celso, Palermo

Abb. 2 Sikh Temple »Guardwara Gurdarshan

Sahib Ji«, Carrer Hospital, 97 bxs. Barcelona

Abb. 3 Kitchen inside the Sikh Temple

»Guardwara Gurdarshan Sahib Ji«, Carrer
Hospital, 97 bxs. Barcelona

Abb. 4 Mosque »Madni«, Carrer Paloma, 9

loc. Barcelona

Abb. 5 Centre Cami’ de la Pau, Carrer Erasme

de Janer, 9-11 bxs. Barcelona

Abb. 6 Sri Muthtu Vinajegar Sita.

Garage Europa,
level 2, via Vivaldi 135. Palermo

1980
born in Domodossola, Italy
lives and works in Milano
1999 – 2005
Architectural Studies at Politecnico di Milano
2008 – 2009
Master in Architecture and Urban Culture
CCCB- Centro de Cultura Contemporanea de
Barcelona and UPC – Univesitade Politacnica
de Catalunya
2009 – 2010
Fellowship and residency at Akademie
Schloss Solitude

Selected 2010
Timing 2010; Bat Yam Biennal of
Exhibitions Landscape Urbanism, Bat Yam
2009
La terra Trema; progettare la ricostruzione,
Leoncavallo, Milan
12 x Milano. New Italian architecture visions
for a metropolis in movement; Urban Center,
Milan
Dreaming Milano; Ex Fondazione Mazzotta,
Milan
2008
Nanoparticles; Research Institute of Tsukuba
2 4
31 and Istituto Italiano di Cultura, Tokyo
Acquatecture; NABA, Nuova Accademia
Belle Arti + Associazione no profit H2O,
Nuovi scenari per la sopravvivenza,
Milan

Selected 2009
MONU Magazine on Urbanism,
Publications No. 9, February 2009; Holy
Urbanism: Strucked by a freak
wave
2008
XXI Aesop Conference in Naples: 200.000
Muslim, Catholic, Hindu and Buddhist
homes: the post tsunami reconstruction in
Sri Lanka
2007
Cronache dell’ Abitare, Bruno Mondadori
2007; Multiplicity lab: Ways of living in Milan:
live in a penthouse, live in a loft, live in a shop

3 5
6
33
1
Cevdet
Erek
Abb. 1 Lineal 1 | Ruler 1
Laser auf Plexiglas, 2007
Courtesy Akinci Gallery, Amsterdam
Der erste Prototyp einer Serie, die als Werk-
zeug zur Interpretation persönlicher Zeit-
schienen dient, entstand in Kairo während
eines Arbeitsaufenthaltes in der Townhouse
Gallery; mit arabischen Zeichen deckt er die
Zeitspanne von 1974 bis 2007 ab, wobei 1 cm
für 1 Jahr steht.

Abb. 2 Lineal Putsch | Ruler Coup

Laser auf Plexiglas, 2009
Courtesy Akinci Gallery, Amsterdam
Der vierte Prototyp der Serie »Lineal« zeigt
die Daten der Gründung der Türkischen
Republik sowie die der drei Staatsstreiche; er
entstand in Antwerpen und hat keine Skala.

Abb. 3 Vaters Zeitschiene | Father’s Timeline

Zeichnung, 2007
Courtesy VKV Collection
Erek bat seinen Vater darum, eine Zeit-
schiene seines Lebens zu zeichnen, die die
Zeitspanne von 1938 bis 2007 abdeckt; Daten
wie das Geburtsjahr, Heirat, Tod des Vaters
wurden aufgezeichnet, aber auch wichtige
Ereignisse wie die »Aufnahme in das Vol-
leyballteam der Schule« oder »Die Armee
unternimmt einen weiteren Putschversuch«.

Abb. 4 Lineal 0 – Heute | Ruler 0 – Now

Laser auf Plexiglas, 2008
Courtesy Akinci Gallery, Amsterdam
Der zweite Prototyp zeigt die Zeitspanne 0
bis heute und kann dazu benutzt werden,
sein eigenes Leben oder eine bestimmte
Abfolge von Ereignissen zu verorten und zu
interpretieren; die 20 cm des Lineals weisen
keinerlei Skalierung auf.

1974
born in Istanbul, Turkey
lives and works in Istanbul
1992 – 1999
Architectural Studies at the Mimar Sinan
University, Istanbul
2001 – 2003
Master of Arts at the Technical University
of Istanbul

Selected Solo 2009

Avluda, Avluda 2 & SSS; installa-
Exhibitions tion and performance; 300 m3,
 2
37 2008
Göteborg
On the day I fix a turbine to my belly;
Lokaal 01, Antwerp

Galerie Akinci, Amsterdam

2009
Selected Group TBA21, Vienna, Austria
Exhibitions La Capella, Barcelona
Palais des Beaux Arts, Lille
2008
Interchange, Mercy, Independents; Liverpool
Biennial, Liverpool
New Ends, Old Beginnings; Bluecoat Gallery,
Liverpool
manifest destiny; Extra City – Center for
Contemporary Art, Antwerp
Becoming Istanbul; Deutsches Architektur
Museum, Frankfurt
Speed, speed!, Opelvillen, Rüsselsheim
2007
Light, Illumination and Electricity;
Santralisation, Istanbul
3 4 Off The Record; Cetin Emec Gallery, Izmir
On Memory; Gallery Tanya Rumpff, Haarlem
2006
Just in Time; Stedelijk Museum CS,
Amsterdam
EurHope; Villa Manin – Centre for
Contemporary Art, Udine
Parts; Xiamen
Supremes, In order of appearance; Living Art
Museum, Reykjavik
Istanbul Defterdarlari; Karsi Sanat Galerisi,
Istanbul
Shiftt scale: Extended field of contemporary
sculpture; Art Museum of Estonia, Talinn
2005
INFRActures: Translations between the Sonic,
Spatial and Temporal; V2_, Institute for the
Unstable Media, Rotterdam
Urban Realities: Focus on Istanbul; Martin-
Gropius-Bau, Berlin
Hotspots; International Rotterdam Film
Festival, Rotterdam
Art for…; Platform Garanti Contemporary Art
Center, Istanbul
2004
Urban Reviews; Istanbul, ifa Gallery Stuttgart
Call me Istanbul; ZKM, Karlsruhe
2003
Poetic justice; Istanbul Biennial, Istanbul
Turkish Art Today; MOMAS – Museum of
Modern Art Saitama, Saitama
Ann Arbor Computer Artist Coalition,
IMMEDIA 2003, Ann Arbor

2009
Selected Dokuman with Taldans, R.
Performances Schouwbourg, Rotterdam
SSS, Extra City, Antwerp
2008
Graf with F. Sizanli, M. Kaplan, E. Devries;
Dampfzentrale, Bern
2007
4/4 with Nekropsi, Platform Garanti, Istanbul
2006
SSS, Stedelijk Museum CS, Amsterdam
SSS, Parts, Xiamen
Superbs, Living Art Museum, Rejkavik
2005
Köken
Ergun
WEDDING
3-Kanal-Videoinstallation, 2006 – 2007

1976
born in Istanbul, Turkey
lives and works in Berlin
acting at the Istanbul University
postgraduate degree in Classics at King's
College London
Master of Arts in Visual Communication
Design at Bilgi University, Istanbul

2007
Solo Ersta Konsthall, Stockholm,
Exhibitions Sweden

2008
Selected Group Soft Manipulation - who is
Exhibitions afraid of the new now?; Casino
Luxembourg – Forum d'art
contemporain, Luxemburg
Videozone 4; International Video-Art
Biennial, Tel-Aviv
Salon of the Revolution; HDLU – Croatian
Association of Artists, Zagreb
U-Turn; Quadrennial for Contemporary Art,
Copenhagen
Mobile Archive; Halle für Kunst e.V., Lüneburg
Signals in the Dark: Art in the Shadow of
War; Blackwood Gallery at the University of
Toronto, Mississauga
2007
L’enfer, c’est les autres; Stedelijk Museum
Bureau, Amsterdam
Rotterdam Film Festival
!f Istanbul; Festival of Independent Films,
Istanbul
Locus Athens; Athens
Ortung; Galerie 5020, Salzburg
On the Brink; Curators without Borders,
Berlin
2006
Trafo Center of Arts, Budapest
Somewhere in Time; Art Sonje Center, Seoul
Naked Life; Museum of Contemporary Arts,
Taipei
Rejection Episodes; Vooruit, Ghent
Köken Ergun & Markus Lohman;
Künstlerhäuser Worpswede
Helter/Helter; Galerie Anne de Villepoix, Paris
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
People, Land, State ; Israeli Center for Digital
Art, Holon
41 The Peninsula ; M1 Singapoure Fringe
Festival, Singapore
Re-shuffle ; Art in General, New York
Oberhausen Short Film Festival, Oberhausen
2005
The Sculpture Center; New York
Badischer Kunstverein; Karlsruhe
Free Kick; Hospitality Zone at the 9th
Istanbul Biennial, Istanbul
Normalization: Art For... (Part One); Platform
Garanti Contemporary Arts, Istanbul
2004
Placebo Effect; Sparwasser HQ, Berlin
Rimbaud; I-20 Gallery, New York
Public Execution; Exit Art, New York
Artists-in-Residence Show; Location One,
New York
2003
Institutions2; KIASMA, Helsinki
3rd Performance Days, Istanbul
2002
1st Istanbul Pedestrian Exhibitions, Istanbul
1 2
Javier
Hinojosa
Aufzeichnungen für eine kollabierende
Stadt | Notes for a collapsing city
Installation, diverse Materialien,
2006 – 2009

Abb. 1 Box column

Abb. 2 Mattress Stress
Abb. 3 Boxlogic
Abb. 4 Street evolutions
Abb. 5 Huge Low-tech
Abb. 6 Molusk
Abb. 7 Concrete billboard

1974
born in Mexico City, Mexico
lives and works in Mexico
1995
Architecture Studies
1997 – 2002
Fine Arts degree with honors at La Esmeralda
(National School of Fine Arts), Mexico City
2001 – 2002
Photography and Alternative Media
(Seminar), Centro de la Imagen, Mexico City
2009 – 2010
Fellowship and residency at Akademie
Schloss Solitude

