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pflichtlektüre
112009 www.pflichtlektuere.com
Entspannt Euch!
Nicht nur Bologna ist schuld am Uni-Stress:
Wir sind zu verkrampft.
Was geht
G
lühwein geht immer. Darum den umliegenden Städten Glühwein
konnten es viele auch kaum und Co. geboten: Essen rühmt sich mit
erwarten, dass die Weih- der internationalen Vielfalt seiner rund
nachtsmärkte im Pott wieder 260 Stände und einer besonders schö-
öffnen. nen Licht-Dekoration. In Bochum steht
eine zwölf Meter hohe Weihnachtspy-
Der Dortmunder Markt mit dem ramide auf dem Dr.-Ruer-Platz. Zudem
Superlativ-Baum lockt mit über 300 fliegt der Weihnachtsmann zwei Mal
Buden in die Innenstadt – Deko, täglich, jeweils um 18 und 19.30 Uhr, in
Krimskrams, Fressbuden jeder Art seinem Rentierschlitten über den Platz
und natürlich Glühwein ohne Ende. hinweg - ein Hochseilspektakel der
Ein vorweihnachtlicher Ausflug mit Artistenfamilie Falko Traber. Und auch
Freunden dorthin, ist auch gleichzeitig andere kleinere Städte im Umkreis wie
Gelegenheit um Weihnachtsgeschen- beispielsweise Hattingen mit seinen
ke zu kaufen. Ein Tipp von uns: Auch Fachwerkhäusern haben stimmungs-
am verkaufsoffenen Sonntag, den 6. volle Märkte. pflichtlektüre wünscht
Dezember, gibt es diese Chance. Doch einen guten Start in die Weihnachts-
eines ist sicher - du bist nicht allein. zeit!
Neulich in Deutschland
E
s war einmal ein Erasmus- „Was sollte dieser Chip?" Wie es das
Neuling in Deutschland: Ich. Schicksal in meine Hand gelegt hatte,
Neugierig auf die deutsche beschloss ich, gut auf ihn aufzupas-
Kultur, ging ich sofort aus, um sen. Ich tat es die ganze Nacht. Später
mein erstes deutsches Bier zu fiel mir ein, ich könnte ihn eines Tages
trinken. In der Bar angekommen, war meinen Enkeln zeigen als Erinnerung
die erste sprachliche Herausforderung an mein erstes deutsches Bier. Doch
das Lesen der Preisliste. Ich konzen- als ich gehen wollte, platzte der Traum:
trierte mich und sah was ich erwartet „Wohin willst du mit dem Chip?“, frag-
hatte: Bier. Und es war mein Glückstag: te der Kellner: „Sie müssen ihn abge-
Nur einen Euro kostete es. Mit ein we- ben, um Ihren Euro zurück zu bekom-
nig Pantomime bestellte ich und end- men.“ Ich werde nicht viel dazu sagen,
lich hielt ich mein Getränk in den Hän- wie schwer mir der Abschied fiel. Aber
den, da hörte ich den Barkeeper sagen: dennoch, an diesem Abend begann ich
„Zwei Euro, bitte." Was war das? ein deutscher Pfand-und-Bier-Liebha-
ber zu sein. foto: nm
Nun gut, dachte ich und zahlte. Doch
zurück kriegte ich ein Geschenk, einen
kleinen gelben Chip. Ich ging zu mei- Laura Basurto Garcia kommt aus Spanien
nem Platz, schaute ihn an, roch an ihm und studiert während ihres Auslandsse-
und biss hinein. Doch nichts geschah. mesters Journalistik in Dortmund.
