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A171_01

Studierendenmagazin der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen

pflichtlektüre
012010  www.pflichtlektuere.com

Ruhr.2010? Wir
haben den Plan!
Was ihr von der Kulturhauptstadt sehen müsst

Ich sehe was, was du nicht siehst


Michael Jack lebt mit einer neurologischen Besonderheit. Er ist hochsensibel.

Selbstbewusst stottern
Projekt der Selbsthilfe Dortmund hilft im Alltag.
S02 VOR-SPIEL A367_02

Was geht

M
ehr Kunst im Ruhrgebiet - chen wie Fotografie, Zeichnung und
am 30. Januar eröffnet das Videokunst.
„Museum Folkwang“ in
Essen. Das Museum wurde Übrigens:
bereits 1902 in Hagen ge- „Folkwang“ ist abgeleitet vom Begriff
gründet. Es war wegweisend für mo- „Folkvangar“ und heißt „Volkshalle“.
derne Kunst in Deutschland und zeigte Im altnordischen Versepos Edda steht
Werke von Künstlern wie Gauguin, van der Begriff für den Palast der Göttin
Gogh und Matisse. Im Zweiten Welt- Freya. Genug verwirrt? Dann macht
krieg wurden jedoch das Museum, und euch am besten ein eigenes Bild!
somit auch viele Kunstwerke zerstört.
Der Standardeintritt kostet 5€, er-
2010 startet das Museum Folkwang mäßigt 3,50€. Sonderausstellungen
einen Neuanfang in Essen. Neben den könnten jedoch etwas teurer werden.
Ausstellungsbereichen findet man Mehr Infos gibt’s auf www.museum-
dort eine Bibliothek, einen Lesesaal folkwang.de
und einen Multifunktionssaal für Vor-
träge und Veranstaltungen. Ziel ist es,  brin/foto: pixelio/ASonnenschein
an die damalige Kunst anzuknüpfen
und sie weiterzuentwickeln. Ab Januar
gibt es dann Ausstellungen zu Berei-

Neulich in Deutschland

A
ls ich zum ersten Mal nach (Gott sei Dank habe ich im Ruhrgebiet
Deutschland kam, hatte keine polnischen Bekannten, die das
ich gewisse Erwartungen. hier lesen. Wir sind nämlich sehr stolz
Pünktlichkeit und Ordent- auf unsere polnischen Biermarken.)
lichkeit gelten bei uns in Po-
len als typisch deutsche Eigenschaften. Noch eine Sache gefällt mir in Deutsch-
Zudem fürchtete ich mich vor fettigem land: Umweltschutz ist selbstverständ-
Essen: so viel Fleisch - immer Wurst lich. Es gibt nicht in ganz Europa Pfand
und Döner, ein wirklich deutsches Ge- auf Flaschen. Deshalb warf ich sie zu
richt, nicht wahr? Ich dachte auch, ver- Beginn meines Aufenthalts alle in den
kochtes Gemüse und schlecht schme- Müll. Wie sehr ich mich über die Preise
ckendes Bier zu bekommen. aufregte! Mit Pfand erschien mir Mi-
neralwasser so teuer.
Schnell stellte sich heraus, dass nicht
jedes Vorurteil die Wahrheit ist. Die Nach diesen Erfahrungen kann ich ein
Küche hier bekommt mir ziemlich polnisches Sprichwort besser verste-
gut. Auch wenn ich mich nach Mut- hen. Es lautet: Reisen macht klüger.
tis Essen sehne. Außerdem gibt es in
Deutschland eine Vielfalt an Gerichten Agata Sliwinska kommt aus Polen und
aus aller Welt. Beim Bier war ich beson- studiert ein Semester Journalistik in
ders überrascht. Ihm fehlt es an nichts. Dortmund.  foto:nm

Wissens-Wert

G
eldbörse verloren? Normaler- Insgesamt fanden 42 Prozent der Börsen
weise macht man sich in die- den Weg zurück zu ihrem Besitzer, von
sem Fall keine großen Hoff- denen mit Babyfotos sogar 87 Prozent.
nungen, das gute Stück jemals Solche, die Fotos von Welpen, Familien
zurückzubekommen. Laut ei- oder einem Paar enthielten, schnitten
ner britischen Studie kann man jedoch deutlich schlechter ab. Laut Studienleiter
die Chancen auf ein Wiedersehen erhö- Richard Wiseman von der Hertfordshire
hen, und zwar durch – Babyfotos. University riefen die Babyfotos bei den
Findern fürsorgliche Gefühle hervor, die
Für die Studie haben Forscher 240 Geld- sie dazu brachten, die Portmonnees zu-
börsen in ganz Edinburgh „vergessen“. rückzugeben. Wer also zu allgemeiner
Eine Woche später übrprüften sie, wie Schusseligkeit neigt und schon öfter
viele zurückgegeben wurden. Die Port- seinen Geldbeutel verloren hat, sollte
monnees enthielten kein Bargeld, dafür sich das süßeste verfügbare Babyfoto
aber typische Gegenstände wie Lotte- schnappen, es an prominenter Stelle in
riescheine und Mitgliedskarten – und die Börse stecken und an den Beschüt-
eben Fotos: entweder von Babys oder zerinstinkt des Finders appellieren. Viel-
von Hundewelpen, Familien oder älte- leicht klappt‘s ja.
ren Paaren.
 jsb/foto: nm
A171_03 START-BLOCK S03

HERZ-STÜCK diesmal Zur Ausgabe

D
Können Tauben as Titelbild der pflichtlektüre produzieren wir immer
Kultur schaffen? mit besonderer Sorgfalt. Studenten erarbeiten Ideen,
verwerfen sie wieder, probieren aus, lernen die Tech-
nik - und am Ende kommt ein Bild heraus.

Technik und Inhalt werden aber spätestens dann zur Neben-

S08 sache, wenn es darum geht: Wer ist


diesmal unser Model? Wessen Gesicht
kommt auf den Titel? Blicke senken
sich jäh zu Boden, alle täuschen mit
gleichgültiger Miene Unsichtbarkeit
vor.

Nach einigen "Bitte nicht!" und "Och


nee!" traf es diesmal Nadine, unsere
DORTMUND Fotoredakteurin. Statt hinter stand
sie für diese Ausgabe vor der Kamera.
S04 … Außergewöhnliches Projekt: Mehr Selbstbewusstsein für stotternde Menschen. Als das Bild aufgenommen war, gräm-
te sie sich allerdings: "Ich habe keine
S06 … Kneipensterben im Kreuzviertel: Krise an der Theke. Haare auf dem Foto!"

HERZ-STÜCK Die Redaktion befand zwar: "Du siehst toll aus!" - und stimmte
freudig "Du hast die Haare schön!" an. Doch Nadine ist nicht
S11 … Du bist Deutschland, wir sind Kulturgebiet: Ausgewähltes zur Ruhr.2010. überzeugt. Wir bitten deshalb um Zuspruch an pflichtlektue-
re@googlemail.com.
RUHR-BLICK
Die nächste pflichtlektüre (und letzte des Wintersemesters) er-
S13 … Michael Jacks Gehirn nimmt anders wahr: Oft stresst ihn das. scheint am 2. Februar. Bis dahin viel Spaß beim Lesen dieser
Ausgabe!
DIENST-BAR

S14 … Auf Leinwand und Papier: Fiktion von Seelen und Unsichtbaren.
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S04 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN A171_04

Stottern fürs Selbstbewusstsein


Wer stottert, versucht es zu verbergen. In einem außergewöhnlichen Projekt stellen sich die Betroffenen der
unangenehmen Situation. Unterstützt wird das Projekt von drei TU-Studentinnen der Rehabilitationspädagogik.