2009
Selected Solo Ephemeral Traps, Permanent
Exhibitions Consequences III; Taken for
Strange, Berlin
Ephemeral Traps, Permanent Consequences
II; Interventionsraum, Stuttgart
2008
Fuga en Transito (Flight is Transit); Casa del
Lago, Mexico City
2006
Concrete Skeleton; ART & IDEA, New York
Cabinet vs. Showcase; Celda Contemporanea,
Mexico City
2005
Evoluciones Callejeras (Street Evolutions); La
Estación Gallery, Chihuahua
2004
Intervenciones; CENART (National Center for
the Arts), Mexico City
2002
Limites y Restos (Limits and Remains);
National School of Fine Arts Gallery, Mexico
City
3 4
2009
Selected Group Arbeit und Freizeit – Fiesta y
Exhibitions ensayo; Museo de la Ciudad,
Queretaro
Ephemeral Traps, Permanent Consequences;
Akademie Schloss Solitude, Stuttgart
2008
Basiselemente: The Box; Akademie Schloss
Solitude, Stuttgart
Basiselemente:The Beam; Micro Residencias
Parasito, Meet Factory, Prague
Casino Metropolitano 2 years; Mexico City
2007
II Yucatán Biennale, Mérida
VIII Monterrey FEMSA Biennale, Monterrey
Fuera de Contexto (out of context); Video
program, Conejo Blanco, Mexico City
Monterrey Biennal, Museo de San Ildefonso,
Mexico City
Correo Domestico (Domestic Mail); Galerie
NoD, Prague
Aequatortaufe; Kunstarkaden, München
Duelo de Parejas (Vs.); El ECO Museum,
Mexico City
Creación en Movimiento (Dynamic creation);
National Fine Arts Center, Mexico City
2006
Creación en Movimiento; IVEC, Veracruz
Archivo en proceso; San Jerónimo 40, Mexico
5 City
Deposiciones sólidas; Casa Emergente,
Cuernavaca Morelos
2005
Cash; Ex Teresa Actual Art, Mexico City
Declaraciones; Reina Sofía, Madrid
2004
II Yucatán Biennale, Mérida
Harto Espacio; Montevideo
Mexican Emergent Artists; Raid Projets, Los
6 Angeles
El sueño de la Campamocha (Campamocha’s
Dream); ART & IDEA, Mexico City
Circo Renacimiento (Renaissance Circus);
Glmutante, Campeche
2003
The one that moves won’t appear in the
picture; Centro de la Imagen, Mexico City
Inter-cities; Mexican Institute, Paris
M.Bondarchuk’s Promotion and Defense
Fraternity; ART & IDEA Gallery, Mexico City
2002
Farewell and Debut; National School of Fine
Arts Gallery, Mexico City
Grafinnova; Ostrobothnian Museum, Vassa
AJovenes pintores@. Exposición itinerante.
Maxxium de México. México D.F2001
2 cities, 2 schools; Veracruz Art College,
Veracruz
 Im Zentrum des Steins:
die Versöhnung mit dem Flüssigen
46
Trotz seines präzisen Gattungsnamens unterhält der
Beton als Material eine eher offene und vieldeu-
tige Beziehung zur Realität. Man könnte – durchaus
mit gutem Grund – annehmen, dass die spezifische
Funktion des Betons immer in einem Zusammenhang mit
der Architektur oder dem Bauwesen steht. Jedoch
sind jenseits seiner rein funktionalen Eigenheiten
seine Charakteristika nicht nur weiterhin in ihrem
gesamten Potential wirksam, sie entdecken zudem
Fähigkeiten, wo scheinbar keine existierten. Die
Berührungspunkte mit dem Spezifischen des Betons
sind vielfältig; sie stehen alle in einem direkten
Zusammenhang mit dessen flüssiger Beschaffenheit.
Stellen wir uns Folgendes vor: Im dritten Stock ei-
ner Baustelle soll eine Säule gegossen werden, das
Lehrgerüst ist fertig und verstrebt, der Betonmi-
scher oder die Mischmaschine beginnt, das schwere
Material auszugießen, bis das Gerüst bis zum Rand
gefüllt ist. Stellen wir uns nun ein Leck vor,
durch welches der Beton sehr schnell zu entweichen
7 gung der Gaben erhalten, die ihm verliehen wurden.
beginnt, und stellen wir uns dann sein weite-
res Schicksal vor: die zahllosen Möglichkeiten,
eine Verbindung oder Vereinigung mit irgendwel-
47
che Dingen einzugehen, auf die er während seines
Entweichens stößt.
So kommt es, dass wir ständig auf dieses Material
treffen, das freundschaftlich mit Wannen und Pfo-
sten auf Gehsteigen und Straßen zusammenlebt, das
die Risse verfolgt, die sich rühmen, schneller zu
sein, das als Held die Flagge der notdürftigen Aus-
besserung und Reparatur ergreift, das seine Kraft
missbraucht, um Eingänge oder Ausgänge zu bloc-
kieren, das dem Schwachen bei seinen Fundamenten
beisteht, das (als ob man es kitzelt) die Spuren
von Hunden und gedankenverlorenen Wanderern, die
Bekundungen von Selbstwertgefühl oder Wünsche nach
Nachkommenschaft aufnimmt und festhält, ebenso wie
auch Liebesbotschaften zwischen Jugendlichen.
Jedoch ist die Möglichkeit zur Flucht begrenzt;
der Beton verfügt ja auch über eine unumkehrbare
zeitliche Qualität: sein flüssiger Zustand ist, wie
das Leben auch, von nur kurzer Dauer. Im moleku-
laren Zentrum dieses vielfältigen Materials voll-
ziehen sich strukturelle Bewegungen, die in ihrem
Ergebnis anscheinend schon im Voraus die Verferti-
Die immanente Fähigkeit des Betons, in der weiten
Landschaft der Dinge und Gegenstände Verbindungen
entstehen zu lassen, wird von den unabänderlichen
Verbindungen seiner inneren Komponenten bedingt. Es
gibt kein anderes Schicksal für dieses brauchbare
Material, als zum vorgegebenen Zeitpunkt ein Fest-
körper zu werden. So wie der Anblick der Gorgonen
die Verwandlung in eine Statue zur Folge hat, so
wird auch der Beton bei seiner Flucht immer wieder
überrascht werden, und in seinen festen Formen wird
keine Spur irgendeines Bestrebens zurückbleiben –
im Gegenteil, sie werden mit einer Offenheit, die
nur mit der der Steine vergleichbar ist, eine gren-
zenlose Neigung zum Ausdruck bringen, auch weiter-
hin überall reichlich vorhanden zu sein.
Javier Hinojosa English version on page 76
 Ashley
Hunt
Eine Weltkarte, auf der wir sehen... | A World
Map: In Which We See...
Wandzeichnungen | Wall drawing & painting
Interaktives Projekt mit Studenten und
Aktivisten, Landkarten, Installation
2008 – 2010

1970
born in Los Angeles
lives and works in Los Angeles
1994
Bachelor of Fine Arts, University of California
at Irvine, USA
1994 – 1998
Masters of Fine Art, School of the Art
Institute of Chicago
1998 – 2000
Whitney Independent Study Program,
Whitney Museum of American Art, New York

2009
Selected Post-American L.A.; 18th Street
Exhibitions Art Center, Los Angeles
Disobedience; National Museum
and Projects of Contemporary Art, Bucharest
Performing Economies; Fellow
for Contemporary Art Space, Los Angeles
Democratic Acts; 1st Biennale Democrazia,
Cavallerizza Reale, Torino
Being There; Konsthall C, Stockholm
Tools for Revolution or Just for Sale; Rotte
Metropolitane, Florence
An Atlas of Radical Cartography; Casco, Office
for Art, Design and Theory, Utrecht
2008
REDCAT Gallery, Los Angeles
The Impossible Prison; Nottingham
Contemporary, Nottingham
3 Ours: Democracy in the Age of Branding;
Sheila C. Johnson Design Center, Parsons The
New School for Design, New York
Tate Modern L2 Gallery, London
The 3rd Bucharest Biennial, Bucharest
Unmasked: A Marathon of Artists' Videos
and Films Contesting Systems of Rule; New
Museum, New York
War Stories; Sandra & David Bakalar Gallery,
Massachusetts College of Art & Design,
Boston
2007
Documenta 12, Kassel
Documentary Fortnight; MoMA, New York
Princeton Human Rights Film Festival,
Princeton, New Jersey
51 2006
Headquarters; Contemporary Museum,
Baltimore
Not Sheep: New Urban Enclosures and
Commons; Artspeak Gallery, Vancouver
New Orleans Human Rights Film Festival,
New Orleans
Capital: It Fails Us Now; Tallinn
2005
I Beg Your Pardon, or, the Reestablishing of
Cordial Relations; Vera List Center for Art &
Politics,
New York
Capital: It Fails Us Now; UKS, Oslo
Drawn to Drawing; Betty Rymer Gallery,
Chicago
Patriot; The Contemporary Musuem,
Baltimore
Defense; Sweeney Art Gallery, Riverside
Amnesty International Firefly Film Festival,
Brooklyn, New York
Toronto Prisoners’ Justice Film Festival,
University of Toronto
2004
Identify! Studies in the Political Subject; Vera
List Center for Art & Politics, New York
Appendiks 9; Appendiks Art Space,
Copenhagen
Atlanta Independent Media Center, Little 5
Points Community Center, Atlanta
2003
Territories; KunstWerke Institute for
Contemporary Art, Berlin
Our Island, Our World Film Festival, Ganges,
British Colombia
2002
Social Sectors ; Kunstalle Exnergasse, Vienna
In & Out of Control; Holden Gallery,
Manchester
Oberhausen Film and Video Festival,
Oberhausen
Palestinian International Video Festival,
Ramallah
New York Underground Film & Video Festival,
New York
2001
Museum of Modern Art, New York
ARC Gallery Media Room, Chicago
Smart Project Space, Amsterdam
Black Panther International Film Festival,
New York
Dream Series, Martin Luther King Jr. Center,
Atlanta
Werelwijd Mediahais, Brussels
2000
Transparent Architecture ; Gale Gates et al.
Gallery, New York
Whitney Museum of American Art ISP, Open
Studios, New York
Art Expo 2000, Hannover
Jumana
Manna
Das Wallfahrtslied | The Song of Ascents
5-Kanal-Video-Installation, 2008

1987
born in New Jersey, USA, grew up in
Jerusalem, Israel
lives and works in Oslo, Norway
2005 – 2006
Bezalel Academy for Arts and Design,
Jerusalem
2006 – 2009
BA National Academy of the Arts, Oslo

2009
Selected Solo (Untitled); Maria Veie Gallery,
Exhibitions Oslo
The Arab Men project; Billboards,
Birzeit Road, Qalandia
(Untitled); Barbur Gallery, Jerusalem
2008
Voluntary Security Check; Gallery 21.25, Oslo

2009
Selected Group The Mediterranean Biennale
Exhibitions of Haifa
Norsk dokumentar fotografi;
Hennie Onstad Kunstnersenter, Høvikodden,
Norway
Bjorvika Utvikling Open Day, Voluntary
Security Check III; Opera House, Oslo
Toronto Palestinian Film Festival, Toronto
1001 Nights; Postmasters Gallery, New York
Video Suppe; Podium, Oslo
Avgangsutstilling; Stenersen Museum, Oslo
Aida Dukic and Jumana Manna; Gallery
21.25, Oslo
Arte Giovani Turino Video Festival, Torino
2008
Overlapping Voices; Essl Museum, Vienna
Mamadada; Frogner Park, Oslo
Multispace Barbur, Jerusalem
The Jerusalem Show; Al Mamal Gallery,
Jerusalem
Alone in the Dark; Kunstnerforbundet, Oslo
2007
Høstutstillingen; Kunstnernes Hus, Oslo
Oslo Open; National Theater Underground,
Oslo
Loop Video Festival, Barcelona
Southern Comfort; Gallery 21.25, Oslo
2006
Al Hoash Gallery, Jerusalem
State of waiting; Kunstforening, Oslo, UN
Headquarters New York
Fruitless Pleasures; PACA, Ramallah
55
 TeleVision (Magie in der Luft) | TeleVision
(Magic in the Air)
Installation, Mixed Media, 2010

1980
born inNiš, Serbia
lives and works in Belgrade, Serbia
Architectural Studies Belgrade, Serbia
2009
Fellowship and residency at Akademie
Schloss Solitude
Television, Eurovision und Europa

2009
Einige Monate vor meinem neunten Geburtstag Selected Group Insiders ; arc en rêve, Bordeaux
gewann Jugoslawien zum ersten und einzigen Exhibitions (project: Belgrade, Belgrade: An
Ongoing Archive of Unruled
Mal den Eurovision Song Contest. Das war Practices: Roof Extensions and River Rafts,
1989 und ich erinnere mich noch, dass der Moderator with Ivan Kucina)
Balkanology; Architekturzentrum Wien,
Oliver Mlakar kurz vor der Stimmenabgabe des letz- Vienna (projects: Belgrade Informal
ten Landes so etwas sagte wie, »Jetzt können wir Architecture: Roof Extentions, with Ivan
Kucina, and New Belgrade: Unplanning the
alle ein Glas kaltes Wasser trinken; es ist vorbei, Plan, with Branko Belacevic)

SPOT THE ODD ONE OUT wir haben gewonnen«. Der Eurovision Song Contest Symbolic Efficiency of the Frame; Tirana
Biennal, Tirana
würde also im folgenden Jahr in dem einzigen kommu- episode 2: Belgrade part of Cities Log (with
nistischen Land im Wettbewerb ausgetragen werden. Jelena Stefanovic, Branko Belacevic, Marko
Miletic) and Zagreb part of Cities Log (with
Bis dahin hatte sich dann aber Vieles verändert: Dafne Berc and Teodor Celakoski)
1. Italy 6. Poland Die Berliner Mauer war gefallen und Deutschland Soft City; Stroom, Den Haag (project:

2. Liechtenstein 7. Yugoslavia
Belgrade, Belgrade: An Ongoing Archive of
war auf dem Weg zur Wiedervereinigung; Jugoslawien Unruled Practices: Roof Extensions, Russian
zählte seine letzten Tage. In dieser Atmosphäre Pavilions)
3. Israel
Isreal 8. Germany Roemer VII: Mapping Eurovision.beta;
gewann Toto Cutugno den 35. Grand Prix in Zagreb Roemer Straße Project Space, Akademie

