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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 14.3.2002 18. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤

Bundesregierung Chorweiler
schützt NPD-V-Leute Bürger in
Berlin. Die Bundesregierung will Erwartung
jede weitere Aufklärung des V-Leu- der neofa-
te-Skandals verhindern. Das zeigt schistischen
ihre Antwort auf eine Kleine Anfrage Gruppie-
der PDS zu diesem Komplex. Auf rung „Pro
alle Fragen nach V-Leuten in der Köln“ um
NPD, ihrer Bezahlung und Führung Manfred
durch die VS-Ämter, nach Straftaten Rouhs am
und anderen Aktivitäten verweigert 9.3. Bericht
Schily die Antwort. Das gilt selbst Seite 5
für führende Neonazis wie den vom Foto: arbei-
Landesamt NRW 36 Jahre als V- terfotografie
Mann geführten Wolfgang Frenz,
den Auslöser des jüngsten V-Leute-
Skandals, und den zweiten NPD-
Spitzenfunktionär und V-Mann Udo
Erfolgreiche NPD-Tarnung
Holtmann. 24 Jahre war Holtmann Rassistische Liste zieht in den Nürnberger Stadtrat ein
V-Mann des VS. In dieser Zeit stieg
er in den Bundesvorstand der NPD Erstmals seit über 30 Jahren ist und 1990 war er Spitzenkandidat der
auf, wurde Chefredakteur und pres- es der neonazistischen NPD ge- NPD-Liste, die mit zuletzt 0,3 Prozent
serechtlich Verantwortlicher des lungen, bei den Nürnberger nicht zuletzt durch die Konkurrenz mit
NPD-Zentralorgans „Deutsche Stim- Stadtratswahlen, die im Rahmen der den „REPs“ scheiterte. Auch bei verschie-
me“, zeichnete für zahllose Hetzarti- bayerischen Kommunalwahlen am 3. denen Landtags- und Bundestagswahlen
kel verantwortlich, meldete Demon- März stattfanden, ein Mandat zu errin- trat Ollert für die NPD als Kandidat öf-
strationen an, leitete und organisierte gen. Allerdings ist die NPD nicht unter fentlich auf, im Moment fungiert er als
viele andere Aktionen der Neonazis. ihrem eigenen Namen angetreten, son- bayerischer Landesvorsitzender seiner
Trotzdem verweigert die Bundesre- dern mit einer Tarnliste unter der Be- Partei. Mit seinem Einzug in den Nürnber-
gierung jetzt auf Fragen zu diesem zeichnung „Bürgerinitiative Ausländer- ger Stadtrat ist Ollert zugleich das derzeit
V-Mann jede Antwort. stopp“ (BIA). einzige NPD-Mitglied in einem Kommu-
Zur Tätigkeit von V-Leuten nehme nalparlament einer bundesdeutschen
sie „grundsätzlich nur vor den dazu Dem vorläufigen amtlichen Ergebnis zu- Großstadt. So verwundert es auch nicht,
bestellten Gremien des Deutschen folge, kam die rassistische Liste auf 2,3 dass die Bundespartei den Ausgang einer
Bundestages Stellung“. Also nur vor Prozent der Stimmen (zum Vergleich: die Stadtratswahl als großen Erfolg feiert –
der Parlamentarischen Kontrollkom- FDP kam auf 2,1 Prozent), während die auch wenn der frischgewählte Mandatsträ-
mission, die zur Geheimhaltung ver- sogenannten „Republikaner“ von 3,0 auf ger innerhalb der NPD eher der parteiin-
pflichtet ist und in der die PDS nicht 1,4 Prozent abfielen. Für einen Sitz im ternen Opposition gegen das Führungsduo
vertreten ist. Nicht anders bei NPD- Nürnberger Stadtrat wird rund 1,4 Prozent Voigt/Mahler zuzurechnen ist. Auch ist
V-Leuten, die von den VS-Lan- der Stimmen benötigt. noch nicht abzusehen, ob das „Beispiel
desämtern geführt werden. Antwort: Im Wahlkampf hatte die angebliche Nürnberg“ in anderen Großstädten, in de-
„Zu Angelegenheiten der Länder „Bürgerinitiative“ vergeblich versucht, nen die NPD bisher kaum Aussichten bei
nimmt die Bundesregierung grund- sich als „überparteilich“ verkaufen zu Wahlen hatte, Schule machen soll. Sollte
sätzlich nicht Stellung.“ können. Alleine die ersten drei Listenplät- Nürnberg ein Testlauf gewesen sein, ein
Faktisch läuft die Aussageverwei- ze waren mit NPD-Kadern besetzt und bevorstehendes Verbot der Partei durch
gerung der Regierung auf einen auch auf den hinteren Plätzen fanden sich Gründung von Tarnlisten zu umgehen und
behördlichen Schutz dieser Neonazis zahlreiche Mitglieder und Funktionäre der gleichzeitig größere Wählerschichten als
und ihrer möglichen kriminellen Ak- Nazi-Partei. Als Spitzenkandidat fungierte bislang zu mobilisieren – so ist dieser
tivität vor allen Nachfragen hinaus. der nunmehr gewählte Stadtrat Ralf Ollert Testlauf aus Sicht der Rechtsextremisten
PM Ulla Jelpke u. Carsten Hübner aus Nürnberg-Eibach. Der 41jährige, bei erfolgreich absolviert worden.
BT-Drucksache 14/8153, 14/8178 ■ der Firma Thyssen beschäftigte Großhan- Bleibt nur noch anzumerken, dass linke
delskaufmann ist kein unbeschriebenes und internationalistische Kräfte auch bei
Blatt. In den 80er Jahren war er jahrelang dieser Stadtratswahl in Nürnberg vor der
Aus dem Inhalt: mittelfränkischer Bezirks- und bayerischer Tür blieben – die „Bunte Internationale
Landesvorsitzender der NPD-Jugendorga- Liste“ (BIL) kam auf 0,8 Prozent, der An-
Calwer Truppe auf
nisation „Junge Nationaldemokraten“ teil der PDS ging von 1,3 auf 1,2 Prozent
Terroristenjagd . . . . . . . . . . 8
(JN). In der letztgenannten Funktion zurück – im Gegensatz zu München, wo
Antidiskriminierungsstellen
gehörte er auch dem bayerischen NPD- die PDS mit 1,5 Prozent in den Stadtrat
gesetzlich verankern . . . . 13
Landesvorstand und dem JN-Bundesvor- der Landeshauptstadt einzog.
stand an. Bei den Stadtratswahlen 1984 Jörg Fischer ■
: meldungen, aktionen

Rechte Schülerdemo an der Berliner Humboldt-Universität kleine Minderheit mit Eherechten privi-
Greifswald. In der neuesten Ausgabe tätig. Heinrichs trat am 20. November legiert, obwohl sie aus offensichtlichen
der neofaschistischen Zeitschrift „Nation 1999 auf einer Veranstaltung der rechten Gründen keine Kinder bekommen
und Europa“ wird für Samstag, den 1. Hamburger Initiative „Aufbruch ‘99“ als kann“. Die „rotgrüne Koalition unter-
Juni, in Greifswald eine rechte Schüler- Referent auf und stellte dort „vor über nimmt leise eine radikale Kulturrevoluti-
demonstration unter dem Motto „Gegen hundert geladenen Gästen..... sein Ge- on nach den Maximen der 68er Studen-
Medienhetze und politische Verfolgung“ sellschaftsmodell des vierfachen Pfades tenrevolte“, so Gersdorff, der noch bis
angekündigt. Beginnen soll der neofa- vor, bei dem es u.a. um die bisher unvoll- 1998 gelegentlich Autor der Wochenzei-
schistische Aufmarsch um 10 Uhr an der kommene Gewaltenteilung geht“, tung „Junge Freiheit“ war. „Bekämpfen
Friedrich-Engels-Schule, Rigaer Straße schrieb der rechte Informationsdienst Sie die Homo-Ehe im Wahlkampf“ und
(Ostseeviertel Parkseite). hma ■ „DESG-Inform“ (10-12/1999) über die geben sie „den Wählern das Wahlver-
Veranstaltung. Weitere Referenten waren sprechen, die Homo-Ehe zurückzuneh-
„Staatsbürgerliche Runden“ u.a. Wolfgang Juchem von der „Aktion men, falls die Union 2002 die Regie-
Freies Deutschland“, in der Vergangen- rungsverantwortung übernimmt“, fordert
in Bayern heit Redner u.a. in Hetendorf und bei er von CDU/CSU und ruft zu einer Un-
Bamberg/Nürnberg. Eine „Staatsbür- Rudolf-Hess-Aufmärschen und Dr. Ri- terschriftenaktion auf. hma ■
gerliche Runde Bamberg“ kündigt für golf Hennig, ein ehemaliger Funktionär
Freitag, den 15. März um 19 Uhr eine der „Deutschen Liga für Volk und Hei- Giftanschlag der „SNLA“
Veranstaltung mit M.A. Michael Geissler mat“ (DLVH). Initiator des „Aufbruch
an. Geissler stellt dort das „Grüne Buch“ ‘99“ war Thomas Nissen, heute Landes- Großbritannien/London. Eine „Na-
von Muammar al-Gaddafi vor. Für Frei- vorsitzender der sog. „Republikaner“ in tionale Schottische Befreiungsarmee“
tag, den 19. April ab 19 Uhr wird der Hamburg. Unter den Gästen der Veran- (SNLA) hat sich zu einem vereitelten
Rechtsanwalt Lothar Meitner mit einem staltung befanden sich u.a. Annemarie Giftanschlag auf den britischen Premier-
„Argumentationstraining für die politi- Paulitsch von Horst Mahlers „Bürgerbe- minister Tony Blair und andere Politiker
sche Arbeit“ angekündigt. Im „Witikob- wegung für unser Land“, heute NPD, bekannt. Mehrere sicher gestellte Pakete
rief“ der „nationalen sudetendeutschen Ferdinand Neitzert von Mechtersheimers enthielten Ätznatron. Zuvor hatte die Po-
Gesinnungsgemeinschaft“, des „Witiko- „Deutschland-Bewegung“, Wolfgang lizei eine telefonische Warnung der
bund“, wurde 1997 ein Rechtsanwalt Dahlmann vom „Arbeitskreis für deut- schottischen Separatistengruppe erhal-
gleichen Namens als neues Mitglied be- sche Politik“, ehemals Landesfunktionär ten, die vor insgesamt 16 Paketen ge-
grüßt. Am Freitag, den 31. Mai referiert der „DVU“ und Prof. Dr. Klaus Sojka, warnt hatte. hma ■
ab 19 Uhr in Bamberg Hartmut Wostu- ehemals Bundesvorstandsmitglied der
patsch zum Thema „Nationalsozialismus „DVU“. Ende 1999 wurde Prof. Hein- Riess-Passer bei der SLÖ
– was ist das eigentlich?“. Wostupatsch richs, der auch für die Zeitschrift „Der
wurde in der NPD-Zeitung „Deutsche Dritte Weg“ der Silvio Gesell-Anhänger Österreich/Wien. Die FPÖ-Chefin und
Stimme“ (12/2001) als „freier Aktivist“ um die „Freisoziale Union“ (heute „Hu- österreichische Vizekanzlerin Dr. Susan-
und Redner auf einer in Lüdenscheid manwirtschaftspartei“) zur Feder griff, ne Riess-Passer spricht am 9. März auf
stattgefundenen „Landesaktion der für den „Fragebogen“ der Wochenzei- einer Veranstaltung der „Sudetendeut-
NPD“ am 19. Januar diesen Jahres an- tung „Junge Freiheit“ befragt. schen Landsmannschaft“ in Österreich
gekündigt. Heinrichs gehörte noch im vergange- (SLÖ) zum Thema: „1919: Sudetendeut-
Bei der „Staatsbürgerlichen Runde“ in nen Jahr dem „Arbeitskreis Demokratie- sche für Österreich. 2002: Österreich für
Nürnberg referiert am 16. April um 19.30 reform“ an, in dem u.a. auch Prof. Dr. Sudetendeutsche“. Die Veranstaltung un-
Uhr RA Lothar Meitner zum Thema „Die Hans-Werner Bracht, im vergangenen ter dem Motto „Sudetendeutsches Ge-
indogermanischen Sprachen“. Für Jahr Interviewpartner des NPD-Organs denken zum 83. Jahrestag des Bekennt-
Dienstag, den 4. Juni wird dort ab 19.30 „Deutsche Stimme“, der ehemalige U- nisses zu Österreich und zum Selbst-be-
Uhr ein Vortrag des Diplom-Germani- Boot-Kommandant und Ritterkreuzträ- stimmungsrecht 57 Jahre nach der Ver-
sten Jürgen Schwab zum Thema „Vom ger RA Dr. Hans Georg Hess und der treibung“ findet im Großen Festsaal des
europäischen Staatenkrieg zum globalen „Nation und Europa“-Autor, Brigadege- Wiener Kongresshauses statt. Der Bun-
Partisanenkampf“ angekündigt. Schwab, neral a.D. Reinhard Uhle-Wettler, mitar- desobmann der SLÖ, Gerhard Zeisel,
Autor im NPD-Organ „Deutsche Stim- beiten. Es fällt seit einiger Zeit auf, das äußerte im vergangen Jahr in einem In-
me“, war noch im vergangenen Jahr Lei- die Gesell-Anhänger um die Zeitschrift terview mit der Zeitschrift „Eckartbote“
ter des „Arbeitskreises Volk und Staat“ „Humanwirtschaft“ und der gleichnami- der deutschtümelnden „Österreichischen
beim NPD-Parteivorstand. hma ■ gen Partei mit ihrem neuen Outfit ver- Landsmannschaft“ u.a.: „...niemand wird
stärkt Einfluss auf die Friedens- und uns dazu bringen, auf jahrhundertealte
Rechter Gast bei Friedens- Ökologiebewegung zu nehmen versu- Rechte zu verzichten“. Der Schriftleiter
chen. hma ■ des „Eckartboten“, Helmut Müller, war
bewegung wiederholt Autor im NPD-Organ „Deut-
Weddersleben/Quedlinburg. Die in DVCK gegen „Homo-Ehe“ sche Stimme“. hma ■
Nürnberg verlegte Zeitschrift „HUM-
ANWIRTSCHAFT“, früher „Der Dritte Frankfurt/Main. „Keine Homo-Ehe in NS-Kollaborateur geehrt
Weg“, kündigt in ihrer neuesten Ausgabe Deutschland!“ fordert Mathias von Gers-
für den 27./28. April ein Seminar der dorff von der „Deutschen Vereinigung Norwegen/Oslo. Der mit zahlreichen
Friedensbewegung unter dem Titel „Das für eine Christliche Kultur“ (DVCK) in Veranstaltungen begangene 50. Todestag
Volk ist der Souverän“ in Weddersleben einer Anzeige in der „FAZ“ (3.3.02) von des Nobelpreisträgers Knut Hamsun
bei Quedlinburg an. Neben bekannten den Unionsparteien CDU/CSU, stellver- (1859-1952) am 19. Februar hat in Nor-
Referenten aus den verschiedenen Spek- tretend Angela Merkel und Edmund wegen eine regelrechte Hamsun-Renais-
tren der Friedensbewegung findet sich Stoiber. Während „die Lebensbedingun- sance ausgelöst. Zahlreiche Schriftstel-
dort auch ein Prof. Dr. Johannes Hein- gen der deutschen Familien“ immer ler und andere Prominente bis hin zur
richs. Heinrichs ist „Sozialökologe“ und schlechter würden, werde „eine winzig- Kultusministerin fordern nun, eine

