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nJohannes Gutenberg-Universität Mainz

Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften


Prof. Dr. Paul G. Schmidt
HfB – Business School of Finance & Management
Privatdozent für Volkswirtschaftslehre
am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Sommersemester 2006

Wirtschaftspolitisches Seminar

Finanzkrisen in Schwellen- und Transformationsländern

Thema 5:
Die Südostasienkrise am Beispiel Indonesiens-
Ursachen, Verlauf und Bewältigung

Astrid Templin
Welderweg 34/244
55128 Mainz
06131-8389210
Astrid.Templin@gmx.de

Volkswirtschaftslehre
2325479
11. Fachsemester

Abgabetermin:12.06.2006
I

Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis................................................................................................................... II
1. Einleitung ............................................................................................................................... 1
2. Überblick über Indonesien und die südostasiatische Region ................................................. 2
3. Ursachen der Finanzkrise in Indonesien ................................................................................ 3
3.1. Handelsbeziehungen........................................................................................................ 4
3.2 Liberalisierung des Bankensektors in Indonesien............................................................ 4
3.3 Geldpolitik und Wechselkurspolitik................................................................................. 7
3.4 Verschuldung der öffentlichen und privaten Haushalte................................................... 8
3.5 Politische Probleme........................................................................................................ 10
4. Verlauf der Finanzkrise in Indonesien ................................................................................. 11
4.1 Wirtschaftliche Folgen ................................................................................................... 11
4.2. Politische Folgen und Auswirkungen für die Bevölkerung .......................................... 13
5. Bewältigung der Finanzkrise in Indonesien ......................................................................... 14
5.1 Rolle des IWF................................................................................................................. 14
5.2 Bankensektor.................................................................................................................. 16
5.3 Umschuldungen.............................................................................................................. 17
6. Ausblick und Zusammenfassung ......................................................................................... 17
Literaturverzeichnis.................................................................................................................. III
II

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Wirtschaftsentwicklung Indonesiens während und nach der asiatischen Krise.......14


1

1. Einleitung
Die asiatische Finanzkrise, die 1997/98 weite Teile des südostasiatischen
Raumes schwer getroffen hat, besitzt möglicherweise ebenso viele Namen1
wie Ursachen. Die Finanzkrise gilt als eine der schwersten ökonomischen
Herausforderung der neunziger Jahre.2 Sie traf die betroffenen Länder ohne
größere Vorwarnungen und sehr überraschend. Der jährlich von der UN
herausgegebene Trade and Development Report, der die wirtschaftlichen
Entwicklungen insbesondere der Entwicklungsländer zusammenfasst und
Prognosen für die Zukunft abgibt, erkennt beispielsweise in der 1997
erschienen Ausgabe, die die wirtschaftliche Entwicklung bis 1996 beschreibt,
noch nicht die drohenden Gefahren für den südostasiatischen Raum, während
sich in der 1998 erschienen Ausgabe mehrere Kapital mit der Asienkrise
beschäftigen.3 Die Asienkrise hat die betroffenen Länder innerhalb weniger
Monate in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung um Jahre zurückgeworfen und
oft auch politisch destabilisiert.4 Indonesien wurde von der Finanzkrise am
schwersten getroffen.5 Die Kosten der Krise für den öffentlichen Haushalt
betrugen geschätzt rund 50% des Bruttosozialprodukts.6

Im Rahmen dieser Seminararbeit beschäftige ich mich insbesondere mit den


Auswirkungen dieser Krise für Indonesien. Zuerst gebe ich hierbei einen
kurzen Überblick über Indonesien, dann gehe ich auf einige Ursachen der
Finanzkrise in Indonesien ein. Hier gehe ich nur auf einige m.E. wichtige
Punkte ein, da in der Literatur nicht klar entschieden ist, welche Gründe
letztendlich zum Ausbruch der Finanzkrise führten und insgesamt eine
Vielzahl von Gründen angeführt wird. Darauf folgt ein kurzer Überblick über
den Verlauf der Krise in Indonesien. Da die Entwicklung in Indonesien nicht
getrennt von denen der anderen südostasiatischen Staaten betrachtet werden
kann, gebe ich hierbei auch einen kurzen Überblick über die Entwicklungen
in anderen Staaten der Region, die Auswirkungen auf Indonesien hatten. Es
1
H. Rieger findet allein 40 verschiedene deutsche und englische Bezeichnungen für die
asiatische Wirtschaftskrise. Ich werde im Folgenden der Einfachheit halber den Begriff
Finanzkrise verwenden.
2
Vgl. Majid, M. und Yusoff, M. (2005), S. 215.
3
Vgl. Trade and Development Report 1997 und 1998.
4
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 12.
5 Vgl. Pincus, J. und Ramli, R. (1998), S. 723.
6
Vgl. De Luna Martínez, J. (2002), S. 77.
2

folgt ein Kapitel die Bewältigung der Finanzkrise in Indonesien und über die
wirtschaftliche und politische Entwicklung. Den Abschluss bildet eine
Zusammenfassung und ein Ausblick.