4. Morocco 9. Switzerland 1) mit seinem Titel »Insieme: 92«, einem Loblied Schloss Solitude, Stuttgart
Case study: Russian Pavilions; Akademie
auf die geplante Unterzeichnung des Vertrags von Schloss Solitude, Stuttgart
5. Sweden 10. United Kingdom Maastricht und die Bildung der Europäischen Union. 2008
Balkanology; Swiss Architectural Museum,
Für mich war dies immer einer der ironischsten Mo- Basel (project: Belgrade Informal
mente der Geschichte Europas. Architecture: Roof Extentions, with Ivan
Kucina)
Das Fernsehen spielte in der zweiten Hälfte des Wohnlich; Serbian Pavillion, 11th
20.  Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Nach dem International Architectural Exhibition, Venice
2007
Zweiten Weltkrieg kämpften die europäischen Län- Differentiated Neighborhoods of New
der nicht mehr auf dem Schlachtfeld, sondern kon- Belgrade; Museum of Contemporary Arts,
Belgrade, (video: We Ask Architects that are
that never happened as the first broadcaster based in Liechtenstein was licensed only in 2008.
came close twice to participating (in 1969 and 1976, they came with an already selected song) kurrierten auf dem Gebiet der Technologie. Die im Asked: Ask those Asked about New Belgrade,
From all the countries in the list, only Liechtenstein never participated in the contest. Although it
Zusammenhang mit dem Krieg gemachten Erfindungen with Dunja Predic and Davor Ereš)
Belgrade Informal Architecture: Roof
2. Liechtenstein
answer:
mussten genutzt werden; davon profitierte als ein Extentions; Faculty of Architecture,
Produkt im häuslichen Bereich das Fernsehen ganz University of Belgrade
erheblich. Da das Fernsehen darüber hinaus als
Symbol des technischen Fortschritts eines Lan-
des galt, entwickelte jedes Land eigene Über-
58
tragungsstandards, um seine technologische Über-
legenheit unter Beweis zu stellen, aber auch um
den Binnenmarkt zu schützen. Länderübergreifendes
Fernsehen wurde in Europa zu einem äußerst schwie-
rigen Unternehmen, aber letztendlich gab es auch
kaum Sendungen zu übertragen, die die Länder zu
einer Vereinheitlichung der Übertragungsstandards
motiviert hätten. Die für die Standardisierung zu-
ständige Körperschaft, die Europäische Rundfunku-
nion (EBU) 2), war 1950 gegründet worden, um die
Sender zu koordinieren und die Idee gemeinsamer
Standards zu fördern, aber am Anfang ging dieser
Prozess nur langsam voran. Der Ausweg aus dieser
Sackgasse kam 1955 mit der Einführung des Eurovi-
sion Song Contest. 3) Die Idee zu diesem Schlager-
wettbewerb kam von Marcel Bezençon, dem Schweizer
Mitglied der EBU. Vorbild für den Grand Prix war
das seit 1951 stattfindende Musikfestival im ita-
lienischen San Remo. 4) Der erste Wettbewerb wurde
1956 in Lugano in der Schweiz ausgetragen und war
eine der ersten wichtigen Veranstaltungen, die zu
dem Bild eines vereinten Europas beitrugen. Außer-
dem war er die erste größere Veranstaltung, die
für die Zuschauer in den sieben Teilnehmerländern
live übertragen wurde. 5) Der Rest ist Geschichte.
Als der Wettbewerb im folgenden Jahr in Frankfurt
stattfand, nahmen bereits zehn Länder daran teil.
Sechs dieser Länder unterzeichneten wenige Wochen
danach den Vertrag von Rom, das entscheidende Grün-
dungsdokument der Europäischen Gemeinschaft.
Als ich nach 2000 damit begann, in der Europä-
ischen Union herumzureisen, war es leichter, den
gleichaltrigen Westeuropäern den Unterschied zwi-
schen Jugoslawien und den anderen osteuropäischen
Ländern damit zu erklären, dass Jugoslawien seit
den 1960er Jahren am Grand Prix teilnahm und wir
damit gemeinsame europäische (Kindheits-)Erin-
nerungen teilten, als politische Fakten wie Tito
und den Bruch mit Stalin von 1948 anzuführen. Die
Teilnahme am Grand Prix bedeutete irgendwie, zu
Europa zu gehören. Es überrascht daher nicht,
dass am Wettbewerb von 1994 gleich sieben neue
ehemalige Ostblockländer teilnehmen wollten,
59 Le Temps d’une Maree; Biennale du
Dieppe (installation : Port of Miracles,
with Ivan Kucina,
Branko Belacevic, Sandra Draskovic,
Nikola Knezevic, Jelena Mitrovic, Dunja Predic
nachdem die Rundfunk- und Fernsehorganisation OIRT and Tijana Stevanovic)
6) sich 1993 der EBU angeschlossen hatte. 7) Schon Belgrade Informal Architecture: Roof
Extentions; Museum of Applied Arts,
im Jahr zuvor hatte es neue Teilnehmerländer ge- Belgrade
geben: Nach dem Zerfall Jugoslawiens hatten drei 2006
DAAD Young Blood Exhibition; London (pro-
der neuen Staaten (Bosnien-Herzegowina, Kroatien ject: Open Office, with Branko Belacevic)
und Slowenien) weniger als ein Jahr nach ihrer Take Your Picture in Hybrid City; one day
action in Mobile Studios, Belgrade
offiziellen Anerkennung bereits am Grand Prix teil- 2005
genommen; Bosnien-Herzegowina schickte sogar eine Belgrade Simbiosis; UIA Congres, Istanbul,
(project: Open Office, with Branko Belacevic),
Gruppe ins Rennen, als im Land noch der Krieg tobte Belgrade and Moscow Institute of
und Sarajevo belagert wurde. Für die ehemaligen Architecture, Moscow
Bigzer; exhibition about transformation of
Ostblockländer brachte die Teilnahme am Grand Prix the Bigz printing factory
auch einen Wandel in Bezug auf das Fernsehen all- Balkanizing Deutsche Bank; School of
Missing Studies, Van Alen Institute, New York
gemein mit sich: Von einem nur in privilegierten 2004
Haushalten zu findenden Gerät wurde es zur Massen- Field of Visions: New York; LaB, New York
(project: Curb your Men)
ware, und in einigen Ländern änderten sich auch die Manhattan Shadow Project; School of
Farbformate vom SECAM- zu dem weiter verbreiteten Missing Studies, Van Alen Institute, New York
(project Shadow Economies)
PAL-System. 8) Dies bedeutete auch eine weitere 2003
Anpassung an die westeuropäischen Länder, die mit Looking for October; School of Missing
Studies, Rex Cultural Centre, Belgrade (video:
Ausnahme Frankreichs alle PAL verwendeten. Liberating the Streets)
Die Entscheidung von Ländern im sowjetischen
Machtbereich im Jahr 1967 für SECAM statt PAL, als
Sendungen in Farbe zur Norm wurden, war nicht aus-
schließlich auf technische Gründe zurückzuführen.
Insbesondere die DDR bestand auf der Übernahme eines
Systems, das sich von dem des westdeutschen Nach-
barstaates unterschied, um die eigene Bevölkerung
daran zu hindern, Fernsehgeräte einzuschmuggeln und
westdeutsche Sendungen anzusehen. Die Frage der Sy-
stemwahl ist also keine neutrale technische Frage,
wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Auch
deshalb war der Grand Prix ein so erfolgreicher Mo-
tor der Standardisierung. Die Beliebtheit des Wett-
bewerbs machte ihn zu einer »weichen Macht« 9), die
auf drei einfachen Teilnahmebedingungen beruht: Um
teilnahmeberechtigt zu sein, muss ein Land eine der
EBU angeschlossene Fernsehanstalt haben, muss zur
Europäischen Rundfunkzone 10) gehören und in der
Lage sein, die gesamte Veranstaltung live zu über-
tragen. Effektiv bedeutet dies, dass jedes Mitglied
der EBU teilnahmeberechtigt ist, sofern es auch
die anderen Bedingungen erfüllt, auch wenn es
sich dabei um Länder handelt, die normalerweise
nicht als Teil Europas gelten – wobei die euro-
60
päischen Grenzen in diesem Zusammenhang noch weiter
gefasst sind, als es bei der ganzen Verwirrung um
die Grenzen der Europäischen Union und den Rest von
Europa ohnehin schon der Fall ist. In der Tat nimmt
Israel seit 1973 an dem Wettbewerb teil, und von all
den anderen Ländern im Mittelmeerraum, die teilneh-
men könnten (Libanon, Ägypten, Libyen, Tunesien,
Algerien und Marokko) war lediglich Marokko einmal
im Jahr 1980 versuchsweise dabei. Die letztgenannte
Bedingung war natürlich die wichtigste in Bezug auf
den Einfluss, den der Grand Prix auf die Vereinheit-
lichung der Übertragungsstandards in Europa hatte,
und sie war auch entscheidend dafür, dass Libanon
2005 seine Teilnahme wieder zurückzog, obwohl seine
Sängerin bereits im offiziellen Wettbewerbsprogramm
stand. 11)
»Der Eurovision Song Contest ist keine politi-
sche Veranstaltung« 12) – aber es ist offensicht-
lich, dass es schwierig ist, die Politik völlig
herauszuhalten. Die Kontroverse um Libanon war nur
eines in einer langen Reihe ähnlicher Ereignisse,
die einzelne Länder dazu veranlassten, als Zeichen
ihres Protests dem Wettbewerb fernzubleiben. Um
nur einige zu nennen: Griechenland nahm 1975 nicht
teil, als die Türkei erstmals antrat, Österreich
boykottierte den Wettstreit, als er 1969 in Spani-
en unter dem Franco-Regime ausgetragen wurde und
der Beitrag Georgiens für 2009 wurde von der EBU
aufgrund politischer Anspielungen abgelehnt. 13)
Tatsächlich ist der Grand Prix »legendär als Arena
für die Begleichung diplomatischer Rechnungen, das
Luftmachen von Ärger über ethnische Missstände, die
Hetze gegen andere Länder und die Unterminierung
von Regierungen – und ausgerechnet diese Momen-
te sind dann fast immer die Highlights«. 14) Der
Grand Prix wird zwar aufgrund der stetig schlech-
ter werdenden Qualität der dort dargebotenen Mu-
sik zunehmend belächelt, galt aber immer als eine
sehr viel ernstere Angelegenheit, als es ein bloßer
Schlagerwettstreit eigentlich sein kann. Der Grand
Prix ist die Bühne, auf der die Länder vom Rand
Europas ihre Absicht, Teil der wachsenden eu-
ropäischen Gemeinschaft 15) zu werden, kundtun
61
und um anerkannt zu werden ihr »Europäischsein« zum
Ausdruck bringen. Das beste Beispiel dafür ist die
Türkei. Das Land nimmt seit mehr als drei Jahrzehn-
ten treu am Wettbewerb teil, was immer als Versuch
angesehen wurde, im jahrzehntelangen Bemühen um
eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union seine
westliche Orientierung unter Beweis zu stellen. 16)
Schließlich geht es beim Eurovision Song Contest
auch darum, Eindruck zu machen und die Aufmerksam-
keit auf das eigene Land zu lenken. In den 1980er
Jahren brachten fast alle Beiträge Jugoslawiens ein
Sommerurlaubsgefühl auf die Bühne, da Jugoslawien
den Wettbewerb auf schelmische Weise dazu nutzte,
Werbung in eigener Sache zu machen und sich als das
Reiseziel schlechthin für die explodierende Zahl
europäischer Touristen zu präsentieren.
Als erstes und wichtigstes Produkt einer Stan-
dardisierungseinrichtung passt sich der Grand Prix
schnell den technologischen Veränderungen auf dem
Gebiet des Rundfunk- und Fernsehwesens an. Be-
reits im Jahr 2000 wurde der Wettbewerb erstmals
im Rahmen eines EBU-Experiments über das Internet
ausgestrahlt, um das Octoshape-Format des Inter-
netfernsehens für diesen Zweck zu nutzen und zu
verbreiten. Eine andere technologische Neuerung,
die vom Eurovision Song Contest schnell übernommen
wird, ist das digitale Fernsehen, auf das viele eu-
ropäische Länder umstellen. Es ist nur eine Frage
der Zeit, wann die Teilnahme am Wettbewerb von der
Fähigkeit abhängt, die Veranstaltung mit Digital-
signalen zu übertragen. Für den vom Dachverband der
nationalen öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und
Fernsehanstalten organisierten Wettbewerb ist die
wichtigste Frage, die durch die Hinwendung zum Di-
gitalfernsehen aufgeworfen wird, die Frage nach dem
Eigentum, der Public Domain. Da Teile des Sendebe-
reichs frei geworden sind, weil Digitalsignale sehr
viel weniger Platz für die Übertragung brauchen,
wird dieser Platz von den Regierungen normalerwei-
se für die Entwicklung neuer kommerzieller Sender
angeboten. Auf diese Weise wird das Potential
und der Nutzwert dieses Platzes als Teil des
Gemeinguts verdeckt und vergessen. Dies sagt
62
einiges über die Richtung aus, die die Regierungen
einzuschlagen gedenken, und vielleicht wird ja in
einem der Lieder in einem der nächsten Eurovisi-
on Song Contests die Rückforderung des Gemeinguts
thematisiert.
Dubravka Sekulić
1) Die jugoslawische Rundfunkgesellschaft JRT war eine Union der
Radio- und Fernsehanstalten aller jugoslawischen Teilrepubliken.
Jugoslawiens Beitrag für den Eurovision Song Contest (ESC) wurde
jedes Jahr in einem Vorentscheid nach dem Vorbild des Schlagerwett-
bewerbs selbst ermittelt. Von den Fernsehsendern aus allen Teilrepu-
bliken wurden Kandidaten geschickt, die gegeneinander antraten. Die
Sieger von 1989, die Gruppe »Riva«, wurde von dem kroatischen Sender
Television Zagreb ausgewählt, weshalb der Wettbewerb 1990 dann in
der kroatischen Hauptstadt Zagreb und nicht in der jugoslawischen