Wissens-Wert
S
chweinegrippealarm: Viele Professor Uwe Schauer von der Klinik
lassen sich impfen und greifen für Kinder- und Jugendmedizin der
vorher noch schnell zu Para- Ruhr-Universität Bochum schließt aber
cetamol. Mögliche Folgen des aus, dass die Tablette den Impfschutz
Pieks, wie Fieber und Entzün- ganz ausschalten könnte. „Doch auch
dungen, sollen durch die Tablette gemil- aus praktischen Gründen ist die vor-
dert oder ganz verhindert werden. Doch herige Einnahme von Paracetamol un-
das könnte ein Fehler sein. sinnig. Fieber tritt nach einer Impfung
zwölf bis 24 Stunden später auf. Parace-
Eine tschechische Studie belegt: Nimmt tamol wirkt aber nur für sechs Stunden.
ein Patient vor einer Impfung Paraceta- Es ist aber ratsam, es bei späteren Fie-
mol, hat er danach seltener Fieber. Aller- berschüben einzunehmen. Besonders
dings wird so auch die durch die Impfe bei Kindern, wenn das Fieber über 39°C
ausgelöste Antikörperreaktion deutlich liegt“, erklärt Schauer. Nimmt man das
abschwächt. Zweck des Ganzen ist je- Paracetamol erst nach der Impfung, hat
doch genau diese Reaktion, durch die der das auch laut Studie keine Auswirkung
Grippeschutz entsteht. Auf Paracetamol auf den Grippeschutz.
sollte also vor der Impfung verzichtet
werden, so die Forscher. fin/foto: pixelio/tommyS
A171_03 START-BLOCK S03
S
Lernst du noch ie mache demnächst ein Karriere-Coaching, sagte
oder lebst du mir meine Bekannte letztens. "So eine persönliche
schon? Beratung. Die erstellen dann ein Kompetenz-Profil
von mir. Außerdem zeigen sie, wie ich mich über Net-
working und Selbstmarketing besser promote. Eine
coole Sache. Kostet nur 450 Euro und bringt dich echt weiter."
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S04 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN A171_04
Z
wischen Dönerbuden und Trinkhallen
kommen Boris Gott die Ideen zu Songs,
wie sie nur die Nordstadt schreiben kann.
„Und ein Junkie vertickt an der Ecke sein
Gift / frisch gespritzt leuchten Blumen
im Park / ein Penner krakeelt „Grad’ ist Gott ex-
plodiert!“ / wenn das stimmt, wird das kein gu-
ter Tag“ heißt es in dem Song „Irgendwo in Do“
und man glaubt zu wissen, über welche Ecke er
da singt.
Echtes Lebensgefühl
Was fasziniert den Liedermacher an einem Ort
mit einer Arbeitslosenquote von 25 Prozent (ganz
Dortmund hat eine Arbeitslosenquote von 13,7
Prozent), an dem angeblich Deutschlands erstes
Drive-by-Shooting stattgefunden hat? Der Künst-
ler beschreibt es so: „Die Nordstadt ist das urbane
Zentrum von Dortmund. Der Migrantenanteil ist
sehr hoch, aber in dieser Fremdheit ist man sich
doch wieder gleich. Das Miteinander hier ist sehr
liberal, das Lebensgefühl sehr frei. Die Nordstadt
ist sehr bunt, direkt, offen, lebendig, sehr freund-
lich.“
RUHRSTADT
momente
Gefährliche Reise Zu langsam, zu teuer Ach, du lieber Vetter!
Ich warte auf das grüne Männchen der Fußgän- Nichts ahnend fahre ich meinen Vater nach Hau- Die Rechtschreibreformen haben verwirrt. Wird
gerampel, über mir wirft ein Ahornbaum seine se. Plötzlich hält uns die Polizei an. Ein Beam- Fluß nun mit „ß“ oder doch mit „ss“ geschrieben?
Blätter ab. Eins davon findet, begünstigt durch te tritt an die Fahrertür. „Verstehen sie mich?“. Und wie war das nochmal mit dem „dass“ hinter
die herbstlichen Wind, den direkten Weg in mein Mühsam widerstehe ich dem Reflex und antwor- dem Komma? Als Kind hat mir meine Mutter im-
rechtes Auge. Autsch! Das Auge tränt und brennt, te nicht mit „ich nix verstehen“. Er wundere sich mer geraten, mich auf mein Gefühl zu verlassen.
