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Das rnsnschliche Gemeinu.

esenl
Seite I vrn I
Die Bewegung hin zum menschlichen
Gemeinwesen
Da der (apjtarsnLs b€reits - ausgehend
von den modernen prodükti!kraften - a,le
umwälzL-gentwickelthat voraussetzungen serner ergenen
oest-ohi,heuteo"Näträ.äg;",i unäi,,tog,,"ht",,u,nersoziaenRevojd-tjon
We.üe rgesellsch a ftu nq der produ,ktion n at sich ,,wisse
D;e
Oere it! in oeÄ ]rua u, a ls nsc aftlic r,_t"" f, n,."n" Revo lutio n. defjr.ed
nrd rlater'al'sren Dies€ jst enthalten i" Jär pt"or'rtvkiattJn'ä,]r'|\i]i"rour"rnron,r,rr".,l. l_
"n oi"'ir"h'Jine croba,,sierung der
okono-.e den wes bahnren uno 0," reoenäise
Äruäiüüäii"r.ä"r."p."ri.
J". w",tä
,nd i" sich b,üchig -;;n;;;;;r.
ProdJktionsprozeß verdrä1ot w-oou'cn oem produkriven
oas tüerts".#ä".il;rt
Desctleuntgt srch uno bnnqt damit aucn wi,d bzw cre, Far der profitrate
Oas angeia,nl i"!nrtäp,t.f ,nO dte gesam6
uedrangr;s AJchdetrinanz-unowahrungsktüeiruiiuti.äh'ö;r*cnenRaumisrdaraurzuruckzufuhren-undnichtdas
Zirkutation des cetdkap;tals rn
sooenannter uberspekuiaho-n * u ,i'* -ouig"rli"hun
, okonomen behaupten. sondern o,esem phänomen
il::T :"t""
D"s tas s cl geraae an sogenannten Krlsensyrptome'
abspjert ist der ubFrgang und Bruch zwischen
r'@u(tro'sweise welchesichwon'rndenPro',JuKi"trJn*"iäiu"r,no'og,u de. alten Lno oer neLen
dirchgesezt hat wir erleben helte also ät"iio"h;;i ;;:,rproduktionsve/ralrrls
L'o burgerlrcner Geselischa+ wre scho'r "in"n ÜÄtir.r,., äi n'i,ci,'w,e zwi.cr,en Artertum und reuoälrsmus
oi" ozw. Feudarismus
betuhten lrem Jntergang zustrebten und ""iouiöäii"*n'ploout t,on.*"i."n oi" ötä""äl ,nd Leibergenschaft
sich our"-ärr-a"r'i+ äi.e n-eue geserrschaf{rrcne
"ir päutt]onnrbeitsorganrsariol
sow e Gese'lschatsverhältnic en*rckerte
'e$ Daßdiesewährheitnochn'cl-tzr,mailg#;;;"dfi;::"iindrrsere,.r.eur,ge"ze.senossensehon.rregtanmehreren
so rsr uränäi* Üu,o"rLn" c;r"i;;;;ft
ö;;; ä;:r" ,. rn seinem Totenbetr
";
i3[:;f"1y;3;'.t:n:?[TJ;'ff#li,x1,n',",;y3lg";,:i*iää",n.r,,i," o,euuiäu,ö"iä:iä]iie,weterorurionzwschen
;ää:i""#;1;,ff'i"'düäi:i.ll.ü,":,.y;"jlti;f,,:#Jfl:ilil:f1\?i;;i:fj""il.
neruorseheben-o'ig;;;d;

;Jr"i .:r,?:H:l :il;y:xi5?::.n o"*,"iÄ.iloä;r ä;ß'#;;d;i;;;,,, olliiäs"i.;i'r;ä:,ä;", se,, weiches sich


uam't aber wjrd de'bÜroer'lchen crodukttonsweise
Ewigkeilswert angedrchtet. Ausbeutüngs- und
'm-er offener resitimiert uno o"' Proletar,är
;;;;;?;iJ;;; unterdrückulgsverhartnrsse
rlr)o'tut,onar"n Umgesrarlun! der bestehenden
gehindert Nursoistdiegegenwärtjgexii."i,""ÄiJ'ä."ä;J;;;"r"Metapherzugebrauchen: verhätnrsse

arie
"orkorrtdn;stiscl-en produkljonswerse hutd.gen
J'?drktiorsweise der rotenkdlt des,,ewigen Lebens,, (und auch tn der bürge.l,cnen
herrscht däs Tote uoer oas leünoig"
s'ster ,nä'äärii o," verg;ng"nnei
des ostblockes oerofte {man denke nur
-eson stallns der oen 'Len jnjsmus'.r, an de-n "tJiJää"s".*rnl ru der auch das
i*;;"r^;;;.-;;;Joj,"-nl,tii",turr"o"n
itrrt.oälnin ",no-u-rr-url"tun Lenins in der
ait!€nche ) und vernebelt auch h-eute noch r".1 heimt.lckische waffe-gegen se,ne Konr*nenten
"ir,ü
bürgerliche Gesellschaft Ewiqk€itswert q ".xopiä *gäüäh"kiiti."n", "r. ror."n*r Lrno wrisÄnschaftrer/innen. Daß die
-a-at'smus Demagogren G,a,ben hat, irtgi"nrul";groäe trrtum, der den Blick
und ldeologien-sowie Ä;;ä;"
aufdas Neue verstellt.
und Regressronen beg,e;teren aberschon dre
':'bürsert;chen Lrmoruchszeiten und s6r's;af a-;;6i;;;; ;;öL;ä.
ldenk däch n* oriuj *ä,änä _ trotz anderer Kenntn,s
-:?rvlachtlabe'desFeudalismtsanihrer"ewisenwaJ:heit;;;s"t,r'reiü;;;ß;l;;;;"-;;-ö["il"'L,
sE drehen würde und wie sie arle oetamptten undsJchdresonneum
oie mltt"i- ä-iniüiä*rs Licht in d;b;;kelr
+crlten Den "Anti-chrrsten" orolte ore
rnllusrtim;;ffi;;"$;i"ftie.carireo ir,iäiäi.än". Dosmen brinsen
:r(enntl'sse AbertrotzdemseDtesichoä=ru"u" - wurden schwach und widerrrefen ihre
ä"Ä,ir,l*rü ii"ruutu,w,..unsäiuiär'r'Jr."u,äti,rmpr,ierteüberorewert
:esK,erus de.Jurke-undinren<onigenlimiF;;;;"#ä;;:;ln,"nunu"r,,on,Jti.",il.loä"ä|j""
heJte alders sein? warum solirF undwa,umsorrtees
o" x]'""* luiHrruähi nl"',i un inär crauben festharter? .besser,,sein
rh'e dama,rgen Cegner? Warum
atso soilien ii" ,,"r,j är"n ä ä i,ärin"" or,ou.n", waru.ioiit* ars
bekämprer? Und das ","
tun sre auf ailen
il:::t:?ii:ilTrecken selbst nrcnt oavorzui'Jt'""r, r'"i"lärln Kriese oder durch das seEen aurraschjstjschen
rerror

Natürlrch rst die Frage, wte der oegenwärtig


vor unseren Augen sich abspielende zusammenbruch der bürgerlichen
und ihre pos,tive Aufheouno hirizu e.i.n9m GesellsÖhaft
momenia' - uld da solert die i,'-;1r1c1_e i-vemurftr9er"n;ätÄ"in*u."" auch eine FEge des Kräfteverhätnrsses. Da dres
Kap'ta's und derer' die daruber
ör31trr;;äi;;;ö;;iirnein - rmmer noch-auf seiten des konstante^rrxen
'e"rfg-gqn iiegt konmt ei mernÄ Erachtens nach vor ailem darauf an. dre theoretische,.l
Kaoazitäten zu verstarken ura e:ne
G-runisizr" oä. w"."..i""inäu^en cese'rsc,ran
des menschlrchen Gemeinwesens wiea"t
r* nt rränäi)r r, *ni*",i".. damit dre persperdrve
,,
soziaien protestes neajerr uncr kritisiert,
ir;;;;;;;
"iri,rii"L"-or"i.r*iie
,hr;;;ii
*är0".äää,t ä*rli,"i, urt. Fraldionen des
"ö";";;;ätzt
die i"* e".t"n*oö .;";;; arso uber zu djeser
;il'.',iHffil:i""ill::!;fi *""',#;Ti' 0".*äÄ.,^üii="n".1ä"'"rL"r,;t oi" lr""#,äil üÄ*ää,"1n I.o onenzie der heurisen

http :r,/wwlv. comz.asflr-berlin. de/^ goedde,,kom


I.htm
24.09.2003
Das menschliche Gemeinwesenll
Die entfaltete kommunistische Gesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht
,9
Seite l von I
mehr durch den wert regiert, der Mensch
sachzwänge des konstanten/fixen kapitals gepreßr und durch die ware-cetd-Bezrenung korrumpiert
l::lj llll_yj]l"idie
TunKllonallslert und
wird Stattdessen regreren die lVenschen sich sel6st. enhrytct(eln ihre vielfältigen Fähigkeiten u-nd kontolleren
Produldion bewußl nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten. Der degensatz zwischen die
Arbeit und lvluße veßchwindet. An seine
stelle tritt die soziale Praxis, die nicht mehr lediglich um die proouKioi
fÄro"itj tr"trröirpO#uij'i<änzentriert ist, sondern afte
Belange der cesellschatt beirifft Dazu gehort iB. ctie UmvrianotLrnt oeiwotrnquartieiä
iri r"O"näig" lornrrnikätive Orte
:?":i:15,1-::l:l^Tl^d-"1 Illd"^ ais
w arl ole wlssenschan den konkreten
auch die Auseinanderseüuns mit nafur- und seselschaitswissenschaftlichen Frasen.
lvlenschen in einer konkreten und bewußt begreitbaren Umwelt zum tnnaft haoen, veiriiärt
sie ihren formal-abstrakten und vom Alli'rgsleben aogetrennten -iiarar<ter und wira
zirm ce;;ö;l;il"r. Dadurch wird auch die
geishger und körperlicher Arbeiiaufgehoben und die Wssenschaft der Kaste
f]:j.111 "und
enlrssen 1Y:9h"n der wissenschafttjchen Etite
transform'ert Da die ProduKjonsmftel oem Wengesetz entrissen sind kann endlich nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen produziertwerdenl,also qualitätsvolle NanrungsÄrttet, die reichlich ruanrwe*e
naoen uno r-rauser/wofinunjen, in
denen sich die Menschen wohl fohlen. Stadt und Land fließe"n zusammen, so daß es
sowohl die städte nicht mehr geben wird,
als auch "das Land" ufhört in der bisherigen Form zu existieren. Alle assoziierten Produzenten
sind an dieser großen
Umwälzung beteiligt.

