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1 Biographie
3 Psychotherapie
4 Adler vs Freud
5 Diskussion
1 Biographie
1870 geboren in Wien; jüdische Familie - jedoch kein Wert in der Erziehung; zweiter
Sohn von 6 Kindern
1895 Promotion zum Dr. med., zunächst Augenarzt, später Internist und Neurologe
Interesse für seelisches Leiden; seelisch – geistige Dimension nervöser Störung;
indiviuell – lebensgeschichtliche Erlebnisse
1911 erste Kritik an Freud „Zur Kritik der Freudschen Sexualtheorie“ → Bruch:
Austritt aus der Psychoanalytischen Vereinigung, Gründung der Gesellschaft für
freie Psychoanalyse (später für Individualpsychologie)
"Jedes Individuum stellt gleichzeitig eine einheitliche Persönlichkeit und die individuelle
Gestaltung dieser geschlossenen Einheit dar. Auf diese Weise ist jeder Mensch Bild und
Künstler zugleich. Er ist der Künstler seiner eigenen Persönlichkeit, aber als Künstler ist er
weder ein unfehlbarer Gestalter noch eine Person, die ihren Leib und ihre Seele voll und
ganz versteht. Er ist vielmehr ein schwaches, äußerst fehlbares, unvollkommenes
menschliches Wesen."
(The Education of Children 1930, S.5 / Ansbacher S.178)
"Minderwertigkeitsgefühle sind nicht an sich abnormal. Sie sind die Ursache für alle
Verbesserungen in der Lage der Menschheit. Selbst die Wissenschaft z.B. kann nur
entstehen, wenn Menschen ihre Unwissenheit und die Notwendigkeit empfinden, die
Zukunft vorauszusehen. Sie ist das Ergebnis des Strebens der Menschen, ihre ganze Lage zu
verbessern, um mehr vom Universum zu wissen, um es besser kontrollieren zu können.
Unsere ganze menschliche Kultur scheint tatsächlich auf Minderwertigkeitsgefühlen zu
ruhen." (What Life Should Mean To You 1931, S.55 / Ansbacher S.126)
"Der Lebensstil eines Individuums wird im ganzen in der frühesten Kindheit vollendet und
er wird solange nicht verändert, wie das Individuum die unvermeidlichen Diskrepanzen zu
den unausweichlichen Forderungen der sozialen Probleme nicht versteht. Ich zweifle nicht
daran, daß einige Menschen durch Erfahrung ihren fehlerhaften Stil einer sozialen
Anpassung näher bringen, aber immer nur dann, wenn ihr >common sense< (eine soziale
Funktion) an einer Verbesserung arbeitet. Im andern Falle ändern sich die Fehler, die wir
beobachten, nicht im geringsten."
(American Journal of Sociology 1937, S.777 / Ansbacher S.192)
– Leitlinie: individuelles Verhaltensmuster, mit denen Minderwertigkeitsgefühle kompensiert
werden; können unterschiedlich stark sein
– Je größer die Minderwertigkeitsgefühle, desto tyrannischer die Leitlinie, desto mehr die
Empfindung als inneren Zwang → Ausdruck durch „Ich muss..“
– Verstehen des Wesens von Menschen erst möglich, wenn dessen Leitlinie erkannt wurde
– zwanghaft Wirkung der Leitlinie = Unfreiheit, Einschränkung der Vielfalt menschlicher
Verhaltensmöglichkeiten
– Hauptaufgabe der Psychotherapie: Aufdecken der Leitlinie, Befreiung vom tyrannischem
Einfluss
– wichtig: nicht objektive Handlung,sondern subjektive Motive werden beurteilt
– nicht aller Leitlinien haben den selben Wert
Leitlinien nützliche unnützliche
direkte Ich muss auf jeden Fall Verantwortung Ich muss angreifen.
tragen. Ich muss anderen meinen Willen
Ich muss durch Erfolg glänzen. aufzwingen.
indirekte Ich muss mich für andere aufopfern. Ich muss krank sein.
Ich muss stets charmant sein. Ich muss meine Schwächen demonstrieren.
Unterschiede im Lebensstil
Entwicklungsaspekte
– nicht zwangsläufig so; kommt auf das Kind an: welcher Stellenwert? Welche Reaktion?
