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Revolution als Simulation: Nachhaltige Entwicklung

In diesem Jahr jährt sich die Veröffentlichung des Brundtland­Berichts und damit der 
Bestimmung des Begriffs der Nachhaltigen Entwicklung zum 20. mal. Die darin aufgestellten 
Zielvorstellungen sind nach wie vor von unveränderter Aktualität. Daran können auch die 
falschen Umsetzungsvorschläge des Berichts nichts ändern.

Julian Kuppe

Im Jahr 1987 wurde mit dem Bericht „Our Common Future“ der Weltkommission für Umwelt und 
Entwicklung, die unter dem Vorsitz der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Brundtland stand, 
ein zentraler Text für das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung veröffentlicht. In diesem Dokument 
ist die Widersprüchlichkeit, welche die gesamte nachfolgende Diskussion kennzeichnet, bereits 
enthalten. Diese Widersprüchlichkeit ergibt sich vor allem aus einer zutreffenden Identifizierung des 
Zusammenhanges der Umwelt­ und Entwicklungsproblematik einerseits und einer unzureichenden 
Analyse der dem zugrundeliegenden Ursachen andererseits, woraus die unzutreffenden und daher 
unwirksamen Handlungsempfehlungen des Berichts resultieren. An der Richtigkeit der grundlegenden 
Zielvorstellungen, die in dem Bericht entwickelt werden, ändern die falschen Umsetzungsvorschläge 
jedoch nichts. Diese Tatsache wird von Kritikern des Konzepts Nachhaltiger Entwicklung leider immer 
wieder übersehen.

Die Zielvorstellung des Berichtes, welche zugleich die zentrale Bestimmung des Begriffs der 
Nachhaltigen Entwicklung darstellt, lautet: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die 
Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen 
Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Hauff 1987:47). Damit werden zwei wesentliche Ziele des 
Konzepts bestimmt: intragenerative und intergenerative Gerechtigkeit in Bezug auf Umwelt und 
Entwicklung. Diese Zielvorstellung ist es, die dazu führt, dass der Sachverständigenrat für 
Umweltfragen der Bundesregierung zur Einschätzung gelangt: „Die (...) politische Zielbestimmung 
´sustainable development` enthält eine Programmatik für die Bewältigung der gemeinsamen Zukunft 
der Menschheit, die – wenn sie ernst genommen wird – revolutionär sein kann“ (SRU 1994:Tz.1).

Es verwundert daher wenig, dass diese grundsätzlichen Zielvorstellungen sich auch bei Marx finden. 
In Bezug auf den Menschen ist dies so klar, dass eine Erwähnung kaum sinnvoll erscheint, in Bezug 
auf die Umwelt wird dagegen kaum Kenntnis davon genommen, was einigermaßen verwundert, 
angesichts des immer weiter zunehmenden Ausmaßes der menschlich verursachten 
Umweltveränderungen und dem Zusammenhang dessen mit gesellschaftlichen Entwicklungen. 
Darüber hinaus beschränken die teilweise irreversiblen Umweltveränderungen die Möglichkeiten 

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zukünftiger gesellschaftlicher Entwicklung überhaupt, d.h. auch die einer möglichen Assoziation freier 
Individuen, was Marx klar festgestellt hat: „...jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur 
ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, 
jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebene Zeitfrist zugleich ein Fortschritt 
im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. Je mehr ein Land, wie die Vereinigten Staaten 
von Nordamerika z. B., von der großen Industrie als dem Hintergrund seiner Entwicklung ausgeht, 
desto rascher dieser Zerstörungsprozeß. Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die 
Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die 
Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter“ (Marx 1969:530). Daher ist eine 
konsequente Folgerung aus der Erkenntnis dieses Zusammenhanges durch Marx seine Forderung: 
„Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften 
zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, 
und haben sie als boni patres familias den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen“ 
(Marx 1968: 784). Marx ist somit als ein Urheber des Gedankens einer Nachhaltigen Entwicklung zu 
betrachten.