2 :antifaschistische nachrichten 6-2002


Straße in Oslo nach Hamsun zu benen- von Hitler begeistert war, gab er noch am führen wollen. Denn es waren ihre politi-
nen. Auch die Gesamtschule auf der In- 7. Mai 1945, einen Tag vor der Befreiung schen Vorbilder – Hitler und die NSDAP
sel Hamaröy, wo Hamsun aufwuchs und Deutschlands von Naziregime, zum Aus- – die die volle Verantwortung für die
viele Jahre lebte, soll künftig Hamsuns druck. In einem Nachruf auf Hitler Bombardierung deutscher Städte tragen:
Namen tragen. Jahrzehntelang hatten schrieb Hamsun: „Er war ein Kämpfer, Wenn Hitler-Deutschland den Krieg
sich die Anhänger Hamuns mit solchen ein Kämpfer für die Menschheit und ein nicht begonnen hätte, wären auch keine
Forderungen nicht durchsetzen können. Verkünder der Botschaft vom Recht für englischen und amerikanischen Bomben
Hamsuns Einsatz für das Naziregime alle Völker. Er war ein Reformator von auf Deutschland gefallen. Am 30. März
verhinderte bislang solch offizielle Eh- höchstem Rang, und sein historisches ist mit mehreren hundert Nazis aus ganz
Schicksal war es, in einer Deutschland zu rechnen. „Trauer-
Zeit beispielloser Roheit marsch“ demonstrieren und ihn nicht
wirken zu müssen, der er dulden. Aber wir wenden uns auch gegen
schließlich zum Opfer fiel. die derzeitige deutsche Kriegspolitik: Es
So müssen die Mitteleu- ist pure Heuchelei, dass Soldaten für
ropäer Hitler sehen. Wir je- Frieden und Menschenrechte eingesetzt
doch, seine Anhänger, ver- werden – oder gar als Konsequenz aus
neigen unser Haupt vor der geschichtlichen Verantwortung für
seiner sterblichen Hülle“. den Hitler-Faschismus. Tatsächlich geht
Nach dem Krieg wurde es allein um politische, wirtschaftliche
Hamsun wegen Landesver- und militärisch-strategische Interessen.
rats lediglich zu einer Nach wie vor ist die Lehre aus den Jah-
Geldstrafe verurteilt. 1978 ren 1933-45 gültig: Nie wieder Faschis-
machte sich der dänische mus, nie wieder Krieg!
Schriftsteller Thorkild Demo: 30.3.02, 10.00 Uhr, Stadion
Hansen in seinem Buch Lohmühle, Lübeck, Vorabtreffpunkt: 9
„Processen mod Hamsun“ Uhr alternative, Willy-Brandt-Allee 9.
über das norwegische Ju- Die Nazis wollen sich um 12 Uhr am
stizsystem lustig und trug Hauptbahnhof treffen. Ihre Marschroute
damit wesentlich zur Reha- steht noch nicht genau fest, da die von
rungen für ihn. Allerdings bekundete das bilitierung Hamsuns bei. Auch in der ihnen angemeldete Route durch die In-
norwegische Königspaar bei gelegentli- Bundesrepublik verfügt Hamsun über nenstadt führt und nicht zu erwarten ist,
chen Besuchen der regelmäßig stattfin- Anhänger. So gründete sich hier 1955 die dass sie erlaubt bleibt. Lübecker Bünd-
denen „Hamsun-Tage“ ihre Sympathie „Knut-Hamsun-Gesellschaft“, deren er- nis gegen Rechts, Infos gibt es unter
für den umstrittenen Dichter. Immerhin ster Präsident Ernst Rowohlt war. www.lbgr.de, Tel.0451/7020748 ■
hatte der Literaturnobelpreisträger hma ■
(1920) und Nietzsche-Anhänger sich ab Wehrmacht verherrlicht
1935 verstärkt in die Politik eingemischt Broschüre zu Latussek
und Partei für die Nazis ergriffen. Er be- Bielefeld. Begleitet von mehreren Ge-
wunderte den „festen Charakter und un- Thüringen. Eine materialreiche Bro- gendemonstrationen sind am 2.3.02 er-
beugsamen Willen“ des Führers der nor- schüre zum Fall des aus seinem Amt als neut etwa 600 Neonazis, diesmal auf In-
wegischen Nazis, Vidkun Quislings, Vizepräsident des „Bund der Vertriebe- itiative der sogenannten Freien Kame-
pflegte persönliche Kontakte zu Mitglie- nen“ (BDV) abberufenen Dr. Paul Latus- radschaften um die Neonazis Christian
dern der „Nasjonal Samling“ (NS) und sek hat die „PDS-Fraktion im Thüringer Worch und Steffen Hupka, durch ein
machte bei den Wahlen 1936 Propaganda Landtag“ vorgelegt. Die unter der Re- Bielefelder Industriegebiet marschiert.
für Quislings „NS“. daktion von Steffen Dittes erstellte Anlass des Zuges war die Ausstellung
Zehn Tage nach der Besetzung Nor- 96seitige Broschüre mit dem Titel „Das „Verbrechen der Wehrmacht“, die gegen-
wegens durch deutsche Truppen rief Maß ist voll. Der BDV und Latussek“ wärtig in Bielefeld gezeigt wird. Nach-
Hamsun dazu auf, nicht den Wider- gibt einen guten Überblick über Ge- dem das Oberverwaltungsgericht Nord-
standsaufrufen des geflohenen norwegi- schichte und Politik des BDV, der Person rhein-Westfalen einen Verbotsbeschluss
schen Parlamentssprechers zu folgen, Latusseks mit seinen Verbindungen ins wegen mangelnder Kooperationsbereit-
weil dieser jüdischer Abstammung sei. neofaschistische Lager und die parla- schaft des Anmelders Worch ausgespro-
Seine Parteinahme für Nazi-Deutschland mentarischen Auseinandersetzungen um chen hatte, wurde die Neonaziaktion
zeigt sich auch in Aufsätzen, in denen er den früheren BDV-Spitzenfunktionär. noch am Freitag vom Bundesverfas-
neben Stalin und Churchill vor allem Erhältlich ist die Broschüre bei der PDS- sungsgericht genehmigt.
Roosevelt als „einen Juden im jüdischen Fraktion im Thüringer Landtag, Arnstäd- Anfangs versuchten mehrere hundert
Sold, den führenden Geist in Amerikas ter Str. 51 in 99096 Erfurt. hma ■ Gegendemonstranten, den Neonazis die
Krieg für das Gold und die Judenmacht“ Zufahrt zum Versammlungsort zu ver-
angriff. Ende 1941 setzte sich Hamsun Naziaufmarsch in Lübeck sperren. Massiver Polizeieinsatz verhin-
mit einem Aufruf für die Aufstellung ei- derte das. Zeitgleich demonstrierten auf
ner norwegischen Legion ein, die an der verhindern! Initiative des Deutschen Gewerkschafts-
Seite der Wehrmacht gegen den „Bol- Lübeck. Am 30. Marz wollen Nazis in bundes (DGB) zirka 3000 Menschen bei
schewismus“ kämpfen sollte. Im Mai Lübeck wieder einmal marschieren. einem Sternmarsch in die Innenstadt ge-
1943 besuchte Hamsun den NS-Propa- Diesmal benutzen sie den britischen gen rechte Gewalt. Die Demonstrationen
gandaminister Goebbels der zum Dank Bombenangriff auf Lübeck am Palm- verliefen weitestgehend friedlich. Nach
Hamsuns Werke in einer Auflage von sonntag 1942 für ihre verwirrte und ver- Polizeiangaben wurden 19 Personen aus
100 000 Exemplare auf den deutschen logene Propaganda. Es ist der Gipfel der dem linken Lager festgenommen. Zu
Buchmarkt brachte. Im Gegenzug Heuchelei und Geschichtsverdrehung, Festnahmen auf Seiten der Neonazis
schickte Hamsun Goebbels seine Nobel- wenn Nazis heute von „alliiertem Terror“ kam es nicht.
preismedaille. Einen Monat später traf und „Massenmord“ sprechen und gar ei- Der Zug der Neonazis war mit zahlrei-
Hamsun auch Hitler. Wie sehr Hamsun nen sogenannten „Trauermarsch“ durch- chen Auflagen genehmigt worden. Um

: antifaschistische nachrichten 6-2002 3


die Behörden zu besänftigen, reichte es Rechtsextremisten haben vielerorts
allerdings, die verbotene Parole „Ruhm Strukturen aufgebaut, die es ihnen erlau-
und Ehre der Waffen-SS“ durch „Ruhm ben, Jugendeinrichtungen zu dominieren
und Ehre der deutschen Wehrmacht“ zu und alternative Jugendkulturen auszu-
ersetzen. Wie üblich feierten sich die grenzen. Spricht man mit Vertretern al-
Rechten mit Parolen wie „Wir sind sau- ternativer und linker Jugendprojekte, so
ber. Wir sind deutsch“ und „Hier mar- wissen diese immer häufiger von Forde-
schiert die deutsche Jugend“. Gegen die rungen der Rechten nach Einrichtung
„Schandausstellung“ über Verbrechen sog. „Nationaler Jugendclubs“ zu berich-
der Wehrmacht hetzten sie mit wehr- ten. Auch an Schulen und im Musikbe-
machtverherrlichenden Slogans wie „Die reich nehmen rechtsextreme Aktivitäten
Wehrmacht ist ein deutsches Heer – den besorgniserregend zu. Nazizentrum Südstraße, Zittau
Amis dient die Bundeswehr“. All dies ist Ergebnis des gezielten An- schlossen hätte. Vielleicht ein schönes
Der gegen die NPD-Führung opponie- satzes der Rechten, rechtsextreme Ideo- Bild für die Medien, doch das ist am
rende Landesverband Schleswig-Hol- logien im Alltagsdiskurs zu verankern 28.2.2002 zum Glück erst einmal ausge-
stein schickte eine Grußadresse. So kam und eine rechtsextreme Subkultur zu eta- fallen. Was war eigentlich passiert? Hat
es, dass der seit längerem feststellbare blieren. Die ursprünglich von der „Neu- Voigt jetzt gespürt, dass der Boden für
Machtkampf zwischen NPD und Freien en Rechten“ propagierte „Kulturrevoluti- sein Vorhaben langsam aber sicher nicht
Kameradschaften auf der Demonstration on von rechts“ wird seit längerem auch mehr gegeben ist? Die Jugendsozialar-
eine zentralen Rolle spielte. Insbesonde- in der rechtsextremistischen Szene ge- beiterInnen des Landkreises Löbau/Zit-
re am Partei-Neueinsteiger und Ex-RAF- führt. Aufgabe der Bundesregierung tau, die Ausländerbehörde und einige
Anwalt Horst Mahler scheiden sich die wäre es, aktuelle Entwicklungen in der Zittauer Vereine lehnen einen Erbbau-
braunen Geister. Ein in Bielefeld zirku- rechten Szene genau zu beobachten, um pachtvertrag oder ein anderes Miet- oder
lierender Rundbrief oppositioneller sachgerecht aufklären und den Gefahren Pachtverhältnis ab. Die Stadtratsmehr-
NPD-Kräfte, für den der kürzlich aus der von Rechts wirksam entgegentreten zu heit von CDU und Freien Wählern wäre
NPD ausgeschlossene Steffen Hupka können. Doch schon an der Bereitschaft Voigt zwar sicher gewesen, doch viel-
verantwortlich zeichnet, kündigte für zu diesem ersten Schritt mangelt es der leicht bahnt sich ja doch eine Art Wende
den Parteitag am 16./17. März eine „Ent- Bundesregierung weiter.“ im Zittauer Spektakel an.
scheidungssschlacht“ an. Die NPD-Op- Ulla Jelpke – BT-Drucks. 14/8170 ■ Der bereits erwähnte Jürgen Uwe
position ruft für den 9. März unter dem Krumpholz, NPD-Kreisvorsitzender im
Motto „Deutschland ist da, wo starke Peinlicher Auftritt des NJB "Niederschlesischen Oberlausitzkreis"
Herzen sind“ zu einem eigenen Kongress ist in der letzten Zeit durch verschiedene
im Raum Berlin-Brandenburg auf. Auch Zittau. Die Stadtratssitzung am 28.2.02 Aktionen aufgefallen. Der Neonazi, der
der Kampf gegen die Wehrmachtsaus- im Rathaus Zittau war für die etwa 40 übrigens an seiner „braunen" Lederjacke
stellung soll fortgesetzt werden. anwesenden Neonazis schnell wieder zu erkennen ist, tauchte am 8.12.2001
Peter Nowak, junge Welt 4.2.02 ■ vorbei. Diese wollten ganz offensichtlich bei einer Veranstaltung zur Problematik
den Stadtrat mit geballter Männlichkeit Rechtsextremismus in Görlitz auf, die er
Bundesregierung ignoriert und „Deutschland, Deutschland über al- dann nur durch das Einschreiten der Po-
les.." überrumpeln, saßen ganz ordent- lizei verließ, am 7.2.2002 wollte er zu-
rechtsextreme Aktivitäten lich am linken Rand des Zittauer Rat- sammen mit den Neonazis der sog.
im Jugendbereich haussaales wie auf einer Stange gereiht. „Schlesischen Jungs" eine Veranstaltung
Berlin. Die breite Debatte in der rechts- Die Springerstiefel frisch poliert, die mit zwei Überlebenden des Konzentrati-
extremen Szene um die Beeinflussung Deutschland-Aufnäher voller Stolz ge- onslagers Auschwitz stören, was jedoch
von Jugendlichen mittels Schülerzeitun- tragen, halt die perfekten Schwiegersöh- durch OrdnerInnen der Veranstaltung
gen, Jugendclubs, Sportveranstaltungen ne und vielleicht auch künftigen Erbbau- und auch durch die Polizei verhindert
wird von der Bundesregierung ignoriert, pacht-Genießer. Darunter Mitglieder des werden konnte.
das zeigt die Antwort der Bundesregie- NJB's (die sich durch ihre Vereinsjacken Das Argument der Zittauer Nazihaus-
rung auf eine PDS-Anfrage vom Januar zu erkennen gaben), Neonazis von den befürworter, der NJB hege Antipathien
2002 zum Thema „Jugendpolitische Ak- sog. „Schlesischen Jungs" aus Niesky, gegen die NPD dürfte nach dem Auftritt
tivitäten von rechtsextremen Organisa- sowie Jürgen Uwe Krumpholz (NPD- im Rathaus gegessen sein. Dass NPD-
tionen und Parteien“. Die Bundesregie- Kreisvorsitzender im NOL), Thorsten Veranstaltungen im NJB-Haus Südstraße
rung behauptet, eine solche Debatte gebe Hiekisch (NPD-Sprecher im Landkreis stattgefunden haben, das ist genauso Tat-
es innerhalb der rechtsextremen Szene Löbau/Zittau) und weitere Görlitzer sache, wie das Gemeinsame-Sache-Ma-
nicht. Rechte Aktivitäten im Jugendbe- Neonazis. Man hätte den Eindruck ge- chen der beiden Neonazigruppierungen,
reich fielen zudem nicht in ihren Verant- winnen können, als wäre es ein Treffen sowie anderer militanter Nazigruppen in
wortungsbereich, zuständig seien die ostsächsischer Neonazis, aber es war der Ostsachsen, wie „Odins Legion" aus
Landesämter für Verfassungsschutz. An- Zittauer Stadtrat, der zu diesem Zeit- Kittlitz, der „Kameradschaft Oberlau-
gesichts des wachsenden Einflusses punkt tagte. sitz" aus Seifhennersdorf und der „Schle-
rechtsextremistischer Denk- und Verhal- Arnd Voigt, der Zittauer Oberbürger- sischen Jungs" aus Niesky. Der NJB hat
tensmuster bei Jugendlichen, angesichts meister, imponierte erst einmal mit dem mit seinem Stadtratsbesuch jedenfalls
der Existenz einer rechtsextremen Ju- Dringlichkeitsthema B178 (die Verbin- nichts gewonnen, keinen Erbbaupacht-
gendkultur, die auch ein Großteil der dung der A4 nach Prag), bevor er den an- vertrag und auch keinerlei Sympathien.
rechten Gewalttäter stellt, hält die Bun- wesenden Neonazis erst einmal eine Ab- Die Stadträte konnten ihre Schützlinge
desregierung weiter an ihrer symboli- fuhr erteilen musste. Das Thema Erbbau- mal live erleben und selbst die innigsten
schen Politik fest. Selbstinszenierungen pachtvertrag und Südstraße 8 müsse Erbbaupacht-Fans müssen jetzt feststel-
wie der alljährliche Festakt für das noch weiter erörtert werden und würde len, um was es sich beim NJB handelt.
„Bündnis für Demokratie und Toleranz“ auf dieser Sitzung nicht entschieden. Es http://break.at/ostsachsen (unter ost-
sollen offenbar genügen, um dem Aus- hätte auch peinlich angemutet, wenn der sachseninfos), Informationen über den
breiten des Rechtsextremismus unter Ju- Zittauer Stadtrat im Beisein von etwa 40 NJB und Zittau gibt es von der AG-
gendlichen entgegenzutreten. Neonazis einen Erbbaupachtvertrag be- Zittau auf: http://www.zittau.2see.de ■