2. Überblick über Indonesien und die südostasiatische Region


Indonesien liegt in Südostasien und ist das größte Archipel der Welt. Es ist
2,02 Millionen qkm groß und hat ungefähr 210 Millionen Einwohner. Damit
ist es das viertbevölkerungsreichstes Land der Erde. Die Hauptstadt Jakarta
liegt auf der Insel Java und hat alleine 9 Millionen Einwohner. Seit 1945 ist
Indonesien, das zuvor unter holländischer Kolonialverwaltung stand,
unabhängig. Nach einer Machtübernahme durch das Militär 1966 wurde eine
autokratische Herrschaft unter Hadji Mohamed Suharto errichtet, der erst
1998 nach Massenprotesten abdanken musste. Am 7.6.1999 gab es in
Indonesien die ersten freien Wahlen.7
Indonesien wies von 1965 bis 1995 Wachstumsraten von durchschnittlich
jährlich 4,7% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf. Ähnliche
Wachstumsraten wiesen auch viele andere Länder der Region der
südostasiatischen Region auf. Diese Region gehörte damit zu den weltweit
am schnellsten wachsenden Ländern.8 Die hohen Wachstumsraten waren vor
allem durch den Export gestützt und die entwickelten Industrien waren
wirtschaftlich solide. Gleichzeitig waren die Inflationsraten moderat im
Vergleich zu anderen Schwellenländern,9 auch wenn durch wachsende
Einkommen Inflationsdruck verursacht wurde.10 Durch die wirtschaftliche
Stabilität und Dynamik wurden bedeutende ausländische Direktinvestitionen
angelockt, gleichzeitig wurde in das Humankapital investiert und der Anteil
der Bevölkerung, der in Armut lebten, deutlich verringert.
Die Länder Südostasiens galten als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft und
in Zusammenhang mit diesen Ländern wurden Begriffe wie „Tiger- und
Pantherstaaten“, „pazifisches Jahrhundert“ und „ostasiatisches Wunder“
genutzt. Diese Bezeichnungen wurden gewählt, weil es den Anschein hatte,

7
Vgl. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Indonesien.html (Stand: 8.6.2006)
8
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 20f.
9
Vgl. Majid, M. und Yusoff, M. (2005), S. 215
10
Vgl. Trade and Development Report 1996, S. 16.
3

als würden die Staaten Südostasiens wirtschaftlich gegenüber den USA und
Europa aufschließen, wenn nicht sogar überholen.11
Während jedoch die Wirtschaftskraft dieser Länder wuchs, gab es im
politischen und öffentlichen Bereich schwerwiegende Probleme: viele
Staaten wurden nicht demokratisch regiert und Regierungen versagten bei der
Bereitstellung öffentlicher Güter wie Gesetzgebung, Aufsicht, Transparenz
und Balancewahrung zwischen dynamischem Wachstum und Stabilität.12

3. Ursachen der Finanzkrise in Indonesien


Die Gründe, die letztendlich zum Ausbruch der Finanzkrise führten, sind
nicht einfach festzumachen und allesamt strittig. Die entscheidenden
Entwicklungen traten für die Akteure plötzlich und unerwartet auf und
führten, da sie nicht vollständig vorhergesagt werden konnten, zu einer
Krise.13 Sicher ist, dass es nicht nur ein oder zwei Ursachen für die
Finanzkrise gibt, sondern letztlich ein ganzes Bündel dazu führte.
Beispielsweise weisen verschiedene Autoren darauf hin, dass es in den
Ländern große Spekulationsblasen aufgrund von Kapitalzuflüssen und
Exportwachstum gab, die immer weiter wuchsen, gleichzeitig existierte eine
hohe Auslandsverschuldung, die den Ausbruch einer Krise begünstigte.
Andere Autoren sind der Meinung, dass eine verfrühte Liberalisierung des
Finanzsektors, die gleichzeitig die Regierung schwächte, zu der Finanzkrise
führte. Gemäß anderer Meinungen begünstigte ein schwaches Bankwesen
und eine abhängige Zentralbank bzw. fixierte Wechselkurse, hohe Zinsen
und eine hohe Auslandsverschuldung die Finanzkrise.14
Generell haben die einzelnen betroffenen Volkswirtschaften wenig
Gemeinsamkeiten, so dass nur wenige allgemeingültige Aussagen getroffen
werden können.15
Im folgenden werden einige spezifisch auf Indonesien zutreffende
Charakteristika erläutert, die dort starken Einfluss auf die Finanzkrise
genommen haben.

11
Vgl. Nuscheler, F. (1996), S. 196ff.
12
Vgl. Johannen, U., Gomez, J. und Rudolph, J. (2000), S. 5.
13
Vgl. Schmidt, P. (2001), S. 251.
14
Vgl. Rudolph, J. (2000), S. 16ff.
15
Vgl. Diehl, M. und Nunnenkamp, P. (2001), S. 20.
4

3.1. Handelsbeziehungen
Die meisten Länder in Südostasien waren wirtschaftlich sehr eng miteinander
verbunden. Ein großer Teil der Handelsströme machte intramarginaler
Handel innerhalb dieser Region aus und zwar je nach Land 45-65% sowohl
für Im- als auch für Exporte. Indonesien besaß hierbei für die Exporte mit
63% den größten Anteil in dieser Region. Da die gesamte südostasiatische
Region wirtschaftlich schnell gewachsen war, konnten die entsprechenden
Länder sowohl große Absatzmärkte für die anderen Länder der Region bieten
als auch ergänzende Produkte für diese produzieren. Diese enge Verknüpfung
machte die Länder voneinander abhängig und führte dazu, dass sich
wirtschaftliche Probleme eines Landes und ein damit verbundenes
Einbrechen des Importmarktes leichter auf andere Länder übertrugen und
dort ebenfalls starke Auswirkungen hatten, da Exportmöglichkeiten
entfielen.16 Durch die Verschlechterung dieser Handelsbedingungen wurde
gleichzeitig die Möglichkeit der Unternehmen beeinträchtigt, fällig werdende
Kredite zu bedienen. Die Gefahr hierfür ist umso größer, je stärker die
betreffenden Länder vom Export abhängen.17 Ihren Ausgang nahm diese
Entwicklung in der südostasiatischen Region 1996/97 durch die nachhaltige
Schwäche der japanischen Wirtschaft, deren Importnachfrage stark
zurückging.18 1996 hatte Japan noch 16% der gesamten Exporte aller
zukünftigen Krisenländer absorbiert. Trotzdem ist höchstwahrscheinlich
nicht allein der Nachfrageausfall in Japan für die Auslösung der Finanzkrise
verantwortlich.19

3.2 Liberalisierung des Bankensektors in Indonesien


Während 1970 in Indonesien die Wechselkurse und Kapitalkonten
liberalisiert wurden, schritten Steuer-, Handelsreformen und wirtschaftliche
Deregulierungen erst in der zweiten Hälfte der 80er Jahre voran. Im Juni
1983 wurde festgelegt, dass jede Bank ihre Zinsen selbst festlegen konnte

