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Der Amtsschimmel wiehert
Der Nominalstil und seine Tücken

Christoph Fasel

Als Nominalstil wird die in der Literatur und Journalistik nur von Wenigen bevorzugte Satzbildung
durch die Verwendung von Hauptwörtern bezeichnet. Sie stutzen bei diesem Satz? Zu Recht. Denn
dieser Einleitungssatz ist gerade aus jenem Holz geschnitzt, das Sie zukünftig bitte kräftig spalten
und hilfsweise in der Glut Ihres Schreibschaffens verfeuern sollten. Lesen Sie, warum Sie den No-
minalstil für die Kommunikation Ihrer Wissenschafts-Ergebnisse weiträumig umfahren sollten.

Gliederung Seite

1. Wie sich gesprochene und geschriebene Sprache in der Rezeption


unterscheiden 2
2. Was die Nominalstil-Falle aus Texten macht – und wie man sie rechtzeitig
erkennt 2
3. Wie Sie Nominalstil am besten übersetzen 4

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E 1.3 Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?

Die richtige Sprache sprechen

1. Wie sich gesprochene und geschriebene


Sprache in der Rezeption unterscheiden
Wir haben es schon bei den Ergebnissen der Hamburger
Verständlichkeitsforschung (siehe Kapitel E 1.2) vernommen: Unser
Kurzzeitgedächtnis speichert beim Zuhören 7 bis maximal 14 Wörter
pro Satz – bei geschriebenen Texten liegt die Obergrenze der
Verständlichkeit bei maximal 18 Wörtern pro Satz. Gesprochene
Sprache greift – öfter als geschriebene – oft auf
Nominalkonstruktionen zurück. Und das stört uns auch nicht
sonderlich. Denn einer der Gründe dafür ist, dass gesprochene
Sprache rasch und ohne Umwege zur Sache kommen will. Dafür
greift sie gerne auf schon gefallene Wörter zurück und baut sie in
neuer Wortform in die Argumentation ein. Detaillierte Stilkritik wird
an mündlicher Rede, die nicht aufgezeichnet wird, nur selten geübt.

Schreiben fordert Gesprochene Sprache ist zudem Kunst in der Zeit: Bei einem
Sorgfalt! geschriebenen Text kann ich mein eigenes Lesetempo bestimmen,
innehalten, zurückblättern oder Passagen zweimal lesen, wenn ich es
denn will. Nicht so bei gesprochenen Texten. Sie drängen vorwärts.
Sprachmacken wie eine Nominalkonstruktion werden dabei ohne
Probleme in Kauf genommen – der nächste Satz steht schließlich vor
der Tür.

2. Was die Nominalstil-Falle aus Texten


macht – und wie man sie rechtzeitig
erkennt
Ganz anders sieht das in geschriebener Sprache aus: Hier wägt der
Leser deutlich kritischer, was er geboten bekommt – er hat ja
schließlich auch die Zeit dazu. Und Tatsache ist: Nominalstil steht
gerade in geschriebener Sprache gleich für eine ganze Reihe von
Untugenden.

Drei Gründe gegen den Nominalstil

Erster Grund: Nominalstil macht die Sprache starr, kraftlos, gelähmt.


Denn dem Nominalstil fehlt die Bewegung des Verbes. Verben
drängen Sätze vorwärts, eine Häufung von Hauptwörtern lässt sie
erschlaffen.

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Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 1.3

Die richtige Sprache sprechen

Informationen zum Autor:


Prof. Dr. Christoph Fasel lehrt als Dekan an der SRH Hochschule in Calw Medien- und Kommuni-
kationsmanagement; als Journalist Arbeit u. a. bei BILD, Abendzeitung, Bayerischer Rundfunk,
Eltern. Er war Reporter des STERN, Chefredakteur von Reader’s Digest Deutschland und
Österreich und Leiter der Henri Nannen Journalistenschule Gruner+Jahr/DIE ZEIT. Als
Medienentwickler der WortFreunde Kommunikation berät er Institutionen, Verlage und Unternehmen
im In- und Ausland. Er ist Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins „Faszination Forschung“ der
TU München.

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