4 :antifaschistische nachrichten 6-2002


Köln. Wenn am Samstag in
Chorweiler eins klar gewor-
den ist, dann dass die Nazis
Was wollen die hier?
um Rouhs und Konsorten in diesem Köln-Chorweiler bereitet Rouhs gebührenden Empfang
Stadtteil unerwünscht waren.
Pariser Platz von mehrheitlich türkischen indem sie deren Reihen mit zig Zivilen
Ob es die Leute waren, die nicht auf dem Jugendlichen als Begrüßungskomitee be- durchsetzt hatten, um jeden Werfer, und
Markt einkaufen konnten oder die dort setzt, die darauf aus waren, den Nazis seien es auch nur Feuerzeuge, sofort
nicht arbeiten konnten, ob es der Pfarrer ihren Protest entgegenzubrüllen. dingfest zu machen. Anstatt angesicht
oder die Leute aus den OTs waren, ob äl- Es dauerte über eine Stunde, bis die der aufgebrachten Menge die Nazis ir-
tere Damen oder junge Mädchen, alle Polizei die Nazis aus dem Loch der S- gendwo auf die grüne Wiese zu karren,
fragten: Bahn-Station herausließ. Und das Infame oder auf das Dach des Verfassungs-
Was wollen die hier? war, dass die Polizei genau wusste, wel- schutzes, nutzten sie deren Aufmarsch zu
Wieso wird das hier genehmigt? che Provokation dies gegenüber den Ge- einer Strafexpedition gegen Chorweiler
Wissen die denn nicht, dass hier 50% gendemonstranten darstellte. Auf diesen Jugendliche und organisierte Antifas.
Ausländer wohnen, die nichts von ihnen Augenblick hatten sie sich vorbereitet, Aber trotz der wütenden „Grünen“,
hören wollen? der Protest wurde nicht
im Geringsten gemindert.
Bis zum Einsammeln der
ca. 50 Braunen zurück in
das Loch der S-Bahn
blieben die Leute vor Ort.
Man muss einfach sa-
gen, wie sich Chorweiler
an diesem Tag präsentiert
hat, mit welchem Stadt-
eilbewusstsein, mit wel-
cher Geschlossenheit, das
schafft kein anderer Köl-
ner Stadtteil mehr.
Ein Lob an alle, die
dazu beigetra-
www.arbeiterfotografie.com

gen haben –
auch an die Ver-
anstalter, wenn
auch ihre Kund-
gebung – etwas
abseits vom
Info:

Hauptgesche-
hen – nicht im
Mittelpunkt
stand. Die Vor-
www.arbeiterfotografie.com

Und als Antifaschisten skandierten: arbeit – die Tau-


„Nazis raus!“ ergänzten 6 Zwölfjährige sende Flugblät-
ein schrilles „ aus Chorweiler“ und alle ter und vielen
Umstehenden stimmten vehement zu. Gespräche im
Der Unterschied eröffnete sich am Vorfeld – hatten
deutlichsten im Vergleich zu den zwei Früchte getra-
Info:

„Pro-Köln Demonstrationen“ gegen den gen.


Straßenstrich in Longerich im Januar p.b. ■
und Dezember: 200-300 Antifas, keine Satirische Plakataktion der PDS
20 Longericher und kaum ein Dutzend
an den Fenstern und auf den Balkonen. Rechte Tränen ...
Es war gespenstisch! Der Stadtteil hat- Der verhinderte Aufmarsch in Köln-Chorweiler stinkt Veranstaltern und Teilneh-
te das Leben ausgeschlossen. mern gleichermaßen. Versucht Rouhs noch, sich mit wilden Angriffen gegen die
Dagegen in Chorweiler: von 14 bis 18 Polizei irgendwie von der Niederlage frei zu kämpfen, hört sich das bei seinen
Uhr wichen die Leute nicht von den Bal- „Freunden“ aus den s.g. „freien Kameradschaften“ doch anders an. Waren es laut
konen. Auf einigen bis zu 10. Und unten „pro-köln-online“ 150 Teilnehmer, die es auf den Pariser-Platz geschafft hatten,
hieß es: „Die sollen es bloß wagen, die spricht das „Aktionsbüro Norddeutschland“ von 70, die „freien Nationalisten im
Nazis da drunter her laufen zu lassen, Düsseldorfer Süden“ von sechzig Teilnehmern. Ist das „Aktionsbüro“ noch gewillt
dann haust du besser ab. Ich möchte der Veranstaltung als erstem „öffentlichen Protest in der BRD-Geschichte gegen
nicht wissen, was dann da runter den Geheimdienst“, irgendetwas Positives abzugewinnen, gelingt das den Düssel-
kommt.“ Und die ganze Zeit ein reges dorfern gar nicht mehr. Doch auch das Aktionsbüro muss eine „geringe Beteili-
Rein und Raus aus den Häusern zu den gung“ und eine „unerträgliche Gleichgültigkeit in den Reihen vorgeblich aktiver
Demonstranten und wieder zurück. Menschen“ feststellen. Das Votum der D’dorfer hingegen ist eindeutig: „Köln war
Die Antifa-Gruppen von Köln und diesmal keine Reise wert“. Auch Herr Rouhs scheint sich dort keine Freunde ge-
Umgebung waren auch ausgezeichnet macht zu haben. Denn „die wenig beliebte Domkröte dürfte sich die letzte Sympa-
vertreten, aber sie blieben bis zuletzt in thien mit seiner langweiligen Rede (...) verspielt haben.“ heißt es da.
der Minderheit. Schon als wir mit der S- Uns soll’s recht sein... CHR ■
Bahn ankamen, waren die Gitter um den

: antifaschistische nachrichten 6-2002 5


Neonazis klau- aus metall 3/2002
en Ausstellung
der VVN
Plön. Als am 5. Febru-
ar 2002 SchülerInnen
der Berufschule des
Kreises Plön die VVN-
Ausstellung „Neofa-
schismus in der Bun-
desrepublik Deutsch-
land“ anschauen woll-
ten, erlebten sie eine
Überraschung. Alle 27
Tafeln waren ver-
schwunden. Stattdessen
lag nur noch ein Beken-
nerschreiben der „Akti-
onsgruppe Plön“ in der
Sporthalle. Schullei-
tung und VVN-BdA stellten Strafantrag, men laut Polizeiangaben rund 100 Nazis
V-Leute und Anti-Antifa
die Kriminalpolizei Kiel ermittelt. und 700 Gegendemonstranten! Berlin. Sofortige Aufklärung über die
Zunächst gegen Unbekannt. Stil und Dank der vom DGB angemeldeten Rolle der V-Leute beim Naziterror for-
Sprache des Bekennerschreibens sind „Gegendemo“ blieb die übliche Schika- dern Ulla Jelpke, MdB PDS, und Ulrich
der VVN-BdA aber nicht unbekannt. ne von Seiten der Polizei im Vorfeld des Sander, Bundessprecher der VVN-BdA.
Conny Kerth, Bundessprecherin der Aufmarsches aus. Die Demo startete ge- In einem Offenen Brief wenden sie sich
Vereinigung, erklärt: „Die Diktion grenzt gen halb 12, nach 20 Minuten wurde die an die von den Schwarzen Listen der
den Täterkreis auf die militanten Neona- Aktion musikalisch beendet, und so zo- Neonazis Betroffenen und fordern sie
zis der Freien Nationalisten ein. In dem gen rund 500 Menschen zum Bahnhof, auf, dieses Anliegen zu unterstützen.
Schreiben diffamiert die Aktionsgruppe wo die Nazis gerade aus den Bussen stie- Darin heißt es u.a.:
die VVN als „selbsternannte Verfolgte gen. Angereist kamen die Nazis auch aus „1993 setzten Neonazis Antifaschi-
des Naziregimes“, die mit den „Ausstel- verschiedenen Bundesländern, so zum sten, antirassistische Pädagogen, Be-
lungstafeln durch die Landschaft mar- Beispiel das Bündnis Rechts Schleswig triebsräte, Historiker, Politiker und Pu-
odiere“. Ähnliches kann auf der Home- Holstein. Die Polizei gelang es nicht, den blizisten auf die Schwarze Liste “Ein-
page des „Aktionsbüro Norddeutsch- Bahnhof weiträumig abzusperren. Nach blick”, die von Jahr zu Jahr ergänzt wur-
land“ gelesen werden. 12 Uhr eintreffende Faschos mussten de. ... In der Öffentlichkeit wird nun die
Anlässlich der Ausstellungseröffnung sich hinter abseits stehenden PolizistIn- Frage erörtert: Welche Rolle spielen V-
in Ludwigslust hatten dort Worch & Co nen verschanzen, soweit dies möglich Männer in der Neonazi-Szene? Wir
zu Aktionen gegen die Ausstellung auf- war. Rund 1 1/2 Stunden wurde der Be- möchten daran die Frage anschließen,
gefordert. Seit mehr als einem Jahr wan- ginn der Demonstration aufgehalten, welche Rolle spielen V-Leute in der An-
dert die Ausstellung in acht Exemplaren, was AntifaschistInnen die Chance für ein tiAntifa-Terrorszene?
unterstützt von der Gewerkschaft IG- paar schöne „Erinnerungsphotos“ der In den Veröffentlichungen der Sicher-
Metall und dem Antifamagazin „Der Nazis bot. Die Polizei knüppelte den heitsbehörden wird Brauner Terror zu-
Rechte Rand“ durch alle 16 Bundeslän- Weg letztendlich frei. Der Demonstrati- meist rundweg abgeleugnet. Politischer
der. Über 10.000 Besucher, vorwiegend onszug ging eine 3/4 Stunde lang, wobei Terror in Deutschland wird am Maßstab
Schülerinnen und Schüler, haben die die Polizei immer wieder durch Sperren der RAF gemessen. Die rechte Szene
Ausstellung schon gesehen. Allein in versuchte, die GegendemonstrantInnen geht jedoch anders vor, nicht im gezielten
Freiburg wurde ihnen jüngst die Tafel 23 möglichst weit weg zu halten, was aller- Kommandostil, aber ebenfalls sehr brutal
vorenthalten. Die Stadt beanstandete die dings nur partiell gelang. Die Abschluss- und wirksam. Seit Ende 1993 wurde mit
Darstellung der Grauzone zwischen mili- kundgebung fand makabrerweise auf ei- der schon genannten Schwarzen Anti-
tanten Neonazis und der „gesellschaftli- nem großen Platz vor der Friedenskirche Antifa-Liste „Einblick” nicht das Kom-
chen Mitte“. Die Ausstellung kann übri- statt, der von der Polizei weiträumig ab- mando an eine bestimmte Nazigruppe er-
gens unter www.vvn-bda.de virtuell be- gesperrt wurde. Kurz nach 15 Uhr war teilt, zu töten. Es wurde vielmehr zur all-
sichtigt werden. die Abschlusskundgebung, bei der u.a. gemeinen Lynchjustiz, zur „endgültigen
K. Harbart, c/o VVN-BdA, Rolandstr. bayerische Fahnen (!) geschwenkt wur- Ausschaltung der politischen Gegner”
16, 30161 Hannover ■ den, beendet. Mit zwei Bussen und ei- aufgerufen: „Jeder von uns muss selbst
nem Polizeibus wurden die Nazis aus wissen, wie er mit den ihm hier zugäng-
Peinlicher JN-Aufmarsch dem Gelände gebracht. lich gemachten Daten umgeht. Wir hof-
Insgesamt war es überraschend, wie fen nur, ihr geht damit um!” Das schrie-
Stuttgart. Die Nazi-Demo zugunsten viele GegendemonstrantInnen innerhalb ben anonyme Terroristen. Seit jener Zeit
des neofaschistischen Liedermachers kurzer Zeit mobilisiert werden konnten verfolgen die Nazis in Deutschland das
Frank Rennicke fand am Samstag in und dass sie einen solch enormen Wider- Ziel, mit Terror das Land zu destabilisie-
Ludwigsburg anstatt in Kornwestheim stand leisteten. Die Nazi-Demo wurde zu ren und zur Erhebung für die „deutsche
statt, da sie nur dort eine Genehmigung einer lächerlichen Blamage der „Jungen nationale Identität” zu führen, um es „na-
für die Verbreitung ihrer menschenver- Nationaldemokraten“, da ihr Aufzug tional zu befreien”.
achtenden Hetze bekamen. Glücklicher- keinen Moment ihrem Anliegen gerecht Ausländer und „Ausländerfreunde”
weise ging diese wegen des massiven an- wurde. Möchtegern-Männer in Bomber- sollen aus dem Land getrieben werden. In
tifaschistischen Widerstands nicht nur jacken! Wirklich ein lächerlicher Hau- Ostdeutschland gibt es bereits “national
unter, sondern wurde zur Farce! Es ka- fen. Antifaschistische Aktion befreite Zonen”. Nordrhein-Westfalen
Ulm/Neu-Ulm, http://ulm.antifa.net ■ wurde zu einem weiteren rechtsterroristi-