Die kommunistische Revolution b-ezieht sich also hauptsächlich auf die Reife der ProduKivkräfte.
lndem sie sich auf den
Reichtum der gesellschaftlichen Produktion und die ieichhattigt<eit oer cailn sctrummäiüä"r
r'aogiiihkejten bezieht, hebt sie
gleichzejtig-den l\,4angel auf. Damtt umfaßt sie selbstverständli;h
auch alle, die aus N"i r.O nf ä.g";i O.w. aus dem
Elend.des.Kapitalismus heraus eine revolutionäre umwäEung herbeifuhren-w6tten unc sich deshatbaKiv
9:::1._91,?tl:!".
sozralen Revolution beteiligen. Und es ist ja kerne Frage. daß durch die Rev;lution den Hungernden an
1e-r zu Essen und den
gegeben w€rden. Dre Reife der kommunist,schen Revolution zergt srjh auch dann, daß
::^-11:n'9":1, _vyohnungen sie setbst oie
ihre Angestellten von ihrer Eatfremdung ats CharaKermasken des Weftes befreit.
9e^:l1e1d" ry.as:e.ynd Darin enthalten ,st,m
nern schon dle Aufhebung des alten Klassenantagonismus. Dieser istjedoch im hohen Vergesellschaftungsgrad
des
Kapitalismus bereits angelegt, wodureh immer melr N/litglieder der Bourgeoisie vom oireneä pÄJur<tionsprozeß
expropriiert
werden und nur mehr von Rechtstite.ln auf ihren Anteil air gesellschaftlic-hen Mehrwed teoen,
o-rganische zusammensetzung und lvlicroeleKronik zunehÄend bruchig geworaen
oeiläooäl durch die hohe
i.t o.rr. äi"äiir.rüiion und Distribution des
Kapitals gerät zunehmend in Krise, wie dies am Anfang des Textes beieäs ausgeftthrt
wurde.

viele Theoretiker der Arbeiterbewegung im letzten Jahrhundert bzw. zu den Anfängen


dieses Jahrhunderts personifizierien das
vulg€risie,rten dieklassenbeziehungen und Ktassenkämpfe. Wahrend rvrarx unJ Engels
5:PitlY:,11|t): -!nd
oals.auch der Kaprtalergner
daraut venruiesen,
in die sachzwänge der kapitalistische[ Pruduldion und VeMertung involviert ist und selbst
objeKiver Träger der Kapitalakkumulätion ist, d.h. gar'nicht anders kann, als die Arbelter nur
auszubeuten - da das seiner
gesllschaftlichen Funkion entspricht, sahen vieleiArbeiterfetischisten" im
unt"rne-nmlr oäsGoiJ [är excettence; umgekehrt
im Arb€iter "das Gute" Sie betrachteten die proletarische Revolution dann
nurnoch ats trlactrtlveciiet: ,,dle böseni'fafiiiari.ien
mußten enteignet' liquidiertwerden und "die guten"Arbeiterdie Macht übernehmen.
fernerverbtiebJn sie hauptsächljch aufder
Distrbutions- und Zirkulationsebene und fordärten eine gerechte Verteilung der G()ter.

Zum Teil ist diese vulgäre Ansicht däräuf zurllckzuftihren, daß die Bedrngungen der
Aufhebung der Ware-Geld-Beziehung
1iT* 1::!1i9,!lleirwaren, zum anderen aber auch daian, daß ctie Felisci'kritik von'M"" niSrrl u"griff*n und aufsich setbst
wurde. Dementsprechende Formen der Verdinglichung und F-unKionatität, in der die
:',.:_^:."y.9-s,.li-sj]?l"ldisch,angewendet
DUrcKratlscne tntartung der "revolutionären" Politik bercits angelegt war,
kamen auch-in den Fadeimodellen zum Ausdruck und
machten viele Theoretikerzu Burokraten an der lvlacht, oie nuidiJEntrremdung vorkommunistLcnLi proouitionsw€isen
verdinglichtestruldur"zwischenmen.schlichei'Beziehungenreproduzie*en DiäAufnebungotiwaie-cero-Beziehungunddie und die
bewußte UbeMindung der Henschaft der ProduKionsmiiet unä iroaunionsverhältnisse tiber
die Menschen wurde von den
Fl'ihrernderl,ll undlll.lnternationalo(bisaufh4arxundz.T.auchEngels) aufdenst.Nimmerleinstaoverschoben.
zwischen Kapitalismus und Kommunismus schob sich eine tanjanoäuäini" pnäi"
Jä. Ü0"öäigJ;"uurscni"oenen Etappen,
die aber alle noch aui der ware-Geld-Beziehung, dem wert, de-r veidrngtrchung, aer lonnaioäit,
üäs biimats der potitik und des
staates gegentlber dem Sozialen, der Gesellschaft beruhten. Es gattnui, eine;Egatitat'in oei
iniGmdung, Verdinglichung und
Ausbeutung zu schaffen und diese auf ern rmmer höheres Niveauiu heben, bis dänn - vrrgäroär"Küln
- die ,'euantitäf, in eine
neue "Qualitär' umschlägt. Bei Lenin z.B. war es die "Demok€tie" und die lunanÄe
Oes;,5ü"t"tuüiäi.rr.,, die t\,4acht des
:taatP:.etc-l, die dann plÖtzlich überdas staatsmonopol zu einer kommunistischen Gesellschaftfohren sollte (siehe: ,'staat und
Revolution").

I ii'..\.tta.ti{i

http ://v-ww. comz. asfh-berlin. de/-.goedde/kom2.htn


24.09.2003
Das menschliche Gemeinrvesen
Die Vulgarisierung der Dialektikflndet man bei den l\,4an-Epigonen auch in der mechanistischen Trennung zwischen den
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verschiedenen Phasen der sogenannten d und durch die Waie-Geld-Beziehung korrumpiert und funktionälisiert wird.
Dementsprechend gingen siö auch mit der marx'schen Theorie um und machtei eine vulgäre Trennung zwischen lvafi
Frühschrifien, die.als "hegelianisch" und "unreif' ("Pariser Manuskripte", "die Heilige Familie", "die Deuische ldeologie", die
"Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie") angesehen wurden und seinen apäteren Werken (dem Kapitat). Ii djn
"ökonomisch-philosophischen Manuskripten" finden wir aber schon alle Ansätze des dialeKischen N/aterialsirus, der Kritik an
Entfremdung und Ausbeutung, sowie eine Revolutionstheorie, die konstitutiv fur seine Kritik der politischen öko;omie waren.
Nicht nur das: er entwirft darin bereits den wesentlichen CharaKer des menschlichen Gemeinwesens und der damit
verbundenen universellen Ausbildung der Sinne. Darin wird die gesellschaftliche Pröduktion zu einem dynamischen und
lebendigen sowie konkreten Stoffr^/echselprozeßzwischen Mensch und lvlensch sowle lvlensch und Natur

"Der Kommmism$ als positive Aufhebug des Privatsigwtws a.ls nenschlicher Selbstentfremdug md dru
als wrkliche
Aleignmg des meruchlichen Wesens duch md ftir den Mmschen; dm als vollständige bmßt ud im6halb des gmzen
Reichhtms der bisherigen EntwicHmg gewordme Rückkehr des Meschen flt sich als eines gesellschaftlichen, d.h. -
meüchlichen Möschm. Diesq Komunismus ist als yollendeter Natwalismu = Hmmisms, a1s vollendeter Hmmismus
= Natualismus, er ist die wabrhafte Auflösung ds WiderBtreites mischm dem Meßchen mit der Natu ud mit dw
Menschm, die walre Auflö$ug des Sbeits trirchil Exigteruud Wesm, mischen Vogegenstaindlichmg md
lelb:tle]ätigyg, ryischq Freiheit md Notwendigkeit, mischen Individuum ud cattw!."Er ist das aufgelöste Rätsel ds
Geschichte udn weiß sich als diese Lösmg." (Mm, ökonomiBch-philosophische Mmustcipte, i\4EW-Oryänrogsbmd, S.
536)

Um zu diesem hohen geseilschaftlichen und indviduellen Niveau zu gelangen, muß sich das lndividuum innerhalb der
kommunistischen Revolution auf allseitige Weise sein nattrrlich-gesellschartliches Wesen aneignen, d.h. er muß sjch seine
Sinnesorgane auf Basis der heutigen Produktivität und Vielfältigkeit der gesellschäftlich hervorlebrachten produKe neu
angergnen:

"Der Merooh eignet sich sein allseitiges Wwen uf eine allseitige Alt il, also als ein totaltr Mensch. Jedes seilq
menscltlichen Verhijltnisse ru Wel| Sehen, Höreq Riecheq Schmecken, Fühlen, Dflkeq Anschauen. Empfnden, Wollen
Tätigseh, Liebm, krz alle Orgoe seino Individualitit! wio die orgme, welche umittelbu in ihrer Fom ats
gemeinschaftJiche orgroe sind, sind in ihrem gegmständlichen Verhalten odq in ihrem Verhalten m Cegenstad der
Aaeignmg desselber., (S. 539 i)
Der ausgebeutete und entfremdete Mensch in der bürgerlichen Gesellschaft ist dagegen sich selbst und all seiner Organe
-
enttremdet.ErsiehtnurdieDinge,ohnesichanihnenwirklicherfreuenzukonnen.

