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LIEBE IST WILLE, NICHT TRÖSTUNG

18. Kapitel

Was für die Gottesliebe als wesentlich anzusehen ist

53. Wie wir also gesagt haben, darf man die Gottesliebe nicht nach diesen
vorübergehenden Trostgefühlen beurteilen, über die unser Wille nicht Herr ist. Das
weiß jeder im geistlichen Leben erfahrene Mensch. Vielmehr muß man sie nach der
ständigen Ausrichtung des Willens bemessen.

Seinen Willen mit dem Willen Gottes vereinen, so daß der menschliche Wille mit
allem einverstanden ist, was immer der göttliche Wille vorschreibt, und es für
sein Wollen keinen andern Grund gibt als das Wissen, daß Gott es so will: das
heißt Gott lieben.

Der Wille ist nämlich nichts anderes als die Liebe, und gute sowie böse
Willensregungen sind nichts anderes als gute oder schlechte Liebesregungen. Sogar
bei Gott ist der Wille dasselbe wie seine Liebe, die wiederum nichts anderes ist
als sein Heiliger Geist, durch den die Liebe in unseren Herzen ausgegossen ist
(vgl. Röm 5, 5).

Dieses Ergießen der Liebe ist die Vereinigung des göttlichen und des menschlichen
Willens, anders gesagt, die Unterwerfung des menschlichen Willens under den
göttlichen. Diese erfolgt jeweils, wenn der Heilige Geist, welcher der Wille und
die Liebe Gottes und selber Gott ist, sich in den menschlichen Willen einsenkt und
eingießt. Er hebt diesen vom Niedrigem zum Höhern empor und wandelt ihn ganz in
seine Art und Beschaffenheit um, so daß er sich ihm mit einem unauflöslichen Band
der Einheit verbindet und ein Geist mit ihm wird. Dasselbe drückt der
Apostel noch deutlicher aus: „Wer sich an den Herrn bindet, wird ein Geist mit
ihm" (vgl. 1 Kor 6,17).

54. Dieser Wille muß allerdings nach der Leidens- und Einsatzbereitschaft
beurteilt werden, ob er alles, was Gott tut oder anderen zu tun erlaubt, geduldig
erträgt, und alles, was er befiehlt, eifrig ausführt. Im übrigen soll nach dem hl.
Gregor niemand irgendwelchen Behauptungen seines Herzens, Gott zu lieben, Glauben
schenken, wenn die Werke fehlen . Denn so spricht der, der nicht lügt: „Wer meine
Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt" (Joh 14,21).

55. Wie auch immer die Ratschlüsse Gottes, die ein tiefer Abgrund sind (Ps 35,7),
diese ungewöhnlichen Tröstungen und inneren Heimsuchungen verteilen mögen, aus
welchen Gründen auch immer sie den einen, die nicht danach suchen und nicht
anklopfen, oft gleichsam unversehens eingegossen werden, während sie anderen, die
sie mit großer Mühe zu erlangen versuchen, entzogen werden — wenn der Wille eines
Menschen mit dem Willen Gottes übereinstimmt, wenn er die Fügungen Gottes geduldig
erträgt und seine Gebote eifrig erfüllt, dann muß man ihm die Liebe zu Gott ohne
jedes Zögern zuerkennen.

Sonst, wenn unsere Liebe nach diesen Trostgefühlen zu bemessen wäre, so daß wir
nur dann sagen dürften, wir liebten Gott oder einen Menschen, wenn wir einen
derartigen Trost empfinden, können wir freilich nicht dauernd, sondern nur in ganz
seltenenen Zeitpunkten von Liebe sprechen.

56. Wenn einer, soviel er nur kann, sich dafür einsetzt, an Gott festzuhalten,
indem er seinen Geboten gehorcht und nach den Vorschriften der Apostel und des
Evangeliums besonnen, gerecht und fromm lebt (Tit 2,12), so kann man von ihm
sagen, er liebe Gott, auch wenn er nichts von Süße verkosten sollte. Gott
bestätigt es ja selbst mit dem Wort: „Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich
liebt"

(Joh 14,21). Wer aber täglich Tröstungen erfährt und trotzdem seine Wünsche dem
Willen Gottes vorzieht, bei dem muß man annehmen, daß er Gott gewiß nicht liebt,
sondern höchstens den geistlichen Geschmack, der seiner Seele durch Gottes
Einwirkung eingeflößt wurde.

AELRED VON RIEVAULX

"SPIEGEL DER LIEBE"

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