6 :antifaschistische nachrichten 6-2002


schen Schwerpunkt gemacht. In Dort-
mund und im Kreis Recklinghausen hat NS-Unrechtsurteile gegen
Michael Berger als ein Mitglied der „Ka-
meradschaft Dortmund” in einer Selbst- Deserteure und Homosexuelle
mordaktion drei Polizeibeamte ermordet,
nachdem Polizisten zweimal in der Dort-
munder Nordstadt gegen Nazis vorgegan-
vor der Aufhebung?
gen waren und unter Zustimmung der Berlin. Am 28. Februar befasste zucht“ 1935 massiv verschärft. In der
Medien Ausländer geschützt hatten. In sich der Bundestag mit einer Ge- Bundesrepublik blieb den homosexuellen
Wuppertal überfiel eine Gruppe Skinha- setzesinitiative von Bündnis Opfern der NS-Justiz jahrzehntelang jede
eds mit NPD-Parteibuch die Teilnehmer 90/Die Grünen und SPD, das Rehabilitierung und Anerkennung ver-
einer antifaschistischen Gedenkveran- Gesetz zur Aufhebung nationalsozialisti- sagt. Noch 1998 hatte die damalige Re-
staltung am ehemaligen KZ Kemna, um scher Unrechtsurteile (NS-Aufhebungs- gierungsmehrheit von CDU/CSU und
das Gelände für die Nazis und Rassisten gesetz) zu ergänzen um einen Passus zu FDP verhindert, dass eine generelle Auf-
zu erobern. Und dann das immer noch den Deserteuren der Wehrmacht und zu hebung der Urteile nach § 175 und § 175a
nicht aufgeklärte Bombenattentat von den von den Nazis verfolgten Homosexu- Nr. 4 RStGB in das NS-Aufhebungsge-
Düsseldorf, das nach AntiAntifa-Muster ellen. Sie sollen endlich ihre volle rechtli- setz aufgenommen wurde. Diese Aus-
ablief. In allen drei Städten und auch an- che Rehabilitierung erhalten. „Damit ist grenzung homosexueller NS-Verfolgter
dernorts wurden Waffenlager gefunden, endlich der Anfang vom Ende dieser wird nun beseitigt. Die Einzelfallprüfung
die im Besitz von Neonazis waren. Nicht Schandurteile eingeläutet,“ so Volker entfällt. Nach dem Lebenspartnerschafts-
vergessen sein dürfen die Fälle Torsten Beck, innenpolitischer Sprecher der gesetz folgt nun ein weiterer längst über-
Lemke (drei Morde), Bernd Schmitt Fraktion B90/Die Grünen. fälliger Schritt, der mehr Gerechtigkeit
(HakPao-Schule der Brandstifter von So- Die Gesetzesänderung sieht vor, dass für Homosexuelle schafft.
lingen) und der genannte Fall Berger. Homosexuelle und Deserteure sich Auch für die Deserteure der Wehr-
Den von Schwarzen Listen wie „Ein- zukünftig für ihre rechtliche Rehabilitie- macht galt bislang: Die wenigen noch le-
blick“ Betroffenen fiel immer wieder rung nicht mehr einer unwürdigen Ein- benden Betroffenen müssen ihre Rehabi-
auf: Der Drang nach Entpolitisierung, zelfallprüfung unterziehen müssen. Die litierung über eine Einzelfallprüfung be-
nach Milde, ja nach Fürsorge für Nazi- gegen sie in der NS-Zeit ergangenen Un- treiben. Die Urteile aufgrund Desertation
terroristen war auf Seiten der Behörden rechtsurteile werden umfassend aufgeho- werden jetzt ebenfalls pauschal aufgeho-
zumeist erheblich. Jetzt müssen wir uns ben. Das im August 1998 in Kraft getre- ben, ebenso Verurteilungen aufgrund ei-
fragen: Lag dies an den V-Leuten? tene NS-Aufhebungsgesetz hatte für die- ner Vielzahl weiterer Bestimmungen des
Die örtlichen Staatsschutzbehörden se beiden Verfolgtengruppen noch keine Militärstrafgesetzbuches. Die Deserteure
bekamen seinerzeit 1993 vom Bundes- befriedigende Lösung gebracht. Diese der Wehrmacht haben sich dem men-
kriminalamt den Hinweis, den „Ein- Lücke wird nun geschlossen. Das ist ein schenverachtenden und völkerrechtswid-
blick” nicht so ernst zu nehmen: Dies sei großer Durchbruch. rigen Angriffskriegs Hitlers verweigert.
die verständliche Antwort der Nazis auf Bündnis 90/Die Grünen drängen seit Dennoch mussten sie in der Bundesrepu-
die Anarchisten und Roten. Die „Ein- langem darauf, eine würdige Regelung blik den Makel des verurteilten Straftä-
blick”-Macher waren bekannt, wurden zur Rehabilitierung zu schaffen. Homos- ters tragen. Damit ist nun Schluss. Den
aber zumeist nicht bestraft. Hatte man V- exuelle wurden von den Nationalsoziali- Deserteuren der Wehrmacht wird endlich
Leuten, die den Nazis unsere Bilder und sten massiv verfolgt. Dazu hatten die Na- die Ehre wiedergegeben.
Daten zukommen ließen, Straffreiheit zis die Strafrechtsbestimmungen gegen PM Bündnis 90/Die Grünen
versprochen? Zu fragen ist auch: Welche die sogenannte „widernatürliche Un- Bundestagsfraktion, 28.02.2002 ■
Rolle spielte das „Aussteigerprogramm“
bei der Strafvereitelung für V-Leute?
Wir rufen alle vom Schwarzen Listen- Reihe vereinbarter Termine keine Vertre- Der Hauptgrund dafür liegt in der Angst
Terror Bedrohten auf, sich nicht länger terInnen der FPÖ persönlich kommen vor sozialer Ächtung, da Wehrmachtsde-
schweigend mit der Bedrohung abzufin- konnten. Quelle: http://derstandard.at ■ serteure in breiten Kreisen noch immer
den. Im Zusammenhang mit der Diskus- als Vaterlandsverräter gelten und deswe-
sion des V-Männer Unwesens ist die Verdrängte Opfer des gen sogar im eigenen familiären Bereich
Chance gegeben, endlich die gemeinge- ihre Vergangenheit verschweigen.
fährlichen Aktionen der Geheimdienste, Nationalsozialismus Quelle: http://derstandard.at ■
die auf Strafvereitelung, auf Duldung Wien. Wenig bekannt ist, dass viele Op-
von rechtem Terror und auf Schutzlosig- fer der nationalsozialistische Militärju- Rechtsextremer verurteilt
keit für die Opfer gerichtet sind, ebenso stiz in Österreich noch immer nicht reha-
anzuprangern we den Naziterror selbst.“ bilitiert worden sind. Rechtlich muss je- Der rechtsextreme Zeitungsherausgeber
Ulla Jelpke, Ulrich Sander ■ des einzelne Opfer eine Prüfung des je- Walter Ochsenberger wurde wegen
weiligen Falles beantragen, was erst Mit- Leugnung des Holocausts zu zwei Jahren
Grußbotschaften an te der 90-iger Jahre erstmals geschah. Gefängnis verurteilt, davon 16 Monate
Der österreichische Staat konnte sich erst auf drei Jahre bedingt. Der bereits mehr-
Neofaschisten vor 2 1/2 Jahren zu einem Nationalrats- mals einschlägig vorbestrafte Ochsen-
Italien/Österreich. Mit großer Begei- beschluss – den die FPÖ natürlich ab- berger will nach eigenen Angaben nie
sterung wurden beim zweitägigen Kon- lehnte – durchringen, der ein entspre- mehr über dieses Thema schreiben. Nach
gress der italienischen NeofaschistInnen chendes Forschungsprojekt mit 218.000 der Verbüßng der letzten Haftstrafe ver-
MS-FT die verlesenen Grußworte vom Euro unterstützt. Jetzt wurde eine Halb- suchte er sich mit dem Zusatztext „Wir
Kärntner FPÖ-Obmann Martin Strutz zeitbilanz präsentiert, in der die Ge- ..... glauben an den Holocaust ..., um ei-
aufgenommen: „Im Namen der FPÖ und schichte von über 2.300 Opfer erfasst ner langjährigen Hafttrafe zu entgehen“
des Kärntner Landeshauptmannes Jörg wurde. Am Leben waren davon mittler- vom Inhalt der Artikel seiner Publikatio-
Haider übermittle ich Ihnen die besten weile freilich nur mehr 56, von denen nen zu distanzieren.
Wünsche für eine konstruktive Arbeit“. wiederum nur sechs bereit waren, ein Quelle http://www.döw.at
Strutz bedauerte auch, dass wegen einer Gespräch über ihr Schicksal zu führen. Rosa Antifa Wien, http://www.raw.at ■

: antifaschistische nachrichten 6-2002 7


Die umfangreichsten Kämpfe
seit Kriegsbeginn Die Calwer Truppe
Es war eine Frage der Zeit, bis
die Information bestätigt würde, dass Kommando Spezialkräfte
auch deutsche Elitekampfsoldaten des
Kommando Spezialkräfte (KSK) aus auf Terroristenjagd
Calw an den Kämpfen der US-Armee in Einsätze sind leider vom Bundestag gedeckt von Tobias Pflüger*
Afghanistan beteiligt sind. Nur der Zeit-
punkt der Bestätigung kam für viele gen teil, bei denen Einheiten der Koaliti- der Existenz und den konkreten Aktionen
überraschend. Die US-Armee startete on versuchen, mehrere hundert Mann der der Elitekampftruppe KSK. Für einen
Ende Februar ihre größte Offensive seit El Kaida niederzukämpfen. Es handelt Teil der Journalisten steht wohl die Sen-
dem Kriegsbeginn am 7. Oktober 2001. sich um eine koordinierte Operation von sation des Geheimen im Vordergrund.
(Damit wurden auch all jene Lügen ge- Luft- und Bodentruppen, die zähen Wi- Diese Journalisten wollen vor allem Kon-
straft, die schon in der Vergangenheits- derstand zu überwinden haben.“ Daran takt zu (auch ehemaligen) KSK-Soldaten
form vom Afghanistankrieg sprachen.) sind also auch die deutschen KSK-Solda- oder deren Angehörigen. Zwar liegen
Im Südosten Afghanistans an der Grenze ten beteiligt. In einem kargen Nebensatz hierzu auch bei uns einige Informationen
zu Pakistan in der Provinz Paktia bei der bestätigte dies
Stadt Gardes starteten Truppen der USA auch Rudolf
ein umfangreiches Bombardement, da- Scharping: „In
bei seien bisher bis zu 200 „versprengte laufenden Opera-
Taliban- und El Kaida-Kämpfer“ und ca. tionen werden
7 US-Soldaten getötet worden. Die US- Spezialkräfte ein-
Truppen testeten dabei ihre neue „Ther- gesetzt“.
mobaric“-Bomben. Der offizielle Name
Nebelbomben
ist „BLU-118/B“, sie soll „extrem ziel-
genau“ sein und dringe besonders tief in für und gegen
Höhlenkomplexe ein. Dort entzündeten die Presse
sich mit Benzin gefüllte Sprengköpfe. Nebenbei wurden
Diese explodierten mit gewaltigen Feu- für die Presse
erbällen. Damit würden sie den Sauer- noch Nebelbom-
stoff aus dem Höhlenkomplex förmlich ben geworfen:
aufsaugen. Wer nicht durch die Explosi- Rudolf Schar-
on selbst getötet werde, sterbe einen er- ping: „Wir haben
bärmlichen Erstickungstod. sanitätsdienstli-
che Unterstüt-
Geheimer Kampfeinsatz des
zung geleistet,
Kommando Spezialkräfte damit Soldaten
Nach Angaben des Pentagon waren an von (dem Mi-
den Bodentruppenkämpfen zwischen ca. litärflughafen)
3.000 „sich neu organisierenden Taliban- Bagram nach Ka-
und El Kaida-Kämpfern“ einerseits und bul kommen konnten“. Also ein weiterer vor, wir haben jedoch kein Interesse, die-
der Terrorallianz andererseits auf US- Einsatz, der von den konkreten Kampf- se weiterzugeben. Für alle Journalisten,
Seite auch Spezialtruppen aus Australi- teilnahmen der KSK-Soldaten mal wie- insbesondere diejenigen, die auch über
en, Kanada, Dänemark, Deutschland, der ablenken sollte. die politische Kritik am KSK berichten
Frankreich und Norwegen beteiligt. Ausführlich beschäftigte sich der Mi- wollen, stehen wir weiterhin selbstver-
Außerdem bombardierten auch erstmals nister mit angeblichen oder tatsächlichen ständlich für Informationen, Berichter-
neben britischen und US-amerikanischen Drohanrufen bei Familien von KSK-Sol- stattung aber auch Hintergrundgespräche
Flugzeugen französische Flugzeuge. daten. Er bezeichnete Anfragen von Jour- zur Verfügung.]
Der deutschen Bundesregierung war nalisten als „widerliches Verhalten“, die
Informationspolitik der Bundesregie-
die offizielle Mitteilung aus den USA wohl versucht hatten, an Informationen
nicht recht, der Einsatz der KSK-Solda- über die KSK-Einsätze zu gelangen. Ei- rung oder wachen die schlafenden
ten sollte geheim bleiben. Der Sprecher nige Familien von KSK-Soldaten hätten Parlamentarier auf?
des „Verteidigungsministeriums“ Franz mit neuen Identitäten ausgestattet werden Parteivertreter von CSU bis PDS haben
Borkenhagen meinte, es sei „außeror- müssen. Zuvor hatte das „Verteidigungs- sich über die Informationspolitik der
dentlich sinnvoll, derartige Operationen ministerium“ über befreundete Medien Bundesregierung in Sachen Bundeswehr
mit entsprechendem Schutzgrad zu ver- wie die „Welt am Sonntag“ eine Story einsätze und Einsätze des Kommando
sehen“. Er kritisierte die US-Militärs und von einer „Hysteriewelle“ in Calw gegen Spezialkräfte beklagt. Es hieß, der KSK-
US-Regierung offen: Angehörige von KSK-Soldaten lancieren Einsatz sei nicht vom erteilten Mandat
„Der Informationsbeitrag in den Verei- lassen. des Bundestages gedeckt. Den aufwa-
nigten Staaten wäre meiner Meinung Die politisch-militärische Führung chenden (?) Parteivertretern sei noch ein-
nach nicht notwendig gewesen“. Es sei produziert allerdings mit ihrer Geheim- mal die Lektüre des Bundestagsbeschlus-
falsch, dass der Einsatz „deutscher Kräf- niskrämerei über die Einsätze des Kom- ses vom 16.11.2001 empfohlen. Darin
te in diesem Rahmen zum heutigen Zeit- mando Spezialkräfte geradezu solche wurde u.a. der Einsatz von „ca. 100 Spe-
punkt“ bekannt gegeben würde. „Zustände“, wie sie die Welt am Sonntag zialkräften“ freigegeben.
Was die KSK-Soldaten in Afghanistan beschreibt. In unserer damaligen Analyse des Be-
genau machen, erfuhr man aus Norwe- [Als jemand, der derzeit ebenfalls täg- schlusses (abgedruckt in den AN24-01)
gen: Dort sagte der norwegische Stabs- lich mehrere Anrufe von Journalisten in haben wir darauf hingewiesen, dass der
sprecher Dag Aamoth zur Kriegsoffensi- Sachen KSK bekommt, kann ich dazu Bundestag der Bundesregierung für min-
ve: „Die norwegischen Spezialeinheiten nur Folgendes sagen: Unser Interesse ist destens ein Jahr für den Einsatz von
nehmen an andauernden Kampfhandlun- die politische Bewertung und Kritik an 3.900 konkret benannten Bundeswehr-

