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Evolutionsforschung verfolgt das Ziel, die Geschichte schung und Lehre einzubringen. Zumindest soll Ver-
des Kosmos und den Organismenwandel vollständig ständnis für die Bedeutung und Notwendigkeit dieser
durch naturgesetzliche Vorgänge zu erklären. Eine nach Arbeit geweckt werden.
ihren Ursachen innerweltlich vollständig verstehbare
Evolution würde aber keinen Raum für ein souveränes 1. Schritt: Die biblische Heilslehre kann
Schöpfungshandeln Gottes lassen; Gott könnte höch- nur vor dem Hintergrund eines globalen
stens als Garant für die „Gesetze der Evolution“ angese- Unheils verstanden werden
hen werden. Dies hat zur Folge, daß grundlegende In-
halte der biblischen Schöpfungslehre, aber auch der Das Neue Testament spricht allenthalben von Verloren-
Heilslehre, Gotteslehre und Eschatologie (Lehre von den sein und von verlorenen Sündern. Jesus Christus ist ge-
zukünftigen Dingen) nicht mehr aufrechterhalten werden kommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist
können.1 (Luk 19,10). Er ist das Lamm Gottes, das der Welt Sün-
Die biblische Heilsgeschichte läßt daher keinen Platz de trägt (Joh 1,29). Paulus schreibt den Ephesern, daß
für eine konsequente Evolutionsanschauung. Folgt aber sie tot waren in ihren Sünden und Verfehlungen, bevor
aus der Abkehr von der Evolutionslehre gleichzeitig die sie Christus angenommen haben (Eph 2,1). Im Römer-
Ablehung großer, Jahrmillionen währender Zeiträume, brief werden die mit Gott unversöhnten Menschen als
die für eine organismische und kosmische Evolution be- Feinde Gottes bezeichnet (Röm 5,8). Die Menschen sind
nötigt werden? Oder ist es vielleicht möglich, eine in nicht so, wie Gott sie will. Weshalb ist das so? Hat Gott
Jahrtausenden oder in Generationen bemessene die Menschen so geschaffen? Hat er sie als Sünder, als
Menschheitsgeschichte in eine zeitlich beliebig lange Unerlöste, als Unversöhnte, als Feinde, als Verlorene,
Organismen- oder Kosmosgeschichte einzubetten? als geistlich Tote erschaffen? Wenn Gott den Menschen
Zu diesen Fragen sollen Auslegungsspielräume rele- durch Evolution geschaffen hat, sehe ich keine Mög-
vanter biblischer Texte aufgrund biblischer Zusammen- lichkeit, um die Bejahung dieser Frage herumzukom-
hänge ausgelotet werden. Ausgangspunkt sind die zen- men. Hat Gott den Menschen durch evolutive Abwand-
tralen neutestamentlichen Aussagen über das Erlö- lung aus dem Tierreich erschaffen, dann kleben ihm die-
sungswerk Jesu Christi. In sechs Schritten soll erarbeitet se Eigenschaften bzw. diese Seinsweisen an, ohne daß
werden, welche Spielräume die biblische Heilsge- der Mensch willensmäßig irgendwie beteiligt gewesen
schichte für die Rekonstruktion der Menschheits-, Erd- wäre. Machen wir uns klar, was aus einer evolutiven
und Kosmosgeschichte läßt, insbesondere für deren zeit- Abstammung des Menschen aus dem Tierreich folgt:
lichen Umfang. Nicht nur körperliche Merkmale, sondern auch Verhal-
Schöpfungsforschung als Alternative zur Evoluti- tensweisen, Erkenntnisvermögen, ethische Normen, so-
onslehre wird oft als unnötige oder allenfalls zweitran- ziale Lebensformen und religiöse Vorstellungen evolvie-
gige Aufgabe betrachtet. Demgegenüber soll anhand bi- ren. Es ist biologisch undenkbar, diese Aspekte vonein-
blischer Zusammenhänge aufgezeigt werden, daß an ander zu trennen. (Die Bibel trennt sie übrigens auch
testbaren Alternativen zur Evolutionslehre und zu Lang- nicht, wie aus unzähligen Stellen in der Heiligen Schrift
zeitmodellen gearbeitet werden muß. Dies geschieht in indirekt hervorgeht.) Daraus folgt: Ein durch Evolution
sechs aufeinander aufbauenden Schritten. Der Leser schaffender Gott ist für die Sünde des Menschen und
kann Schritt für Schritt prüfen, ob er weiter folgen kann. alle ihre Begleiterscheinungen wie auch den Tod ver-
Wird einer der Schritte verneint, erübrigen sich die fol- antwortlich. Dann aber ist ein stellvertretender Sühnetod
genden. Jesu sinnlos (vgl. dazu den Hebräerbrief, insbesondere
Absicht ist es, Christen herauszufordern, über eigene 2,14 und Kap. 8-10).