Weit expliziter als bei Marx wird das Verhältnis von Gesellschaft und Natur in der Kritischen Theorie 
behandelt. Insbesondere Horkheimer (1992:94) hebt dieses Verhältnis in der gegenwärtigen 
kapitalistischen Gesellschaft als ein herrschaftsförmiges und in komplexer Weise miteinander 
verbundenes hervor: „Naturbeherrschung schließt Menschenbeherrschung ein. Jedes Subjekt hat 
nicht nur an der Unterjochung der äußeren Natur, der menschlichen und der nichtmenschlichen, 
teilzunehmen, sondern muß, um das zu leisten, die Natur in sich selbst unterjochen.“ Verbunden mit 
dem Herrschaftsprinzip ist der Begriff des Ichs, wodurch ein Dualismus von Ich und Natur entsteht. So 
wird „Natur heute mehr denn je als ein bloßes Werkzeug des Menschen aufgefasst. Sie ist Objekt 
totaler Ausbeutung, die kein von der Vernunft gesetztes Ziel und daher keine Schranke kennt. ... 
Freilich geht die Gier des Menschen, seine Macht in zwei Unendlichkeiten hinein auszudehnen, den 
Mikrokosmos und das Universum, nicht unmittelbar aus seiner eigenen Natur hervor, sondern aus der 
Struktur der Gesellschaft.“ (Horkheimer ebd.:107). Die sozialen Benachteiligungen sowie die massiven 
Umweltschädigungen resultieren demnach aus spezifischen Konstellationen gesellschaftlicher und 
psychischer Strukturen. Aus dieser Erkenntnis heraus betrachtet Horkheimer (ebd.:123) als Ausweg 
den Einsatz reflexiven Denkens: „Der einzige Weg, der Natur beizustehen, liegt darin, ihr scheinbares 
Gegenteil zu entfesseln, das unabhängige Denken.“ Dadurch erst besteht die Möglichkeit der 
scheinbar naturgegebenen Naturbeherrschung zu entgehen: „Die Unterjochung der Natur wird in 
Unterjochung des Menschen zurückschlagen und umgekehrt, solange der Mensch seine eigene 
Vernunft und den grundlegenden Prozeß nicht versteht, durch den er den Antagonismus geschaffen 
hat und aufrecht erhält, der sich anschickt, ihn zu vernichten. Vernunft kann nur dadurch mehr sein als 
Natur, daß sie sich ihre »Natürlichkeit« ­ die in ihrer Tendenz zur Herrschaft besteht – konkret bewusst 
macht, die nämliche Tendenz, die sie paradoxerweise der Natur entfremdet. Damit wird sie, indem sie 
ein Instrument der Versöhnung ist, zugleich mehr sein als ein Instrument.“ (Horkheimer ebd.:165) Die 

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Zielvorstellung dabei ist nach Horkheimer (ebd.:122) folgende: „Ohne den Fehler zu begehen, Natur 
und Vernunft gleichzusetzen, muss die Menschheit versuchen, beide zu versöhnen.“ Die Kritische 
Theorie zielt mit der Vollendung der Aufklärung und der wahrhaft vernünftigen Einrichtung der Welt 
durch die mündig gewordenen Individuen weit über die Zielvorstellungen des Konzepts der 
Nachhaltigen Entwicklung hinaus. Jedoch stellt sich damit auch die Frage ob das letztere überhaupt 
ohne das erstere zu haben ist.

Gegenwärtig jedenfalls wird die Welt, trotz aller, wie auch immer gearteten, Bemühungen in den 
letzten 20 Jahren, immer nichtnachhaltiger. Dies bleibt ein reales Problem, woran alle angebrachte 
Kritik am Umgang mit dieser Problematik nichts ändert. So stellt Spehr (1996) das Konzept der 
Nachhaltigen Entwicklung als Reaktion des Kapitalismus auf ökologische Krisenerscheinungen dar, 
als ein Programm für einen effektiveren Kapitalismus und bezeichnet es aus emanzipatorischer 
Perspektive als „Ökofalle“. Auf ähnliche Weise analysieren Eblinghaus und Stickler (1996) Nachhaltige 
Entwicklung. Sie begreifen dieses Konzept im Zusammenhang des Diskurses über Umwelt und 
Entwicklung als Strategie modernisierter Herrschaftssicherung und Baustein für ein neues 
hegemoniales Projekt, welcher in besonderer Weise geeignet ist kritische Potentiale in herrschende 
gesellschaftliche Strukturen einzubinden. Inzwischen ist erkennbar, dass, zumindest bisher, das 
Programm der ökologischen Modernisierung des Kapitalismus fehlgeschlagen ist bzw. so 
unzureichend war, dass ökologische Verbesserungen ausgeblieben sind und sich im Gegenteil die 
Umweltsituation weiter verschlechtert hat. Gegenwärtig ist der Klimaschutz zum spektakulären 
Großereignis geworden und hat medial die Diskussion um Nachhaltige Entwicklung praktisch 
abgelöst. Andererseits stellt Blühdorn (2007) fest, dass es der Politik in erster Linie darauf ankommt 
die Funktionsfähigkeit des bestehenden Produktions­ und Konsummodells zu erhalten und 
ökologische Fragen letztlich so gut wie irrelevant sind. Er spricht im Zusammenhang damit auch von 
einem postökologischen Zeitalter, in dem es vor allem um die Erhaltung des Nichtnachhaltigen geht. 
Nichtsdestotrotz bleiben die grundlegenden Probleme des Systems des demokratischen 
Konsumkapitalismus weiterhin ungelöst und bestehen als mehr oder weniger offensichtlicher 
Widerspruch fort. Die ökologische Nichtnachhaltigkeit ist dabei aber nur eine von drei fundamentalen 
Problematiken, zu denen außerdem soziale Nichtnachhaltigkeit und normative oder kulturelle 
Nichtnachhaltigkeit gehören (Blühdorn ebd.). Daraus ergibt sich ein Dilemma, in der sich die 
gegenwärtige Gesellschaft befindet: Um den Gefahren des ökologischen, sozialen und normativen 
Zusammenbruchs zu begegnen ist eine radikale Veränderung der Gesellschaft notwendig, jedoch gibt 
es weder eine konkrete Vorstellung einer realisierbaren Alternative, noch besteht der politische Wille 
oder die Fähigkeit vom Bestehenden abzuweichen. Es besteht also das Problem, dass die dreifache 
Krise der Nichtnachhaltigkeit derzeit weder zu lösen ist, noch ungelöst bleiben kann. Nach Blühdorn 
(ebd.) ist für die Gesellschaft und insbesondere für die Politik damit eine kategorial von bisherigen 
Fragestellungen verschiedenes Problem aufgetaucht: Wie kann mit den unlösbaren Problemen der 
ökologischen, sozialen und normativen Nichtnachhaltigkeit umgegangen werden und dabei das 
Nichtnachhaltige aufrechterhalten werden? Als gesellschaftliche Antwort auf dieses Problem sieht er 

