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Justizm
8/2004
Folge mir nach
1
Inhalt/Impressum
Inhalt
Aus aktuellem Anlass:
Menschen zum Herrn Jesus bringen ............................................................ 4
Bibel praktisch:
Geistliche Arbeit .......................................................................................... 7
Vom Egoismus zur Machtanmaßung – Diotrephes .................................... 10
Streiflicht:
Der Prophet Sacharja ................................................................................ 15
Zum Nachdenken:
Pinnwand .................................................................................................. 18
Bibelstudium:
Psalm 119 (Teil 3) ...................................................................................... 20
Lebensbeschreibung:
Paul Gerhardt ............................................................................................ 26
Zum Nachdenken:
Freiwillige gesucht! ..................................................................................... 29
Jesus Christus:
Justizmord in Jerusalem ............................................................................ 30
Gute Botschaft:
Fahren Sie los! ........................................................................................... 36
Impressum
Herausgeber: Anschrift der Redaktion:
Christliche Schriftenverbreitung Rainer Brockhaus · Kormoranweg 18 · 46487 Wesel
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Folge mir nach erscheint sechswöchentlich; © Project Photos: 8
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werden; Abonnements und Änderungen im Abonnement © Stefan Drüeke: 1, 30 unten, 32 unten, 34, 35
bitte an den Herausgeber. Bibelübersetzung: Elberfelder © imagelibrary: 5, 6, 7, 10 12, 14
Übersetzung Version 2003
2
Das persönliche Grußwort
D as folgende Erlebnis, das ich vor einiger Zeit las, hat mich
beeindruckt: Religionsunterricht in einer dritten Klasse im Ruhrge-
biet. Thema: die 10 Gebote. Die Lehrerin fragt ihre Schüler: „Wie
würde es in unserer Welt aussehen, wenn sich alle Menschen an
diese Gebote halten würden?“ Da fällt den Kindern manches ein:
Es würde keinen Krieg mehr geben, die Polizei wäre überflüssig,
man könnte sein Fahrrad unverschlossen vor der Schule stehen
lassen. Dann meldet sich ein Junge und sagt: „Und meine Eltern
wären noch zusammen“. Einige der Jungen und Mädchen schlie-
ßen sich an: „und meine auch“. Es ist still geworden in der Klasse.
Man kann die Betroffenheit spüren.
Ich wünsche dir eine nicht nur interessante, sondern auch inspirie-
rende Lektüre.
M enschen zum Herrn Jesus zu bringen ist eine Aufgabe, die vie-
len von uns schwer fällt. Doch lässt uns der Herr oft Menschen kennen
lernen – unsere „Nächsten“, für deren Rettung wir Verantwortung haben
(vgl. Lk 10,25 ff.). Kommt es zu einem Gespräch und versuchen wir,
ihnen den Herrn Jesus näher zu bringen – wer hätte dann nicht schon
einmal ein Gefühl der Machtlosigkeit gehabt? Wie oft spürt man Blo-
ckaden bei dem Nächsten, der nicht verstehen kann oder will, dass er
Buße tun, sich bekehren und an den Herrn Jesus glauben muss, um
ewiges Heil zu haben! Wie oft sind dabei Hindernisse im Spiel – Ver-
wandte, Freunde, (Ab-)Neigungen, Fehlvorstellungen –, die dem Nächs-
ten scheinbar den Weg zu dem Herrn Jesus verstellen!
In solchen Situationen hilft es uns mögli- geben, der will, dass alle Menschen errettet
cherweise wenig zu wissen, dass niemand werden, und der unseren Glauben belohnt,
zum Herrn Jesus kommt, wenn Gott, der wenn wir Menschen zu Ihm führen. Übertra-
Vater ihn nicht zieht (Joh 6,44). Völlig klar: gen wir einmal dieses Erlebnis auf uns:
Wir können niemanden bekehren. Aber es
geht doch um das Heil von Menschen. Wir
sind Arbeiter, die dem Herrn nützlich sein 1. Ein Gelähmter ist ein Gelähmter.
möchten. Da können solche Hindernisse
schon frustrierend sein. Wir müssen realistisch sein. Ein Mensch
In Markus 2,1 ff. und Lukas 5,17 ff. (bitte kann nicht von sich aus zu dem Herrn
nachlesen!) ist ein Erlebnis beschrieben, das Jesus kommen. „Da ist keiner, der Gott
Menschen mit dem Herrn Jesus hatten, als sucht“ (Röm 3,11). Wir können von unse-
sie einen Gelähmten zu Ihm brachten. Zu rem Nächsten nicht erwarten, dass er uns
sehen, wie der Herr dabei wirkte, kann uns nach dem Weg zu Gott fragt. Er kann ihn
das Gefühl der Machtlosigkeit nehmen. Es ja gar nicht gehen – und er sucht ihn erst
kann uns Vertrauen zu dem Herrn Jesus gar nicht. Nein, wir müssen Hand anlegen.
4
Menschen zum Herrn Jesus bringen
Wer nicht gehen kann, muss getragen Mitarbeiter (vgl. 1. Kor 3,9) – hier waren
werden (Lk 5,18). Das gilt selbst dann, es (mindestens) vier Menschen, die sich
wenn Gott die Sehnsucht unseres Nächsten um den Gelähmten kümmerten (Mk 2,3).
nach ewigem Heil geweckt und Interesse an Wissen wir, ob es nicht in der Vergangenheit
dem Herrn Jesus bewirkt hat, wie es hier schon Bemühungen um unseren Nächsten
bei dem Gelähmten der gab, an die wir anknüpfen? Oder ob es
Fall war. Seine natürli- in Zukunft solche geben wird, für die wir
che Unfähigkeit, Gott vielleicht nur Vorarbeit leisten? Wir können
zu suchen, bleibt. uns jedenfalls (zumindest) dadurch Ver-
Deshalb gilt es in stärkung holen, dass wir zusätzliche Beter
gewisser Hinsicht hinzuziehen. Vielleicht kann Gott auch
zu „überreden“ noch andere Menschen gebrauchen, die
(2. Kor 5,11), möglicherweise besser Zugang zu unserem
denn wo die Nächsten finden.
Ausrichtung
Gott-feind-
lich ist (Röm 3. Hindernisse kann man
5,10), bedarf überwinden.
es der Über-
redung, um Die Helfer kamen mit dem Gelähmten
nicht an den Herrn Jesus heran. Menschen
waren im Weg (Mk 2,4). Wie oft erleben wir
Ähnliches! Da gibt es nur eins: Überwinden!
