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Kommunalwahlprogramm 2004
Was wir im Rathaus wollen
1. Die Erfahrung mit der DDR hat uns ein grundsätzliches Misstrauen
gegenüber Ideologien, gegen Machtmissbrauch und geistige Monokultur gelehrt.
Es erinnert an die DDR, wenn Vertreter einst freiheitlicher Parteien in der
öffentlichen Diskussion die ökonomische Analyse zunehmend durch Propaganda
(„Ich-AG“ usw.) und gesetzlichen Zwang („Hartz“) ersetzen. Dass die
Verlängerung der (Lebens-)Arbeitszeit bei steigender Produktivität keine regulären
Arbeitsplätze erzeugen kann, versteht jede und jeder. Da die reaktionärsten
Kreise in der SPD ohne Rücksicht auf Verluste in der eigenen Partei auf
Bundesebene CDU-Politik fortführen, werden nicht nur Leipzigerinnen und
Leipziger von Zukunftsängsten beschlichen.
2. Wir waren die ersten, die einst den sogenannten „Betrieb für
Beschäftigungsförderung“ (bfb) kritisiert und vor diesem Modell-Projekt für
Deutschland gewarnt haben. Mit „Hartz“ ist der Zwang zur Billig-Arbeit für
Arbeitslose Gesetz geworden. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Druck auf das
Lohnniveau noch regulär Beschäftigter. Das neueste Modell aus Leipzig: Die
Stadtverwaltung stellt Überlegungen an, ob sich Leipziger „Arbeitslosenhilfe II“-
Bezieher ab dem nächsten Jahr zum Schuheputzen für Touristen nötigen lassen.
3. Kritik ist für uns das notwendige Korrektiv zur Macht, dessen Wegfall die
Demokratie gefährdet. Wir verweigern unsere Zustimmung dann, wenn
Korruption, Unehrlichkeit oder undemokratische Absprachen von Amtsinhabern
dem Ansehen der demokratischen Institutionen schaden können. Wir lehnen es
ab, wenn auf Kosten von Unbeteiligten – und das sind meist die materiell
Ärmsten, die keine andere Lobby haben – Politik betrieben wird, die eigentlich nur
Mittel zu einem anderen Zweck ist.
6. Die tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau ist uns ein wichtiges
Anliegen. Wir unterstützen Modelle, die beiden Geschlechtern ermöglichen, Familie
und Beruf zu vereinbaren und dabei den Kindern geben, was ihr Recht ist: Eltern,
die Zeit für Kinder haben. Wir unterstützen Initiativen, die sich besonders für die
Rechte der Frauen stark machen.
9. Jugend in Leipzig ist nicht das Problem mit den Leipzigern von morgen,
sondern die Jugendlichen und ihre Familien sind die Leipziger von heute.
Attraktive Jugendarbeit, Jugendkultur und Familienförderung stellen
Lebensqualität für alle Generationen dar, auf die wir nicht verzichten wollen.
10. Leipzig war einst ein geistiges Zentrum europäischen Zuschnitts. Die
Universität ist nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber, sondern verjüngt Leipzig
dauerhaft und sendet wichtige Impulse in die Kommune und die Welt. Das soll so
bleiben. Das Gründungsjubiläum der Universität sollte zum Anlass genommen
werden, die Verbindung von Stadt und Hochschulen weiter zu stärken. Wir
unterstützen alle, die sich für eine Sicherung der Universität und für freie Lehre
einsetzen.
11. Leipzig ist eine internationale Stadt. Wir unterstützen die Entwicklung des
Tourismus ebenso wie Menschen, Vereine und Initiativen, die sich dem
Zusammenleben der Nationen und Kulturen in Frieden und gegenseitigem
Interesse widmen. Wir wünschen uns intensivere Beziehungen zu den Bürgerinnen
und Bürgern unserer Partnerstädte in Ost und West.
12. Die Bürgerbeteiligung an politischen Entscheidungsprozessen ist zu fördern.
Lokale Bürgerinitiativen und Verbände sind wirkungsvoll in die Stadtteilplanung
einzubeziehen. Bei schwerwiegenden Entscheidungen sind Bürgerentscheide
durchzuführen.
Wir wollen mehr Parlament: Jeder Stadtteil wählt einen Ortschaftsrat, der, mit
einem eigenen Budget ausgestattet, über Anliegen, die nur den Ortsteil betreffen,
eigenverantwortlich entscheidet. Die bestehenden Stadtbezirksbeiräte, die oft
nicht einmal informiert werden, sind lediglich ein Feigenblatt der Politik vom
grünen Tisch.
12 gute Gründe