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nachrichten g 3336 14.3.2002 18. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
Bundesregierung Chorweiler
schützt NPD-V-Leute Bürger in
Berlin. Die Bundesregierung will Erwartung
jede weitere Aufklärung des V-Leu- der neofa-
te-Skandals verhindern. Das zeigt schistischen
ihre Antwort auf eine Kleine Anfrage Gruppie-
der PDS zu diesem Komplex. Auf rung „Pro
alle Fragen nach V-Leuten in der Köln“ um
NPD, ihrer Bezahlung und Führung Manfred
durch die VS-Ämter, nach Straftaten Rouhs am
und anderen Aktivitäten verweigert 9.3. Bericht
Schily die Antwort. Das gilt selbst Seite 5
für führende Neonazis wie den vom Foto: arbei-
Landesamt NRW 36 Jahre als V- terfotografie
Mann geführten Wolfgang Frenz,
den Auslöser des jüngsten V-Leute-
Skandals, und den zweiten NPD-
Spitzenfunktionär und V-Mann Udo
Erfolgreiche NPD-Tarnung
Holtmann. 24 Jahre war Holtmann Rassistische Liste zieht in den Nürnberger Stadtrat ein
V-Mann des VS. In dieser Zeit stieg
er in den Bundesvorstand der NPD Erstmals seit über 30 Jahren ist und 1990 war er Spitzenkandidat der
auf, wurde Chefredakteur und pres- es der neonazistischen NPD ge- NPD-Liste, die mit zuletzt 0,3 Prozent
serechtlich Verantwortlicher des lungen, bei den Nürnberger nicht zuletzt durch die Konkurrenz mit
NPD-Zentralorgans „Deutsche Stim- Stadtratswahlen, die im Rahmen der den „REPs“ scheiterte. Auch bei verschie-
me“, zeichnete für zahllose Hetzarti- bayerischen Kommunalwahlen am 3. denen Landtags- und Bundestagswahlen
kel verantwortlich, meldete Demon- März stattfanden, ein Mandat zu errin- trat Ollert für die NPD als Kandidat öf-
strationen an, leitete und organisierte gen. Allerdings ist die NPD nicht unter fentlich auf, im Moment fungiert er als
viele andere Aktionen der Neonazis. ihrem eigenen Namen angetreten, son- bayerischer Landesvorsitzender seiner
Trotzdem verweigert die Bundesre- dern mit einer Tarnliste unter der Be- Partei. Mit seinem Einzug in den Nürnber-
gierung jetzt auf Fragen zu diesem zeichnung „Bürgerinitiative Ausländer- ger Stadtrat ist Ollert zugleich das derzeit
V-Mann jede Antwort. stopp“ (BIA). einzige NPD-Mitglied in einem Kommu-
Zur Tätigkeit von V-Leuten nehme nalparlament einer bundesdeutschen
sie „grundsätzlich nur vor den dazu Dem vorläufigen amtlichen Ergebnis zu- Großstadt. So verwundert es auch nicht,
bestellten Gremien des Deutschen folge, kam die rassistische Liste auf 2,3 dass die Bundespartei den Ausgang einer
Bundestages Stellung“. Also nur vor Prozent der Stimmen (zum Vergleich: die Stadtratswahl als großen Erfolg feiert –
der Parlamentarischen Kontrollkom- FDP kam auf 2,1 Prozent), während die auch wenn der frischgewählte Mandatsträ-
mission, die zur Geheimhaltung ver- sogenannten „Republikaner“ von 3,0 auf ger innerhalb der NPD eher der parteiin-
pflichtet ist und in der die PDS nicht 1,4 Prozent abfielen. Für einen Sitz im ternen Opposition gegen das Führungsduo
vertreten ist. Nicht anders bei NPD- Nürnberger Stadtrat wird rund 1,4 Prozent Voigt/Mahler zuzurechnen ist. Auch ist
V-Leuten, die von den VS-Lan- der Stimmen benötigt. noch nicht abzusehen, ob das „Beispiel
desämtern geführt werden. Antwort: Im Wahlkampf hatte die angebliche Nürnberg“ in anderen Großstädten, in de-
„Zu Angelegenheiten der Länder „Bürgerinitiative“ vergeblich versucht, nen die NPD bisher kaum Aussichten bei
nimmt die Bundesregierung grund- sich als „überparteilich“ verkaufen zu Wahlen hatte, Schule machen soll. Sollte
sätzlich nicht Stellung.“ können. Alleine die ersten drei Listenplät- Nürnberg ein Testlauf gewesen sein, ein
Faktisch läuft die Aussageverwei- ze waren mit NPD-Kadern besetzt und bevorstehendes Verbot der Partei durch
gerung der Regierung auf einen auch auf den hinteren Plätzen fanden sich Gründung von Tarnlisten zu umgehen und
behördlichen Schutz dieser Neonazis zahlreiche Mitglieder und Funktionäre der gleichzeitig größere Wählerschichten als
und ihrer möglichen kriminellen Ak- Nazi-Partei. Als Spitzenkandidat fungierte bislang zu mobilisieren – so ist dieser
tivität vor allen Nachfragen hinaus. der nunmehr gewählte Stadtrat Ralf Ollert Testlauf aus Sicht der Rechtsextremisten
PM Ulla Jelpke u. Carsten Hübner aus Nürnberg-Eibach. Der 41jährige, bei erfolgreich absolviert worden.