Ich glaube, da sind wir gefordert. Wir haben
natürlich immer die Verantwortung, dafür zu
beten, dass Gott im Herzen unseres Nächs-
ten wirkt. Aber beachten wir, dass die Helfer
nicht warteten, bis der Herr Jesus aus dem
Haus zu ihnen kam, sondern dass sie selbst
aktiv (und kreativ) wurden. Wo wir Hinder-
nisse sehen, die unserem Nächsten schein-
bar den Weg zum Herrn Jesus verbauen,
sind wir gefragt. Dabei können wir – auch
wenn wir keine Häuser abdecken möchten
– ruhig auch andere „beanspruchen“, die
jemanden Gott näher zu bringen. Wir dürfen den Herrn Jesus (bildlich gesprochen) in ihr
nicht erwarten, dass uns unser Nächster die Haus aufgenommen haben (Mk 2,4).
Aufgabe an ihm leichter macht.
Sowieso hat der tätige Arbeiter Gott auf So steht es in Lukas 5,18. Ohne den Herrn
seiner Seite, der selbst am Gewissen jedes Jesus sind alle unsere Bemühungen ver-
Menschen wirkt (vgl. Hiob 33,14 ff.). Aber geblich. Und es kommt auch ein Moment
in der Regel gibt es auch noch andere – früher oder später –, da haben wir getan,
was wir konnten. Der Gelähmte war fortbe- 5. Mein Glaube macht einen
wegt worden. Hindernisse waren beseitigt Unterschied.
worden. Das Ziel des Ganzen: der Herr
Jesus. Ihm können wir unseren Nächsten Ich zitiere diesen Vers, damit er sich uns ein-
vorlegen. Bei Ihm ist er in besten Händen: prägt: „Als er ihren Glauben sah, sprach er:
Seine Kraft zu heilen ist da (Lk 5,17). Natür- Mensch, deine Sünden sind dir vergeben“
lich bleiben wir weiter „am Ball“ – wir haben (Lk 5,20). Ihren Glauben! Lassen wir einmal
weiter Verantwortung. Aber sein ewiges Heil beiseite, dass Voraussetzung für die Verge-
entscheidet sich dann, wenn er von dem bung der Glaube desjenigen ist, der errettet
Herrn Jesus persönlich angesprochen wird. werden möchte. Das ist und bleibt so. Hier
geht es aber (auch) um
meinen Glauben, wenn
ich Menschen zum Herrn
Jesus bringen möchte.
Mein Glaube kann (nicht
der Grund, aber) der
Anlass für die Bekehrung
meines Nächsten sein.
Wäre mir das doch wich-
tiger! Mein Glaube ist
nicht grundlos. Er kann
sich auf Gottes Wort
stützen – zum Beispiel,
dass Er alle Menschen
erretten will (1. Tim 2,4).
Um was irgend ich Gott,
den Vater, im Namen des
Herrn Jesus bitte, das
wird Er mir geben (Joh
Er kann sich gegen Gott entscheiden (s. Lk 16,23). Im Glauben zu beten heißt: bitten,
10,16), mit der Folge ewigen Gerichts, oder ohne zu zweifeln (vgl. Jak 1,6; 1. Tim 2,8;
Buße tun und das ewige Heil erlangen. Mk 11,23). Wie stark sind Gottes Zusagen!
Das liegt bei ihm, nicht bei uns. Gott will Kann ich da eigentlich riskieren, nicht zu
ihn erretten. glauben?
Thorsten Attendorn
6
Geistliche Arbeit
Geistliche Arbeit –
„... wie eine nährende Frau ihre
eigenen Kinder pflegt.“
Obwohl Paulus nicht lange bei ihnen ver- „Wie eine nährende Frau ...“
weilen konnte – es war über einen Zeitraum
von drei Sabbaten (vgl. Apg 17,2) –, hat Die beiden Bilder, die der Apostel benutzt,
er sich gegenüber den Thessalonichern (in um seinen Dienst zu beschreiben, sind sehr
geistlicher Weise) wie eine Mut-
ter und wie ein Vater verhalten.
In diesem kurzen Beitrag wollen
wir gemeinsam darüber nach-
denken, was wir von ihm und
seiner „geistlichen Erziehung“
lernen können.
8
Geistliche Arbeit
zu (vgl. Kap. 1,6) – durch den Trost, mit „... und nicht als Menschengefällige“
dem er selbst von Gott getröstet worden
war (vgl. 2. Kor 1,3.4). Andererseits ließ der Apostel sich auch
nicht von den Thessalonichern binden. So
wie Vater und Mutter sich nicht vorrangig
... wie seine eigenen Kinder ... an den Vorstellungen ihrer Kinder orientie-
ren, so suchte Paulus nicht die Gunst der
Noch etwas fällt auf, wenn wir Paulus als Thessalonicher. Er lebte vor seinem Gott,
geistlichen Vater beobachten. Er muss und es war sein Wunsch, die ihm übertra-
solch eine Hingabe und Liebe gegenüber gene Aufgabe treu auszuführen: „Sondern
den Thessalonichern gezeigt haben, dass so, wie wir von Gott als bewährt befunden
er sie wie seine eigenen Kinder behandelt worden sind, mit dem Evangelium betraut
hat. Ist dieses Verhalten nicht nachahmens- zu werden, so reden wir, nicht um Men-
wert? Leider treffen wir es nicht so häufig schen zu gefallen, sondern Gott, der unsere
an. Damals war das nicht anders: „Denn Herzen prüft“ (Kap. 2,4).
wenn ihr zehntausend Erzieher in Christus
hättet, so doch nicht viele Väter“, schrieb Wie ausgewogen und Frucht bringend war
Paulus an die Korinther (1. Kor 4,15). Im doch die geistliche Erziehung von Paulus!
Gegensatz zu einem Erzieher, der seine Sie ist beispielhaft für alle, denen „geistli-
Aufgabe letztlich nur als Beruf ausübte, che Kinder“ anvertraut sind.
leistete Paulus – wie ein Elternpaar – eine
Betreuung mit ganzem Herzen. An einer
Stelle lesen wir von ihm: „Darum wacht, Auch wir sind nicht verwaist!
und denkt daran, dass ich drei Jahre lang
Nacht und Tag nicht aufgehört habe, ei- Vielleicht ist unter den Lesern jemand,
nen jeden mit Tränen zu ermahnen“ (Apg der wie die Thessalonicher noch jung
20,31). Seine Mühe ging so weit, dass er im Glauben ist und sich auch eine gute
sogar sein Leben aufs Spiel setzte. Warum geistliche „Erziehung“ wünscht. Hast du
tat er das? „So, da wir ein sehnliches Ver- schon nach solchen Erziehern Ausschau
langen nach euch haben [oder: von Liebe gehalten oder um sie gebetet? Möglicher-
zu euch erfüllt sind] ... weil ihr uns lieb ge- weise beklagst du dich aber auch zu Recht
worden wart“ (Kap. 2,8). darüber, dass niemand da ist, der dir die
nötige Betreuung gibt. Dann lass dich
daran erinnern, dass der Herr Jesus ge-
„... ohne Selbstliebe ...“ sagt hat: „Ich werde euch nicht verwaist
zurücklassen, ich komme zu euch“ (Joh
Obwohl Paulus die Thessalonicher wie 14,18). Er selbst ist in der Person des
seine eigenen Kinder behandelte, hütete Heiligen Geistes zu uns gekommen und
er sich davor, die Gläubigen an sich zu möchte (in Ehrfurcht gesagt) die Rolle von
binden. Es ging ihm keineswegs um sei- Vater und Mutter übernehmen. Niemand
ne eigene Person. Er wollte nicht gerühmt kann uns näher sein als Er – geschweige
werden. Sein Ziel bestand einzig darin, denn eine liebevollere Zuwendung geben!
dass Christus verherrlicht wurde. Deshalb Lasst uns Ihm stets dafür danken!
suchte er auch keine Ehre von Menschen,
weder von den Thessalonichern, „noch Hartmut Mohncke
von anderen“ (Kap. 2,6).
