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30 ARBEIT MITTWOCH, 28.

MAI 2008

«Es hilft, Wünsche ins Zentrum zu stellen»


Im Sport ist Coaching etabliert, in der Arbeitswelt nicht – Peter Szabó zeigt, was es bringt, Lösungen zu suchen statt Probleme zu analysieren
«Wenn jemand zu mir ins wortzumirkommt,wichtigist,dass Ist Coaching so einfach?
Coaching kommt, frage ich er überzeugt ist, dass er die ge- Ich sage manchmal im Halb-
wünschte Richtung im Auge hat ernst, es sei das Privileg eines Coa-
nicht, was passiert ist, sondern und mehr von dem macht, was sich ches, dass er die Probleme des Kun-
was geschehen soll, damit sich im Alltag bewährt hat. den nicht zu lösen brauche, er müs-
das Gespräch gelohnt hat», se einfach dabei sein, wenn es pas-
Muss man denn nicht verstehen, siert, und nicht versäumen, Rech-
sagt Peter Szabó, Coaching- wasschiefgelaufenist,umeskünftig nungzustellen.VieleMenschenha-
Ausbildner und Spezialist für besser machen zu können? ben den Blick auf unlösbare
Manager-Kurzzeitcoaching. Unser lineares Ursache-Wir- Probleme und Defizite fixiert. Wir
kungsdenken suggeriert das.Meine können sie einladen, das Blickfeld
INTERVIEW: Erfahrung sagt etwas anderes: Zwi- in eine nützlichere Richtung zu er-
MATHIAS MORGENTHALER schen der Ursache eines Problems weitern. Dabei stütze ich mich auf
und dessen Lösung besteht in der die Kompetenzen, die der Kunde
«BUND»: Herr Szabó, Sie sind seit Regel keine Verbindung. Es hilft, mitbringt. Die Einfachheit, die zum
15 Jahren als Coach tätig.Worin Wünsche und Fähigkeiten ins Zen- Erfolg führt, ist allerdings nicht
unterscheidet sich Coaching eigent- trum zu stellen und nicht Defizite leicht zu erreichen. Es ist mitunter
lich von Beratung? oder vermeintliche Ursachen. schwierig, konsequent simpel zu
PETER SZABÓ: Wir Coaches erteilen DennProblemspracheverstärktdie bleiben, auch wenn es komplex
keineRatschlägeundverkaufenkei- Problemsicht,Lösungssprachekre- wird, und Kundenkompetenzen
ne Konzepte. Eine Kürzestdefini- iert Lösungen. vorauszusetzen, auch wenn sie
tion, die mir gut gefällt, lautet: Coa- nicht ohneWeiteres sichtbar sind.
chen heisst, eine wichtige Person Wir sind doch geprägt von unseren
auf bequeme Art von da, wo sie ist, Erfahrungen und Gewohnheiten, In welchen Situationen ist Coaching
dorthin begleiten, wo sie hin will. So unserVerhalten unterliegt gewissen hilfreich?
gesehen war ich schon vor 30 Jah- Mustern.Wie kann da eine einstün- Ich konzentriere mich auf Kurz-
ren, als es diese Disziplin noch gar dige Coachingsitzung bei Ihnen zeit-Einzelcoaching für Führungs-
nicht gab, als Coach tätig. Ich arbei- etwas verändern? kräfte. Aktuelle Anlässe sind heikle
tete damals neben dem Studium als Lassen Sie uns ein Beispiel ma- Abschlussgespräche, Konfliktfälle,