S
ebastian ist ein großer Mann, der von Unter Gleichgesinnten fühlt er sich dagegen gruppe in den Räumlichkeiten am Friedensplatz.
sich selbst behauptet, dass er ein aufge- wohl. So zum Beispiel an der Kontakt- und Infor- Ob gemeinsame Diskussionen oder Aktivitäten,
schlossener Mensch ist. Den 28-jährigen mationsstelle für Selbsthilfe in Dortmund. Hier wie der Besuch des Weihnachtsmarktes - seit
quält ein Problem, das man ihm äußer- gibt es eine Gruppe, für deren Mitglieder Sprach- August 2008 finden Stotterer hier ein geduldiges
lich nicht ansieht: Sebastian stottert. fehler ganz normal sind. Jeden zweiten und vier- Ohr.
Wirklich wohl fühlte sich Sebastian lange Zeit ten Montag im Monat trifft sich die Selbsthilfe-
nur auf seinem Fahrrad. Mit ihm legt Sebastian
weite Strecken zurück. In der Freizeit oder bei der Hilfe von der TU
Arbeit, das Fahrrad ist auf allen Wegen sein steter
Begleiter. Denn Sebastian arbeitet als Fahrrad- Im Sommer vergangenen Jahres hat die Gruppe
kurier. Dass er heute die Post überhaupt zustellt, Zuwachs bekommen: Drei Dortmunder Studen-
verdankt er sich selbst. Trotz aller Skepsis, die ihm STOTTERN tinnen der Rehabilitationspädagogik nehmen
zu Beginn entgegen geschmettert wurde, blieb er aktiv an den Treffen teil. Ihr Schwerpunkt im
standhaft und wollte den Job unbedingt machen. Studium ist die Sprachtherapie. Unter ihnen ist
Über 800.000 Menschen in Deutschland stot- Katharina Ciemienga, die im siebten Semester
tern. Viele Kinder werden es zwar nach der Pu- an der TU studiert. Sie will die Gruppe unterstüt-
Angst vor dem Sprechen bertät wieder los, doch es kann auch bleiben, zen und gleichzeitig selbst Erfahrungen für ihren
so wie im Fall von Sebastian. Das so genannte späteren Beruf sammeln.
Auf Grund seines Stotterns traute ihm kaum In-Vivo-Training, das die Gruppe in der Stadt
einer den ständigen Kundenkontakt zu. Heute gemacht hat, ist eine Übung dafür, das Stottern Während eines ihrer Treffen kam die Gruppe auf
radelt er von Tür zu Tür. Vor dem Gespräch mit zuzulassen und soll dabei helfen, die Angst eine Idee. Gemeinsam mit der Studentin hat sie
den Empfängern, das ihn an der Haustür erwar- vor davor abzubauen. „Hinter dem Stottern sich eine besondere Aufgabe gestellt: Rein in die
tet, scheut er sich längst nicht mehr. Doch auch steckt viel mehr, als das, was beim Zuhörer an- Geschäfte in der Dortmunder Innenstadt und
Sebastian muss zugeben, dass es längst nicht kommt. Die stotternden Menschen bauen ein so viel stottern wie nur möglich. Der Zweck die-
immer so war. Mit sieben begann er zu stottern. großes Vermeidungsverhalten auf und haben ser Übung: „Das Wichtigste am Stottern ist, dass
In seiner Pubertät verschlimmerte es sich und es Angst vor dem Sprechen, was dieses zusätzlich man es zulässt und akzeptiert, damit man nicht
blieb ihm bis heute. Vor allem als Teenager zog erschwert“, erklärt Katharina Ciemienga. versucht es zu unterdrücken und in einen Teu-
er sich immer weiter zurück. Die Angst vor dem felskreis aus Angst, Nervosität und Vermeidung
Sprechen war einfach zu groß. kommt“, erklärt Katharina.
A171_05 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN S05

Sebastian hat vier Geschäfte ausgewählt. „Leicht


fällt mir die Übung nicht. Künstlich stottern ist Ungewöhnliche Erfahrung
ein widerliches Gefühl, weil ich dann etwas ma-
che, was mich völlig aus der Bahn bringen kann“, Für Katharina ist das Ziel erreicht.
sagt er. Er macht sich oft Gedanken über die Re- „Wir haben gesehen, dass gar nicht
aktion seines Gegenübers: „Wenn ich in die Ge- so viele Menschen negativ auf uns
schäfte gehe, erwarte ich automatisch eine Art reagieren.“ Für sie war das kleine
Abneigung von den Menschen.“ Mittlerweile ist Experiment besonders interessant
das Einkaufen für ihn kein Problem mehr, doch - ist sie selbst doch gar keine Stotte-
das künstliche Stottern weckt Erinnerungen, die rin. „Ich war am Anfang richtig ner-
Sebastian schon all zu oft begegnet sind. „Da vös, aber von Gespräch zu Gespräch
wurde die Mimik verzogen und man hatte oft das bin ich selbstbewusster geworden“,
Gefühl man will mir sagen: ,Komm endlich zum sagt sie und ist froh über die unge-
Punkt’“, erinnert sich Sebastian. Die schlimmsten wöhnliche Erfahrung.
Befürchtungen sind während des Versuchs nicht
eingetreten. Nur eine ungeduldige Verkäuferin Und überhaupt: „Bei vielen positi-
verärgerte ihn. ven Erfahrungen kann natürlich
auch mal ein negatives Erlebnis
Mittlerweile besitzt er eine klare Meinung zu dabei sein. Dann muss man sich
Menschen, die ihn auf Grund seines Stotterns denken, dass man die Person gar
spürbar anderes behandeln: „Manches Verhal- nicht kennt“, meint Katharina. Auch
ten finde ich richtig daneben, aber wenn jemand Sebastian ist mit der Zeit selbstbe-
über mich herzieht und mich kränkt, dann kann wusster geworden: „Ich habe mir
ich diesem Menschen auch nur noch mit Verach- vorgenommen, mich nicht mehr so
tung entgegentreten. Das fällt mir zwar nicht sehr auf die Angst vor dem Stottern
leicht, weil ich eigentlich sehr aufgeschlossen zu konzentrieren, sondern mehr auf
bin, aber diesen Menschen beachte ich dann gar die Dinge, die ich sagen will.“
nicht mehr.“
Katharina ist ihrem Ziel, das sie in
die Gruppe geführt hat, wieder ein
Stück näher gekommen. Sie kennt
ONLINE jetzt auch die Sicht der Stotterer
selbst: „Wir wollen auch wissen,
wie es Stotterern außerhalb der
Mehr rund um das Thema Stottern findet ihr Therapiesituation geht.“ Sie will die
auch im Internet: Gruppe weiterhin unterstützen, mit
Rat behilflich sein und bei Themen Am Anfang war Katharina Ciemienga, Studieren-
www.stotterer-selbsthilfe-dortmund.de mitdiskutieren. Auch Sebastian redet de der Rehabilitationspädagogik, nervös vor der
mit. Ganz ohne Angst und Nervosität. ungewohnten Situation des Stotterns.
www.bvss.de
(Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V.) text Marylen Reschop
fotos Nadine Maaz, Marylen Reschop

Neues aus RUHRSTADT


Dortmund momente
Lokalkolorit am Körper Debattieren wie die Profis „Immer wenn es regnet,...“
Mit „4600 Dortmund“ gibt es seit kurzer Zeit eine DebaDo heißt der Debattierclub der Dortmunder Nein, ich denke nicht an von hinten wie von vor-
T-Shirt-Marke für Dortmunder Lokalpatrioten. Der Hochschulen. Ab dem 12. Januar verteidigen die ne A-N-N-A. Auch nicht an Max aus den Schoß
Name basiert auf der alten Dortmunder Postleit- Lantagskandidaten von den Grünen, SPD, FDP der Kolchose. Und schon gar nicht an Freundes-
zahl und soll an die Dortmunder Union Brauerei, und der Piratenpartei gegen den Debattierclub kreis, die mit diesen Zeilen ihren Durchbruch
die Stahlindustrie und Kohleförderung erinnern. ihre Landesparteiprogramme. Dabei stehen vor schafften. Sondern an meinen Schirm. An den
Auf den Shirts sind so neben dem Förderturm der allem hochschulpolitische Themen im Vorder- kleinen schwarzen Knirps, der eigentlich in der
Zeche Zollern auch der Florianturm und die Rei- grund. Die weiteren Termine sind der 19. und 28. Handtasche sein sollte, aber tatsächlich an mei-
noldikirche zu sehen. Vier verschiedene Motive Januar, sowie der 2. Februar. Alle Veranstaltun- ner Garderobe zu Hause hängt. Immer dann,
gibt es zur Auswahl: Dortmund Hafen, Südseite, gen finden im CDI-Gebäude am Vogelpothsweg wenn es in Strömen regnet. Immer dann, wenn
Kreuzviertel und klassisch „4600 Dortmund“, 78 statt. Alle Interessierten können sich so schon weder Vordächer noch überdachte Bushaltestel-
jeweils in den Farben Schwarz, Weiß und Grau. jetzt ein Bild von den Parteien zur Landtagswahl len in Sicht sind. Immer dann, wenn die Haare
Mehr Infos unter www.pflichtlektuere.com. Ne- im Mai verschaffen. Weitere Informationen unter besonders gut liegen. Pitschnass in der Wohnung
ben dem Online-Shop (www.4600Dortmund.de) www.debado.de. lipe angekommen, ärgere ich mich über meine Ver-
sind die Shirts auch bei den Händlern Kingpin, gesslichkeit – und lasse den Schirm am nächsten
Unterhaltung und Allegra zu haben. fh Tag wieder zu Hause. se
S06 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN A171_06

schaft. Die Spätfolgen der Krise bekommen


aber auch sie zu spüren. Das „Barrock“ re-
agierte darauf und schaffte kurzerhand den
günstigen Mittagstisch ab. Direkt gegen-
über vom „Cafe Ferdinand“ am Neuen Gra-
ben liegt das „El Mundo“. Die Gäste schätzen
seit über zehn Jahren das gute Essen und die
Atmosphäre im „El Mundo“. Der Laden ist
auch heute täglich gut gefüllt. „Irgendwann
haben im Kreuzviertel einfach viel zu viele
Kneipen aufgemacht. Die Leute wollen aber
keine schicken Läden, sondern eine Kneipe
in der Alt und Jung zusammensitzen“, sagt
„El Mundo“-Chefin Heidi Wolf.