Dass Machtmissbrauch selbst vor einem durchaus heute noch vorhanden sind. Und
Christen nicht halt macht, sehen wir an sie betreffen nicht nur „gestandene Chris-
Diotrephes, jenem Mann, über den uns ten“, sondern in gleicher Weise auch junge
der dritte Brief des Apostels Johannes Gläubige, die Ziele vor Augen haben und
berichtet: etwas erreichen wollen. Daher möchten wir
im Folgenden darüber nachdenken, wo wir
„Ich schrieb etwas an die Versammlung, selbst in der Gefahr stehen, der Versuchung
aber Diotrephes, der gern unter ihnen der zu erliegen.
Erste sein will, nimmt uns nicht an. Des-
halb, wenn ich komme, will ich an seine
Werke erinnern, die er tut, indem er mit 1. Diotrephes wollte gerne der Erste
bösen Worten gegen uns schwatzt; und unter ihnen sein
sich hiermit nicht begnügend, nimmt er die
Brüder nicht an und wehrt auch denen, die Bei den Führern, von denen uns Gottes
es wollen, und stößt sie aus der Versamm- Wort berichtet, handelt es sich nicht um
lung“ (Verse 9.10). Menschen, die eine bestimmte Position
innehatten. Für sie ging es nicht um die
Im engeren Sinne geht es in diesen Versen Befriedigung eigener Machtgelüste. Ihnen
darum, dass Diotrephes zu verhindern lag es am Herzen, den Willen ihres Herrn
suchte, dass solche Brüder eine Unterkunft im Glauben zu verwirklichen. Diese Männer
fanden, die durchs Land zogen, um das waren Täter des Wortes (Jak 1,22). Ihr
Wort Gottes zu predigen1. Bei genauerem überzeugendes Glaubensleben verlieh ihnen
Hinsehen stellen wir jedoch fest, dass die geistliche Autorität. Darum wurden sie als
Merkmale, die Diotrephes kennzeichneten, Führer und Ratgeber anerkannt. Keiner
1
Zu der Zeit, als der Apostel Johannes seinen dritten Brief schrieb, waren diese Männer auf die Unterstützung der Gläubigen
angewiesen, in deren Gegend sie das Evangelium verkündeten. Ohne diese Unterstützung hatten sie weder einen Schlafplatz, noch
bekamen sie eine Mahlzeit. (Vergleiche die kurze, treffende Ausführung in: Robert Lee, Abriss und Gliederung der biblischen Bücher;
erhältlich beim Herausgeber von „Folge mir nach“.)
10
Vorsicht Machtfalle
von ihnen maßte sich diese Stellung selbst 3. Der Apostel will an die Werke
an. Doch Gott drückt sein Siegel unter ihr des Diotrephes erinnern
Glaubensleben, indem Er auch uns heute
auffordert, den Glauben dieser Männer War Diotrephes darauf aus, die Erinnerung
nachzuahmen (siehe Heb 13, 7). der Gläubigen an seine eigenen Werke zu
verwischen? Zumindest können wir den
Bei Diotrephes war das anders. Gottes Eindruck haben. Warum sonst wollte der
Wort berichtet uns nicht, wie andere die Apostel die Gläubigen an die Werke dieses
Begabungen oder den Wandel dieses Mannes erinnern? „Deshalb, wenn ich
Mannes beurteilen. Aber wir lesen von komme, will ich an seine Werke erinnern,
seinen Beweggründen. Es ging ihm um die er tut.“
seine eigene Person. Er wollte der Erste in
der Versammlung sein. Es ist immer wieder erschreckend, mit
welcher Dreistigkeit manche Menschen ihr
Welche Beweggründe haben wir für unser Fähnlein in den Wind hängen. Sie reden
Handeln und Reden? Der bewusste oder und handeln immer gerade so, wie es zu
unbewusste Wunsch in unseren Herzen, ihrem Vorteil ist. Das Schlimmste, was so
Ansehen bei unseren Mitmenschen zu jemandem passieren kann, ist, dass seine
haben, ist häufig der erste Schritt auf dem Mitmenschen an seine Taten oder Worte
Weg zur Machtanmaßung. erinnert werden. In diesem Moment bricht
ihr sorgfältig gehütetes Kartenhaus zusam-
men.
2. Diotrephes nahm den Apostel
Johannes nicht an Als Christen dürfen wir uns genau entgegen-
gesetzt verhalten. Nicht nur, dass wir stets
Wir wissen nicht, was der Apostel an die die Wahrheit reden sollen, der Herr möchte,
Versammlung geschrieben hat. Tatsache ist dass wir auch in unserem Handeln zu dem
aber, dass Diotrephes diesen anerkannten stehen, was wir sagen. Dann haben wir es
Führer des Volkes Gottes nicht akzeptierte. auch nicht nötig, bei unseren Mitmenschen
Auf den Brief des Apostels zu hören, bedeu- die Erinnerung an unsere Worte oder unsere
tete für Diotrephes, wie es scheint, einen Taten zu verwischen. Der Herr Jesus hat das
anderen neben oder gar über sich dulden zu einmal so formuliert: „Eure Rede sei aber:
müssen. Er hätte nicht mehr im Mittelpunkt Ja – ja; nein – nein; was aber mehr ist als
gestanden und über die anderen bestimmen dieses, ist aus dem Bösen“ (Mt 5, 37).
können.
Uns werden keine Briefe von Aposteln 4. Diotrephes redete schlecht über
mehr geschrieben. Aber wir besitzen apos- den Apostel Johannes und andere
tolische Belehrung in dem Wort Gottes.