'Der utq dm rohen pmktischen Bedilmis befmgene Sim hat arrch nur einen bomiqlen Sim. Für den augehmgelten
Menschm existiQrt nicht die meruchliche Fom der Speise, sondemna ihr abstraktes Dßein als Speise; ebÄsogut kcimte sie
in rohster Fom vorliegm, ud c ist nicht zu sagor woduch sich diese Nahßngstätigkeit von der iqischen Nahmgstätigkeit
utencheide- Der solgenvolle, bedürftige Meroch trat keinen sim fia das schönste Sihauspiel; der Minoalienl,rämei siehi nw
dm merkmtilistischen Wqt, aber nicht die Schrinheit ud eigolilmliche Natur des Minerals; u hat keinen mboralogischen
Sinn;.also di-e Vergegemt?indlichmg des menschlichen Wesens, sowoil h theoretischer a1s pnLtischer Hinsicht, geiorte dazu,
sowoN m die Sime des Menscho merochlich zu machen als um fir den gmzen Reichtwides menschiichen ud natürlichen
Wesens qtspreahenden menschlichen Sim ä Bchaffen." (S 541 l)

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Das menschliche Gemeinwesen
Seite I von
ffil[:flTTj:l:|.^l':EnH::l*::$l?|]:lh-"
ly:Ls"l, die mit der Entsieh;;s;;üü;ffi;ünlo"['i""ilü'i,iääi
proquKrven Arbert
^*:gil"chanswiss€nschaft
sie änarysiert arso die zweire Narur des
schon in der Urgeseilschaft, dem archaischen Kommun jsmri
i;.är*. u,iOäiji".Ä;,jt.;ää;ljr: "., aer prouukivkanJää" JrätäÄänäärnroeitsteiruns uno
b"g"nn
sprache, das verhro^,; der srezirischil ilüiä;;; irä.'";J ;äiääi,üi,.i;lüii,äi.Tfr'ä:",1l?l#iTli5#:Liß*"
verharnii n^,
MehQrodukt die Grundlage ";",rllfljilklF:Il"jl:n-s
dös historiscrren H,rateiiaiiämri--r.iJi'öii*.",
dieser Grundlaoe aus
Grundlage arr< - in dam nichidie
ih dem hi^hr persönlicl r:,
o^,-a-,i^1,-^,! die
^i^
rlichkeiten schafft, äli,;lifii:S5i:ff:",["l."Trichkeit
li:?l::lp;:::{:l-di;"i:"!Fh[,iüF;ä,ii1,ffi11,:ää;,J'F:[?f,"-^",""1#l'J"1liPrl
aufeinanderFolgenden su fzessiven p.drLti";ü;];;;;;i;;"; Iäßt siöh die Geschichte und die

Der Übergang zum Kommunismus ist dre bedeutendste


Revoluüon der Geschichte, da er den sprung aus der vorgeschichte
die Geschichte. aus dem Reich aer Notweniijteit';;;
Menschheir, die dann bewußt ih, L"oen
ä;;;;;'F;;;eü beinharter. Es isi das zu sich serbst kommen der
in

s.;ä"ttei.'öi;
gegen sie wehden' sondern der Mensctr-tonirorriert öi;ö ;il; sicn oann nicttäet i n,.,t* j:"ä'Äu.r,"n
der produzenten
o-i" oiis;iÄrä'"i.h und die anderen Menschen und Lebenwesen
verdinglichen Die soziaie ProduKion wird o"rn o.rrÄt zu
geziel'ungsgeflecht aller aseozjiertsn produzenten
\aährgenommenundoeotanr rs,libtkelnaeiiste.ilÄirJü..iäi,älü",tundAngst.mehrdaniemandrnehrimEtendversjnken
"Äi-)/iäm]sches
muß Mit den Kenntnüsän oer ariarwirtschaft i;ri;;;;;"ä;ääuren pro-auktvitat urar.ni" r,"inä"irzi9er
diesem Erdball mehr zu hunoem 'Mlt o"t wi.ä. Mensch auf
Meoizin kÖnnte iedem lvlensöhen
oä'ä;;i,i#"ä;". oer Architektul verüunä"n ,,t ä", c.y"i,orogie und
r"n..rrä-n*üäiöäähäliJlö geschaffen werden. Mitden Kenntnrssen
",n" - verbunden ;rit de;'ithisieiren
Naturwissenschaftler in der Eneroiefrage der
eine weitgefächerte Engersieproäukti"i o"""rrüiriö"r,'aiä
der&ouML,kologiebewegung ließe sich schon heute
umwelEerstÖrung Elnhätt oebietet (vorallem
.[ni är,. o"r verschwendung von Ressourcen und zunehmenden
wenn inarvsiert wro ttir werche prod;kti;;ü.*"iöriä proorkte
wrd)' sondern in zusammenarb€it mlt der Gen- uno eb: unJuÄ;"üsch,_tztechnolojreJ" sie aufgebracht
zerstÖrungunseresPlanetendirektentgegenwirk i""ä"i. oä, t"tastrophischen
D;Bünö;-u;;;ieserFahigkeitenzumwohtdergesamten[ilenschheit
können aber qrst systematisch ,no pr"äufti" in
ä1."; k";;;;il;;"n Geseilschaft (weiter)entwickert werden.
Erst dänn kann sich auch die schöpferische
Kraft aller Menschen entfalten, die ohne Angst vör verelendung
derArbeits- und Lebensoroanisation experimentieren mit neuen Formen
t<onnen. Änssi'irrnoeh-oie..nopr"i["irä"'xiin! und hätsie gefangen.
wie wir von wilhelm Reich-wissen. tonriÄ,ig.t
produKive Lebensenergie in Destruktivität
,;;rääi!ä üillrlriä'r. nicht mehr Ejenießen i,
r,8.r"n sondern biegt die
u;, Ji"li"rr or.n *iääaium in pe.t röuoisÄrs, rvasochismus, Neurosen
etc ) äußert Doch Ansst, l\4ißtrauen. soziate De;trukii;itäi -
Faschrsmus - entstehen aus dem normalen
äri-J"äo"nn-"ii; F"rr;
"rotionar"i i;ir;;f,o"n"r]ilt - bis hin zum
seiner eigeneh bornierten Bedtl rfnis-se macht "*""n""n
kapitalistischJn Fioout<tionsprozea, da jeder Mensch den andsren
zum vohikel
äen anderen veÄucni zu uuervorteiten, gegen ihn konkurrjert,
um in der bestehenden ces€ilschaft ub"I"b";;; ihn ausn utzt etc.
k3;;;;, üiäräni!L"F;-, M;;;i,,:;
il;;.'ji'ääi nruug..p,"cho heißr ein
"sesundesMißtrauen".Damitoehört^dieP;th;iosi";ü;i;l,niäüüabrärnu,g",^ri.i,;.N"ik"ii"u"i1,lnni"u*.
und ffennispfuchserei, Neid ,io r,lingun.ii.,;;h;räirl.,-olüiftä Kreinkrämerei
r*ii J",-r,rwiäÄänrä;;j1"i#i Beziehunsen.
"iro

http ://www. comz.asfh-berlin.del-goedde/kom5.htm


24.09-2003
Das menschliche GemeinwEsen

Die kommunistische Revolution als Fest der Befreiung


\>
Seite 1 von I

"Büryediche Revolutionen. wie die des 18. Jahrhmderß, stiEnm


r$cher von Erfolg zu Erfolg, ihre drmatischen EffEkte
überbietensich MenschenudDingescheireninFer"t"ir""""*"r.ßLa"o*ru".i.,
kw'lebig' bald haben sie ihrm Hclh"epunlr*l;i*ä-"l.ö*"r<r*n1** .lo-c"l*i1äJiugo;uu",,i".lna
ihrer DErs- ud sh-wpsiode nüchim sich ;.€r;"1"*. J"ää"iläi"n,
"rrä, äää"i', ,ä'Jä; "r,e sie die Resulrare
ffii;,*""i,"'ä"""i",i"ä
kit$qen sich beständig seJbst, mterbrechen ,i"rr-r"tt*l[ÄJääem *" 19. Ja]ühudo.,s
ffüdq m s wieder von neum mzufmg"t, uoh,ih"* eignfl Lauf, kommen auf dag scheinbd vollbmchte
iluer qsten veßuche. scheineo iluen Gegner 8r;or;!ruai"l a" Hatr,eitm, schwächen md Erbärmlichlceiten
nu niede^"wof"a ämir er neue Kr.äne ds der Erde sage md vch
ricenhafter ihna gegenüber wieder udchtq ;;t;;;;;t"t
ihlq eignfi zweckq bis die sihratiln geschurr* ;;;;"*;;;k ;;;;;"b"*;;ä",j.geheuslic,keit
J" *J" urJurn wöglich macht, wd die Verhältnisse selbst rufen:
t"d "t, i
Hierist die Roö, hi".,""".i;0<"'riliu""-öer
ll:}?ti,t" achtzihnte eruÄaie oes l;uis Bonaparte, MEW

Dies neißt wir mtJssen unterscheiden zwischen


einem kuE lebigen borgerlrchen Festival, wie es z.B. auch
Revolution in der DDR 1989 war - ,nd d;m dje sogenannte
;;iei;;i;än-ä"irrüri!i"r rest. das in sich die Tendenz trägt, are Hatbheiten zu
b€seitisen und die varhätnisse w,:f!gl,1Tzüii;z-;."1öi"
ääüä",iijü" ist stets bemüht das proretarische Fest in ein
bürgerliches Festival münden zu lassen' ihm den
charaKer einEi r<urtunevorte zu geben. peinlichst genau achtet
daß bestehenden Produktions- und*E gönirr."ärhäü.i."ä sie däraul
einem Bruch mf dem Privateioentum z B in
ni"r,iuiä"t..t*t werden. Kommt es jnnerha,b einer Revolte doch zu
Form von Pltinderunge"n.etc., so wartet die Bourgeoisie währenddessen
darauf' daß die Revoltierende-n sicn"rrgenawannäus-g"t"üi'näiär]ää", enhryeder
ger't gLi;-miiträ'ä"prä",on.upparat gegen
Plündernden vor' Dies bestimmt sich durch ".
die Ernsc"hatzung-Jei ääq"mein"n Lage, die sjch wiederüm
ableitet Besteht frrr die Boumeoisie d" c'är"r,i
dre
aus dem Kräfteverhältnis
ääääiä['äri.iä,J i.ii"o"""hr"dr:r;;];"ä;i;;;;;äJ oer
vergrÖßertbzw dieRevolteiufweit"testä;ie;;;;üüi".ä.äü"Lpri.gt,sowirdsiesjchzurückhartenbzweinentaktischen sotidarisierunsseffekt
Rückzugantr€ten wiewirendetetzten-Janr*unJur"Ti
äi"ärär',Ii.Frankreichbemerken,woimmerwiederseitensder
das cespenst aes wäi;oiän JiJ\iänä'semart wiro, in
[Tfiili:ff*Hlrchkert dem die Bedinsunsen rür eine Revorution