2.7 Minderwertigkeitskomplex
1. objektive Minderwertigkeit
– Organminderwertigkeit oder Minderwertigkeit des Säuglings gegenüber
Kindern/Erwachsenen
2. Minderwertigkeitsgefühl
– subjektives Erleben dieses objektiv gegebenen Sachverhalts
– Grad der Ausprägung nicht nur abhängig von objektiver Minderwertigkeit, sondern von
Beziehung zu Bezugspersonen
– keine fixe Größe, obwohl bei jedem vorhanden
3. Minderwertigkeitskomplex
– wenn Individuum seine Minderwertigkeit zur Schau stellt, um Anerkennung, Überlegenheit,
Geltung und Macht zu erlangen
– Minderwertigkeitskomplex Zeichen für vorhandene Neurose
– keine produktive Lösung der Aufgaben, verweigert mitmenschliche Zusammenarbeit →
Fehlentwicklung, verstärktes Minderwertigkeitsgefühl
– Selbsteinschätzung: Betonung des Gefühls der Unzulänglichkeit → keine Bildung des
Gemeinschaftsgefühls → Minderwertigkeitsgefühl => Minderwertigkeitskomplex
– Minderwertigkeitskomplex: Fixierung auf Unzulänglichkeit (eingebildet/real)
– Minderwertigkeitskomplex = Verdichtung des Minderwertigkeitsgefühls
– Minderwertigkeitskomplex: Resultat verinnerlichter schmerzlich erlebter Grundkonflikte →
im Kern: Selbstwertkonflikte
– Minderwertigkeitskomplex: andauernde Fixierung auf immer subjektiv gefühlte Minderung
des Selbstwertgefühls
– strukturelle Schwachstelle der Persönlichkeitsentwicklung → gleichzeitig findet Phantasie
über die Kompensation mehr oder weniger bewusst statt
– Minderwertigkeitskomplex bleibt unverstanden, aber wirksam
– andere Menschen, keine Mitmenschen sondern Feinde, Ausbeutungsobjekte
4. Überlegenheitskomplex
2.9 Neurose
"Der Neurotiker strebt nach persönlicher Macht und, indem er so handelt, erwartet er einen
Beitrag von der Gruppe, in der er lebt, während der Normale nach Vollendung strebt, die
allen dient."
(Beihefte Zeitschrift für angewandte Psychologie 1931, S.1-14 / Ansbacher S. 124)
Machtstreben Liebesmöglichkeit
Minderwertigkeitsgefühl Selbstwertgefühl
Geltungsstreben Sachbezogenheit
Angst Sicherheit
Selbst-Ablehnung Selbst-Annahme
Verschlossenheit Offenheit
Misstrauen Vertrauen
Zwanghaftigkeit Freiheit
Wie groß jeweils die Anteile der beiden Seiten sind, hängt (a) von der generellen psychischen
Gesundheit des Individuums und (b) von der jeweiligen Situation ab.
2.10 Lebensaufgabe
– Aufgabe des Menschen ist es, das Gemeinschaftsgefühl und alle Haltungen und
Verhaltensmöglichkeiten die unter der „Modalität Sein“ stehen anzueignen
– aber auch die „Modalität Haben“ ist Teil des Wesen
– sich selbst akeptieren! Aber trotzdem Arbeit an sich selbst
→ das Sich-Bewähren im Beruf (durch die Arbeit leistet der Einzelne seinen Beitrag an die
gemeinschaftliche Bedürfnisbefriedigung und hilft so mit, die objektiv gegebene Schwäche
des menschlichen Individuums durch einen sachlichen, gemeinschaftlichen Beitrag
auszugleichen)
3 Psychotherapie
- Formales Ziel:
→ Zieländerung und damit Richtungsänderung
→ Einstellungsänderung der Gesamtpersönlichkeit
- Inhaltliches Ziel:
→ Stärkung des Selbstwertgefühls bezogen auf die Gemeinschaft
→ Gemeinschaftsbezogenheit statt Ich-Erhöhung
- Form:
→ Ermutigendes, partnerschaftliches Gespräch → Bessere Selbsterkenntnis, Einsicht
Psychoanalyse Individualpsychologie
Betrachtungsweise Kausalität Finalität
Persönlichkeitsstruktur Instanzenmodell: Einheit der Persönlichkeit
Es – Ich – Über-Ich Lebensstil
Ausgangspunkt Triebe Minderwertigkeitsgefühl
Konflikte Innerhalb der Zwischen Person und
Person Gesellschaft
Therapie Distanziert; Direkte Interaktion; nicht
Interpretationsho autoritär
heit
5 Diskussion