Durch die Bibel spricht Gott zu uns. Aber Die Geschichte ist schon sehr alt, doch hat
wie gehen wir damit um? Hat Gottes Wort sie nichts von ihrer Aktualität verloren:
in allen Teilen uneingeschränkte Gültigkeit
für uns? Gottes Wort seine Gültigkeit zu Eine Überlieferung berichtet, wie zu dem
lassen, ist ein wirksamer Schutz vor der Philosophen Sokrates eines Tages ein guter
Machtfalle. Freund kam. „Hast du schon gehört, was
die Leute über dich sagen?“, fragte der
12
Vorsicht Machtfalle
die Thessalonicher aufforderte (2. Thes dabei nur, dass der andere seinen „Wohltä-
3,14). Sie achteten Diotrephes als Bruder ter“ kennt. Denn dann kann ich zu gegebe-
und versuchten, ihn zurechtzuweisen. ner Zeit die „Daumenschrauben“ anziehen.
Doch statt dankbar die Belehrungen über „Eine Hand wäscht die andere. Gestern
die Wahrheit und auch die persönlichen habe ich dir geholfen, heute musst du etwas
Hinweise seiner Brüder anzunehmen, sein für mich tun.“
Verhalten zu prüfen und zu ändern, lehnte
Diotrephes sie und ihren Dienst ab. Gegenseitige Hilfestellung ist gut und wich-
tig, besonders unter Christen in Zeiten,
Wie verhalten wir uns, wenn wir auf etwas in denen die Ablehnung gegenüber Gott
hingewiesen werden? Es bringt viel Segen immer offensichtlicher wird. Problematisch
mit sich, wenn wir auf den anderen hören wird es, wenn ich dieses eigentlich selbst-
und über seine Hinweise nachdenken. Oft verständliche Verhalten zu meinem eigenen
genug fahren wir statt dessen aber sofort die Vorteil ausnutze und dabei andere an einem
Stacheln aus – „Der will mir was Schlechtes!“ richtigen Verhalten hindere. Und genau das
– und gehen auf Abwehr. ist Machtmissbrauch.
genau da, wovor auch Petrus warnt („die da Motive klar zu machen. Die Bitte Davids in
herrschen über ihre Besitztümer“, 1. Pet 5,3). Psalm 139 ist dafür beispielhaft:
Hat doch der Herr Jesus durch sein Erlö-
sungswerk am Kreuz von Golgatha alle, die „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein
an Ihn glauben, zu einem Leib – seinem Leib Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedan-
– zusammengefügt. Jeder Gläubige ist ein ken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei
Glied an diesem Leib. Und kein Glied dieses mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!“
Leibes kann zu einem anderen Glied dieses (Verse 23.24).
Leibes des Herrn sagen: „Ich brauche dich
nicht“ (1. Kor 12,21). Wie kann ich dann Nun war Diotrephes sicher kein junger Christ.
einen treuen Christen aus der Versammlung Also kannst du die Gedanken des Artikels
stoßen wollen? getrost wieder vergessen? Zum Nachdenken:
Wie sieht es denn im Kreis der Jugendlichen
Ein jeder aber prüfe sich selbst aus? Der Erste sein wollen, andere ablehnen,
(1. Kor 11, 28)! nicht aufnehmen, hinausdrängen – kommt
dir das nicht vielleicht bekannt vor?
Häufig ist es uns leider gar nicht bewusst,
dass gerade wir uns ganz oder teilweise so Unser Herr allein kann die Kraft und Weis-
verhalten, wie es der Apostel Johannes bei heit schenken, unser Verhalten so zu ändern,
Diotrephes anklagt. Deshalb tun wir gut dass wir nicht in die Machtfalle geraten.
daran, unser Verhalten und unser Reden
immer wieder auf diese Punkte zu überprü- „Alle aber seid gegeneinander mit Demut
fen. Und wenn wir dabei feststellen, dass der fest umhüllt; denn Gott widersteht den
eine oder andere Aspekt häufiger in unserem Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er
Leben in Erscheinung tritt, ist es richtig und Gnade“ (1. Pet 5,5).
wichtig, den Herrn zu bitten, uns unsere
Stefan Busch
„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und
erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei
mir ist, und leite mich auf ewigem Pfade!“
Psalm 139, 23.24
14
Streiflicht: Der Prophet Sacharja
N ach Haggai kommen wir nun in unserem Streifzug durch die kleinen
Propheten zu Sacharja. Diese beiden Propheten wirkten zur gleichen Zeit.
Inhaltlich überschneiden sich ihre Botschaften teilweise, doch ihr Stil ist ganz
unterschiedlich: Haggai ist einfach und direkt; Sacharja vielschichtig und
bildreich. – Werfen wir einen Blick hinein in den ausdrucksstarken Prophe-
ten Sacharja!
16
Streiflicht: Der Prophet Sacharja
beinahe resigniert zu haben. Die Jugend- Der gerechte, rettende, demütige König
stunde bricht mangels Interesse auseinander, – auf einem Esel reitend, Kap. 9,9 (Mt
und für die Büchertischarbeit und ähnliche 21,5);
Aktivitäten kann man nur schwer jemand Der Frieden bringende, große Herrscher,
mobilisieren. Und jetzt? Alles sein lassen? Kap. 9,10 (Jes 9,5);
Nein, denn das hieße, den Tag kleiner Dinge Der Eckstein, Kap. 10,4 (Ps 118,22; Eph
zu verachten. Also Ärmel hochkrempeln, 2,20);
um allen zu zeigen, wie es geht? Auch das Der Pflock, Kap. 10,4 (Jes 22,23);
ginge am Ziel vorbei. Gott möchte, dass Der Kriegsbogen, Kap. 10,4 (1. Mo
wir im festen Vertrauen auf seine Hilfe das 49,24);
tun, was Er von uns haben möchte. Er kann Der wahre Hirte, der schlecht entlohnt
Hindernisse aus dem Weg räumen, Wider- wird, Kap. 11,4–14 (Joh 10,11; Mt 27,3
stände brechen und Dinge gelingen lassen, ff.);
an die kaum einer mehr geglaubt hat. Ja, Der Durchbohrte, über den man weh-
auch heute noch! klagt, Kap. 12,10 (Off 1,7);
Der Genosse seines Volkes, der von
Christus im Buch Sacharja ihnen geschlagen wird, Kap. 13,5.6 (Joh
19,14–16);
Übrigens sind der Herrscher Serubbabel Der Genosse des HERRN, der von Ihm
und der Hohepriester Josua auch Vorbilder geschlagen wird, Kap. 13,7 (Jes 53,10);
auf den Herrn Jesus, wie Sacharja 6,12.13 Der zum Kampf Erscheinende – auf dem
deutlich macht: Christus wird einmal den Ölberg, Kap. 14,3.4 (Off 19,11 ff.; Apg
Tempel bauen und als Herrscher sowie als 1,11.12).
Priester auf dem Thron sitzen. Das ist nur
eine von vielen Bibelstellen in Sacharja, Wer den Propheten Sacharja studiert, erfährt
die auf den Herrn Jesus hinweisen. In der manches über den Herrn Jesus. Spornt das
nachfolgenden, unvollständigen Auflistung nicht an, sich einmal mit Sacharja gründlich
nennen wir 14 davon. Sie sollen zum auseinander zu setzen?
weiteren Studium anregen, wozu auch die
Bibelstellenangaben in Klammern dienen. Gerrid Setzer
Wichtig und interessant ist, jeweils der Frage
nachzugehen, ob das, was von dem Herrn
Jesus in den genannten Stellen gesagt wird,
sich bereits erfüllt hat oder noch aussteht.