ist den restlichen Tag nicht mehr zu gebrauchen. über meinen Fahrstil. Nach ein paar Minuten und Diesen Tipp kennt wohl auch eine Bekannte von
Erst der Gang zum Augenarzt bringt Erkenntnis: um zehn Euro ärmer können wir weiter. Auf den mir. Im sozialen Netzwerk legte sie neulich ein
Hornhauteinschnitt und Augenentzündung. Gra- nächsten fahrerischen Fauxpas lauernd, verfolgt neues Fotoalbum an. Das Titelbild zeigt einen
tis dazu gibt’s ein Matschauge á la Karl Dall. Und uns der Wagen noch eine Weile. Ich bin zu lang- kleinen Fratz, macht Lust auf mehr. Also Album
mit einem solchen ist das Gruselkostüm zum sam gefahren. Dabei wollte ich nicht wie mein öffnen. Doch dann der Schock: Das Album ist mit
Auftakt der fünften Jahreszeit erst richtig per- Vater enden. Der war zu schnell und musste den „mein kleiner Cousang“ betitelt. Es schreibt sich
fekt! se Lappen abgeben. Die Moral von der Geschicht: Zu eben nicht alles, wie es sich spricht! se
langsam geht ja auch nicht! lipe
S06 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN A171_06
V
ier von fünf Online-Händlern rechnen
für das Weihnachtsgeschäft trotz Wirt-
schaftskrise mit gutem Umsatz. Denn
2009 wird voraussichtlich für 21,8 Mil-
liarden Euro im Internet eingekauft
werden. Für soviel Geld wie nie zuvor. Manchmal
scheitert das Online-Shopping jedoch: „Fehler,
Netzwerküberschreitung“ steht dann auf dem
Monitor. Was ist da passiert?
Blasse Charaktere
Jean-Paul Sartres „Nekrassow“ genügt eigenen Ansprüchen nicht.
D
as Theater Dortmund präsentiert Jean-
Paul Sartres "Nekrassow". Das vom Phi- TICKETS GEWINNEN!
losophen und Schriftsteller selbst als
„sartirische Farce“ beschriebene Stück Wenn Marianne Dissard singt, dann trifft Frankreich
wird hier selten seinem Anspruch ge-
auf die USA. Die Sängerin und Songwriterin versucht
recht. Zu blass die Charaktere, zu unübersichtlich
die Szenenwechsel, zu bedeutungsschwanger die sich in der Musik zwischen den Welten. Denn Dissard
Dialoge. Einzelne Zitate aus Star Wars oder Text- ist in Frankreich geboren, in den USA zu Hause und
passagen aus Discoklassikern tragen nicht dazu verbindet den Sound der so verschiedenen Länder
bei den Zuschauer durch das Stück zu führen. in ihren Songs. Ihre französischen Chansons haben
Ein Zuschauer brachte es auf den Punkt: „Hätte einen Touch Arizona im Klang. Folk und Country
ich das Stück nicht vor der Aufführung gelesen, aus Amerika mischen sich mit der Wehmut und
ich hätte keine Ahnung, worum es geht“. Dabei Der falsche sowjetische Innenminister dem Herzergreifenden des französischen Gesangs.
wussten die Schauspieler in ihren Rollen durch- Nekrassow (Michael Kamp)
Am 27. November möchte Marianne Dissard das
aus zu gefallen. Vor allem Michael Kamp, der Ne-
Dortmunder Publikum im Konzerthaus begeis-
krassow und Georges de Valera verkörpert, zeigt
eine erschreckend authentische Wandlungsfä- will, macht Sibilot die Bekanntschaft des Hoch- tern. Und wer danach noch mit Madame Dis-
higkeit. Gekonnt spielt er auf der Klaviatur der staplers Georges de Valera. Dieser verspricht sards Songs weiterfeiern möchte, der kann das
Emotionen – von der ausweglosen Zerrissenheit dem resignierten Journalisten eine Titelstory. im Stravinski und im Chill‘R in Dortmund. Also
beim Selbstmordversuch de Valeras am Anfang Er gibt sich als sowjetischer Innenminister Ne- ein umfassender Konzerthaus-Abend extra für
des Stücks, bis zum unheilbringenden Todesen- krassow aus. In seiner Rolle sät er Angst und die, die sonst denken, dass dort nur Klassik läuft.
