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Vorwort
Als mich unser Redakteur Helmut natürlichen Felswand mit ihrer interessan-
Rogozinski bat, vorliegende Übersetzung ten Vegetation.
eines Artikels aus der CySM (?) zu prüfen, Nachdem sich die Existenz einer persön-
war mein Interesse schon geweckt, nach- lichen Beziehung zum Umfeld des Artikels
dem ich die Überschrift gelesen hatte. Der herausgestellt hatte, erwies sich auch des-
Artikel wurde von Wissenschaftlern des sen Inhalt als sehr interessant. Als erstes
Regionalen Botanischen Gartens „Ing. stellte sich mir die Frage, ob ich die
Manuel González de Cosío“ in Cadereyta, Schlußfolgerungen der Autoren zu
Querétaro verfaßt, eines erst 1991 eröff- Mammillaria mieheana teilen kann. Vor
neten und somit neuen, modernen bota- meinem geistigen Auge hatte ich dabei die
nischen Gartens, den ich im Jahr 2003 mit in europäischen Kulturen unter diesem
meinem Reisebegleiter Helge Fiedler Namen verbreiteten Pflanzen, die nicht wie
selbst besuchen konnte. Wir konnten uns unter Lichtmangel leidende Exemplare von
seinerzeit einer Führung durch eine junge M. densispina aussehen, sondern wie
Wissenschaftlerin anschließen, die Übergangsformen zwischen M. densispina
möglicherweise zu den Verfassern des und M. elongata (siehe u.a. Hunt 1987 und
Artikels gehört. Der Garten hat uns durch Reppenhagen 1991). In der im Botanischen
seine Anlage und sein Konzept (siehe Arti- Garten Halle stationierten Pflanzen-
kel von H. Vogel in Mtbl. 31, Heft 3, 2007) sammlung des AfM stehen unter der Be-
sehr begeistert, denn er besteht nicht nur zeichnung M. mieheana beispielsweise
aus Schaubeeten und Gewächshäusern, Pflanzen mit 18 bis 20 Randdornen und 0
sondern im hinteren Teil aus einer natur- bis 1 Mitteldornen, die ursprünglich aus Sa-
belassenen Yucca-Landschaft und einer men der Fa. Köhres, Erzhausen, Deutsch-
land stammen. Damit ist aber noch nicht Im Artikel von Chávez Martínez et al. wird
klar, ob es derartige Pflanzen waren, die der Versuch unternommen, das Zustande-
Tiegel bei seiner Erstbeschreibung vorla- kommen von Tiegel’s Beschreibung der M.
gen. Nach dem Studium des vorliegenden mieheana durch die morphologische Varia-
Artikels und der u.a. bei Hunt und bilität von M. densispina unter unterschied-
Reppenhagen zitierten Erstbeschreibung lichen Belichtungsbedingungen zu erklären.
komme ich zu der Schlußfolgerung, daß Ich halte das für einen interessanten Ge-
das wahrscheinlich nicht der Fall ist. So- sichtspunkt und somit die Idee, den Arti-
mit wäre das von den Wissenschaftlern kel den Mammillarienfreunden in Deutsch-
aus Cadereyta geäußerte Verständnis von land in übersetzter Fassung zur Verfügung
M. mieheana korrekt, wonach diese Art zu stellen, für sehr gerechtfertigt.
unter die Streubreite der Merkmale der
früher beschriebenen M. densispina fällt. Ralf Dehn
Zusammenfassung
Im Jahr 2000 sammelten Mitarbeiter des dieselbe Art zu interpretieren. Nachfolgend
Jardín Botánico Regional de Cadereyta ergab sich die Hypothese, dass M.
eine Gruppe von Exemplaren der Gattung mieheana das Ergebnis der besonderen
Mammillaria, die anfänglich als Mammil- Wachstumsbedingungen im Gewächshaus
laria mieheana Tiegel bestimmt wurden, oder unter einem geschlossenen Blätter-
einer Art, von der man den Herkunftsort dach im Wald sein könnte, das heißt, ge-
nicht kennt, und deren Typus-Exemplar ringe Belichtung und höhere Luftfeuchtig-
nicht erhalten ist. Aufgrund dessen, dass keit im Umfeld. Um diese Hypothese zu
diese Art aktuell von Guzmán et al. (2003) beweisen, wurden Vergleiche der Aktiven
als gültig angesehen wird, wurde die Lo- Fotosynthese-Strahlung (PAR) vorgenom-
kalität erkundet, um die Individuen in ih- men, unter der alle untersuchten Exemp-
rem natürlichen Zustand zu beschreiben, lare vorgefunden wurden, wobei ein be-
das Habitat zu typifizieren, und dessen trächtlicher Unterschied zwischen den
genaue Lage zu dokumentieren. An der in Belichtungsbedingungen bei offenem Him-
den abgefragten Archiven angegebenen mel im Vergleich zu den Bedingungen un-
Lokalität wurde nur eine Population von M. ter einem Blätterdach oder im Inneren ei-
densispina (Coulter) Orcutt vorgefunden, nes Gewächshauses festgestellt wurde.