Die Augen des Herrn
durchlaufen die
Der Herr Jesus ist nach dem
Propheten Sacharja: ganze Erde, um sich
Der Knecht des HERRN, Kap. 3,8 (Mt mächtig an denen
12,18);
Der Spross, Kap. 3,8 und 6,12 (Jes 4,2; zu erweisen, deren
Jes 53,2);
Der Stein mit sieben Augen, Kap. 3,9 (Jes Herz ungeteilt auf
28,16; Off 5,6);
Der Priester-König auf dem Thron, Kap.
ihn gerichtet ist.
6,13 (Heb 7,1–3); 2. Chronika 16,9
Folge mir nach
17
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Bibelstudium
Psalm 119 (Teil 3)
20
Bibelstudium – Psalm 119
(Vers 60): „Ich eile und säume nicht, deine 9. Das Wort – die Quelle des Guten
Gebote zu halten.“ (V. 65–72)
So wie der Sünder eilen soll, um seine Seele
zu retten, so eilt der Gläubige, das Wort Kommentar:
seines Gottes zu erfüllen. (65–67) Der Psalmist rechtfertigt das Tun
Gottes, auch wo es schmerzhaft für ihn war.
(Vers 61): „Die Fesseln der Gesetzlosen Er gibt zu, dass er geirrt hatte. Aber Gottes
haben mich umgeben; dein Gesetz habe Wege haben ihn zurückgeführt.
ich nicht vergessen.“ (68) Hinter allem Handeln Gottes erkennt er,
Alle Bande (Stricke) der Ungläubigen dass dies alles „zum Guten mitwirkt“. Des-
können den Gläubigen nicht von Gott und halb verlangt ihn nach Gottes Belehrung.
Gott nicht von dem Gläubigen fernhalten. (69–70) Als der Psalmist in die Irre ging, war
er den Übermütigen ziemlich egal. Aber
(Vers 62): „Um Mitternacht(1) stehe ich jetzt, wo er wieder mit Gott lebt, verbreiten
auf, um dich zu preisen wegen der Rechte sie Lügen über ihn.
deiner Gerechtigkeit.“ (71–72) Den Wert von Gottes Wort hat
(1) Ps 4,4; 63,6 der Psalmist gerade in schwierigen Zeiten
Wie oft verbringen wir „die halbe Nacht“ mit gelernt.
nutzlosem Zeitvertreib. Haben wir die Zeit
auch schon genutzt zur Gemeinschaft mit
dem Herrn? Studienhilfen:
(Vers 63): „Ich bin der Gefährte (1) aller, die (Vers 65): „Du hast Gutes getan an deinem
dich fürchten, und derer, die deine Vor- Knecht (1), HERR, nach deinem Wort.“
schriften halten.“ (1) Vers 17
(1) Spr 13,20; Ps 16,3 Dass alle Dinge im Leben des Gläubigen
Finden alle unsere Verbindungen und Kon- zu seinem Guten mitwirken, ist das Thema
takte das Wohlgefallen Gottes? dieses Abschnitts. Das Handeln Gottes und
auch die Versuche des Feindes bringen
(Vers 64): „Von deiner Güte, HERR, ist die letztlich gute Ergebnisse im Glaubensle-
Erde erfüllt (1); lehre mich deine Satzun- ben.
gen!“
(1) Ps 33,5 (Vers 66): „Gute Einsicht und Erkenntnis
Die für den Glauben überall sichtbare Güte lehre mich; denn ich habe deinen Geboten
Gottes führt zu dem Wunsch, mehr von geglaubt (1).“
diesem gütigen Herrn belehrt zu werden. (1) Vers 88
Der Psalmist hat dem Wort Gottes geglaubt,
Zitat: denn es ist Gottes Wort, aber ihn verlangt
„Viele werden ja mit David sprechen: Der auch danach, das Wort zu verstehen.
Herr ist mein Teil, aber worauf es hier
ankommt, ist: Wie beweisen sie dies? Wenn (Vers 67): „Bevor ich gedemütigt wurde, irrte
Gott wirklich ihr Teil wäre, würden sie ihn ich; jetzt aber halte ich dein Wort.“
lieben, und wenn sie ihn liebten, so würden Die erziehenden Wege Gottes hatten das
sie sein Wort lieben und es zur Richtschnur Ziel, ihn wieder zum Gehorsam gegen
ihres Lebens machen“ (William Cowper, Gottes Wort zurückzuführen. Dies erkennt
gestorben 1619). der Psalmist an.
22
Bibelstudium – Psalm 119
(Vers 75): „Ich weiß, H ERR , dass deine Der Psalmist bittet um ein untadeliges Herz.
Gerichte Gerechtigkeit sind und dass du Äußere Frömmigkeit, die auf Heuchelei
mich gedemütigt hast in Treue (1).“ beruht, ist bei Gott nichts wert.
(1) Heb 12,10
Gott ist nicht nur treu, trotz der Prüfungen, Zitat:
die Er sendet, sondern Er ist treu, indem Er „Um den göttlichen Befehlen gehorsam sein
sie sendet. Hinter allem steht seine Liebe zu zu können, müssen wir sie genau kennen,
uns – auch wenn wir das nicht immer sofort daher auch uns viel mit ihnen beschäftigen,
verstehen können. darüber sinnen ... Die Übermütigen sind
keines ernstlichen Gedankens wert. Das
(Vers 76): „Lass doch deine Güte mir zum Schlimmste, was sie uns antun könnten,
Trost sein, nach deiner Zusage an deinen wäre, wenn sie uns von dem stillen Umgang
Knecht (1).“ mit Gott und seinem Wort abbrächten“
(1) Vers 50 (C. H. Spurgeon).
Gottes Erziehungswege ohne seinen Trost
würden uns mutlos und verzweifelt machen. 11. Das Wort – die Quelle der Kraft
in Prüfungen (V.81–88)
(Vers 77): „Lass deine Erbarmungen über
mich kommen, so werde ich leben (1); denn Kommentar:
dein Gesetz ist meine Wonne.“ (V. 81–84) Die Antwort auf die Gebete des
(1) Ps 118,17 Psalmisten lässt auf sich warten. Widrige
„So werde ich leben“ – der Herr Jesus Umstände verzehren seine Kraft. Doch dient
spricht auch von einer neuen „Lebensqua- seine ganze Lage nur dazu, sein Vertrauen
lität“ (Joh 10,10). auf Gott zum Vorschein zu bringen.