16
Vgl. Trade and Development Report 1998, S. 31ff.
17
Vgl. Goldstein, M. und Turner, P. (1996), S. 9.
18
Vgl. Fane, G. und McLeod, R. (1999), S. 2.
19
Vgl. Diehl, M. und Nunnenkamp, P. (2001), S. 17.
5

und vor 1988 durften weder private noch ausländische Banken auf den Markt
eintreten.20 Erst dann begann eine Liberalisierung des Bankensektors, welche
auch inländische Änderungen wie Abbau von Kapitalkontrolle und
Devisenkontrolle beinhaltete. Gründe hierfür waren Erfahrungen aus einer
Bankenkrise in den 80er Jahren und vor allem die Erfordernisse der
wachsenden Wirtschaft nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten.21 Kurz
vor Ausbruch der Finanzkrise war der Kapitalmarkt überwiegend
liberalisiert, Indonesien hatte mit etwas unter 50% der gesamten Bankaktive
noch den höchsten staatlichen Anteil im Vergleich zu den anderen Ländern
Südostasiens. Trotz der Liberalisierung waren vertrauenssichernde
Institutionen weitgehend unterentwickelt. So gab es keine
Einlagenversicherung und nur in Indonesien mussten Banken 8%
Mindestreserve nach den Eigenkapitalanforderungen des Basel-Abkommens
halten, wobei dieses nicht kontrolliert und Verstöße auch nicht sanktioniert
wurden.22 In Indonesien wurden letztendlich auch Banken auf dem Markt
zugelassen, die diese Anforderungen nicht erfüllten.23 Zusammen mit
Bestandsgarantien der Regierung für Teile des nationalen Bankensystems
und unzureichenden Kontrollen des Bankmanagements konnte ein
sogenannter „moral hazard“ die Kreditinstitute weiter anregen, riskante
Investitionen einzugehen, und dadurch Bilanzen des heimischen
Bankensystems durch eine hohe Anzahl exzessiver Risiken und einen hohen
Anteil notleidender Kredite weiter zu belasten.
Es ist allgemeiner Konsens, dass eine möglichst strenge und konsequente
nationale Bankenaufsicht wichtig für eine dauerhafte Sicherung eines
robusten nationalen Bankensystems ist. Demnach sind Länder, in denen die
Bankenaufsicht einer von der Regierung unabhängigen Zentralbank
übertragen ist, besonders stabil.24
In Indonesien hingegen schienen zudem die Verflechtungen von Banken mit
der Regierung stark gewesen zu sein. So konnte eine Bank, die dem Sohn des

20
Vgl. Kant, C. (2005), S. 80.
21
Vgl. World Economic Outlook 1998, S. 94.
22
Vgl. Terberger-Stoy, E. (2000), S. 96f.
23
Vgl. World Economic Outlook 1998, S. 91.
24
Vgl. Schmidt, P. (2001), S. 248.
6

Präsidenten gehörte, geschlossen werden, nur um am nächsten Tag unter


neuem Namen auf gleichem Firmengelände wiedereröffnet zu werden.25
Auch ist festzustellen, dass Schwächen des Finanzsektors die Ausbreitung
der Krise über Länder hinweg begünstigten. So blieben Länder mit einem
starken Finanzsektor wie Hong Kong und Singapur von der Krise
weitestgehend verschont, während die Länder mit einem schwachen
Bankensektor wie Indonesien in voller Stärke getroffen wurden. Zu den
Schwächen zählten Unzulänglichkeiten wie ungenügende Regulation und
Aufsicht über die Banken, ungenügende Erfahrung mit dem Management von
Risiken, ungenügende Ausrichtung auf den Markt, schlechte
Unternehmensführung, Korruption und unüberlegte Kreditvergaben. So
waren in Indonesien schon im Juni 1997, also kurz vor Ausbruch der dortigen
Finanzkrise, etwa 14% aller vergebenen Kredite notleidend. Eine Reihe von
eigentlich insolventen Banken durfte weiter am Markt agieren, da sie von der
Zentralbank Fördermittel bekam. Währungsungleichgewichte machten
außerdem das Eigenkapital der Banken anfällig bei weiteren Abwertungen.26
Notleidende Kredite bedingen auch die Gefahr einer Übertragung einer
Finanzkrise von einem Land auf ein anderes, wenn Kunden Kredite bei
Banken im Ausland haben. Sind dies notleidende Kredite, so verschlechtert
sich damit auch das Kreditportfolio der ausländischen Bank.27 Da die
Wirtschaften der asiatischen Staaten eng verknüpft waren, ist es möglich,
dass sich auch dadurch die Finanzkrise ausbreitete.

Eine Besonderheit in Indonesien war, das rund 2/3 der im Ausland


aufgenommenen Kredite nicht von den Banken, sondern vom
Nichtbankensektor aufgenommen wurde. Mit diesem Anteil lag Indonesien
weltweit an der Spitze. Demnach hätte eine bessere Bankaufsicht in Bezug
auf diese potenzielle Ursache wenig Auswirkung gehabt. Mehr Transparenz
auf der Unternehmerseite hätte dagegen durchaus einen positiven Einfluss
haben können.
Mit Ausbruch der Finanzkrise wurde festgestellt, dass viele Unternehmen
weniger solvent waren als angenommen. Da aber ohne genauere