BT-Drucksache 14/8153, 14/8178 ■ der Firma Thyssen beschäftigte Großhan- Bleibt nur noch anzumerken, dass linke
delskaufmann ist kein unbeschriebenes und internationalistische Kräfte auch bei
Blatt. In den 80er Jahren war er jahrelang dieser Stadtratswahl in Nürnberg vor der
Aus dem Inhalt: mittelfränkischer Bezirks- und bayerischer Tür blieben – die „Bunte Internationale
Landesvorsitzender der NPD-Jugendorga- Liste“ (BIL) kam auf 0,8 Prozent, der An-
Calwer Truppe auf
nisation „Junge Nationaldemokraten“ teil der PDS ging von 1,3 auf 1,2 Prozent
Terroristenjagd . . . . . . . . . . 8
(JN). In der letztgenannten Funktion zurück – im Gegensatz zu München, wo
Antidiskriminierungsstellen
gehörte er auch dem bayerischen NPD- die PDS mit 1,5 Prozent in den Stadtrat
gesetzlich verankern . . . . 13
Landesvorstand und dem JN-Bundesvor- der Landeshauptstadt einzog.
stand an. Bei den Stadtratswahlen 1984 Jörg Fischer ■
: meldungen, aktionen
Rechte Schülerdemo an der Berliner Humboldt-Universität kleine Minderheit mit Eherechten privi-
Greifswald. In der neuesten Ausgabe tätig. Heinrichs trat am 20. November legiert, obwohl sie aus offensichtlichen
der neofaschistischen Zeitschrift „Nation 1999 auf einer Veranstaltung der rechten Gründen keine Kinder bekommen
und Europa“ wird für Samstag, den 1. Hamburger Initiative „Aufbruch ‘99“ als kann“. Die „rotgrüne Koalition unter-
Juni, in Greifswald eine rechte Schüler- Referent auf und stellte dort „vor über nimmt leise eine radikale Kulturrevoluti-
demonstration unter dem Motto „Gegen hundert geladenen Gästen..... sein Ge- on nach den Maximen der 68er Studen-
Medienhetze und politische Verfolgung“ sellschaftsmodell des vierfachen Pfades tenrevolte“, so Gersdorff, der noch bis
angekündigt. Beginnen soll der neofa- vor, bei dem es u.a. um die bisher unvoll- 1998 gelegentlich Autor der Wochenzei-
schistische Aufmarsch um 10 Uhr an der kommene Gewaltenteilung geht“, tung „Junge Freiheit“ war. „Bekämpfen
Friedrich-Engels-Schule, Rigaer Straße schrieb der rechte Informationsdienst Sie die Homo-Ehe im Wahlkampf“ und
(Ostseeviertel Parkseite). hma ■ „DESG-Inform“ (10-12/1999) über die geben sie „den Wählern das Wahlver-
Veranstaltung. Weitere Referenten waren sprechen, die Homo-Ehe zurückzuneh-
„Staatsbürgerliche Runden“ u.a. Wolfgang Juchem von der „Aktion men, falls die Union 2002 die Regie-
Freies Deutschland“, in der Vergangen- rungsverantwortung übernimmt“, fordert
in Bayern heit Redner u.a. in Hetendorf und bei er von CDU/CSU und ruft zu einer Un-
Bamberg/Nürnberg. Eine „Staatsbür- Rudolf-Hess-Aufmärschen und Dr. Ri- terschriftenaktion auf. hma ■
gerliche Runde Bamberg“ kündigt für golf Hennig, ein ehemaliger Funktionär
Freitag, den 15. März um 19 Uhr eine der „Deutschen Liga für Volk und Hei- Giftanschlag der „SNLA“
Veranstaltung mit M.A. Michael Geissler mat“ (DLVH). Initiator des „Aufbruch
an. Geissler stellt dort das „Grüne Buch“ ‘99“ war Thomas Nissen, heute Landes- Großbritannien/London. Eine „Na-