8 :antifaschistische nachrichten 6-2002


Soldaten freie Hand gegeben hatte. Ak-
tionen der Bundeswehr auf einem Drittel Aktionsberatung der Friedensbewegung
des Globus („Einsatzgebiet ist das Ge- In den letzten Tage häufen sich Besorgnis erregende Nachrichten über die weitere
biet gemäß Art. 6 des Nordatlantikver- Kriegsplanung der USA sowie über die Eskalation der Gewalt im israelisch-palästi-
trags, die arabische Halbinsel, Mittel- nensischen Konflikt. Letzterer hat schon längst die Schwelle zum (Bürger-)Krieg
und Zentralasien und Nord-Ost-Afrika überschritten und verlangt entschiedeneres Engagement der Friedenskräfte im Inne-
sowie die angrenzenden Seegebiete“) in ren und von außen. Die Kriegsvorbereitungen der USA, die sich immer eindeutiger
allen Optionen von sogenannter huma- auf den Irak zuspitzen, stellen eine Bedrohung des ohnehin nur sehr labilen Zu-
nitärer Hilfe bis hin zum reinen Kampf- stands des Nahen Ostens dar und gefährden – wegen der zentralen Bedeutung der
einsatz wurde zugestimmt. Region für die Energieversorgung der Welt – darüber hinaus den Weltfrieden.
Die ergänzende unverbindliche Proto- Die Friedensbewegung hier zu Lande täte gut daran, wenn sie mögliche gemein-
kollerklärung, die insbesondere zur Be- same nächste Schritte in ihrem – bisher wenig erfolgreichen – Kampf gegen den
ruhigung von bündnisgrünen und links- Krieg beraten und vereinbaren würde. Die Ostermärsche stehen vor der Tür und
sozialdemokratischen Gewissensbissen werden – soweit ich sehe – überwiegend genutzt, um die als „Kampf gegen den Ter-
mit verabschiedet wurde, war schon da- ror“ getarnte Kriegspolitik der USA und ihrer „Verbündeter“ zur Verfolgung „vita-
mals politisch-militärischer Unsinn: Die ler Interessen“ in aller Welt zu kritisieren. Daran sollten wir anknüpfen und den
Protokollerklärung umfasste einige Lü- Blick weiter nach vorn richten: Wir brauchen eine breite gesellschaftliche Mobili-
gen: Die Aussage: „Dabei umfasst die sierung gegen die Fortsetzung des US-Feldzuges gegen die „Achse des Bösen“.
Aufgabe der Spezialkräfte polizeilich- Und wir brauchen eine breite Diskussion über die politischen Wege, die aus der Ge-
militärische Aufgaben wie z.B. Geißel- waltspirale im Nahen Osten herausführen können.
befreiung, Verhaftungen etc.“ ist für Um über konkrete gemeinsame Aktionsziele sprechen zu können, lädt der Bun-
Kenner des KSK sichtlich falsch, da es desausschuss Friedensratschlag zu einer Aktionsberatung der Friedensbewegung
keine militärischeren Einsätze als die des ein: Am Sonntag, den 17. März, von 12 bis (spätestens) 17 Uhr
KSK gibt. Auch die Aussage, dass der in Kassel, Gewerkschaftshaus, Spohrstr. 6 (Stadtmitte, Nähe Königsplatz)
Einsatz deutscher Soldaten unter deut- Wir würden uns freuen, wenn viele Aktive aus lokalen, regionalen und bundeswei-
schem Kommando stattfände, war eine ten Friedensinitiativen nach Kassel kommen würden. Schon mehrfach sind von sol-
kalkulierte Lüge: Sowohl die deutsche chen Aktionsberatungen in zugespitzten Situationen wertvolle Impulse für die Frie-
Marine am Horn von Afrika als auch das densbewegung ausgegangen.
KSK kämpfen derzeit unter US-amerika- Peter Strutynski (Sprecher), http://www.friedensratschlag.de ■
nischem Kommando.
Leider haben viele Parlamentarier auf-
grund der Koppelung mit der Vertrauens- Ostermärsche finden wieder in zahlreichen Orten statt. Informationen dazu
frage nicht begriffen oder begreifen wol- gibt es beim:
len, über welch umfassende „Kriegser- Ostermarschbüro Tel: 069/24249950
mächtigung“ sie abgestimmt haben. Lei- Wilhelm-Leuschner Str. 69 - 77 Fax: 069/24249951
der sind die KSK-Einsätze in Afghani- DGB-Haus Email: ostermarsch2002@web.de
stan vom Bundestagsmandat gedeckt. 60329 Frankfurt am Main www.ostermarsch.info
Voraussetzung ist allerdings, dass es
Spendenkonto Ostermarsch: BfG Frankfurt a.M., KtNr 261 36 55 000, BLZ 500 101 11
tatsächlich 92 und nicht 200 sind, wie
die Plaudertasche Helmut Wieczorek
(Vorsitzender des Verteidigungsaus- zum Teil nach Guantanamo auf Kuba Einsätze verweigert
schusses) behauptet. Mit dem Einsatz gebracht. Sollten die KSK-Truppen den
des KSK ist seit dem 7.11.2001 zu rech- ihnen zugeschriebenen Auftrag ernst Paris. Französische Piloten, die an der
nen gewesen. („Zumindest die KSK- und nehmen (gegen El-Kaida- und Taliban- jüngsten Offensive der US-Streitkräfte
DSO-Truppen werden sich ziemlich si- Kämpfer Krieg zu führen und diese im Osten Afghanistans beteiligt sind, ha-
cher direkt am Krieg beteiligen“, heißt es „wenn nicht anders möglich“, gefange- ben nach Berichten der Zeitung „Le
in unserer damaligen Analyse.) Seit No- nen zu nehmen), handeln sie bei Über- Monde“ aus humanitären Bedenken
vember beteiligen sich die KSK-Truppen gabe von Gefangenen an die US-Trup- mehrere Einsätze verweigert. Es habe
zuerst durch Übungen in Oman und im pen offen rechtswidrig. Wollten sie nach zwischen den US-Soldaten und den fran-
Iran und dann kämpfend in Afghanistan dem Kriegsvölkerrecht handeln, müs- zösischen Piloten unterschiedliche An-
am Terrorkrieg. sten die KSK-Soldaten ihre Einsätze so- sichten über die Auswirkungen der Bom-
fort beenden. So bleibt abschließend nur bardements gegeben, zitierte die Zeitung
Illegale Aktionen des Kommando
festzustellen: die KSK-Soldaten führen am Samstag nicht namentlich genannte
Spezialkräfte Krieg in Afghanistan mit vollem Mandat Vertreter der Streitkräfte. Die Franzosen
Die US-Truppen agieren bei ihrem Ter- des Bundestages und der Bundesregie- hätten das Risiko für die Bevölkerung als
rorkrieg in Afghanistan ja so, dass sie rung und mit einem illegalen, völker- zu hoch eingeschätzt.
nur „wenn notwendig“ Gefangene ma- rechtswidrigen Auftrag: Deutsche Mi- Die französischen Kampfflugzeuge
chen. Die Zahl der getöteten Zivilisten litärpolitik 2002. ■ vom Typ Mirage 2000 und Super-Eten-
übersteigt nach Angaben von Marc * Tobias Pflüger ist Politikwissen- dard flogen „Le Monde“ zufolge in der
Herold (Universitätsprofessor in New schaftler und im Vorstand der Informa- ersten Woche der Offensive gegen mut-
Hampshire) inzwischen sicher die 3000. tionsstelle Militarisierung (IMI) e.V. maßliche El-Kaida- und Taliban-Kämp-
Über die getöteten örtlichen Kämpfer fer rund 20 Einsätze auf etwa zwölf Zie-
werden wir wohl entweder nie oder sehr Bei IMI gibt es weitere Informationen le rund um die Stadt Gardes. Frankreich
spät (vgl. Golfkrieg 2) etwas erfahren. zur Bundeswehrentwicklung, zur hat 22 Kampfflugzeuge in Afghanistan
Die Gefangenen, die die US-Truppen NATO und zukünftigen Kriegen: zur Verfügung gestellt. Bisher be-
doch machen, werden nicht – wie im IMI, Hechingerstrasse 203, schränkte sich die Rolle der französi-
Völkerrecht und Kriegsvölkerrecht fest- 72072 Tübingen, Telefon: 07071- schen Streitkräfte weitgehend auf huma-
geschrieben – als Kriegsgefangene be- 49154, Fax: 07071-49159, nitäre Unterstützung, Aufklärungsarbeit
handelt, sondern als sogenannte „un- e-mail: IMI@imi-online.de und Hilfe bei der Logistik.(APA/AP)
rechtmäßige Kämpfer“ festgehalten und Internet: www.imi-online.de nach Le Monde, 9.3.02 ■

: antifaschistische nachrichten 6-2002 9


Falls die Weltkonjunktur den jetzi-
gen Kanzler Schröder nicht rettet
und solange nicht klar gemacht
Ein Mann kennt seine
werden kann, was es mit einem Kanzler
Stoiber auf sich hat, besteht die reale Ge- Grenzen nicht ...
fahr eines Sieges der Union, geführt durch dernden Kitschburgen konnte der Mär- den Einrichtungen der Länder so einzu-
diesen Kandidaten. Zur Beurteilung einer chenkönig Ludwig II. nur errichten, weil schränken, dass die Bewegungsfreiheit
politischen Person ist das Geflecht der er sich seine königliche Geneigtheit zur der Investoren grenzenlos wird (man erin-
Praktiken und Ideen zu beachten, in denen Eingliederung Bayerns durch Bismarck in nere sich an die Auseinandersetzung um
sie geworden ist, was sie geworden ist. das 2. Reich adäquat bezahlen ließ. Ge- das M.A.I).
Stoiber ist ein Produkt der bayerischen genüber dem tschechischen Nachbarland Die Aufhebung der Beneš-Dekrete
Politik. Bayerische Politik hält sich für tritt die CSU, gleich durch wen sie reprä- wird von der CSU stets im Zusammen-
mehr als bloße Landespolitik; unbestritten sentiert wird, im Gehabe des Fordernden hang mit Forderungen nach privilegierten
soll bleiben, dass sie etwas anderes ist. auf. Und hier wird es gefährlich. Niederlassungsrechten von Menschen su-
Stoiber, der bislang aus seinem bayeri- In den offiziellen deutsch-tschechi- detendeutscher Herkunft in der Tschechi-
schen Horst, prosaisch Nest, nicht heraus- schen Beziehungen der letzten Jahre hat schen Republik propagiert. Es geht dar-
gekommen ist, ist durch spezifische Poli- sich unter der Hand ein Konsens heraus- um, den Unternehmen, die schon expan-
tikansätze vorgeprägt, die spezifischen gebildet, schwierige Punkte aus der Ge- diert haben, Stammpersonal mit Rückhalt
Zielen dienen. Solche Ziele sind zum Bei- schichte auf dem Wege von Historiker- beim deutschen Staat zu sichern. Die oh-
spiel: Die nach dem Krieg nach Bayern kommissionen oder sonstigen Begegnun-
Fast uneingeschränkt war der Gleichklang der
verschlagenen Vertriebenen und Flücht- gen zu bearbeiten, aber nicht mit dem Reden beim Sudetendeutschen Tag in Augsburg:
linge müssen an die CSU gebunden wer- Ziel, daraus aktuelle Politik zu legitimie-
Edmund Stoiber (CSU): „Am besten wäre es, die
den. Neben der CSU darf es keinerlei ren. Dazu gäbe es schon eine Alternative. Tschechische Republik würde sich von völker-
Platz für eine Rechtspartei geben. Bayern Man könnte den Weg gehen, die deutsche rechtswidrigen Gesetzen und Dekreten verbind-
muss der Rüstungsindustrie einen vorzüg- Politik gegenüber der Tschechoslowakei lich trennen.“ • „Niemand will den Tschechen
lichen Standort bieten. Diese Liste ließe aufzuarbeiten, könnte daraus Folgerungen Schwierigkeiten machen, aber man muss sich sei-
ner Geschichte stellen.“ • „Der Umgang der rot-
sich ellenlang verlängern, sie führt dazu, für die deutsche Außenpolitik ziehen, und grünen Bundesregierung mit Österreich ist skan-
dass das Auftreten von CSU-Politikern im man könnte sogar internationale Rechts- dalös. Man hat das Nachbarland unfairerweise
Bund immer vom Anschein des Befremd- grundsätze formulieren, die einen Vor- der Verletzung der Menschenrechte bezichtigt,
lichen begleitet wird. Würde Stoiber gang wie den Münchner Vertrag ächten. schweigt aber zugleich zu den völkerrechtswidri-
gen Benes-Dekreten. Das ist doppelbödig und
Kanzler, würde aus diesem Befremdli- Aber diesen Weg hat auch die rot-grüne unredlich. So macht man sich unglaubwürdig.“ •
chen etwas Bestimmendes. Regierung nicht beschritten. Ein Kanzler „Es ist nicht unbillig, wenn auch die europäische
Stoiber wird sich mit dem jetzt bestehen- Rechtsgemeinschaft konkrete Erwartungen an die
■ Im Flachland der symbolischen Politik Beitrittskandidaten hat.“
den Diskussionsstand nicht zufrieden ge- Wolfgang Schüssel (ÖVP), Österreichischer Bun-
Als in Österreich ein Wahlergebnis zu- ben. Die aktuelle Position, d.h. die immer deskanzler: „Unrecht verjährt nicht.“ • „Späte-
stande kam, das eine Beteiligung der Hai- wieder unterstrichene Forderung der CSU stens zum EU-Beitritt Prags werden die Benes-De-
der-Partei ermöglichte, trat Stoiber noch an die tschechische Republik, die Beneš- krete der Vergangenheit angehören müssen. Dar-
um bemühen wir uns.“
am Wahlabend per Fernsehen für eine sol- Dekrete aufzuheben, beruht auf der Kon- Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD), Innen-Staatsse-
che Koalition ein. Man kann wohl sagen, tinuität staatspolitischer Annahmen, die kretärin: „Der Beitrittsprozess soll nicht mit politi-
dass dieser Zuspruch, der in der Folgezeit exotisch, aber nicht ungefährlich sind. Im schen oder rechtlichen Fragen aus der Vergan-
mehrfach bekräftigt wurde, dazu beigetra- Zentrum dieser Annahmen steht die der genheit belastet werden.“
gen hat, die Isolationspolitik der EU ange- Rechtsgültigkeit des Münchner Vertrages. Alles Originalton CSU: http://www.csu.de/udv/
sichts der Haider-Gefahr aufzuweichen. Nur dann nämlich, wenn es die Rechts- Veranstaltungen/st2001/zitate2001.htm
Der österreichische Bundeskanzler pflicht der Tschechoslowakei war, Staats-
Schüssel bedankte sich für diesen Dienst gebiete an das fordernde deutsche Reich nehin schon problematische Entrechtung,
vor dem CSU-Parteitag mit Zittern in der abzutreten, erscheint die Ausweisung der die gegeben ist, wenn die Produktionsmit-
Stimme: „Das wird nicht vergessen wer- Sudetendeutschen, die es mitbetrieben tel eines Landes zu großen Teilen vom
den.“ In unserer alpenländischen Idioma- und besiegelt hatten, als rechtloser Akt. Ausland aus beherrscht werden, wird hier
tik bedeutet ein solcher Ausruf, dass die Wenn die CSU, so wie sie es tut, die zu einem Kolonialkonzept gesteigert.
Geehrten eine ähnlich schmutzige Gegen- voraussetzungslose Aufhebung der Be-
■ Der nächste Sudetendeutsche Tag
leistung abrufen dürfen. Als in Italien neš-Dekrete abfordert, geht es dabei nicht
Berlusconi an die Macht kam, vereinbarte nur um Geschichte und Vergangenheit. Es Es ist völlig unklar, wie sich ein Kanzler-
Stoiber sogleich einen Besuch auf dem geht auch um die Zukunft. kandidat Stoiber aus dieser Legierung mit
nächsten Parteitag der CSU, der ausge- großdeutschen, imperialistischen Kon-
■ Kultivierung der Niedertracht
rechnet in Nürnberg stattfand. Dagegen zepten lösen soll, die in ihrem inneren Zu-
rührten sich allerdings antifaschistische Wie bekannt, hat der Zerfall der realsozia- sammenhang eigentlich nur von ausge-
Proteste innerhalb des Freistaats. Es hätte listischen Staatswirtschaft zu einer Situa- wiesenen Nazis für gut gehalten werden.
sein können, dass über diese Sorte Bezüge tion geführt, in der die im Ausland ansäs- Wenn er es überhaupt will. Ob er es muss,
eine breit geführte Diskussion losbricht. sige Wirtschaft sich durch Investitionen wird wohl davon abhängen, ob die Regie-
Dann stürzte in Italien ein Flugzeug ab, einen lenkenden Einfluss auf die tschechi- rungspolitik, die diese Linie nicht fährt,
und Berlusconi sagte ab, weil er zur Beer- sche Wirtschaft sichern konnte. Beson- den Kanzlerkandidaten gewähren lässt.
digung müsse. ders die Rolle der deutschen Wirtschaft ist Denn an dem Problem vorbeidrücken
Auch den jährlichen Sudetendeutschen enorm. In Tschechien stellt sich deswegen kann sich Stoiber nicht. Der Sudetendeut-
Tag pflegt Stoiber mit seiner Anwesenheit ein Demokratieproblem der Moderne: sche Tag ist immer an Pfingsten. Da wird
zu weihen, immer eine Gelegenheit für Wie kann sich der Anspruch demokrati- man dann schon sehen, ob der Kandidat
eine programmatische Rede. scher Selbstgestaltung gegenüber solch sich von seinen extremistischen Forde-
großen, weltweit wirkenden Kräften ent- rungen und der Unkultur des dreisten For-
■ Auf der Höhe der Forderungen
wickeln? Es ist bekannt, dass die Weltor- derns absetzt – oder ob er einfach eins
Ein Spezifikum bayerischer Politik ist das ganisationen der Wirtschaft daran arbei- draufsetzt.
Fordern. Selbst die heute tourismusför- ten, die Möglichkeiten der gesetzgeben- Martin Fochler, aus Platzgründen gekürzt ■