25
Vgl. Summers, L. (2005), S. 58.
26
Vgl. World Economic Outlook 1997, S. 10ff.
27
Vgl. Menkhoff, L. (2000), S. 49.
7

Informationen auf Kreditgeberseite wenig zwischen den Firmen differenziert


werden konnte, wurden ohne Unterschied alle Kredite zurückgefahren.28

3.3 Geldpolitik und Wechselkurspolitik


Vor Ausbruch der Finanzkrise hatte Indonesien seine Währung Rupiah an
den US-Dollar gebunden, wobei er um einen Mittelwert des US-Dollar
schwankte und etwa 4% pro Jahr abgewertet wurde, um Unterschiede
zwischen internationaler und heimischer Inflation auszugleichen. Von 1990
bis 1996 gab es kaum Änderungen des Wechselkurses- eine einzelne höhere
Abwertung in Indonesien wurde bald wieder rückgängig gemacht. 29
Allerdings hatte Indonesien die heimische Inflationsrate zu niedrig
eingeschätzt. Daher wurde die heimische Währung weniger als nötig
abgewertet. Diese Überbewertung der Währung führte Indonesien zu einer
schlechteren Konkurrenzunfähigkeit gegenüber Ländern wie z.B. China.30
Da viel ausländisches Kapital ins Land floss, entschied sich die Regierung,
eine Sterilisierung durchzuführen, um reale Aufwertungen und damit eine
Verschlechterung der Exportmöglichkeiten zu verhindern: die Bank of
Indonesia gab Anlagepapiere heraus und daraus erhaltene Überschüsse
wurden für eine Sterilisierung verwandt.31
Ob die Wahl des Wechselkursregimes und die Finanzkrise in Beziehung
zueinander stehen, ist strittig. Es wird angenommen, dass gelenkte
Wechselkurse und eine Kontrolle des Kapitalverkehrs große Umschwünge
der Kapitalflüsse, wie in Indonesien geschehen, verhindern und damit zur
Stabilität der Wirtschaft beitragen könnte.
Das aus dem Ausland zugeflossene Kapital wurde insbesondere in
Infrastruktur, Konsumartikel und Immobilien und damit also in nicht
produktiven Sektoren angelegt und es bestand demzufolge die Gefahr einer
Blasenwirtschaft. Die Kreditwachstumsrate für Immobilien war viel höher
war als die gesamte Kreditwachstumsrate und ab 1995 gab es ein
Überangebot an Apartments, Hotels und Büroflächen. In dieser Situation
betrieb die indonesische Regierung eine restriktive Geldpolitik, die von einer

28
Vgl. Stiglitz, J. (1998).
29
Vgl. Trade and Development Report 1998, S. 62.
30
Vgl. Chung, N. (2002), S. 11.
31
Vgl. Trade and Development Report 1998, S. 62.
8

Erhöhung des inländischen Zinsniveaus begleitet wurde. Dies verursachte


wiederum einen erhöhten Kapitalzufluss aus dem Ausland.32 Eine
Überhitzung der Wirtschaft durch den anhaltenden Kapitalzufluss kann also
auch als Grund für die Krise genannt werden, da eine Finanzkrise genau dann
erwartet werden kann, wenn die konjunkturelle Überhitzung nachlässt, die
Blase platzt und ein erheblicher Teil der vergebenen Kredite plötzlich
notleidend wird.33 Insbesondere ein Platzen der Blase am Immobilienmarkt
gilt hierbei traditionell als häufiger Auslöser von Finanzkrisen.34

3.4 Verschuldung der öffentlichen und privaten Haushalte


Bei Ausbruch der Finanzkrise 1997 betrug der Schuldenstand in Indonesien
rund 60% des Bruttoinlandsprodukts, nachdem er von 1970 bis ca. 1986
zwischen 10% und 20% geschwankt hatte und erst danach stark anstiegen
war.35 Gründe hierfür sind unter anderem die Notwendigkeit der
Finanzierung großer Infrastrukturprojekte, die Kreditaufnahmen im Ausland
notwendig machten. Die derart finanzierten Projekte machten Einfuhren
notwendig, die in ausländischen Währungen zu bezahlen waren.
Projekteinnahmen fielen in inländischer Währung an. Die Bedienung der
Kredite dieser Projekte führte zu weiteren Leistungsbilanzdefiziten,36 jedoch
waren diese bis zum Ausbruch der Krise noch tragbar und unter einem
Niveau, welches als nachhaltig galt.37
Da die indonesische Währung bis Ende 1997 an den US-Dollar gekoppelt
war, gab es scheinbar kein Wechselkursrisiko für die Kreditnehmer. So
konnten US-Dollar zu günstigen Zinsen im Ausland geliehen werden und
gleichzeitig Rupiah zu höheren Zinsen in Indonesien angelegt werden. Durch
den festen Wechselkurs war eine Rückzahlung damit leicht möglich. Als im
Laufe der Finanzkrise der Wert der Rupiah stark sank, konnten die
ausländischen Kredite kaum mehr bedient werden. Viele Unternehmen und
Banken wurden insolvent, welches wiederum die Anzahl der notleidenden
Kredite erhöhte. Gleichzeitig führte dies zu panischen Reaktionen: bei ersten

32
Vgl. Chung, N. (2002), S. 10f.
33
Vgl. Schmidt, P. (2001), S. 251.
34
Vgl. ebenda, S. 253.
35
Vgl. Schmidt, P. (2004), Stand: 6.6.2006.
36
Vgl. Rieger, H. (2000), S. 30.
37
Vgl. Edwards, S. (1999), S. 8.
9