von Muammar al-Gaddafi vor. Für Frei- vorsitzender der sog. „Republikaner“ in tionale Schottische Befreiungsarmee“
tag, den 19. April ab 19 Uhr wird der Hamburg. Unter den Gästen der Veran- (SNLA) hat sich zu einem vereitelten
Rechtsanwalt Lothar Meitner mit einem staltung befanden sich u.a. Annemarie Giftanschlag auf den britischen Premier-
„Argumentationstraining für die politi- Paulitsch von Horst Mahlers „Bürgerbe- minister Tony Blair und andere Politiker
sche Arbeit“ angekündigt. Im „Witikob- wegung für unser Land“, heute NPD, bekannt. Mehrere sicher gestellte Pakete
rief“ der „nationalen sudetendeutschen Ferdinand Neitzert von Mechtersheimers enthielten Ätznatron. Zuvor hatte die Po-
Gesinnungsgemeinschaft“, des „Witiko- „Deutschland-Bewegung“, Wolfgang lizei eine telefonische Warnung der
bund“, wurde 1997 ein Rechtsanwalt Dahlmann vom „Arbeitskreis für deut- schottischen Separatistengruppe erhal-
gleichen Namens als neues Mitglied be- sche Politik“, ehemals Landesfunktionär ten, die vor insgesamt 16 Paketen ge-
grüßt. Am Freitag, den 31. Mai referiert der „DVU“ und Prof. Dr. Klaus Sojka, warnt hatte. hma ■
ab 19 Uhr in Bamberg Hartmut Wostu- ehemals Bundesvorstandsmitglied der
patsch zum Thema „Nationalsozialismus „DVU“. Ende 1999 wurde Prof. Hein- Riess-Passer bei der SLÖ
– was ist das eigentlich?“. Wostupatsch richs, der auch für die Zeitschrift „Der
wurde in der NPD-Zeitung „Deutsche Dritte Weg“ der Silvio Gesell-Anhänger Österreich/Wien. Die FPÖ-Chefin und
Stimme“ (12/2001) als „freier Aktivist“ um die „Freisoziale Union“ (heute „Hu- österreichische Vizekanzlerin Dr. Susan-
und Redner auf einer in Lüdenscheid manwirtschaftspartei“) zur Feder griff, ne Riess-Passer spricht am 9. März auf
stattgefundenen „Landesaktion der für den „Fragebogen“ der Wochenzei- einer Veranstaltung der „Sudetendeut-
NPD“ am 19. Januar diesen Jahres an- tung „Junge Freiheit“ befragt. schen Landsmannschaft“ in Österreich
gekündigt. Heinrichs gehörte noch im vergange- (SLÖ) zum Thema: „1919: Sudetendeut-
Bei der „Staatsbürgerlichen Runde“ in nen Jahr dem „Arbeitskreis Demokratie- sche für Österreich. 2002: Österreich für
Nürnberg referiert am 16. April um 19.30 reform“ an, in dem u.a. auch Prof. Dr. Sudetendeutsche“. Die Veranstaltung un-
Uhr RA Lothar Meitner zum Thema „Die Hans-Werner Bracht, im vergangenen ter dem Motto „Sudetendeutsches Ge-
indogermanischen Sprachen“. Für Jahr Interviewpartner des NPD-Organs denken zum 83. Jahrestag des Bekennt-
Dienstag, den 4. Juni wird dort ab 19.30 „Deutsche Stimme“, der ehemalige U- nisses zu Österreich und zum Selbst-be-
Uhr ein Vortrag des Diplom-Germani- Boot-Kommandant und Ritterkreuzträ- stimmungsrecht 57 Jahre nach der Ver-
sten Jürgen Schwab zum Thema „Vom ger RA Dr. Hans Georg Hess und der treibung“ findet im Großen Festsaal des
europäischen Staatenkrieg zum globalen „Nation und Europa“-Autor, Brigadege- Wiener Kongresshauses statt. Der Bun-
Partisanenkampf“ angekündigt. Schwab, neral a.D. Reinhard Uhle-Wettler, mitar- desobmann der SLÖ, Gerhard Zeisel,