Hauptstadt Belgrad ausgetragen wurde.
2) Die Europäische Rundfunkunion (European Broadcasting Union,
EBU) hat nichts mit der Europäischen Union zu tun und ist der welt-
größte Dachverband nationaler Rundfunk- und Fernsehanstalten.
3) Obwohl der offizielle Name des Wettbewerbs »Eurovision Song
Contest« lautet, wird er in vielen Ländern einfach nur »Eurovision«
genannt, was eigentlich der Name des gemeinsamen Netzwerks ist,
mit dem Sendungen in ganz Europa ausgestrahlt werden. In Deutsch-
land ist nach wie vor der Name »Grand Prix« gebräuchlich, weshalb
dieser Name in dieser Übersetzung für den »European Song Contest«
verwendet wird.
4) Von 1956 bis 1966 und nochmals im Jahr 1997 waren die Sieger
dieses Festivals gleichzeitig Italiens Beitrag zum Grand Prix.
5) Die Länder, die 1956 am ersten Grand Prix teilnahmen, wa-
ren: Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg, die Nie-
derlande und die Schweiz. Österreich, Dänemark und Großbritannien
schafften es nicht, rechtzeitig ihren Vorentscheid auszutragen, und
nahmen erst im Folgejahr erstmals an der Veranstaltung teil.
6) Die Rundfunk- und Fernsehorganisation OIRT (Organisation
Internationale de Radiodiffusion et de Télévision) war ein osteuro-
päisches Netzwerk, das 1948 ursprünglich von 26 Mitgliedern aus Ost-
und Westeuropa gegründet wurde, bemerkenswerterweise ohne Großbri-
tannien. Im Jahr 1950 verließen einige Mitglieder, hauptsächlich
westeuropäische und nordafrikanische Länder, die Organisation und
gründeten die Europäische Rundfunkunion (EBU). Am 1. Januar 1993
schloss sich die OIRT der EBU an und löste sich damit als eigenstän-
dige Organisation auf.
7) Die Länder, die erstmals 1994 am Eurovision Song Contest im
irischen Dublin teilnahmen waren Estland, Ungarn, Litauen, Polen,
Rumänien, Russland und die Slowakei.
8) Mit der Entwicklung beider Systeme, PAL (Phase Alternating
Line) und SECAM (Séquentiel couleur à memoir), wurde begonnen, um
europäische Farbstandards zu schaffen, die die Probleme des ameri-
63
kanischen Standards NTSC ausräumen würden: Aufgrund der Farbkonsi-
stenzprobleme wurde das Kürzel NTSC auch gerne als »Never Twice the
Same Color« aufgelöst. Obwohl das französische SECAM-System zuerst
entwickelt wurde (es war bereits Ende der 1950er Jahre nutzbar),
war es das in deutschen Telefunkenlabors entwickelte PAL-System,
das erstmals offiziell genutzt wurde, und zwar 1967 von der British
Broadcasting Corporation (BBC).
9) »Der größte Vorteil weicher Macht ist ihr vermeintlich nicht-
zwingendes Wesen, ihre Fähigkeit, wünschenswerte Ergebnisse ohne
den Einsatz von Zwang, Bedrohung oder Bezahlung zu erzielen.« Meta-
heaven, Brand States: Postmodern Power, Democratic Pluralism, and
Design, e-flux journal 1, http://e-flux.com/journal/view/29 (aufge-
rufen am 15.12.2009
10) Die Europäische Rundfunkzone (European Broadcasting Area,
EBA) ist Teil des Sendebereichs, der von der EBU und anderen euro-
päischen Standardisierungskörperschaften reguliert wird. Sie wurde
erstmals 1961 im Abkommen von Stockholm (ST61) festgelegt und seit-
her mehrmals verändert. Zur Zeit ist sie im Westen von der »Region
1« begrenzt, im Osten vom 40. Längengrad Ost und im Süden vom 30.
Breitengrad Nord, wobei zusätzlich der Irak, Jordanien, die gesamte
Türkei und die früheren Sowjetstaaten der Kaukasusregion einge-
schlossen sind.
11) Libanon erkennt die Existenz Israels nicht an. Seinen Ge-
setzen gemäß müsste die nationale Fernsehanstalt den israelischen
Beitrag zensieren und den Auftritt in Bild und Ton ausblenden. Als
bekannt wurde, dass Israel auf der offiziellen libanesischen ESC-
Webseite nicht einmal als Teilnehmer aufgeführt war, musste der
Libanon von dem Wettbewerb zurücktreten.
12) Svante Stockselius, Generalsekretär des European Song Con-
tests von 2005, zitiert auf der offiziellen ukrainischen ESC-Webseite
(27.April 2005) http://www.eurovision.ua/en/news/00141/, zitiert
nach Ivan Raykoff, »Camping on the Borders of Europe« in A Song for
Europe, S. 3
13) Der georgische Beitrag mit dem Titel »We Don't Wanna Put
In« wurde als Beleidigung des russischen Ministerpräsidenten Wla-
dimir Putin und als Reaktion auf die russische Besetzung Georgiens
interpretiert.
14) Andrew Muller »The Politics of Pop«, Guardian, 26.  März
2005. http://www.guardian.co.uk/music/2005/mar/26/popandrock1 (auf-
gerufen am 15.12.2009)
15) Nach jahrelangen Bemühungen gelang es den ehemaligen So-
wjetstaaten der Kaukasusregion Armenien, Georgien und Aserbaidschan
2005, die Grenzen der Europäischen Rundfunkzone zu verschieben, um
am Wettbewerb teilnehmen zu können, was sie dann in den Jahren 2006,
2007 und 2008 auch taten.
16) Die symbolische Bedeutung des Eurovision Song Contests in
der Türkei ist so groß, dass einige türkische Politiker den ersten
Sieg des Landes im Jahr 2003 als Zeichen dafür werteten, dass Europa
die Türkei nun endlich akzeptiere. English version on page 76
 The Dutch have the
greatest and longest
experience world-
wide in struggling against the sea and in reclai-
ming land from it. This is why Dutch firms also
played the leading role in what so far have been
the most ambitious projects in this respect,
building artificial island worlds in the form of
palms and world maps in Dubai. It was only
after the resounding success of the Palm Tree
Islands in the Persian Gulf – financially, and in
terms of international publicity for the location,
which in its turn boosts the tourist industry –
that the Dutch Balkenende government hit on
the idea of constructing an artificial island in
the shape of a tulip about 50 kilometres long
off the Dutch coast in the English Channel.
Both the idea and the shape come from the
»Orient«: it was not until the late 16th centu-
ry that the tulip arrived from Central Asia and
Constantinople, first in Vienna, then moving
on to Leiden, to today’s »tulip country«, where
it triggered tulip mania and a first major stock
exchange crash. The tulip is a prime example of
a culture transfer.
The »migration of forms«, transnational
motif migration, was an essential aspect of
Roger M. Buergel’s and Ruth Noack’s concept
for documenta 12. But if studies are restricted
to the »migration of form(s)«, there is a risk of
ascribing correspondence to things, signs, mo-
tifs that are phenotypically similar in terms of
subject matter as well: »The migration of form
can be considered historically and aesthetically;
the exhibition’s methods create formal relati-
onships and connections between works and
this means redistributing meanings and crea-
ting new ones.« (www.documenta12.de/migra-
tion_der_formen.html?&L=8)
Now, is the transfer of the artificial island
in the shape of a tulip a migration of form and
nothing else – or is it not in fact a complex
cultural transfer made up of concept, form
and strategy? One remarkable feature of the
artificial islands as an example is the various
different directions in which the transfer runs:
expertise is exported from Europe to the Gulf
States, form is imported from Central Asia and
Turkey, while concept and strategy come from
the Emirates.
Abu Dhabi, for its part, is hitting the head-
lines with a culture transfer of a particular na-
ture and size: the world’s largest
culture centre is being created on
the »Island of Happiness«, with a
65
gigantic Guggenheim Museum and a branch of
the Louvre; the plans are by European, Ameri-
can and Japanese architects – Norman Foster,
Jean Nouvel, Frank O. Gehry and Tadao Ando;
but most of the construction workers come
from south-east Asia – 85% of the Arab Emirate
population is made up of migrant job seekers.
The example of the tulip reminds us that
culture transfers are not a phenomenon of
the globalized world: every exchange and
every meeting between cultures has always
gone or still goes hand in hand with adopting
something »different«, voluntarily or under
compulsion, slowly or over a longer period –
from raw materials to religions, from shapes
and forms to cultural strategies. The tulip ad-
ditionally reminds us that there are not only
the industrialized nations of Europe and Nor-
th America who are exporting – as we like to
believe and make people believe – our Western
culture in the broadest sense to the rest of the
world. Cultural transfers not only enhance our
Western society, they have also shaped it to a
considerable extent: coffee and tea, Chinese
restaurants and woks, yoga and most recently
Ayurveda are more or less superficial, more or
less consciously perceived borrowings from
other cultures, and it is difficult to imagine our
everyday lives without them.
In »Die Wilden und die Zivilisierten - Grund-
züge einer Geistes- und Kulturgeschichte der
europäisch-überseeischen Begegnung« (The
Savage and the Civilized – basic elements of
an intellectual and cultural history of Europe’s
encounters with the world overseas; Munich
1976), the Swiss historian Urs Bitterli tells the
story, which still has repercussions today, of
the meeting of various cultures and life forms;
he analyses the inner tensions triggered by
meetings of this kind and attempts to come to
grips with them intellectually. One form of cul-
tural encounter is acculturation: this includes
phenomena resulting from direct and lasting
contact between groups of individuals from
various cultures, and additionally the resultant
transfer of different behaviours, ideas, values
and technologies from one culture to another
and vice versa. Bitterli confirms that occidental
culture is capable of acculturation, the selec-
tive acquisition and implementing of foreign
influences, change and renewal, which forms
the basis for any development. But numerous
very recent political, social and cultural deve-
lopments – such as the Swiss people’s decision
in November 2009 to ban the building of mi-
narets – suggest that Europe is less than ready
for acculturation; Europe seems to be keeping
itself to itself, but it is also trying to position
itself as a major player in the global market. In
»Fear of Small Numbers. An Essay on the Geo-
graphy of Anger" (Durham, 2006), ethnologist
Arjun Appadurai sees defining and dealing
with minorities (see catalogue p. 72) as one of
the challenges facing globalization.
In terms of culture, globalization requires
critical reflection on the West’s ability to accept
acculturation; although or precisely because we
perceive ourselves as creators and mediators of
culture operating trans- or multinationally, in-
itiating and realizing projects all over the world,
the question about inclusion and exclusion in
the art business is always with us. To what ex-
tent and in what direction are exchange, trans-
fer and acceptance between the centre and the
periphery actually taking place? To what extent
are the centres, i.e. Europe and North America,
in a position to take up not just other cultural
forms, but also technologies and ideas, to in-
tegrate them into their own culture and thus
develop that culture further? The »Culture
Transfers« exhibition investigates these que-
stions: through the lenses of the migration of
forms, genres and technologies and also diffe-
rent centre-periphery relations, curators and
artists from Germany and abroad are pursuing
specimen studies of assimilation strategies, but
also techniques for excluding different, »alien«
ideas and values.
In a similar way to »fragrance of difference.
Räume der Kunst und der kulturellen Diver-
sität" (Spaces for art and cultural diversity), a
conference at the ifa-Galerie Stuttgart in No-
vember 2008 in Stuttgart, or like a series of in-
ternational conferences by apexart in New York
for example, documented in the reader »On
Cultural Influence" (apexart, New York 2006) –
the »Culture Transfers« exhibition series does
not represent a comprehensive survey of the
phenomenon of international influences in the
age of globalization. But the individual exhibi-
tions, lectures and discussions are intended to
contribute to raising awareness
of changing constellations in our
society and out culture, and to
66
heighten sensitivity to inclusion and exclusion
strategies.
Iris Lenz
ifa Gallery Stuttgart
»Culture Transfers« is the
title of the new exhibition
series by the Stuttgart and Berlin ifa galleries,