/ t!n!iiii:

http ://www. comz. asfh-berlin. de/-goedde/kom6.htrn


24.09.2003
Das menschliche GemEinwesen
@
Seite l von I

Heute stehen wir jedoch vor einer historisch ganz anderen Situation äls 1968. Die sogenannte'68er Bewegung enthieltäar
proletarisch-revolutionäre Ansätze insofern sich dle Bewegung auf Lehrlinge und Arbäiter ausdehnte,
war aber in der
allgemeinen Te]ldenz eine bürgerliche Reformbewegung.bie-entwicketteriProduktivkräfie mitder Tendenzzur Mikroeleldronik
verlangte.eine Beseiti$lng.der stanen und durch das fordistische Fließbandsystem entwickelten Gesellschaft, die
mjt der
:f,l",l,fl:l?j.hi" qer Nachkriegsäkkumulation verkntlpft war. Ein unflexibles Berufssystem mitstärrer Fachaibeiterbelegschaft,
ore dle Kerntruppe (Blue CollatrWorker).des Fordismus bildote war gekoppett mit einei ebensö starren Berufsausbildung-und
Le.bensweg. Einel<arikatur dieser Zeit, in oer zweinruäiter lein junger und ein ätterer) gemeinsam an-einer
YPjg:::-i:T?l"t
Mascnlne stehen zeigt dies in dem Dialog zwischen den beiden sehr gut auf: der älteie zum jungen: "We-nn Du mal
älter bist und
genauso schuftest, wie ich, bist Du bald viel weiter." Der junge fragt'foo denn?" Antwort deÄ at-eren:],Äuf
der anderen seite
der Maschine!"
Nun wurde '68 nicht nur das alte lvlaschinensystem und die hjerarchische Arbeitsteilung durch die in
Entwicklung begriffene
näue l\4aschinerie basierend auf Microelelcronik angegriffen, sondern damit auch die giäseilschaftlich; Hierarchi6 in Frage
gestellt DaslösteinenDsmokratisierungsschubaui,dersichzuvorderstindergeseli;chaftlichenlnt€lligenzunterden
studenten verankert. "Die Auslösung de;studentenunruhen in Berketey (UsA) diellte die orgnisation aes r-ebens jn
dem am
\/eitesten.entwickelten kapitalisten Land in Frage, angefangen nei seinärä untänichtswesen]uno
läo oas signat tor eine
Revolte, die sich anschließend aufdie meistenluropaischen Länder ausgedeht hat. Jedoch blieb-oiesJ Revotte,
auch wenn
einige derzentralen Themen von einerfortgeschritten€n Position zeugtenl eine partielle, da sje auidai,,siudentische
Milieu,'
beschränkt blieb, das selbstobjektrasch wechselndorVeränderung üt, u; den Anfordärungen o;smooernen Kapitalismus
gerecht zu.werder' (Ren6 Vienet, Paris, Mai '68, Wittende und Situationisten in der Bewegüng dsr
BeseEungen, paris-
Hamburg 1968/1977, S 13 f.)

Daß die sogehannte '68er Bewegung, die in Berkeley ihren Ausgangspunkt hätte im Woodstock-Festival endete
und heute einer
rhrer Protagonisten, Bill Clinton an der Macht ist, sprichlftjr sich. Das proletarisöhe Moment, besonders
stark in F|ankreich und
Italien konnte sich nicht durchsetzen. Das Proleiariatwar noch zu sehr gefesselt an die reroimistiscneÄ organisationen,
än äie
Gewerkschaften, an den staat. Die Krise der kaptitalistischen Gesellschäft war noch nicht evident sondern-kennzeichnet
d6h
Anfang.einer Regulierungskrise verbund6n mit einer Modernisierung der ProduKionsmittel Es ist nichiallein
dia ökonomische
Knse, dle die Gesellschaftfundamental destabilisiert, sondern es können auch andere Ereignisse sein, wie Krieg, die
zunehmende Ökologigche Zerstörung etc., die den Anlaß zu einem Aufstand geben konneni Ein wichtiler Faktoaftlr die
revolutionäre Krise ist noch, daß die herr$chende Klasse selbst geschwächt Ät, wenn ein Zustand herängereift ist, jn der,,die
da
oben" nicht mÖhr können und die da unten nioht mehr woilen

/ ii!!li.ili:

http ://www.comz. aslh-berlin. de/^goedde/kom7.hkn 24.A9.2003

J
\:-/
z
Das menschliche Gemeinwesen Seite l von 1

"Diejenigfl, die die Revolution als Fest thematisieren. wö ja nu eine Konsequmz do sozialen Beziehugm ist, treffen dmit
ihr6 Hilptaspekt. In jedem Fall habm die Ideologen des Fest6 imerhin dm Vorteil, df die Originalität der
kolmmistischen Rryolution gegenübs ihrem bütgerlichen Gegerutück hinzuweisea. Das Unmgmehme dm ist nw" daß
rie rya mf ein reales Phänomen fixiert sind, welches fit sich allein nichts qklärt: im Gegetrteil, ö erkltul sich duch den
allgomeinen Meohmismu der Revoiution. Aber sie haben ruf jeden Fall die Srche baser erfaßt als diejdnig@ "Müisten",
die il der Reyolution nu eia Problm dsr Macht sehen."
(J. Bffiot, le mouvement rcmuniste, S. 124)

Ohne Zwoifel zählt die Situatinistische lnternationale zu den bekanntesten "ldeologen des Festes", die z.T. mit sehrviel Poesie
ihre Thesen vertraten:

"Stellen wjr fest, wo wir us befuden. Eidge Millionen Menschm letrtm in einem desigen Gebäude ohne Fenster und Türen.
Unzäi1lge Öllmpen känpften mit ihem mageren Licht gegm die dauemde Finstemis. Sie mußtm, wie es seit eh wd je
üblich wa, von den Amm uterhalten wqden, wd daher spiegelte ihr 36hein getreulich das Aulud Ab mischen
anfilmkemden Revolten ud windstillq Ruhe wider. Eines Tages bmch ein allgemeina Außtmd los, der heftigste, den dies*
Volk jemals olebt hatte. Die Anführcr verlmgten eiile gereahte Verteilug der Belilclrtmgskosten; eine große Zahl vm
Revolutiolären vulmgte den Gntistrif, da es sich rm eine gemeinnützig€ Eindchtmg hmdele; einige Exhemistfl gingfl
sogd so weit, die Zqstörug des Wohnortes n verlmgm, do nach ilüer Bohauptmg gesedheitsscMdlich ud für ein
gmeinsmes Leben ungeeignet wa. Wie gewöhdich sahen sich die Vemüntigstm der Brutalität der Kämpfe hilllor
gegenübo. Im \rqlauf bqonden hefliger Kmpfhmdlmgen mit detr KräJlm dor Ordnmg sprengta eine vorbeiziahende
Kanonenkugel eine Öffnxrg in die äußse Umfasswgsmauer, duoh die Tageslicht eindmg. Nach ein€m ersten Aüg@blick
der Fassugslosigkeit wde das hereblhrtmde Licht als Sieg gefeiert. Dort lag die Lösulg: Jetzt genilgte es, weitere
Öffnugen henuszusprengen, Die Lmpfl wandert@ auf dea MtiLll oder in die Museen, die Macht fiel dmen a, die die
Fenster aufbrachen. Mm yergaß die Anlrärgs einq ndikalm Zestömg ud selbst ihre mauffalige Liquidierung schien lmt
mbemerll zu bleiben. (Mm stritt sich üba Änahl ud Lage der Fenster )
Ein ods ffiei Jalrhuderte später mtsm ]lm sich wieder ihrer Nmeq als dö Volk, diser ewig mnfriedme, drm
gewöh4 weite vergldte Fflstqfluchten vor sich zu sehm, begm, sich extravagele Fr€en zu stellen. 'Seine Tage in einem
klimatisierten Gewäohshaw dalinschleicho zu sehetr - heißt das Lebm'? " (R. Vaneigem, Handbuch der Lebensku nst, S.
52f .)

"Die Spontaneität ist die Seinsweise der Kreativität, kein isolierterZustand, sondern die unmittelbare Erfahrung der SubjeKivität.
Die Spöntaneität konkretisiert die schöpferische Leidenschaft, s,e beginnt mit ihrer praktischen Verwirklichung, sie macht folglich
die Poesie möglich, den Willen, die Welt der radikalen Subjeldivität gemäß zu ändern. Das Qualitative bezeugt die
Gegenwärtigkeit der schöplerischen Spontanität, ist unmittelbare Kommunikation des Wesentlichen, ist die Poesie dargebotener
Chance. Das Qualitative ist eine Verdichtung der Möglichkeiten, ein Multiplikator der Kenntnisse und der Wirksamkeit, die
Anwendungsweise der lntelligenz, sein aigenes Kriterium. Der qualitative Schock ruft eine Kettenreaktion hervor, die sich in
allen revolutiönären lvlomenten beobachten läßt. " (R. Vaneigem, Handbuch, S. 188)

I 4.1:n!11:..1.i

http ://www. comz. asfh-berlin.de/:goedde/kom8.hton 24.09.2003


Das mmschliche Gemeinwesen Seite 1 von I
"Welches sind die Perspektiven einerOrganisation des Lebens in einerGesellschaft, die'die ProduKion äuf derGrundlage
freier und gleicherAssoziation der Produzenten'authentisch "neu gruppieri'? Die automatisierung der ProduKion und die
Vergesellschaftung der lebenswichtigen Gtiter werden die Arbeit als äussere Notwendigkeit immer mehr beschränken und dem
lndividuum endlich die volle Freiheit geben. Der so von jeder Schuld und Straffälligkeit derVergangenheit und den Anderen
geg€nrlber b€freite lvlensch wird ljber einen neuen MehMert verfLlgen, der nicht mehr mit Geld berechnet werden känn, da er
sich unmöglich auf das lvlaß der Lohnarbeit reduzieren läßt - den Wert des Spiels, des irei konstruierten Leb€ns. Die Austibung
dieser spielerischen Schöpfung ist die Garantie der Freiheit elnes jeden und aller im Rahmon der einzigen durch die Nieht-
Ausbeutung des Menschen durch den lvlenschen garantierte Gleichheit. Die Befreiung des Spiels ist seine schöpferische
Autonomie, die über die alte Trennung zwischen aufgezwungenor Arbeit und passiver Freizeit hinausgeht." {Siiuationistische
lnternationale 1958-1969, Bd. 1, S. 152)

"Die proletarisch Revolution hängt ganz und gar von dieser Nottrendigkeit ab, daß die lvlassen zum ersten Mal die Theorie als
Verständnis d€r menschlichen Praxis an€rkennen und erleben mtissen. Sie fordert, daß die Arbeiter zu DialeKikern werden, und
daß sie der Praxis ihr Denken aufprägen; sie verlangt dahervön den Männern ohne Eigenschaften sehrviel mehr als die
bürgerliche Revolution von den qualifizieftesten lvlännern verlangte, die sie zu ihr6r Durchfdhrung beauftragte: denn däs von
einem Teil der br:trgerlichen Klassen erzeugt€, parzellierte und ideologische Bewußbein hatte jenen zentralen Teil des
gesellschaftlichen Lebens, dieWirtschaftzurGrundlage, in derdiese Klasse bereitsan derMachtwär." (G. Debord, Die
Gesellschaft des SpeKakels, S. 69)

Die Situätioni$ten, die das Projekt der "generalisierten Selbsven^/altung" entwarfen, das "revölutionäre Fest' propagierten,
umfassende Freiheit priesen und gleichzeitig die soziale Hierarchie und die entfremdeten Röllen kritisieren, haben als
Minderheit das Geheimnis dieser Epoche bereits ausgesprochen und sind dem Könzept einer kommqnistischen Gesellschaft
sehr nahe gekommen. Sie haben damit nurausgedrücK, wie reifdie heutigen Bedingungen sind.