Anzeichen einer Krise wurde Kapital in US-Dollar getauscht. Wer nicht


schnell genug handelte, erlitt hierbei hohe Verluste, verursachte aber zugleich
durch sein Handeln weitere Kursverluste der Rupiah.38
Dieses Herdenverhalten hat ebenfalls verstärkende Funktion, da die meisten
Marktteilnehmer ähnliche Entscheidungen bei annähernd gleichen
Informationen treffen.39
Hinzu kam, dass ausländische Investoren massiv kurzfristig geliehenes
Kapital, welches sie zuvor in die scheinbar grenzenlos wachsenden Märkte
investiert hatten, abzogen, da das Vertrauen in die Wirtschaft und
insbesondere in die Finanzsysteme erschüttert war.40 Da dieses auch sehr
schnell geschehen kann- im Extremfall in wenigen Minuten- kann dies zu
enormen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Problemen führen. In
Indonesien machte der Anteil der kurzfristigen Kredite kurz vor Ausbruch
der Krise rund 61% der insgesamt vergebenen Kredite aus. Dies lag daran,
dass es für die Risikobewertung der Geberinstitutionen günstiger war, an
Nicht-OECD-Länder wie Indonesien kurzfristige Kredite zu vergeben, da
diese bei Bewertung des Risikos in geringerem Maße berücksichtigt werden.
Solange alle Gläubiger die Erwartung besitzen, dass diese Kredite mit
Werten gesichert sind, befindet sich der Markt im Gleichgewicht. Kommt es
zu einer Krise wie in Indonesien, führen diese kurzfristigen Kredite zu
panikartigen Reaktionen und starkem Kapitalabzug.41
Ein weiterer Grund für die Krise war, dass vielfach Kredite zur Finanzierung
riskanter, spekulativer und unrentabler Investitionsprojekte im Vertrauen auf
eine weiter wachsende Wirtschaft eingesetzt wurden, ohne die marktüblichen
Maßstäbe wie Rentabilität und Sicherheiten zu beachten. Dieses Verhalten
wurde durch den Glauben bestärkt, dass die möglichen Verluste vom Staat
übernommen werden würden. Dazu kam, dass Kreditvergabe oft über
Beziehungen stattfand, die aus den privaten Geschäften der Eigentümer oder
Manager entstanden waren.42

38
Vgl. Rieger, H. (2009), S. 30f.
39
Vgl. Schmidt, P. (2004), S. 258f.
40
Vgl. Terberger-Stoy, E. (2000), S. 91.
41
Vgl. Amelung, T. (2000), S. 135ff.
42
Vgl. Chung, N. (2002), S.19.
10

3.5 Politische Probleme


Politische Ursachen der Finanzkrise sind im Gegensatz zu ökonomischen und
finanziellen Ursachen nicht sofort offensichtlich. Jedoch ist anzunehmen,
dass autoritäre Regierungen schlecht dafür gerüstet sind, bei Finanzkrisen
adäquat zu handeln. Dies ist dadurch bedingt, dass autoritäre Regime eine
abhängige Judikative, eine unvollständige Gewaltenteilung, eingeschränkte
Pressefreiheit und eine unterentwickelte Zivilgesellschaft hervorbringen.
Ebenso benötigen erfolgreiche Marktwirtschaften politische Freiheiten, um
Korruption und andere wettbewerbsbeschränkenden und ineffizienten
Praktiken zu verhindern.43 Indonesien war weitestgehend zentralisiert;
Entscheidungen wurden vom Präsidenten getroffen, wobei dieser in seinen
Handlungen weder durch institutionelle Beschränkungen noch durch
Vetorechte beeinträchtigt werden konnte.44 Suhartos Regierung politische
Instanz und wirtschaftlicher Hauptakteur zugleich, der Staat dominierte
wichtige Produktions- und Handelssektoren und auch wichtige Hauptakteure
der Privatwirtschaft waren in Wirklichkeit entweder im Besitz des Militärs
oder im Besitz von (Familien)Angehörigen der politischen Elite.
Wirtschaftliche Ziele wurden damit mit politischen Mitteln erreicht und
umgekehrt. Ein objektives Regieren in der Finanzkrise war damit nicht
möglich.45
Dies führte zu Korruption und Vetternwirtschaft, außerdem wurden
stillschweigend Regierungsgarantien für Kredite gegeben, welches ebenso zu
ausschweifender Kreditaufnahme im Ausland führte. Zusammen führte dies
zu einer weiteren Minderung der Effizienz von Investitionen46 und Geschäfte
ließen sich nicht mit Effizienz und Produktivitätssteigerungen, sondern fast
ausschließlich mit guten Beziehungen zur Regierung und insbesondere zu
Präsident Suharto machen.47 Suharto ist das Regierungsoberhaupt, welches
sich mit 32 Amtsjahren weltweit am längsten an der Macht halten konnte48
und hält außerdem den Rekord in der Veruntreuung staatlicher Mittel.49

43
Vgl. Rudolph, J. (2000), S. 13.
44
Vgl. ebenda, S. 30.
45
Vgl. Saraswati, J. (2001), S. 159.
46
Vgl. Trade and Development Report 1998, S. 53.
47
Vgl. Pasuhuk, H. (1997), S. 197.
48
Nach eigenen Recherchen.
49
Vgl. Transparency International 2004, S. 1.
11

Vielfach wird angenommen, dass Korruption und Vetternwirtschaft einen


großen Anteil an der Krise in Asien und insbesondere in Indonesien hatten.50

4. Verlauf der Finanzkrise in Indonesien


Summers stellt gemeinhin fünf Etappen einer Finanzkrise fest:
„First, there is the denial that a crisis could be taking place. Second, we see
anger, with a wish to blame speculators and others outside sources, and
often, domestically, a change in government. Third, there is the bargaining:
The desperate search for magic bullets that we crave, for example, in the
pressure for a currency board in the depth of the crisis in Indonesia. Finally,
in the fifth stage, there is acceptance and the agreement of a credible
plan.”51
Für Indonesien ist die Abfolge dieser Stufen klar ersichtlich.