Möglichkeiten nachzudenken, sich in der gewaltigen
Aufgabe einer biblisch fundierten Wissenschaft in For-
1
$IES WIRD AUSF½HRLICH DARGESTELLT IN 2 *UNKER ,EBEN DURCH 3TERBEN
DISKUSSIONSBEITRÄGE, BERICHTE,
INFORMATIONEN 1/94
2. Schritt: Durch Adam kamen Sünde und von diesem Zustand paßt nicht zur Evolutionslehre, da
Tod in die Welt sie dieses Seufzen von Anfang an voraussetzt.
Schließlich kommt als generelles biblisch vielfach
Das Unheil, von dem im ersten Schritt die Rede war,
begründetes Argument hinzu, daß der Tod kein Mittel,
kam durch den ersten Menschen, Adam, in die Welt.
aber auch keine „Randerscheinung“ und kein „Neben-
„Wie also durch einen einzigen Menschen die Sünde in
effekt“ des schöpferischen Wirkens Gottes sein kann.
die Welt kam und durch die Sünde der Tod …“ (Röm
Kurzum: Der Tod in der ganzen Schöpfung ist nicht auf
5,12ff.). An dieser Stelle befindet sich eine entscheiden-
Gottes Schöpfungshandeln zurückzuführen, sondern auf
de Weichenstellung. In „Leben durch Sterben?“2 wird
sein Gerichtshandeln angesichts der Sünde des Men-
eine ausführliche Exegese zu dieser Textstelle durchge-
schen. Daraus folgt: Eine biologische Phase der Evolu-
führt. In unserem Zusammenhang sind die folgenden
tion ist mit der biblischen Heilslehre nicht vereinbar.
Ergebnisse wesentlich:
(Ob eine planetare und kosmische Evolution dennoch
1. Mit Adam ist eine historische Person gemeint. Adam
möglich sind, soll weiter unten diskutiert werden.)
wird Jesus Christus als Person gegenübergestellt, und
die Taten Adams und Jesu Christi entsprechen einander Aus diesen Zusammenhängen folgen Konsequenzen
in gewisser Weise. für die Bewertung des Fossilberichts, und daraus wie-
2. Der Tod ist ganzheitlich zu verstehen; der leibliche derum ergeben sich indirekt, aber doch folgerichtig
Tod ist eingeschlossen; dies wird durch den Verweis auf Auswirkungen auf die Frage des Alters zumindest der
den Tod von Adam bis Mose V. 14 besonders deutlich. organischen Schöpfung. Im folgenden soll dieser Zu-
Aber nicht nur aus dieser Textstelle ergibt sich diese sammenhang entwickelt und erläutert werden.