Autor im NPD-Organ „Deutsche Stim- beiten. Es fällt seit einiger Zeit auf, das äußerte im vergangen Jahr in einem In-
me“, war noch im vergangenen Jahr Lei- die Gesell-Anhänger um die Zeitschrift terview mit der Zeitschrift „Eckartbote“
ter des „Arbeitskreises Volk und Staat“ „Humanwirtschaft“ und der gleichnami- der deutschtümelnden „Österreichischen
beim NPD-Parteivorstand. hma ■ gen Partei mit ihrem neuen Outfit ver- Landsmannschaft“ u.a.: „...niemand wird
stärkt Einfluss auf die Friedens- und uns dazu bringen, auf jahrhundertealte
Rechter Gast bei Friedens- Ökologiebewegung zu nehmen versu- Rechte zu verzichten“. Der Schriftleiter
chen. hma ■ des „Eckartboten“, Helmut Müller, war
bewegung wiederholt Autor im NPD-Organ „Deut-
Weddersleben/Quedlinburg. Die in DVCK gegen „Homo-Ehe“ sche Stimme“. hma ■
Nürnberg verlegte Zeitschrift „HUM-
ANWIRTSCHAFT“, früher „Der Dritte Frankfurt/Main. „Keine Homo-Ehe in NS-Kollaborateur geehrt
Weg“, kündigt in ihrer neuesten Ausgabe Deutschland!“ fordert Mathias von Gers-
für den 27./28. April ein Seminar der dorff von der „Deutschen Vereinigung Norwegen/Oslo. Der mit zahlreichen
Friedensbewegung unter dem Titel „Das für eine Christliche Kultur“ (DVCK) in Veranstaltungen begangene 50. Todestag
Volk ist der Souverän“ in Weddersleben einer Anzeige in der „FAZ“ (3.3.02) von des Nobelpreisträgers Knut Hamsun
bei Quedlinburg an. Neben bekannten den Unionsparteien CDU/CSU, stellver- (1859-1952) am 19. Februar hat in Nor-
Referenten aus den verschiedenen Spek- tretend Angela Merkel und Edmund wegen eine regelrechte Hamsun-Renais-
tren der Friedensbewegung findet sich Stoiber. Während „die Lebensbedingun- sance ausgelöst. Zahlreiche Schriftstel-
dort auch ein Prof. Dr. Johannes Hein- gen der deutschen Familien“ immer ler und andere Prominente bis hin zur
richs. Heinrichs ist „Sozialökologe“ und schlechter würden, werde „eine winzig- Kultusministerin fordern nun, eine
gen haben –
auch an die Ver-
anstalter, wenn
auch ihre Kund-
gebung – etwas
abseits vom
Info:
Hauptgesche-
hen – nicht im
Mittelpunkt
stand. Die Vor-
www.arbeiterfotografie.com
Rot-grüne Bundesregierung
sieht „Ausreisezentren“ vor
München. Die von der Bayerischen
Staatsregierung geplanten sog. „Ausrei-
seeinrichtungen“ sind eine auch von der
Bundesregierung vorgesehene Maßnah-
me zur Abwehr von „unerwünschten“
Flüchtlingen/MigrantInnen. Der rot-grü-
ne Entwurf des Zuwanderungsgesetzes
(„Gesetzentwurf zur Steuerung und Be-
grenzung der Zuwanderung und zur Re-
gelung des Aufenthalts und der Integrati-
on von Unionsbürgern und Ausländern“)
sieht genau dies in § 62 (2) Aufenthalts-
gesetz vor. Mit ihrer berechtigten Kritik an den munter weiter. Wie beim Anti-Terror-
Wie die Beispiele aus anderen Bun- Ausreisezentren bleibt die Münchner Paket II erklären SPD und Grüne, sie
desländern (z.B.: Niedersachsen, Rhein- Stadtratsfraktion der Grünen damit auf seien gegenüber der CDU/CSU weiter
land-Pfalz) zeigen, sollen durch „Aus- halbem Wege stehen. „Wer sich gegen „gesprächsbereit“.