4.1 Wirtschaftliche Folgen


Die Finanzkrise in Indonesien hat sich nicht isoliert von den anderen Ländern
Asiens entwickelt, es war vielmehr ein Prozess von wirtschaftlichen Krisen,
in dessen weiteren Verlauf auch Indonesien betroffen wurde. Auch handelte
es sich nur vordergründig um eine Währungskrise, denn es im Laufe der
Krise kollabierten auch die Wirtschaften der einzelnen Länder. Im Ausland
über den Finanzmärkte geliehenes Geld wurde in hohem Maße in
zweifelhafte Projekte in den entsprechenden Ländern investiert wurde. Brach
ein Projekt zusammen, so verursachten die ausfallenden Kredite eine
Kettenreaktion, bei der ein Kreditinstitut nach dem anderen in Insolvenz
ging.52
In der Literatur werden die wirtschaftlichen Entwicklungen in den asiatischen
Ländern der Jahre 1997/98 die Asienkrise genannt. Ihren ursprünglichen
Ausgangspunkt nahm sie möglicherweise im Januar 1997 mit einem
Zusammenbruch einer großen koreanischen Firmengruppe,53 jedoch wird
generell das dritte Quartal 1997 als Anfangszeitpunkt genannt, in dem es zu
einer Kette massiver Abwertungen kam, angefangen mit Thailand, welches

50
Vgl. Rudolph, J. (2000), S. 33f.
51
Summers, L. (2005), S. 57.
52
Vgl. Rieger, H. (2000), S. 23f.
53
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 165ff.
12

seine Währung auf dem Devisenmarkt nicht mehr verteidigen konnte und
daraufhin andere asiatische Länder wie auch Indonesien mitriss.54 Die Krise
begann also als Währungskrise, in deren Folge es zu einer Bankenkrise kam,
da in vielen asiatischen Ländern viele Kredite nicht mehr bedient werden
konnten.55
In Indonesien fällt die nationale Währung Rupiah am 13. August auf einen
historischen Tiefstand vom R 2,682 pro US-Dollar. Da der Kurs, der zuvor
an mit einer festgesetzten Rate an den US-Dollar gebunden war, nicht weiter
gestützt werden kann, muss die indonesische Zentralbank den Wechselkurs
einen Tag später freigeben. Es wird beschlossen, Infrastrukturmaßnahmen
auszusetzen, um den öffentlichen Haushalt zu entlasten. Zusätzlich gibt die
Regierung bekannt, den Schuldendienst seiner Auslandsschuld
vorübergehend einstellen. Am 8.Oktober wird der IWF um Hilfe gerufen.56
Im Januar 1998 beträgt der Wert der Rupiah 18.000 für einen US-Dollar.
In den von der Krise betroffenen Ländern war Indonesien das Land, dessen
Währung am stärksten an Wert verlor.57 Drastische und überraschende
Abwertungen von Währungen können hierbei katalytische Wirkungen haben.
Dies bedeutet, dass Krisen nicht auf einzelne Kreditinstitute, Regionen oder
Bankengruppen begrenzt bleiben und somit verhältnismäßig schnell und
günstig verarbeitet werden können, sondern sogar noch an Auswirkung und
Reichweite zunehmen, wenn die Krise erst einmal ausgebrochen ist.58
Dies kann auch erklären, weshalb die fiskalischen Kosten der Finanzkrise in
Indonesien so hoch waren: sie betrugen geschätzte 58-80% des
Bruttoinlandsprodukts, außerdem erlitt Indonesien rund 25%
Wachstumsverluste gemessen am Anteil des BIP.59
In der Tabelle sind die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren Indonesiens von
1997 bis 2001 aufgeführt.

54
Vgl. Chung, N. (2002), S. 2f.
55
Vgl. Menkhoff, L. (2000), S. 48.
56
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 165ff.
57
Vgl. Rudolph, J. (2000), S. 17.
58
Vgl. Schmidt, P. (2001), S. 256f.
59
Vgl. ebenda, S. 245.
13

Tabelle 1: Wirtschaftsentwicklung Indonesiens während und nach der


asiatischen Krise
Wirtschaftsindikator 1997 1998 1999 2000 2001*
Wirtschaftswachstum 4,7 -13,1 0,8 4,8 3,8
(%)
Inflation (%) 6,2 58,5 20,5 3,7 11,5
Wachstum der 12,2 -10,5 1,7 22 10
Exportwerte (%)
Importwerte (Million 46.230 34.689 30.599 37.041 44.449
US-Dollar)
Wachstum der 4,5 -25 -11,8 21,1 20
Importwerte (%)
Anteil der 62 154,3 104,2 92 85
Gesamtauslandsschulden
am BIP (%)
*Werte von 2001 geschätzt
Quelle: Saraswati, J. (2001), Entwicklungspfade einer Übergangsgesellschaft am Beispiel
der Entwicklung Indonesiens, S. 200.

4.2. Politische Folgen und Auswirkungen für die Bevölkerung


Die Folgen der Krise für die Bevölkerung waren immens. Im Gegensatz zu
den anderen betroffenen Ländern blieb der Anteil der Bevölkerung, die unter
der Armutsgrenze lebten, auch nach der Krise höher als vorher. Der Anteil
der Staatsausgaben, die für Bildung und Gesundheit ausgegeben wurden,
lagen 1998 bzw. 1999 mit etwa 6% bzw. 8% weit mehr als die Hälfte unter
den entsprechenden Anteilen der anderen asiatischen Krisenländer.60 In 1997
waren 11% der Bewohner Indonesiens arm, 1998 dagegen schon 19,9%.
Insgesamt verschlechterte sich der durchschnittliche Lebensstandard von
1997 zu 1998 um 24,4%. Infolge der Finanzkrise stieg die Arbeitslosigkeit in
allen Ländern an, jedoch in unterschiedlichen Maß und Sektoren. Indonesien
wurde mit am härtesten getroffen. Hier wurden insbesondere gut ausgebildete
Angestellte in den Städten betroffen, die zuvor von dem rasanten
Wirtschaftswachstum profitiert hatten. Dies legte den Grundstein für soziale
60
Vgl. Diehl, M. und Nunnenkamp, P. (2001), S. 4 i.V.m. Anhang 2.
14