10 :antifaschistische nachrichten 6-2002


: ausländer- und asylpolitik

Rot-grüne Bundesregierung
sieht „Ausreisezentren“ vor
München. Die von der Bayerischen
Staatsregierung geplanten sog. „Ausrei-
seeinrichtungen“ sind eine auch von der
Bundesregierung vorgesehene Maßnah-
me zur Abwehr von „unerwünschten“
Flüchtlingen/MigrantInnen. Der rot-grü-
ne Entwurf des Zuwanderungsgesetzes
(„Gesetzentwurf zur Steuerung und Be-
grenzung der Zuwanderung und zur Re-
gelung des Aufenthalts und der Integrati-
on von Unionsbürgern und Ausländern“)
sieht genau dies in § 62 (2) Aufenthalts-
gesetz vor. Mit ihrer berechtigten Kritik an den munter weiter. Wie beim Anti-Terror-
Wie die Beispiele aus anderen Bun- Ausreisezentren bleibt die Münchner Paket II erklären SPD und Grüne, sie
desländern (z.B.: Niedersachsen, Rhein- Stadtratsfraktion der Grünen damit auf seien gegenüber der CDU/CSU weiter
land-Pfalz) zeigen, sollen durch „Aus- halbem Wege stehen. „Wer sich gegen „gesprächsbereit“.
reiseeinrichtungen“ Flüchtlinge durch Ausreisezentren ausspricht, kann nicht Dazu die innenpolitische Sprecherin
die spezielle Art der lagermäßigen Un- gleichzeitig für das rot-grüne Zuwande- der PDS-Fraktion, Ulla Jelpke:
terbringung sowie durch ein voll-ständi- rungsgesetz werben“, so Kiermeier. „Dass die Unionsparteien bei beiden
ges Arbeitsverbot, durch Großküchen- Der Bayerische Flüchtlingsrat fordert Gesetzentwürfen noch drauf satteln wol-
verpflegung, die Streichung sämtlichen daher, dass die Stadtratsfraktionen von len, war zu erwarten. Die CSU will das
Bargelds, einer teilweise täglichen Mel- SPD und Grünen sich nicht nur für den Zuwanderungsthema erneut für einen
depflicht, häufigen „Besuchen“ von Bot- Verbleib der Zuständigkeit für Geduldete fremdenfeindlichen Wahlkampf instru-
schaftsvertreterInnen der Herkunftsstaa- und Ausreisepflichtige bei der Landes- mentalisieren. Dazu wird Stoiber CDU
ten usw. zur einer „freiwilligen“ Ausreise hauptstadt einsetzen sollen. Sie sollen und CSU auf rechte Positionen ein-
bewegt oder in die Illegalität gedrängt auch Druck auf ihre eigene Partei aus- schwören müssen. Schließlich würde
werden. Aufgrund dieser Zustände hält üben, damit die Bundesregierung den sich die Unterschriftensammlung gegen
es der Bayerische Flüchtlingsrat für ge- Entwurf zum Zuwanderungsgesetz ein Gesetz richten, das schon jetzt über
rechtfertigt, von Internierungslagern zu zurücknimmt. Besser kein Zuwande- weite Passagen die jahrelange rassisti-
sprechen. Einen deutlicher Beleg für die rungsgesetz als dieses! sche Gastarbeiterpolitik nicht korrigiert,
eigentliche Absicht dieser Lager liefert Christian Wunner, Geschäftsführer sondern fortsetzt, ein Gesetz, das einzig
Herr Martini-Emden, Leiter der „Clea- Bayerischer Flüchtlingsrat ■ und allein den Arbeitskraftwünschen der
ring-Stelle Rheinland-Pfalz für Pass-be- Wirtschaft nachkommt und in puncto
schaffung und Flugabschiebung“. Er Dokumentation zum anti- Menschenrechte keine einzige Verbesse-
spricht davon, dass „Ausreisepflichtige rung für hier lebende MigrantInnen brin-
damit in eine gewisse Stimmung der rassistischen Grenzcamp gen wird.
Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit 2001 erschienen Auch die Abschottungspolitik und Ab-
versetzt werden sollen“. Frankfurt. Die Dokumentation hat 48 schiebung von Flüchtlingen wird in
„Zuwanderung steuern – durch Ein- Seiten und einiges mehr als ein tolles Schilys Vorlage schon jetzt nicht korri-
sperren , das scheint das Credo nicht nur Titelblatt zu bieten: giert, sondern verfeinert und verschärft.
von Herrn Beckstein, sondern auch von ◗ Chronologie und Aktionsberichte, Deshalb wundert es mich nicht, wenn ein
Rot-Grün zu sein“ so Gerti Kiermeier, ◗ Einschätzungen und Debatten, Rechtsaußen wie Brandenburgs CDU-
eine Sprecherin des Bayerischen Flücht- ◗ Folgeaktionen und Innenminister Schönbohm andeutet, er
lingsrates. Der einzigen substanziellen ◗ neue Campprojekte ... werde dem Gesetz am Ende zustimmen
Verbesserung durch den rot-grünen Ge- Die Doku kostet 3 Euro (bis 10 Ex. plus können. Die wenigen „grünen“ Milch-
setzentwurf, der Anerkennung nicht- Versandkosten, ab 11 Ex. incl.) und ist zähne werden diesem Gesetz spätestens
staatlicher und geschlechtsspezifischer über den Infoladen in Hanau zu bestel- im Vermittlungsausschuss von Bundes-
Verfolgung, stehen als drastische Ver- len. Auch eine größere Stückzahl auf tag und Bundesrat gezogen werden.
schärfungen nicht nur die Internierungs- Kommission ist möglich. Wenn Stoiber trotzdem jetzt schon
lager sondern noch eine Vielzahl weite- Kontakt- und Bestelladresse: eine Unterschriftenkampagne ankündigt,
rer Verschlechterungen entgegen. So sol- Campdoku, c/o Infoladen, dann geht das eigentlich nur noch als all-
len zum Beispiel das Asylbeweberlei- Metzgerstr.8, 63450 Hanau, gemeine „Ausländer-Raus“-Kampagne.
stungsgesetz und die Residenzpflicht auf infoladen_hanau@gmx.net Damit wäre dann ein klassisches Thema
weitere Personengruppen ausgedehnt oder: ag3f@oln.comlink.apc.org deutscher Neonazis bei der CSU ange-
werden. Die Situation von Kinderflücht- kommen.
lingen wird durch eine Ausschlussklau- Fremdenfeindlich und Ein weiteres schlimmes Beispiel, wie
sel, wonach keine Aufenthaltserlaubnis rapide die Innenpolitik sich nach rechts
erteilt wird, wenn der Asylantrag als of- totalitär bewegt, sind die Forderungen der C-Län-
fensichtlich unbegründet abgelehnt wird, Berlin. Nachdem bereits im Vorfeld zur der nach einer weiteren Verschärfung des
noch weiter verschärft. Durch das ge- Abstimmung des Zuwanderungsgesetz- Anti-Terror-Pakets. Ihre Forderung, alle
plante Zuwanderungsgesetz wird sich entwurfes im Bundestag der Innenaus- neuen Vollmachten für Geheimdienste
die Situation für MigrantInnen mit und schuss weitreichende Zugeständnisse an müssten auch gegen „gewaltfreien In-
ohne Fluchthintergrund insgesamt viel CDU/CSU beschlossen hatte, geht die landsextremismus“ zum Einsatz kom-
eher verschlechtern als verbessern. Debatte auch nach der Abstimmung men, bedeutet faktisch, dass Schilys Ge-

: antifaschistische nachrichten 6-2002 11


setz in allen Punkten (Sicherheitsüber- Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulla Jelpke (PDS) zu der namentlichen Abstim-
mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Steuerung
prüfungen, Kontenkontrolle, Lauschan-
und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von
griffe) auch gegen die PDS und antifa- Unionsbürgern und Ausländern (Zuwanderungsgesetz) und über den von den Fraktionen der
schistische Organisationen wie die VVN, SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Entwurf eines Gesetzes zur Steuerung und Be-
den Bund der Antifaschisten u.a. einge- grenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Uni-
setzt werden könnten. Damit könnte onsbürgern und Ausländern (Zuwanderungsgesetz) (Drucksachen 14/7987, 14/8046, Druck-
auch eine neue Welle von Berufsverbo- sache 14/7387 und Drucksache 14/8395)
ten, politisch begründeten Entlassungen

I
usw. verbunden sein. ch stimme gegen den Regierungsentwurf für ein Zu-
Das Ergebnis wäre die Umwandlung wanderungsgesetz. Dabei leiten mich – kurz gefasst
der Bundesrepublik in einen totalitären – die folgenden Motive:
Überwachungsstaat. Dass SPD und Grü- Ich erkenne an, dass im Gesetz einige positive Punkte
ne mit solchen Absichten „gesprächsbe- enthalten sind, etwa die Anerkennung nichtstaatlicher
reit“ sind, zeigt, wie tief beide Parteien und geschlechtsspezifischer Verfolgung als Fluchtgrund,
beim Thema Bürgerrechte gesunken der zur Zuerkennung des Flüchtlingsstatus führt.
sind.“ PM Ulla Jelpke ■ Die negativen Seiten des Gesetzes sind jedoch für
mich weitaus zahlreicher und gewichtiger:
Newroz-Demonstration am Kinder werden noch stärker benachteiligt als bisher.
Abgesehen von einigen Ausnahmefällen ist das Höchst-
23. März in Düsseldorf alter für den Nachzug auf zwölf Jahre (bisher waren es
Unter der Losung „Unsere Hoffnung: 16!) abgesenkt worden. Ansonsten gibt es keine Änderungen zu Gunsten von Min-
Frieden, Freiheit und Anerkennung der derjährigen. Spätestens ab 16 Jahren werden Jugendliche weiterhin durch die
kurdischen Identität“ ruft der kurdische Mühlen des Asylverfahrens getrieben, in Abschiebehaft genommen und abgescho-
Dachverband YEK-KOM für den 23. ben.
März 2002 nach Düsseldorf zu einer Noch mehr Menschen als bisher werden der sozialen Ausgrenzung in Gestalt des
Großdemonstration aus Anlass des kur- Asylbewerberleistungsgesetzes unterworfen. Die Abschiebungshaft wird nicht ab-
dischen Newroz-Festes auf. Die Demon- geschafft, sondern im Gegenteil noch durch die ominösen Ausreisezentren erweitert.
stration beginnt um 9 Uhr, anschließend Auch die Residenzpflicht bleibt nicht nur bestehen, sondern auf alle ausreisepflich-
findet nachmittags ein Festival statt. ■ tigen AusländerInnen ausgedehnt. Es gibt keinen Einstieg in die Lösung der Proble-
me von Menschen ohne Papiere. Die humanitäre Hilfe für diese Personen bleibt
Kurdistan-Rundbrief in weiterhin im Grundsatz mit Strafe bedroht. Schulen, Krankenhäuser und andere
Einrichtungen sind wie bisher verpflichtet, Daten von „Illegalen“ an Polizei und
neuem Format Ausländerbehörde weiter zu geben.
Seit Anfang des Jahres erscheint der Weiterhin wird Flüchtlingen ein Abschiebungsschutz verweigert, wenn die Ge-
Kurdistan-Rundbrief in neuem Format. fahren, die ihnen drohen, „allgemeine“ sind (zum Beispiel Krieg oder Katastro-
Statt bisher als vierzehntägliches, 12 Sei- phen). „Nachfluchtgründe“, das heißt etwa drohende Verfolgung wegen exilpoliti-
ten umfassendes Nachrichtenheft gibt es scher Tätigkeit, sollen nicht mehr zum Abschiebungsschutz führen.
den Rundbrief jetzt vier Mal im Jahr mit Das Vorliegen eines Abschiebungshindernisses wird nicht in jedem Fall zur Ertei-
jeweils 36 Seiten Umfang. Der Halbie- lung einer Aufenthaltserlaubnis führen. Nur wer nachweisen kann, dass er auch in
rung der Seitenzahl pro Jahr entspricht irgendeinen dritten Staat nicht ausreisen kann, wird einen solchen Aufenthaltstitel
eine Halbierung des Abo-Preises: Statt bekommen. Viele, die bisher nur eine „Duldung“ erhalten haben, werden weiterhin
bisher 91 DM kostet ein Jahresabo nun allenfalls mit einer „Bescheinigung über die Aussetzung der Abschiebung“ ihr
24 Euro. Überleben versuchen müssen.
Als der Rundbrief vor mehr als 14 Jah- Ein Asylsuchender, der seine Pflicht verletzt, sich unverzüglich bei der zuständi-
ren, am 4. August 1988, zum ersten Mal gen Aufnahmestelle zu melden, zum Beispiel weil er noch Freunde oder Verwandte
erschien, wusste nur ein kleiner Kreis besuchen will, wird sich plötzlich vor die Situation gestellt sehen, dass sein Asylan-
von Menschen in der Bundesrepublik trag nur noch als „Folgeantrag“ gilt und alle Ereignisse, die vor der Flucht stattge-
überhaupt von dem Bestehen einer kur- funden haben, nicht mehr berücksichtigt werden müssen. Das ist eine klare Verlet-
dischen Bewegung in der Türkei. Noch zung der Genfer Flüchtlingskonvention, aber dies scheint SPD und Grüne nicht zu
weniger wussten von deren Zielen. In- stören.
zwischen kann die kurdische Bewegung Wer es ernst meint mit Menschenrechten, kann sich von diesem Gesetzentwurf
von einer eigenen Presse bis hin zum nur mit Grausen abwenden. Deshalb kann es für mich nur eine Ablehnung des Ge-
Fernsehen diese Aktualität in der Be- setzes geben.
richterstattung über ihren Kampf weitge- Die Einwanderung wird zum Thema eines extrem polarisierten Wahlkampfes
hend selbst herstellen. Dass es eine kur- werden. Hieran wird auch eine Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes nichts
dische Frage in der Türkei und in ande- ändern. Gegen die diskriminierende Propaganda der Union unter Edmund Stoiber
ren Ländern des Mittleren Ostens gibt, müssen Linke, müssen Menschen- und Bürgerrechtler massiv dagegenhalten. Kom-
ist allgemein bekannt. promisse wird es mit dieser CDU/CSU allenfalls auf Kosten der Betroffenen geben.
Diese Verbesserung der Nachrichten- Daran kann ich mich nicht beteiligen.
lage über die kurdische Bewegung, ihre Auszugsweise Abschrift aus dem Stenographischen Bericht des Deutschen Bun-
Nöte, ihre Ziele ist einer der Gründe für destages, 14. Wahlperiode, 222. Sitzung, 1. März 2002, Seite 22107 (B) – (D) ■
die zu Jahresbeginn wirksam gewordene
Umstellung. Ein anderer ist – warum
sollten wir das bestreiten? – die knappe chen, die weiter bestehenden Initiativen, sten. Ob uns das gelingt, kann nur die
Zeit der ehrenamtlichen Mitglieder der Vereine und Solidaritätskampagnen aus- Zukunft zeigen. rül ■
Redaktion, die eine Umstellung im Er- führlicher und gründlicher als bisher vor- Bestelladresse:
scheinungsrhythmus der Zeitschrift zustellen, selbst zu Wort kommen zu las- GNN Verlag, Postfach 21 01 12,
ebenfalls nahe legte. sen. Damit wollen wir versuchen, auch 10501 Berlin, Jahresabo jetzt 24 Euro,
Die Umstellung auf ein 36 Seiten um- einen Beitrag zur Reorganisierung, zum Auszubildende etc. 16 Euro
fassendes Journal soll es leichter ma- Wieder-Aufbau dieser Solidarität zu lei- Homepage: www.kurdistan-rundbrief.de