reiseeinrichtungen“ Flüchtlinge durch Ausreisezentren ausspricht, kann nicht Dazu die innenpolitische Sprecherin
die spezielle Art der lagermäßigen Un- gleichzeitig für das rot-grüne Zuwande- der PDS-Fraktion, Ulla Jelpke:
terbringung sowie durch ein voll-ständi- rungsgesetz werben“, so Kiermeier. „Dass die Unionsparteien bei beiden
ges Arbeitsverbot, durch Großküchen- Der Bayerische Flüchtlingsrat fordert Gesetzentwürfen noch drauf satteln wol-
verpflegung, die Streichung sämtlichen daher, dass die Stadtratsfraktionen von len, war zu erwarten. Die CSU will das
Bargelds, einer teilweise täglichen Mel- SPD und Grünen sich nicht nur für den Zuwanderungsthema erneut für einen
depflicht, häufigen „Besuchen“ von Bot- Verbleib der Zuständigkeit für Geduldete fremdenfeindlichen Wahlkampf instru-
schaftsvertreterInnen der Herkunftsstaa- und Ausreisepflichtige bei der Landes- mentalisieren. Dazu wird Stoiber CDU
ten usw. zur einer „freiwilligen“ Ausreise hauptstadt einsetzen sollen. Sie sollen und CSU auf rechte Positionen ein-
bewegt oder in die Illegalität gedrängt auch Druck auf ihre eigene Partei aus- schwören müssen. Schließlich würde
werden. Aufgrund dieser Zustände hält üben, damit die Bundesregierung den sich die Unterschriftensammlung gegen
es der Bayerische Flüchtlingsrat für ge- Entwurf zum Zuwanderungsgesetz ein Gesetz richten, das schon jetzt über
rechtfertigt, von Internierungslagern zu zurücknimmt. Besser kein Zuwande- weite Passagen die jahrelange rassisti-
sprechen. Einen deutlicher Beleg für die rungsgesetz als dieses! sche Gastarbeiterpolitik nicht korrigiert,
eigentliche Absicht dieser Lager liefert Christian Wunner, Geschäftsführer sondern fortsetzt, ein Gesetz, das einzig
Herr Martini-Emden, Leiter der „Clea- Bayerischer Flüchtlingsrat ■ und allein den Arbeitskraftwünschen der
ring-Stelle Rheinland-Pfalz für Pass-be- Wirtschaft nachkommt und in puncto
schaffung und Flugabschiebung“. Er Dokumentation zum anti- Menschenrechte keine einzige Verbesse-
spricht davon, dass „Ausreisepflichtige rung für hier lebende MigrantInnen brin-
damit in eine gewisse Stimmung der rassistischen Grenzcamp gen wird.
Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit 2001 erschienen Auch die Abschottungspolitik und Ab-
versetzt werden sollen“. Frankfurt. Die Dokumentation hat 48 schiebung von Flüchtlingen wird in
„Zuwanderung steuern – durch Ein- Seiten und einiges mehr als ein tolles Schilys Vorlage schon jetzt nicht korri-
sperren , das scheint das Credo nicht nur Titelblatt zu bieten: giert, sondern verfeinert und verschärft.