Falsches Konzept
„Die Wirtschaftskrise hat bei uns böse ein-
geschlagen. Der Bürger entscheidet sich
viel bewusster, wo er was isst oder trinkt“,
sagt Marcel Ziegler. Beim „Cafe Ferdinand”
kommt hinzu, dass das Konzept, German
Tapas anzubieten zwar ein Trend ist, den
Dortmundern jedoch nicht wie erwartet
mundet.

Am 31. Dezember musste auch das „Cafe


Ferdinand“ seine Türen endgültig dicht ma-
chen. Die Fußball-Fans werden in die nächs-
te Kneipe ziehen und dort für ein gutes

E
Wochenende sorgen. Einen Nachmieter am
in gewöhnlicher Samstag, ein gewohn- „UFO“ in der Arneckestraße schließen. In dem Neuen Graben gibt es bislang nicht. Bleibt zu hof-
tes Bild: Um 15.30 Uhr ist das „Cafe Fer- kleinen Laden mit der spacigen Einrichtung floss fen, dass in diesem Jahr nicht noch mehr Kneipen
dinand“ im Dortmunder Kreuzviertel auch unter der Woche das Bier noch zu später für immer ihre Türen schließen.
rappelvoll. Obwohl bereits alle Stühle Stunde. Genauso schwer hatten es neue Konzep- text Linus Petrusch
belegt sind, strömen noch immer Leute te. So musste auch das „Comeinski“ an der Linde- foto/grafik Linus Petrusch
in den Laden am Neuen Graben. Alle sind auf der mannstraße bereits nach einem halben Jahr wie-
Suche nach einem freien Platz. Im Notfall stehen der schließen.
die Fußballbegeisterten. Ebenso wie die glückli-
chen Besitzer einer Sitzgelegenheit blicken alle Im Gegensatz zu den neuen Kneipen, leben die
gebannt auf die beiden großen Leinwände in der etablierten Bars wie das „Barrock“ oder das „El
Kneipe. An diesem Samstag spielte der BVB ge- Mundo“ vor allem von ihrer treuen Stammkund-
gen Freiburg und gewann 1:0.

Das Bild täuscht


Denn die Gäste strömen meist nur zu den Spielen
der Borussia so zahlreich in das Cafe, das erst vor
knapp 18 Monaten eröffnete. An den restlichen
Tagen bleibt das Ferdinand spärlich besucht.
In dem großen Laden mit seinen dunklen Mö-
beln herrscht dann gähnende Leere. „Ein gutes
Fußball-Wochenende kann auf keinen Fall das
Minus der ganzen Woche auffangen“, sagt „Cafe
Ferdinand“-Küchenchef Marcel Ziegler.

Dabei gilt das Kreuzviertel südlich der Innenstadt


als Anlaufpunkt schlechthin, um abends gemüt-
lich etwas zu essen oder trinken zu gehen. In kei-
nem anderen Viertel der Ruhrgebietsstadt gibt es
so viele unterschiedliche Gastronomie-Angebote:
Italienisch, arabisch, indisch oder einfach nur
ein kühles Blondes am Tresen – zwischen Hoher
Straße und Lindemannstraße ist für jeden Ge-
schmack etwas dabei.

Stammkundschaft reicht nicht aus


Doch die Wirtschaftskrise macht auch vor dem „Die Wirtschaftskrise hat bei uns böse ein-
Kreuzviertel keinen Halt. Die Angst vor Arbeits- geschlagen“, sagt Marc Ziegler, Küchen-
platzverlust und leeren Geldbörsen geht so weit, chef im ehemaligen „Cafe Ferdinand“.
dass Viele lieber Zuhause ihr Bier trinken. Die
Folge: Bereits im Sommer musste das legendäre
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Zeugen durchzechter Nächte


Die Seite smsvongesternnacht.de veröffentlicht nächtliche SMS, an die sich nicht mehr alle Autoren erinnern können.
„Lieber unter Niveau amüsiert, als über Niveau „Wir haben gesehen, dass es solche Seiten in 40.000 Facebook-User zählen die Seite zu ihren
gelangweilt“ heißt eine Gruppe im Onlinenetz- Frankreich und in den USA gibt, die dort aber Freunden. Top-Themen sind Partys, Alkohol und
werk StudiVz. Für all die, die sich darunter nichts kaum angenommen wurden“, sagt Anna Koch. Sex. Die Erlebnisse der SMS-Autoren und derer,
vorstellen wollen und all die erhaltene Kurznachrichten veröf-
die, die eine neue Form fentlichen, sind aber nicht immer
von „Niveau-light“ mit mit den Grundsätzen der Betreiber
Lachgarantie suchen, gibt vereinbar: „Um einem Missbrauch
es seit rund neun Wochen der Seite vorzubeugen, lesen wir
das Internetportal „sms- erst jede SMS und stellen sie nach
vongesternnacht.de“. 24 Stunden ins Netz“, erklärt Anna
Mit dem Gedanken „Was Koch. „Extrem sexistische, rechts-
die können, können wir radikale und beleidigende Inhalte
schon lange“ hat alles wollen wir in den SMS nicht ha-
begonnen. Im Sommer ben, genauso wenig Werbung.“
2009 sitzt die Filmregie- Doch was, wenn jemand trotz An-
Studentin Anna Koch onymisierung erkannt wird? „Wir
zusammen mit ihrem ändern jeden Namen, der in einer
Kommilitonen Axel Li- SMS auftaucht. Selbst Abkürzun-
lienblum vor der Idee, gen, die die Nutzer verwenden,
dem Unsinn des Alltags ersetzen wir durch eigene.“ sagt
einen Spiegel vorzuhal- Koch. Mit dieser Strategie sollen
ten. Fünf Monate später ernsthafte Schwierigkeiten ausge-
war der virtuelle Spiegel schlossen werden. „Wenn jemand
fertig. Was er zeigt? SMS dennoch darum bittet, dass eine
von gestern Nacht. SMS, SMS über ihn gelöscht werden soll,
die ohne das letzte Bier dann tun wir das auch.“ Schließ-
wohl nie ihren Weg über die Handytastatur zum Inzwischen gehen auf dem Server etwa 70 SMS lich soll die Seite amüsieren und nicht für Ärger
Empfänger geschafft hätten. Oder anders ausge- pro Tag ein. 20.000 Menschen besuchen die Seite sorgen.
drückt: SMS, die den reinen Informationswert bei täglich. Über 1.000 Nutzer lassen sich via Twitter text Florian Hückelheim
Weitem übersteigen. mit den neuesten Sprüchen versorgen. Beinahe grafik Florian Hückelheim

pflichtlektüre empfiehlt
Toto und Harry als Dozenten Nobody is perfect...
... und das ist auch oft ganz gut so. Vor allem
im Unperfekthaus in Essen. Hier gibt es Kultur-
angebote ohne Ende, aber eben auf gar keinen
Fall Perfektion. Im bunten Künstlerhaus kann
sich jeder ausleben. Die pflichtlektüre hat sich
mal im Unperfekthaus umgeschaut, um he-
rauszufinden was es hier alles unperfektes
gibt und warum Perfektion auch gar nicht ge-
wünscht ist.

Männer dürfen nur von Männern durchsucht werden, Frauen nur von
Völkermord erforschen
Frauen. Preisfrage: Wer durchsucht Transvestiten? Um diese und an- Wir tun so, als sei der Holocaust der einzige Genozid, aber es passiert
dere Fragen zum Unterschied von Theorie und Praxis im Polizeirecht auf der ganzen Welt immer wieder - auch heute noch. Am Bochumer
zu klären, gaben sich Toto und Harry aus der gleichnamigen Sat.1-Sen- Institut für Diaspora- und Genozidforschung befasst man sich mit den
dung in einer Jura-Vorlesung die Ehre. Doch auch ernste Themen wur- Ursachen von Völkermord. Die Bochumer untersuchen nicht nur die
den angeschnitten, etwa Hörsaalräumungen und häusliche Gewalt. Tat selbst, sondern geben auch Diagnosen und Prognosen ab.

