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Ich bin ein Geschichtenerzähler ...

und diese Geschichte hat sich


wirklich ereignet. Sie ist so war, wie
in diesem Moment meine Finger die
Tastatur meines Computers berühren,
und sie ist so einzigartig, wie sie sich
nur in einem Leben ereignen kann.

Und so wurde ich zunächst geboren.


Daran kann ich mich nicht mehr
wirklich erinnern und ich glaube,
dies ist der Grund, dass die ersten
Lebensjahre in den Biografien
berühmter Persönlichkeiten nur einen
sehr geringen Raum einnehmen.
Sehr gut kann ich mich
beispielsweise noch an meine
Einschulung erinnern. Dies ist ja ein
besonderer Tag und mit viel
Aufregung verbunden, besonders bei
den teilnehmenden Eltern oder in
meinem Fall Großeltern. Ich hatte an
diesem Tag das Gefühl viel zu früh
geweckt zu werden. Obwohl ich
daran gewöhnt war mich inzwischen
selbständig zu waschen, wurde ich
mehr oder weniger gegen meinen
Willen von meiner Großmutter in
eine Badewanne gestellt und von
oben bis unten abgeduscht, vor allem
im Bereich des Gesichtes sparte sie
dabei mit Seife nicht. Anschließend
musste ich eine unbequeme
dunkelbraune Hose anziehen, die an
meinen Beinen kratzte und die mir
ein wenig zu lang erschien.
Außerdem war sie im Bund etwas zu
weit. Während ich diese mit beiden
Händen fest hielt bekam ich von
meiner Großmutter mit den
ermahnenden Worten, dass diese
Hose mindestens bis zum 3.
Schuljahr passen müsse, einen Gürtel
gereicht. Der erste Weg führte an
diesem Tage nicht in die Schule,
sondern in die Dorfkirche, wo ich
plötzlich inmitten unzähliger
Leidensgenossen und Genossinen
stand. Während eine Musik spielte
(heute weis ich, dass es sich dabei
um eine Orgel handeltete) die ich
noch nie zuvor gehört hatte, die mir
aber durch ihre Töne eine gewisse
Form von Andacht vermittelte,
bekamen wir von einer übergroßen
Person in einem merkwürdigem
Gewand, die mich an einen
Weihnachtsmann ohne Bart
erinnerte, einen Segen und ein Bild
gereicht. Erst während der ersten
Schuljahre, in denen wir getrennten
Religionsunterricht erhielten, bekam
ich mit, dass ich an einem
katholischen Gottesdienst teil-
genommen hatte und ich eigentlich
zur protestantischen = evangelischen
Kirche gehörte. Ich brachte dies zu
diesem Zeitpunkt zwar noch nicht
mit irgendeinem Gott in Verbindung
der sich selbst in zwei Hälften teilen
musste um beide Seiten zufrieden
stellen zu können, ich nahm es
einfach so hin.
Ich lernte lesen und schreiben und
natürlich auch rechnen. Wobei das
Lesen und Schreiben für mich
wesentlich wichtiger wurde, als das
Rechnen. In jeder freien Minute zog
ich mich auf unseren Hinterhof
zurück, saß auf einer Bank vor dem
Kaninchenstall und las. Ich las von 5
Freunden die ungewöhnliche
Abenteuer bestanden, von Tieren, die
im Wald überleben konnten und
gelegentlich auch Karl May, wobei
mir die Indianergeschichten besser
gefielen als die Wüstenabenteuer.
Sobald ich wußte was ein Buchstabe
war, begann ich zu schreiben;
zunächst schrieb ich über die Dinge,
die ich wirklich erlebt hatte, z.B.von
Spaziergängen im Wald, die ich aber
schon sehr schnell und gerne mit
meinen eigenen Ideen und
Geschichten ausschmückte. So
gingen die Jahre und meine
Erzählungen dahin. Im Prinzip nahm
mich niemand ernst in unserer
Familie. Während eines
Spazierganges mit meiner
Grossmutter äußerte ich den Wunsch
Schriftsteller zu werden. Ich glaube
da mischte sich totales Entsetzen mit
einer für sie unverständlichen Comic.
Wurde man als Junge nicht viel
lieber Maurer oder ergriff mit
großem Vergnügen irgendeine andere
Art von Handwerk – aber
Schriftsteller oder im besten Falle
Journalist, nein in unserer Familie
gibt es soetwas nicht, war die ganz
klare Antwort. Ich schrieb zwar ab
meinem 12. Lebensjahr Artikel für
bekannte Zeitschriften und die
regionale Tagespresse, es nützte
nichts, meine Anstrengungen waren
umsonst, ein vernünftiger Beruf
musste ergriffen werden. Wir
entschieden uns zunächst einmal für
die Handelsschule, der die Höhere
Handelsschule folgte und bei
letzterer eine Wiederholung der
ersten Klasse. Ich schrieb damals
zwar Kurzgeschichten, satirisch-
polische Artikel und interviewte den
ein oder anderen Schlagerstar – fast
alles wurde auch irgendwo und
irgendwann veröffentlicht, aber nur
zum Teil gegen ein entsprechendes
Entgelt. Es war auf jeden Fall nicht
möglich auch nur irgendwie seinen
Lebensunterhalt davon bestreiten zu
können.
Nach Abschluss der Schule folgte ein
freiwilliges soziales Jahr und die
Bundeswehrzeit, danach der Beginn
eines Studiums der
Religionspädagogik und nach dem
Abbruch des Studiums eine
Ausbildung zum Krankenpfleger.
Mein Schreiben und mein
Berufswunsch war in dieser Zeit auf
Eis gelegt.
Nach meiner ersten Ehe machten mir
zwar viele Menschen neuen Mut und
redeten mir gut zu. Bis zum ersten
neuen Schreibversuch vergingen
allerdings noch weitere 15 Jahre. So
habe ich nun nach mehr als 30 Jahren
nicht mehr schreiben, den ersten
Versuch unternommen: „Tödliche
Klassenfahrt“, „Der Tod fährt
Strassenbahn“ und „Peter arbeitet
nicht mehr hier“ sind die ersten
Ergebnisse, weitere werden folgen.
Aber allen die eine große Karriere
während meiner Leerlaufzeit
geschafft haben, kann ich sagen, dass
ich froh bin kein Schriftsteller oder
Journalist geworden zu sein. Ich bin
ein Geschichtenerzähler! Ich übe
nicht das Handwerk eines
Schriftstellers aus. Ich erzähle
Geschichten. Ich veröffentliche sie
so, wie es mir gefällt. Ohne das
meine Worte, Sätze und Gedanken
verändert werden.
Und manchmal wird die ein oder
andere Geschichte gelesen. Und es
freut mich, wenn sie Ihnen gefällt.

Copyright 2008 Uwe Fengler

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