von Herrn Beckstein, sondern auch von ◗ Chronologie und Aktionsberichte, Deshalb wundert es mich nicht, wenn ein
Rot-Grün zu sein“ so Gerti Kiermeier, ◗ Einschätzungen und Debatten, Rechtsaußen wie Brandenburgs CDU-
eine Sprecherin des Bayerischen Flücht- ◗ Folgeaktionen und Innenminister Schönbohm andeutet, er
lingsrates. Der einzigen substanziellen ◗ neue Campprojekte ... werde dem Gesetz am Ende zustimmen
Verbesserung durch den rot-grünen Ge- Die Doku kostet 3 Euro (bis 10 Ex. plus können. Die wenigen „grünen“ Milch-
setzentwurf, der Anerkennung nicht- Versandkosten, ab 11 Ex. incl.) und ist zähne werden diesem Gesetz spätestens
staatlicher und geschlechtsspezifischer über den Infoladen in Hanau zu bestel- im Vermittlungsausschuss von Bundes-
Verfolgung, stehen als drastische Ver- len. Auch eine größere Stückzahl auf tag und Bundesrat gezogen werden.
schärfungen nicht nur die Internierungs- Kommission ist möglich. Wenn Stoiber trotzdem jetzt schon
lager sondern noch eine Vielzahl weite- Kontakt- und Bestelladresse: eine Unterschriftenkampagne ankündigt,
rer Verschlechterungen entgegen. So sol- Campdoku, c/o Infoladen, dann geht das eigentlich nur noch als all-
len zum Beispiel das Asylbeweberlei- Metzgerstr.8, 63450 Hanau, gemeine „Ausländer-Raus“-Kampagne.
stungsgesetz und die Residenzpflicht auf infoladen_hanau@gmx.net Damit wäre dann ein klassisches Thema
weitere Personengruppen ausgedehnt oder: ag3f@oln.comlink.apc.org deutscher Neonazis bei der CSU ange-
werden. Die Situation von Kinderflücht- kommen.
lingen wird durch eine Ausschlussklau- Fremdenfeindlich und Ein weiteres schlimmes Beispiel, wie
sel, wonach keine Aufenthaltserlaubnis rapide die Innenpolitik sich nach rechts
erteilt wird, wenn der Asylantrag als of- totalitär bewegt, sind die Forderungen der C-Län-
fensichtlich unbegründet abgelehnt wird, Berlin. Nachdem bereits im Vorfeld zur der nach einer weiteren Verschärfung des
noch weiter verschärft. Durch das ge- Abstimmung des Zuwanderungsgesetz- Anti-Terror-Pakets. Ihre Forderung, alle
plante Zuwanderungsgesetz wird sich entwurfes im Bundestag der Innenaus- neuen Vollmachten für Geheimdienste
die Situation für MigrantInnen mit und schuss weitreichende Zugeständnisse an müssten auch gegen „gewaltfreien In-
ohne Fluchthintergrund insgesamt viel CDU/CSU beschlossen hatte, geht die landsextremismus“ zum Einsatz kom-
eher verschlechtern als verbessern. Debatte auch nach der Abstimmung men, bedeutet faktisch, dass Schilys Ge-
I
usw. verbunden sein. ch stimme gegen den Regierungsentwurf für ein Zu-
Das Ergebnis wäre die Umwandlung wanderungsgesetz. Dabei leiten mich – kurz gefasst
der Bundesrepublik in einen totalitären – die folgenden Motive:
Überwachungsstaat. Dass SPD und Grü- Ich erkenne an, dass im Gesetz einige positive Punkte
ne mit solchen Absichten „gesprächsbe- enthalten sind, etwa die Anerkennung nichtstaatlicher
reit“ sind, zeigt, wie tief beide Parteien und geschlechtsspezifischer Verfolgung als Fluchtgrund,
beim Thema Bürgerrechte gesunken der zur Zuerkennung des Flüchtlingsstatus führt.
sind.“ PM Ulla Jelpke ■ Die negativen Seiten des Gesetzes sind jedoch für
mich weitaus zahlreicher und gewichtiger:
Newroz-Demonstration am Kinder werden noch stärker benachteiligt als bisher.
Abgesehen von einigen Ausnahmefällen ist das Höchst-
23. März in Düsseldorf alter für den Nachzug auf zwölf Jahre (bisher waren es
Unter der Losung „Unsere Hoffnung: 16!) abgesenkt worden. Ansonsten gibt es keine Änderungen zu Gunsten von Min-
Frieden, Freiheit und Anerkennung der derjährigen. Spätestens ab 16 Jahren werden Jugendliche weiterhin durch die
kurdischen Identität“ ruft der kurdische Mühlen des Asylverfahrens getrieben, in Abschiebehaft genommen und abgescho-
Dachverband YEK-KOM für den 23. ben.