addressing the various forms, standards, sub-
ject matter and strategies adopted by cultural
transfer operations between the centre and the
periphery. Even the working method of institu-
tions such as ifa or the Akademie Schloss Soli-
tude is based on cultural transfers, promoting,
demanding, supporting and initiating intercul-
tural encounter and discussion.
The Institut für Auslandsbeziehungen e.V.,
created to be the leading German instituti-
on for international art exchange, organizes
and promotes exhibitions of German art all
over the world. The ifa galleries in Stuttgart
and Berlin present and mediate contemporary
art, architecture and design from Africa, Asia,
Latin America and Eastern Europe. ifa brings
together people from different cultures in ex-
hibitions and events, scholarship and exchange
programmes and also in international confe-
rences relating to foreign culture and educati-
on policy, thus initiating intercultural dialogue
and discourse.
The Akademie Schloss Solitude occupies a
particular place within the international art pro-
motion landscape: since the academy opened,
hundreds of artists and academics from all over
the world have taken part in this programme.
This puts the Akademie Schloss Solitude at the
centre of a tight, world-wide network of former
scholarship winners that gets bigger from year
to year. The name Akademie Schloss Solitude is
a programme in its own right: it combines the
idea of an academy for academic and artistic
exchange with that of a place of retreat. The
academy was founded to provide solitude and
works in the space between private and public,
where art is thought about and produced, and
makes its connections with the public.
It makes sense for these two institutions
with their headquarters in Stuttgart to co-ope-
rate: even in the past artists from Brazil, India or
from Germany as well – Alexander Pilis, Sarnath
Banerjee or Christine Meisner – featured from
time to time in the list of scholarship winners
at the Akademie Schloss Solitude and in the list
of ifa exhibition artists.
It also makes sense for the two institutions
to co-operate on a project in 2010 that will go
beyond the usual connections: the Akademie
Schloss Solitude is celebrating its 20th birthday
in 2010, and so is also presenting itself explicitly
in this context in and with cultural institutions
in the city – among other things in a joint pro-
ject with ifa that opens with this co-operation
on the »Culture Transfers« series. Another part-
ner is ifa's Rave Foundation, which offers young
curators, restorers and culture managers from
emerging and developing economies to acquire
professional experience and realize projects in
Germany in co-operation with German institu-
tions.
Övül Durmus5 oğlu, a curator born in Ankara
in 1978, has generously been granted a scholar-
ship both by the Rave Foundation and from
Akademie Schloss Solitude to devise and realize
an exhibition called »Another Country | Eine
andere Welt« for this occasion. The exhibitions
in the ifa galleries in Stuttgart and Berlin and
at the Akademie Schloss Solitude are comple-
mented by lectures, discussions and publicati-
ons with artists and curators from all over the
world, addressing forms, strategies, opportuni-
ties and dangers relating to cultural transfers
with existing or new works. Some of them have
been or are scholarship winners at Schloss Soli-
tude, others have participated in ifa projects in
the past, others again are new discoveries on
the Stuttgart scene.
We hope not just that the »Another Coun-
try | Eine andere Welt« project will contribute
new angles for reflection on cultural transfer,
but also that co-operation will continue bet-
ween institutions offering a lively, creative and
innovative platform for cultural exchange. Our
thanks go to everyone who has helped to make
this project possible: the Foreign Office, the
state of Baden-Württemberg, the Landesstif-
tung Baden-Württemberg, Stuttgart as state
capital and the Rave Foundation. Special thanks
not just to Övül Durmus5 oğlu, who devised and
realized this project, but also to all
the artists involved for their trust
and co-operation. And we thank
67
all our colleagues at the Institut für Auslands-
beziehungen, at the Rave Foundation and the
Akademie Schloss Solitude, without whose
commitment it would not have been possible
to realize this project.
Iris Lenz, ifa Gallery Stuttgart
Jean-Baptiste Joly, Akademie Schloss Solitude
»Love is another country he didn’t know«
James Baldwin
»… Ontologies of the present demand archaeo-
logies of future, not forecasts of the past.«
Frederic Jameson
I am a 31 year old woman, born in Ankara Tur-
key. I have been developing myself as curator
and writer in the field of contemporary arts. I
work and travel in different European countries
such as Sweden, Austria, Italy, the Netherlands
and Germany. I did field trips to Lebanon, Is-
rael, Egypt, United Arab Emirates and Qatar
to connect to the region Turkey has always
wanted to belong to. Additionally, I worked at
a well-known art institution in New York to ac-
quire more institutional capabilities. And now
I am here in Stuttgart having received a Rave
scholarship to realize the first »Kulturtrans-
fers« project at ifa.
I was inspired to make such an introduction
having listened to Beatriz Colomina’s lecture
recently held in Akademie Schloss Solitude’s
»Design of the (In-)Human« conference on the
topic of the »Post-Human« Architect. Colomina
took the audience on a tour with Le Corbusier
travelling around on the plane seated in his
regular window seat numbered five; she read
some of his notes regarding the architecture
of the aeroplane, the way he connected himself
with the world and how this model of thinking
opened the way global architects work today
developing different projects worldwide. Le
Corbusier’s attitude in relating himself to the
world is very colonial on the one hand. However,
on the other hand it defines the way not only ar-
chitects but also many cultural producers work
today. After the talk a friend reminded me of a
status update I made on Facebook one day, »I
fly therefore I am«. Precarious we may be, that’s
how we work today as part of networks; we fly,
we skype, we get our worldly updates online,
we make status updates on Facebook, we write,
read and comment in the blogosphere.
We seem to be so connected to each other
and to everywhere, so why do we still need
cultures to be transferred and exchanged in
our global world? A prolific writer and lectu-
rer working on multiculturalism among many
other things, Kenan Malik, says the separation
of cultures, the production of difference be­
come even more of a mass product than an
expensive Starbucks latte in global times. Does
contemporary art have an educational mission
here in the process of transfer and exchange? In
this state, can we really work as artists, curators,
writers without being read through our iden-
tities, our backgrounds, where we come from?
We are all involved in this process of difference
production in the cultural field.
To see culture production as separate from
politics is naive. The affinities have become
even stronger as the potential of culture in the
accumulation of global capital is discovered.
The examples range from the proliferation of
biennials around the world promoted by city
administrators and bureaucrats to European
Cultural Capital projects and to the construc-
tion of the island of Saadiyat in Abu Dhabi ho-
sting the new Guggenheim and Louvre muse-
ums. For some theorists, globalization is more a
narrative than a reality that organizes not only
our history but also our contemporary life. As
a clear and coherent process, it is ideology. For
this reason, the above mentioned questions
cannot be answered without touching on the
issues of contemporary, globalization ideology,
the critiques of multiculturalism, the produc-
tion of difference as an ideological tool.
In an article written as reaction to the
discussion of accepting sheriat as a viable law
form for Muslim people in Britain, Kenan Malik
wittily clarifies a large picture of the difference
discourse led by multiculturalists. While saying
humans as culture bearing crea-
tures are to view as social, trans-
formative beings; humans having
68
to bear a particular culture disavows such a
transformative capacity: »It implies that every
human being is so shaped by a particular cul-
ture that to change or undermine that culture
would be to undermine the very dignity of that
individual.« He argues that multiculturalism
becomes no less than old-fashioned racism in
this respect.
Malik’s view presents one side of the picture
while a very recent referendum in Switzerland
banning the constructions of minarets clarifies
another. 57 percent is a victory for the rightist
Swiss People’s Party and another small religious
party who proposed inserting a single sentence
banning the construction of minarets to the
constitution that guarantees the freedom of
religion. An article in the New York Times says
»The result came after a controversial cam-
paign that played aggressively on the same
fears of Muslim immigration and the spread
of Islamic values that already resonate in other
European countries.« One of the aggressive
strategies used by SPP was an interactive com-
puter game called »Minarett-Attack«.
The result of the referendum is not a surpri-
se but a continuation of different cases we have
heard around Europe recently. Things flow in
circulation, but it seems that new divisions are
created. Populism has been moving on a dange-
rous track. Every now and then we come across
a new articulation of fundamentalism and na-
tionalism developed as a reaction to the fluidi-
ty of the globe. Minorities, immigrants become
targets of psychological and physical violence
around the globe. In Europe, many integration
policies still depend on the fact that people to
be integrated are different. The multiculturalist
valorization of difference seems to be concer-
ned exclusively about different ethnic and cul-
tural values; but in the end it leads to thinking
of human groups in fixed terms. Where the
production of difference becomes an ideolo-
gical tool, we become more and more divided.
Differences do not lie side-by-side waiting to
be inspected by us, says art theorist Terry Smith
and adds »Their interaction is a major work of
the world on us and us on the world. We are, all
of us, thoroughly embedded inside these pro-
cesses. Too many of them are violently bent on
the erasure of the other.« Though we can make
historical explanations about whys and hows
of present, none of us seem to be certain about
what future brings.
Alongside this – one among many – pictu-
re of the actualities of contemporary times
which resists totalizations; as well as Édouard
Glissant’s poetic reading of contemporary cul-
ture – which is cross-cultural, creolized and
hybrid – recreating itself everyday as a »flood
convergence publishing itself in the guise of
the commonplace.« Though considered as a
safe playground by some, the refracted field
of contemporary art, the act of presenting the
present in Boris Groys’ words, can be consid­ered
as one of those commonplaces where different
interpretations intersect. Thus, it certainly has
a role in intensifying our awareness of the pre-
sent; that is reminding us how the present is
more than now, it has a past and a future. It can
be a tool for reading against the grain; seeing
the layers of collective memory, how some so-
cial defense mechanisms are kept activated,
how there is always more beneath the visible.
On the other hand many contemporary art
works stimulate us to re-imagine differences
and their convergences.
»Another Country« has come out of the desi-
re to intensify awareness of the present and to
trigger re-imagining the current issues. The
exhibition aims to present a selection of works
and research material that shed varied light on
the production and perception of difference in
the context portrayed above. The title comes
from a well-known James Baldwin novel narra-
ting the intensity of personal relationships his
characters experience through the prejudices
of race and gender. The characters in »Another