12 :antifaschistische nachrichten 6-2002


Stellungnahme der Antidiskriminierungsinitiativen aus NRW zum Gesetzesentwurf des Bundesjustizministeriums zur
Verhinderung von Diskriminierungen im Zivilrecht vom 10.12.01

Gesetzliche Verankerung
von
Antidiskriminierungsstellen!
Die an dieser Stellungnahme mitwir- ● Das in der genannten Richtlinie vor- Eine solche Gesetzesinitiative würde
kenden Organisationen blicken auf gesehene Normbereinigungsverfahren, in der Gesellschaft ein deutliches politi-
eine langjährige praktische Erfahrung das insbesondere die bestehende staatli- sches Signal setzen, indem das Men-
in der Arbeit gegen rassistische Dis- che Diskriminierung z.B. im Ausländer- schenrecht auf Nichtdiskriminierung als
kriminierung insbesondere in der Be- gesetz angeht, fehlt in den Ausführungen wichtiger Bestandteil einer demokrati-
ratung von Betroffenen zurück (Infor- des Gesetzgebers vollkommen. schen Gesellschaftsordnung gewährlei-
mationen unter: www.nrwgegendis- ● Die positiven Ansätze im Diskussi- stet wird. Gerade in Deutschland wäre
kriminierung.de ). Die meisten von ih- onsentwurf werden durch die weiteren ein solches Signal von großer Bedeu-
nen werden seit über fünf Jahren als
Modellprojekte vom Land NRW ge-
fördert und arbeiten mit unterschiedli-
chen Schwerpunkten auf das gemein-
same Ziel der Gleichstellung von Mi-
grantinnen und Migranten in Deutsch-
land hin. Aus dieser Praxiserfahrung
heraus erachten wir den vorliegen-
den Gesetzesentwurf des Bundesju-
stizministeriums als Umsetzung der
EU-Richtlinie zur Anwendung des
Gleichheitsgrundsatzes ohne Unter-
schied der „Rasse“ und ethnischen
Herkunft (2000/43/EG) als völlig un-
zureichend.

Unsere zentralen Kritikpunkte im


Überblick:
● Trotz der begrüßenswerten Tatsa-
che, endlich den Betroffenen mehr
rechtlichen Schutz vor Diskriminierung
gewähren zu wollen, wird hier kein deut- Regelungen zur Umsetzung konterka- tung, da hier Rassismus einst staatliche
liches politisches Signal zur Ächtung riert. Politik war und bis in den privatrechtli-
von Rassismus und Diskriminierung ge- chen Bereich hineinreichte. Ein allge-
setzt. Dafür wäre ein umfassendes Ant- Ein wirksames Antidiskriminierungs- meines Benachteiligungsverbot würde
idiskriminierungsgesetz dringend erfor- gesetz muss folgenden Erfordernissen auch den Antidiskriminierungsstellen
derlich, das insbesondere Verwaltung, gerecht werden: eine effektivere Handhabe gegen die zu-
Polizei und Justiz einbezieht, die nach ● Angesichts der gesellschaftspoliti- nehmenden Benachteiligungen von Mi-
unserer langjährigen Erfahrung als Trä- schen Dimension von individueller, insti- grantinnen und Migranten und anderen
ger struktureller Diskriminierung fungie- tutioneller und struktureller Diskriminie- benachteiligten Gruppen ermöglichen.
ren. rung ist ein umfassendes Gleichstel- Der Ansatz des jetzt vorliegenden Ent-
● Die Bekämpfung rassistischer Dis- lungsgesetz unter Einbeziehung aller wurfs ist hingegen nicht ausreichend, ei-
kriminierung scheint weiterhin zweitran- Rechtsbereiche notwendig. nen umfassenden rechtlichen Schutz vor
gig in Deutschland zu sein. Nach wie vor ● Wir fordern das in der Richtlinie individueller und struktureller Diskrimi-
gibt es nichts Vergleichbares zu Geset- 2000/43/EG vorgeschriebene Normbe- nierung für alle in Deutschland lebenden
zes-initiativen für andere benachteiligte reinigungsverfahren in den verschiede- Menschen zu gewähren.
Gruppen (z.B. das Frauengleichstel- nen Rechtsbereichen.
lungsgesetz, Behindertengleichstellungs- ● Gemäß des CERD-Abkommens und Einige konkrete Anmerkungen zum
gesetz oder das Lebenspartnergesetz). des Vorbildes anderer EU-Partnerländer Gesetzesentwurf
● Die Vorlage des BMJ bleibt weit fordern wir konkret die Aufnahme von Der auf das Zivilrecht beschränkte Ent-
hinter den entsprechenden Antidiskrimi- Diskriminierungsdelikten als Straftatbe- wurf selbst krankt daran, die darin ent-
nierungsgesetzen der meisten europäi- stand in das Strafgesetzbuch. haltenen positiven Ansätze durch be-
schen Länder zurück. Zudem entspricht ● Im Sinne der EU-Richtlinie verlan- stimmte Regelungen wieder einzu-
der Entwurf nicht dem Geist der europäi- gen wir eine ausreichend starke Sanktio- schränken. Die gravierendsten Mängel
schen Antidiskriminierungspolitik und nierung von Diskriminierungstatbestän- sind folgende:
genügt den Anforderungen der Richtlinie den, um einen abschreckenden Effekt zu ● Zu den in dem Benachteiligungsver-
2000/43/EG nur in unzureichendem erzielen bot enthaltenen Merkmalen „Rasse, eth-
Maße. Genauso werden die Verpflichtun- ● Wir fordern die gesetzliche Veran- nische Herkunft, Religion und Weltan-
gen des Übereinkommens zur Beseiti- kerung und die flächendeckende Einrich- schauung“:
gung jeder Form von Rassendiskriminie- tung von Antidiskriminierungsstellen, Der Begriff „Rasse“ ist insbesondere
rung von 1966 (CERD) nur marginal er- denen auch eine Verbandsklagekompe- in einem Antidiskriminierungsgesetz fehl
füllt. tenz eingeräumt wird. am Platz und sogar Teil des Problems,

: antifaschistische nachrichten 6-2002 13


zumindest im deutschen Sprachraum. Im derspricht der Vorgabe der EU-Richtlinie, genüber den Verbraucherverbänden zu
internationalen, besonders im englisch- die abschreckende, wirksame und ange- kritisieren. Denn letztere zählen die Bera-
sprachigen Sprachgebrauch wird Rasse messene Sanktionen verlangt. tung von Menschen, die rassistischer Dis-
als politische Kategorie verwendet und Grundsätzlich sollte der Betroffene kriminierung ausgesetzt sind, nicht zu
bezeichnet die Zielgruppe von Rassis- das Recht auf Schadensersatz und auch ihren Aufgaben. Diskriminierungstatbe-
mus. Im deutschsprachigen Raum hinge- auf ein angemessen hohes Schmerzens- stände sind nicht sofort offenkundig zu
gen wird Rasse ausschließlich als biologi- geld sowie Anspruch auf eine professio- erfassen und viele MigrantInnen und Mi-
sches Konzept verwendet. Ohne An- nelle psychologische Betreuung, Bera- granten müssen in ihrer Wahrnehmung
führungsstriche oder Zusatz „sogenann- tung und Therapie haben. bestärkt und unterstützt werden. Insofern
te“ stellt er die Übernahme einer rassisti- Eine mögliche Sanktion könnte ins- ist das Verbandsklagerecht auf Antidiskri-
schen Position dar. Die Verwendung des besondere im Gastronomiebereich der minierungsbüros, welche die entspre-
Begriffs im Grundgesetz spricht eher für Konzessionsentzug sein. chenden Kompetenzen besitzen, zu über-
seine Abschaffung auch dort, nicht für ● Der Gesetzesentwurf sieht die Mög- tragen
eine Übernahme in andere Texte. lichkeit einer Verbandsklage vor, d.h. ein Daher fordern wir für die Registrie-
Ethnische Herkunft als einziger weite- Betroffenen-Verband kann bei einer Ab- rung derartiger Einrichtungen, wie z.B.
rer Diskriminierungsgrund ist eine nicht tretung den individuellen Anspruch für Antidiskriminierungsbüros, ein allgemei-
angemessene Einschränkung gegenüber den Einzelnen durch setzen. Die Ver- nes Anerkennungsverfahren und die Auf-
„Hautfarbe und Sprache“. Die Praxis bandsklage ist aber nur gegen Unterneh- stellung einer zusätzlichen Liste entspre-
zeigt, dass sich nicht alles unter ethnische men möglich und nicht gegenüber Privat- chend des §4 des Unterlassungsklagege-
Herkunft subsumieren lässt (z.B. personen - und auch nicht bei jedem Ver- setzes.
schwarze Deutsche oder Ablehnung bei stoß gegen das Benachteiligungsverbot, Was die Durchsetzung des Gesetzes in
telefonischer Wohnungssuche oder Be- sondern vorgesehen ist nur ein ganz klei- die Praxis anbelangt: Im Entwurf ist kei-
werbung aufgrund eines Akzents). ner Bereich von Musterprozessen, da ne Regelung zur Einrichtung von Antidis-
Unser Vorschlag lautet, den Begriff „Gegenstand der Verbandsklage nur kriminierungsstellen vorgesehen, die u.a.
„Rasse“ aus § 319a zu streichen, und ne- Praktiken sein sollen, die allgemein und den Betroffenen bei der Rechtsdurchset-
ben „ethnischer Herkunft“ die Begriffe generell abgestellt werden sollen, damit zung unterstützen sollen, so wie es in Art.
„Hautfarbe“,“Sprache“ und „äußere Er- sich das Bewusstsein ändert.“ 13 der EU-Richtlinie 200/43/EG gefor-
scheinung“ als zusätzliche Merkmale Hier wird der Anwendungsbereich des dert wird. Ebenfalls nicht enthalten ist die
aufzunehmen. Gesetzes drastisch eingeschränkt. Als Einrichtung einer oder mehrer Stellen,
● Die neueingeführte Beweislaster- Beispiel sei hier die Vermietung von die eine Ombudsfunktion inne haben. Für
leichterung für den Diskriminierten ist Wohnungen genannt, bei denen der Haus- die Durchsetzung des Gesetzes ist es not-
grundsätzlich als positiv zu bewerten, da eigentümer juristisch als Privatmann gilt, wendig, eine möglichst flächendeckende
er im Streitfall die Tatsachen glaubhaft aber dennoch eine große Anzahl von Struktur von Beratungsstellen einzurich-
machen muss, die beschuldigte Person Wohnungen nicht an MigrantInnen ver- ten. Dies sollte gesetzlich z.B. in der Zi-
hingegen die Beweislast dafür trägt, dass mietet. Die Betroffenen müssen in einem vilprozessordnung verankert und durch
seinerseits nicht diskriminiert wurde. Die derartigen Fall die Möglichkeit besitzen, Bundesgelder finanziert werden. Für die
Glaubhaftmachung ist aber in der Praxis sich durch einen Verband gegen den wirt- Umsetzbarkeit des Gesetzes ist ebenfalls
sehr oft dann schwierig, wenn z.B. keine schaftlich mächtigen Vermieter vertreten die flächendeckende Einrichtung und
Zeugen gefunden werden, aus Angst vor zu lassen. Förderung von Rechtshilfefonds und psy-
Repressalien. Da der Gesetzesentwurf In diesem Sinne fordern wir eine Aus- cho-sozialen Beratungsstellen dringend
keine Regelung vorsieht, eine Viktimisie- dehnung des Verbandsklagerechts auch vorzusehen. Abschließend ist festzuhal-
rung (Benachteiligung als Reaktion auf auf den Privatbereich insoweit, wie eine ten, dass der vorliegende Gesetzesent-
eine Beschwerde, die Einleitung einer Privatperson Waren und Dienstleistungen wurf nur einen kleinen Schritt in Rich-
Klage oder eine Zeugenaussage) zu ver- in einem erheblichen Umfang anbietet. tung eines individualrechtlichen Schutzes
meiden, wird die Glaubhaftmachung er- ● Grundsätzlich geregelt ist in der Vor- vor Diskriminierung für Privatpersonen
schwert. lage auch, welchen Verbände/Organisa- darstellt und teilweise die bestehende
Somit fordern wir die ausdrückliche tionen dieses Klagerecht eingeräumt wer- strukturelle Diskriminierung nur weiter-
Aufnahme des Viktimisierungsverbotes in den soll. Vorgesehen sind hier generell hin legitimiert. Nicht nur Gleichbehand-
den Gesetzesentwurf und die Zulassung die Verbraucherverbände nach § 4 des lung sondern tatsächliche Gleichstellung
statistischer Beweise vor Gericht zur Unterlassungsklagegesetzes und im Ein- von Menschen anderer Herkunft und
Glaubhaft-machung einer Diskriminie- zelfall Interessensvertretungsorganisatio- Hautfarbe muss das Ziel staatlicher An-
rung. Dies erleichtert das Vorgehen hilft nen der Betroffenen. strengungen bei der Bekämpfung von
insbesondere auch bei mittelbarer Diskri- In der Praxis würde diese individuelle Rassismus sein. Deutschland muss den
minierung, z.B. im Bildungs- oder Wohn- Prüfung jedoch bedeuten, dass die Orga- europäischen und internationalen Ver-
bereich. nisationen mit entsprechendem Know- pflichtungen und Erwartungen endlich
● Die im Gesetzesentwurf vorgesehe- how und Vertretungsanspruch dieses gerecht werden! Um einen wirksamen
nen Rechtsfolgen sind nicht ausreichend. wichtige Instrument zur Durchsetzung Schutz zu bieten, muss ein Antidiskrimi-
Ein Schadensersatz kann nur verlangt des Gleichbehandlungsgrundsatzes kaum nierungsgesetz entworfen werden, mit
werden, wenn ein Unterlassungsanspruch anwenden können. Denn Antidiskriminie- dem Diskriminierung endlich auch ge-
und ein Folgebeseitigungsanspruch die rungsarbeit birgt in sich einen gesell- sellschaftlich geächtet wird. 13.2.2002 ■
Benachteiligung nicht ausgleichen kann. schaftskritischen Charakter, der auf der Päd. Zentrum Aachen e.V., Antidiskriminierungs-
Hier müsste aber der Gesetzgeber klar kommunalpolitischen Ebene und auch bei büro ● IBZ Friedenshaus Bielefeld e.V. ● IBZ/ ADB
machen, dass Diskriminierungen keine den Amts- und Landgerichten durchaus Detmold, Friedensbüro e.V. ● „Planerladen e.V.,
Verein zur Förderung demokratischer Stadtplanung
Kavaliersdelikte sind. Ein Unterlassungs- ablehnende Haltung hervorruft. Dadurch und stadtteilbezogener Gemeinwesenarbeit Dort-
und Folgebeseitigungsanspruch allein besteht die Gefahr, dass die Anti-diskri- mund ● Düsseldorfer Appell ● Anti-Rassismus Infor-
sind nicht ausreichend und können die er- minierungsstellen eine Zulassung zur mations-Centrum, ARIC-NRW e.V. Duisburg ● Anti-
littenen psychischen Auswirkungen einer Verbandsklage im Einzelfall nicht be- Rass.-Telefon in Essen „Interkult.Solidaritätszen-
trum Essen e.V ● Antidiskriminierungsbüro Köln
Diskriminierung, die bis zu einer Trau- kommen. ÖgG e.V. ● Intern.Bürgerzentrum der AWO Moers ●
matisierung führen können, nicht kom- Zudem ist die rechtliche Benachteili- Antidiskriminierungsbüro Siegen, Verein für sozia-
pensieren. Die vorgesehene Regelung wi- gung von Antidiskriminierungsbüros ge- le Arbeit und Kultur in Südwestfalen e.V.

