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W+W-Disk.-Beitr.

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Leben auf dem Mars: Science oder Fiction?


von Reinhard Junker

Mit dieser Frage überschrieb die Weltwoche einen Beitrag rit nicht direkt von der Oberfläche des roten Planeten
des Geologen Beda A. Hofmann über den weltberühmten stammt.
Meteoriten ALH84001, der aller Wahrscheinlichkeit nach Die von MacKay, dem Leiter des Wissenschaftler-
vom Mars zur Erde gelangte und scheinbar Sensationelles teams, und seinen Kollegen vorgelegten Hinweise für Le-
enthüllte. Die ganze Welt – wie es schien – merkte auf, als bensspuren sind jedoch durchweg indirekter Natur und
die amerikanische Weltraumbehörde NASA am 7. August können allesamt auch als Resultat nichtbiologischer Pro-
dieses Jahres verkündete, daß sehr wahrscheinlich Lebens- zesse erklärt werden:
spuren auf dem Mars nachgewiesen worden waren. Präsi-
dent Clinton reagierte geradezu enthusiastisch und mit ihm „1. Anwesenheit organischer Stoffe. Aufgrund der de-
viele andere. Wir sind doch nicht alleine im All. Jeder taillierten Untersuchungen erscheint eine Herkunft durch
glaubt jetzt zu wissen, daß es außer uns noch anderes Le- Verschmutzung mit irdischen Stoffen unwahrscheinlich.
ben gibt. Schon am Abend des 7. August hatten mich zwei Eine inorganische Entstehung auf dem Mars ist jedoch
Anrufer auf diese Funde angesprochen. Es ist schon er- möglich.
staunlich, was Strukturen von 0,0001 mm Größe auslösen 2. Feinste Kristalle von Eisenoxid und -sulfid in Kar-
können! bonatknöllchen. Eine mikrobielle Entstehung derartiger
Schnell waren auch Stimmen zu hören, daß damit die feiner Mineralphasen ist auf der Erde zwar typisch, aber
biblische Schöpfungsgeschichte widerlegt sei; Gegenstim- auch hier ist eine inorganische Entstehung nicht auszu-
men ließen dann aber auch nicht lange auf sich warten.1 schließen.
Doch soll darauf an dieser Stelle nicht eingegangen wer- 3. Unter dem hochauflösenden Rasterelektronenmikro-
den; vielmehr sollen zum einen die Argumente von Beda skop zeigen diese Mineralien z.T. Formen, welche den
A. Hofmann präsentiert werden, die zur Vorsicht bei der kleinsten Formen irdischer Mikroorganismen ähneln. Ein-
Interpretation der „Lebens“-Indizien auf dem Mars- deutige morphologische Hinweise für eine biologische
Meteoriten mahnen. Zum anderen sollen einige Gedanken Entstehung fehlen jedoch. Die Größe dieser fraglichen
zum Umgang mit solchen Sensationsmeldungen weiterge- Fossilien ist maximal 0,1 Tausendstelmillimeter – wesent-
geben werden. lich kleiner als anerkannte irdische mikrobielle Fossilien.
Jene irdische Strukturen, welche ähnlich sind (‚Nanobakte-
Die Fakten des Marsmeteoriten rien‘), sind ebenfalls umstritten …
4. Verbreitetes Auftreten von Karbonatknöllchen in
Bevor über mögliche und weitreichende Schlußfolgerun-
ALH84001, welche eine große Ähnlichkeit mit mikrobiell
gen nachgedacht wird, sollte man sich zuerst vergewissern,
produzierten Karbonaten auf der Erde aufweisen.
was eigentlich Sache ist. Nachfolgend beziehe ich mich
MacKay und Kollegen räumen auch ein, daß keines
hauptsächlich auf den o.g. Beitrag aus der Weltwoche Nr.
dieser Argumente eindeutig eine biologische Entstehung
33 vom 15. 8. 1996 von Beda A. Hofmann; direkte Zitate
beweist, daß jedoch das Zusammenpassen dieser Argu-
sind gekennzeichnet.
mente ein starker Hinweis auf ehemaliges mikrobielles Le-
Der Meteorit ALH8400 ist ein 1,9 kg schwerer Brok-
ben in diesem Marsgestein ist.
ken eines aus flüssigem Magma kristallierten Gesteins.
Zurück auf die Erde. Mit dem Meteoriten ALH84001
Erst zehn Jahre nach dem Fund (1984) wurde erkannt, daß
vergleichbare Gesteine (Pyroxenite) oder magmatische
er vom Mars stammt. Das stärkste (nicht einzige) Indiz ist
Gesteine ganz allgemein sind auch von hier bekannt. Palä-
die Übereinstimmung der in ihm eingeschlossenen Gase
ontologen (Fossilienkundler) machen jedoch aus gutem
mit der von den Viking-Sonden gemessenen Zusammen-
Grund einen großen Bogen darum, da sie als steril gelten.
setzung der Marsatmosphäre. „Es wird angenommen, daß
Irdische Gesteine dieser Art sind als Lebensraum für Mi-
diese Meteoriten bei Einschlägen von Asteroiden oder
kroorganismen noch wenig anerkannt, obwohl auch dafür
Kometen auf den Mars weggeschleudert wurden. Die mei-
immer mehr Beispiele bekannt werden. Hier liegt wahr-
sten Marsmeteoriten zeigen entsprechende Anzeichen von
scheinlich das größte Problem bei der Beurteilung von
Schock.“ Lebensformen können wegen der hohen
ALH84001: Die Antwort auf die Frage, ob und unter wel-
Schmelztemperatur erst nach der Bildung hineingeraten
chen Bedingungen Mikroorganismen in Gesteinen leben,
sein. Die mutmaßlichen Mikroorganismen hätten demnach
ist selbst auf der Erde größtenteils unbekannt.
in feinen Spalten dieses Gesteins in unbekannter Tiefe un-
… Die vorliegenden Ergebnisse werden keinen kriti-
ter der Meeresoberfläche gelebt. Die geringe Verwitterung
schen Forscher von der Existenz von Leben auf dem Mars
im Vergleich zu den von den Viking-Sonden fotografierten
überzeugen.“
Gesteinen an der Oberfläche spricht dafür, daß der Meteo-
Soweit das Zitat von Hofmann.