gel Nekrassow gegen Ende. Schrecken, indem er eine utopische Todesliste Wir verlosen drei mal zwei Karten für das Konzert
der Bolschewisten enthüllt. Darauf finden sich mit Marianne Dissard. Also: packt eure Franzö-
Und darum geht's: Die Welt befindet sich im kal- natürlich alle Größen der französischen Presse sisch-Kenntnisse aus – unsere Gewinnfrage lautet:
ten Krieg. In Frankreich kämpft ein rechtspopulis- wieder. Immer tiefer verliert sich Georges de
tisches Kampfblatt ums Überleben. Der Wettlauf Valera in seiner Scharade, bis selbst für ihn die Was heißt „lecture obligatoire“ auf deutsch?
um die beste Story ist unerbittlich und fordert in Grenzen zu verschwimmen beginnen. Schreibt die Lösung mit Name, Telefonnr. und E-
Redakteur Sibilot (Barbara Blümel) ein erstes Op- Mail-Adresse an post@pflichtlektuere.com.
fer, sollte sich dieser nicht mit einer grandiosen text Jens Jüttner
Geschichte profilieren können. Wie es der Zufall foto Schauspielhaus Dortmund
pflichtlektüre empfiehlt
Bildungsstreik Topaktuell Es weihnachtet sehr...
Ein heißer Herbstwind
weht über unseren Unser Adventskalender nicht nur für Weihnachts-
Campus. Viele von Euch wissenschaftler: Hinter den 24 Türchen verbergen
haben mitgemacht beim sich Antworten auf Fragen wie „Welche chemischen
Kampf gegen Studienge- Prozesse stecken in unseren Plätzchen?“ und ein
bühren und den zu hohen Blick in die Zukunft: Weiße Weihnacht 2009? Jeden
Leistungsdruck an den Tag gibt es eine Gewinnspielfrage. Als Preise win-
Universitäten. Auf der ken signierte Bücher und Kinogutscheine.
pflichtlektüre-Website fin-
det ihr unsere komplette
Berichterstattung: Von der
Besetzung des Audimax
Das Gesicht hinter der Party
in Duisburg, bis hin zum Die Mensaparty vor zwei Jahren ging in die Geschichte
bundesweiten Protest- der Ruhr-Uni Bochum ein, und der ehemalige AStA-Chef
Tag. Wir halten Euch wei- musste seinen Kopf dafür hinhalten: Zum ersten Mal
terhin auf dem Laufenden überhaupt spricht Fabian Ferber über die Hintergründe
und wollen Eure Meinung der Party, die mehr als 200.000 Euro Schulden verur-
zu den Aktionen. sachte, die Zeit davor und danach und das Urteil, dass er
nun vom Amtsgericht Bochum erhielt.
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S08 HERZ-STÜCK A367_08
Sorge dich
nicht, lebe!
Wer nur mit Scheuklappen zwischen Hörsaal, Bib und
Praktikumsplatz pendelt, verliert den Blick für das We-
sentliche. Ein Plädoyer fürs Innehalten – und eine kleine
Anleitung zum Glücklichsein.
W
ir haben Angst. Vorm Versagen, her, da war sich selbst zu verkaufen gleichbedeu-
vor Arbeitslosigkeit, vor einer un- tend mit Selbstverrat. Doch heute ist jeder käuf-
sicheren Zukunft. Wir wünschen lich. Mancher biedert sich sogar an – Hauptsache,
uns Sicherheit, und mancher ist be- der Lohn ist ein kleines bisschen Sicherheit.
reit, dafür alles zu tun. Schlaf wird
zweitrangig. Kommilitionen werden Konkurren- Die Wissenschaft bestätigt dieses Bild: Die aktu-
ten – um die Gunst der Profs, das begehrte Prakti- elle Shell-Studie beschreibt uns als „pragmati-
kum oder den hoch dotierten Job. Viele begreifen sche Generation“. Man studiert, um einen siche-
das Leben als eine Art Rennstrecke. Wer bremst, ren Arbeitsplatz zu bekommen. Demnach sind
verliert. Es geht darum, möglichst vorne mitzu- wir zunehmend verunsichert: Blickten 2002 noch
fahren und schnell ans Ziel zu kommen. Die ent- 69 Prozent von uns optimistisch in ihre Zukunft,
scheidende Frage aber lautet: Was ist eigentlich waren es vier Jahre später nur noch 56 Prozent.
das Ziel? Seit 1998 ist es Studenten immer wichtiger ge-
worden, später einen festen Job zu bekommen.