Unruhen.61 Hatte das Suharto Regime ihre Regentschaft bisher mit den hohen
Wachstumsraten und steigenden Wohlstand legitimiert, wurde sie nun durch
die Finanzkrise und ihren sozialen Folgen dessen beraubt.62 Nach Gerüchten
über eine schwere Krankheit Suhartos und der Vermutung, er werde nicht zu
einer Wiederwahl antreten, lassen den Wechselkurs im Januar 1998 weiter
fallen. Zwar kündigt Suharto seine Kandidatur kurz darauf an und auch seine
Erklärung, ein sogenanntes currency board, mit dem die heimische Währung
fest an den Kurs den US-Dollar gekoppelt wird, lassen sie Währung sich
etwas erholen, jedoch kommt es im Februar 1998 zu landesweiten Unruhen.
Die Inflationsrate beträgt im März 1998 32%, Nahrungsmittelpreise steigen
noch stärker. Suharto wird zwar am 10. März wiedergewählt, muss jedoch
nach großen Unruhen am 21. Mai nach 32 Amtsjahren seinen Rücktritt
erklären.63 Letztendlich jedoch hatte die Finanzkrise in Indonesien zu
demokratischen Reformen geführt, so dass schließlich in 1999 die ersten
demokratischen Wahlen durchgeführt werden konnten.64

5. Bewältigung der Finanzkrise in Indonesien

5.1 Rolle des IWF


Die Aufgaben des IWF sind insbesondere Förderung des Welthandels,
Stabilisierung von Wechselkursen, Verhinderung von Abwertungswettläufen
zwischen einzelnen Ländern, Überwachung der Geldpolitik und
Kreditvergabe an Mitgliedsländer, die unter Zahlungsproblemen zu leiden
haben und somit sowohl ihre Wirtschaft als auch Finanz- und
Unternehmenssektor stabilisieren müssen.65
Indonesien bat den IMF Anfang November 1997- also in einem frühen
Stadium der Krise- um Unterstützung. Schien sich anfänglich die Lage zu
stabilisieren, wurde schon bald offensichtlich, dass die Lösungen doch nicht
adäquat waren.66 Zwar stellte der IWF für Indonesien insgesamt 43
Milliarden US-Dollar zur Verfügung mit dem Ziel, die Volkswirtschaft vor

61
Vgl. Hamilton, C. (2005), S. 69.
62
Vgl. Hamilton, C. (2005), S. 76.
63
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 165ff.
64
Vgl. Gomez, J. (2000), S.205.
65
Vgl. http://www.imf.org/external/pubs/ft/exrp/what.htm Stand: 20.5.2006.
66
Vgl. Fischer, S. (1998), S. 3.
15

dem totalen Zusammenbruch zu bewahren, jedoch stellte es ein großes


Reformhindernis dar, dass die Regierung unter Suharto weder innen- noch
außenpolitisch sowie -wirtschaftlich die erforderlichen
vertrauensbildenden Maßnahmen ergreifen konnte bzw. wollte. So wollte er
trotz Drucks von Seiten des IWF nicht auf eine Dollarbindung der Rupiah
verzichten. Mithilfe eines currency boards sollte die Rupiah in ein festes
Kursverhältnis zum US-Dollar gesetzt werden, da noch genügend dafür
benötigte Währungsreserven zur Verfügung standen. Damit hätte die
indonesische Zentralbank auf eigene Geldpolitik verzichten müssen und
Marktteilnehmern die heimische Währung nur noch gegen Devisen zur
Verfügung gestellte hätte. Ziel war es, der Inflation und damit Erhöhung des
Schuldenstandes Einhalt zu gebieten und zudem Vertrauen
wiederzugewinnen, um wieder an Attraktivität für ausländische Investoren zu
gewinnen. Das hierdurch zufließende Kapital hätte die Währungsreserven
erhöht und zu Geldmengenwachstum geführt und dadurch sinkende Zinsen
hätten Investitionstätigkeit begünstigt. Da Problem lag allerdings in der
Glaubwürdigkeit hierbei, denn ein currency board hätte ohne Reformen im
Inneren wohl keinen Vertrauensgewinn der ausländischen Finanzmärkte
bewirkt und bei weiteren Zuspitzung der wirtschaftlichen Probleme hätte es
den Eindruck vermittelt, die Rupiah sei weiterhin überbewertet.
Abwertungserwartungen hätten dann einen noch stärkeren Vertrauensschaden
verursacht. Der IWF war deshalb gegen ein die Einführung eines currency
boards und legte deshalb nach langwierigen Verhandlungen ein Reformpaket
mit insgesamt 117 Einzelmaßnahmen vor, welche die Erwartungen der
Märkte im Hinblick auf eine weitere Liberalisierung des angeschlagenen
Finanzsektors im einzelnen und des Wirtschaftssystems im ganzen erfüllen
sollten und somit das erforderliche Vertrauen in die Rupiah wieder herstellen
sollte.67
Der Maßnahmenkatalog sah im einzelnen unter anderem vor, den
Finanzsektors zu restrukturieren, indem 16 Banken geschlossen wurden,
Strukturreformen zur Verbesserung der Effizienz und Transparenz in der
Ökonomie, einer stärkeren Privatisierung der Wirtschaft, Zerschlagung von
Monopolen sowie eine Liberalisierung des Außenhandels durchzuführen. Es

67
Vgl. Soukhov, S. (2001), S. 50f.
16

sollte eine straffe Fiskalpolitik durchgeführt werden, um den Finanzsektor


restrukturieren zu können. Das Programm wurde am 15.Januar 1998
modifiziert, da die Rupiah stark abgewertet wurde. Nunmehr sollte die
Fiskalpolitik gelockert werden und ein Defizit von 1% des BIP erreicht
werden. Hierbei sollten Infrastrukturprojekte ausgesetzt werden. Außerdem
sollte der Finanzsektor weiter restrukturiert werden und ein System
geschaffen werden, welches Gläubigern und Schuldnern eine Lösung des
Problems von überschuldeten Unternehmen erlaubt.68