(V. 85–87) Die Gottlosen haben den Psal-
(Vers 78): „Lass beschämt werden die misten ohne Ursache verfolgt. Aber sie
Übermütigen; denn sie haben mir ohne sind nicht nur seine Feinde, sondern auch
Grund Unrecht getan: Ich sinne über deine die Feinde Gottes, dessen Gesetz sie
Vorschriften (1).“ verachten.
(1) Vers 23 (V. 88) In seiner Not wendet sich der Psal-
Die Übermütigen waren Menschen, die mist an Gott, nicht nur wegen der Befreiung
es dem Psalmisten sehr schwer gemacht aus den Umständen, sondern auch, um
hatten. Er erwähnt sie sechsmal in diesem innerlich belebt zu werden.
Psalm: Verse 21.51.69.78.85.122.
24
Bibelstudium – Psalm 119
1
In der evangelischen Kirche Titel des Stellvertreters eines Bischofs in der Kirchenleitung für eine bestimmte Region
oder Oberhaupt eines Kirchenbezirks.
2
Vorsänger bzw. Chorleiter im Gottesdienst
26
Paul Gerhardt – Dichter der Christenheit
befehle ich Seele und Leib! Ich kann nicht Gerhardt in dem kleinen Spreewaldstädtchen
mehr – die Hand zittert! Christus ist mein gewirkt, still und bescheiden, wie es seinem
Leben und Sterben, mein Gewinn“4. Wesen entsprach.
Am 5. März 1668 ist sie dann heimgegangen. In diesem Mann haben wir einen Christen
Sie wurde neben ihren Eltern und Kindern kennen gelernt, der in den von Gott gesand-
in der Nikolaikirche beigesetzt. ten Prüfungen und Nöten nicht zerbrochen
ist, sondern in seinem Gottvertrauen gewach-
Gewissensnot im Kirchenstreit sen ist. Durch den Trost, mit dem er selbst
von Gott getröstet wurde, war er in der Lage,
Es waren nicht nur die Kriegsnöte des 30- andere zu trösten, die in ähnliche Umstände
jährigen Krieges und die tiefen Leiden in der gekommen sind. Durch seine Lieder und
eigenen Familie sowie die Anfeindungen Verse erleben auch heute noch manche
neidischer Amtskollegen, die ihn mit seinen leidgeprüfte Menschen diesen Trost. Woher
Liedern zum großen Tröster der Christenheit nimmt ein Mensch in solchen Leiden und
machten, sondern die traurigen Erfahrungen, schwierigen Umständen noch Freude und
die er als bekennender Christ in der Kirche Kraft zum fröhlichen Christsein? Fragen wir
seiner Zeit machte. Nachdem Paul Gerhardt Paul Gerhardt selbst und lassen ihn durch
im Sommer 1657 als Kirchendiener an St. seine Lieder antworten:
Nikolai nach Berlin kam, verwaltete er dort
fünf Jahre friedlich sein Amt. Als sich der Kur- Warum sollt ich mich denn grämen?
fürst dann der reformierten Lehre verpflich- Hab ich doch Christum noch;
tete, kam er jedoch in tiefe innere Konflikte. Wer will mir den nehmen?
Paul Gerhardt hielt aus Gewissensgründen an
der lutherischen Lehre fest und wurde deswe- Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden,
gen seines Amtes enthoben. Zwar wurde er Du bist mein, ich bin dein;
nach einer Zeit aufgrund vieler Bittschriften Niemand kann uns scheiden.
und Bemühungen wieder in sein Amt einge-
setzt, verzichtete aber um seines Gewissens Sollt ich meinem Gott nicht singen?
und Bekenntnisses willen im Februar 1667 Sollt ich ihm nicht dankbar sein?
darauf. In der folgenden Berliner Zeit blieb Denn ich seh in allen Dingen,
er ohne Anstellung, war aber nicht untätig Wie so gut er’s mit mir mein’.
und auch nicht mittellos. Die Frucht der freien Ist’s doch nichts als lauter Lieben,
Jahre waren seine reifsten Lieder. Dabei ist es Das sein treues Herz bewegt,
schön zu sehen, dass Paul Gerhardts Lieder Das ohn’ Ende hebt und trägt,
frei sind von jeder konfessionellen Polemik Die in seinem Dienst sich üben.
und weiterhin Trost im Glauben vermitteln, Alles Ding währt seine Zeit,
der allen Christen gilt. Gottes Lieb in Ewigkeit.
Das Gedächtnis des Gerechten Zudem sind die Lieder über das Leiden
ist zum Segen des Herrn (zum Teil aus alten lateinischen
Hymnen abgeleitet) ebenfalls bis heute von
Doch das Leben ging weiter. 1669 bot ihm großem Wert. Seit Jahrhunderten singen
Lübben in der Lausitz die Stelle des Archidi- Christen mit innerer Anteilnahme Lieder
akonus an. So verließ er Kurbrandenburg wie „O Haupt voll Blut und Wunden“ und
und kehrte nach Kursachsen zurück. Von profitieren damit auch von der Wertschätzung
mehreren Kindern war nur ein Sohn, Paul Gerhardts für seinen Herrn und Heiland.
Friedrich, übrig geblieben, der ihn überlebt
hat. Bis zum Tode am 27. Mai 1676 hat Paul Rainer Möckel
4
Zitiert aus Dr. E. Dönges, Ich singe dir mit Herz und Mund, Dillenburg 1989, S. 19
28
Freiwillige gesucht!
Freiwillige gesucht!
Das Vorbild aller Freiwilligen ist der Herr christliche Freiheit, um geleitet durch den
Jesus selbst: Er wurde Mensch, um den Heiligen Geist seinen Willen zu tun. Die
Willen Gottes zu tun. Er erniedrigte sich Belohnung ist sein Segen für dein Leben,
selbst, war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. sein Beistand in allen Lagen.
Er hätte seinen Leiden aus dem Weg gehen Du darfst deine Zeit für Ihn einsetzen, in
können, hätte seine Macht gebrauchen seinem Werk arbeiten. Aber du musst es
können, um sich selber zu helfen. Aber Er litt nicht. Du kannst auch für dich leben, für
und starb – freiwillig, aus Liebe –, um mich deine Hobbys, für dein Vergnügen. Wundere
und dich zu retten. dich dann aber nicht, wenn dich manchmal
Im eigentlichen Sinn war Er der Einzige, der ein Gefühl von Leere überkommt, der
wirklich freiwillig und in Gehorsam auf dieser Gedanke, du würdest etwas verpassen.