Mehr auf
Mehr auf dem
dem neuen
neuen Online-Portal:
Online-Portal: www.pfl
www.pflichtlektuere.com
ichtlektuere.com
S08 HERZ-STÜCK A367_08

Eine Portion
Kunst ohne
Hype, bitte!
Mehr als Feuerwerk und geschwollene Reden: Wer das
komplette Programm der Kulturhauptstadt durchforstet, kann
spannende kleine Projekte entdecken. Zum Beispiel diese drei.

fläche,“ sagt Beate Schmuck vom Institut für


Projekt 1: In der Burka Kunst und materielle Kultur in Dortmund.
durch die Innenstadt Sie organisiert für Ruhr.2010 ein Projekt, für
das Studentinnen in der Öffentlichkeit Bur-
kas tragen und die Reaktionen der Passanten
Eine Frau mit Kopftuch regt im Ruhrgebiet dokumentieren. Die Dozentin findet, dass man
keinen auf. Aber wie reagieren die Pottbe- im Kulturhauptstadtjahr nicht nur auf die po-
wohner, wenn ihnen eine komplett verschlei- sitiven Seiten des Ruhrgebiets schauen darf:
erte Studentin gegenübersteht? Hört die To- „Man muss auch Dinge wie Fremdenfeind-
leranz bei der Burka auf? „Das Kopftuch ist lichkeit und Unverständnis aufzeigen.“ Pro-
zwar immer noch ein Thema, aber Burkas jektteilnehmerin Karin Pietruschka erzählt:
haben hier eine ganz andere Konfrontations- „Am Anfang haben mir schon etwas die Beine
gezittert und ich hatte Angst, was passieren
würde. Aber ich habe mich auch geschützt
gefühlt, weil man ja mein Gesicht nicht
erkennen konnte.“ Ihr Spaziergang mit
der Burka sei gut verlaufen, sie sei nur
einmal von einem Mann gefragt wor- Verschleiert am Glühweinstand: Hinter der Burka steckt
den, ob er ein Foto von ihr machen dürfe. keine glaubensstrenge Muslima. Aber das Ehepaar vom
Nachbartisch nimmt der Studentin die Rolle offenbar ab.
Bei den anderen Studentinnen waren die
Reaktionen zum Teil heftiger: Kommen-
tare wie „So was sollte verboten werden!“
oder der Rauswurf aus Geschäften waren
die Folge. „Auf dem Weihnachtsmarkt war
sogar ein Ehepaar so sauer, dass sie sagten,
ihr ganzer Tag sei nun verdorben,“ berich-
tet Initiatorin Beate Schmuck. Die Burka
wirke auch deswegen so fremd, weil man
das Gesicht der Trägerin nicht sehen kann.

„Ich habe mich von Gesprächen ausge-


schlossen gefühlt“, sagt Studentin Anna
Waschkau. Sie habe durch den Schlei-
er so schlecht sehen können, dass sie
kaum bemerkt habe, was um sie herum
passiert sei. Neben einer wissenschaft-
lichen Auswertung der Beobachtungen
will die Projektgruppe das Thema Ver-
schleierung mehr in den Fokus rücken.
So sollen die Kommentare der Passan-
ten oder sogar Fotos von den Begegnun-
gen auf weiße Burkas gedruckt werden.
Mit denen wollen die Studentinnen
„Man kann wirklich schlecht sehen“ – Projektteil- dann im Juli das große Ruhr.2010-Früh- Die Taube als Kunstobjekt: Schmuckdesigner Matthias
nehmer in der Dortmunder Innenstadt stück auf der gesperrten A40 besuchen. Grosche vernetzt Künstler über Brieftauben.
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gehen, verstärkt den Effekt: „Der Platz ist wie


Projekt 2: Du selbst eine Bühne, alle beobachten, was da passiert.“

bist das Kunstwerk Weil er eigentlich aus Karlsruhe kommt, war es


für Matthias ein großer Schritt, an dem Projekt
teilzunehmen. Aber das urbane Leben im Ruhr-
Wie fühlt man sich als Teil eines Kunst- pott gefällt dem 19-Jährigen: „Hier merkt man
objektes? Für Maike Plock, eine 26-jährige einfach, wie die Zeit vergeht, selbst wenn man
Psychologiestudentin, fühlt es sich an wie nur jemanden die Straße heruntergehen sieht.
zu Hause. Im Flur stapeln sich die Um- Außerdem mag ich das Chaotische, es muss
zugskartons, Handwerker geben sich die nicht immer alles perfekt sein.“ Die Ruhr.2010
Klinke in die Hand. Eine normale Studen- hält Lempart für eine gute Chance, die Städte
tenbude – und gleichzeitig
eine Installation. „2-3 Stra-
ßen“ nennt sich das Projekt
des Künstlers Jochen Gerz.

In mehreren Städten des


Ruhrgebiets hat er die
Stadtverwaltung gebe-
ten, einige Wohnungen
kostenfrei zur Verfügung
zu stellen. Nach und nach
ziehen Freiwillige ein, die
zwar keine Miete bezah-
len, aber über ihr Leben
Tagebuch führen sollen.
„Ich war vor allem extrem
gespannt auf die anderen
Mieter und darauf, wie sich
die Dynamik entwickelt,“
sagt Maike Plock (26), die
vorher in Bochum gelebt
hat. Sie zog schon Mitte
Dezember ein, die ande-
ren Mieter kommen nach.

Die meisten von ihnen


sind jung, Studenten oder
gerade fertig gewordene
Absolventen. Insgesamt
sollen 26 Projektteilnehmer
in die Dortmunder Nord-
stadt ziehen, direkt an den
Borsigplatz. Doch es geht
nicht nur um kostenloses
Wohnen: Die Mieter sollen
durch ihre Anwesenheit
die Straße verändern, in der Matthias Lempart ist für das Projekt „2-3
sie leben. Deshalb fiel die Straßen“ extra aus Karlsruhe angereist.
Wahl auf einen Stadtteil
mit hohem Migrantenan-
teil und Problemen wie Pro-
stitution und Drogenhandel: „Es ist auch des Ruhrgebiets näher zusammenrücken zu
ein soziologisches Projekt – Was passiert lassen. Obwohl die Städte so nah beieinander
mit den Straßen durch neue Bewohner, seien, gebe es viel Konkurrenz und Revierden-
die anders sind?“ erklärt Studentin Maike. ken. Das mache sich auch bei der Kultur be-
merkbar: „Hier bleibt irgendwie alles in den
Um das herauszufinden, müssen die Stadtmauern: die Kulturen, die Geschichte
Bewohner Tagebuch schreiben. Das und die Kunst. Dabei gibt es sehr viel davon!“
hilft dabei, einen ganz anderen Blick
auf seine Umgebung zu bekommen:
„Man erlebt viele Sachen einfach viel
bewusster. Dinge über die man mal ir-
gendwann einfach nachgedacht hat,
kommen beim Schreiben wieder hervor.“

Auch Matthias Lempart (19), der direkt ge-


genüber wohnt, entdeckt durch das Schrei-
ben vieles neu: „Jeder von uns hier nimmt
die Dinge anders wahr, und so wird man
auch auf Sachen aufmerksam, die sonst
unter den Tisch gefallen wären.“ So wie
der alte Mann im Erdgeschoss, der schein-
bar immer an seinem Fenster sitzt und Auf Seite 10 geht es weiter
raucht. Dass die Wohnungen der meisten
Teilnehmer zu einem offenen Hof hinaus-
S10 HERZ-STÜCK A367_10