Taxifahrer. Da war es klar, dass ich chen. Ein Industriemanager persönliche Entscheidungssitua-
die Kunden dorthin begleite, wo sie kommt zu mir und schildert mir tionen, heikle strategische Firmen-
hin wollen. Nie wäre es mir in den sein Problem: Sein Chef gibt ihm entscheide. Ebenfalls bewährt hat
Sinn gekommen, ihnen ein anderes sehr wenig Spielraum, traut ihm sich Teamcoaching, Coaching-
Ziel vorzuschlagen. Als Coach muss nichtszu,gibtkaumVerantwortung begleitung für Menschen, die neu
man sich in dieser Hinsicht immer ab.DerManagermöchteeigentlich, eineFührungsfunktioninnehaben,
wieder disziplinieren. dass sein Chef sich ändert, aber er und Vermittlung von Coaching-
sieht nicht, wie er ihn so weit brin- Techniken für Führungskräfte.
Und was ist gemeint mit «auf be- gen kann. Als ich ihn frage, wie es
queme Art»?Verändern kann man ihm in früheren Situationen gelun- In der Schweiz kann sich jede und
sich doch nur, wenn man die Kom- gen sei, dasVertrauen seinerVorge- jeder Coach nennen. Halten Sie es
fortzone verlässt. setzten zu gewinnen, beginnt er für problematisch, dass es kein
Das Ziel ist nicht eine radikale nachundnachvongutenErfahrun- geschützter Titel ist?
Veränderung, sondern dass der gen zu berichten. Daraus leitet er Nein, wir haben es mit mündi-
Kunde in einem ihm wichtigen Be- rasch Ideen ab, die er im Umgang gen und selbstverantwortlichen
reich einen Schritt weiterkommt. mit seinem Chef erproben möchte. Kunden zu tun. Es ist sinnlos, den
Als Coach stelle ich nicht die Prob- Ich frage ihn anschliessend, woran Markt regulieren zu wollen. Wür-
leme der Vergangenheit ins Zen- eresmerkenwürde,wennseinChef den meine Klienten 350 Franken
trum,sondernichermutigedenKli- sich künftig anders verhalten wür- zahlen für eine Stunde Coaching,
enten, sich mit Zielen, Ressourcen de. Nach zwei Stunden verliess der wennesnichtsbewirkenwürde?Ich
und Lösungen zu befassen. Oft sind Manager das Coaching mit mehre- hoffe nicht. Entscheidend ist, dass
die Kunden stark damit beschäftigt, ren Indizien, nach denen er Aus- jeder, der Unterstützung sucht, ei-
was fehlt, was nicht funktioniert. schau halten wollte, um Fortschrit- nen passenden Coach findet.
Ich habe früher auch so funktio- te zu erkennen.
niert. Als ich noch in einem Versi- ZUR PERSON
cherungsbetrieb tätig war, sagte ein Roger Federer mit Coach – reden sie vom nächsten Sieg oder von der letzten Niederlage? KEYSTONE Und das hat geholfen?
Kollege zu mir: «Dein häufigstes Ja, als ich ihn drei Monate später Peter Szabó (50),
Wort ist ,Problem‘, du siehst überall traf, sagte er mir, er habe es inzwi- promovierter
Probleme.» Auch später als Ausbil- ching offerierte, spürte ich am eige- mit einem Problem zu mir kommt, stündigen Sitzung einen grossen schen sehr gut mit seinem Chef. Jurist, war 15