Erde lebte – und starb. Seit dem Sündenfall Freude und Befriedigung schenkt Er nur in
Adams sind die Menschen nämlich geknech- seiner Nachfolge und in seinem Dienst.
tet unter die Sünde, die ihr Leben beherrscht Wofür verbrauchst du dein Geld? Für dich,
– es sei denn, Gott schenkt Glauben, Sün- oder hast du etwas für Ihn übrig? Gib Ihm,
denerkenntnis und Vergebung. Dies kann aber „nicht mit Verdruss oder aus Zwang,
Gott tun, und tut Er, weil der Herr Jesus denn einen fröhlichen Geber liebt Gott“
durch seinen Opfertod die Grundlage dafür (2. Kor 9,7). Wie antwortet Gott darauf? Er
geschaffen hat. vermag jede Gnade gegen uns überströmen
Darum lädt Gott dich freundlich ein, zu Ihm zu lassen (Vers 8)!
umzukehren und den Heiland im Glauben Ich möchte nicht noch mehr aufzählen. Mach
anzunehmen, auch wenn es natürlich wahr dir einmal selbst Gedanken, welche Bereiche
bleibt, dass Er jedem Menschen gebietet, deines Lebens dieser christliche Grundsatz
Buße zu tun (Apg 17,30). Aber Er überlässt noch betrifft. Vorschriften und Anordnungen
dir die Entscheidung. Er bittet um dein Herz. gibt es im Neuen Testament wenige, „damit
Und wir bitten an Christi Statt: „Lasst euch deine Wohltat nicht wie gezwungen, sondern
versöhnen mit Gott.“ Und dann schenkt Gott freiwillig sei“ (Phlm 14).
ewiges Leben.
Bist du ein Christ, dann bittet der Herr dich, Matthias Franke
Ihm nachzufolgen. Er zeigt dir wirkliche,
Folge mir nach
29
Justizmord in
Jerusalem
Alles begann mit der Gefangennahme in vorbereitet und Judas Iskariot für den bil-
Gethsemane. Zwar hatten die Obersten ligen Verrat gewinnen können. Aber die
in Israel schon vorher heimlich ihre Tat Verschwörung gegen den Herrn tritt erst
dort richtig ans Licht. Judas kommt mit einer
beträchtlichen Anzahl von Männern nach
Gethsemane. Wie einen Verbrecher nehmen
sie Jesus fest und führen Ihn zuerst zu Annas,
dem Schwiegervater des Kajaphas, des
Hohenpriesters. Ob bereits dies eine straf-
prozessrechtlich zulässige Festnahme war, ist
sehr zu bezweifeln, denn sie war nicht von
den Herrschern im Land, den Römern, in
die Wege geleitet worden.
30
Justizmord in Jerusalem
des Sohnes Gottes, der dies alles über sich begann, hatten sie keinen Zeugen, denn
ergehen ließ, weil Er uns so sehr liebte und Judas war nicht zugegen. Daher mussten
sich selbst für uns hingeben wollte (vgl. sie Zeugen suchen (Mt 26,59).
Eph 5,2). Sie stachelten also Zeugen an, aber diese
waren in ihren Aussagen nicht überein-
1. Das informelle erste Verhör vor stimmend – das hätten sie auch sorgfältiger
Annas (Joh 18,13.19–23) planen müssen. Deshalb wurde der Ange-
klagte selbst aufgefordert, zu den wider-
Es war ungefähr Mitternacht, als der Herr sprüchlichen Zeugenaussagen Stellung zu
sich dem ersten Verhör vor Annas unterzie- nehmen oder gar seine eigene Anklage zu
hen musste. Annas versuchte, dem Herrn formulieren (Mk 14,60)!
eine Falle zu stellen, und begann, Ihn über
seine Gefolgschaft und Lehre zu befragen Zwei Anklagepunkte
(Joh 18,19). Der Herr antwortete ihm
nur, er solle diejenigen fragen, die seine Seine Verkläger brachten insbesondere zwei
Lehre gehört hatten, woraufhin sich einer Vorwürfe vor:
erdreistete, den unverurteilten, noch dazu
gebundenen Angeklagten, zu schlagen. Hier 1. Jesus hatte gesagt, Er wolle den Tempel
erfüllte sich zum ersten Mal das Wort des abbrechen und in drei Tagen einen anderen
Propheten aus Jesaja 50,6: „Ich bot meinen aufbauen, der nicht mit Händen gemacht
Rücken den Schlagenden und meine wäre (Mk 14,58).
Wangen den Raufenden“. Obwohl Gott es 2. Man warf Ihm vor, Er habe gelästert,
schon prophezeit hatte und es also eintreten indem Er behauptet hätte, der Sohn Gottes
musste, nimmt dies nicht die Verantwortung zu sein (Mt 26,63.65).
des Menschen für sein Tun hinweg. Es war
eine hinterhältige, ungesetzliche Handlung. Als der Herr zum ersten Vorwurf befragt
Der Herr war erstens unschuldig, zweitens wurde, schwieg er nur. Gegen diese absurde
gebunden, außerdem war das Schlagen Anklage war keine Verteidigung erforderlich.
eigenmächtig und entbehrte damit jeder Aber Kajaphas wollte eine Antwort erzwin-
gesetzlichen Grundlage. gen, also ging er zum zweiten Anklagepunkt
über, indem er sagte: „Ich beschwöre dich
2. Das inoffizielle Verhör vor bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst,
Kajaphas und vor dem Synedrium ob du der Christus bist, der Sohn Gottes“.
(Mk 14,53–64; Mt 26,57–66) Es scheint fast, als sei in Kajaphas eine
schreckliche Ahnung aufgestiegen bezüglich
Trotz der späten Stunde sandte Annas den der Identität dieses still leidenden, schwei-
Herrn gebunden zu Kajaphas, wo eine der genden Mannes, der sich noch nicht einmal
schändlichsten illegalen Gerichtsverhand- verteidigte.
lungen der Menschengeschichte stattfinden
sollte. Endlich hatte man diesen Menschen Die Juden meinten, der Herr Jesus habe
gefangen, der nach Meinung der Obersten sich der Gotteslästerung schuldig gemacht,
der Juden nur das Volk verführte und damit indem Er Gott seinen Vater nannte (vgl.
ihr eigenes Ansehen gefährdete. Seine Joh 5,18). Dies bedeutete nämlich, dass Er
Aburteilung ließ keinen Aufschub zu. Also sich Gott gleich machte, was, wäre der Herr
musste es möglichst noch in der Nacht nur Mensch gewesen, einer Gotteslästerung
geschehen, damit das einfache Volk nichts gleich gekommen wäre. Auf diese stand
davon mitbekam. nach jüdischem Recht die Todesstrafe (3. Mo
Die Ältesten und Schriftgelehrten versam- 24,16). Aber Er hatte sich mehrmals als der
melten sich um Christus. Als das Verhör Christus erwiesen, so dass auch die Juden
Folge mir nach
31
Auf die Antwort des Herrn hin – der Sohn
Gottes zu sein – erklärten Ihn seine jüdi-
schen Richter für todesschuldig, obwohl
sie keinesfalls davon überzeugt waren, dass
Er wirklich nicht der Sohn Gottes war (vgl.