Zuweilen scheint es, als gehe es nur noch darum, Eine Studie der Uni Konstanz zeigt: Vor elf Jahren
sich möglichst gut zu verkaufen. Es ist nicht lange wählten nur 23 Prozent ihr Fach nach den späte-
ren Karriereoptionen aus. 2007 waren es schon
36 Prozent. Laut Studienleiter Tino Bargel sind
„die Studenten konservativer und egoistischer
BUCHTIPP geworden“.
D
ie Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für
Akademiker weniger dramatisch, als
viele fürchten. Fast alle Uni-Absolven-
ten haben einen Job. Die Arbeitslosen-
quote unter Akademikern lag 2008
bundesweit bei 3,3 Prozent, berichtet das Institut
der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Zum Ver-
gleich: Unter den Menschen ohne Berufsausbil-
dung waren 13,8 Prozent ohne Job.
UMGEHÖRT
Dr. Frank Stefan Becker, Hoch- Heidi Palm, Leiterin Nachwuchsge- Dirk Pfenning, Abteilung
schulexperte bei Siemens winnung bei der Deutschen Bahn Sourcing and Hiring bei Bayer
Gute Noten – das ist zum Beispiel ei- Die Semesterzahl allein ist nicht wich- Beides sind neben vielen anderen rele-
ne Zwei – sind ein wichtiges Kriteri- tig, gute Noten natürlich schon. Aber vante Punkte bei der Einstellentschei-
um. Schließlich müssen wir aussor- der Lebenslauf kann auch Lücken ha- dung. Ein „gerader“ Lebenslauf hat den
tieren. Jemand, der sein Examen mit ben. Grundsätzlich sind Auszeiten Vorteil, dass er weniger erklärungsbe-
3,5 gemacht hat, kommt eher nicht in nicht schlecht. Ebenfalls Zeiten, in de- dürftig ist. Sofern gute Gründe für „un-
Frage. Es ist gut, wenn jemand ziel- nen der Bewerber gearbeitet hat, um übliche“ Stationen vorliegen, ist dies
strebig studiert hat. Aber mit 28 Jah- zum Beispiel das Studium zu finan- aber kein Nachteil. So kann zum Bei-
ren ist zum Beispiel kein Bewerber zu zieren. Wichtig ist, dass der Bewerber spiel ein Studienfachwechsel bei guter
alt. Einen Typen, der sich nur auf sein gut erklären kann, warum er welche inhaltlicher Begründung absolut sinn-
Studium konzentriert hat, können wir Schritte gegangen ist und was ihm das voll sein. Neben den fachlichen Qualifi-
nur in wenigen Bereichen gebrauchen gebracht hat. kationen spielen auch „Soft Skills“ wie
– zum Beispiel im juristischen. Wir zum Beispiel Kommunikations- und
brauchen Leute, die einen Blick haben Teamfähigkeit eine große Rolle.
für das, was um sie herum vorgeht.