Auf die '68er Revolte - mit der sie so verbunden waren, daß sie mit ihrBr Niederlage selbst verschwanden, werde ich noch
zurückkommen. Zuvorgehtes unsdarum, den Chäralderdes proletarischen Festes in den bedeutendsten Arbeiterrevolutiönenl
aufständen: der Pariser Commune 1871 u nd Oktoberrevolution sowie der spanischen Revolution ("der kurze Sommer....") 1936
empirisch aufzusptlren.

FORTSETZUNG FOLGT

l41il|cjl I ttu ! | !re".W$'j

http ://www. comz.asl'h-berlin. del-goedde/kom9.htm 24.09.2003


Der deutsche Widerstand gegen Hitler: elne Bilanz

D er deutsche \fidersand,
gegen Flitler: eine B tlanz
Von Hans Mommsen'r-

:i'I s
:,

]:

'V/iderstand in Berlin AIIe Abbildungen: Gedenkstätte Deutscher Widerstand., Berlin


Der Ehrenhof der Ged,enlestätte Deutscher

'tDieser Beitrag geht auf einen Vortrag zurück, der am22.10. 2OO9 auf einem Symposium der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit gehalten wurde.

244 Elnsichten und Perspektrven 4 | 09


Der deutsche Widerstand gegen Hitler: elne Bilanz

Der folgende Text versucht, das politische Profil des Viderstandes gegen das
NS-Regime zu zeichnen, ohne die unterschiedlichen Spielarten und richtungs-
politischen Differenzen zu verwischen. Es gab eine Fülle von Varianten
widerständigen Verhaltens, und nicht immer ist eine präzise Abgrenzung zwischen
Resistenz und systemüberwindendem Viderstand möglich.

XJnter Widerstand sind in Llnserem Zusarnmenhang alle schen demokratischen Sozialisten und revolutionären
Bestrebungen zu fassen, die über sektorale Opposition Organisationen abzeichnete"
hinaurs die Beseitigung der NS-Dikt*tur anstrebten.
Bei ihrer Behanrtrtrung steht jedoch weniger die Frage Sie gab sich neben der KPD im Umkreis der Verabschie-
irn Vordergruncl, welche Chancen f,üLr einen LJmsturz dung des Ermächtigungsgesetzes der Illusion hin, dass zwar
unter den ieweils wechselnden Konstellationen vorhan- nicht die Organisation im Lande, aber doch - in Analogie
den waren, als die Fragen nach den denklraren politisch- zu Bismarcks Sozialistengesetz - die Reichstagsfraktion be-
gesellschaftlichen Alternativen zur NS-Herrschaft,l stehen bleiben würde. Die KPD-Führung entschloss sich
frühzeitig dazu, einen illegalen Apparat aufzubauen und
Ein grundlegender lJnterschied zwischen den unterschied- nicht erst das formelle Verbot der Partei abzuwarten.
lichen Spielarten der europäischen R6sistance und dem Allerdings erfolgte dieser Schritt halbherzig. Noch
deutschen Widerstand besteht darin, dass der letztere sich nach dem 30. Januar 1933 rref die KPD zu öffentlichen De-
not gedrun gen i m G e gen a.12 zu Qgr monstrationen auf und behielt die herkömmliche Einzie-
s-
..yytqflp2 E_ins tellu 1,g
Mesce d.ä!,8,-e-,r.,ql["1]r,.i ü.f""J.-Z"g1.;.h *r, aus vie- hung der Parteibeiträge bei. Das erleichterte es der Politi-
9.j
lerlei Giüi'den der Rückweg zur Restauration der Veimarer schen Polizei und späteren Gestapo, die illegalen KPD-Or-
Reichsverfassung blockiert, die allgemein als gescheitert ganisationen immer dann auffliegen zu lassen, wenn sie
galt. Kontakte zur früheren SPD oder zum bürgerlichen Lager
zu knüpfen versuchten. Die Komintern rechnete damit, dass
Da es F{itier jedenfalis in den Anfangsjahren seiner sich das NS-Regime nicht werde lange halten können und
Regierung gelang, sich einen vergleictrsweise breiten dass in der sich anschließenden revolutionären Konstella-
Rückhalt in cier Bevölkerung zu verschaffen, konnte tion die unteren Mittelschichten in das Lager des Proleta-
'f der $'idelstand
nicht mit spontanen Sympathien rech- riats überwechseln würden - eine verhängnisvolle Fehlein-
jl/J tr.n .tnd nahm das Odium. eqf sich,.$!q qgtionalen
"-i.***- schätzung. Daher hielt die illegale KPD bis 1939 an demZiel

I
I"!:I":1.11-u yerrl,te.g. Er war daher ein Widerstanc{ fest, einen flächendeckenden Untergrundapparat aufzubau-
i ohne Volk.r
*--.: ' ::: ---=:::::;:.-:ry=- en, der das Rückgrat für eine kurzfristige Umwandlung in
|
eine Massenpartei abgeben sollte. Das erwies sich als illuso-
Zugleich ergab sich aus der gespaltenen Parteienlandschaft risch und führte dazu, dass die Partei schon in der Frühzeit
der späten Repubiik eine richtungspolitische Polarisierung des NS-Regimes einen hohen Blutzoll entrichten musste.
der oppositionellen Gruppierungen, die erst spät zurückge- Zwar gelang es der Zentrale, die schließlich nach Brüssel
drängt werden konnte.3 und Paris verlegt wurde, die eigene Mitgliedschaft einzu-
binden, aber die Absicht, ihre Massenbasis zu erweitern und
Einerseits handelte es sich urn Viderstandsgruppen, die enttäuschte Sozialdemokraten für sich zu gewinnen, schei-
sich im Anschluss an die Verbände der späten R.epublik terte auf der ganzen Linie.a Ebenso wenig vermochte sie die
formierten, Sie umfassten im Wesentiichen die politische Sozialdemagogie der DAF - \flalter Ulbricht prägte für sie
Linke, wobei sich von vornherein eine Spaltung zwi- d e n B e grif f.d--es"f 5äe1fi ä[ä Sö2 iälisrnu s
ri
. -..-
wi rk s am zu
unterlaufen.'

I S. Hans Mommsen, Gesellschaftsbild und Verfassungspläne des deutschen \Widerstands, in: ders.: Alternative zu Hitler. Studien zur
Geschichte des deutschen tü/iderstands, München 2000, S. 53-158.
S. den Überblick bei Jürgen Schmädecke/Peter Steinbach (Hg.), Der Widerstand gegen den Nationalsoziaiismus. Die deutsche Gesellschaft
und dcr \ü/iderstand gegen Hitleq 2München 1985.
3 Vgl. die Übersicht bei Klaus-Jürgen Müller, Der deutsche \X/iderstand 1933-1.945,Paderborn 1986, S. 13-21.
4 Grundlegend ist noch immer die Darstellung von Detlef Peukert, Die KPD im Viderstand, Wuppertal 1980.
5 Valter Ulbricht, Die Legende vom ,,dcutschen Sozialismus", Berlin 1,945,5.61.

Einsichten und Perspektiven 4 | 09 245


Der deutsche Widerstand gegen Hrtler: eine Bilanz

Die Exil-SPD, die sich unter der Führung des nach Prag
emigrierten Farteivorstands als SOPADE neu {ormier-
te, versuchte über die Bildung von Grenzsekretariaten
in Süddeutschland und Sachsen, Verbindun g zu den
früheren Parteikadern im Reichsgebiet aufzunehmen,
doch erwies sich dies weg€n der Durchsetzung der Pra-
ger Zentrale mit Spitzeln der Gestapo als verhängnis-
voll"

Hingegen bildete sich eine großeZahl von sozialistischen


\fliderstandsgruppen, die teils aus den links von der SPD
stehenden SDAP und dem ISK, teils wie die Gruppe ,,Neu-
beginnen" aus eigener \Turzel hervorgingen. Zu ihnen ge-
hörten die,,Revolutionären Sozialisten", die,,Deutsche
Volksfront" und ähnliche illegale Zusammenschlüsse, die
jeweils regionale Schwerpunkte besaßen und unabhängig
voneinander operierten.6
Die Freien Gewerkschaften hatten vor dem 2.Mai
1933 den Jngrüddg::_Yersuch unternommen, sich mit
dem NS-Regtme zu arrangieren, und fielen im \fiderstand
weitgehend aus. Eu ald rL on Kleist- S chmenzin

$[enn sich Gewerkschaftler im'$/iderstand aktivierten, ,,nationalen Erhebung" von 1933 und die politische und
geschah dies in der Regel in Verbindung mit der KPD. militärische }fiedererstarkung Deutschlands leichtfer-
Der im April 1933 gebildete Führerkreis der Vereinigten tig au{s Spiel gesetzt zu werden schienen.
Gewerkschaften blieb informell erhalten und nahm
1938 Kontakte zur bürgerlichen Opposition auf. Der sich im Herbst 1938 im Umkreis des Auswärtigen Am-
tes auf die Initiative des zurückgetretenen Generalstabs-
Die sozialdemokratischen \fliderstandsgruppen wurden im chefs Ludwig Beck formierende bürgerlich-konservative
gleichen Zeitraum nachund nach zerschlagen oder blieben \fliderstand unterschied sich von der im Anschluss an die
,l{L-gSang.'r- ode. Sporlyggbq}estehen, ohne politisch her- \fleimarer Verbände gebildeten Opposition in doppelter
--dqL-
vöIZuträä. Nur die KPD wiederholte unablässig die Neu- Hinsicht. Zum einen vermieden die seit dem Herbst 1938
bildung revolutionärer Kader, die jedoch regelmäßig von zusammenfindenden, aber sich nicht vor 1940 konsolidie-
der Gestapo zerschlagen wurden. Im Unterschied zum re- renden bürgerlichen Gruppen darauf, konspirativ zu arbei-
volutionären Lager sahen die sozialdemokratischen Refor- ten. Sie stützten sich auf das Netzwerk privater Freundes-
misten keinen Ansatzpunkt zu oppositionellem Handeln. kreise und operierten aus gesellschaftlichen Residuen und
\flährend so der'üTiderstand, der aus der Arbeiterbewegung Nischen heraus. Dabei spielten die herkömmlichen Quer-
hervorging, angesichts der verschärften Repression durch verbindungen der preußischen Aristokratie, aber auch des
die Gestapo nach 1938 zum Erliegen kam, gelang es den hohen Beamtentums eine wichtige Rolle. Der nationalkon-
oppositionellen Gruppen der katholischen Jugend, ihre Tä- servative \(iderstand, wie er wegen seiner überwiegend na-
tigkeit teilweise bis 1941 fortzusetzen. tionalen und auf konservative Restauration gerichteten Ein-
stellung bezeichnet wird, entzog sich deshalb auf lange hin-
In einer deutlichen Phasenverschiebung formierte sich aus der Aufmerksamkeit der Gestapo, die kritische Außc-
clie bürgerlich-konservative Opposition, wenn man rungen in der Oberschicht nicht ernst nahm.
vsn v ereinzelten Vorläufern wie dem Freundeskreis Der zweite grundlegende lJnterschied zur ersten
Hehnuth.[ames von Moltkes oder Oppositionellen der Phase der Opposition bestand darin, dass,an eine Rückkehr
ersten Stunde wie Ewald von Kleist-Schmenzin absieht, zu \(eimarer Verhältnissen nicht mehr in Betracht gezogen
erst zu einem Zeitpunkt, als mit Hitlers Kriegsent- wurde, zumal der rechte Flügel der Opposition den Auf-
schluss gegen die Tschechoslowakei im Sornmer 1938 die stieg des Nationalsozialismus nicht zuletzt auf die angebli-
von ihnen in der Vlehrzahl begrüßten Ergebnisse der chen Mängel der parlamentarischen Demokratie und die