Country« want to survive searching for love and
they realize their borders, their biases about the
other they care about violently.
In the context of the exhibition which pro-
poses a fresh and modest assembly of maps, re-
search material, photographs, drawings, sound
work and video installations, »Another Coun-
try« becomes an imagined place of change we
don’t dare to find at the state of facing our own
controversial limitations and frictions. It works
like Foucault’s heterotopia, a spatial potentiali-
ty crossing the line between concreteness and
illusion. Calling an exhibition on cultural trans-
fers »Another Country« in a state institution
like ifa – whose primary mission is
developing relations with foreign
cultures – implies that it should
69
be read as a clear wish; a wish to dream other
possibilities than we experience now in the
context of rising frictions among groups and
their values. It should not be forgotten that the
German translation of Baldwin’s novel is »An-
dere Welt«; that places a touch of universality
and generalization within the concept. For me
a statement such as »Another Country« defines
how the existing models of the current world
(dis-) order have stopped working today. Maybe
they never worked but we wanted to deceive
ourselves.
Mapmaking has become a vital practice of
alternative thinking on contemporary issues.
Ashley Hunt’s »A World Map: IN WHICH WE
SEE...« shows double movement of globalizati-
on that redraws borders in order to free up the
movement of capital while restricting the mo-
vement of persons. Wherever Hunt is invited to
perform »A World Map«, he calls for voluntee-
ring activists, artists and students to create the
map together as a collaborative process. With
no end and no beginning, the map works like
a conceptual structure that reveals the machi-
nery of globalization almost in a dizzying way.
It functions differently with every context it
appears in. For »Another Country«, it provides
a base argument of the world we are talking
about by which the complex contemporaneity
discussed above is nourished. In Hunt’s words
»the map does not plot out geography or place,
but instead, maps concepts and ideas, placing
them into relationships, proximities and con-
tradictions, connected by flows, frictions and
forces.«
»Sacred Interiors and Profane Buildings« is
a recent piece of research by Matilde Cassani
inspired by the dilemmas of Europe in rela-
ting herself to her non-Christian immigrants.
Cassani mapped out the sacred places of Mus-
lims, Singhs and Buddhists in Barcelona, which
mostly occupy unexpected and inconspicuous
locations such as empty, unused shops or ga-
rage extensions. These spaces are transformed
according to the needs of the community per-
forming its religious duties inside. Cassani’s
research maps out one of the important fric-
tions in European countries that on the surface
seem to tolerate the differences but in actuali-
ty leaving no space for differences to appear in
their usual order. Furthermore, she points out
the survival instincts of global communities.
»Sacred Interiors and Profane Buildings« ma-
nifests the ridiculousness of the mentality of
»Minarett-Attack« in Europe today.
How identities are performed in masses is
one of Köken Ergun’s major interest areas. He
documents not only an official celebration of
the Republic in Istanbul but also a gathering
in Ramallah commemorating Yasser Arafat.
The specific forms of these performances are
framed in his work not openly as expected but
on the contrary preserving their almost mysti-
cal quality. One of his last works »WEDDING« is
the product of a long research process that can
be called a type of embedded aesthetic journa-
lism, during which the artist followed weddings
taking place in the Turkish community living in
Berlin. Named after one of the biggest Turkish
community neighborhoods in Berlin, this three-
channel video installation treats each devoted-
ly performed procedure recorded over a good
period of time diachronically. The work shows
how regular habits of identity construction be-
come a matter of community building in terms
of preservation and survival not unlike what is
observed in Cassani’s research.
I first watched Jumana Manna’s ambiva-
lently strong work »The Song of Ascents« in an
exhibition titled »Overlapping Voices« in Vien-
na organized by Friedemann Derschmidt and
Karin Schneider bringing the works of Palesti-
nian and Israeli artists. The work consists of five
Palestinians singing together in a disharmonic
choir, »The Song of Ascents«, (in Hebrew, ‘Shir
Hama’a lot’, in Arabic ‘Nasheed Al Muraqi’), the
words of Psalm 126 from the Old Testament.
Sung to the centuries-old Jewish tune, the
Hebrew lyrics are replaced by the words of the
Arabic translation. I didn’t know the meaning
of this song for the Christians, it has been ad-
opted as a popular song for the vision of world
peace, the coming of the day of redemption.
And I also learned how the Jewish interpretati-
on has received a strong Zionist connotation, of
return to the land of Zion, i.e. Israel. This Arabic
version is a hybridized one where decades of ac-
cumulated frictions converge. The work makes
us look again at where we stand in relation to
the whole conflict. How to read this provocative
song? Are performing Palestinians against the
blue sky with camera beneath
their feet singing for their dream
of deliverance from ongoing op-
70
pression to communicate their unheard calls to
Israeli state by a tune that Israelis are attached
to? Or can it be a song of acceptance? Jumana
Manna points out the complexity of the situa-
tion, which is totalized by two sides in their
different ways.
Javier Hinojosa creates his new topography
through his artistic research material, the pho-
tos and sketches he took all around the world
he travels in: Mexico City, Berlin, Istanbul, Dur-
ban. He traces how objects, concepts, edifices
repeat themselves again and again arbitrari-
ly in different urban contexts. Nourished by
strange constructions, illogical architectural
juxtapositions, constructing materials, Hino-
josa makes his own sculptural installations.
For the first time, he has agreed to display this
studio material in the form of an installation.
Left over carry boxes, cement bags, unfinished
steel constructions, piled up cement blocks in
the corner of a busy street appear in a state of
multiplicity; they are some of those generally
disregarded similar peculiarities and connect
different parts of the world in their idiosyncra-
tic logic. Most of the time, it is impossible to say
which image comes from where. These connec-
ted dots reveal new geographies existing in the
limited geography recognized, they hint very
subtly at the logic of globalization Ashley Hunt
refers to in his »A World Map«.
»Rulers« (2007-2009) adds the time dimen-
sion of the edgy geography of »Another Coun-
try«. As a musician and artist who studied ar-
chitecture at the same time, Cevdet Erek is very
keen on creating his own variation of forms
moving between visual and audio. Rational pat-
terns of sound, sketch and design actually come
together in instinctive assemblies decided by
Erek’s multifaceted sensitivities. »Rulers« se-
ries was developed by the artist to measure
and interpret personal timelines. It consists of
four different pieces varied from each other;
»Father’s Timeline« where the artist’s father
was invited to make a sketch of his lifeline,
»Ruler I«, the first prototype Erek produced in
Arabic, departing from his father’s drawing,
from 1974 to 2007 was developed when he was
working at Townhouse Gallery in Cairo, »Ruler
0-Now« which can be used to interpret one’s
life from 0 to now or any temporal happenings
and the latest one »Ruler Coup« showing the
three military coup d’etats in the lifeline of Tur-
kish Republic. His mind criss-crosses the forms
of linearity, the measure of time, the rhythm
and the form of the Arabic alphabet. Erek,
therefore invites the audience on that exclusive
spot, to improvise their interpretations of life
experiences in a different logic.
In the framework of »Another Country«,
Dubravka Sekulić, who defines herself as an
architect-researcher, considering architecture
as cultural practice that can motivate and gui-
de changes in future, will create a socio-cultural
chart of post World War II nationalisms in Eu-
rope through using Eurovision Song Contest as
a database. Still a phenomenon in Turkey, ESC
is a spectacle platform of populist nationalism
in Europe, countries supporting their friends
according to their latest situation. The story
behind this chart or map comes from Sekulić’s
research on analogue technologies and stan-
dardization of television in defining the borders
of Europe. To give an idea about this work in
progress project, here is a historical quotation
from Sekulić’s sketch material: »Cross national
broadcast was technically really difficult and
there was no interest as the first thing to be
broadcast ever was a flower exposition and it
was the only thing that was broadcast until in
1955 Marcel Bezençon, Swiss person working for
EBU got an idea of organising Eurovision Song
Contest. Singing competition in which every
national broadcaster from Europe would have
a contestant, the competition would be broad-
cast in all participating countries and a jury
would vote for the winner. The simple concept
modeled after Italian San Remo competition,
was to become the longest broadcast annual
event and one with the highest rating.«
Arriving to the final point of this text, I would
like to go back to one of the previous questions
I asked in the beginning. Is it possible to work in
contemporary art without being read through
our identities, our backgrounds, where we come
from? Every now and then there is another ex-
hibition based on »curious« nationalities and
regions; art from China, art from Middle East,
art from Eastern Europe. And the structures of
the art world affect each other; for example the
young contemporary art fair of Istanbul makes
a special section for Middle East and Eastern
Europe after the regional focus of
the latest Biennial. In the overall
dis-order of the world today, we
71
cannot help seeing that the nation state struc-
tures are becoming more like company struc-
tures, making nationalities look like nothing
more than brands. The precarious mobility of
the artists and curators, writers who live and
work outside their homelands for various re-
asons are already mentioned in the opening
paragraphs of this text. The fundamental pro-
blem is not the identities but the way multicul-
tural discourse and its variations cherish it as
static, non-changing and non-transformative
belonging to a certain culture. The horizon of
readings produced from this angle, in the insti-
tutional and non-institutional contexts, defines
and limits the contemporary potential of art
work. In this context, for the art and culture
producers, selforientalization, a term which can
be used for the one who, gazing at oneself from
the gazer’s point of view and identifies with it,
is always dangerous so to be trapped by the
reading of certain identities; that is not using
them as frictional sources in thinking and pro-
ducing in the commonplaces of multitudes.
Understanding the sense of multitudes would
show us that the real is nothing other than the
intersection of different interpretations. Then
difference would not separate but liberate.
1) Kenan Malik, Mistaken identity, New
Humanist, July/August 2008, retrieved from
http://www.kenanmalik.com/top/essays.html
on 29th Nov 2009.
2) ibid.
3) New York Times, 1st December 2009 edition
4) Terry Smith, Introduction: The Contempo­
raneity Question, Antinomies of Art and Cultu-
re, ed. Smith, Enwezor et al, Durham, London:
Duke University Press, 2008, p. 10-11.
5) Quoted by Okwui Enwezor, The Postcolo-
nial Constellation: Contemporary Art in a Per-
manent State of Transition, Antinomies of Art
and Culture, ed. Smith, Enwezor et al, Durham,
London: Duke University Press, 2008, p. 207.
6) Ashley Hunt, A World Map: In Which We
See..., An Atlas of Radical Cartography, ed. Mogel
and Bhagat, Los Angeles: Journal of Aesthetics
and Protest Press, 2007, p. 145

