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Auf der Terasse des Café Josty
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Auf der Terasse des Café Josty
Ebook64 pages22 minutes

Auf der Terasse des Café Josty

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About this ebook

Von der Terrasse des berühmten Café Josty am Potsdamer Platz aus gesehen tun sich Abgründe der Großstadt auf. Für Marcel Reich-Ranicki gehören Gedichte Paul Boldts zum Kanon der deutschen Literatur.
LanguageDeutsch
PublisherXinXii
Release dateDec 17, 2013
ISBN9783941725232
Auf der Terasse des Café Josty

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    Book preview

    Auf der Terasse des Café Josty - Paul Boldt

    BOXMATCH

    Die Zeichen ihrer Wut und ihrer Rache,

    Die sie im Anprall aneinander hetzt,

    Vermehren sich. Sie keuchen schwer und jetzt

    Berinnen sie (ein Dämchen schreit entsetzt)

    Wie Brunnenrohre, die ein Riß verletzt,

    Und trampeln bäurisch um die rote Lache,

    Um nicht zu fallen, während sie sich flache,

    Seltene Hiebe geben — schonend schwache.

    Da brüllt der Pöbel, und das Zischen fegt

    Sie ineinander. Hiebe klappen dumpf,

    Die Arme drehn wie Flügel einer Mühle.

    Der stemmt den nackten Schädel aus dem Rumpf,

    Nach welchem jener schnappt und Schläge schlägt.

    Sein Lachen blutet aus dem Sieggefühle.

    SCHLAFENDE AUGEN

    Die Nerven kräuseln

    Feinhäutig geschlossene Frauenlider.

    Wie sanfte Winde säuseln

    In erloschenen Lustseen

    Stimmen, die unserm Blut die Liebe gab.

    Wie in rauchende Meere

    Tauchten unsere Blicke ein.

    Wie rote, strotzende Heere,

    Trunken von Wein,

    Rollten die Augen ins Leere,

    In rot flammenden Rausch und Schein.

    KORNFELDER

    Kornfelder fühlen

    Die Wolken wie Mäherschritt,

    Die toll gehn und kühlen,

    Wenn Glutangst näher schritt.

    In weißer Erregung

    Schwanken die Raden.

    Der Roggen Bewegung,

    Wo die Winde baden.

    Die Ähren empfingen

    Tode statt Lohne.

    Es stirbt ein Singen

    Im blühenden Mohne:

    Wir wollen wallen,

    In Schmerzen verlorne;

    Und werden fallen,

    Opfer erkorne.

    Wir tragen Gewande,

    Aus Sonne gesteppt,

    Und werden im Lande

    Zum Blutstuhl geschleppt.

    Wir neigen die zarten

    Mädchenhälse

    Männern, den harten,

    Auf grauem Felse.

    Die Schwäne erzählen

    Von uns am Nil,

    Die kleinen Seelen

    Litten zuviel.

    In weißer Erregung

    Schwanken die Raden.

    Der Roggen Bewegung,

    Wo die Winde baden.

    Wann zog der Mai weg? —

    Der wilden Gänse

    Gespenstiges Dreieck!

    Wie eine Sense!

    Kornfelder fühlen

    Die Wolken wie Mäherschritt,

    Die toll gehn und kühlen,

    Wenn Glutangst näherschritt.

    SOMMERGARTEN

    Die Vögel sprangen von den Winden auf den Garten

    Und fielen auf die hellen Rasenbeete,

    Betäubt vom Duft der blühenden Stakete

    Am weißen Haus mit

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