Am Ende des Jahres sollen die schon die Schwär-


Tagebucheinträge der Teilneh- me beobachtet.“
mer zu einem Buch zusammengefügt werden.
Dann wird klar werden, ob die neuen Mie- Taubenzucht, ehe-
ter die Straße verändert haben. Für Matthias mals ein Hobby der
Lempart geht es noch um viel mehr – näm- Bergarbeiter, ist im
lich um ihn selbst. „Mich interessiert natür- Ruhrgebiet immer
lich auch, wie das Projekt mich verändert!“ noch weit ver-
breitet. So war es
für Grosche nicht
Projekt 3: Lass was schwer, die Vögel
für sein Projekt zu
mit Tauben machen! finden. Die ver-
netzten Künstler
Kohle und Stahl, Wasserdampf und schmutzi- sollen ihre Arbei-
ger Qualm – das war der Pott früher. Heute ist ten fotografieren
er Hauptstadt. Kulturhauptstadt. Doch was be- – die Kunstwerke
deutet das für die Menschen im Ruhrgebiet und werden dann auf
was passiert da, im Kulturhauptstadtjahr? Tau- einem Speicher-
ben werden fliegen – und die große weite Welt chip gesichert
mit, nun ja, Castrop-Rauxel verbinden. Das zu- und den Tauben
mindest ist der Plan eines Schmuckdesigners. in kleinen Ruck- Reisen mit leichtem Gepäck: In einem Mini-Rucksack
säcken auf den transportieren die Tauben Fotos von Kunstwerken.
Ein Januartag in der stillgelegten Kokerei der Rücken geschnallt.
Zeche Zollverein in Essen. Die grauen Beton-
wände sind in schillernden Farben angestrahlt,
Fotos und Comics hängen an der Wand, Skulp-
Die Tiere machen sich auf den langen Weg aus
dem Ausland nach Castrop-Rauxel. „Das Ziel der
Mehr zum Thema
turen stehen auf dem Boden. Durch eine Öff- Vernetzung, dem die Ruhr.2010 dienen soll, ist Wir sind Kulturhauptstadt! Aber hat das
nung in der Decke fällt Papier, das Besucher wei- hier schon gegeben. Es haben sich Netzwerke Ruhrgebiet den Titel überhaupt verdient?
ter oben in dem hohen Gebäude auf den Weg gebildet.“ Nicht nur Maler und Bildhauer konn- Einen Schlagabtausch zwischen passionier-
schicken. Matthias Grosche fällt das Papier wie te Grosche für sein Projekt gewinnen, auch Kö- tem Rheinländer und überzeugtem Ruhrge-
Schnee vor die Füße. Für den Schmuckdesigner che, Comiczeichner und Musiker machen mit. biets-Fan findet ihr auf www.pflichtlektuere.com
aus Castrop-Rauxel ist die Ruhr.2010 eine Her-
zenssache. Er ist hier, um sein ganz eigenes Kul- Thematisch sollen die Kreativen gerade nicht
turprojekt vorzustellen: Er lässt Tauben fliegen. den ordinären Ruhrpott-Stereotyp bedie-
20 Künstler aus dem Ruhrgebiet sollen per nen – Grosche interessiert die Zeit vor und text Philipp Anft
Brieftaube mit zehn Künstlern aus Polen, den nach der Kohleförderung. „Im Fluge ver- fotos Birte Blothenberg, Thomas Gödde und Philipp Anft
Niederlanden und Österreich vernetzt wer- gangen...“ heißt das Projekt. „Schließlich ist
den. „Tauben gehören für mich ganz stark zum der Zeitraum der Kohle nur ein Wimpern-
Ruhrgebiet,“ sagt Grosche: „Ich habe als Kind schlag in der Geschichte des Ruhrgebiets.“

Kulturhauptstadt für Dummies


Ruhr.2010 – da war doch was ... - Drei Fragen und drei Antworten, damit ihr mitreden könnt.
Was ist eine „Europäische Kulturhauptstadt“? nämlich nur einzelne Städte zur Bewerbung zugelas- treter eines Nicht-EU-Landes) können sich in diesem
Der Titel wird seit 1985 vom Rat der EU jährlich an sen. Jahr ebenfalls „Kulturhauptstadt“ nennen.
mindestens eine Stadt vergeben, die sich dann ein
Jahr lang mit zahlreichen Veranstaltungen als kul- In ihrer Bewerbungskampagne „Wandel durch Was ist diese Ruhr.2010 GmbH?
turelles Zentrum Europas präsentiert. Ziel ist es, die Kultur – Kultur durch Wandel“ thematisierte die Die Ruhr.2010 GmbH ist eine Gesellschaft, die eigens
Vielfalt Europas deutlich zu machen und einen Bei- Stadt die Entwicklung des Ruhrgebiets vom „grauen zur Vorbereitung und Organisation des Kulturhaupt-
trag zum Zusammenwachsen der Länder zu leisten. Kohlenpott“ zu einem modernen Wirtschafts- und stadtjahres gegründet wurde. Gesellschafter sind
Kulturzentrum. Auf Landesebene konnte sich Essen die Stadt Essen, der Regionalverband Ruhr, das
Der Weg zum Titel ist ein Wettbewerbsmarathon. gegen Köln und Münster durchsetzten und gewann Land Nordrhein-Westfalen sowie der Initiativkreis
Die Bewerberstädte arbeiten ein Kulturprogramm schließlich den Bundesausscheid zusammen mit Ruhrgebiet. Das Schlagwort Ruhr.2010 benutzt die
aus, das eine europäische Dimension hat und die Görlitz. Insgesamt hatten sich 16 deutsche Städte um Gesellschaft für das Marketing. Für das Programm
Bürger mit einbezieht. Die Programme werden von den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ beworben. des Kulturhauptstadtjahres hat die Ruhr.2010 GmbH
zwei Expertenkommissionen bewertet, die jede Stadt In der Endrunde in Brüssel 2006 konnte Essen auch drei Leitthemen festgesetzt: Mythos, Metropole und
bereisen und pro Bundesland eine nominieren. Auf die EU-Jury überzeugen. Die wertete die kulturellen Europa. Die einzelnen Veranstaltungen gliedert sie
Bundesebene trifft die Kultusministerkonferenz eine Leistungen und die multiethnischen Erfahrungen des in die sechs Programmfelder Bilder, Theater, Musik,
Wahl, die der Bundesrat bestätigen muss, bevor die Ruhrgebiets als wegweisend für ein zusammenwach- Sprache, Kreativwirtschaft und Feste.
Stadt als deutscher Vorschlag in Brüssel eingereicht sendes Europa.
wird. Infos zum Programm des Kulturhauptstadt-Jahres
In seinem Jahr als Kulturhauptstadt will sich das findet ihr auf http://www.essen-fuer-das-ruhrgebiet.
Wie ist das Ruhrgebiet „Europäische Kulturhaupt- Ruhrgebiet als „Metropole neuen Typs“ aus 53 ruhr2010.de.
stadt“ geworden? Städten präsentieren. Essen und das Ruhrgebiet sind
Zunächst hat das Ruhrgebiet Essen als „Bannerträge- übrigens nicht die einzige Kulturhauptstadt im Jahr text Johanna Fritz
rin“ ausgewählt – eigentlich sind nach den EU-Regeln 2010: Die ungarische Stadt Pécs und Istanbul (als Ver-
A367_11 HERZ-STÜCK S11

Ruhr.2010: Wo ihr hin müsst


53 Städte, 365 Tage, 2.500 Veranstaltungen: Bei solch einem Kulturmarathon kann man
schon mal den Überblick verlieren. Wir stellen euch drei Höhepunkte vor, die ihr 2010
nicht verpassen solltet.

Urbanatix
Was ist das – und warum muss ich da hin?
Bei dem Street-Dance Projekt geht es um Kunst
von der Straße und Jugendkultur – das vor der
industriellen Kulisse des Ruhrgebiets. 45 junge
Talente der regionalen Jugendszene arbeiten
ein Jahr lang mit internationalen Profis zu-
sammen. Dabei werden nicht nur ihre Skills im
Tanzen geschult, sondern es gibt Übungen in
Parkour, Freerunning (über Hausdächer sprin-
gen, an Wänden hoch laufen), Tricking (Sprünge
und Luftkicks), Kampfkunst, Skaten, Biken und
Breakdance. Wer nicht selbst mitmachen will, ist
zur Abschluss-Show eingeladen, die der Höhe-
punkt des Projekts sein wird. Die ausgewählten
Jugendlichen treten darin zusammen mit zehn
Weltklasseartisten auf.