Globalization is a source of debate almost
everywhere. It is the name of a new industrial
revolution (driven by powerful information and
communication technologies) which has bare-
ly begun. Because of its newness, it taxes our
linguistic resources for understanding it and
our political resources for managing it. In the
United States and in the ten or so most wealthy
countries of the world, globalization is certain-
ly a positive buzzword for corporate elites and
their political allies. But for migrants, people of
color, and other marginals (the so-called South
in the North), it is a source of worry about inclu-
sion, jobs, and deeper marginalization (…)
We can do our best to see globalization as
just a new phase (and face) of capitalism, or im-
perialism, or neocolonialism, or modernization
or developmentalism. And there is some force
to this hunt for the analogy that will let us tame
the beast of globalization in the prison house
(or zoo) of language. But this historicizing move
(for all of its technical legitimacy) is doomed to
fail precisely in accounting for the part of glo-
balization that is unsettling in its newness. Re-
course to the archives of prior world systems,
old empires, and known forms of power and
capital can indeed soothe us, but only up to a
point. Beyond that point lurks the intuition of
any poor people (and their supporters in the
world) that globalization poses some new chal-
lenges which cannot be addressed with the
comforts of history, even those of the history of
bad people and nasty world conquerors. (…)
Where exactly does this newness lie and why
do many critical intellectuals fail to understand
it better? In my opinion, there are three interre-
lated factors which make globalization difficult
to understand in terms of earlier histories of
state and market. The first is the role of finance
capital (especially in its speculative forms) in the
world economy today: it is faster, more multipli-
cative, more abstract, and more invasive of na-
tional economies than ever in its previous histo-
ry. And because of its loosened links to manuf-
acture and other forms of productive wealth, it
is a horse with no apparent structural rider. The
second reason has to do with the peculiar po-
wer of the information revolution
in its electronic forms. Electronic
information technologies are part
72
and parcel of the new financial instruments,
many of which have technical powers which
are clearly ahead of the protocols for their regu-
lation. Thus, whether or not the nation-state is
fading out, no one can argue that the idea of a
national economy (in the sense first articulated
by Friedrich List) is any more an easily sustain­
able project. Thus, by extension, national sove-
reignty is now an unsettled project for specific
technical reasons of a new sort and scale. Third,
the new, mysterious, and almost magical forms
of wealth generated by electronic finance mar-
kets appear directly responsible for the growing
gaps between rich and poor, even in the richest
countries in the world.
More importantly, the mysterious roamings
of finance capital are matched by new kinds
of migration, both elite and proletarian, which
create unprecedented tensions between iden-
tities of origin, identities of residence, and iden-
tities of aspiration for many migrants in the
world labor market. Leaky financial frontiers,
mobile identities, and fast-moving technolo-
gies of communication and transaction to­
gether produce debates, both within and across
national boundaries that hold new potentials
for violence.
There are many ways that we can approach
the problems of globalization and violence. One
could take the United States and ask whether
the growth in the prison industry (and what
is sometimes called the carceral state) is tied
to the dynamics of regional economies which
are being pushed out of other more humane
forms of employment and wealth creation. One
could consider Indonesia and ask why there is a
deadly increase in intrastate violence between
indigenous populations and state-sponsored
migrants. One could study Sri Lanka and ask
whether there are real links between the in-
cessant civil war there and the global diaspora
of Tamils, with such results as eelam.com, an
example of cyber-secession (Jeganathan 1998).
One could worry about conventional secessio-
nist movements from Chechnya and Kashmir
to the Basque Country and many parts of Af-
rica and ask whether their violence is strictly
endogenous. One could look at Palestine and
ask whether the intimate violence of internal
colonialism is now so deeply tied to mass me-
dia and global intervention that it is doomed to
permanent institutionalization. One could po-
sition oneself in Kosovo or Iraq and ask whether
the violent humanitarianism of NATO air strikes
is the newest form of biblical retribution by the
armed gods of our times. Or one could identify
with the perspective of terrified minorities in
many national spaces, such as Palestine, Timor,
or Sierra Leone, often living in detention camps
parading as neighborhoods or refugee camps,
and ask about the violence of displacement
and relocation.
Cutting across all these locations and forms
of violence is the presence of some major glo-
bal factors. The growing and organized vio-
lence against women, famously in the Taliban
regime, is also clearly evident in many other
societies that seek to cast the first stone, such
as the United States, where domestic violence
remains prevalent. The mobilization of youth
armies, notably in Africa but also in many other
sites of intrastate warfare, is producing war ve-
terans who have hardly seen adulthood, much
less peace. Child labor is sufficiently troubling
as a globalized form of violence against child-
ren, but the labor of fighting in civilian militias
and military gangs is a particularly deadly form
of induction into violence at an early age. And
then there are the more insidious forms of
violence experienced by large numbers of the
world’s poor as they undergo displacements
by huge dam projects or by projects of slum
clearance. Here they experience the effects of
the global politics of security states as victims
of economic embargos, police violence, ethnic
mobilization, and job losses. The shutdown of
small-scale industries in Delhi in the past de-
cade is a vivid example of the collusion of high-
minded environmental discourses, corrupt city
politics, and the desperate scramble for jobs
and livelihood. (…)
What does this catalogue have to do with
globalization as such? Is it not just one more
chapter in the story of power, greed, corrupti-
on, and exclusion that we can find as far back
in human history as we please? I would argue
otherwise. Many of the examples I have cited
above are tied in specific ways to transfor-
mations in the world economy since 197o, to
specific battles over indigenism and national
sovereignty produced by the battle between
competing universalisms such
as freedom, market, democracy,
and rights, which simply did not
73
operate in the same way in earlier periods.
Above all, the many examples I have given fit
with the major empirical fact of macroviolence
in the past two decades, which is the relative
and marked growth in intrastate versus inter-
state violence. Thus, the maps of states and the
maps of warfare no longer fit an older, realist
geography. And when we add to this the glo-
bal circulation of arms, drugs, mercenaries,
mafias, and other paraphernalia of violence, it
is difficult to keep local instances local in their
significance. Of all these contexts for violence,
ranging from the most intimate (such as rape,
bodily mutilation, and dismemberment) to the
most abstract (such as forced migration and
legal minoritization), the most difficult one is
the worldwide assault against minorities of all
kinds. In this matter, every state (like every fa-
mily) is unhappy in its own way. But why are we
seeing a virtually worldwide genocidal impulse
toward minorities, whether they are numerical,
cultural, or political minorities and whether
they are minorities through lack of the proper
ethnicity or proper documentation or by being
visible embodiments of some history of mutual
violence or abuse? (…)
The existing answers do not take us very far.
Is this a clash of civilizations? Not likely, since
many of these forms of violence are intracivili-
zational. Is it a failure of states to fulfill the We-
berian norm of monopolizing violence? Partly,
but this failure itself requires further explana-
tion, along with the concomitant worldwide
growth in »private« armies, security zones, con-
sultants, and bodyguards. Is it a general world-
wide numbing of our humanitarian impulses,
as someone like Michael Ignatieff may suggest
(1998), due to the effect of too many mass me-
dia images of faraway wars and ethnocides?
Perhaps, but the growth in grassroots coali­
tions for change, equity, and health on a world-
wide basis suggests that the human faculty for
long-distance empathy has not yet been deple-
ted. Is it the concomitant growth in a huge glo-
bal arms traffic which links small arms and Ka-
lashnikovs to the official state-to-state trade in
rockets, tanks, and radar systems in a huge and
shady range of deals? Yes, but this tells us only
about necessary conditions for global violence
and not about sufficient ones. Or are we in the
midst of a vast worldwide Malthusian correc-
tion, which works through the idioms of mino-
ritization and ethnicization but is functionally
geared to preparing the world for the winners
of globalization, minus the inconvenient noise
of its losers? Is this a vast form of what we may
call econocide, a worldwide tendency (no more
perfect in its workings than the market) to ar-
range the disappearance of the losers in the
great drama of globalization? A scary scenario
but fortunately lacking in plausible evidence,
partly because the world's biggest criminals
and tyrants have learned the languages of de-
mocracy, dignity, and rights. So what is it about
minorities that seems to attract new forms and
scales of violence in many different parts of the
world? The first step to an answer is that both
minorities and majorities are the products of
a distinctly modern world of statistics, censu-
ses population maps, and other tools of state
created mostly since the seventeenth century.
Minorities and majorities emerge explicitly in
the process of developing ideas of number, re-
presentation, and electoral franchise in places
affected by the democratic revolutions of the
eighteenth century, including satellite spaces in
the colonial world. So, minorities are a recent so-
cial and demographic category, and today they
activate new worries about rights (human and
otherwise), about citizenship, about belonging
and autochthony, and about entitlements from
the state (or its phantom remnants). And they
invite new ways of examining the obligations
of states as well as the boundaries of political
humanity, falling as they do in the uneasy gray
area between citizens proper and humanity in
general. It is no surprise that humans viewed
as insufficient by others (as for example the
disabled, the aged, and the sick) are often the
first targets of marginalization or cleansing.
That Nazi Germany sought to eliminate all of
these categories (iconized by the figure of the
Jew) is useful to contemplate. But minorities
do not come preformed. They are produced in
the specific circumstances of every nation and
every nationalism. (…) They are marks of failure
and coercion. They are embarrassments to any
state-sponsored image of national purity and
state fairness. They are thus scapegoats in the
classical sense.
But what is the special status of such scape-
goats in the era of globalization?
After all, strangers, sick people,
nomads, religious dissidents, and
74
similar minor social groups have always been
targets of prejudice and xenophobia. Here I
suggest a single and simple hypothesis. Given
the systemic compromise of national economic
sovereignty that is built into the logic of globali-
zation, and given the increasing strain this puts
on states to behave as trustees of the interests
of a territorially defined and confined »people,"
minorities are the major site for displacing the
anxieties of many states about their own mino-
rity or marginality (real or imagined) in a world
of a few megastates, of unruly economic flows
and compromised sovereignties. Minorities, in
a word, are metaphors and reminders of the
betrayal of the classical national project. And
it is this betrayal actually rooted in the failure
of the nationstate to preserve its promise to be
the guarantor of national sovereignty - that un-
derwrites the worldwide impulse to extrude or
to eliminate minorities. (…)
Here we may return to the classic anthropo-
logical argument by Mary Douglas that »dirt
is matter out of place" and that all moral and
social taxonomies find abhorrent the items
that blur their boundaries (1966). Minorities of
the sort that I have described - the infirm, the
religiously deviant, the disabled, the mobile,
the illegal, and the unwelcome in the space
of the nation-state - blur the boundaries bet-
ween »us" and »them", here and there, in and
out, healthy and unhealthy, loyal and disloyal,
needed but unwelcome. This last binary is the
key to the puzzle. In one way or the other, we
need the »minor« groups in our national spaces
- if nothing else to clean our latrines and fight
our wars. But they are surely also unwelcome
because of their anomalous identities and at-
tachments. And in this double quality they em-
body the core problem of globalization itself for
many nation-states. (…)
Put more generally (…) minorities are the
flash point for a series of uncertainties that
mediate between everyday life and its fast-shif-
ting global backdrop. They create uncertainties
about the national self and national citizenship
because of their mixed status. Their legally am-
biguous status puts pressures on constitutions
and legal orders. Their movements threaten the
policing of borders. Their financial transactions
blur the lines between national economies and
between legal and criminal transactions. Their
languages exacerbate worries about national
cultural coherence. Their lifestyles are easy
ways to displace widespread tensions in society,
especially in urban society. Their politics tend to
be multifocal, so they are always sources of an-
xiety to security states. When they are wealthy,
they raise the specter of elite globalization,
working as its pariah mediators. And when
they are poor, they are convenient symbols of
the failure of many forms of development and
welfare. Above all, since almost all ideas of na-
tion and peoplehood rely on some idea of eth-
nic purity or singularity and the suppression
of the memories of plurality, ethnic minorities
blur the boundaries of national peoplehood.
This uncertainty, exacerbated by the inability of
many states to secure national economic sove-
reignty in the era of globalization, can translate
into a lack of tolerance of any sort of collective
stranger. It is difficult to know who might emer-
ge as the target minority, the ill-fated stranger.
In some cases it seems obvious, in others less
so. And that is because minorities are not born
but made, historically speaking. In short, it is
through specific choices and strategies, often
of state elites or political leaders, that parti-
cular groups, who have stayed invisible, are
rendered visible as minorities against whom
campaigns of calumny can be unleashed, lea-
ding to explosions of ethnocide. So, rather
than saying that minorities produce violence
we could better say that violence, especially at
the national level, requires minorities. And this
production of minorities requires unearthing
some histories and burying others. This process
is what accounts for the complex ways in which
global issues and clashes gradually »implode"
into nations and localities, often in the form of
paroxysmal violence in the name of some ma-
jority. One classic case is the process by which
the Sikhs in India were gradually turned into a
problematic minority (Axel 2001). This was not
the outcome of any simple form of census po-
litics. It was based on a long twentieth century
of regional and national politics and was finally
produced in the violence of 1984, the assassi-
nation of Indira Gandhi, the state's counterin-
surgency campaign against Sikh separatists,
and the carnage of the 1984 riots in Delhi and
elsewhere. It could be argued that it was in fact
the massive unleashing of sta-
te and popular violence against
Sikhs in 1984 that produced the
75
Sikhs as a cultural and political minority, who-
se own small terrorist component acquired a
general sacrality after these events. So, within a
century (and some would say within a decade)
a category that was considered a militant au-
xiliary of the Hindu world turned into its most
dangerous internal enemy for at least a decade
after 1984.
Consider one last reflection on the links bet-
ween globalization and violence against mino-
rities. (…) How can friend kill friend, neighbor
kill neighbor, even kinsman kill kinsman? These
new forms of intimate violence seem especially
puzzling in an era of fast technologies, abstract
financial instruments, remote forms of power,
and large-scale flows of techniques and ideo-
logies. One way to unravel the horror of the
worldwide growth in intimate bodily violence
in the context of increased abstraction and
circulation of images and technologies is to
consider that the relationship is not paradoxi-
cal at all. The body, especially the minoritized
body, can simultaneously be the mirror and
the instrument of those abstractions we fear
most. Minorities and their bodies are, after all,
the products of high degrees of abstraction in
counting, classifying, and surveying populati-
ons. So, the body of the historically produced
minority combines the seductions of the fami-
liar and the reductions of the abstract in social
life, allowing fears of the global to be embodied
within it and, when specific situations become
overcharged with anxiety, for that body to be
annihilated.
This chapter was first printed in: Arjun
Appadurai: Fear of Small Numbers – An Essay
on the Geography of Anger, Duke University
Press, 2006, S.35–48.
Arjun Appadurai, born 1949 in Mumbai, is a
contemporary social-cultural anthropologist
focusing on modernity and globalization, based