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eine Strategie der Simulation an, die sich durch simulative Politik und eine Performanz der 
Ernsthaftigkeit bzw. der Authentizität äußert, d.h. eine performative Reproduktion authentischer Politik, 
wobei keine tatsächlich authentische Politik hergestellt wird, sonder nur eine Vorstellung davon 
erzeugt wird.

So bleiben die zentralen Forderungen des Brundtland­Berichts, welche grundlegende Problematiken 
des kapitalistischen Gesellschaftssystems auf globaler Ebene darstellen, unerfüllt und eine 
tatsächliche Einlösung, die tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen erfordern würde, scheint 
nicht in Sicht. Worauf es ankommen würde um die Simulation oder das Spektakel zu durchbrechen 
und wirkliche Veränderungen zu erreichen ist aus der Betrachtung der hier dargestellten und weiterer 
Ansätze zu entnehmen. Die Veränderungen müssen auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig vollzogen 
werden: auf der Ebene der Ökonomie, auf der Ebene der Politik und auf kultureller oder normativer 
Ebene. Dafür wiederum wären Transformationen im Bewusstsein sowie in der Praxis der 
gesellschaftlichen Individuen in einen Ausmaß notwendig, welches sich in Transformationen 
gesellschaftlicher Strukturen äußert. Bis dahin stellen die grundlegenden Ziele des Konzeptes 
Nachhaltiger Entwicklung ebenso eine Utopie dar, wie die Vorstellung von Marx von einer 
kommunistischen Gesellschaft, welche den Stoffwechsel mit der Natur rationell regelt und so die 
natürlichen Grundlagen menschlicher Existenz bewahrt, und Horkheimers Ziel einer Versöhnung von 
Vernunft und Natur.

Literatur:

Blühdorn, I. 2007. Sustaining the Unsustainable: Symbolic Politics and the Politics of Simulation. 
Environmental Politics 16/2: 251­275

Eblinghaus, H. u. A. Stickler 1996. Nachhaltigkeit und Macht. Zur Kritik von Sustainable Development. 
Frankfurt/M.

Hauff, V. (Hg.) 1987. Unsere gemeinsame Zukunft – Der Brundtlandbericht der Weltkommission für 
Umwelt und Entwicklung. Greven.

Horkheimer, M. 1992. Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Frankfurt/M.

Marx, K. 1968. Das Kapital. Dritter Band, MEW, Bd. 25, Berlin.

Marx, K. 1969. Das Kapital. Erster Band, MEW, Bd. 23, Berlin.

Spehr, C. 1996. Die Ökofalle. Nachhaltigkeit und Krise. Wien.

SRU (Sachverständigenrat für Umweltfragen) 1994. Umweltgutachten 1994. Für eine dauerhaft­
umweltgerechte Entwicklung. Stuttgart.

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