6 Vgl. vor allem Peter Grassmann, Sozialdemokraten gegen Hitler 1933-1945, München 1976.

246 E nsichten und Perspel t ven 4 | 09


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\.','^..^^...l^^^^.^'.:^^l^^E--r.L-...'..--^'.'f:!-..-.-.----T.-l:--^T^w'IbeIm|ewscnnerff;;f1fu@(pqt'$
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**, Uber parlamentarische Eriahrune erfügten nur


r Le--zrr ?.-z-e
Julius in
274-,äS / ^ i'
\X - er Fühlung
ber, Arbeiierführer in Lübeck und langjähriger Reichstags- aufgenommen hatre. mir dcrFrage?,ff,M*,.'l',6'
konftonti..r- il,' Ih\
N abgeordneter, und Wilhelm Leuschner, der zum Führungs- ten, wer außer den Generälen, auf die er sich h;;,tcr "$, t)^
berjef, hi;rter
:h berief,
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N
kreis des ADGB gehörte und, zuletzt hessischer Minister- ihm stünde.
präsident gewesen war. N\
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(\\ Wenngleich die GewerLschaftsführer nur begrenz,
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Bezeichnenderweise überwogen in der Bewegung des über eine Anhängerschaft im l-ande verfügten, hatte
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$l ,O.Jil;lq*-e=$q4gl*1qr€4,4e in cler Regel hohe Goerdeler mit der Kontaktaufnahme einen wichtigen X 5
Beamte, Diplornaten oder Offiziere wären, während Schritt vollzogen, der den Viderstand über den engen N\f
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N 'ü/issenschaftler, Industrielle und Kaufleute fehlten und Kreis früherer Funktionsträger der Regir,les hinaus
)\ 1t '
) hohe Vürdenträger beicler Konfessionen sich abseits erweiterte, wenngleich die beamtenähnliche Mentalität lü G\

N hielten. der Gerr erkschcftsführer in nrancher Beziehung der


$ " tN
L.instellung der konservativ geprägten Anhänger Goer- .',n )
N\
N{ Die Verschwörer begriffen sich zumeist als Staatsdiener, delers, wie Ulrich von Hassell oder Johannes Popitz, f\ *R
\ und sie gingen ursprünglich mit Selbstversdndlichkeit da- entsprach. N N*
\, uon aus. im Namen der Nation handeln zu können. Ersr \\h
S{ sekundär bemühte sich Carl Friedrich Goerdeler um die Der Anspruch Vilhelm Leuschners, die Industriearbeiter- N1 t?
fr\ __
unterstutzung von christlichen und sozialdemokratischen schaft hinter sich zu haben, wurde von den Sozialisten im Ni
$ N-
Gewerkschaftlern, die einen Treffpunkt im Kölner Ketteler- Kreisauer Kreis, vor allem von Julius Leber und Carlo Mie-
\\ fI .\
J| Hausunterhielten.ZudenVertreterndesFührerkreisesder rendorff, mit Skepsis betrachtet. Andererseits machte die \:. N
$^ ^
vereinigten Gewerkschaften, darunter Wilhelm Leuschner Gestapo die Erfahrung, dass Leuschners Popularität in Ber- N. I
\ ^
fN
N.' ;r,fä;;;ä;;ffi;;;,;;;"";;;- il;ää;ffi;:;öää;;;ffi;ä";;.;,N'{
und Jakob Kaiser, stieß Max Habermann, der den Deutsch- liner Arbeiterkreisen ungebrochen war und man dort von l\ \
nationalen Handlungshilfenverband geführt hatte und den ihm als dem nächsten Reichskanzler sprach.e
\-
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n.tionrlen Gewerkschaftsflügel repräsentierte. Von hier
N'N

$ nichtzure'lz'l::*:lY:'::'J:1.j?-'.':l:x*-. -,- '^,- :::it::;::1:::::lll:1",i:l:1]ll'--:f:':::T"'" {" N'

8 S. Horst R. Sassin, Liberale im'üiderstand. Die Robinson-Strasser-Gruppe 1934-1,942, Hamburg 1993. NN

'-il**
Der deutsche Widerstand gegen Hitler: eine Bilanz

von Schleichers vergleichbare semi-autoritäre Verfas- idealistischen Staatstradition, die ein Widerstandsrecht
sungsumbildung erfolgen werde, ftir die er die Interes- grundsätzlich negierte - das Mittel des Tyrannenmordes
sen der Gewerkschaften ins Spiel bringen wollte, ohne in Zweifel zogen"
diese selbst zum Hebel des gewaltsamen [Jmstu rzes zLt
maehen. Gleichzeitig bildete sich eine Zweiteilung heraus, indem die
zivile Opposition den engen lJmsturz des Regimes von ei-
Analog zu den Verhandlungen vom Frühjahr 1933 stand nem Militärputsch abhängig machte. Sie verwandte große
ihm eine stärkere Einbeziehung der Gewerkschaften in den Mühe darauf, Ministerlisten für das künftige Kabinett zu-
Staat vor Augen, und aus dieser Perspektive erwuchs sein sammönzustellen, traf aber keinerlei Anstalten, eine politi-
Programm der ,,Deutschen Gewerkschaft": Diese war als sche Mobilisierung der Bevölkerung gegen das Regime vor-
Einheitsgewerkschaft konzipiert und sollte auf Zwangsmit- zubereiten. Die Verschwörung setzte somit auf eine ,,Revo-
gliedschaft aller Arbeimehmer beruhen. Sie wurde in die lution von oben" in Form eines vom Militär vollzogenen
Planung Goerdelers integriert und gab ihr einen ausgepräg- Staatsstreichs, in dessen Folge eine zivile Übergangsregie-
ten korporativistischen Charakter, demzufolge die Ge- rung eingesetzt werden sollte, wobei offen blieb, wann diese
werkschaften maßgebenden Einfluss auf die gesamte Sozial- durch \flahlen legitimiert werden würde.
und Tarifpolitik besitzen und ein wirtschaftspolitisches
Vetorecht ausüben sollten. Demgegenüber war der Kreisauer Kreis, in dem sich im
Vergleich zur nationalkonservativen Gruppe vor allem
Der gemeinsame Nenner der im Auswärtigen Amt, jüngere Oppositionelle zusammenfanden, an den Pla-
in der Vehr{nacht und.der öffentlichen Verwaltung nungen für den Umsturzfall zunächst nicht beteiligt.
tätigen Opposi,tionellen bestand in der Kriegsverhinde- IJnter seinem spiritus rector Helmuth James von Molt-
rung, doch blieben die eher zögerlichen LJmsturzver- . ke befasste sich der nach dessen Kreisauer Gutsbesitz
suche im Zusammenhang mit der tschechoslowakischen benannte Widerstandskreis mit der konzeptionellen
Krise im Ansatz stecken, als Hitler mit dem Münchner Planung für den Tag X, den Sturz des NS-Herrschafts-
Abkommen von Kriegsplänen einstweilen Abstand zu systems.lo
nehmen schien.
Aus seiner Perspektive stand das NS-Regime am Ende eines
Die diplomatische Bemühung, Großbritannien zu einer fes- säkularen Irrwegs, der mit der Reformation eingesetzthatte
ten Haltung gegenüber Hitler bewegen und diesen in der und in dem Verlust des abendländischen Universalismus
Folge isolieren zu können, scheiterte auf der ganzen Linie, und der Preisgabe der persönlichen \flürde des Menschen
und das sollte sich nach dem Sieg über Polen wiederholen. bestand und der zur Entstehung des anonymen Anstaltstaa-
Hitlers triumphaler Sieg über Frankreich entzog den Plänen tes, dem humanen Raubbau des Industriekapitalismus, zur
der Opposition, ihn auf eine Art Altenteil abzuschieben und sozialen Notlage breiter Bevölkerungsgruppen und zur see-
dem Vesten Hermann Göring als Reichskanzler zuofferie- lenlosen materialistischen Konsumgesellschaft geführt hät-
ren, endgültig den Boden und stürzte sie in eine tiefe Krise. te. Das NS-Regime erschien aus dieser Sicht als Auswuchs
Die Hoffnungen, durch Teilreformen und den Austausch dieser gesamteuropäischen Fehlentwicklung, die mit ihm
einzelner nationalsozialistischer Satrapen wie Heinrich zugleich ihr geschichtliches Ende finden werde.
Himmler undJoseph Goebbels, denen man einen besonders Anders als Carl Goerdeler und dessen Gesinnungs-
schädlichen Einfluss auf den Diktator zuschrieb, Abhilfe zu freunden ging es den Kreisauern um eine fundamentale, aus
schaffen, hatten sich als verfehlt erwiesen, damit auch die ihrer Sicht revolutionäre Gesellschaftsreform und um die
Perspektive einer bloßen Regierungsumbildung unter Aus- Beschreitung eines ,,Dritten Weges" zwischen westlichem
schaltung Hitlers. individualistischem Kapitalismus und östlichem kollekti-
vistischem Sozialismus. Dem engeren Kern des Kreises ge-
Die sich nach dem Herbst 1940 neu formierende Oppo- hörte mit Moltke, Peter Graf von Wartenburg, Adam von
sition, die ehrgeizig e fellow trarsellers von sich abstreifte, Trott zu Solz und Fritz-Dietlof von der Schulenburg Per-
schloss nunmehr ein Attentat gegen den Diktator nicht sönlichkeiten an, die sich als Sozialisten bezeichneten. Sie
mehr grundsätzlich aus, obwohl prominente Verschwö- gingen eine enge Verbindung mit reformistischen sozialde-
rer wie Goerdeler bis zuletzt - unter dern Einfluss der mokratischen Intellektuellen wie Carlo Mierendorff. Theo-

1O Dazu Günter Brakelmann, Helmut James von Moltke 1917-1945.Eine Biographie, München 2OO7; Volker Ullrich, Der Kreisauer Kreis,
Hamburg 2008.