in New York.
Appadurai was born in Bombay, India in 1949
and educated in India before coming to some
of his most important works include »Worship
and Conflict under Colonial Rule« (1981), »Dis-
juncture and Difference in the Global Cultural
Economy« (1990) found in »Modernity at Large«
(1996), and »Fear of Small Numbers« (2006).
Appadurai articulated a view of cultural activity
known as the social imaginary. For Appadurai
the imaginary is composed of five dimensi-
ons of global cultural flow: 1) ethnoscapes; 2)
mediascapes; 3) technoscapes; 4) finanscapes;
5) ideoscapes. In 2008 it was announced that
Appadurai was appointed Goddard Professor
of Media, Culture and Communication at the
NYU Steinhardt School of Culture, Education,
and Human Development. Appadurai is a co-
founder of the academic journal Public Cultu-
re; founder of the nonprofit PUKAR (Partners
for Urban Knowledge, Action, and Research) in
Mumbai; He has served as a consultant or advi-
sor to a wide range of public and private organi-
zations, including the Ford, Rockefeller, and Ma-
cArthur foundations, UNESCO, the World Bank
and the National Science Foundation.
In spite of
the preci-
sion of term that
names it, the concrete as a material has inde-
ed an ambiguous relation with reality. It is ob-
vious to think that the concrete has a specific
relation with architecture and construction,
nevertheless beyond its functional specificities
its characteristics not only keep acting with all
its potential but finding capacities where they
seem not to exist. The tangential lines from
the specific of the concrete are multiple and all
of them directly connected with its fluid qua-
lity. Lets imagine the cast of a column in the
third floor of a construction site, the mold is
reinforced and ready, the mixer machine begins
to fill up the structure with the heavy material
until the top, lets imagine a leak from which
the concrete begins to escape vertiginously,
imagine then its destiny, the plethoric world of
possibilities to embrace and generate alliances
with any kind of object during its flight.
That’s how we constantly come across with
this material hanging out in the most friend-
ly way with buckets, fences and posts in the
sidewalks, chasing the proud cracks who brag
about being faster, hoisting like
a hero the flag of the patch and
the mend, taking advance of its
76
strength blocking entrances and exits, giving
assistance to the weak in its structural basis,
recording, in that way like someone who tickles,
the footprints of the dogs, muddled hikers; the
improvement of self-esteem or posterity desi-
res of the lost one, as well as the love messages
between teen lovers.
However, the potentiality of the escape is
restricted, the concrete also has an irreversible
temporal quality, its fluidity as the life itself, is
ephemeral. In the very molecular core of this
diverse material, structural movements take
place in which their results seem to charge in
advance the bills of the gifts they allowed to
it. The immanent capacity of the concrete to
generate alliances in the immense landscape
of the objects and the things is determined by
the unavoidable alliances of its internal compo-
nents. There is no other fate for the awesome
material but to become solid in the dictated
moment, like the transformation into a statue
after having looked at the gorgon, in its flight,
the concrete will always be surprised and its
solid cast will never show any pretention, on
the contrary, with a frankness only comparable
with the one of the stones, its shapes will show
an infinite disposition to keep rolling.
Couple of months
before my 9th birthday, Yugoslavia won for the
first and the only time in Eurovision Song Con-
test. It was 1989, and I can still remember when
the anchor Oliver Mlakar said something like
»now we can all drink a glass of cold water, it
is finished, we won« just before the last coun-
try was set to read out the votes. Eurovision
was coming to the only communist country
in the competition. And then, a year later a lot
of things were different, Berlin Wall was alrea-
dy down, process of reunification of Germany
well under way, and Yugoslavia was counting
its last days. In that atmosphere, Toto Cutugno
won on 35th contest in Zagreb 1) with the song
called »Insieme: 92« celebrating the scheduled
signing of the Treaty of Maastricht and forma-
tion of European Union. I always thought of it
as one of the most ironic moments in the story
of Europe.
Television played an important role in the
second half of the 20th century. After the world
war II European countries were not anymore
competing on the battlegrounds but in the
field of technology. War related inventions had
to be utilised and television was one of the do-
mestic life products that benefited a lot. Mo-
reover, as television was a symbol of technolo-
gical development of the country, each country
was developing special protocols for broadca-
sting to show their technological supremacy,
but also to protect the national market. Cross
national broadcast became an extremely dif-
ficult operation in Europe, but then, there was
not a lot of program to be broadcast to stimu-
late the countries to standardise the protocols.
Standardising body, European Broadcasting
Union (EBU) 2), founded in 1950 to coordina-
te the broadcaster and promote the idea of
common standards, but in the beginning that
process was going slow. The odd way out of the
deadlock came with the creation of Eurovision
Song Contest 3) in 1955. The idea for the contest
came from Marcel Bezançon, the Swiss mem-
ber of EBU and it was modelled after Sanremo
Music Festival 4), Italian popular music festival
established in 1951. The first contest took place
following year in Lugano, Switzerland, and it
was one of the first major events started that
also had an impact on building a new image
of more united Europe. Moreover, it was the
first major event to be broadcasted live to the
viewers in 7 participating countries. 5) The rest
is history, when the second contest was held in
Frankfurt, Germany following year, it was alrea-
dy 10 countries participating. Six out of those
countries few weeks later signed the Treaty of
Rome, the decisive document for foundation of
European Union.
When I started traveling to the Eu after 2000
one of the easiest ways to explain to my peers
coming from Western Europe that Yugoslavia
was different from East European countries
was not by mentioning Tito and the break with
Stalin in 1948, but the fact that Yugoslavia par-
ticipated in Eurovision from 1960s onward and
that we shared the parts of a European common
(childhood) memories. Being part of Eurovision
somehow meant being part of
Europe. It is no wonder that, after
OIRT 6) merged into EBU in 1993,
77
1994' s contest was flooded with 7 new former
East Block countries that wanted to took part. 7)
This was a repetition of what already happened
a year before, when three of the new countries
formed in the break of Yugoslavia (Bosnia and
Herzegovina, Croatia and Slovenia) joined the
contest less than a year after they were official-
ly recognized; Bosnia and Herzegovina even
sending a contester while the war was raging
and Sarajevo was under the siege. For former
East Block countries participating in Eurovision
also marked a change in the status of television
that from a privilege became a commodity, and
some of them even changed colour standards
switching from SECAM to more spread PAL. 8)
That also meant becoming more standardised
with Western European countries, as except for
France all of them used PAL.
The choice of Soviet Union influenced
countries to adopt SECAM over PAL in 1967
when colour television became regular part
of broadcasting was not solely technically re-
lated. Eastern Germany specifically insisted on
adopting a standard that would be different
from its West German neighbour in order to
prevent their population to smuggle television
sets and watch West German programs. The
question of choosing the standards to adopt
is not a neutral technical question as it might
seem at the first glance. That is why Eurovisi-
on was such a successful vehicle for pushing
standardisation. The popularity of the contest
transformed it into the pervasive soft power 9)
that is based on the three simple rules of par-
ticipation. In order to participate in the contest,
the country has to have a national broadca-
sting corporation that is member of EBU, to be
part of European Broadcasting Area 10) and to
be able to broadcast the whole event live as it
is happening. Those rules effectively mean that
any member of EBU is eligible to compete if it
complies to the the other rules, even countries
that are not usually considered part of Europe,
as being within the borders of Europe here is
even broader than usual European Union and
the rest of Europe borders confusion. In fact,
Israel has been competing since 1973, and of
all other countries in Mediterranean basin that
could participate (Lebanon, Egypt, Libya, Tunisia,
Algeria and Morocco) only Morocco tried out
once in 1980. The last rule was of course the
most important one considering the impact
Eurovision had on standardizing of broadcast
in Europe and it was a crucial one for the with-
drawing of Lebanon from the contest in 2005,
when their singer was already in the official
program of the contest. 11)
Although »The Eurovision Song Contest is
not a political event« 12) it is obvious that it is
difficult to extract politics from its context. Leba-
non controversy was just one in the long line of
similar events on which countries were pulling
out of the competition in sign of the protest.
Just to mention few: Greece withdrew from the
1975 contest when Turkey made its debut, Au-
stria refused to participate when contest was
held in Spain during Franco's regime in 1969
and Georgia's entry was rejected by EBU due to
political connotations. 13) Actually, »Eurovision
is legendary as an arena for settling diploma-
tic scores, venting ethnic grievance, baiting
national rivals and undermining governments
– and, what's more, these moments are almost
always the highlights.« 14) Though ridiculed be-
cause of increasingly appalling quality of music
that dominates the contest itself, it was always
perceived as something more serious than the
mere singing contest. It is a stage on which
countries on the periphery of Europe express
their intention to become a part of growing
European community 15) and for expressing
»Europeaness« of the country in the search
to be recognized. The best example of that is
Turkey. The country's more than three decades
faithful participation in the contest was always
perceived as a part of the bid to express its We-
stern orientation in the decades long process
of trying to become a part of European Union.
16) After all, Eurovision is about making an im-
pression and drawing attention to the country.
Almost all Yugoslav entries in the 1980s were
bringing on the stage a mischievous feeling of
summer vacations as Yugoslavia was using the
contest to promote itself as »the« destination
for exploding numbers of European tourists.
Being the prime product of the institution
that is about setting the standards, Eurovisi-
on adapts fast technological changes that are
happening in the broadcasting field. Internet
broadcast started already in 2000, as a part of
EBU experiment to use and spread the octos-
hape format for this purpose. The
another technological change is
being fast adopted by the Euro-
78
vision as many of the European countries are
switching from analogue to digital television.
It is a matter of time when participation in
the contest will be stipulated by the ability to
broadcast the event using digital signals. For
the competition that is organised by the union
of national broadcasters that provide the pu-
blic service, the most important question the
change to digital opens is the question of the
property of the public domain. As parts of the
spectrum are being liberated because of this
change, due to the fact that digital signal uses
less space for transmission, this space is usually
advertised by the governments as the space for
development of new commercial services. This
way, the potential and use value of this space
as part of common domain is obscured and for-
gotten. This tells a lot about the direction go-
vernments are heading, and maybe on one of
the next Eurovisions one of the songs will ask
a question related to reclaiming of the public
domain.
1) JRT – Yugoslavian Broadcasting Corporati-
on was a union of radio-television broadcasters
from each republic. The ESC representative
from Yugoslavia was chosen every year on
Yugovisia, competition modelled on ESC where
representatives delegated by each television
from each republic would compete. The 1989
winner »Riva« was selected by the Television
Zagreb, Croatian broadcaster and that is why
to contest next year was held in the capital of
Republic of Croatia and not in the capital of
Yugoslavia, Belgrade.
2) European Broadcasting Union (EBU) unre-
lated to the European Union is also the world's
largest professional association of national
public-service broadcasters.
3) Although Eurovision Song Contest is its
full name, the contest is dominantly known
just as Eurovision, which in fact is the name
of the unified network through programs are
broadcast throughout Europe, for the purpose
of this text, Eurovision will be used for Eurovisi-
on Song Contest.
4) The winner of the festival from 1956 to
1966, and also in 1997, was also Italian entry on
Eurovision.
5) Countries that participated in the first
Eurovision Song Contest were: Belgium, France,
Germany, Italy, Luxembourg, Netherlands, Swit-
zerland. Austria, Denmark and the United King-
dom failed to choose their entries before the
deadline and made their debut following year.
6) OIRT (International Radio and Television
Organisation) was an East European network
of radio and television broadcasters that was
founded by 26 members in 1948 both from East
and West Europe, noticablly without the United
Kingdom. In 1950, some members, mostly from
Western Europe and North Africa left the orga-
nisation and formed European Broadcasting
Union (EBU). On January 1st 1993, OIRT became
part of EBU and seized to exist.
7) Countries that debuted on 39th Eurovisi-
on Song Contest, held in Dublin, Ireland in 1994,
were Estonia, Hungary, Lithuania, Poland, Ro-
mania, Russia and Slovakia.
8) Development of both PAL (Phase Alterna-
ting Line) and SECAM (Séquentiel couleur à me-
moir) was started to create an European colour
standard that would eliminate the problems in
american standard NTSC (dubbed Never Twice
the Same Color, because of its colour consisten-
cy problem). Although french developed SECAM
was developed first (it was usable already by
the end of the 1950s) it was PAL, developed in
the german Telefunken laboratories, that was
officially used first in 1967, the British Broadca-
sting Corporation (BBC).
9) »Soft power's single most important asset
is its allegedly non-coercive nature, the capacity
to reach desirable outcomes without involving
force, threath, or payment.« Metaheaven, Brand
States: Postmodern Power, Democratic Plura-
lism, and Design, e-flux journal 1, http://e-flux.
com/journal/view/29 (accessed 15.12.2009)
10) European Broadcasting Area (EBA) is part
of the sky that is regulated by the EBU and Eu-
ropean standardising bodies. It was defined for
the first time in 1961 in the Stockholm Treaty
(ST61) and it was revised several times since.
Currently it is bounded on the west by western
boundary of »Region 1" on the east by meridian
40º East of Greenwich and on the south by the
parallel 30º North, and in addition Iraq, Jordan,
whole Turkey and former USSR countries of
Caucasus region are included.
11) Lebanon doesn't acknowledge the exi-
stence of Israel and their laws would require
the national television network to
censor any Israel participation and
to black out picture and sound du-
79
ring the performance. When it became evident
that Israel is not even listed as a participant on
the official Lebanese website for the contest,
Lebanon was forced to withdraw.
12) Svente Stockselius, Executive Supervisor
of the 2005 ESC, quoted on the official Ukranian
ESC website (27 April 2005) http://www.eurovi-
sion.ua/en/news/00141/ quoted in Ivan Raykoff,
Camping on the Borders of Europe in A Song for
Europe, pp.3
13) Georgian entry called »We Don't Wanna
Put In« was seen as offensive to Vladimir Putin,
Russian Prime Minister and as a reaction on
Russian occupation of Georgia.
14) Andrew Muller »The Politics of Pop«
Guardian (26 March 2005) http://www.guar-
dian.co.uk/music/2005/mar/26/popandrock1
(accessed 15.12.2009)
15) After years of lobying, former Soviet Uni-
on states from the Caucasus region, Armenia,
Georgia and Azerbaijan succeeded in 2005 in
changing the borders of EBA thus becoming
eligible to compete in the contest. They procee-
ded to join the contest in 2006, 2007 and 2008
respectively.
16) The symbolical importance of Eurovision
Song Contest in Turkey is so strong that the first
victory in 2003, was perceived by some Turkish
politicians as a sign that Turkey is finally accep-
ted by the Eu.
Kulturtransfers
Another Country | Eine andere Welt
Ausstellung und Katalog
Iris Lenz
Stefanie Alber
80
ifa-Galerie Stuttgart Valérie Hammerbacher
Charlottenplatz 17, 70173 Stuttgart Milena Hoffmann
30. April – 27. Juni 2010 Lisa Bauer

ifa-Galerie Berlin Übersetzungen

Linienstraße 139/140, 10115 Berlin Nina Hausmann, Tradukas
22. Oktober 2010 – 23. Januar 2011 Michael Robinson

Kuratorin der Ausstellung Technik

Övül Durmus5 oğlu Verena Meining
Roland Häfner, Davorin Strauss
Hans Pfrommer, Armin Subke

»Kulturen verbinden« Abbildungsnachweis

alle Abbildungen stammen von den Künstlerin-
nen und Künstlern

Gestaltung
Wessinger und Peng, Stuttgart

Gesamtproduktion
Druckerei Laubengaier, Leinfelden-Echterdingen

Copyright
Institut für Auslandsbeziehungen e.V., Text- und
Bildautoren, 2010
sowie Suhrkamp-Verlag und Duke University
Press für den Text von Arjun Appadurai

Das Projekt entstand in Kooperation mit der

Akademie Schloss Solitude und der Rave-Stif-
tung und wurde unterstützt von México Cona-
culta

Das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. wird

gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Ba-
den-Württemberg und der Landeshauptstadt
Stuttgart.