Documentos de Académico
Documentos de Profesional
Documentos de Cultura
"Wie groß, nach damaligem und heutigem Wert, waren die deutschen Reparations-
leistungen nach dem Zweiten Weltkrieg aus Beschlagnahme von deutschem In-
und Auslandsvermögen, deutschen Patenten, aus Demontage, Materiallieferungen
(Entnahme aus laufender Produktion) und Enteignung mobiler und immobiler Ver-
mögenswerte?"
"Die erbetenen Angaben über den Wert deutscher Reparationsleistungen nach dem Zweiten
Weltkrieg sind in der gewünschten Form nicht möglich, da dem Bund entsprechendes Zah-
lenmaterial darüber nicht vorliegt. Das Ergebnis bisheriger Recherchen über die finanziellen
Auswirkungen des Krieges ist der beigefügten Zusammenstellung der "Kriegsfolgeleistungen
insgesamt" (Stand 31. Dezember 1997) zu entnehmen, die damit auch einen Überblick über
die Reparationen Deutschlands gibt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es - zumindest für die Bundesrepublik Deutschland - keine
dem Versailler Vertrag vergleichbaren Reparationsregelungen und damit auch keine nach-
vollziehbaren längerfristigen Reparationszahlungen gegeben. Vielmehr haben die Sieger-
mächte einseitig Reparationen entnommen. Verbindliche Aufzeichnungen darüber gibt
es nicht. Verbindliche Angaben über von der ehemaligen DDR erbrachte Reparationen kön-
nen ebenfalls nicht gemacht werden. Ebenso wenig können definitive Angaben zu den ein-
zelnen Arten der von Deutschland erbrachten Reparationen oder gar eine Aufteilung nach
deren damaligem und heutigem Wert gemacht werden. Lediglich in Form einer Zusammen-
fassung der in diesem Zusammenhang relevanten Bereiche, die jedoch keinen Anspruch auf
Vollständigkeit erhebt, kann ein Überblick über deutsche Reparationen und andere in dieser
Beziehung bedeutsame Leistungen nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben werden.
Die über Reparationen verfügbaren Zahlen sind nicht authentisch und beruhen im Wesentli-
chen auf Schätzungen, da der Bund erforderlichenfalls auch nur auf die Literatur zurückgrei-
fen kann, die den meisten wissenschaftlichen Bibliotheken zur Verfügung steht. Darüber hi-
naus enthält die Zusammenstellung der Kriegsfolgeleistungen weitere Leistungen zur Bewäl-
tigung der Auswirkungen des Krieges, zu denen beispielsweise die im Rahmen des Lasten-
ausgleichs gewährten Hilfen gehören. Auch insoweit liegen jedoch nur Zahlen aus einzelnen
Bereichen vor. Der gesamte Wert der von den Siegermächten in unmittelbarem Zugriff ge-
nommenen Vermögenswerte sowie anderer deutscher Leistungen konnte bislang nicht fest-
gestellt werden und wird nach Lage der Dinge wohl auch nicht mehr annähernd genau zu
erfassen sein."
Bundesministerium der Finanzen – Anlage
Kriegsfolgeleistungen insgesamt
(Stand: 31. Dezember 1997)
Die finanziellen Auswirkungen geschehenen NS-Unrechtes und des Zweiten Weltkrieges in-
sgesamt zu erfassen, ist unmöglich. Die nachfolgende Aufstellung kann daher nur unvoll-
ständig sein. Sie beruht zum einen auf haushaltsmäßig erfaßten monetären Leistungen, die,
wegen der gesetzlichen Vorgaben, regelmäßig nur einen Teil des tatsächlich entstandenen
Schadens im Einzelfall wiedergeben, zum anderen auf nicht amtlichen Quellen und/oder
Schätzungen.
Unter dem Vorbehalt, daß die zur Verfügung stehenden Zahlen zum Teil unvollständig sind,
oft nur auf Schätzungen und/oder nicht amtlichen Quellen beruhen und somit weder absolu-
te Genauigkeit beanspruchen können noch als offizielle Aussagen gewertet werden dürfen,
ist, ohne Berücksichtigung der umfangreichen Gebietsverluste mit ihrer wirtschaftlichen Ka-
pazität, von folgenden bisherigen Leistungen auszugehen:
1. Westliche Besatzungszonen
Die von der Pariser Reparationskonferenz 1946 für die Abrechnung der Reparationen in der
"Westzone" (d. h. Bundesrepublik Deutschland und westliches Auslandsvermögen) einge-
setzte Inter-Alliierte Reparationsagentur (IARA) hat in ihrem Abschlußbericht im Jahre 1961
die von ihr erfaßten und verteilten Werte auf rund 520 Mio. Dollar nach dem Kurswert von
1938 beziffert. Diese Zahl ist jedoch zu niedrig gegriffen. Ausgegangen werden muß hier von
folgenden Leistungen:
1.1 Ablieferung von Münzen und Barren aus Edelmetall sowie ausländischen Valuten (Prok-
lamation der Oberbefehlshaber der Besatzungsstreitkräfte vom 20. September 1945, Ab-
schnitt V Nr. 15; ABl. des Kontrollrates Nr. 1, S. 8 - 19): Wert nicht bekannt.
1.4 Holz- und sonstige Zwangsexporte aus der laufenden Produktion: 0,4 Mrd. RM (BT-
Drucksache V/2432, S. 77 ff.).