Joh 7,41; 12,46). Da sie aber aufgrund
der römischen Herrschaft das Urteil nicht
selbst vollstrecken konnten, mussten sie bis
zum Morgen warten. Den Rest der Nacht
überließen sie Jesus also der „Obhut“ der
Soldaten, die ihren gewalttätigen Spott mit
Ihm trieben ...
32
Justizmord in Jerusalem
Das Synedrium erkannte schließlich, dass richten. Aber die Juden wussten, dass sie
sie keine (falschen) Zeugen brauchten (V. den Gehassten auf diese Weise nicht zu
71), da Er den Anklagepunkt – dass Er Tode bringen konnten, da die Römer ihnen
behauptete, Christus, der Sohn Gottes zu dieses Recht genommen hatten. Außerdem
sein – selbst bestätigt hatte. Das genügte wollten sie keine Steinigung, sondern hatten
ihnen, den Herrn bei der eigentlichen Macht die furchtbare Hinrichtungsmethode der
im Land, der römischen Besatzung, anzu- Römer ins Auge gefasst. Also brachten sie
klagen. Sie wussten ohnehin, dass sie Ihn weitere „politische“ Tatvorwürfe vor, die
keiner wirklichen Straftat nach römischem – wie sie meinten – auch Pilatus interessieren
Recht bezichtigen konnten. mussten:
Die Obersten der Juden wussten genau, Der römische Richter prüfte die Anklage-
dass der römische Richter ihre soeben punkte und musste schließlich feststellen:
festgelegte Todesstrafe nicht ohne weiteres „Ich finde keine Schuld an diesem Men-
anerkennen würde. Zumindest nicht mit der schen“ (Lk 23,4). Das brachte seine Kläger
„religiösen“ Begründung, der Angeklagte in Wut, weil sie ihre Hoffnung auf seine
habe gesagt, er sei Gottes Sohn. Also Hinrichtung schwinden sahen. So erwei-
versuchten sie zunächst, keine bestimmte terten sie ihre Anklage aufgeregt darauf,
Anklage vorzubringen, sondern verkündeten dass Er das ganze Volk sogar bis Galiläa
hochmütig: „Wenn dieser nicht ein Übeltäter durch seine Lehren aufgewiegelt hätte (vgl.
wäre, hätten wir ihn dir nicht überliefert“ Lk 23,5). Auch Pilatus hatte sicher von den
(Joh 18,30). Sie wollten kein ordentliches vielen Wundertaten gehört, die der Herr
Gerichtsverfahren, sondern die Erlaubnis, getan hatte; er wusste aber, dass Jesus
Jesus zu töten! keineswegs das Volk aufgewiegelt hatte,
sondern dass seine Ankläger Ihn nur aus
Doch auch Pilatus war schlau und schob Neid überliefert hatten (Mk 15,10). Ihre
ihnen den Fall wieder zu. Er schlug ihnen Wut machte sie sogar so blind, dass sie
vor, den Herrn nach ihrem Gesetz zu nicht einmal merkten, wie wenig schlüssig
2
Das Reden des Herrn zu Pilatus in Johannes 18,34-38 scheint eher ein Dialog zwischen Ihm und Pilatus abseits
der eigentlichen Verhandlung gewesen zu sein.
Folge mir nach
33
und sogar lächerlich ihre Anklage war. 6. Das zweite „Verhör“ vor Pilatus
Doch das Stichwort Galiläa griff Pilatus und das Urteil (Mt 27,25–30;
sofort auf, denn das eröffnete ihm die Mög- Mk 15,6–19; Lk 23,13–25;
lichkeit, dieses unangenehme Verfahren Joh 19,8–15)
loszuwerden! Er schickte den Gefangenen
also zuständigkeitshalber (Lk 23,7) zu Herodes hatte Jesus voll Verachtung zu Pila-
Herodes. tus zurückgesandt und diesem damit wieder
das Verfahren zugeschoben. Doch da kam
5. Das Verhör vor Herodes Pilatus ein guter Einfall. Es bestand ja der
(Lk 23,6-12) Brauch, beim Passahfest einen Gefangenen
freizulassen! Da konnte er ja doch noch zu
Herodes freute sich, diesen eigenartigen seinem Ziel kommen und den Unschuldigen
Jesus endlich einmal zu sehen. Offenbar loswerden, ohne sich mit den Juden zu über-
hielt er Ihn für eine Art Zauberer und hoffte, werfen – denn das wollte er auch nicht.
Er würde einige interessante Wunderwerke
vor ihm tun. Doch da hatte sich Pilatus verrechnet. Die
Der Herr Jesus aber – in seiner göttlichen Juden wollten lieber den aufrührerischen
Würde – ignorierte diesen „Fuchs“, wie Er Verbrecher Barabbas frei bekommen, diesen
ihn bei einer früheren Gelegenheit nannte Jesus hingegen wollten sie loswerden. Der
(Lk 13,32), und antwortete ihm nichts (Lk Herr Jesus stand in seiner göttlichen Ruhe
23,9). Jetzt zeigte auch Herodes seine ganze still zwischen den politischen Fronten. Er
war sozusagen ihr Spielball.
Alle Juden vereint – Hohe-
priester (Mk 15,11), Älteste
(Mt 27,20) und die wütende
Volksmenge – forderten nun
lautstark die Freilassung des
Barabbas.
34
Justizmord in Jerusalem
Claudia Procula, lässt ihrem Mann ausrich- diesem Ausgang des Verfahrens zu bewah-
ten: „Habe du nichts zu schaffen mit jenem ren? Er sprach nicht ein Wort zu seiner
Gerechten; denn viel habe ich heute im Verteidigung. Wieder nur können wir auf
Traum gelitten um seinetwillen“ (Mt 27,19). seine Herrlichkeit hinweisen, die sich in all
Die letzte Warnung Gottes an Pilatus! Aber diesen Begebenheiten zeigt: In der Stunde
– er überhörte sie ... seiner tiefsten Erniedrigung stand Er hoheits-
voll und in heiliger Ruhe vor der gellend
Das Todesurteil trotz erwiesener schreienden Menge und ließ dadurch seine
Unschuld unvergleichliche, göttliche Erhabenheit und
Würde erstrahlen.
Pilatus hatte mehr Gefallen am Beifall der
Welt als an ehrbarer Rechtsprechung. So
trat der einzigartige Prozess, der sich zum
„Justizmord“ an dem menschgewordenen
Sohn Gottes entwickelte, in seine letzte
entscheidende Phase.
Eine Geschichte aus alter Zeit weiß von einem Professor zu berichten, der nach Dublin
reiste, um dort an einem Kongress teilzunehmen. Er kam verspätet an. In Sorge, die
Eröffnungsrede zu versäumen, sprang er in eine Droschke und rief dem Kutscher zu:
„Fahren Sie schnell, ich bin in Eile! Also los!“ Der Kutscher trieb seine Pferde an, und der
Wagen rollte in wildem Galopp durch die Straßen.
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