deren Individuen eine morphologische Ver- Es ist wichtig, aufzuzeigen, dass sich die
änderung in Bezug auf die Körpergröße im Exemplare, die dazu dienten, M. mieheana
Zusammenhang mit dem Grad ihrer zu beschreiben, unter denselben Bedin-
Sonnenexposition aufwiesen. Es wurde gungen verminderter Belichtung und güns-
eine Analyse des morphologischen Ver- tiger Bewässerung entwickelt haben soll-
gleichs zwischen diesen Exemplaren und ten, wobei letztere seit ihrer Erst-
den im botanischen Garten deponierten beschreibung am Wildstandort wahr-
mit dem Ziel vorgenommen, ihre taxono- scheinlich nie wieder aufgefunden noch
mische Identität zu bestätigen. Die Ergeb- gesammelt wurde (Pilbeam 1999).
nisse zeigen, dass alle untersuchten Ex- Schlüsselwörter:
emplare gut zur Beschreibung von M. Cactaceae , Belichtungsbedingungen,
densispina passen, was nahelegt, sie als Querétaro, morphologische Veränderung
Abstract
During 2000, the staff from the „Jardín population of M. densispina (Coulter)
Botánico Regional de Cadereyta“ collected Orcutt was found at the site, individuals
a group of specimens of the genus from which do exhibit a morphological
Mammillaria that were initially classified as variation in the size of their bodies related
Mammillaria mieheana Tiegel, a species to sunlight exposition. A comparative
from which the original location is analysis of the morphology of these
unknown, and the type specimen has been specimens and the ones in the Botanic
lost. As this species is currently held as Garden was performed in order to state
valid by Guzmán et al. (2003), the site was their taxonomical identity. Results show
sur veyed in order to describe the that all specimens fit the description for
individuals in their natural conditions, typify M. densispina, and therefore should be
their habitat and to notify about their interpreted as belonging to that same
precise location. Nonetheless, only a species. Consequently, the hypothesis
arose that M. mieheana could be only a important to point out that the specimens
product of particular growing conditions used to first describe Mammillaria
in the greenhouse or under dense forest mieheana might have grown under a well
canopy, i.e. lower illumination and higher irrigated and shady environment, and that
humidity. In order to test this hypothesis, from then on, probably no specimens from
Photosynthetic Active Radiation (PAR) that species have been found or collected
measures were made for all studied in the wilderness (Pilbeam, 1999).
individuals, finding a considerable Key words:
difference between open canopy Cactaceae, light conditions, Queretaro,
conditions compared to either greenhouse morphologic variation.
or within canopy forest conditions. It is
Einführung
Die Existenz verschiedener Taxa der Fami- Die zuvor genannte Lage wird dadurch
lie Cactaceae in der Natur bleibt gegen- verschärft, dass das Typexemplar von M.
wärtig ungeklärt, wie das bei Mammillaria mieheana nicht konserviert wurde, und
mieheana TIEGEL (Leptocladodae) der Fall dass das, was nach Europa gelangt ist, an-
ist, die aktuell von Guzmán et al. (2003) scheinend eine leicht zu vermehrende Va-
als gültige Art angesehen wird, während- rietät von Mammillaria elongata DC. ist.
dessen andere Autoren sie als eine nur Die ursprüngliche, vielleicht aus der Finca
provisorisch anerkannte Art katalogisiert der Familie Schmoll stammende Art ihrer-
haben (Hunt 1999). Die Klärung der taxo- seits verschwand wegen ihrer schwierigen
nomischen Situation von M. mieheana Vermehrung aus den weltweiten gärtneri-
hängt davon ab, dass Kenntnis über deren schen Kulturen (Reppenhagen 1991).
natürliche Populationen erlangt wird, aber Vor diesem Panorama, und weil der Re-
bis heute konnten der oder die Standorte, gionale Botanische Garten Cadereyta „Ing.