März 2002 nach Düsseldorf zu einer Noch mehr Menschen als bisher werden der sozialen Ausgrenzung in Gestalt des
Großdemonstration aus Anlass des kur- Asylbewerberleistungsgesetzes unterworfen. Die Abschiebungshaft wird nicht ab-
dischen Newroz-Festes auf. Die Demon- geschafft, sondern im Gegenteil noch durch die ominösen Ausreisezentren erweitert.
stration beginnt um 9 Uhr, anschließend Auch die Residenzpflicht bleibt nicht nur bestehen, sondern auf alle ausreisepflich-
findet nachmittags ein Festival statt. ■ tigen AusländerInnen ausgedehnt. Es gibt keinen Einstieg in die Lösung der Proble-
me von Menschen ohne Papiere. Die humanitäre Hilfe für diese Personen bleibt
Kurdistan-Rundbrief in weiterhin im Grundsatz mit Strafe bedroht. Schulen, Krankenhäuser und andere
Einrichtungen sind wie bisher verpflichtet, Daten von „Illegalen“ an Polizei und
neuem Format Ausländerbehörde weiter zu geben.
Seit Anfang des Jahres erscheint der Weiterhin wird Flüchtlingen ein Abschiebungsschutz verweigert, wenn die Ge-
Kurdistan-Rundbrief in neuem Format. fahren, die ihnen drohen, „allgemeine“ sind (zum Beispiel Krieg oder Katastro-
Statt bisher als vierzehntägliches, 12 Sei- phen). „Nachfluchtgründe“, das heißt etwa drohende Verfolgung wegen exilpoliti-
ten umfassendes Nachrichtenheft gibt es scher Tätigkeit, sollen nicht mehr zum Abschiebungsschutz führen.
den Rundbrief jetzt vier Mal im Jahr mit Das Vorliegen eines Abschiebungshindernisses wird nicht in jedem Fall zur Ertei-
jeweils 36 Seiten Umfang. Der Halbie- lung einer Aufenthaltserlaubnis führen. Nur wer nachweisen kann, dass er auch in
rung der Seitenzahl pro Jahr entspricht irgendeinen dritten Staat nicht ausreisen kann, wird einen solchen Aufenthaltstitel
eine Halbierung des Abo-Preises: Statt bekommen. Viele, die bisher nur eine „Duldung“ erhalten haben, werden weiterhin
bisher 91 DM kostet ein Jahresabo nun allenfalls mit einer „Bescheinigung über die Aussetzung der Abschiebung“ ihr
24 Euro. Überleben versuchen müssen.
Als der Rundbrief vor mehr als 14 Jah- Ein Asylsuchender, der seine Pflicht verletzt, sich unverzüglich bei der zuständi-
ren, am 4. August 1988, zum ersten Mal gen Aufnahmestelle zu melden, zum Beispiel weil er noch Freunde oder Verwandte
erschien, wusste nur ein kleiner Kreis besuchen will, wird sich plötzlich vor die Situation gestellt sehen, dass sein Asylan-
von Menschen in der Bundesrepublik trag nur noch als „Folgeantrag“ gilt und alle Ereignisse, die vor der Flucht stattge-
überhaupt von dem Bestehen einer kur- funden haben, nicht mehr berücksichtigt werden müssen. Das ist eine klare Verlet-
dischen Bewegung in der Türkei. Noch zung der Genfer Flüchtlingskonvention, aber dies scheint SPD und Grüne nicht zu
weniger wussten von deren Zielen. In- stören.
zwischen kann die kurdische Bewegung Wer es ernst meint mit Menschenrechten, kann sich von diesem Gesetzentwurf
von einer eigenen Presse bis hin zum nur mit Grausen abwenden. Deshalb kann es für mich nur eine Ablehnung des Ge-
Fernsehen diese Aktualität in der Be- setzes geben.
richterstattung über ihren Kampf weitge- Die Einwanderung wird zum Thema eines extrem polarisierten Wahlkampfes
hend selbst herstellen. Dass es eine kur- werden. Hieran wird auch eine Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes nichts
dische Frage in der Türkei und in ande- ändern. Gegen die diskriminierende Propaganda der Union unter Edmund Stoiber
ren Ländern des Mittleren Ostens gibt, müssen Linke, müssen Menschen- und Bürgerrechtler massiv dagegenhalten. Kom-
ist allgemein bekannt. promisse wird es mit dieser CDU/CSU allenfalls auf Kosten der Betroffenen geben.