0,4 Mrd. RM
1.5 Urheberrechte: 0,1 Mrd. RM (BT-Drucksache V/2432, S. 77 ff.).
1.10 Den Republiken Estland (1995) und Litauen (1996) wurden je 2 Mio. DM für die Un-
terstützung humanitärer Investitionen zur Verfügung gestellt, die den individuellen Bedürf-
nissen von dortigen NS-Opfern nahe kommen sollen. Eine entsprechende Vereinbarung mit
der Republik Lettland steht noch aus. Individualentschädigungen werden über die Stiftungen
"Verständigung und Aussöhnung" in Moskau (Republiken Lettland und Litauen) und Minsk
(Republik Estland) abgewickelt.
1.11 Zu berücksichtigen sind ferner die Leistungen der Bundesrepublik nach Art. 4 Londoner
Schuldenabkommen, durch die Vorkriegsschulden des Reiches erfüllt wurden; sie betrugen
insgesamt 14 Mrd. DM.
Darüber hinaus wird die Bundesrepublik Deutschland dem 1997 errichteten Deutsch-
Tschechischen Zukunftsfonds einen Betrag in Höhe von 140 Mio. DM zur Verfügung stellen.
Die Mittel werden der Finanzierung von Projekten gemeinsamen Interesses dienen. In Be-
tracht kommende Projekte sollen insbesondere Opfern nationalsozialistischer Verfolgungs-
maßnahmen zugute kommen.
2. Sowjetische Besatzungszone
Der Wert der Entnahmen aus der Sowjetzone und späteren DDR betrug nach Schätzungen
des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen (vgl. DDR- Handbuch, herausgege-
ben vom BM für innerdeutsche Beziehungen, Bd. 2, 3. Auflage, Köln 1985, Stichwort "Repa-
ration") insgesamt 66,4 Mrd. Mark (der DDR). Nach kritischer Auswertung dieser Unterlagen
schlüsseln sich die geschätzten Beträge der Reparationsleistungen seit Kriegsende bis 1953
wie folgt auf:
2.1 Verluste an Sach- und Kunstwerten durch Beuteaktionen: 2,00 Mrd. Mark
2.3 Leistungen, die mit erbeuteten Banknoten bezahlt wurden: 6,00 Mrd. Mark
2.4 Leistungen, die mit Besatzungsgeld bezahlt wurden: 9,00 Mrd. Mark
2.5 Warenlieferungen aus der laufenden Produktion, soweit sie über R.-Konten verrechnet
wurden: 34,70 Mrd. Mark
Bei einem Dollarkurs von 4,20 betrug die Gesamtentnahme aus der Sowjetzone bzw. DDR
bis 1953 15,8 Mrd. Dollar. In dieser Zusammenstellung sind nicht enthalten: rund 16 Mrd.
Mark Besatzungskosten für die Zeit bis Ende 1953, der Nutzen aus der Arbeitsleistung nach
der Sowjetunion verbrachter deutscher Spezialisten und der Kriegsgefangenen, der Nutzen
aus dem Uranbergbau, aus der Tätigkeit der sowjetischen Handelsgesellschaften in der DDR
und aus der Auswertung deutscher Patente (etwa 6 Mrd. RM, vgl. Nr. 1.6).
Die folgenden Leistungen sind oder waren für kriegsbedingte Personenschäden und Vermö-
gensverluste (einschließlich der Vermögensverluste in den Ostgebieten) und zum Ausgleich
indirekter Kriegsfolgen deutscher Staatsangehöriger bestimmt:
2. Lastenausgleich
(einschließlich Reparationsschäden und Restitutionsschäden): 143,5 Mrd. DM
6. Kriegsopferversorgung
(Bundesversorgungsgesetz inklusive aller Nebengesetze): 405,7 Mrd. DM
8. Leistungen nach dem Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen und dem Entschädi-
gungs- und Ausgleichsleistungsgesetz
(ohne Vertriebenenzuwendung, vgl. hierzu 9.): 0,44 Mrd. DM
9. Vertriebenenzuwendungsgesetz: 2,1 Mrd. DM
In den vorgenannten Leistungen sind auch solche enthalten, die auf Grund der Überleitung
einzelner Regelungen auf das Beitrittsgebiet dort nach der Wiedervereinigung erbracht wur-
den.
In welcher Höhe von Kriegsende bis zur Wiedervereinigung in der ehemaligen DDR nach dort
geltendem Recht Leistungen erbracht wurden, ist nicht bezifferbar; die Leistungen erreichen
bei weitem nicht die westdeutschen Leistungen.
III Private Initiativen, die im Zusammenhang mit Zwangsarbeit während des Zweiten Welt-
krieges ergriffen wurden:
Folgende Unternehmen haben im Hinblick auf die seinerzeit dort eingesetzten Zwangsarbei-
ter Zahlungen an die Conference on Material Claims against Germany - Claims Conference -,
das Deutsche Rote Kreuz und weitere Verbände geleistet (BT-Drucksache 11/6286):
Suchen Sie in örtlichen Zeitungs-, Stadt- und Firmenarchiven nach Angaben über Demonta-
gen, Beschlagnahmen und Leistungen, die von der Besatzungsmacht in Ihrem Ort vorge-
nommen bzw. abverlangt wurden.
Vergleichen Sie die gefundenen Angaben mit der obigen Aufstellung und diskutieren Sie, ob
und unter welcher Ziffer diese Reparationen dort enthalten sein können.
Richten Sie ein Anfrageschreiben mit Kopien der gefundenen Belege an das Bundesfinanzmi-
nisterium, ob, in welcher Höhe und unter welcher Ziffer die von Ihnen ermittelten Reparatio-
nen in die Aufstellung eingeflossen sind.
Die Antwort wird eine hoch interessante staatsbürgerliche Bildungsstunde ergeben!
QUELLE: http://www.aufdemstundenplan.de/ausgaben/top/29.htm