Wann? 21.-23. Mai 2010, je zwei Vorstellungen pro


Abend um 21 und 24 Uhr
Wo? Bochum, Jahrhunderthalle
Was kostet das? Ca. 20€, für Studenten ermäßigt. Der
Vorverkauf beginnt Ende Januar. Tickets gibt‘s online Stretching auf „Urbanatix“-Art.
oder bei der Jahrhunderthalle Bochum.
Kann ich noch mitmachen? Ja. Die Castings sind
schon vorbei, aber Urbanatix ist weiterhin offen für Ruhrgebiets zusammenkommen. Dafür wird der
Talente. In Frage kommen junge Leute zwischen 16 Abschnitt zwischen den Ausfahrten Dortmund, Zeltfestival Ruhr
und 25, die im Ruhrgebiet wohnen. Bewerbungen Märkische Straße und Duisburg-Häfen den gan- Was ist das – und warum muss ich da hin?
sind noch bis Anfang/Mitte Februar möglich. Die zen Tag lang gesperrt. Jeder hat die Möglichkeit, In einer riesigen Zeltstadt auf den Wiesen am
Formulare sind auf der Homepage von Urbanatix zu sich einen Platz an einem der Tische zu sichern. Kemnader See werden 13 Tage am Stück insge-
finden. Dafür gibt es zwei Voraussetzungen: Man muss samt 35 Gastspiele und Konzerte geboten. Dieses
Wo gibt‘s mehr Infos? http://www.dacapo-bochum.de/ mit einer Gruppe einen ganzen Tisch besetzen Jahr sind unter anderem die Band „Ich und Ich“
urbanatix/ und die Feier durch einen eigenen Programm- (26.8.), der Ex-„Selig“-Sänger Jan Plewka (3.9.) und
beitrag mitgestalten. Das kann so ziemlich alles die Kabarettisten Hagen Rether (26.8.) und Dieter
sein, was Kultur ist – Gesang, Tanz, Musik, Kaba- Hildebrandt (5.9.) dabei. Der Mittelpunkt der
Still-Leben Ruhrschnellweg rett, Theater, Lesungen oder einfach typisches Zeltstadt – ein sechs Meter hohes Pagodenzelt –
Was ist das – und warum muss ich da hin? Essen. Nicht vergessen: Die Tische sind nur zu fasst zusammen mit zwei weiteren Eventzelten
Könnt ihr euch ein Fest mitten auf der B1 vor- Fuß erreichbar und es gibt weder Strom- noch 6.000 Menschen. Auf dem Zeltfestival Ruhr
stellen? Eine Party auf der Hauptverkehrsader Wasserversorgung auf der Strecke. Alle Aktivi- kommen neben Konzertgängern, Kabarett- und
der Region? 20.000 aneinandergereihte Tische täten finden auf der „Programmspur“ statt, der Comedy-Fans auch Kunstinteressierte auf ihre
sollen dort mit knapp 60 Kilometern die längste Fahrbahn Richtung Duisburg. Aus der Gegen- Kosten. Auf dem Markt der Möglichkeiten stellen
Tafel der Welt bilden. An ihr sollen die verschie- spur der A40/B1 wird eine „Mobilitätsspur“: Hier internationale Künstler, Kunsthandwerker und
denen Kulturen, Generationen und Nationen des haben alle die einmalige Chance, sich frei auf der Designer selbstentworfene und -hergestellte
Autobahn zu bewegen – mit allem, was Räder, Schmuckstücke und Mode vor. Wer selbst etwas
aber keinen Motor hat. ausstellen möchte, kann sich noch bei Peter Lihs
(standwesen@zeltfestivalruhr.de) melden.
Wann? 18. Juli 2010, 11-17 Uhr
Wo? Auf der A40. Wann? 20. August – 5. September
Muss man sich anmelden? Zum Spazierengehen Wo? Am Kemnader See in Bochum/Witten, neben
nicht. Tische müssen aber reserviert werden (nur Strandbad Heveney
ganze Tische für 8-10 Personen). Anmeldung online Was kostet das? Zwischen 20 und 30€, Ich und Ich
oder telefonisch: 01805-15 2010. 40€. Der Vorverkauf läuft.
Was kostet das? 25€ pro Tisch zzgl. Gebühren und Wo gibt‘s mehr Infos? http://www.zeltfestivalruhr.de
Ticket-Versandkosten
Wo gibt‘s mehr Infos? http://www.ruhr2010.still-
Das „Still-Leben Ruhrschnellweg“, leben-ruhrschnellweg.de text Johanna Fritz
wie es sich die Planer vorstellen. fotos DACAPO/Sebastian Förster, TAS
Emotional Marketing GmbH
S12 RUHR-BLICK: MITTEN IM LEBEN A367_12

Lara Fritzsche, gebürtige Kölnerin,


arbeitet für die „Neon“ in München.

„Alles geht sofort online“


Im pflichtlektüre-Interview spricht die mehrfach preisgekrönte Journalistin Lara Fritzsche
über die „Generation Internet“ und ihr Buch „Das Leben ist kein Ponyhof“.
Lara, für dein Buch hast du eine Abiklasse ein Inwieweit zählst du dich selbst dazu? mit dem Respekt nicht übertreiben. Es ist der Be-
Jahr lang begleitet. Kamen Erinnerungen hoch? Während der Recherche bin ich extrem viel in ruf der Professoren und Chefs, einem etwas zu er-
Das Schulgefühl ändert sich nie. Es gibt immer sozialen Netzwerken und Chats unterwegs ge- klären. Darum lieber dreimal fragen als gar nicht.
noch den Schwarm, den Streber, die Hübsche, wesen. Dann war ich der Sache überdrüssig. Ich
all diese Typen. Der größte Unterschied ist der habe alles abgemeldet. Unpersönliche Geister- Du bist unter anderem mit dem Axel-Springer-
Umgang mit dem Internet – dabei bin ich nur profile sind da besser, die kann man problemlos und dem Emma-Journalistinnen-Preis ausge-
sechs Jahre älter. löschen. zeichnet worden. Was bedeutet dir Erfolg?
Wenn man beruflich das machen darf, was man
„Ohne Internet fühlt man sich halb tot“, sagte Unterscheiden „Digital Natives“ zwischen ihrer machen möchte.
dir eine Abiturientin im Interview. Wissen- Online- und Offline-Identität?
schaftler sprechen gar von der Generation der Nein. Eltern denken häufig, dass sich Jugendliche Was bedeuten dir gute Kritiken, die du für dein
„Digital Natives“. Für was steht sie? im Internet verstellen. Einige Pädagogen sagen Buch bekommst?
Für Dauererreichbarkeit und einen anderen dann: „Toll, im Internet können die Jugendlichen Sie freuen mich sehr, denn ich habe viel Arbeit
Medienkonsum. Die Leute, die ich erlebt habe, mehrere Identitäten ausprobieren.“ Fest steht: hineingesteckt: die Idee mit mir herumgetragen,
sind täglich mindestens fünf Stunden online. Für diese Generation ist die Synchronisation von Themen gesammelt, Artikel und Zettel mit An-
Sie sitzen zwar nicht die ganze Zeit vorm Com- On und Off alles. Was sie offline erleben, kommt sprechpartnern in große Kisten gepackt. Wenn
puter, aber MSN oder Skype sind immer an. Das sofort online. man die dann zumachen kann, und der Inhalt
ist, wie wenn man den Telefonhörer neben die zwischen zwei Buchklappen steckt, ist das super.
Tastatur legt und nur ab und zu etwas sagt. Die Jugend begreift das Leben als Casting und die
Welt als Jury, sagen einige Soziologen. Auf Abruf Wirst du mit 30 immer noch in München leben?
lospowern – das scheint ein Dauergefühl unserer Mal sehen. Du kommst ja auch aus dem Ruhrge-
Generation zu sein. biet und weißt, dass es eine nette Ecke ist. Mün-
VITA Da spielt der Leistungsgedanke eine Rolle. Früher
hatte man eine Note, eine Bewerbung und dann
chen ist doch sehr anders. Ich möchte einen Job,
der mir Spaß macht. Und wenn er genügend Geld
war die Sache durch. Inzwischen ist es unheim- einbringt, so dass es hin und wieder für eine zu
Lara Fritzsche studiert Germanistik und lich komplex geworden; es gibt Motivationsge- teure Tasche reicht – super. Dann bin ich voll zu-
Psychologie in Bonn und schreibt gerade ihre spräche, Tests, Assessment Center. Man lernt frieden.
Bachelor-Arbeit. Die 25-Jährige arbeitet zudem früh, dass man offensichtlich besser sein muss
als Redakteurin bei der „Neon“ in München. Ihr als der Durchschnitt.
aktuelles Buch heißt „Das Leben ist kein Pony-
hof. Die unbekannte Welt der Abiturienten“. Was sagst du jungen Leuten? text Miriam Sahli
Dass alle nur mit Wasser kochen. Man sollte es foto Kiepenheuer & Witsch
A367_13 RUHR-BLICK: MITTEN IM LEBEN S13

Immer etwas Besonderes


Seine große Schwäche ist zugleich seine große Stärke: Michael Jack nimmt aufgrund einer
neurologischen Besonderheit intensiver wahr als andere Menschen. Er ist hochsensibel.