Diese Verbesserung der Nachrichten- Daran kann ich mich nicht beteiligen.
lage über die kurdische Bewegung, ihre Auszugsweise Abschrift aus dem Stenographischen Bericht des Deutschen Bun-
Nöte, ihre Ziele ist einer der Gründe für destages, 14. Wahlperiode, 222. Sitzung, 1. März 2002, Seite 22107 (B) – (D) ■
die zu Jahresbeginn wirksam gewordene
Umstellung. Ein anderer ist – warum
sollten wir das bestreiten? – die knappe chen, die weiter bestehenden Initiativen, sten. Ob uns das gelingt, kann nur die
Zeit der ehrenamtlichen Mitglieder der Vereine und Solidaritätskampagnen aus- Zukunft zeigen. rül ■
Redaktion, die eine Umstellung im Er- führlicher und gründlicher als bisher vor- Bestelladresse:
scheinungsrhythmus der Zeitschrift zustellen, selbst zu Wort kommen zu las- GNN Verlag, Postfach 21 01 12,
ebenfalls nahe legte. sen. Damit wollen wir versuchen, auch 10501 Berlin, Jahresabo jetzt 24 Euro,
Die Umstellung auf ein 36 Seiten um- einen Beitrag zur Reorganisierung, zum Auszubildende etc. 16 Euro
fassendes Journal soll es leichter ma- Wieder-Aufbau dieser Solidarität zu lei- Homepage: www.kurdistan-rundbrief.de
Gesetzliche Verankerung
von
Antidiskriminierungsstellen!
Die an dieser Stellungnahme mitwir- ● Das in der genannten Richtlinie vor- Eine solche Gesetzesinitiative würde
kenden Organisationen blicken auf gesehene Normbereinigungsverfahren, in der Gesellschaft ein deutliches politi-
eine langjährige praktische Erfahrung das insbesondere die bestehende staatli- sches Signal setzen, indem das Men-
in der Arbeit gegen rassistische Dis- che Diskriminierung z.B. im Ausländer- schenrecht auf Nichtdiskriminierung als
kriminierung insbesondere in der Be- gesetz angeht, fehlt in den Ausführungen wichtiger Bestandteil einer demokrati-
ratung von Betroffenen zurück (Infor- des Gesetzgebers vollkommen. schen Gesellschaftsordnung gewährlei-
mationen unter: www.nrwgegendis- ● Die positiven Ansätze im Diskussi- stet wird. Gerade in Deutschland wäre
kriminierung.de ). Die meisten von ih- onsentwurf werden durch die weiteren ein solches Signal von großer Bedeu-
nen werden seit über fünf Jahren als
Modellprojekte vom Land NRW ge-
fördert und arbeiten mit unterschiedli-
chen Schwerpunkten auf das gemein-
same Ziel der Gleichstellung von Mi-
grantinnen und Migranten in Deutsch-
land hin. Aus dieser Praxiserfahrung
heraus erachten wir den vorliegen-
den Gesetzesentwurf des Bundesju-
stizministeriums als Umsetzung der
EU-Richtlinie zur Anwendung des
Gleichheitsgrundsatzes ohne Unter-
schied der „Rasse“ und ethnischen
Herkunft (2000/43/EG) als völlig un-
zureichend.
Biermann/Klönne: Globale
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über: Spiele; ISBN 3-89438-227-9;
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. 239 S.; EUR 15,80; lieferbar
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Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Postfach 260 226, 50515 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach Elends, die Neue
Weltordnung und der
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, Krieg als ihr Medium
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sche Nachrichten); Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo
Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (Info Pool Network); Bernhard Strasdeit (MdB-Büro Winfried
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