5.2 Bankensektor
Im November 1997 wurden in Indonesien auf Drängen des IWF 16
insolvente Banken geschlossen. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass
für größere Einlagen auch keine Garantien übernommen wurden. Da
daraufhin ein massiver Ansturm auf die Banken einsetzte, musste diese
Politik wieder revidiert werden. Stattdessen wurden generelle Garantien für
Einlagen gegeben, außerdem wurden Eigenkapitalnormen eingeführt und
Einlagensicherungssysteme wurden aufgebaut. Ebenso verpflichtete sich
Indonesien zu mehr Transparenz in der Rechnungslegung und
Abschreibungsvorschriften für notleidende Kredite wurden verschärft.69 Die
Indonesian Bank Restructuring Agency (IBRA) sollte hierbei auf die
Einhaltung der beschlossenen Standards achten.70
Es wurde nunmehr beschlossen, mit insolventen Banken unterschiedlich zu
verfahren: es wurden einige Banken geschlossen, 4 von 7 Staatsbanken
fusionierten und dem Management einer großen internationalen Bank
unterstellt. Weitere Banken wurden von anderen Banken übernommen.
Besitzer insolventer Banken wurden gezwungen, Aktivposten im Wert von
etwa 16 Milliarden US-Dollar bei der Zentralbank zu hinterlegen, um
Verbindlichkeiten aus Mitteln, welche die Zentralbank ihnen als Nothilfe
während der Krise zur Verfügung gestellt hatte, zu decken. Die Zentralbank
hielt diese Aktivposten als Pfand, um einen Ausverkauf dieser zu vermeiden,
während die Bankbesitzer in den kommenden Jahren die Schulden abtragen

68
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 80f.
69
Vgl. Terberger-Stoy, E. (2000), S. 98.
70
Vgl. Trade and Development Report 1998, S. 64.
17

sollten. Da die Spanne zwischen Guthabenzinsen und Darlehnszinsen negativ


war, war davon auszugehen, dass nur Banken mit einem geringen Anteil von
Krediten zu Einlagen diese Phase überleben.71
In einer Studie, in der die Stabilität von Finanzsystemen in verschiedenen
Ländern überprüft wurde, wies Indonesien jedoch im Jahr 1999 einen
Fragilitätsindex von 18 und damit kaum eine Verbesserung zu 1997 auf, wo
es einen Wert von 20 zugewiesen bekommen hatte; der Index geht hierbei bis
24, welches für die höchste Fragilität steht. Auch der Anteil notleidender
Kredite lag in 2000 noch bei etwa 30%72

5.3 Umschuldungen
Im Juni 1998 wurde zwischen einer Vielzahl von privaten Banken und
indonesischen Schuldnern ein Programm zur Umschuldung der immensen
privaten Außenschulden von etwa 80 Milliarden US-Dollar vereinbart. Die
dreiteilige Vereinbarung sah zum einen eine Umschuldung vor. Indonesische
Banken tauschten alte, ungesicherte Verbindlichkeiten in neue, nunmehr von
der Zentralbank garantierte Kredite mit Laufzeiten bis zu vier Jahren um.
Zum anderen wurde eine Sicherung der Verfügbarkeit von Handelskrediten
für indonesische Banken vereinbart, welche ebenfalls von der Zentralbank
garantiert werden. Internationale Banken sagten hierbei zu, indonesische
Banken mit Liquidität zu versorgen. Der dritte Teil betraf die Schaffung einer
Einrichtung zur Abwicklung der Umschuldung, der Indonesian Debt
Restructuring Agency (Indra).73

6. Ausblick und Zusammenfassung


Nach den Erfahrungen aus der Asienkrise wurde eine verstärkte regionale
Zusammenarbeit vereinbart. Kernstück ist ein informeller
makroökonomischer Überwachungsprozess, der eine Überwachung durch
den IWF ergänzen soll und durch den kollektive Maßnahmen durch
Krisenvermeidung ermöglicht werden sollen. Weiterhin wurde eine

71
Vgl. World Economic Outlook 1998, S. 88f.
72
Vgl. Diehl, M. und Nunnenkamp, P. (2001), S. 5f.
73
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 104.
18

gegenseitige Liquiditätshilfe vereinbart. Die Wirksamkeit dieser


Überwachung kann mangels Erfahrungen noch nicht beurteilt werden.
Die Schaffung einer Währungsunion nach Vorbild der europäischen
Währungsunion, um die Region weiter zu stabilisieren, wurde
verschiedentlich diskutiert, jedoch sind die einzelnen Länder zu verschieden
und wohl auch nicht bereit, einen Teil ihrer wirtschaftspolitischen
Souveränität aufzugeben,74 jedoch hält auch der ehemalige Direktor des IWF,
Horst Köhler, die Möglichkeit für eine Währungsunion im asiatischen Raum
für gegeben.75
Wirtschaftlich hat sich Indonesien bisher noch nicht vollständig von den
Auswirkungen der Finanzkrise erholt. Die durch die Krise ausgesetzten
Investitionen in den Infrastruktursektor sind mit Stand 2004 zum großen Teil
noch nicht wieder aufgenommen worden. Investoren bemängeln außerdem,
dass Reformen beispielsweise zur Erhöhung der Transparenz von
Zuständigkeiten bisher noch ausstehen. Trotz zeitlich befristeter Import- und
Steuererleichterungen sowie PR-Kampagnen blieben ausländische
Investitionen in Indonesien bisher hinter den Erwartungen zurück.76 Der
Ausblick auf 2006 ist vergleichbar; Indonesien benötigt weiterhin
ausländisches Kapital, um Defizite im Infrastruktursektor abzubauen.
Bürokratie- und Korruptionsabbau schreitet nur langsam voran. Die
Inflationsraten sind wieder gestiegen und die Rupiah hat gegenüber dem US-
Dollar wieder etwas an Wert verloren. Die Zentralbank reagiert darauf mit
Zinserhöhungen, welches sich zumindest kurzfristig restriktiv auf die
Konjunktur auswirken wird.
Analysten tun sich jedoch schwer damit, Prognosen für die weitere
Entwicklung Indonesiens aufzustellen.77

74
Vgl. Dieter, H. (1999), S. 21.
75
Vgl. Köhler, H (2001).
76
Vgl. Haase, M. u.a. (2004), S. 30 und S. 152f.
77
Vgl. Sauermost, M. (2005), S. 1.
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