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Ein Tritt in den Hintern Einwirkung“ seien jedoch „nicht

Kolja Butzki erkennbar“.


Ganz bestimmt hätte der Streit um das
„Ein bisschen weniger Rechtsstaat würde Namensschild und den Tritt auch
uns allen manchmal ganz gut tun“. Wie einfacher geschlichtet werden können.
kann es dazu kommen, dass ein Richter Jeder Richter hat über Wichtigeres zu
so etwas in einer Verhandlung sagt? urteilen als diesen Fall. Da ein Richter
sich aber nicht aussuchen kann, welchen
An einem Februarmorgen dieses Jahres Fall er behandelt und welchen nicht
erhielt Hausmeister Schwendtek von bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich
seinem Chef den Auftrag, die der Sache wohl oder übel anzunehmen.
Namensschilder an Klingel und
Briefkasten von Herrn Dittert zu Acht Monate später betritt Herr Dittert –
entfernen. Diesem sei die Wohnung nun Angeklagter in einem Strafprozess –
gekündigt worden. den Gerichtssaal des Amtsgerichtes
Magdeburg. Ihm voraus geht sein eigens
Gerade hat Schwendtek das angeheuerter Anwalt. Dittert wirkt um
Namensschild vom Briefkasten einiges eifriger als sein Anwalt, er trägt
abgeschraubt, da kommt Herr Dittert aus gleich zwei prall mit Papieren gefüllte
dem Haus. „Was machen Sie an meinem Aktentaschen mit sich. Wofür er diese
Briefkasten! Geben Sie sofort das Schild Mengen an Unterlagen braucht, wird
zurück!“, ruft er. Der Hausmeister – deutlich als er anfängt zu sprechen:
seinem Arbeitsherrn treu ergeben – Jedes einzelne Wort liest er vom Papier
erwidert, er werde das Schild ab. Sein Anwalt, der nur einen dünnen
niemandem zurück geben außer seinem Hefter dabei hat, schaut drein wie ein
Chef. Dittert sieht sich als Opfer eines Konfirmand, der sich in der Kirche das
Diebstahls und ruft die Polizei, die eine Lachen verkneift. Seine Mimik wirkt um
halbe Stunde später eintrifft. Was Ernst bemüht.
während dieser halben Stunde genau Nachdem der Staatsanwalt die
passiert, wissen nur die beiden Anklageschrift verlesen hat, versucht der
Beteiligten. In der Anklageschrift wird Richter sich kurz ein Bild vom
später stehen, Herr Dittert sei Herrn Tathergang zu machen. Der Betroffene
Schwendt ins Haus gefolgt und habe ihn und der Beschuldigte dürfen sich dazu
dort „nach einer verbalen äußern. Nachdem Dittert in Auszügen
Auseinandersetzung ins Gesäß aus seiner umfangreichen Darstellung
getreten“. Die kurz danach eintreffende vorgelesen hat, schlägt der Richter vor,
Polizei fährt wieder ab, ohne eine dieses Verfahren einzustellen. Zumal
Anzeige aufzunehmen. Den Grund des dem Hausmeister, der jetzt als Zeuge
Streits sehen die Polizisten – wohl nicht auftritt, gar nichts mehr an einer
ganz ungerechtfertigt – als Lappalie an. Verurteilung Ditterts liegt: „Bei allem
Dittert möge seinen Diebstahlvorwurf Respekt wir reden doch hier von nichts
noch einmal überdenken, der Streit weiter als einem Tritt in den A...!“, die
könne sicherlich auch ohne Polizei Kosten solle der Angeklagte tragen.
geklärt werden. Dittert droht mit einer Damit ist dieser jedoch ganz und gar
Klage gegen Schwendtek. nicht einverstanden. „Zahlen sie
eigentlich Steuern, Herr Dittert?“, fragt
Hausmeister Schwendtek beschließt im der Richter. „Wissen sie, was das Ganze
Laufe des Vormittags (und nach hier kostet?“. Dieses Verfahren auf
Rücksprache mit seiner Frau) dem Herrn Kosten des Steuerzahlers – nicht mit ihm.
Dittert doch noch eins auszuwischen und Daraufhin zieht sich Herr Dittert mit
geht zur Polizei. Dort erstattet er Anzeige seinem Anwalt zur Beratung zurück.
gegen Dittert. Gleich danach sucht er Kaum haben die beiden den Saal
zwei Ärzte auf, um sich die ihm durch verlassen, beginnen der Richter und der
den Fußtritt entstandenen körperlichen Staatsanwalt Witze über ihre in diesem
Beeinträchtigungen attestieren zu Fall sinnlose und überflüssige Arbeit zu
lassen. Die Ärzte diagnostizieren brav machen. Nachdem Herr Dittert zweimal
„eine fünf mal fünf Zentimeter große aufgefordert wurde, die Beratung kurz zu
Rötung im Bereich des Gesäßes“ sowie halten, kommt er zu einem Entschluss. Er
eine „Lendenwirbelsäulenblockierung“. möchte nicht, dass das Verfahren
„Anzeichen einer äußerlichen eingestellt wird. Seine Schuld solle ihm
bitte nachgewiesen werden. So wird also
der nächste Gerichtstermin festgelegt.
Als Zeugen werden dann die von Dittert
alarmierten Polizeibeamten, die Ehefrau
Schwendteks, die beiden Ärzte, die
Chefin des Hausmeisters und ein
Arbeitskollege (welchem von dem Vorfall
erzählt wurde) geladen sein. Nach
mindestens ein bis zwei weiteren
Terminen wird das Gericht in der Lage
sein, ein Urteil zu fällen. Sollte Herr
Dittert mit diesem Urteil unzufrieden
sein, so kann er es in der zweiten und
dritten Instanz anfechten. Dabei werden
nicht nur weitere Kosten auf den
(ohnehin schon mit 12.000 EUR
verschuldeten) Angeklagten zukommen,
auch Vater Staat wird für diesen Zwist
tief in die Tasche greifen müssen.

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