E
in kleines Café in Bochum: Fast alle Plätze der Hochsensiblen gehören. Wie realistisch die- Details, wie das neue Make-up der Kollegin, zu
sind belegt, die Besucher unterhalten sich se Zahlen sind, kann Michael Jack nicht sagen. bemerken, perfektionistischer zu sein und tiefge-
mit einem leisen, aber stetigen Gemur- Leicht zu bestätigen seien sie jedenfalls nicht. hender als andere nachdenken zu können.
mel. Jemand tritt ein, um einen Kaffee zu
bestellen. Eine tagtägliche Situation, von Inspiriert von dem Gefühl, endlich verstanden In der Broschüre des Vereins heißt es, niemand
jedem schon dutzende Male durchlebt – Michael zu sein, initiierte der 28-Jährige Gesprächskreise, könne sich „etwas dafür kaufen“, dass er hoch-
Jack erlebt sie anders. zum Beispiel in der „Oase“ in Bochum. Der große sensibel sei. Michael Jack weiß jedoch, dass sich
Zuspruch blieb aus, nur wenige Studenten konn- das Lebensgefühl verändern kann, wenn man
Der 28-Jährige ist hochsensibel. Das klingt wie te er für seine Gruppe gewinnen. „Ich denke, es sich der Besonderheit bewusst ist. „Ich habe mitt-
eine lapidare Ausrede für ein überempfindliches entspricht dem Anpassungswillen gerade junger lerweile eine ganz andere Grundeinstellung. Vor
Verhalten. Ist es aber nicht. Bereits Mitte der 90er Menschen: Ob bewusst oder unbewusst, jeder allem, seit ich weiß, dass es auch anderen so geht
Jahre etablierte die amerikanische Psychologin versucht, der generellen Norm zu entsprechen“, wie mir“, sagt Jack.
Elaine Aron das Phänomen der „Hochsensibili- so Jack.
tät“. Betroffene nehmen alles intensiver wahr. Seiner Umwelt kann er heute gelassener begeg-
Alltägliche, unwichtige Dinge, die jeder andere nen. Denn er weiß ja, was seine Irritationen her-
aus seinen Sinneseindrücken unbewusst heraus- Aufklären statt verstecken vorruft. So verwundert es nicht, dass er völlig
filtert, bleiben bei ihnen hängen. Doch je mehr ruhig im Café sitzt. Die Umgebung scheint ihn
Informationen diese Menschen aufnehmen, des- Ein Grund zum Aufgeben war das für ihn nicht genauso wenig zu beeindrucken, wie alle ande-
to erschöpfender ist es für sie. – im Gegenteil: 2007 gründete er den bundes- ren. Wer ihn kennt, weiß, dass es anders ist.
weiten Verein „Hochsensibel?“ mit einer entspre-
chenden Internetseite. Vor allem, um Öffentlich- text und foto Anna-Lena Wagner
Schnell an der Belastungsgrenze keit zu schaffen. Die sucht Jack immer wieder:
Zahlreichen Medien erzählte er schon seine Ge-
Michael Jack hat das oft erlebt. Bereits zu Schul- schichte, immer und immer wieder berichtete er
zeiten fiel ihm auf, dass er anders war. „Ich war von dem merkwürdigen Gefühl, isoliert und an-
zwar nie ein Problemfall, aber ich merkte, dass ders zu sein. Aber auch von seinen Stärken, kleine
etwas nicht stimmt“, so der Pro-
motionsstudent. Mit 15 Jahren bei
einer Feier – viele Menschen, laute
Musik – hielt er es nicht mehr aus:
„Ich stürzte fluchtartig hinaus und
spürte eine furchtbare Erleichte-
rung, als ich endlich draußen war.“

Solche Erlebnisse verwirrten ihn


zunehmends: „Einerseits war ich
sehr leistungsfähig, andererseits
kam ich schnell an meine Belas-
tungsgrenzen.“ 2003 war es ihm
genug – endlich wollte er Klarheit
haben. Als er das Wort „hochsensi-
bel“ googelte, stieß er prompt auf
die Studien Arons. Eine Last fiel
von ihm ab: „Zwei Monate lang
bin ich hocherfreut umhergelau-
fen, endlich war meine Lebenswei-
se legitimiert.“

Hochsensibilität ist keine Krank-


heit, darauf legt Michael Jack Wert.
Es handelt sich vielmehr um eine
neurologische Besonderheit: Der
Filter für Wahrnehmungen ist bei
den Betroffenen durchlässiger.
„Wir Hochsensiblen haben einfach
einen höheren Level an Input“,
drückt es Jack aus.

Isoliert und anders sein


15 bis 20 Prozent der Menschen sol-
len laut der amerikanischen Psy- Es hatFritzsche,
Lara lange gedauert, bisKölnerin,
gebürtige Michael
chologin Aron empfindlicher sein Jack herausfand:
arbeitet Er ist in
für die „Neon“ hochsensibel.
München.
als andere und damit zur Gruppe
S14 DIENST-BAR A367_14

Für alle Sinne


Von einem Wettlauf mit der Zeit über ein Weltkriegsszenario bis hin zur Kokerei.

DER KINOFILM: DAS BUCH:


in der schnelllebigen Zeit keine
Besonderheit zu sein. Die Histo-
Das Kabinett des Dr. rikerin Alexandra Lessing und ihr
Freund Ismael, beide homo invi-
Parnassus siblis, nehmen die Herausforde-
rung an und kämpfen gegen die
Kinostart: 7. Januar 2010 dunklen Mächte. Sie versuchen
die Menschheit und das Leben
ihres ungeborenen Kindes zu ret-
den, hat Dr. Parnassus ihm die ten.
Seele seiner Tochter versprochen. Caligo erscheint als eine Mi-
Als Satan drei Tage vor Valenti- schung aus Science-Fiction, Thril-
nas Geburtstag auftaucht und ler und Liebesgeschichte. Die Idee
sein Recht einfordert, schließt ist keinesfalls neu. Geschickte
Dr. Parnassus eine Wette ab, um Einschübe von unerwarteten
Tag ein, Tag aus zieht der grob Valentina doch noch aus seinen und zum Teil erschreckend re-
wirkende Dr. Parnassus (Christo- Fängen zu befreien. Ein Wettlauf alen Handlungen machen das
pher Plummer) mit seinem Wan- mit der Zeit beginnt, bei dem die Buch jedoch richtig lesenswert.
dertheater durch die Lande. Dabei Crew des Wandertheaters noch Es erinnert an das Drehbuch zu
buhlt er ständig um Zuschauer die Bekanntschaft des geheim- Den Weltkrieg, der in dem Buch einem Actionfilm, denn einzelne
für seine Show. Mit Hilfe seiner nisvollen Tony (Heath Ledger) von Marc van Allen tobt, bemerkt Handlungen werden szenisch
Gedankenkraft und eines Spie- macht, der sie fortan auf ihrer kaum jemand. Dabei wird dieser und detailreich dargestellt. macl
gels verhilft er seinem Publikum Reise begleitet. so offensichtlich geführt, dass
zu einer Reise durch ihre Gedan- In seiner letzten Rolle wird Heath man ihn eigentlich nicht ignorie- Marc van Allen
kenwelt. Dabei stehen ihm seine Ledger, der während der Drehar- ren kann. Zwei Gruppen von un-
Tochter Valentina (Lily Cole) und beiten verstarb, noch durch seine sichtbaren Menschen, den homo „Caligo“
seine Assistenten Percy und Mar- Freunde Johnny Depp, Jude Law invisiblis, kämpfen um die Welt-
tin zur Seite. Diese Geschichte und Colin Farrell vertreten. macht. Den normalen Menschen, Verlag: Ullstein TB
allein wäre nicht sehr spannend. Drehbuchautor und Regiesseur den homo sapiens, bleibt dieser
Wäre da nicht der Filmschur- Terry Gilliam nimmt den Zu- Kampf jedoch verborgen. Zwar Preis: 8,95 Euro
ke schlechthin: der Teufel (Tom schauer mit auf eine fantastische verschwinden immer wieder ei-
Waits). Um unsterblich zu wer- und bildgewaltige Reise. jj nige von ihnen, aber das scheint Umfang: 496 Seiten

EXIT - ** Tipp 2!
23.01 -Uni Do Jazzfestival
RAFF DICH AUF, GEH RAUS! Eröffnet wird das Festival von „Torsten
Goods“. Danach geht‘s weiter mit den „Hea-
vy Tones“, der bekannten Band aus „TV To-
23.01.10 –Tanzen gegen kalte Füße tal“, und Peter Fessler. Außerdem dabei sind
Juicy Beats wird 15! Wer nicht bis zum unter anderem „Dreams of Electric Sheep“
Sommer warten kann, feiert schon und „Syntax“. Auf vier Bühnen wird zeit-
heute mit Frittenbude, Data und be- gleich musiziert. Die Konzerte finden im
kannten Dortmunder DJs im FZW. Fritz-Henßler-Haus statt. Um 20 Uhr geht‘s
los. Die Tickets kosten im Vorverkauf 17 €, er-
29.01.10 – Glückliche Tage - Premi- mäßigt 10 €. brin
ere fotos Manfrd Vollmer/pixelio-T. Schlief Dülmen
Winnie und Willie - Wo sich nichts
verändert, kann es auch nicht schlim-
mer werden. Aber dann erwacht in * Tipp 1!
Willie neues Leben. Schwarzer Humor Kulturreise in die Vergangenheit
im Theater Dortmund. Ihr lebt in der Kulturhauptstadt 2010, aber
habt keine Ahnung von der Geschichte des
30.01.10 – „Wolfmother“ rockt das Ruhrgebiets? Das könnt ihr ändern! Einbli-
Palladium in Köln! 2009 erschien das cke gibt‘s bei Führungen in der Kokerei Han-
zweite Album der Band mit dem Titel sa. Von 1928 bis 1992 wurde hier Steinkohle
„Cosmic Egg“. abgebaut. Heute steht die Kokerei unter
Denkmalschutz. Donnerstags bis Sonntags
Bis 16.02.10 – Karneval im Pott und an Feiertagen könnt ihr in die Vergan-
Beim Geierabend 2010 gibt es drei genheit reisen. In ganz besonderem Licht er-
Stunden Comedy, Satire, Klamauk scheint Dortmund übrigens bei den Nacht-
und Musik. lichtführungen. Mehr Infos findet ihr auf
Karten kosten ermäßigt 20,90 €. www.industriedenkmal-stiftung.de.
A367_15