248 Einsichten und Perspektiven 4 ] 09


Der deutsche Widerstand qegen H t er: elne Bianz

Carl Goerd.eler

Helmuth Johannes Graf von Mohke

dor Haubach und Adolf Reichwein, zugleich mit den Jesu- Indessen stellten sich die meisten Mitglieder des Kreisauer
itenpatres Alfred Delp und Augustin Rösch ein, die dem Kreises nach Moltkcs Verhaftung Ende 1943 vorbehaltlos in
katholischen Solidarismus anhingen und die Programmatik den Dienst des Staatsstreiches, den Claus Schenk von Stauf-
des Krcises maßgeblich mit geprägt haben. Die von ihnen fcnberg mittels des lJnternehmens,,Valküre" zielbewusst
geforderte politische und Gesellschaftsreform fassten sie vorantrieb. Dafür war die Überlegung maßgebend, dass der
unter dem Begriff eines ,,personalen Sozialismus" zusammen. Fortbestand der NS-Herrschaft zur Zerstörung der morali-
Moltke gab sich der Erwartung hin, dass der Tag X schen Grundlagen der Gesellschaft, zu einer ,,germanischen
nicht nur einen Regimewechsel, sondern einen säkularen Bolschewisierung" führen werde, die das Potenzial einer
Neuanfang bringen werde, der nicht nur Deutschland, son- moralischen Erneuerung vollends zerstören werde.l2
dern das gesamte christliche Abendland umfassen werde. Die ,,Grundsätze für die Neuordnung", die der
Gegenüber den Vorsitzenden des Volksgerichtshofes, Ro- Kreisauer Kreis auf der Grundlage von Expertengutachten
land Freisler, bestand er darauf, dass er und seine Mitange- erarbeitete, unterschieden sich nicht grundlegend von den
klagten ,,nur gedacht" und nicht mit den konkreten lJm- Reformvorschlägen, die Goerdeler unterbreitete.l3 Zudem
sturzvorbereitungen in Verbindung gestanden hätten. Das spricht vieles dafür, dass sich seit 1942 eine zunehmende
war die bewusste Rückkehr zu der ursprünglich von Kreis- Konvergenz zwischen den beiderseitigen Neuordnungsplä-
au eingenommenen Position, die darin bestand abzuwarten, nen einstellte.
bis das Regimc von selbst ausbrannte.
Äuf die trnitiative von Goercleler, der bestänclig weitere
{n q:liesem Sinne
hatte h4oltke noch im Januar 1943 von Gesiernungsgenosseri um sicl-l sarnmelte, k*m es sehon
einer ,,vorzeitigen Urnstnrzaktion", wie Goerdeler sie um clie.[ahreswende von i9,i0/,*1 zu systematischerr
vorbereitete, dringend abgeraten, weil die Zeit {air eine Erwägungen ilt:er die krinftige Staatsform und die Bil-
allgemeine lJmkehr noch nieht reif sei. Damals fiel das dung einer Übereangsregierung, die den Staatsstreich,
bittere Wort ilber Goerclelcr als denr ,,.Kerenskij" der r{er in den t{änden der l\{ilitärs lag, innenpolitisch abnsi-
{}pposition, c{er einen Staatsstreieh plane, während einc chern sollter"r. In der Denkschrift ,,Xlas Ziel" legte
,, Revolpticln'" vonn öten sei"1
1
Goerc{eier:, cler mif l-udwig Beck, {Jlrich von }{assell,

1 Moltke an Freva vom 4. 8. 19,13, in: Hehnuth James von Moltke , Bric{c an Frel'a 1939-1945, München 1988, S. 519.
1
12 Vgl. N{omrnsen (wic Anm. 7), 5.2L7 t.
13 S. die vorbildliche Edition durch Ger van Roon: Neuordnung im'ü/iderstand. Dcr Kreisauer Kreis inncrhalb der deutschen \X/iderstancls-
bewegung, München 1,967,5.561 If .

E nsichten und Perspekt ven 4 | 09 249


Der deutsche Wrderstand gegen Hitler: eine Bianz

Lwdwig Beck

johannes Popitz und Jens Jessen in enger Verbindung


stand, eine Art Gesamtprogramm vo6 das sich für ein
dezentrales System auf der Grundlage cles Selbstverwal-
tungsgedankens aussprach, gestufte Repräsentations-
orgäne und ein Zweikamn,ersystem vorsah und berufs-
ständischen Frinzipien Rechnung trug.

Charakteristisch war, dass abgesehen von der kommunalen Ulricb oon HasselL
Ebene auf direkte \üahlen zugunsten indirekter Delegatio-
nen verzichtet und dem vorgesehenen Reichsverweser maß-
gebender Einfluss auf die Regierungsbildung eingeräumt und Verteidigungspolitik übertrug. Dass eine Realisierung
wurde. in eine nicht beabsichtigte Privilegierung und Oligarchisie-
Abgesehen von den übertriebenen Sicherungen rung kleiner Führungsgruppen umgeschlagen wäre und
gegen parteipolitische Einflüsse trug der Verfassungsvor- gerade nicht zu einer offenen Elitebildung geführt hätte,
schlag ausgeprägt autoritäreZigeund hätte in der Praxis zu liegt auf der Hand. Gleichwohl ist die Kühnheit zu bewun-
einer weitreichenden Entmachtung des Parlaments geführt. dern, mit der Moltke versuchte, dem modernen Moloch des
Darin spiegelte sich die hypertrophe Furcht, dass der parla- Staates alternative politische Formen entgegenzusetzen,
mentarische Betrieb von verantwortungslosen Agitatoren und eine Auflösung der herkömmlichen Nationalstaaten
ausgenützt und zur Plattform einer demagogischen Verfüh- und die Schaffung eines Europas der Regionen anstrebte.14
rung der Massen werden könnte. Die Übersteuerung der Mit der Betonung von Selbstverwaltung und Subsi-
Entwürfe, die auch auf problematische Modifikationen, da- diarität antworteten beide Flügel der Opposition auf die
runter ein Mehrstimmrecht für Familienväter, einschlossen Zumutungen des totalen Staates, sahen aber gleichzeitig eine
und in der Praxis zu einer überstarken Stellung der Exeku- zentrale Steuerung der Virtschafts- und Finanzpolitik vor,
tive geführt hätte, verriet mangelnde Kenntnis der politi- die sich nur in einem Zusammenschluss der kontinentaleu-
schen Auswirkungen. ropäischen Länder in einem transnationalen Staatsverband
Die Kreisauer Pläne unterschieden sich durch die mit seibständigen und direkt gewählten Institutionen ver-
konsequente lJmsetzung des Subsidiaritätsprinzips und wirklichen 1ieß.

wollten auf politische Parteien gänzlich verzichten. Goer-


deler dachte in dieser Beziehung realistischer, hoffte aber die Sowohl die Neuorclnungspläne Kreisatrs wie diejenigen
Parteien in konservativem Sinne auf die Funktion bloßer des Goerdeler-Kreises streLrten die Schaffung eines euro-
Ideenlieferanten zurückdrängen zu können. Moltkes Visi- päischen Staatsbundes an, dessen Prärogativen noch
on, die Urwahlen in die Hände spontan sich bildender ,,klei- über diejenigen der heutigen Europäischen lJnion
ner Gemeinschaften" zu legen, hat etwas Bestechendes, in- hinausgegangen wären.
dem sie den Staat in eine Kooperative einer Vielzahl mitein-
ander in der Vahrnehmung öffentlicher Aufgaben wettei- Insofern vollzog die Bewegung des 20. Juli eine klare und
fernder ,,kleiner Gemeinschaften" verwandelte und ihm nur zukunftsweisende Absage an das Prinzip des Nationalstaa-
die unerlässlichen Aufgaben im Bereich der 'Wirtschafts- tes und zeigte sich entschlossen, anfängliche Träume von

14 Vgl. Hans l{ommsen, Der Krcisauer Kreis und die künftige Neuordnung Deutschlands und Europas, in: ders' (wie Anm. 7), S. 109 ff.

250 f nsichter^ uro PerspeLtiver 4 | 09


Der deutsche Widerstand gegen Hitler: eine Bilanz

Johannes Popitz Jens Jessen

einer deutschen Suprematie in einem europäischen Staaten- die den Ideenaustausch mit dem Vesten weitgehend
bund zugunsten völliger Gleichberechtigung der Partner unterbanden.
aufzugeben. Für Kreisau ergab sich dies aus der Erkenntnis,
dass eine Neuordnung Deutschlands und Europas nur auf Das erklärt, warum Männer wie Moltke, Trott und Yorck,
gesamteuropäischer Grundlage möglich war, wobei über die enge persönliche Beziehungen zu Großbritannien besa-
die Stellung eines künftigen Russlands keine klaren Vorstel- ßen, nur ganz untergeordnet auf angelsächsische Verfas-
Iungen vorhanden waren. sungsvorbilder zurückgriffen und ihre früheren transatlan-
Man hat in den wirtschaftspolitischen Vorstellun- tischen Freundschaftsbeziehungen abkühlten. Die Ideen-
gen des deutschen \fliderstandes einen Vorläufer der sozia- gänge der Verschwörer blieben durchweg der deutschen
len Marktwirtschaft sehen wollen, aber das traf nur sehr idealistischen Tradition oder dem katholischen Solidaris-
bedingt zu. Sowohl Goerdelers wie die Kreisauer Vorstei- mus verpflichtet und fanden keine Brücke zum stärker em-
lungen gingen von weitgehenden Einschränkungen der pirisch geprägten westeuropäischen Verfassungsdenken.
Tarifautonomie und des Streikrechts aus, strebren eine weit- Ursprünglich hatten Goerdeler, von Hassell und
gehend konfliktfreie Sozialordnung an und wollten durch Popitz geglaubt, den vom NS-Regime geschaffenen Zu-
die Sozialisierung der Grundstoffindustrien die herkömm- stand - die Auflösung der politischen Parteien, die Unter-
lichen sozialen Gegensätze möglichst neutralisieren. In der drückung der Linken und die ordnungsstaatlichen Elemen-
Gewerkschaftsfrage bestanden klare strategische Differen- te - weitgehend übernehmen und auf der gleichsam ent-
zen. Jedoch kamen die Kreisauer dem von Goerdeler und standenen tabula rasa einen grundlegenden Verfassungsum-
Leuschner propagierten Gewerkschaftsmodell insoweit bau vornehmen zu können, der von historischen Vorgaben
entgegen, als sie das Konzept der ,,Deutschen Gewerk- weitgehend abstrahierte. Spätestens 1.943, als sich überall in
schaft" für eine Übergangszeit akzeptierten, auf lange Sicht Europa die Erwartung eines nicht zu fernen Kriegendes
aber zum Prinzip der Betriebsgemeinschaft zurückkehren durchsetzte, änderte sich dies. Das Auftreten des National-
wollten, die Unternehmer und Arbeitnehmer zusammen- komitees Freies Deutschland, dessen Programm die natio-
fügte und letzteren weitgehende betriebliche Mitbestim- nal-konserwative Opposition gleichsam rechts überholte,
mungsrechte einräumte. war ein Indikator für eine schrittweise vordringende Repo-
litisierung, in deren Folge die älteren und anscheinend über-
Die Planungen der Opposition für den Tag danach ent- wundenen Richtungsgegensätze innerhalb der deutschen
standen unter der Dunstglocke totalitärer Herrschaft, Viderstandsbewegung wieder auftauchten. Dafür war be-