Schlußfolgerung, sondern grundsätzlicher aus der Tatsa-
che, daß Jesus Christus den leiblichen Tod erlitten hat 3. Schritt: Fossilien als Zeugnisse gewalt-
als Sühne für die Sünde der Menschheit, und daß er samen Todes sind keine Zeugnisse des
leibhaftig auferstanden ist. Diese Tatsachen werfen Schöpfungshandelns Gottes
Licht auf den Tod als Sündenfolge: Da Jesus leiblich Fossilien sind Zeugnisse vergangenen Lebens. Als sol-
den stellvertretenden Sühnetod erlitten hat, ist mit dem che sind sie Zeugnisse der Schöpfung. Sie sind aber
Tod als Sündenfolge auch der leibliche Tod gemeint. auch Zeugnisse eines gewaltsamen Todes. Fossilien sind
3. Der Tod kam in den „Kosmos“. Ob damit, wie die Belege von Gewalt. Tod und Gewalt (mindestens in der
viele Ausleger meinen, nur die „Menschenwelt“ gemeint Tierwelt und beim Menschen) verweisen aber nicht auf
ist, halte ich von Röm 5,12ff. her für nicht sicher ent- Schöpfung, sondern auf ein göttliches Gericht. In den
scheidbar und bleibt an dieser Stelle daher zunächst vorigen Abschnitten haben wir festgehalten, daß der Tod
noch offen. Es kann aber festgehalten werden, daß ein auch in der außermenschlichen Schöpfung in biblischer
evolutionär entstandener Mensch nie vom (leiblichen) Diagnose Folge des Sündenfalls des Menschen ist.
Tod befreit war. Außerdem kann in einer evolutionären Durch die Sünde wurde die gesamte Schöpfung in die
Welt kein sündloser Urzustand des Menschen verwirk- Knechtschaft der Vergänglichkeit hineingezogen. Damit
licht gewesen sein. Folglich ist eine evolutionäre Entste- ist die Existenz von Fossilien Ausdruck der Sünde in der
hung des Menschen aus dem Tierreich biblisch geurteilt Welt. Da aber erst mit dem Menschen die Sünde in die
ausgeschlossen. Damit ist aber gleichzeitig eine Evoluti- Welt kam, muß die Bildung derjenigen Schichtgesteine,
on anderer Organismen unplausibel. Denn sonst wäre die Fossilien bergen, nach der Erschaffung des Men-
anzunehmen, daß der Mensch durch Gottes Schöpfung schen angesetzt werden. Dazu kommt, daß man auch
in eine evolutionäre Welt gleichsam als Fremdkörper unter den Fossilien zahlreiche räuberische oder parasi-
hineingestellt worden wäre. Dazu kommt nun aber, daß tisch lebende Organismen kennt. Sie ernähren sich nicht
sowohl nach dem Schöpfungsbericht (1 Mose 1,1-2,3) so, wie es im Schöpfungsbericht für die ursprüngliche
als auch nach dem Paradiesbericht (1 Mose 2,4-25) der Tierwelt beschrieben wird. Danach war den Tieren wie
Mensch nicht nur in Beziehung mit der übrigen Schöp- auch dem Menschen nämlich pflanzliche Nahrung zu-
fung steht, sondern das wichtigste Schöpfungswerk ist. gewiesen (1 Mose 1,29f.). Die räuberische und parasiti-
Eine von der übrigen Organismengeschichte losgelöste sche Lebensweise muß daher als nachträglich angesehen
Menschenschöpfung ist daher unglaubhaft. werden, als Folge der Sünde. (Einige damit verbundene
Das bisher Gesagte wird durch Römer 8,19-22 weiter theologische und biologische Fragen werden in „Sün-
unterstützt. Wie in „Leben durch Sterben?“3 ausführlich denfall und Biologie“4 behandelt.)
begründet, besagt der Text, daß die Vergänglichkeit der Aus diesen Überlegungen folgt: Schöpfungsfor-
ganzen Schöpfung ein sekundäres Kennzeichen der schung steht vor der gewaltigen Aufgabe, die Fossil-
Schöpfung ist - ausdrücklich ist hier die außermenschli- überlieferung zumindest ab dem Kambrium in den zeit-
che Schöpfung eingeschlossen (was in Röm 5,12ff. of- lichen Rahmen der Menschheitsgeschichte zu stellen
fengehalten werden mußte). Eine nachträglich ver- und in diesem Rahmen zu deuten. Damit stellt sich vor-
hängte Vergänglichkeit und davon bedingtes Seufzen rangig die Aufgabe, die übliche „geologische Zeit“ von
der Schöpfung und sehnsüchtiges Harren auf Befreiung einigen Hundert Millionen Jahren in eine vergleichswei-
se sehr bescheidene zeitliche Dimension zu „überset-
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