Der Meterorit soll unseren Nachbarplaneten übrigens


1 vor 15 Millionen Jahren verlassen haben und vor 13.000
Z. B.: Heike Schmoll: Mars und Mittelalter. Warum der Schöpfungs-
glaube nicht ins Wanken gerät. FAZ 15. 8. 1996, Nr. 189, S. 9. Jahren auf die Erde gefallen sein. Das Gestein selber wird

DISKUSSIONSBEITRÄGE, BERICHTE,
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auf 3-4 Milliarden Jahre datiert. Wenn es sich also tat- sein. Da löst schon eine „Mikrobe“ außerhalb der Erde
sächlich um Lebensspuren handeln sollte, dann stammt es helle Begeisterung aus. Die Reaktionen auf die Meldungen
von „Leben“, das – nach gängigen Altersvorstellungen – über den Marsmeteoriten haben mich spontan daran erin-
vor langer Zeit existierte. nert, daß an die erste Sonde, die den planetaren Raum ver-
ließ, eine Platte installiert wurde, auf der ein Mann und ei-
Sensationsmeldungen und Fakten ne Frau, eine schematische Darstellung unseres Planeten-
systems, der Kurs der Sonde und einige weitere Details
Die Berichterstattung über den Marsmeteoriten hat noch
eingraviert waren – für alle Fälle. Denn es könnte ja sein,
andere Seiten. Wir konnten eine typische Abfolge bei der
daß intelligente Wesen die Sonde finden werden und sich
Präsentation solcher Sensationsfunde oder -entdeckungen
wie wir darüber freuen, daß sie nicht alleine sind.
erleben: Zuerst kommt die medienwirksame publizistische
Solche Bedürfnisse der Menschen könnten einen guten
Vermarktung, und dann – von der Öffentlichkeit nicht
Anknüpfungspunkt dafür bieten, weiterzusagen, daß wir
mehr beachtet – die seriöse wissenschaftliche Aufarbeitung
tatsächlich nicht alleine sind, daß es aber weit Besseres als
– mit eventuell ernüchternden Ergebnissen, die kaum noch
Mikroben als „Geschwister im All“ gibt. Der Schöpfer sel-
jemand wahrnimmt. Die Sensationsmeldungen bleiben
ber ist Mensch geworden und hat uns besucht. Höherer Be-
dann hängen, die tatsächlichen Fakten nicht mehr, obwohl
such ist nicht zu erwarten. Und dieser Besuch hat viel ein-
die ersten Aussagen meist revidiert oder mindestens relati-
deutigere Indizien hinterlassen als die Ursachen (oder Ur-
viert werden. Andere aktuelle Beispiele dieser Art sind
heber) der lebensähnlichen Strukturen auf dem Marsme-
Funde von „Urmenschen“ (beispielsweise des Australo-
teoriten: dieser Besuch wurde von vielen Menschen erlebt
pithecus ramidus vor gut einem Jahr, der inzwischen in
und von ihm gibt es ungewöhnlich zuverlässige schriftliche
Ardipithecus umbenannt wurde2). Schon oft wurde das
Zeugnisse. Über den Marsmeteoriten können Christen lä-
vermeintliche Zwischenglied zwischen Affen und Men-
cheln; ihre Mitmenschen, die sich davon beeindrucken las-
schen gefunden. Nach einigen Jahren genauer Auswertung
sen, dabei aber nicht auslachen, sondern versuchen, auf ih-
und kontroverser Diskussion fiel ihm dann meist ein Sei-
re Bedürfnisse die Antwort, die Jesus Christus ist, weiter-
tenast des mutmaßlichen Stammbaumes zu oder blieb um-
zugeben.
stritten. Es bestand auch immer die Möglichkeit, die Funde
im Rahmen der Schöpfungslehre zu interpretieren. Ein ANHANG:
Beispiel dieser Art, das lange Zeit fälschlicherweise (wie Totenglocke für das „Leben“ auf dem Mars?
man heute weiß) in den Schulbüchern überdauerte, ist Ra- „Ende 1996 kommen einem jene heißen Tage im Sommer wie
mapithecus3. Auch hier „weiß“ man nachher nur noch, daß ein Traum vor. Im August versetzten NASA-Wissenschaftler
jetzt die Abstammung des Menschen von affenartigen Vor- unter der Leitung von David McKay die Welt in Erstaunen mit