Einsichten und Perspektiven 4 09 251


r Der deutsche Wrderstand gegen H t er: elne Bllanz

zeichnend, dass Moltke 1.943 auf seiner Türkeireise aus sei-


nem überscharfen politischen Sensorium heraus seine
Gesprächspartner darauf drängte, den linken Flügel an der
geplanten lJmsturzregierung angemessen zu beteiligen.
Im gleichen Zeitraum kam es auf Betreiben Carlo
Mierendorffs, der bis zu seinem Tode im Oktober 1,943 als
Sprecher der Sozialdemokraten im Kreisauer Kreis fungier-
te, zu dem Entwurf für eine ,,überparteiliche demokratische
Volksbewegung", die als ,,sammlung aller überlebenden
und lebensfähigen sozialen und demokratischen Kräfte"
unmittelbar nach dem lJmsturz ins Leben gerufen werden
sollte.15

trndem sich die Verschwörer des 20. Juli ernsthaft und


ausgiebig mit Mierendor{fs Flan der ,,sozialistischen
Äktion" befassten, taten sie einen entscheidenden
Schritt vom Boden einer debattierenden Honoratioren-
vereinigung zur Einbeziehung der Öffentlichkeit in die
honkrete politische Aktion. Das war das Ergebnis eines
langjährigen politischen Lernprozesseso der zun Übet-
windung des primär ctrrigkeitsstaatlichen Denkens der
zurn F{andeln entschlossenen Eliten führte. Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Allerdings fassten die verschiedenen Spielarten der OPPo-


sition das Konzept Mierendorffs unterschiedlich auf. Goer-
deler dachte an die Schaffung einer staatlich gelenkten Mas- sition abtreten wollte. Es gab bei ihr keine Erwägung, den
senorganisation, die dem neuen Regime die Entstehung einfachen Soldaten für die Beendigung der Hitler-Herr-
nationaler politischer Parteien jedenfalls einstweilen vom schaft zu gewinnen. Der Staatsstreich bediente sich viel-
Halse halten konnte, während Moltke ein Zusammenwir- mehr der traditionellen Methoden des militärischen Aus-
ken der spontanen ,,kleinen Gemeinschaften", damit die nahmezustands, und die bei den'X/ehrkreiscn vorgesehenen
Bildung einer Friedenspartei der ztt Buße und zur Umkehr zivilen Politischen Beauftragten waren den Befehlshabern
Entschlossenen, vor Augen hatte. Den pragmatischer ein- unterstellt.
gestellten Sozialisten ging es vielmehr um eine unmittelba-
re politische Abstützung der Umsturzregierung vor Ort, Der militärische Urnsturz scheiterte nieht ztrietzt da-
damit die Schaffung einer demokratischen Plattform. Dass ran, dass Stauffenberg und seine Mitverschwörer davon
-Vo- ausging;en, dass der militär:ische Befehlsweg trotz allern
sich die Beteiligten - zumal in den hektischen letzten
chen vor dem Attcntat - nicht mehr über das Programm der funktionieren würde. Ehenso war der Versuch, durch
überparteilichen Volksbewegung zu verständigen vermoch- die Fiktion eines Aufstandsversuchs,,{rontfremder
ten, es vielmehr über die Forderung des Goerdeler-Kreises, Farteiführer" die Eidesleistung der Truppe auijer Kraft
dieser eine christliche Ausrichtung zu geben, zum Bruch setzen zu woXlen, ver{ehlt.
mit dem sozialdemokratischen F1ügel unter Julius Leber
kam, verweist auf den zunehmenden Handlungsdruck, der Claus Schenk von Stauffenberg war entschlossen, das vor-
auf der Vcrschwörung lastete, aber auch die Rücksicht auf gesehene Umsturzkabinett nach links umzugewichten und
die potenzielle Bedrohung, die von den kommunistischen Julius Leber, und, als dieser ablehnte, Leuschner zum
Rivalen ausging. Reichskanzler zu ernennen. Es ist zweifelhaft, ob er die ur-
Aus diesem Bild ist die Haltung der Militär- sprünglich vorgesehenen Proklamationen von der Hand
opposition ausgeklammert, die unter der energischen Füh- Goerdelers noch benützt haben würde, während dieser den
rung Claus Schenk von Stauffenbergs sich vorbehielq eige- Militärsdas Recht bestritt, sich in die Politik einzumischen.
ne Vege zu gehen und das Instrument des militärischen Be- Jedenfalls sah sich Goerdeler, dessen Bewegungsfreiheit in
lagerungszustands nicht bedingungslos an die zivile Oppo- den Tagen vor dem 20. Juli durch die drohende Verhaftung

15 Ebd., S. 341 ff.

252 Einsicnten rr-d Pe"spel t ven 4 | 09


Der deutsche Widerstand gegen Hitler: eine Bilanz

Der Prozess gegen die Atten-


täter des 20. 7. 1941 am Volks-
gerichtshof in Berlin.
Sitzend v. oorne: Carl Geor-
de ler, Wilh elm Le ws ch ner,
stehend links: Ulrich von
H as sell, S ep temb er 1 944

empfindlich eingeschränkt war, auch politisch isoliert. Sein trJmsturzregierung nach einem erfolgreichen Attentat
ihm eng vcrtrauter Berater, Hans Bernd Gisevius, scheute zu installieren und einen Bürgerkrieg zu vermeiden,
sich nicht, Stauffenbcrg beim amerikanischen Geschäfts, waren gering. Aber der Versuch musste unternommen
träger in Bern, Allan Dulles, a1s Befürworter einer ,,Arbei- werden.
ter- und Bauernregierung" zu denunzieren. Von einer Ost-
option Stauffenbergs konnte keine Rede sein. Jedenfalls Die vorstehende Analyse der Trägergruppen des 20. Juli
diente die Kontaktaufnahme Julius Lebers und Reichweins sucht die Haupttenden zen zusammenzufassen und die füh-
nur dazu, die Haltung der il1egalen Reichsleitung der KPD renden Persönlichkeiten zu benennen, die an dem Umsturz-
für den Umsturzfall auszuloren. Das war politisch richtig versuch unmittelbar beteiligt waren oder ihn aktiv unter-
und notwendig. stützten. Viele Facetten dieses Prozesses konnten nur ge-
Der engere Verschwörerkreis, den Stauffenberg um streift werden, obwohl Gruppen - wie die Weiße Rose, die
sich versammelt hatte, entschloss sich, das Attentat durch- Edelweißpiraten, die Rote Kapelle, der Solf-Kreis und der
zuführen, obwohl es keinerlei alliierte Zusagen gab, die Viderstand in der Abwehr - eine eingehende Erörterung
IJmsturzregierung zu tolerieren oder ihr Konzessionen, verdienen. Desgleichen wurde im Zusammenhang mit dem
etwa mit einer Öffnung der We stfr ont, zu machen. Die viel Versuch, eine Art Bllanz zu z).ehen, das besondere schwie-
zitierte Außerung Henning von Tresckows, des Schöpfers rige Problem der Verstrickung einer Reihe von Verschwö-
der lJrnsturzplanung des 20. Juli, dass das Attentat in jedem rern, nicht zul.etzt im militärischen Bereich, mit der Juden-
Fall um der Viederherstellung des deutschen Ansehens wil- vernichtung nicht detailliert aufgegriffen.lT Seine Erörte-
len erfolgen müsse,16 bezeichnet die Grenzsituation, in der rung würde zusätzlich Licht darauf werfen, dass der natio-
die Verschwörer das Odium des nationalen Verrars auf sich nal-konservative \(iderstand - mit klaren Ausnahmen wie
nahmen, um der einzigartigen Terrorherrschaft Hitlers ein im Fal1 von Kreisau - von Gruppen getragen war, die ur-
Ende zu setzen. Dass dies misslang, bewirkte, dass noch sprünglich dem NS-Regime gedient oder mit ihm eindeutig
mehr Menschen in einem längst sinnlos gewordenen Krieg sympathisiert hatten. Gerade die Beschäftigung mit der
und in einer Zerstörungsorgie ohnegleichen ihr Leben ver- deutschen Opposition macht deutlich, wie wenig hilfreich
lieren sollten als in den Kriegsjahren zuvor. eine Schwarz-\feiß-Malerei sein kann, zumalwenn man be-
müht ist, sie als Kaleidoskop möglicher Alternativentwick-
Die Chancen, angesichts der diplorratischen unci militä- lungen im nationalsozialistisch beherrschten Deutschland
rischen Unbeweglichkeit der westlichen Alliierten, die zu betrachten. I

16 S. Bodo Scheurig, Henning von Tresckow. Ein Preuße gegen Hitler, Neuausg. 1982, s. 210,217 f .
17 Vgl' Johanncs F{ürte r, Auf dem 'Weg zur Militäropposition. Tresckow, Gersdorf, de r Vernichtungskrieg und der YIZ
Judenmord , in: 52
(2004), S. 257-62, und die sich daran anschlicllende Diskussion inYfZ S+ (Zoo6).

Einsichten und Perspektiven 4 09 253

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