Business Extra
Anzeigen-Sonderveröffentlichung

NEU ab 21.01.2010
WENN LIEBE SO EINFACH WÄRE
VORSTADTKROKODILE 2
NEU ab 28.01.2010
SHERLOCK HOLMES
WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN
(in Digital 3D)
20.01.2010 Ladies Night
Bei der von Schaewen AG können Studenten direkt loslegen. Foto: Wolf Sondermann WENN LIEBE SO EINFACH WÄRE
(nicht in Essen und Mülheim)

Absolventen
KURZ NACHGEFRAGT 27.01.2010 cineMENSworld/Kumpelabend/Männerabend
SHERLOCK HOLMES
? Wie sehen Sie die
Zukunft der komm-

willkommen
enden Ingenieure?

!eurwissenschaften
Wir glauben, dass Ab-
solventen der Ingeni-
auch
Unternehmen sucht Jungingenieure in den kommenden Jah-
ren gute Anstellungs-
chancen haben werden.

M itten in Essen, genau-


er gesagt an der Kron-
prinzenstraße, liegt der Sitz
sem Grund wurde im Som-
mer 2008 ein eigenes Aus-
bildungszentrum einge- ? In Zeiten der Krise...
warum geht es Ihrer
der von Schaewen AG – und weiht. Höhe der Investition Firma so gut?
genau hier werden Jungin-
genieure gesucht!
Als vor 79 Jahren das Fa-
in die eigene Zukunft: vier
Millionen Euro! Zur Zeit be-
finden sich 33 Auszubil-
!titionen
In guten Zeiten vo-
rausschauende Inves-
in Maschinen
milienunternehmen ge- dende und Praktikanten im und Anlagen sowie steti-
gründet wurde, ahnte noch Einsatz. ge Qualitätssicherung,
niemand, dass in den sichern der von Schae-
Projekte für
nächsten Jahrzehnten der wen-Unternehmens-
Diplomarbeiten
Name „von Schaewen” aus gruppe ein gesundes
dem weltweiten Stahlge- Für Studenten im Ingeni- Wachstum auch in Zei-
schäft nicht mehr wegzu- eur- bzw. Maschinenbau- ten der Krise und darü-
denken sein würde. Die wesen bedeutet dies die ber hinaus.
von Schaewen AG schmie- Möglichkeit, bereits im
det Stahl, schneidet Stahl
und bearbeitet Stahl. Und
Praktikum viele wichtige
und prägende Erfahrungen ?Das
Was macht Ihre
Firma aus?
Die kommenden Top Highlights:
vor allem handelt das mitt-
lerweile in der dritten Ge-
neration angekommene
zu sammeln. Und nicht nur
das! Das erfolgreiche Esse-
ner Unternehmen bietet
! entscheidende
Potential des Unter-
nehmens und Basis des
Sherlock Holmes
Action-geladene Neuerfindung des wohl berühmtesten
und 407 Mitarbeiter zäh- sogar Projekte für Diplom- Erfolges sind die Mitar- Detektivs der Welt. Robert Downey Jr. absolviert den
Sprung vom Superhelden zum Superhirn mühelos,
lende Unternehmen mit arbeiten im technischen beiter/ - innen. Die Fes- in Guy Ritchies Macho-Makeover des Klassikers
Stahl. Und das weltweit! Studiengang an. Es darf tigung und Stärkung von Arthur Conan Doyle. Ab dem 28.1.2010 in Ihrer
sich also gern beworben dieses Potentials, in dem UCI KINOWELT!
Sicheres Wachstum
werden. sich Werte wie Engage-
steht im Vordergrund Wenn Liebe so einfach wäre
Ganz aktuell werden bei ment, Leistung , Koope-
Ob nun China, Brasilien der von Schaewen AG Ab- ration, Qualitätsbe- Intelligente RomCom für Erwachsene, die vom
Spielwitz des Hauptdarstellertrios Meryl Streep,
oder Saudi Arabien – die solventen des Maschinen- wusstsein, Verantwor- Alec Baldwin und Steve Martin lebt. Ab dem
von Schaewen AG strebt baustudiums und sonstiger tung, Teamfähigkeit und 21.1.2010 in Ihrer UCI KINOWELT!
ein kontinuierliches, ge- Ingenieurstudiengänge ge- Kundenorientierung be-
sundes Wachstum an, um sucht. Soll heißen: langjäh- finden, ist für die Gegen- Wolkig mit Aussicht
den Mitarbeitern einen si- rige Berufserfahrungen wart und Zukunft des auf Fleischbällchen
cheren Arbeitsplatz und sind nicht zwingend not- Unternehmens ent- Übersprudelnd witzig-einfallsreiche, moderne
seinen Kunden, Lieferan- wendig. Und jetzt: viel Er- scheidend. Frühzeitiges Schlaraffenland-Story im 3D-Format, mit der Sony
Pictures Animation einen lebhaften Leinwandhit
ten und Dienstleistern ei- folg bei der Bewerbung! Erkennen der Bedürf- fürs Familienpublikum serviert. Ab dem 28.1.2010
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Knobeln mit Sudoku Impressum


Für Fortgeschrittene: Pro Spalte, pro Reihe und pro drei mal drei Kästchen Herausgeber: Institut für Journalistik, TU Dortmund
großem Quadrat dürfen die Zahlen 1 bis 9 nur jeweils einmal vorkommen. Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Meier
Redaktionsleitung: Vanessa Giese (vg), ViSdP
Redaktion: Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227
Dortmund Tel: 0231/755-7473, Fax: 0231/755-7481
8 2 1 6 3 Briefanschrift: pflichtlektüre, c/o Institut für Journalistik, TU
Dortmund, 44221 Dortmund
E-Mail: post@pflichtlektuere.com
4 1 9 6 2 5 Produktion: Tobias Jochheim (tjo) und Daniel Klager (tni)
Bild: Daniel Gehrmann (dg), Nadine Maaz (nm), Elvira Neu-

2 1 endank, Pascal Amos Rest, Katja Seidl


Titelbild: Moritz Tschermak
An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Philipp Anft (pan), Nils Bi-

6 2 3 ckenbach (nils), Brinja Bormann (brin), Sebastian Bolsinger


(jsb), Susann Eberlein (se), Pia Eschenbruch, Johanna Fritz
(jf), Florian Hückelheim (fh), Jens Jüttner (jj), Sarah Keller
2 6 5 9 4 8 (sk), Jonas Knoop (jk), Marie Lanfermann (macl), Julia Misch-
ner, Sophie Mono, Malina Opitz (mao), Siola Panke (sp), Linus
Petrusch (lipe), Marylen Reschop (mr), Miriam Sahli (miri),
7 8 9 Sarah Salin (sal), Katrin Schmidt (ks), Fabian Schwane (fas),
Agata Sliwinska, Kathrin Strehle (ks), Karina Strübbe (kas),

3 9 1 7
Natascha Tschernoster (nt), Martina Vogt (mv), Barbara We-
ge (bw), Julian Weimer, Anja-Kristin Willner (awi)
Verantwortlich für Anzeigen: Oliver Nothelfer, Anschrift wie Ver-

8 4 3 7 5 9 lag, Kontakt: 0201/804-8944


Objektleiter: Wolfgang Ibel
Verlag: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesell-

9 4 3 8 schaft , E.Brost & J. Funke GmbH u. Co.KG, Friedrichstr. 34-38,


45128 Essen
Druck: Druckhaus WAZ GmbH & Co. Betriebs-KG, Anschrift
wie Verlag. Kontakt: druckhaus@waz.de
Erscheinungstermine: Wintersemester 2009: 27. Oktober, 10. No-
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• Fähigkeit und Bereitschaft zu eigenverantwortlichem, selbstständigem Arbeiten
• Gute Kenntnisse des gesamten Microsoft Office-Paketes, insbesondere Powerpoint, Word und Excel
• Kenntnisse im Bereich Content Management Systemen
• Für die Tätigkeit ist die Anwesenheit vor Ort nötig. Die Arbeitszeiten können nach Absprache flexibel gestaltet werden

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Ihre Bewerbung senden Sie bitte ausschließlich per Mail
an den Produktmanager Reise, Pascal Brückmann,
Kontakt: p.brueckmann@waz.de

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