Wir schauen: Was hat ein junger Die Mischung machts: interessante Wichtig ist, dass der Bewerber klare
Mensch außer seinem Pflichtpro- Praktika, Auslandsaufenthalte und Vorstellungen von seinem beruflichen
gramm an der Uni gemacht? Hat er natürlich auch gute Noten. Ein Aus- Einstieg hat und Ambitionen zeigt,
zum Beispiel einmal eine Gruppe ge- landsaufenthalt ist aber zum Beispiel sich fachlich und persönlich weiter-
leitet? Ziel des Bewerbungsgespräches keine Pflicht. Zunächst lernt der Per- zuentwickeln. So schaut der jewei-
ist es, Persönlichkeitsmerkmale wie sonaler den Bewerber natürlich im- lige Personalvorgesetzte zum Bei-
Eigeninitiative herauszuarbeiten. Wir mer über die reinen Zahlen in seiner spiel nicht auf die Abschlussnote, ein
fragen uns zum Beispiel: Könnte der Bewerbung und dem Lebenslauf ken- schnelles Studium oder Auslandsauf-
Bewerber das Unternehmen einmal nen. Aber im Accessment-Center und enthalte allein. Ausschlaggebend ist
bei einer Podiumsdiskussion an einer im persönlichen Gespräch zeigt sich vielmehr der persönliche Eindruck des
Uni repräsentieren? Wenn dann da ein dann zum Beispiel auch die soziale Personalvorgesetzten, inwieweit sich
Typ säße, der nur ein Zahlenmensch Kompetenz des einzelnen Bewerbers. diese Punkte auch im Verhalten und
ist und etwas von Gewinnsteigerung Wissen des Bewerbers widerspiegeln.
erzählt, ist das kontraproduktiv.
Was raten Sie einem Studenten, der bei einer Bewerbung seine Stärken jenseits der Uni zeigen will?
Ich rate ihm: Schauen Sie sich die Stel- Die Leistungen sollten in jedem Fall in Der Bewerber sollte das unbedingt
lenausschreibung ganz genau an und den Lebenslauf aufgenommen werden, tun, sofern die Qualifikationen für
arbeiten Sie im Bewerbungsschreiben wenn es passt. Dinge die jemanden ge- die Stelle relevant sind. Auch Online-
heraus, was Sie in dem Unternehmen prägt und bewegt haben, interessie- Bewerbungen bieten Raum zu Infor-
Besonderes beitragen können. Wenn ren den Personaler. Was der Bewerber mationen über Interessen jenseits der
Sie zum Beispiel Französisch sprechen rechts und links des Studiums gemacht Ausbildung. Wenn zum Beispiel ein et-
und sich ensprechend bei L‘Oreal be- hat, kann entscheidend sein. Auf die was älterer Absolvent mit einer 2,3 als
werben, einem französischen Unter- im Lebenslauf genannten Punkte kann Abschlussnote schon Führungsverant-
nehmen, dann merkt der Personaler: der Personaler dann im persönlichen wortung im Betrieb der Eltern über-
„Aha, da hat sich jemand Gedanken Gespräch auch zurückkommen. nommen hat, kann er gegenüber ei-
gemacht. Er will nicht nur eine Posi- nem jüngeren Bewerber mit besseren
tion haben, sondern zu diesem Unter- Note im Vorteil sein, wenn Führungs-
nehmen dazugehören.“ qualitäten für die Stelle gefordert sind.
S12 RUHR-BLICK: MITTEN IM LEBEN A367_12
Toleranz? - Fehlanzeige
Unsere Gesellschaft gibt sich gern toleranter als sie ist. In diesem Jahr feiert das Essener
Referat für Schwule, Bisexuelle und Lesben 25-jähriges Jubiläum. Zu tun gibt es viel.
D
ie Tür geht auf: Eine Gruppe junger
Männer zwischen 16 und 19 Jahren be-
tritt das Essener Café „Vielfalt“. Kurz
darauf nimmt einer von ihnen einen
Trinkbecher und kippt den Inhalt in die
Gesichter zweier Cafébesucher. Dann stürmt die
Gruppe davon. Im Becher war kein Kaffee oder
Tee – Es war Urin. Getan haben die zwei Cafébe-
sucher nichts. Die Tatsache, dass sie schwul sind,
war für die Gruppe Grund genug.