dungsleiter in der Versicherungs- nen Leib, wie viel sich bewegen liess frage ich nicht danach, was passiert Schritt weiter. Vielfach endet die Der Clou ist: Weder er noch sein Jahre Manager
branche funktionierte ich defizit- mit wenig Aufwand. Da wusste ich: ist, was nicht funktioniert hat, wer Zusammenarbeit nach einer Stun- Chef sind andere Menschen ge- in der Versiche-
orientiert: Ich musste Bildungslü- Das will ich auch machen. was falsch gemacht hat etc. Ich fra- de. worden. Es ist dieVeränderung des rungsbranche.
cken erkennen und schliessen. Es ge: «Was soll geschehen, damit Blickwinkels, die eine unglaublich Vor 10 Jahren
ging immer darum, ein halb leeres Heute sind Sie auf lösungsorien- sich unser Gespräch für Sie gelohnt Andere Coaches stellen für die erste grosse Wirkung entfaltet hat. Vor- begann er, die lösungsorientierte
Wasserglas weiter anzufüllen. tiertes Kurzzeit-Coaching spezia- hat?Angenommen,dasgelingt:Wie Stunde keine Rechnung. her hat der Manager immer jene Vorgehensweise auf Coaching
lisiert. Arbeiten andere Coaches werdenMenscheninIhremUmfeld (Lacht.) Das würde mich ruinie- Dinge wahrgenommen, die ihn in und Training zu übertragen.
Und aus Unbehagen wurden Sie nicht auf Lösungen hin? die Veränderung bemerken? Wann ren. Ich sehe meine Kunst darin, in seiner Sicht bestätigten, dass der 1997 gründete er das Weiter-
Coach? Ichweiss,derBegriffklingtbanal, haben Sie schon einen Teil davon kurzer Zeit einen hilfreichen An- Chef ihm nicht vertraut. Nachher bildungsforum Basel (grösster
Es kam etwas Zweites dazu: In und ich bin selber nicht glücklich umsetzen können? Welche Ihrer fang zu ermöglichen. Meine Frage hatereinenanderenAusschnittder Schweizer Anbieter für Coa-
derbetrieblichenOrganisationsent- darüber. Es ist aber keine Worthül- Fähigkeiten sind da zumTragen ge- am Ende des Coachinggesprächs gleichen Realität ins Zentrum ge- ching-Ausbildung) und lehrt
wicklung verzweifelte ich fast daran, se, denn es handelt sich um einen kommen?» Durch diese Fokussie- lautet in der Regel: «Woran werden stellt, nämlich geschaut, was war- Coaching an mehreren Hoch-
wie zähflüssig Veränderungen in Ansatz, der sich dramatisch von rung auf den Wunschzustand und SieinnächsterZeitmerken,dassSie um funktioniert und woran er es schulen in Europa und Amerika.
grossen Firmen ablaufen. Als mir dem unterscheidet, was üblicher- die vorhandenen Ressourcen sind einen Schritt weiter sind?» Wichtig merken würde, wenn es künftig In seiner Praxis ist er auf Kurz-
der Arbeitgeber ein Führungscoa- weise gemacht wird. Wenn jemand meine Klienten oft nach einer ein- ist nicht, dass er dann mit der Ant- noch besser ginge. zeitcoaching spezialisiert. (mmw)