wo diese Art wächst, nicht genau lokali- Manuel González de Cosío“ eine Gruppe
siert werden. Seit ihrer Entdeckung und von Exemplaren besitzt, die unter einer vo-
Erstbeschreibung im Jahr 1933 wurde M. rangegangenen Gartenleitung als letztlich
mieheana nur aus dem Staat Querétaro unter diese taxonomische Einheit fallend
vermeldet, ohne die Lage der Typlokalität bestimmt wurde, wurde beschlossen, eine
zu präzisieren. Felderkundung zu unternehmen, um die
Es existiert nur eine einzige, nicht doku- Identität der Exemplare der Sammlung zu
mentierte, aus der Region Sierra del bestätigen, ihr Habitat zu charakterisieren
Zamorano stammende Registrierung von und das Auffinden der Lokalität zu doku-
Alfred Lau (Lau 717), die ein von mentieren.
Mammillaria densispina (Coulter) Orcutt In dieser Arbeit wird die Hypothese auf-
verschiedenes, aber derselben Reihe zu- gestellt, dass M. mieheana eine morpho-
gehöriges Exemplar betrifft, das wahr- logische Variante von M. densispina ist,
scheinlich M. mieheana entspricht. Des- hervorgerufen durch eine unterschiedliche
halb kann davon ausgegangen werden, Reaktion der Individuen beim Wachsen
dass genanntes Taxon am Wildstandort nie unter gegensätzlichen Belichtungs-
wieder aufgefunden noch gesammelt bedingungen, in der Form, dass sich eine
wurde (Pilbeam 1999). morphologische Veränderung nur an Indi-
viduen zeigt, die unter dem geschlosse- der Art analysiert, einschließlich der im
nen Blätterdach des Waldes wachsen und Schlüssel von Pilbeam (1999) angegebe-
an jenen, die seit 2000 unter Gewächs- nen diagnostischen Merkmale.
Um die Hypothese der Unterschiede
im Belichtungsgrad unter unterschied-
lichen Umweltbedingungen zu bewei-
sen, wurden Messungen der Aktiven
Photosynthese-Strahlung (PAR) (µmol
m-2 s-1) als indirekte Einschätzung des
fotosynthetischen Photonenflusses
(PPF) vorgenommen, unter jeder der
Bedingungen, unter denen die unter-
suchten Exemplare wuchsen: in der
Wildpopulation im a) offenen Raum (Ge-
lände ohne Blätterdach), b) unter einem
Abb. 2: Mammillaria densispina, in einem Gebiet Blätterdach und c) im Innern eines Ge-
mit geschlossenem Blätterdach wachsend, R.
wächshauses. Die erhaltenen PAR-
Hernández 12014 (QMEX)
Werte für jede der Bedingungen wur-
hausbedingungen im Botanischen Garten den mit dem PAR-Wert eines Kontroll-
wuchsen. An dieser Stelle ist es wichtig, geländes verglichen, um die erzielte PAR
darauf hinzuweisen, dass die Gewächshäu- zu bewerten. Die Messungen wurden an
ser dieser Institution nicht konventionell sonnigen Tagen während der Stunden der
sind, da sie nicht mit Plastik gedeckt und stärksten Belichtung, zwischen 10. 00 und
dunkler als ein konventionelles Gewächs- 16. 00 Uhr in Abständen von jeweils 30
haus sind. Minuten vorgenommen, wobei ein
Apogee-Quantometer vom Modell BQM
Methoden Q-Basic verwendet und der Mittelwert
Die Beschreibung und die Charak- festgehalten wurde. Um die statistische
terisierung des Habitats wurden am Wild- Signifikanz zwischen jeder der Bedingun-
standort erarbeitet, und die entsprechen- gen und der Kontrolle zu bestimmen, wur-
den Herbarexemplare (R. Hernández
12014), die im Herbario Estatal de
Querétaro „Jerzy Rzedowski“ de la
Universidad Autónoma de Querétaro
(QMEX).deponiert sind, wurden vorbe-
reitet.
Es wurden morphologische Daten
der Individuen im Feld und von den
vorliegenden Informationen der Ex-
emplare des Botanischen Gartens ge-
wonnen; ferner wurde eine Tabelle
des Vergleichs zwischen den M.
mieheana nahestehenden Taxa erar- Abb. 3: Aktive Fotosynthesestrahlung, Mittelwert
beitet. Mit diesem Vergleich wurden unter dem geschlossenen Blätterdach des
einige der wichtigsten Merkmale je- Quercus-Waldes
Tabelle 1: Vergleich der Merkmale zwischen M.mieheana TIEGEL und den ihr
nahestehenden Taxa
Tabelle 1a: Vergleich der Merkmale zwischen M.mieheana TIEGEL und den ihr
nahestehenden Taxa