M
elanie hatte in ihrem Leben schon ei- worden zu sein. Auch wenn das eigene Outing
nige Coming Outs – vor ihrer Familie, gut verläuft, geht diesem meist eine Zeit der
vor Freunden, in der Ausbildungs- Unsicherheit voraus. „Viele verhielten sich nach
stätte, in der Berufsschule und zuletzt dem Outing mir gegenüber anders. Sie gaben
in der Uni. Wie schwer es jedes Mal das Geheimnis weiter.“ Melanie kapselte sich ab.
war, erneut in das verhaltene Gesicht des Ge- „Ich habe oft lange gewartet, bis ich jemandem
genübers zu schauen, daran erinnert sie sich nur richtig vertrauen konnte und mich dann wieder
ungern. „Aber ich wollte mich outen, um Klarheit geoutet habe.“ Von ihren Freunden an der Uni
zu schaffen, ich will mich nicht verstecken.“ Die wissen es nur zwei Personen. „Die beiden haben
22-Jährige studierte bis vor kurzem noch an der kein Problem damit.“ Anders sehe es in den Vor-
TU Dortmund Rehabilitationswissenschaften. lesungen aus. „Es wurden Modelle von Gesund-
Dass sie lesbisch ist, wusste sie bereits in der heit und Krankheit besprochen, Krankheitsbilder
Pubertät. Damals versuchte sie das Thema zu wurden erörtert.“ Beim Thema Aids sprach der
verdrängen: „Ich wollte es mir einfach nicht ein- Dozent über Homosexualität und all die über-
gestehen“, sagt sie. Später plante sie ihr Outing, holten Ansichten aus den 70er Jahren. „Meine
verlor aber immer wieder den Mut. Kommilitonen witzelten bei dieser zynischen
Betrachtungsweise des Themas.” An eine heuti-
Die Gewissheit, homosexuell zu sein, meint Me- ge grundlegende Gleichstellung glaubt Melanie Melanie glaubt nicht an eine Gleichstellung.
lanie, sei heute mit dem gleichen Ausmaß an Un- nicht: „Wie soll jemand, der homosexuell ist, den
sicherheit verbunden wie vor 30 Jahren. „Unsere Mut dazu bekommen sich zu outen, wenn das
Gesellschaft ist nicht so tolerant wie es scheint.“ Thema selbst an Universitäten belächelt wird?“ Kontakte zu den Referaten unter:
Mehr als jeder zweite homosexuelle Jugendliche Dennoch sei es vor allem für einen selbst wich- www.pflichtlektuere.com
muss mit größeren Belastungen fertig werden tig, sich zu outen. „Es endlich gesagt zu haben, er-
als gleichaltrige heterosexuelle Jugendliche. Nur leichtert sehr. Ich stehe zu dem was ich bin, auch text Martina Vogt
etwa ein Prozent aller lesbischen und schwulen wenn es immer wieder Kraft und Überwindung foto Melanie L.
Jugendlichen gibt an, noch nicht diskriminiert kostet, mich anderen gegenüber zu offenbaren.“
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EXIT -
RAFF DICH AUF, GEH RAUS!
lergenie. Man lernt den Künstler von einer
ganz anderen Seite kennen. Oder wusstet
26.11.09 – „Campus Ahoi“ im FZW ihr, das einige seiner Zeichnungen aussehen
Dortmund wie Comics? Monet hat nämlich schon ganz
Wer Freitag ausschlafen kann, geht früh angefangen zu zeichnen - und da war
am Donnerstag im FZW rocken! Die von Seerosen noch nicht so viel zu sehen.
Party vom Dortmunder Campusradio
eldoradio*.
** Tipp 2!
30.11.09 – Max Herre im Gloria in Buddy Holly - Musical
Köln (Zusatzkonzert) voraussichtlich bis Sommer 2010 – Colosse-
Mit seinem neuen Album „Ein ge- um-Theater in Essen
schenkter Tag“ ist der Sänger auf Weihnachten steht vor der Tür. Habt ihr
Tour. schon alle Geschenke?