LIVE-COACHING MIT BARBARA STEINER

Keinen Schock erlitten, sondern Mut geschöpft


Was unterscheidet Coaching men Interesse und beantworten Beim anschliessenden Stehdin- undinneueWeltenhineinzuziehen, dann erkundigt sie sich, in welchen Auch auf andere Experimente lässt
von Therapie oder Beratung? uns je die vorgegebene Frage.Vorne ner gelingt es mir nicht, alle Anwe- in denen er die Menschen und Din- Fällenesgutgeklappthabemitdem er sich nicht ein, aber mehr und
fragt Referent Peter Szabó, ob sich senden «ressourcenorientiert» zu ge in neuem Lichte sieht.» Weil der Marketing in eigener Sache. Und mehr beginnt er nicht nur von sei-
Und wie läuft eine Sitzung ab? durch die kleine Übung etwas ver- betrachten, manche drängen sich Kunde nicht freiwillig zu neuen wie er merken würde, dass sich et- ner Blockade zu reden, sondern
Das Weiterbildungsforum ändert habe. Wir merken: Durchs vor, andere plustern sich unmög- Ufern aufbreche, müsse der Coach was zum Guten verändert habe. auch von seinen Stärken, von We-
Basel hat am Montag in Luzern laute Nachdenken sind wir fokus- lich auf, wieder andere stellen ihre ihn dazu animieren, verführen oder Während Steiner dieTechniken an- gen, die er schon mit Erfolg be-
sierter, haben klare Erwartungen. soziale Ader unter Beweis. gar sanft zwingen. Und an anderer wendet, die sie bei Peter Szabó ge- schritten hat. Er erzählt von
eine Einführung für Laien So weit, so gut, aber bitte keine wei- Stelle: «Bekanntlich können richtig lernt und selber verfeinert hat, Schreibarbeiten, die er ohne Auf-
Coaching fast nach Drehbuch
inklusive Demonstration am tere Übung mit Partner. gesetzte Schocks einen Heilungs- bleibt der Journalist vorerst am Ne- traggeber begonnen hat, und dass
lebenden Objekt veranstaltet. «Und jetzt wenden Sie sich wie- Dann beginnt das Ereignis des prozess enorm beschleunigen.» gativen hängen: Er könne nicht erEnergiespüre,fürdieseArtikelei-
der Ihrem Nachbarn zu, schauen Abends, ein Live-Coaching mit Bar- Barbara Steiner eröffnet das Ge- einfach jemanden anrufen, ohne nen Abnehmer zu suchen.
MATHIAS MORGENTHALER ihm in die Augen und versuchen bara Steiner, die auf Einladung des spräch sehr behutsam. Sie lässt ih- einen Auftrag zu haben, er kenne Zum Abschluss fragt Steiner den
Sie etwas Unmögliches: Reden Sie Weiterbildungsforums Basel ihre ren Kunden, einen knapp 60-jähri- zwar viele Leute, könne das aber Journalisten, wie hilfreich das Ge-
«Fragen Sie Ihren Sitznachbarn, von seinen Stärken und beginnen Coaching-Technik vorführt. In ih- gen Journalisten, der beim Schwei- ökonomisch nicht nutzen. spräch für ihn gewesen sei auf einer
was passieren müsste, damit sich Sie die Sätze mit ,Ich könnte mir rem Buch «Coaching auf den Punkt zer Fernsehen angestellt ist, erzäh- Skala von 1 bis 10. «7», sagt dieser, er
Was würde Rolf raten?
diese Informationsveranstaltung vorstellen... ‘». Plötzlich höre ich gebracht» heisst es unter dem Titel len, dass er gerne wieder vermehrt fühle sich jetzt locker und optimis-
für ihn am Ende gelohnt hat. Und mich nette Dinge über ihn sagen, «Switch – das Geheimrezept» viel- schreiben würde, auch ausserhalb Steiner bittet ihn um den Vor- tisch. Später ergänzt er, er habe
tauschen Sie dann die Rollen.» Das die ich sogar glaube – und er traut versprechend: «Die praktische Er- seines Fachgebiets, dass er es aber namen eines Mannes, der sein nichts erfahren, von dem er nicht
beginnt ja gut. Mein Sitznachbar, mir Stärken zu, die mich erstau- fahrung zeigt, dass der Verände- nicht schaffe, sich gut zu verkaufen. Mentor sein könnte, und fragt schon gewusst hätte, insofern sei es
ein Manager, der mich bisher nach nen. «Wenn wir den andern Men- rungs-,Klick‘ sich erst einstellt, Steiner fragt nach, was in den dann: «Wenn ich Rolf fragen würde, kein Aha-Erlebnis gewesen. Aber es
Kräften ignoriert hat, tut, als mache schen ressourcenorientiert sehen, wenn es gelingt, den Coachee (Kun- nächsten 45 Minuten passieren welches Vorgehen würde er dir habe gut getan, 45 Minuten lang
er sich Notizen. Schliesslich fügen wird vieles möglich», sagt Peter den) aus seiner Erfahrungswelt müsste, damit es sich für ihn ge- empfehlen?» – «Das kann ich nicht laut nachzudenken und sich ganz
wir uns ins Unvermeidliche, mi- Szabó. mehr oder weniger brüsk heraus- lohnthätte,sichhierzuexponieren, sagen», antwortet der Journalist. ins Zentrum zu stellen.

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