14 :antifaschistische nachrichten 6-2002


Aufruf C. Taler: Mit zweierlei Maß;
ISBN 3-89438-244-9; 192 S.;
EUR 13,50; erscheint im April

des Internationalen Warum die Justiz Ho-


heitsträger der DDR so
Rombergpark Komitees ganz anders behandelt
als die alten Nazis

In der Vorosterzeit 1945, als amerikani- tionen, in ihren Meinungsäußerungen


sche Truppen bereits in den Vororten behindert und mit Repressionen überzo-
Dortmunds standen, ermordeten Gesta- gen. Es wird von uns als Terror empfun-
poleute mehr als 300 Widerstandskämp- den, wenn friedliche Menschen polizei- M. Pittwald: Ernst Niekisch;
fer gegen den Hitlerfaschismus und Na- lich eingekesselt und vielfach stunden- ISBN 3-89438-231-7; 355 S.;
zigegner aus sieben europäischen Län- lang ihrer Freiheit beraubt werden. EUR 20,50; lieferbar
dern auf heimtückische Weise im Rom- Darum fordern wir: Freiheit für demo- Vordenker der Neuen
bergpark und in der Bittermark. Es star- kratische Bürger, die das Grundgesetz Rechten: Völkischer So-
ben Frauen und Männer aus Deutsch- verteidigen! Verhinderung des öffentli- zialismus, deutsches Im-
perium, Antisemitismus
land, Polen, der Sowjetunion, Jugoslawi- chen Auftretens der Neonazis!
en, Belgien, Holland und Frankreich. Nehmt teil am Gedenken in der Bitter-
Das Vermächtnis der Toten und Über- mark, Karfreitag, 29. März 2002, 14.30
lebenden, die gegen das mörderische Sy- Uhr. Treffpunkt Olpetalstraße am Ein-
stem ankämpften, mahnt: Nie wieder gang zur Bittermark. Gemeinsamer
darf von deutschem Boden ein Krieg Gang zum Mahnmal. Borghoff: Bürde des Men-
schen; ISBN 3-89438-229-5;
ausgehen! Nie wieder Faschismus! Das Um 15 Uhr findet dann am Mahnmal 526 S.; EUR 25,50; lieferbar
Internationale Rombergparkkomitee, be- in der Bittermark das alljährliche Geden-
200 Jahre Arbeiterbewe-
sonders seine ausländischen Mitglieder, ken an die Opfer des Nationalsozialis- gung und der Kampf um
sind sehr beunruhigt angesichts der stän- mus statt. Die Ansprachen halten Bürger- Frieden, Demokratie und
digen Provokationen der NPD und ande- meister Adolf Miksch, die Generalse- soziale Gerechtigkeit
rer nazistischer Verbände. kretärin des Internationalen Romberg-
Wir mahnen: park-Komitees, Gisa Marschefski, der
Karfreitag sollten Organisationen und Historiker an der Westfälischen Univer-
Persönlichkeiten des öffentlichen Le- sität Münster, Prof. Dr. Dr. Arnold An-
bens, ja jeder von uns, gegen diese Ent- genendt, sowie der französische Ehren-
wicklung die Stimme zum unüberhörba- präsident des Verbandes der Zwangs-
ren Protest erheben. und Arbeitsdeportierten, Jean-Louis Fo- PapyRossa Verlag
Die nazistische Gefahr wird besonders rest; die Schülerin Nicole Bauermeister Luxemburgerstr. 202 - 50937 Köln
drastisch erkennbar, da die Verwaltungs- liest „eigene Gedanken“ der Schülerin- Tel.: 0221/448545 - Fax 0221/444305
, Justiz- und Polizeiorgane, wie kürzlich nen und Schüler der 6. Klasse der Haupt- mail@papyrossa.de - www.papyrossa.de
wieder in Bielefeld und anderen Städten, schule DO-Kley.
mit Polizeieinsätzen gegen antifaschisti- Ö. Öner: Nation und Globali-
sche Gegendemonstranten, mit Gewalt Dortmund im März 2002, eine Mittei- sierung; 216 S.; EUR 18,00;
und Drohungen vorgehen. Die Vorgänge lung des Internationalen Rombergpark- ISBN 3-89438-234-1; lieferbar
an den Tagen des Protestes „Aufstehen Komitees, c/o Gisa Marschefski, Marxismus und
gegen Rechts“ im Oktober und Dezem- Tel. 0231 - 25 85 45 ■ Modernisierungstheorie
ber 2000 in Dortmund sind bei Tausen- zu historischem und
aktuellem Nationalismus
den von jungen Teilnehmern bedrückend Information der Stadt Dortmund zum
in Erinnerung. Es werden junge Men- Gedenken am Mahnmal in der Bitter-
schen, die empört sind wegen der mark (siehe: www.dortmund.de/
behördlichen Duldung der Naziprovoka- inhalt/ projekte /veranstaltungen

Biermann/Klönne: Globale
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über: Spiele; ISBN 3-89438-227-9;
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. 239 S.; EUR 15,80; lieferbar
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de Die Globalisierung des
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Postfach 260 226, 50515 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach Elends, die Neue
Weltordnung und der
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, Krieg als ihr Medium
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach,
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln.
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro.
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Postfach 260 226, 50515 Köln. Sonderbestellungen sind
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt.
Göbel u.a.: Der Irak;
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- ISBN 3-89438-223-6;
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung 243 S.; EUR 14,30; lieferbar
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. Das Embargo und die
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie Kollateralschäden im
Buntenbach (MdB Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsge- Krieg gegen den
meinschaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (Bund der Antifaschisten, Dachverband); Dr. Christel Hartinger (Friedens- Terrorismus
zentrum e.V., Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke, (MdB PDS);
Jochen Koeniger (Arbeitsgruppe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen
(Mitglieder des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschisti-
sche Nachrichten); Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo
Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (Info Pool Network); Bernhard Strasdeit (MdB-Büro Winfried
Wolf); Volkmar Wölk.

: antifaschistische nachrichten 6-2002 15


: aus der faschistischen presse
schlecht ab weil der Ausländeranteil in
den Klassen so hoch ist“. Deshalb – so
sein an die Wand gemalter Teufel – wer-
„Bestellter Extremismus“? Rückführung statt Zuwanderung, für de es „den gut ausgebildeten (...) deut-
Republikaner 2-2002 Qualifizierung statt Green Card“. schen Facharbeiter, Rückgrat des deut-
Die Februarausgabe des Blattes enthält Erfreulich dagegen die Meldung: schen Wirtschaftswunders“ in Zukunft
verschiedene Artikel zum Thema „V- „Ohne Probleme verlief die Liquidation nicht mehr geben. CHR ■
Leute in der rechten Szene“. Rolf Schlie- der ehemaligen Landtagsfraktion in
rer titelt „Bestellter Extremismus“ und Stuttgart“. (wörtliches Zitat!) Kommt Preußen wieder?
behauptet kühn, mit staatlichen Geldern Der Kreisvorstand der REP in Landau
sei ein „Neonazi-Popanz“ aufgebaut will auf dem Landesparteitag den Antrag Nationalzeitung 9-11/2002
worden und prägt dafür den Begriff „Be- stellen, sich das erfolgreiche FPÖ Volks- Die DVU-Fraktion im Brandenburger
schaffungsextremismus“, mit dem sich begehren gegen das tschechische Atom- Landtag hat einen Antrag eingebracht,
seiner Meinung nach das Bundesverfas- kraftwerk Temelin als Beispiel zu neh- die Vereinigung von Berlin und Bran-
sungsgericht beschäftigten sollte. Das men und eine entsprechende Initiative denburg, die in vier Jahren ansteht, mit
Verbotsverfahren werde sich „voraus- auch in Bayern zu starten. u.b. ■ dem Namen „Preußen“ zu krönen. Es sei
sichtlich von selbst erledigen. Wenn erst an der Zeit das Un-
einmal alle V-Leute bekannt sind, kön- Märkisches Zünglein recht wieder gut zu
nen die ja mit Mehrheit einfach die machen, dass
Selbstauflösung dieser Partei be- Junge Freiheit Nr. 11/02 vom 8.3.2002 dem Ansehen
schließen“, so Schlierer. Interviewt wird Den Knackpunkt in der Auseinanderset- Preußens zuge-
Prof. Knütter (Jahrgang 1934, Poli- zung um das „Zuwanderungsrecht“ sieht fügt worden sei.
tikwissenschaftler an der Uni Bonn, in- Michael Rosen in der großen Koalition Die NaZe star-
zwischen emeritiert). Auch er bekräftigt in Brandenburg. Nicht zu unrecht ver- tet dazu eine
die Aussage, der Verfassungsschutz pro- weist der JF-Schreiber darauf, dass die Kampagne, die
duziere, was er vorgebe zu bekämpfen, Veränderungen, die im Gesetzentwurf vom Frey-Verlag
legt aber den Schwerpunkt dann darauf, der Bundesregierung Anklang gefunden auch gleich dazu ge-
dass der VS nur Instrument der jeweils haben, nicht unbedingt dazu erdacht sein nutzt wird, die Kasse mit dem Verkauf
regierenden politischen Richtungen sei. müssten, um „den Wünschen von Stoi- einer neuen Medaille aufzubessern: in
Am Beispiel der PDS führt er aus, dass ber und Merz entgegen zu kommen son- Silber kostet das Stück 49 Euro, in Gold
gegenüber dieser Partei die unterschied- dern denen von Stolpe und Schönbohm“. 199. „Gott mit uns“ – so die besondere
lichste Vorgehensweise der Verfassungs- Diese stünden jetzt „vor der Gretchenfra- Empfehlung des Blatts – habe bereits die
schutzämter stattfinde, von Bespitzelung ge der deutschen Nachkriegsgeschichte, Koppelschlösser von Reichswehr und
einschließlich Agenten (in Bayern) bis der Entscheidung zwischen Machterhalt Wehrmacht geziert.
hin zu keinerlei Beobachtung in den und Moral“. Gleichzeitig sieht er die NaZe Nr. 9 berichtet von der Teilnah-
Ländern, wo sie mitregiere. Gefragt, ob Veränderungen des Gesetzentwurfes als me Gerhard Freys am Präsidentschafts-
es aus seiner Sicht „für eine wehrhafte „hauptsächlich kosmetischer Natur“. So kongress des Front National im Kon-
Demokratie Alternativen zum Verfas- könne man eigentlich „nur noch den ur- gresszentrum von Lyon. Mehrere Tau-
sungschutz“ gäbe, antwortet Knütter: sprünglichen Gesetzentwurf der FDP gut send Delegierte hätten Frey begeistert
„Es wäre schon etwas gewonnen, wenn finden“. Der habe, so Rosen weiter, ja empfangen und seine Rede sei „immer
die volksverhetzenden VS-Berichte, die eine jährlich neu festzulegende Zuwan- wieder von tosendem Beifall unterbro-
parteipolitische Propagandaschriften derungsquote vorgeschlagen. Diese aber chen“ worden, besonders solche Sätze:
sind, eingestellt würden. Ihr Schaden ist hätte „bei realistischer Lagebetrachtung „Zwischen Deutschen und Franzosen
größer als ihr Nutzen.“ nur bei Null stehen dürfen und müssen“. gibt es keine Gegensätze von Bedeutung.
Schlierer stimmt im Editorial bereits So schreibt man also heute „Ausländer- Aber gemeinsame Lebensinteressen. An
auf die Bundestagswahl ein und verkün- stopp“! Argument für ihn ist hierbei aus- erster Stelle steht ein Stopp der Massen-
det, mit welchen Themen von Seiten der gerechnet die „Pisa-Studie“. Ihre Ergeb- zuwnanderung.“ „Bei aller Sympathie
REP zu rechnen ist: „Politik für unsere nisse wertet Rosen so: „Dort schneiden für das Morgenland müssen wir verhin-
Familien und gegen Homo-Ehe, für die in Deutschland lernenden Schüler so dern, dass das Abendland zum Morgen-
land wird.“ „Wir nationalen Deutschen
setzen auf ein starkes Frankreich unter
einem starken Präsidenten Le Pen.“ Viel-
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
leicht etwas voreilig, denn noch ist nicht
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: klar, ob Le Pen überhaupt die notwendi-
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
14-täglich gen Unterschriften für seine Kandidatur
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
beibringen konnte.
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
Drei Ausgaben lang erfreut das Blatt
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
seine Leser mit den unsäglichen Aus-
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 60,- DM). führungen von Traudl Junge, vor kurzem
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten verstorbene Sekretärin Hitlers, die „bis
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) zur letzten Stunde an Hitlers Seite“ war.
Eine Kostprobe: „Gibt es in ihrer Erinne-
Name: Adresse: rung etwas ganz Bleibendes? Junge: O ja,
das gibt’s schon.. Er war ein ganz ruhiger
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts und sehr freundlicher älterer Herr, so er-
schien er mir jedensfalls, sehr liebenswür-
Unterschrift
dig.... Er hatte eine sehr angenehme, sym-
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 - 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
pathische Art...“ Mit dieser Art Journalis-
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507 mus bedient das Blatt ja bekanntlich seit
Jahren sein Publikum. u.b. ■

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