Sonst der Tipp für die Rock‘n‘Roll-Begeister-
05.12.09 – 2. Wintergrillen-Ver- ten in eurer Familie: Buddy Holly in Essen!
einsmeisterschaft am Dortmunder * Tipp 1! Für alle, die ihn nicht kennen: Es geht um den
Hauptbahnhof Claude Monet Rocker mit der Hornbrille, der viel zu jung
Hier geht‘s um die Wurst! Der Tipp noch bis 28.02.10 – Von-der-Heydt-Museum bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.
für jeden, der auch im Winter auf das Wuppertal Das Musical erzählt seine Erfolgsgeschichte
Grillen nicht verzichten will. Wann hat man schonmal die Möglichkeit, - und alle seine Klassiker von „Peggy Sue“ bis
100 Werke des berühmten Impressionisten „Oh Boy“ laden zum Klatschen und Mitsin-
jederzeit – der Winter-Depression Claude Monet zu sehen? Jeder kennt die Bil- gen ein. Die Tickets gibt‘s ab 39 Euro. Falls ihr
entgegenwirken: Raus in die Natur. der von seinem Seerosen-Teich. Wer mehr selbst nostalgisch rocken wollt - unser Tipp:
Unser Tipp: Spaziergang oder Jog- sehen wollte, musste schon nach Paris rei- Am Donnerstag gibt es für Studenten 10 Pro-
gen in den Parks und Wäldern des sen. Bis Februar gibt‘s jetzt auch mitten im zent Rabatt auf den Eintritt.
Reviers! Pott einen umfassenden Blick auf das Ma- sk&ah / fotos pixelio A.R. & Hartmut910
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GLÜCK Impressum
WUNSCH Herausgeber Institut für Journalistik, TU Dortmund
Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Meier
Redaktionsleitung: Vanessa Giese (vg), ViSdP
Redaktion: Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227
Dortmund Tel: 0231/755-7473, Fax: 0231/755-7481
Briefanschrift: pflichtlektüre, c/o Institut für Journalistik, TU
Dortmund, 44221 Dortmund
E-Mail: post@pflichtlektuere.com
Produktion: Tobias Jochheim (tjo) und Daniel Klager (tni)
Bild: Daniel Gehrmann (dg), Nadine Maaz (nm), Elvira Neu-
endank, Pascal Amos Rest, Katja Seidl
Titelbild: Tibitu und freundlicher Unterstützung von HENSEL Die kommenden Top Highlights:
Studiotechnik bei der Produktion
New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde
An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Caroline Biallas, Susann Eber-
Heißersehnte Bestsellerverfilmung des zweiten Teils
lein (se), Sandra Finster (fin), Tobias Fülbeck (tf), Johanna von Stephenie Meyers legendärer Vampirsaga um die
Fritz (jf), Lea Grote (lea), Agnes Heitmann (ah), Lisa Helberg, epische Liebesgeschichte zwischen Vampir Edward und
Florian Hückelheim (fh), Jens Jüttner (jj), Stephanie Jung- Bella. Ab dem 26.11.2009 in Ihrer UCI KINOWELT!
wirth (juwi), Sarah Keller (sk), Michael Klingemann, Jonas
Knoop (jk), Stephanie Kwoll, Mareille Landau, Marie Lanfer- Zweiohrküken
mann, Jonas Mueller-Töwe (jmt), Malina Opitz (mao), Siola Heißersehnte turbulent-romantische
Panke (sp), Linus Petrusch (lipe), Dennis Pfeiffer-Goldmann, Fortsetzung der Erfolgskomödie Keinohrhasen
von und mit Til Schweiger und Nora Tschirner,
Melanie Gralke hat die Ti- Miriam Sahli (miri), Sarah Salin (sal), Katrin Schmidt (ks), die nun mit dem Beziehungsalltag zu kämpfen
ckets für das Konzert der Fabian Schwane (fas), Kathrin Strehle (ks), Natascha Tscher- haben. Als women‘s night am 2.12.2009 um
Popmusiker „Phoenix“ aus noster (nt), Martina Vogt (mv), Barbara Wege (bw), Julian 20 Uhr in Ihrer UCI KINOWELT!
Frankreich gewonnen. An- Weimer, Anja-Kristin Willner (awi), Johannes Zuber (joz)
lässlich des zehnten Ge- Verantwortlich für Anzeigen: Oliver Nothelfer, Anschrift wie Ver- Die Tür
burtstags unseres Campus- lag, Kontakt: 0201/804-8944 Beeindruckendes Drama nach einem Roman von
Akif Pirinçci mit Mads Mikkelsen und Jessica
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