fahren bewiesen sei. Es kann hier auch an die ersten (eben- der Präsentation von Hinweisen für vergangenes Leben auf dem
falls „sensationellen“) Ergebnisse der Jupitersonde vor gut Mars. Jetzt aber treiben neue Analysen den Nagel in den Sarg für
diese Behauptung.“ So beginnt ein Artikel in der Zeitschrift New
einem halben Jahr gedacht werden oder an die jetzt aufle-
Sceintist vom 28. Dezember 1996 mit der Überschrift „Toten-
bende Mutmaßung, auf dem Jupitermond Europa (nicht auf glocke für das Leben auf dem Mars?“ Inzwischen mehren sich
Jupiter selber, wie manche schon mißverstanden haben!) nämlich die Hinweise, daß die vermeintlichen Lebensspuren auf
könnten lebenstaugliche Bedingungen herrschen.4 dem Marsmeteoriten ALH84001 anorganischen Urprungs sind.
Gelassenheit und Zurückhaltung sind also angesagt, So gibt es starke Hinweise dafür, daß es sich bei den im Meteo-
wenn Meldungen dieser Art durch die Presse gehen. So- riten gefundenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasser-
lange die wissenschaftliche Auswertung und kritische Dis- stoffe (PAK) um Kontaminationen aus dem antarktischen Eis
kussion der Fachleute nicht abgeschlossen ist (was mehrere handelt. Außerdem zeigen die Magnetit-Teilchen, die im Meteo-
Jahre dauern kann), gilt es abzuwarten. Verunsicherungen riten gefunden wurden und von Lebewesen produziert worden
sind fehl am Platz. Oft ist übrigens mit Händen zu greifen, sein könnten, eine Struktur, die nach bisherigen Erkenntnissen
daß plakative Aussagen über neueste Forschungsergebnis- anorganischen Ursprungs sein muß. Details hierzu finden sich in
Studium Integrale Journal 1/97.
se den Zweck haben sollen, daß Gelder für bestimmte
Im Gegensatz zu den Sensationsmeldungen über „Leben auf
Vorhaben bewilligt werden. dem Mars“ im August tauchen diese neuen Erkenntnisse nicht
mehr in den Schlagzeilen und auf den Titelseiten der Tagespresse
Und weshalb die ganze Aufregung? auf. Was wird hängenbleiben? „Es gibt Leben nicht nur auf der
Zum Schluß soll noch auf die Frage eingegangen werden, Erde.“ Die Entkräftung dieser Aussage dagegen scheint bedeu-
tend weniger Neuigkeitswert zu besitzen. Umso wichtiger ist
weshalb die Menschen mit einem dermaßen außergewöhn-
Aufklärungsarbeit, die unsere Studiengemeinschaft zu leisten hat,
lichen Interesse auf Meldungen über vermeintliche Le- zu der aber auch jeder einzelne hier und da beitragen kann, z. B.
bensspuren reagieren. Meines Erachtens liegt es wohl dar- durch Leserbriefe.
an, daß es schwer zu ertragen ist, alleine im Weltraum zu
Weitere Exemplare dieses Blatts können kostenlos angefordert werden
bei: SG WORT UND WISSEN, Rosenbergweg 29, D-72270 Baiersbronn,
2
Vgl. dazu: S. Hartwig-Scherer: Lucys Großeltern – die ersten Urmen- Tel. 0 74 42 / 8 10 06 (Fax 8 10 08), oder bei W+W-Medienstelle,
schen? Studium Integrale Journal 2 (1995), S. 58-64. Heimgarten 2163, CH-8180 Bülach.
3 Für Kosten bei Abnahme größerer Mengen wird eine Spende erbeten:
Detaillierte Dokumentation dazu in: S. Hartwig-Scherer: Ramapithecus
Sparkasse Hagen BLZ 450 500 01, Kto. 128 041 660; Postfinance CH-
– Vorfahr des Menschen? Berlin, 1989; einige Ausführungen zu diesem 4040 Basel, Kto. 80-76159-5.
Fall finden sich – populär aufgearbeutet – auch in: R. Junker, Stammt Internetadresse: http://www.wort-und-wissen.de
der Mensch von Adam ab? Neuhausen, 4. Auflage 1996. Studiengemeinschaft WORT UND WISSEN, 1996 – kopieren erlaubt
4
Günter Paul: Nach Galileos Bild von Europa wieder Spekulationen
über außerirdisches Leben. FAZ 15. 8. 1996, Nr. 189, S. 9.

STUDIENGEMEINSCHAFT WORT UND WISSEN

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